1915 / 226 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Sep 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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I ODET er 1e 5 an; E wSPIr x Bekanntmachung unterliegenden nde, zum 16. Oktober 1915 nicht freiwillig abgeliefert wurden, na dem 16. November 1915 enteignet werden. Auch über

die Ablieferung von anderen Gegenständen, einschließlich Alt- “material, an bie Sammelstellen und die hierfür von diesen zu

zahlenden Preise find Bestimmungen getroffen.

Es kann der Bevölkerung nicht dringend genug empfohlen wer von der Möglichkeit der freiwilligen Ablieferung \hnellsiens weitgehenden Gebrauch zu machen. 222%

Der genaue Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen.

Die Befürchtnng, daß die Kartoffeln für die menschliche Ernährung vor Eintritt des Winters nicht, oder doh nicht zu annehmbaren Preisen der Bevölkerung in den großen Städten und Jndustriebezirken zugeführt werden könnten, hat, wie durch

M. T. B.“ mitgeteilt wird, bedauerlicherweise zu einer leb- haf Nachfrage zu einer Zeit geführt, in der die vorwiegend Kartoffeln erzeugenden Bezirke - mit der Ernte kaum begonnen haben. Jufolgedessen ist vielfah eine Preissteigerung für die Aurdazsein eingetreten, die bei den sehr günstigen Ernteaussichten nicht begründet ist. |

Die Bewegung auf dem Kartoffelmarkte wird regierungs- seitig mit besonderer Aufmerksamkeit verfolat. Die Regierung verschließt sich niht der Ueberzeugung, daß der ärmeren Be- völkerung bei der leider unvermeidlichen Steigerung der Preise für die meisten Lebensmittel die Kartoffeln zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müsen. Die hierzu er- forderlichen Organisationen sind in Vorbereitung; nötigenfalls wird die Regierung eine Sicherung des für die ärmere Be- völkerung in den Städten und Jndustriebezirken erforderlichen Bedarfs durch Zwangsmaßnahmen herbeiführen. :

Jm gegenwärtigen Augenblicke läßt fich weder der im freihändigen Ankauf noch zu deckende Bedarf an Eßkartoffeln, noch die Wirkung der hervorragenden Ernte auf die Preis- bildung genügend übersehen. Es fann deshalb nur dringend davor gewarnt werden, durch übereilte Eindeckung einer durch die Verhältnisse nicht begründeten Preistreiberei Vorschub zu leisten. N

Besonders lebhaft erhobene Klagen aus dem Rheinisch- Westfälischen Jndustriegebiet haben die Regierung veranlaßt, zunächst für die Zufuhr größerer Kartoffelmengen nach diesem Gebiet Sorge zu tragen.

Von zuständiger Seite wird uns geschrieben: Bekanntlich sind dur Verfügungen der Militärbefehlshaber Höchstpreise für Benzol, Solventnaphtha usw. festgeseßt. Eine solche Festseßung von Höchstpreisen bedeutet, daß die dem Verkäufer von Benzol zu gewährende Gegenleistung, in Geld ausgedrüdckt, eine bestimmte Summe nicht übersteigen darf. Wenn ein Ver- käufer sich neben einem Kaufpreis, der den Höchstpreis erreicht, andere geldwerte Vorteile ausbedingt, so überschreitet er die Höchstpreisbestimmungen ebenso - wie der Verkäufer, der sich einen den Höchstpreis übersteigenden Kaufpreis ausbedinagt. Nun ist bekannt geworden, daß Benzolgewinnungsanstalten zum Abschluß von Verträgen auffordern, in denen der Kaufpreis aller- dings nicht den Höchstpreis überschreitet, ihn sogar häufig nicht erreicht, in dem aber die verkaufende Benzolgewinnungsanstalt dem Käufer die Uebernahme der Verpflichtung zumutet, auf lange Zeit nah Friedens\{hluß zu einem vorher festgelegten Preise Benzol zu beziehen. Offenbar geht die Benzol- gewinnungsanstalt dabei von der Erwägung aus, daß nach Friedens\{luß der Benzolpreis stark sinken wird. Da in einer solhen vom Verkäufer übernommenen Verpflichtung unter Umständen ein dem Verkäufer eingeräumter geldwerter Vorteil erblickt werden kann, der unter Hinzurechnung des Kaufpreises den Höchstpreis überschreitet, würde sich die Benzolgewinnungs- anstalt und ebenso der Käufer der Gefahr einer strafrehtlihen Verfolgung wegen Ueberschreitung der Höchstpreise aussezen. Daher kann nur dringend vor der Eingehung solcher Verträge gewarnt werden.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurfunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Berlin, ver- öffentlicht.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die’ Ausgaben 702 und 703 der Deutschen Verlu st- listen bei. Sie enthalten die 336. Verlustliste der preußischen Armee, die 223. Verlustliste der bayerishen Armee, die 198. Verlustliste der sächsischen Armee und die 271. Verlustliste der württembergischen Armee.

Großbritannien und Frland.

