1915 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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Verlauf des Krieges sind dem Kriegsministerium von verschiedenen Seiten Anerbietungen auf Herstellung von Scharpie gegangen, die stets dahin beantwortet wurden, daß ein Be- dürfnis hierzu nicht vorliege, da geeignetes Verbandsmaterial in hinreichenden Mengen, au für die Zukunft, vorhanden sei. Troßdem si die Verhältnisse in dieser Hinsicht durchaus nicht geändert haben, beschäftigen fich, wie bekannt geworden ift, namentlich in leßter Zeit weite Kreise der Bevölkerung in rößerem Umfange mit Scharpiezupfen. Die Heeresverwaltung fieht sih deshalb, wie „W. T. B.“ mitteilt, gezwungen, wenn fie au gern und dankbar die dadurch betätigte vaterländische Gesinnung anerkennt, bekannt zu geben, daß kein Mangel an Verbandstoffen besteht oder zu erwarten ist, und daß deshalb auch kein Anlaß zur Herstellung von Scharpie vorliegt. Da die zu Scharpie verarbeiteten Stoffe - für andere Zwee notwendig gebraucht werden, ist ihre Verwendung als Verband- stoff in der Armee bis auf weiteres verboten worden.

An die Generalkriegskasse werden täglich von Privat- personen zahlreiche unfrankierte Briefe gerichtet, für die Porto- Freiheit niht in Anspruch genommen werden kann und daher Strafporto zu zahlen ist. Die Vermerke „Heeres\sache, Feld- postbrief, Nachlaßsache“ können, wie durh „W. T. B.“ mit- geteilt wird, eine. Portofreiheit niht begründen. Durch die Rückgabe solcher Briefe an die Postverwaltung usw. wird der umfangreiche Geschäftsbetrieb der Generalfkriegskasse unnötig belastet, andererseits erwachsen den Absendern, die meist aus Unkenntnis handeln, durch das Zuschlagporto besondere Kosten. Daher wird dringend empfohlen, die Postsendungen an die Generalkriegskasse genügend frei zu machen.

Der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel, hat das am 2. August 1915 von ihm erlassene Ver- bot über Ankündigungen, betreffend den Verkauf, Tausch oder sonstigen Vertrieb von Postwgrtzeichen und Wohltätigkeitsmarken feindlicher Länder O Nr. 36 363 wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, dahin eingeschränkt, daß das Verbot sih nur auf solhe Postwertzeichen und Wohl- tätigkeilsmarken erstreckt, die seit Beginn des Krieges vom feind- lichen Ausland ausgegeben sind und noch ausgegeben werden.

Im Verlage von Julius Springer, Berlin W. 9, ist eine im Kaiserlichen Gesundheitsamte bearbeitete „Zusammen - stellung einiger Verfahren zur Vertilgung von Kleiderläusen“ erschienen. Sie enthält eine gemein- verständliche Beschreibung der Mittel und Wege, die neueren Erfahrungen zufolge sich zur Vertilgung der Kleiderläuse, der hauptsächlichen Verbreiter des Ansteckungss\toffes des Fle fiebers eignen. Jn einem Anhang sind auch Mittel zur Ver- tilgung von Wanzen und Flöhen angegeben. Preis für ein Einzelstück der Druckschrift beträgt 10 Z, bei Abnahme Éröberer Mengen tritt eine Ermäßigung ein.

Die Nr. 8 der „Amtlichen Nachrichten des R eichs- versiherungsamts“ vom 15. August 1915 enthält im Amtlichen Teile unter A (Allgemeines) eine Bekannt- machung des Stellvertreters des Reichskanzlers vom 12. August 1915, betreffend die Wahlen nah der Reichsversicherungs- ordnung, einen Runderlaß des Amts vom 15. August 1915 an die Vorstände der ihm unterstehenden Landesversicherungs- anstalten und Berufsgenossenschaften über die den Versiche- rungsträgern zu leistende Rechtshilfe unter Abdruck eines Erlasses der Königlich preußishen Minister für Handel und Gewerbe und des Jnnern vom 10. Juli 1915.

Unter B (Unfallversicherung) folgen Rekurs- enischeidungen (2818 bis 2820), eine Entscheidung des T. Beschluß- senats (2821) und eine Verwaltungsentscheidung (2822) *) über folgende Gegenstände :

Hat der VersiGerungéträger die erneute Feslseßzung der Nente mit einer Aenderung der Verhältnisse begründet, so liegt ein die Wirkungen des § 1608 Abs. 1 der Retichéversiherung8ordnung be- gründender neuer Bescheid au dann vor, wenn es sich in Wirklich- keit weder um die Neufeststellung etner vorläufigen noch um die einer Dauerrente wegen Aenderung der Verhältnisse, sondern um die erste Feststelluna der Daverrente handelt ; der im früheren Nentenverfah! en eingelegte Nefurs gilt niht nur als Einspruch und Berufung, sondern, wenn inzwtichen das Urteil ‘des Oberversiherungsamts im neuen Mentenverfahren ergangen ift, au als Rekurs gegen dieses neue Urteil [2818];

Die Aufhebung einer vorläufigen Rente auch vor Ablauf von zwei Jahren eit dem Unfall ist Ablehnung der Dauerrente [2819];

Die Entsch idung des nah § 1731 Abj. 2 der Reichsversicherungs- ordnung angzerufenen Senats des MNeichsversicherungëamts über die Nechtmäßigkeit der Verwerfung des Wiederaufnahmeantrags durch Berfügung tes Vorsitendea kann ohne öôffentlihe und mündliche Ver- handlung ergehen [2820];

Im Fale des Uebergarges eines Betriebs von einer Berufs- genofsenshafît auf eine andere hat die übernehmende Berufsgenofsen- \chaît wegen des Ueberaanaes der Nentenlast Anspruch auf einen ent- Iprechenden Teil der Rücklage ter abgebenden Berufsgenossenschaft, der auh dann nah der Bekanntmachung des Retchsversicherungsamts vom 24 Dezember 1912 1 26 692 (Amtliche Nachrichten- des -N.V A. 1912 S. 1127) in Verbindung mit § 673 Abs. 2 der Neichs- versiherungsordnung zu berechnen ist, wenn die Beiastung der den E oi, oenoflen [Mast ziffermäßig fesisteht und wesentlih geringer ijt ;

y Die aeildaenotienscdafien find zur Erstattung von Mahn- und Pfändungégebühren nicht verpflichtet. [2822].