Jm Unterhause wurde gestern die Anfrage an die Re- gierung gerichtet, ob sie sich darüber \hlüssig geworden" sei, welche Gesamtstärke die Feldarmeen haben sollte und ob diese ohne Abänderung des Freiwilligensystems erzielt werden fönnte. Der Ministerpräsident Asquith er- widerxte, er müsse auf seine Rede bei der Eröffnung des Par- lameñts verweisen und könne niht mehr sagen. Er hoffe aber bald eine Erklärung abgeben zu können. Ueber den weiteren Verlauf der Sigzung berichtet das „W. T. B.“ wie folgt:

Sn der Debátte fraate Sir Henry Dalziel, wann die ver- \prodene Erklärung der Regierung über die O perattonen an den Dardanellen erfolgen werde. Die Minister hätten mehrfah davon

sprohen und meist in zubershtlihem Sinne, aber angesichts der

strengen Zensur und der Tatsache, daß von Gallipoli zurückehrende

Soldaten verschiedene Darstellungen der Operationen gäben, sei es Zeit, daß die Nation eiae volle Aufklärung erhielte. Der Redner bemängelte fodann die Untätigkeit der Negterung gegenüber der Prei s- etgerung der Lebensmittel, die der Hauptgrund der Unruhe n der Arbeiterwelt sei. Die Preise seien im Vergleiche mit dem Norteil der freien Schiffahrt Englands gegenüber Deutschland un- eheuerlid hoh. Der Berit, daß der Viehbestand Irlands um 350 000 Stück seit dem Vorjahre zunückgegangen set, erheische. die ufmerlsamkeit der Regterung. Sir Arthur Markham bemängelte

“die Zensur. Amérikanishe Blätter veröffentlichten amtliche deutsche N und - vollsländige -

‘Regierung

‘an die amerikanische r englisen Blätter nicht

D e tautice. Berichte, die die

E ee TS D T E E 4 E IOREE E 5A amtliche Urkunde

niht ersheinen düfen.

ing als Fngland

“Pégeben Habe, in zum Sblechte Ra ies von den Dardanellen erführe man nur von

fremden Parlamenten. Man sei in völliger Unkenntnis über ten Ernst der dortigen Lage geblteben. Die Hegierung verbindere durch die Einvettsber die Stellung unbequemer FOES Er habe hin- sichtlich der Kriegführung nie Vertrauen zur Hegterung gehabt. Der ndeléminister Runciman rechtfertigte die Tätigkeit des Par ecisámts; b-treffend die Lebentmittelpreise. Er sagte ferner, die hohen Wetzenpreise im leßten Jahre regten den Anbau in Amerika und Australien au, sodaß der Preis jeßt ge- junken sei. Der Flei\hverbrauh sei mit dem Ausbruch des Krieges gewaltig gestiegen. Das Handelcamt verhandele mit dem Flei\trust und habe im ersten Kriegsjahr Fleisch für 50 Millionen Pfund Sterling gekauft. Der Staatssekretär des Innern Simon recht- fertigte das Preßbureau und sagte, die Wiedergabe der deuiscben amt- lichen Berichte werde aus guten Gründen nicht gestattet. Die eng- lische Presse sei nicht dazu da, für die deutshe Regierung Reklame zu machen. Die leßte Verlustliste weist 33 Offiziere und 1633 Mann auf. Die Verluste des australishen Kontingents an den Dardanellen betragen 19183 Mann.

Frankrei,

Der Kriegsminister Millerand hat gestern in der Kammer einen Geseßesantrag, betreffend die Stiftung einer Kriegsmedaille, eingebracht. Die Medaille soll während des Krieges Angehörigen des Landheeres und der Marine verliehen werden, die infolge Verwundung oder Krank- heit, soweit diese im Militärdienst entstanden ist, zurückgestellt oder vom weiteren Dienste befreit worden find. Nach dem Kriege soll die Medaille allen Militärpersonen, die am Feldzug teilgenommen haben, verliehen werden. Die Form der Medaille und die Bedingungen ihrer Verleihung werden durch einen Erlaß geregelt werden.

Aus dem Berichte über die provisorishen Budgetzwölftel verdient noch die Ängabe Erwähnung, daß die Einnahmen Frankreichs in dem Jahre seit: Kriegsausbruch um andert- halb Milliarden zurückgegangen sind.

Wie der „Temps“ meldet, ist der Bericht des Be- richterstatters der vereinigten Heeres- und Budgetausschüsse über den sozialistishen Antrag, betreffend Geheim- sizungen der Kammer, an die Deputierten und Senatoren verteilt worden. Der Bericht betont, daß geheime Sißungen unnötig feien, da die Regierung den Parlamentsaus\schüssen die weitestgehende Kontrolle zugesichert habe, sodaß dem Parlament im stillen die tätige Mitarbeit an der Organisation der Landesverteidigung ermöglicht sei. Der Bericht {ließt mit der Aufforderung an die Kammer, den Antrag abzulehnen.

Niederlande.

In der Antwortadresse auf die Thronrede heißt es laut Meldung des „W. T. B.“ unter anderem:

Mit éreuden hörten wir von Eurer Majestät, daß der feste Wille der Ytegierung und Volksvertretung, unjere Selbständigkeit zu er- halten und den Pflichten der Neutralität mit Strenge nahzukommen, überall Zustimmung findet und daß unsere Beziehungen zu allen aus- ländischen Mächten freundshaftliher Natur geblieben sind.

Türkei.

Blättermeldungen zufolge ist der Posten des ersten Rechts beirats der Pforte, den bis zum 30. Oktober 1914 der französische Graf Ostrorog bekleidete, aufgehoben worden.

Das Preßbureau teilt in den Blättern eine vom Juli datierte Erklärung des geschäftsführenden Ausschusses der nationalistishen Partei Jundiens mit und stellt ein- leitend fest, daß das indishe Volk troß der systematischen englischen Bemühungen, in den unter dem englischen Joch stehenden Völkern jeglihes Nationalgefühl zu ertöten, anzder Biedergeburt der indischen Nation und ihrer alten Ueber- [ieferungen und an der Wiederherstellung ihrer Souveränität arbeite. Die Erklärung schildert die unheilvollen Ergebnisse der englishen Verwaltung in Jndien, dessen Bevölkerung durch Hunger und Pest dezimiert und durch s{hwere Steuern verarmt ift. Der Ausschuß erhebt gegen die Verwendung indischer Truppen an den Dardanellen und auf anderen Krieas\haupläßen Einspruch und erklärt, daß die Jnder sich im Kriegszustande mit England befinden und solange kämpfen würden, bis Indien vom Himalaya bis zum Vorgebirge Komorin frei sein

würde. : Griechenland.

Die „Agence d’'Athènes“ veröffentliht folgende Mit- teilung:

Die Regierung verfolgt mit Nuhe die Entwicklung der Ereignisse und wird die durch die Umstände gebotenen Maßnahmen treffen, um jeder Möglichkeit die Stirne zu bieten. Zwischen dem König, dem Ministerpräsidenten Venizelos und dem Generalstab herrsht vollste Vebereinstimmung.

Bulgarien.

Dié Ghenadiewgruppe unter der Stambulowistenpartei, deren Verhalten gegenüber der Regierung in der legten Zeit unsicher geworden war, hat, wie „W. T. B.“ meldet, nah gepflogener Beratung dem Ministerpräsidenten durh eine Ab- ordnung erklären lassen, daß die zu dieser Gruppe gehörenden Sobranjeabgeordneten die Regierung Nadoslawow auch weiterhin unterstüßen werden. Damit erscheint ein Zwist innerhalb der Regierungsmehrheit abgewendet.

Amerika.

Der amerikanishe Staatssekretär Lansing hat dem „Reutershen Bureau“ zufolge ein Abkommen mit Ruß- land unterzeikhnet, durch das das Ausfuhrverbot nah den Vereinigten Staaten aufgehoben wird.

Der österreichish-ungarishe Botschafter Dumba hat dem Staatsdepartement obiger Quelle zufolge mitgeteilt, daß er seine Abberufung erhalten habe und für sih und seine Gaïttin um freies Geleit bitte. Bisher ist diesem Wunsche noch nicht stattgegeben worden. Das Staatsdepartement erklärte, es seien darüber Unterhandlungen mit Wien begonnen worden. Die Regierung sei noch nit davon benachrichtigt worden, daß Dumba abberufen worden sei.

i Afrika.

Der „Heraldo“ veröffentliht einen Brief seines Kor- respondenten in Tanger, wonah zwischen Raisuli und. der \spanishen Regierung auf Grund einer Zahlung von 200 000 Pesetas ein Abkommen geschlossen worden fei.

es Hauptquartier, 23. September. (W. T. B.) Westliher Kriegs\schaupla t.

Begünstigt durch die klare Witterung herrshte auf der ganzen Front sehr rege Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien und der Flieger. Ein anscheinend gegen die Kirchhofstellung von Souchez beabsichtigter Angriff kam in unserem Feuer niht zur Durchführung. Ein _feindliches Flug- zeug stürzte in unserem Feuer nördlich von St. Ménéhould brennend ab; ein anderes mußte nah Luftkampf südöstlih von Vouziers landen, die“ Insassen sind gefangen genommen. Ueber Pont à Mousson {oß ein deutscher Flieger im Kampf mit zwei Franzosen den einen ab; das Fluazeug stürzte brennend zwischen der deutshen und französishen Linie nieder.

Oestlicher Kriegs\schauplaß. Heeresgruppe des Generalfeldmarshalls von Hindenburg. Südwestlih von Lennewaden ist der Kampf noh nicht abgeschlossen ; bei unserem Gegenangriff wurden gestern 150 Gefangene gemaht. Auch westlih von Düna- burg gelang es, in die russische vorgeschobeneStellung einzudringen; 17Offiziere, 2105Mann, 4 Maschinen- gewehre fielen in unjere Hand. Ge gsnaugiles gegen die von uns südwestlih von Dünaburg genommenen Linien wurden abgewiesen. Der Widerstand der Russen von nördli von Oshmjana bis östlih von Subotniki (an der Gawia) ist gebrocheén; unsere Truppen folgen dem weichenden Gegner, der über 1000 Gefangene zurückließ. Der rechte Flügel kämpft noch nördlich von Nowogrode f.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Westlih von Walowka wurde die russishe Stellung genommeu, dabei wurden 3 Offi- ziere, 380 Mann.gefangen genommen und 2 Maschinen- gewehre erbeutet. Weiter südlich ist die Lage unverändert.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madckensen. Nordöstlih und östlih von Logischin wird weitergekämpft.

Südöstlicher Kriegsschauplaß.

Die Lage ist unverändert. L : Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 24. September. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplaz.

Die Artillerie - und Flieger tätigkeit auf der ganzen Front steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages. Ein südlih des Kanals von La Bas angeseßter Angriff weißer und farbiger Engländer scheiterte bereits in unjerem Artilleriefeuer. An der Küste wurde ein englishes Flugzeug abgeschossen, der Führer ist gefangen genommen.

Oestliher Kriegs schauplaßg.