Der Abschnitt C (Kranken-, Jnvaliden- und Hinter- bliebenenversicherung) enthält den Runderlaß vom 2. Juni 1915 an die Vorstände der der Aufsicht des Reichsversicherungs- amts unterstellten Versicherungsanstalten und der Sonderanstalten über die Verrehnung der Minder- oder Mehrzahlungen bei Tilgungsdarlehen, die nicht zum Nennwert ausgezahlt werden.

*) Die neben den einzelnen Ents{eidungen stehenden eingeklam- werten Zablen geben die Z'ffer an, unter welcher diese in den „Amt-

baren Anf

1 eines Krankevgeld und im unmiuxel- j daran wegen fortdauernder Un!ähbigkeit zur Berufs- arbeit infol jelben Unfalls JInvalidenpension, fo find Krankengeld und Invalidenpenfion als eine einheitliche fortlaufende Unterstüßung im Ee des 8 25 Abs. 5 des Gewerbe-Unfallversicherungsge]eßes anzusehen ; j 2). Für den Umfang eines unter der Herrschaft des Gewerbe- Unfallversicherung2geseßes entftandenen Ersazan|pruhs bleibt auch nach dem Inkrafttreten der Netchsversichherungs8ordnung § 25 des Gewerbe: Unfallverficherungëgesezes maßgebend. Durch die Vor'chrift des § 1506 der Neichsver}iherungsordnung wird der Erfaßberechtigte nicht gehindert, zum nachträglihen Erfaße für zunächst Wet gebliebene Teile jeiner vor dem 1. Januar 1913 entstandenen Eisaßy- forderung avch nah diesem Zeitpunkt fällig werdende Rententeile bis zu ihrer halben Höhe in Anpruh zu nehmen, soweit dies nah § 25 des Gewerbe-Unfallversicherur gsgesezes zulässig ist (zu vergleichen dte NRevisionétentscbeidung 1960, Amtliche Nachuichten des N. V. A. 1915 S. 360) 12063]; : -

Eine knavpschaftlihe Krankenkasse, die Sterbegeld für einen durch Betriebsunfall getöteten Versicherten gezahlt hat, konnte unter der Herrschaft des § 25 des Gewerbe-Unfallversihherungsgeseßes auch vor dem 1. Januar 1904, dem Tage des Inkrafitrctens des § 20 Abs. 5 und des § 74 Abs. 3 des Krank-nversicherungsgeseßes, Ersay des Sterbegeldes aus dem von der Berussgenossenschaft zu gewährenden Sterbegelde verlangen [2064]; :

Der in der Revisionsentsheidung 1881 (Amtlie Nachrichten des

._ M. V. A. 1914 S. 639 Ziffer 4) ausgesprohene Grundsatz ist auf-

rechterhalten worden, daß elne eingeshriebene Hilfskasse, die in ihrer Soaßung einen Tatbestand, der nah § 123 des Bürgerlickten Geseßz- bus die Anfehtung des Versicherungêvertrages wegen aragltstiger Täuschung rechtfertigen Iönnte, zum Ausschließungsgrunde macht, ih damit des Necbt-8 begeben hat, aus dem gleihen Grunde den Auf- nahmevertrag als ntchtig anzufe{chten [2065];

Die Grundsäße der Revisionsentscheidungen 77 und 956 (Amt- lite Nachrihlen des R. V. A. J. u. A. V. 1891 S. 181 und 1902 S. 287) zur Ausleçung des Begrifís „selbständiger Hautgewerb- treibender“ im Gegeniay zum unfelbständigen Außenarbeiter (Heim- arbciter) sind aufrechterhalten worden [2066];

Wenn eine versibert gewesene Person nah dem endgültigen Er- Iöschen der Anwart|haft erneut tin ein versiherungspflihtiges Be- schäftigungêve: hältnis tritt, so sind die in der neuen Quittungskarte für eine zurückliegende Zeit gültig verwendeten Beitragsmarken auf die neue Wartezeit in demselben Umfang anzure{nen, wie bei einer veu in die Versicherung eintretenden Person [2067];

Die ärztiihen Berater der Landesversicherungsanstalten (die \so- genannten Vertrauentärzte) können vor dem Oberverficherungsamt als Parteivertreter erscheinen und als folche gehört werden. Es ift auc zulässig, daß sie in einzelren Fällen aus besonderen Gründen vom Oberversicherungsamt als Zevgen und in Verbindung mit der Aus- kunft über ihre etgenen früheren Wahrnehmungen gutachtlich (als sachverständige Zeugen) vernommen werden. Doch dürfen die Ober- ve!sicherungéämter zur Vermeidung einer Umgehung (Verleßung) des S8 68) der Reichsversiherungsotdnung hieraus ketne Negel machen [2068];

Etne vom Arzte angeordnete und überwachte mediko-mechanishe Behandlung stellt eine ärztlihe Behandlung und nicht ein Heilmittel im Sinne des § 182 Nr. 1 der Neichsversiherung8ordnung dar [2069]:

Unter Krankenkassen im Sinne des § 208 Say 2 der MNeichsver- siherunggordnuvg sind nur die im § 225 Abs. 1 der NRetchsversiche- rungßordnung bezeihneten Krankenkassen zu verstehen [2070];

Krtegsteilnehmer, die ivnerhalb der ersten drei Woczen nah dem Ausscheiden aus einer versicherungspflihiigen Beschäftigung im Ge- biete des Deutschen Neichs verwundet werden, haben An'pruch auf die MNegelletstungen der Krankenkassen nah § 214 der Neichsversicherungd- ordnung [2071]; :

1) § 1693 der Rei&sversiherung#ordnung gilt au für Streitig- keiten auf Grund der Bekanntmachung des Meichskanzlers, betreffend Wochenhiife während des Krieges, vom 3. Dezember 1914 (Neichs- Geseßbl. S. 492, Amtliche Nachrichten des N. B. A. 1914 S. 807).

2) Die Ehefrau eines Kriegsteilnehmers, der vor Ausbruch des Krieges als landwirt\chaftliher Arbeiter ohne Anspruch auf Bar- leistungen gegen Krankheit versichert war, hat Anjp:uch auf Wochen- hilfe nah der unter 1 bezeihneten Bekanntmahung [2072];

Wöchnerinnën, die vor dem 3. Dezember 1914 entbunden sind, haben Ansprvch auf Wochen- und Stillgeld nah der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Wochenhil!e während des Krieges, vom 3 Dezember 1914 (Neis-Gesegbl. S. 492, Amtlide Nachrichten des N. V. A. 1914 S. 807) nur insoweit, als die Fristen tes § 3 Nr. 2 urd 4 a. a. O. am 3. Dezember 1914, vom Tage der Entbindung ab gerechnet, ncch nit abgelaufen waren |2073];

Versiherungsberehtiate Mitglieder einer Ersaßkasse gelten nicht als auf Grund der Reichsversiherungsordnurg versihert im Sinne des § 1 Nr. 2 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 3. De- zember 1914 (Reichs. Gefeßbl. S. 492, Amilihe Nachrichten des N. V, A. 1914 S. §07) [2074];

Der Erundsaß der Nevisionsentsheidung 903 (Amilic(ße Nachrichten des K. V. A. 1901 S. 407) i unter der Herrschatt der Reicht versicherungs8ordnung aufre@tzuerhalten. Dem- gemäß bezieht sich die Vorschrift des § 1442 Abs. 1 der Neths- v-rsicherungsordrung auch auf den Fall, daß Marken zu niedriger Lohnklasse betgeb1acht sind und durch tolche der richtigen Lohnklasse erseyt werden sollen. Dies gilt auch für das Gebiet des Einzugs- verfahrens [2075]; ¿8

In der Aufnahme einer geisteskranken Ehefrau in eine Anstalt auf Kosten des Armenverbandes ist im Sinne des § 1531 der Neihs- versiherung8ordnung eine Unterstüßung des Elemanns als Familien- haupts zu erblicken [2076].

Ener sind folgende Grundsäße vom Beschlußsenat auf- gestellt :

Als Ersaß für bare Auslagen, die eine Krankenkasse nah § 21 Abs. 2 Satz 1 der Reichsversiherungsordnung den gewählten Mit- gliedern der Organe zu erstatten hat, können auch Tagegelder gewährt werden [2077];

Die Saßungsbestimmung etner Krankenkasse des Inhalts, daß die Bekanntmachungen, welche die Kasse betreffen, in zwei vom Vor- stand zu bestimmenden Zeitungen erfolgen follen, ist zulässig [2078] ;

Einzelnén Kassenmitgliedern steht ein Beshwerdereht gegen cine Entscheidung des Oberve sicherungsamts, durch die eine Anordnung nach § 326 Abs. 1 der Neichsversiherungsordnung abgelehnt wird, nit zu |2079];

Die Verpflibtung des Arbeitgebers, die Beiträge bis zur vor- \{riftsmäßigen Abmeldung fortzuzahlen 397 Abs. 1 der NReichs- versiherungsordnun6), kommt dann in Wogfall, wenn die rechtzeitige Abmeldung tatsächlich unwöglich war [2080];

Arbeitgeber haben bei Arbeitsunfähigkeit von Versicherungs- pflichtigen, die Mitg!teder einer Ersaßkasse find und deren Nechte und Pflichten als Mitglieder der Krankenkasse ruben, jür die Dauer der Krankenhilfe keine Beiträge zu entrihten [2081].

Endlich sind noch folgende Entscheidungen zu vermerken:

- Nach der Entscheidung 2082 sind die mit häuélihen oder land- wirtschaftlichen Arbeiten besäftigten Laienbrüder eines Klosters, die das Ordensgelübde noch nicht abgelegt haben, zur freiwilligen Selbst- versicherung gemäß § 1243 Abs. 1 Nr. 3 der NRetchsversicherungs- ordnung bereh1igt.

Die Zuständigkeit eines Versicherung8amts zur Entgeg-nnahwe eines Antrags auf Invalidenrente is nicht von der Stellung eines wirksamen Antrags abhängig [2083].

Den Schluß bilden die Uebersichien über die Zahlungen

Iichen Nachr!hten“ veröffentlicht sind.

der 31 Versicherungsanstalten aus Jnvaliden-, Kranken-,

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eitragsmarfen im Monat Juli 1915.

Der beutigen Nummer des „Reihs- und Sta gers“ liegen die Ausgaben 678 und 679 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 324. Verlustliste der preußischen Armee, die 219. Verlustliste der bayerishen Armee und die 260. Verlustliste der württembergischen Armee.

Großbritannien und JFrland.