Heeresgruppe des General feldmarschalls von Hindenburg. *Südwestlih von Lennewaden sind die Orte Rose und Strigge, die vorübergehend geräumt waren, wieder genommen. Vor Dünaburg wurden nordöstlih von Smelina weitere russishe Stellungen gestürmt und dabei etwa 1000 Gefangene gemacht. Unsere bei Wilejka in der Flanke der zurücgehenden Russen befindlichen Kküäfte stehen in hartnäckigem Kampfe. Starke russishe Angriffe hatten an einer Stelle vorübergehend Erfolg; dabei gingen mehrere Ge- \hüße, deren Bedienung bis zuleßt ausharrte, verloren. Die dem weichenden Gegner scharf nahdrängende Front hat die Linie Soly—Olshany—Traby—Jwie—Nowogrode? überschritten.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Der Widerstand des Feindes ist auf der ganzen Front gebrochen. In der Ver- folgung ist der Serwetsh-Abschnitt oberhalb von Korelit\shi, sowie der Szczara-Abschnitt nordwestlich von Kraschin erreiht. Weiter südlich fanden noch Kämpfe mil feindlichen Nachhuten statt. 100 Gefangene und 3 Maschinen- gewehre fielen in unsere Hand.

Heeresgruppe des- Generalfeldmarschalls von Madckensen. Die vorgeschobenen Abteilungen nordöstlih und östlih von Lo gischin wurden vor einem umfassenden russischen Angriff hinter den Oginski-Kanal und die Jasiolda zurückgenommen. Sie führten dabei 2 Offiziere, 100 Mann Gefangene mit sich.

Südöstlicher Kriegsschauplaß.

Keine Veränderung. ? : Oberste Heeresleitung.

Wien, 23. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplab.

An der Front in Ostgalizien verlief der Tag im all- gemeinen ruhig. Es fanden nur Kämpfe vorgeschobener Ab- teilungen statt. An der Jkwa und am Styr kam es on mehreren Stellen zu heftigeren Kämpfen. So wurden südöstlich von Nowo-Poczajew zwei russische Angriffe blutig zurückgeschlagen. Ein feindliches Jnfanterieregiment, das Nachts nahe der Jkwa-Mündung über den Styr vorgedrungen war, mußte nah einem von unseren Truppen durchgeführten Gegenangriff unter großen Verlusten auf das Ostufer zurückgehen. Unsere bisher östlih Luck befindlichen Abteilungen wurden in die Stellungen am Westufer des Styr zurückgenommen.

JFtalienischer Kriegsschau plaß. /

Im Tiroler Grenzraume fanden mehrere feinere Kämpfe statt. Angriffe shwächerer italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und östlih von Condino wurden abgewiesen. Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun- stehen wieder unter dem Feuer der feindlichen \{chwèren Artillerie. | Coston, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Gren berg monátelang gegen einen der Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räumte heute geitlich früh, ihre nun von mehr als zehnfaher Uebermacht angegriffene und fast umschlossene Stellung. Die Artilleriekämp}e L, Dolomitengebiete daueïn mit großer Heftigkeit fort

| An der Kärntner Front versuchie vorgestern Abend einé

Unsere tapfere Besaßung des Monte :

‘der küstenländi-

) die Tätigkeit unserer Truppen

CAUGEEE Unternehmungen des

M vierte Monat des Krieges

G Feind raffte sih in diesem Monate zu

n großen Stiles auf, sondern führte nur

ne Aóschnitte Angriffe mit Kräften bis zur Stärke

mehrerer Inf änteriedivisionen. Front steht fester denn je.

Südöstlicher Kriegs\schauplay. Kéine wesentlichen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Alles vergebens; unsere

Wien, 23. September. (W. T. B.) Aus dem Kriegs- pr essequartier wird gemeldet:

Es kann vor der Oeffentlichkeit, da taktische Maßnahmen unserer Verteidigung im Sütwesten niht besprohen werden können, nicht genügend bervorgehoben werden, wie aufgebausht und viel1ach un- wahr die Berichte des Generals Cadorna mangels wirklicher Erfolge find. Schon die bisherigen ttaliepishen Kriegéberihte über die Vorgänge „Am Karste kennzeihnen sich nicht nur durch maß- lose Uebertreibung des Geländtegewinos durch \chrittweises Vorgehen von Sappen, die übrigens von unseren Truppen zumeist {on in den folgenden Nächten „wieder zerflört werden, sondern auch im Erfinden von Angriffen, die nie stattfanden. Der gestern veröffentlichte italienishe Generalstabsbericht vom 19. d. M. übersteigt aber geradezu in une’ hôrter Weise das Maß der sonst stillschweigend geduldeten Un- wahrheiten. Es wird berichtet :

„Auf dem Karstplateau hatte sch der Feind in etnem Ferro bi Cavallo (Hufeisen) genannten Wald im Abschnitt des Monte San Piichele stark vershanzt. Dur überraschendes Vorgehen und Sturmangriffe gelang es unserer Infanterie troy erbitterten Wider- standes und wiederholter Gegenangriffe des Feindes, den ganzen Wald im Nahkampf zu besetzen.“

Alle unsere Stellungen am Monte San Mtchele befinden \sch nah wie vor fest in unserer Hand. Die Besißnahme eines Waldes, der Ferro di Cavallo heißen. sou, aber auf keiner Detailkarte zu finden ist, ist einfach erlogen. In Wirklichkeit stören eigene vor- geschobene Patrouillen Nachts über \tets die feindlihen Erdarbeiten im Vorgelände unserer Stellungen. Als Beweis für die rege Tätig- keit dieser Patrouillen diene, daß es einigen von ihnen vorgestern gelang, 119 Mann mit 3 Ojfiziecen gefangen zu nehmen.

Der Krieg zur See.

London, 23. September. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der englishe Dampfer „Groningen“ in die Luft geflogen. Ein Mann von der Besaßung wird vermißt; der Rest, darunter mehrere Verwundete, ist gerettet.