Die Admiralität gibt bekannt, daß die {nelle Ent- wicklung des Luftdienstes eine Umgestaltung der Luft- \hifferabteilung erforderlich gemacht habe. Das Amt wird jeßt unter die Leitung des Flaggenoffiziers, Konteradmirals Vaughan Lee gestellt, der den Titel eines Direktors des Luftfahrtdienstes erhält. Der bisherige Direktor des Amts für Lufischiffahrt Kommödore Sueter ist mit der Aufsicht über die Herstellung von Flugzeugen betraut worden , und hat den Titel Supéêèrintendent für Flugzeugbau erhalten.

- Der Gewerkschaftskongreß in Bristol hat mit 600 gegen 7 Stimmen eine Resolution angenommen, in der er sih verpflichtet, die Regierung soviel wie möglich zu unter- stüßen, um den Krieg mit Erfolg fortisezen zu können.

Die Versammlung des sozialistisch- natio- nalen Verteidigungsausschusses in Bristol hat eine Entschließung angenommen, worin, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, die hinterhältigen Umtriebe der kleinen, nicht maß- gebenden Gruppe von Friedenseiferern verurteilt und alle Friedensvorschläge zurückgewiesen werden, durch die nicht die Freiheit Belgiens, Nordfrankreihs, Elsaß-Lothringens und Polens hergestellt wird.

Die leßten beiden Verlustlisten weisen 90 Offiziere und 3299 Mann auf.

Rußland.

Der Großfürst Nikolaus ist nah dem Kaukasus ab- gereist.

Das von den Blocparteien der Duma ‘aus- gearbeitete gemeinsame Arbeitsprogramm erklärt, wie die „Berlingske Tidende“ meldet, in der Einleitung, der Sieg könne nur erreiht werden, wenn die Behörden ih auf das Vertrauen des Volkes stüßen könnten und dadur imstande wären, die aktive gemeinsame Arbeit aller Bürger des Landes zu organisieren. Als Bedingung für die Erlangung des Ver- trauens wird die Erfüllung einer Reihe von Forderungen ver- langt, darunter politishe Amnestie, versöhnlihe Politik in Finnland und Erweiterung des Vereinsrechts. Der Vor- sißende des Zentrums der Duma, Fürst Lwow, hat vor- gestern während der Dumasißung dem Ministerpräsidenten das Programm überreiht. Zu den Blokparteien gehören von 439 Dumamitgliedern niht weniger als 300, nämlich das ganze Zentrum, die Oktobristen, die Fortschrittspartei, die Kadetten, der linke Flügel der Nationalisten unter Bobrinski, ferner die Polen, die Sozialdemokraten, die Mohammedaner

und die Weißrufsen. Portugal.

Die Tagung des Parlaments ist ge\schlo\sen worden, ohne daß die Regierung eine Erklärung über die Weltlage

abgegeben hätte. . Griechenland.

Der griechishe Minister für Straßen- und Verkehrswesen hat dem „Echo de Paris“ zufolge Unterhandlungen mit Bulgarien und Rumänien angeknüpft, um Transporte über Saloniki, den einzigen offenen Hafen am Aegäischen Meer, zu organisieren.

Bulgarien.

Blättermeldungen zufolge hat sich der Ministerpräsitzent Nadoslawow einer Abordnung von Sobranjemitglie-dern gegenüber dahin geäußert, daß die Beziehungen Bulgariens zur Türkei ausgezeichnet seien. Bulgarien sei faktisch bereits im Besiße der Bahnlinie nah Dedeagatsh. Die türki \ch- bulgarishe Grenze verlaufe entlang dem Tundschaflasse bis Karagatsch, das Bulgarien zufalle, dann bis Soflu, zwei Kilo- meter östlih der Marißa, von Soflu bis Enos am linken Marißaufer. Die Stellung des Ministeriums fei fest. Es rechne auf die Vaterlandsliebe seiner politischen Gegner, namentlich der Bauernbündler, und beabsichtige nicht, die Sobranje aufzulösen. Er (Radoslawow) glaube niht an ein gemeinsames Vorgehen Serbiens, Rumäniens und Griechen- lands gegen Bulgarien. Falls Bulgarien kämpfen müsse, werde es dies nur auf einer Front zu tun brauchen.

Nach einem Telegramm des Präfekten von Xanthi haben unbekannte Personen vorgestern vormittag das Mitglied der Sobranje Mehemed Pascha überfallen und durch Revolverschüsse getötet. Wie das „Wiener K. K. Tele- graphen - Korrespondenz - Bureau“ mitteilt, hat die vorläufige Untersuchung ergeben, daß ein Racheakt persönliher Feinde:

vorliegt. Albanien.

Das „Giornale d’Jtalia“ berichtet, daß Essad Pascha seinen Vormarsch durch die Ebene von Zadrima fortseze. Man könne bereits sagen, daß die Ebene im Besiße der Anhänger Essads und von der Regierung in Alessio abhängig sei. Essad beabsichtige, nun auch das Gebiet der Mirditen zu beseßen, wohin sich alle seine Feinde geflüchtet hätten. Dieser Bezirk kämpfe: nunmehr ganz ohne Mittel und sei von den Serben und den: Anhängern Essads eingeschlossen. Bibdoda habe sich nach Montenegro begeben, wo er anscheinend als Geisel zurück= gehalten werde. Die Mirditen hätten sich in einen ver- gweifelten Kampf mit den Truppen Essad Paschas eingelassen. Jn der Ebene von Zadrima sei man sih noch nicht klar dar- über, ob Essad im Einverständnis mit den Montenegrinern vor- gehe. Sicher sei nur, daß die Montenegriner eigene Stellungen diesseits des Drin innehaben und entgegen der allgemeinen. Erwartung den Vormarsch Essads nicht behindern.

Amerika,

Der Präsident Wilson besuchte vorgestern das S faals- departement, wo er eine Unterredung mit dem Staats*“ekretär Lansing hatte. ;

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Prätoria find 42 Anhänger Kemps wegen Aufruhrs zu

E Em ets Es e e 18 Monate Gefängnis. 9 E

; Kriegsnahrichten.

Großes Hauptquartier, 9. September. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplag.

In den Argonnen brachen gestern nordöstlih von Vienne-le-Château unsere Württemberger und Sottrinne Regimenter zum Angriff vor. Die durch die Artillerie vor- trefflih unterstüßte stürmende Jnfanterie seßte sich auf einer Frontbreite von über 2 km und einer Tiefe von 300 bis 500 m in den Besiß der feindlichen Stellungen und mehrerer Stüßpunfkte, darunter des vón den Franzosen vielgenannten Werkes Marie - Thérèse. 30O fiziere, 1999 Mann wurden gefangen genommen, 48 Maschinengewehre, 54 Minenwerfer, eine Nevolver- en L Nach

rend der Naht von vorgestern zu gestern wurden i London die Docks sowie die sonstigen Safeucilaaan und deren Umgebung ausgiebig mit Spreng- und Brandbomben belegt. Die Wirkung war recht be- friedigend. Unsere Luftschiffe sind troß heftigster Beschießung ohne jeden Schaden zurückgekehrt. Deutsche Flugzeuggeschwader griffen Nancy an.

Oestlicher Kriegs schauplagt. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Von der Ostsee bis östlih von Olita keine wesentliche Veränderung. Zwischen Jesiory und dem Njemen wehrt sich der Gegner hartnäckig; unsere Truppen nähern sich Skidel. Südlich des Njemen entzog si der Feind der Nieder- lage durch Rückzug hinter die Zelwianka: auf dem West- ufer halten nur noch Nachhuten. Die Heeresgruppe machte 3590 Gefangene und erbeutete 10 Maschinengewehre.

Heeresgruppe des Generalfeldmarscalls Prinz Leopold von Bayern. Auch hier ist die Zelwianfka an den meisten Stellen unter Kämpfen mit feindlichen Nachhuten erreiht; südlih von Rozana ist der Uebergang über die Nozanka erzwungen. Oesterreichisch - ungarishe Truppen gehen weiter durch den Wald nordöstlih von Sielec vor.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Bei Chomsk ist das Nordufer der Jasiolda gewonnen, durh unser Vorgehen nah Norden gezwungen, räumte der Gegner seine Stellungen bei Bereza-Kartuska. Zwischen dem Sporowskie-See und dem Dnjepr-Büg- Kanal haben wir weiter Boden gewonnen.

Südöstliher Kriegs\ch'auplagz. _ Der südlih von Ostrow über den Sereth vorgedrungene Geind ist auf ‘einem Nordflügel zurückg eworfen. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 10. September. (W. T. B.) Wesiliher Kriegs\chauplaß.

_Nördlich von Souchez wurde ein vorgeschobener f ran- zösisher Graben genommen und eingeebnet. Die Be- saßung fiel bis auf einige Gefangene im Bajonettkampf. Jn den Vogesen wurden nahe vor unseren Stellungen am Schraßmännle und Hartmannsweilerkopf liegende Gräben gestürmt und dabei 2 Offiziere, 109 Mann ge- fangen genommen, 6 Maschinengewehre, ein Minenwerfer er- beutet. Ein Gegenangriff am Schrazmännle wurde blutig abgewiesen.

Destliher Kriegschauplaß. __ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Jn Gefechten südöstlih * von Friedrichstadt und bei Wilkomierz machten unsere Abteilungen einige 100 Gefangene; sonst ist. die Lage zwischen der Ostsee und dem Njemen bei Merecz im wesentlichen unverändert. Bei Skidel und am Zelwianka-Abschnitt ist der Kampf noch im Gange. Die Höhen bei Pieski (an der Zelwianka) wurden ge- stürmt; im Laufe des Tages sind 1400 Gefangene ein- gebracht und 7 Maschinengewehre erbeutet.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Die Heeresgruppe ist im Angriff gegen feindliche Stellungen an der oberen Zelwianka und östlich der Rozanfa. Olszancka ist genommen. ;

_ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Macensen. Unsere Verfolgungskolonney nähern \sich dem Bahnhof Kossow (an der Straße von Kobryn nach Milowidy).

Beiderseits der Bahn nach Pinsk erreichten wir die Linie Tulatycze Owzicze.

Südöstlicher Kriegs schauplagt.

Deutshé Truppen warfen die Russen aus Bucniow (am Sereth, südlich von Tarnopol). Südwestlich von Bucniow und bei Tarnopol sind heftige feindlihe Angriffe abgeschlagen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 9. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Russischer Kriegs\chauplaßs.

Unser Angriff in Wolhynien schreitet fort. Gestern wurde die russishe Front nördlich von Olyka durchbrochen. Dubno, der zweite Punkt des wolhyni schen Festungs- dreiecks, ist genommen. Jn die Stadt ist gestern Nach- mittags österreichishe Landwehr kavallerie eingerückt. Die fluß- aufwärts liegenden Sperrforts sind in unserem Besiß. Die Armee des Generals von Boehm -Ermolli ist an die obere Ziwa und über Nowo - Aleksiniec vorgedrungen.

e russischen Kräfte, die im Raume westlich vom Trem- bowla über den Sereth vorgebrochen sind, wurden größten- teils wieder zurücgeworfen. Jn den Kämpfen, die hier gegen feindliche Ueberzahl stattfanden, griffen deutsche Garde- bataillone unter dem Obersten von Leu besonders erfolgreih ein. Am unteren Sereth und am Dnjestr herrschte verhältnismäßig Ruhe. Bei der gestern berichteten Eroberung der feindlihen Stellungen von Nowosiolka- Kostiukowa hatte im Kampf zu Fuß die von Feldmarschall- leutnant von Brudermann geführte Kavallerie hervorragen-