_ Paris, 23. September. (W. T. B.) Die Blätter melden aus London, daß ein französisher Dampfer mit Nachschub auf der Höhe der Südküste Kretas von einem feindlichen Unterseebot versenkt worden sei. Die Besazung sei gerettet.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 283. September. (W. T. B) Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, zeigen die Deutschen in Ost- afrika an der Grenze von Rhodesia eine erneute Tätig- keit. Der Feind sammelte sih am 4. September an einem Punkte des deutschen Gebiets 18 Meilen nördlich von Saisa und kämpfte am 6. September mit den Belgiern anderthalb Meilen von Saisa. Einzelheiten fehlen.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 24. September. (W. T. B.) Das Hauptquartier meldet von der Dardanellenfront: Jn der Gegend von Anafarta rief unsere Artillerie dur ihr Feuer in den feindlichen Schüßengräben vor unserem linken Flügel und am Kap einen Brand hervor, der zwei Stunden dauerte. Bei Ari Burun brachte der Feind in der Nacht zum 21. September eine Mine vor unserem linken Flügel zur Entzündung, die unbedeutenden Schaden an- richtete. Dieser wurde bald ausgebessert. Bei Sedil Bahr eröffnete der Feind am 21. September Morgens ein eftiges Feuer gegen unseren linken Flügel, das von Bombenwürfen begleitet war. Unsere Artillerie antwortete darauf, und brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen. Am gleichen Tage vertrieb unsere Flotte drei russische Torpedobootszerstörer vom Typ Bystry von den Kohlenhäfen im Schwarzen Meere. Sonst nichts von Bedeutung.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Das deutshe Genossenschaftswesen während des Kriegszustan des.

Am 10. September tagte in Berlin der Gefamtauss{uß des Allgemeinen deutshen Genofsenshaftsverbandes. . Dessen Anwalt, Justizrat, Professor Dr. Crüger, erstattete einen Bericht über die Lage des Genossenshaftswesens, aus dem einzelnes für weitere Kreise, insbesondere auch für das Ausland von Interesse sein dürfte.

Das deutsche Genossenschaftswesen arbeitet mit einem Betriebs- Tapital von 772,3 Millionen Mark eigenem Vermögen und 53462 Millionen Mark fremden Geldern. Die geschäftlichen Leistungen der bestehenden 36 032 Genossenschaften sind auf 35 Milliarden Mark u \{äten. Deutschland hat das re!‘hhaltigste und v-elseitig#e Genofsenshaftêwesen unter allen Ländern. Gterke, der Geschichts\hreiber des deutschen Genossenschaftswesens, hat erklärt: „Keinem anderen Volk in dem Zuge nah Universalität und in der Fähigkeit zu ftaatliher Organisation nachstehend, die meisten an Liebe der Freiheit übertreffend, baten die Germanen eine Gabe vor allen voraus, durch welche fie der Freiheitstdee einen besonderen Gehalt und der Einheitsidee eine festere Grundlage verliehen haben, die Gabe der Genossenshaftsbildung.“ Diese Gabe hat sich, wie in Friedenzeiten, auch während der gegenwärtigen Krteg8zeit, vielleicht gar tin noch hôöberem Grade betätigt.

Das deutsché Genossenschaftswesen bat die ersten zwölf Kriegs- monate ausgezeihnet überstanden. Der Ansturm der Gläubiger, der in den leßten Julitagen des Jahres 1914 tingeseht hatte, böôrte fast reli mit dem Ausbruch des Krieges auf. Vie Genossenschäften

aben eine starke Widersilandskraft gezeigt und dann während des Kiteges in vollem Umfange ihre Aufgaben erfüllt. Wenn Deut|ch- land ohne Moratorium hat durhkommen können, so ist dies ganz wesentlih dem vortrefflich geregelten Kreditwesen und dabei nicht zuleßt den Kreditgenofsenschaften des gewerblichen Mittelsfandes in tadt uyd Land zu vertanken. Die wirtschaftliche Kiaft des deutschen Genossenschastéwesens zeigt [0 u. a. auch darin, daß es ß an den ersten beiden Kriegtanlethen mit 660 Millionen Mark

blieben” Man bat adie aueh elne decshtige Divibendenpoluti

an eno ges trieben und ftarfé Reserven gebildet. Unter den Tausenden von Genossenschaften hat es natürlich au Verluste gegeben, aber eber waren diese geringer denn stärker als in Friedenszeiten. Es hat Fd vor allem der Schulze-Delißshshe Grundsaß als richtig erwiesen, da die Genossenschaften auf soliden geschäftlicen Grundsägen beruben müssen. Noch eins bat die Krieg2zeit gezeigt: daß die Genossen- \chaften der Staatshilfe niht bedürfen.

_ Sehr bedeutungévoll is nach dem erwähnten Bericht die Tätigkeit der Konsumvereine gewesen, die sich vielfach als starke, wirksame Hille für Staat und Gemeinde der Regelung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gezeigt haben. Besonders beahtenswert ist, daß die Konsum- vereine auch während des Krieges “an dem Grundsay der Bar- zahlung festgehalten haben. . An Schwierigkeiten Hat es natürlich niht gefchit, teils infolge der Hindernisse bei Heranschaffung der Waren, !eils weil verschiedene Warengattungen au8gingen und durch andere erseßt werden mußten. Es ist ganz überrascend, wie au die Konsumbvereine ‘unter Leitung einfacher Arbeiter sih den neuartigen Verbäitnissen angépaßt haben. Ein großer Teil der Mitglieder der Konsumvereine wie der Gencfsenschaîten überbaupt steht im Felde. Der Tod wird wakbrsceinlich manche Mitgliedschaft zum Ende führen. Kündigungen der Mitglieder in großem Umfange sind nicht festzustellen. Es ijt im Gegenteil eher ein Mitgliederzufluß zu beobaten.