' im Verlage der Deutscden Verlagsanstalt in Stuttgart berausgibt, liegen

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d von Micha lin südlih von Rodzany. s

s Jtalienischer Kriegsschauplas. Die allgemeine Ruhe hält an. Jm Raume von Schluder- bah vertrieben unsere Truppen s{hwächere feindlihe Abtei- lungen, die gegen unsere Popenastellung vorfühlten, durch Feuer. Ebenso wurden zwei italienische Kompagnien, die im Paralba- gebiet“ einen unserer Stüßpunkte angriffen, zurückgeshlagen und feindliche Patrouillen, die den Monte Ciadenis ersteigen wollten, abgeschossen. i Der Stelloertreter des Chefs des Generalstabes.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See.

. Berlin, 9. September. (W. T. B.) Unsere Marine- l uftschiffe haben in der Nacht vom 8. zum 9. September den We stteil der City von London, ferner große Fabrik- anlagen bei Norwich sowie die Hafenanlagen und Eisenwerke von Middlesborough mit gutem Erfolge angegriffen. Starke Explosionen und zahlreiche wg via Ér dig a Pee E Die Luftschiffe wurden von ichen Balterten heftig beschossen. Sie fi ämtli wohlbehalten zurügekehrt P N A Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Vordeaur, 9. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ meldet, hatte der Dampfer „Bordeaux“ Saft am 2. September morgens verlassen und befand sich am 7. September um 5 Uhr morgens 12 Meilen vom Kap Coubre, als ein Kanonenschuß auf ihn abgefeuert wurde. Der Kapitän befahl, mit Volldampf weiterzufahren. Aber das Unterseeboot seßte das Feuer fort, wobei der Dampfer von drei Granaten getroffen wurde. Dann manövrierie es, um das Schiff von der Seite zu fassen, und eine Granate drang unter der Wasserlinie ein. Der Dampfer „Bordeaux“ begann sich nah Steuerbord zu neigen. Der Kapitän ließ jeßt drei Rettungsboote zu Wasser, worin die Besazung Play nahm. Das Unterseeboot näherte sih und stellte fich quer vor den Dampfer, den es dann torpedierte. Das Schiff legte sich nah Backbord über und ging unter, da es ein ungeheures Leck erhalten hatte. Das Unterseeboot blieb an der Stelle, bis der Dampfer „Bordeaux“ untergegangen war, und vershwand sodann nach Norden. Es hatte keine Flagge geseßt, war grau augefstrichen und hatte weder ein Abzeichen noch eine Nummer. Die Besagzung des Dampfers, die die größte Kaltblütigkeit ge- zeigt hatte, wurde von einem Lotsendampfer aufgenommen und in Royan gelandet. i

Paris, 9. September. (W. T. B.) Der „Temps“ meldet „aus Cettinje: Ein österreihisches Unterseeboot hielt bei Kap Nodoni ein Schiff an, das Getreide und Waren für Montenegro an Bord hatte, und brachte es nah Cattaro. Bei Kap Rodoni kreuzt ständig ein österreichishes Unterseebot,

um montenegrinishe Schiffe aufzubringen.

La Rocelle, 10. September. (W. T. B) Am Donnerstag nachmittag traf der Dampfer „Baleinau“ mit dem Kapitän und Mann der Besaßung des englischen Dampfers „Nora“ an Bord hier ein. Die „Nora“ wurde Dienstag nahmittag 3 Uhr 30 Minuten bei Penmarch von einem deutschen Unterseeboot beshossen und ver- sen L Das Schiff war von Santander nah Newport unter- wegs.

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Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 9. September. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: Jm Abschnitt von Anaforta sind, wie sich feststellen ließ, am 8. September durch die Wirkung unseres gegen die feindlichen Stellungen südlih von Azmakdere ge- richteten Artilleriefeuers Explosionen von Munition und Granaten in den feindlihen Schüßengräben verursacht worden. Bei Ariburun \chleuderte der Feind Bomben mit giftigen Gasen gegen unseren linken Flügel, konnte jedoch keine Wirkung erzielen. Bei Sedil Bahr gab es nur \{hwaches gegenseitiges Feuer. An den anderen Fronten feine Veränderung.

Kunft und Wissenschaft.

Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers und Königs werden zugunsten des Noten Kreuzes im Laufe des Monats September im Lichthof des Kunstgewerbemuseums in Berlin avs der von König Friedrih Wilhelm 1V. angelegten Sammlung von Aquarel!len etwa 500 erlesene Blätter öffentlich ausgestellt werden. Die 3600 Yquarelle umfassende Sammlung bildet einen kostbaren ‘Schaß der Königlichen Hausbibltothek im Berliner Schloß. Die ausgewählten Blätter werden im wesentlichen nah den Oertlihkeiten des auf thnen As geordnet sein, sodaß Ansichten von Alt. Berlin, Potsdam, Wien und München die Hauptgruppen bilden. Aufnahmen von geshichtlich oder künstlertfch{ bedeutenden Bauten aus Ftalien, Spanten und dem Ortent werden fich. anrethen, „ferner Landschaften aus Bayern und dem Salzkammer- uuE Das Nähere über Beginn, Dauer und Besuchszeit der Aus- elung wird vom Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz noch bekannt gegeben werden. ;

Literatur.

Aus der in den legten Wochen erschicnenen Kriegsliteratur sei zunächst wieder der Inhalt einzelner Hefte der periodisch er scheinenden kurz \fizziert. Von der Sammlung „Der deutiche Krieg“, die Ernst Zäch

die Hefte 55 bis 60 vor (jedes Heft 50 A). Im 55. behandelt der österreichische Politiker Theodor vonSosnosky die Frredenta- politik. Er unterzieht zunächst die. vier von thr hauptsählih ins Feld geführten Motive: die Forderungen von „,Komven/sationen“ für die Angliederung Bosniens und der Herzegow'na, das Nationalitäten- prinzip, das Bedürfnis Jtaliens nah „natürlihen Grenzen“ und die angebli im Jahre 1866 erfolgte Eroberung Südtirols dur Garibaldi einer sachlichen Kritik, um dann die von der italienischen Negierung der Agitation der Irredenta gegenüber etngenommene Haltung und die Politik Oesterreichs gegen ihre Machenschaften darzulegen. Die Hefte 56 und 58 behandeln verwandte Themata. In jenem sucht der Professor Dr. Robert Liefmann die Frage „Brkingt uns der Krieg dem“Sozialtsmus näher?“ zu beantworten, während in diesem Theodor Heuß die Formen des Kriegssozialismus selbst \hildert. Liefmann gelangt, von einer Darlegung des Wesens des Sozialismus au?egehend und nachdem er die dur den Krieg hervorgerufenen besonderen wirtschaftlichen Maßnabwen \kizziert hat, zu der Ansicht, däß die individualistishe Wirt- shaftsordnuvng auch in Zukunit die deutsche Volkswirtschaft kenn- zeihnen werde. Was als bleibendes Gut nah dem Kriege bletben solle, fei ein Ineinandergréifen eines vernünftigen Soztialvrinzips mit dem Indivyidua!prinzip, vor allem ein Ausgleih der Klassengegen sätze.