Der Anwalt Dr. Crüger bob hervor, daß es ein \chwerer Irrtum sel, wenn ein Kampf geaen Organisationen wte die Konsumvereine für nüßlich gehalten werde. Für den H ae l ergebe sich aus den Erfahrungen der lcyten Monate die Notwendigkeit starker Organisation. Jeßt fange auch der Kleinhandel, der (Getreidebandel an, #ch zu organifieren. In der Zukunft werde die Organisation noch eine weit bedeutendere Stellung einnebmen als vor dem Kriege. Dies habe auch das Handwerk erfarnt. Was der Allgemeine deutsche Ge- nossenscbaftsverkand vor Jahren gefordert, werde jet ausgeführt: die wirtscaftlihe Organisation des Handwerks. In erster Reihe erstrebe man jegt die Organisation, um tas Handwerk für die Uebernahme von Heeretlieferungen geeignet zu machen. Aber die Zeit nah dem Kriege werde noch weitere große staatlize Bestellungen bringen. Die Behörden seien zweifellos geneigt, das Hand- werk entsprechend zu berüsichtigen, aber man verlange Arbeits- vereinfahung für die Arbeit gebenden Behörden durch eine Art der Anbietung der hantwerkerlichen Leistungen, die die biéher bestehenden Mängel ausschließt. Die Berufsorganisationen und die Genofien- \haftéverbände arbeiteten jeßt zusammen an der wirtschaftlichen Organisaticn des Handwerks. Gelinge diese, so werde der gewerb- lie Mittelstand, der an fich durch die wirtschaftlihen Begleit- eriheinungen des Krieges recht \chwer betroffen werde, doch \ch!ließlich aus dem Kriege eine wesentlihe Förderung zur Erhaltung und Er- weiterung des Arbeitsmarfktes. gewinnen.

Fn eine besonders aünstige Lage ist das landwirtschaftlickche Genossenschaftswesen gekommen. Die Warenbezugs- und Ab- faßgenossenschasten sind vielfach an die großen Organisationen, die für die Lebensmittelversorgung geschaffen find, angeshlofsen. Zweifellos hat auch das landwirtschajtliche Genossenshaftswesen die Durhführung der Organisatton oftmals erleichtert.

Durchaus erfreulich i auch das Bild, das das Baugenossen- \chaftswesen bietet. Freilich ist man in der Fortseßung der Bau- tätigkeit vorsihtig gewesen. Die Baugenossenshaften baben ihre ganze Kraft eingeseßt, um sch und die Mitglieder vor ernsten Schwierigkeiten zu bewahren. Die Länge des Krieges wirkt gerade bei der Baugenossenscha\t wie bei dem Hausbesig fehr kark, und Baugenossenshaften wie Hausbesiz haben recht erheblih. unter den wirt\haftiihen Folgen des Krieges zu leiden. Vielfah haben die Baugenossenshaften ihren Mitgliedern erhebliche Vergünstigungen und Erleichterungen geboten. Nach den vorliegenden Berichten ift aber auh nit die geringste Befürchtung zu hegen, daß der Krieg - den Baugenossenschaften dauernd. \hädlihe Folgen zufügen könnte.

Kein Zweifel, so fühnte der Anwalt Dr. Crüger aus, kann darüber besteben, daß das deutsche Genossensckaftswesen fehr viel dazu keigetragen hat, daß die gewaltigen Organisationen, die aus dem Kriege heraus für die Regelung des wirtschaftlichen Lebens entstanden find, gut und glücklih baben arbeiten können. Das deutsck&e Genofsen- \chaftswesen babe das deutsche Volk für solWe Organifationen in jahr- zehntelanger Arbeit ges{ult, und nun im Kriege rüsteten sih die Genossenschaften für die Friedengarbeit, denn die Zeit des Friedens werde den Genosseishaften neue aroße Aufgaben stellen. Alles spreche dafür, daß die Genofsen|haften ein bedeutungévoller Faktor im wirt- schaftlichen Leben auch nach dem Kriege sein werden.

Der Gesamtaus\huß faßte nach Vorlagen des Anwalts Dr. Crüger eine Neihe wichtiger Beschlüsse. Der eine Beschluß legt die Nicht- linien fest, die für die Fürsorge für die aus dem Kriege heim- kehrenden Gewerbetreibenden gelten follen. Ein weiterer Be- \{luß stellt Grundsäye auf, die der Bildung von Kreditorganisationen für die Befriedigung des Hypothekarkredits als Grundlage tienen follen. Ferner wünsht der Gesamtauss{chuß die geseuliche Regelung eines Konkurs8abwendungsverfahrens schon jeßt während des Krteges. Um den Einfluß des Krieges auf die Tätigkeit der Genossenschaften in all-n Einzelheiten klarzustellen, soll eine Krtiegsstatistik erhoben werden.

Zur Arbeiterbewegung.

Ein neuer Ausstand ist, wie „W. T. B.“ erfährt, im Kohlenrevier . von Südwales ausgebrohen. 1000 Mann Een, um die Nichlorganisierten zu zwingen, der Gewerkschaft bei- zutreten.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Nichtlinien für die Hinterbliebenenfürsorge.

lm die Lücke zu \{ließen, die für die. Hinterbliebenen eines Kriegers beim Tode des Ernährers entsteht, hat die Hamburgische Kriegs hilfe NRichtlinten herausgegeben, deren Zweck es ist, den Familien den Uebergang zu den veränderten Umständen zu erleichtern. Grundsätzlih wird dabei angestrebt, so bald wie mögli einen Dauer- zustand zu - schaffen und die Familien so zu stellen, daß sie mit der gesezlihen Rente und dem eigenen Erwerb auskommen. Dies foll unter Berücksichtigung der bisherigen jozialen Stellung erreiht werden, wobet den Kindern die Möglichkeit gelassen werden soll, entsprehend ihrer Begabung eine gute Schule und Berufsausbildung zu erlangen. In der Uebergangszeit bis zu diesem Dauerzustande will die Ham- burgishe Kriegshilfe neben die Renten R N AIET TA gea treten lassen, wenn Bedürftigkeit und Würdigkeit dies verlangen, jedoch soll die Höhe des Zuschusses nicht der Differenz von Kriegs- unterstüßungn und Hinterbliebenenrente entsprehen, sondern ße soll bald höher, bald niedriger, den besonderen Ver- hältnissen angepaßt sein. Vorehelihe Kinder dér Witwen, die durh den Eintritt der Hinterbliebenenrente nicht mehr erreicht werden, fönnen mit ewer entsprehend höheren Zusatzrente bedacht werden, falls der Verstorbene ihr Er- nährer war. Besondere Beachtung wid den Fällen zugewandt, in denen aristatt des Kriegshinterbliebenengeldes die Hinterbliebenenrente gezahlt wird, z. B. beim Tode durch Unfall. Hier därf etnè Zusaß- unterstützung zugebilligt werden, wenn die Familie wirtshäftlih selb- ständig war und die Aussicht besteht, daß fie in kurzer Zeit wieder selbsiändig werden kann. Die Eltern gefallener Krieger sollen im allgemeinen nicht von der Hinterbliebenenfürsorge bedacht werden do können ausnahmsweise zur Verminderung der Härten . a

hier Zuschüsse gewährt werden. Ausgenommen sind Armen-

rechte Schiene

bedingt. Eine besondere ‘Maßaabme ift dann der Eenührer nach der Gutlafsang, vom Militär starb rhgcgtn Kriegsbinterbliebenenrente v-:rsagt wurde, weil

¿sammenhang zwishen Tod und ienst von

dehôrde niht anerkannt wurde. Hier bliebenenfürsorge eintreten und Es einen anderen dem Verwaltungswege herbeizuführea. Bis zur Fällung gültigen Urtells fann die Unterstüzung erfolgen.

Angestelltenversiherung und Hinterbliebenenbezüge-

Nah den Bestimmungen des Angestelltenversiherunasgeseßzes haben die Hinterbliebenen des verstorbenen VNersicherung?pflichtigen erst nah 60 Beitragsmonaten ein Anrecht auf Hinterbliebenenrealte, also frühestens bei Todeëfällen, die am 1. Januar 1918 eintreten. Die Rente kommt daher für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen niht in Betraht. Indessen enthält das Gesey eine noh zu wentg beachtete Vor|christ zugunsten ter Witwen und Waisen der Ver- sicherten. § 398 bestimmt nämlich, daß bzim Tode des Versicherten der hinterlassenen Witwe oder, falls eine solche nicht vorhanden ist, den hinterlassenen Kindern unter 18 Jahren ein An‘pruh auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen eingezahlt-n Beit: äge zusteht. Bei der freiwilligen Versicherang werden fogar drei Viertel der von dem freiwillig Versiherten eing-zahlten Beiträge zurüderstattet. Eltern oder Geshwister haben feinen Anspruch auf Erstattung. Da die Angestelltenversihecungsbeiträge hoh find, be- lauten fich die Forderunaen, die Witwen oder Waisen geltend machen Fönnen, auf nit urerheblihe Beträge. Der Antrag auf Erstattung der Beiträge, dem Sterbeurkunde, Heirat8urkunde und Versiberung8- farte ‘der Angestelltenversicherung beizufügen, find, ist b.im NRenten- aus\{uß zu stellen.

Militärrente und Invalidenrente.

Die Frage, ob Kriegsteilnehmer neben den ihnen auf Grund des Manvschaftsversergung2gesezes zustehenden Bezügen Anspru auf Fnvalidenrenten nach der Netchöversicherung8ordnung haten, hat der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt berausgegebenen „Korrespondenz für Kriegawoblfahrtspflege“ zufolge das Reichsversiherungsamt (Ab- teilung für Kranten-, Invaliden- und Hinterbltebenenve: sicherung) fürzlih, wie folgt, entshieden: Die Bezüge auf Grund des Mann- \chaftsversorgungsgesezes vom 31. Mat 1906 und des Militär- binterbliebenengeseßes vom 17. Mai 1907 lassen den Anspru auf die Leistungen der reihsgesezlihen Invaliden- und Hintecbliebenen- versicherung unberührt. Die Rechtslage ist tin dieser Hinficht so klar, daß eine gegenteillge Ansicht ernstlich faum aufg-steUt werden fönnte. Hiernah stehen dem gleichzeitigen unverküczten Genusse der Bezüge auf Grund der Reichoversicherung8ordnung und der militäris{ch-n Fürsorgegescße dvrch die Kriegöteilnehmer und thie Hinterbliebenen keinerlei gesezlihe Hiadernisse entgegen.

Kunft und Wissenschaft.