den Anteil. Von den im Jäsiolda-Gebiet kämpfenden

weit künftig unjere rieden®wirts{chaët ih bewußter als Bt wirtshaft). Das Thema des Se ERE hen Wirts egenfaßes wind im 57. Heit von Richard 4 tant e andelt. Die in diesen Gedankenkceis fallenden Fragen find ja, da dieser Wirt|chaftsgegensaß eine Hauptursahe des gegenwärtige: Weltkrieges ist, in den lezten Monaten oft und von Gesichtspunkten aus besprohen worden. Dennoch ist die vor kletne Schrift lesen8wert, denn sie faßt nit nur alle Hzupty1mnktz geshickt zusammen, sondern sie zeigt au in der Bewertung' der Sager tat'ahen den Verfaffer als einen Many, der theoretische Schulung mit offenem Blick für das praktishe Wirtschäftsleben vereint. Die beiden legten Hefte sind völktsch-poicischen Fragen gewidmet. Im 99. shreibt Moeller van den Brü ck über Belgter und Balten, und im 60. fucht der Prinz Olgierd Czartorysfi die Frage: Müssen Deutsche und Polen \ich immer befehden? zu beantworten. Von: den bei G. D. Baedeker in Essen ersheinentea . Kriegsheften aus dem Industr!ebeztrk“ liegen ¿wei neue vor. Im 6. bietet Justus Hashagen einen Ueberblick über die Beziehungen Englands und Japans sett Schimonofseki. Nah einer Schilderung der Anfänge der english-japanishen Annäherung in den Jahren 1895—1902 wird die Haltung Ezglands im ru!sisch-japani- ihen Krieg behandelt, die Lockderung der Beziehngen zwischen beiden Staaten in den Jahren 1905—14 dargelegt und be- gründet sowie das englis - japanishe - Kriegsbündnis- und die ostasiatiche Krise 1914—15 gewürdigt Ein Ausbl-ck auf die Möglichkeiten der ostasiatishen Politik in Rück- sicht auf die Haltung Amerikas und die Lage Chinas bilden den Ab- {luß der auf Grund etner zablreihen cins{lägigen Literatur ver- faßten Darstellung, der die hauptsählichsten 1n Frage fommenden Staatsverträge als Anhang beigegeben sind. Im 7. Heft entwirft Dr. Ernst Günther ein Bild von den wirtschaftlihen Birfstrasten Deutschlands ‘und seiner Hauptgegner. Seine mit reihem ftatistishen Material belegte Untetsuhung kommt zu dem Ergebnis, daß Deutschland setne wirischaftlichen Kräite ncch lange nit in dem ‘Maße angespannt habe, wie seine Gegner, daß Deutschland daher auch dann begründete Aussicht auf etnen endlichen Sieg habe, wenn das Wo1t Lloyd Geocges wahr wäre, daß die legte Milliarde über den Krieg entscheiden werde. In der Sammlung „Perthe-’” Schriften zum Welikrieg“ (Verlag von Fiiedr. Andr. Perthes in Gotha) ergreift der Privatdozent an der Berliner Universität Dr. Heinri Scholz, der in ihr {on zwei Beiträge über zeitgemäße ethishe Fragen (Idealitmus, Politik und Moral) veröffentlicht hat, zum dritten Male das Wort, um einem jür das individuelle wte soziale Leben der Gegen- wart gleich wichtigen Problem „Der Krieg und das Christen- tum“ nachzugehen. Er sucht die Svannungen, Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Krieg und Christentum dur eine vertiefte Beurteilung des Krieges und eine befor dere Anscha#ung des Christentums in ihrer gegenwärtigen Bedeutung zu erfassen. Die tiefgehende Untersuhung gelangt zu dem Schluß, daß der Kiieg nie aus dem Christentum hérgelettet werden faun. Insofern ist das Christentum ohne den Krieg. Aber das Christentum fann auch den tragishen Charakter des Krieges, der leßten Endes dur den menshlichen Willen nur mitverschuldet wird, ni{cht ver- kennen. Insofern ist es niht gegen - den Krieg. So fehr es den Frteden fordert, fordert es doch niht den Frieden um jeden Preis. Auch niht um den Preis der Ungerechtigkeit, die, um den Frieden durhzuseßen, dem menschlichen Willen Dinge zur Last legt, die in Wahrheit Verhängnis sind. Umgekehrt kann ter Krieg die ideellen Momente seiner Erscheinung nur dann vor dem Christentum behaupten, wenn er nicht ohne das Christen- tum geführt wird. Das Christentum ift nit gegen “den Kcieg, sofern er das leßte Mittel zur Herstellung eines besseren ‘Lebens ist. England hat nun diesen Krieg unter Bedingungen gestellt, die den Auss{luß des Christentums bedeuten. Wir werden, - solange wir Christen find, niht eher zur Rube kommen dürfen, bis wir den s{rwersten aller Kämpfe, den wir auf Erden zu führen haben, den Kampf zwischen Idee und Interesse, in den Grenzen des men\chlihen Wesens auf allen irgend erreihbaren Punkten im Sinne des Christentums entschieden baber, und zwar nicht durch Beseitigun der Interessen, die der Beseitiguna des Lebens gleihkämen, aber dur Eroberung der Widerstände, die die Mitherrshaft der christlichen Idee im Kampfe der Interessen unmögli macen. Im 8. Veit derselben Samm- lungunterzieht Severus unter dem Titel „ZehuM onate italient- \cher Neutralität* das itali-nische Grünbuch einer vernihtenten Kritik. Von der Sammlung der Kriegsberichte aus dem Großen Hauptquartier, die neben den fnappen Lagesberiten der Obersten Heeresleitung einzelne wichtige Krieashandlungen s{childern, hat die Deutsche Verlageanstalt in Stu'tgart ses neue Hefte (4—10; jedes Heft 25 A) herautgegeben. Sie enthalten die Schilderungen von den Kämpfen in den Karpathen, bei Münster, von weiteren Kämpfenim Osten zusammen mit den österreichisch-ungarishen Truppen, von Kämpfen zwischen Maas und Mosel, von der Durhbruchsschlacht in Galizien bis zur Einnabme von Przemy|l, von der Schlabt in Galtzien von Przemysl bis Lemberg, von den Kämpfen bet Ypern, Les Eparges und Ban de Sapt und von den Kämpfen der Arwee von Hindenburg im Juni und Juli d. I. Jedem Heftchen ist eine Karte des be- treffenden Krie(sgeländes beigegeben. Im Verlag von Veit und Comp. in Leipzig g!bt Dr. Hugo Grothe eine Folge von Schriften unter den Titel „Länder und Völker der Türkti" heraus (Schriften des Deutschen Borderasienkomitees). Es liegen bisher von ihr vier Hefte bor (jedes Oeft 50 o). Im 1. Heft behzndelt der Landtagsabgeordnete Dr. W. Blankenburg -Zelß die Zukunftsarbeit der deutshen Schule in derTürkei. Er schildert die allmählice Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei auf kultur- politischem, bejonders s{ulpolitishem Gebiet, die neuerdings zur Berufuna einer deutshen Schulmi|sion na Konftantiropel ge- führt hat. - Der Verfasser wirft dabei interessante Streiflihter auf die völkishe Eigentümlichkeit der cinzelnen Nationalitäten vnd ihre Genetgtheit, sid vom deutschen Kuliureinfluß erfafsen zu lafen und streist auch die Wechselbeziehur gen zwi\chen politishem und wirtschaft- lihem Einfluß und Schulpropaganda. Im 2. Heft entwirft der Professor Dr. M. Horten-Bonn ein Bild von der islamischen Geisteskultur. Er stellt den Grundbegriff der iflamishen viel- seitigen Weltanshauung unter dem Einfluß von Griechenland, Perfien und Indien dar. Den Abschluß bildet etn Abriß der islamischen Ethik, wobet s{ließlich die große Toleranz des Jilam gegenüber fremden Kulturgedanken betont wird. Das politisch interessante Thema Cypern und die Engländer behandelt im 3. Heft der Professoc Dr. Fretherr von Lichtenberg- Gotha. Der Verfasser, ein gründ- liher Kenner des in 30 Jahren englishèr Herrshaft aus einer der reisten Inseln des Orients in die ärmste - verwandelten Eilands, schildert die unmenshlihe Steuerpolitik der Engländer auf Cypern, ihre Mißachtung seiner völkischen, menschlichen und religiösen Wünsche und Interèssen. Den Schilderungen liegt einwindfreies, amtliches Material zu Grunde. Das 4. Heft ist einer Darstellung des Geor - gishen Volkes von dem Professor Dr. Ferdinand Bor k-Köni sberg gewidmet. Von der Sammlung „Der Weltkrieg im Urteil der Völker“ (V-rlag von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin) liegt ein 5. Hest vor (20 „§); es entbält Pressestimmen über den Krieg aus dem Monat Mai d. J. Auch von den Krtegsveröffentlichungen des Deut)chen Bundes Heimatshuy is ein neues (2) Heft über „,Oft- preußen, seine Vergangenhett, Gegenwart und ukunft“ ershtenen (Verlag von Callwey in chen). 8s enthält den Wortlaut des Vortrages, * den der s präsident der Provinz Ostpreußen von Batocki-Bledau am 16. März d. J. in Berlin über dieses Thema gehalten bat. on eine knappe Inhaltsangabe di:\es Vortrags seinerzeit von der gesam Presse wtedergegeben wurde, werden weite Kreise doch mit großen Hustaut ber fie Loiaoesaater Direint e E A ustand der {wer heimgesu tovinz e T Fh über alle zu ihrer Wiederherstellung getroffenen Maßnc

Heuß wendet sih nah einer Schilderung der wirtsaftlihen Maß-

bietet. Das Heft ist mit eincr großen Anzahl guter Bilder i