Der Professor an der Universität Halle, Geheimer Medizinalrat Dr. Schmidt-Rimvler, Generalarzt a. D., tst in Halle, wie „W. T. B.* meldet, im Alter von 77 Jahren gestorben.

Die „Schlesische Zeitung“ meldet, taß der Maler, Professor Heinrich Irmann, Lehrer an der Breslauer Königlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, am Mittwoch, 67 jährig, gestorben ist.

Nansen über den Lauf des Jenisset. Nansen vom August 1913 bis zum September 1914 zur näheren Erforschung des zukunftsreihen- Sibirien unternahm, fiel thm beim Hinauftahren des Jenissei die große Verschiedenheit der beiden Ufer des Flusses auf, für deren Entstehung er eine eigentümliche Theorie aufstellt. Der Jenissei wälzt un3eheure Wassermengen zum Meere, an seiner Mündung ist er etwa 50 km bieit, aber auch weiterhin bis nah Jenisseis?, also etwa 1803 km von der Mündung entfernt, beträgt seine Breite fast nie weniger als 2 km. Beim Befahren diejes Niesenflusses drängt ih ein ganz merkwürdiaer Unterschied zwishen dem Ost- und Westufer auf. Auf der Ostseite tis das flahe Land verbhältntsmäßig hoh, es fällt steil nach dem Fluß hin ab, besißt einen abschü|sigen Strond und hat unmittelbar am Ufer ziemli ttefes Wasser, auf der Wesiseite dagegen ist das Land auffallend niedrig, hier daht sih der nackte Strandsand ganz langsam von der Üferböshung nah dem Wasser hin ab und bildet darunter noch eine fo allmäbltch abfallende Untertiefe, daß es in der Regel nicht leiht ist, sich dem Uter mit einem Schiff oder Boot zu nähern. Die tief\1te Rinne dis Flusses liegt in der Regel auf der Ost'eite, meist ihr ganz nabe. Mur an Stellen, an denen der Fluß si plöulih nah rechts (Osten) wendet, geht das fließende Wasser, dem T1ägheitsgesey folgend, nach links hinüber und hat dort sein tiefstes Bett an der linken Seite gegraben. Aber etwas weiter abwärts findet man die reißendsie Strömung mit der tieisten Rinne wieder auf der reten, der Ostseite. Diese etgentüml‘che Gestaltung der beiden Ufer erflärt Narsen als eine Wirkung der Umdrehung der Erde. Die Erde dreht sch um ihre Achse in der Richtung von Westen nah Osten, wobei die Drehungsgeschwindigkeit an v:rshiedenen Punkten. der Erde sehr verschieden t. Denn da die gesamte Erde in 24 Stunden \ich einmal völlig berumgedreht hat, so müßen die Punkte, die einen großen Kreis beschreiben, sih viel schneller bewegen als diejenigen, die einen kleinen Kreis be\chreiben. Am Aequator betrögt diese Notationsgeshwindi.keit über 400 m in der Sekunde, die Pole dagegen machen die drehende Bewegung überhaupt nicht mit, und auf den Breitenkreisen, die mit der Annäherung an die Pole immer kleiner werden, wird auch dieje Drehgeshwindigkeit entiprehend kleiner. Fließt nun das Wafier tin der Richtung von Süden nah Norden, wie €s beim Jenifsei der Fall ist, so kommt es aus Gegenden mit größerer Drehungsgeshwindigkeit gegen Osten hin tin solche mit kleinerer. Zufolge der Trägheit wohnt ibm diese größere Geshwindig- feit au noch in den nördliheren Gegenden bei, sodaß es beständig gegen Osten drängt. Dies muß zur Folge haben, daß ein mit starkem Gefälle nah Norden fließender Strom sein Bett am tiefsten auf der Ostseite ausgräbt und auch am öfilihen Ufer am metsten erodiert. Das ganze Flußbett erhält dadurch die Neigung, beständig nah rechts hinüber zu wandern, und der Fluß wird, winn er ein ebenes Land wie das nördliche Sibirien durchströmt, seine Wanderung nah Often solange fortsetzen, bis er auf {starke Hindernisse stößt. Auf der West- seite muß er dabei ein Flahland hinterlassen, das mit abgelagertem

lußschlamm bedeckt ijt, während er auf der rechten Seite ein öheres Land haben wird, in das er ih noch nicht hat eingraben können. Nansen is der Meinung, daß das Beit des Jenisset \ch in der Tat “im Laufe der Zeiten von Westen - nach Often verschoben ha!, wobei der Verschiebung nah Osten dadurch Einhait geboten sein mag, daß der Fluß auf etne Ve1werfung in der Erdrinde stieß, wo die anstehenden Gesteinsmassen böher liegen und das sich Eingraben nah rechts \chwieriger wurde. Aber auch da, wo die Ufer des Flusses auf beiden Seiten aus losen Schichten bestehen und keine Verwerfung stattfand, was auf weiten StreFen des Unter- laufs der Fall ist, ist das östliche Ufer viel höher als das westliche. Eine Erklärung hierfür findet Nansen nur in einer Bewegung s:

i an die Tatsache erinnert, daß auch bet Eisenbahngletsen, Süden nah Norden verlaufen und nur einseitig tin der Norden befahren werden, die öftlihe Schiene weit s{neller wird, denn au hier wird in Wirkung der Drehuna der C

ein stärkerer Druck ausgeübt. Das Un der QuE bei den Gleiseä, die - nur in |} T werden. :

Auf der Reise, die

P nah rechts. Im Anschluß an diese Anshauung Des ns e Ï Li

E E E L D e He S L Tre R A E L L E T E