Kampfdoppeldecker in 4000 m Höhe nieder; dieser Offizier hat damit innerhalb furzer Zeit vier feindlihe Flugzeuge zum Absturz gebracht. Ferner wurde in der Champagne bei Somme-Py und den Een westlih von Hattonchate!l je ein fran- + isher Kampfdoppeldecker im Luftkampf abge- chossen. Wir büßten ein Beobachtungsflugzeug südlich des Priesterwaldes ein.
Oestlicher Kriegsschauplaß.
_ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von
indenburg. Vor Dünaburg und nordöstlih von Widsy find russishe Angriffe abgeschlagen. Ein feindlihes Flugzeug wurde westlich von Smorgon heruntergeschossen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Oestlih von Baranowitschi wurde ein shwacher feindliher Vorstoß leiht zurückgewiesen.
Heeresaruppe des Generals von Linsingen. Jn den Kavalleriekämpfen in der Gegend von Kuchocka - Wola ist der Gegner hinter die Abschnitte der Beziminnaja und Wiesiolucha geworfen. Bei Jeziercy sind die Ge- fechte noch nicht abgeschlossen; nördlich von Bielskaja-Wola ist der Feind vertrieben.
Die Armee des Generals Grafen Bothmer wies er- neut starke feindliche Angriffe ab. Deutshe Truppen nahmen die Bde südlih Hladki (am Seret 15 km nordwestlih von Tarnopol) und \chlugen drei aus dem Dorfe Hladki angesetzte russische Vorstöße zurü.
Balkankriegsschauplaß.
An der Drina entwickeln sich weitere Kämpfe. Auf der Front zwischen Sabac und Gradiste ist der Donau- übergang vollendet; südlich von Belgrad find die Höhen zwischen Zarkowo und Mirijewo erobert. Weiter öst- lich ist der Angriff im Gange. Die Anatemastellung im Donaubogen von Ram wurde erstürmt; weiter unterhalb bis Orsowa finden stellenweise Artilleriekämpfe statt. Die deut- schen Truppen machten bisher 14 Offiziere, 1542 Mann zu Gefangenen und ecbeuteten 17 Geschüße (darunter 2 \{chwere) Minde 5 Maschinengewehre.
Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 12. Oktober. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplat. :
Nördlih von Arras setzten die Franzosen ihre Angriffe fort. Zwei Teilangriffe gegen die von uns am 8. Oktober südwest- lih von Loos zurückeroberten Gräben wurden abgewiesen. Stärkere Angriffe gegen die Front von nordöstlich von Souchez bis östlih von Neuville brachen, stellenweise unter sehr erheblichen Verlusten für den Feind, zusammen. Nur an zwei kleinen Stellen gelangten die Franzosen bis in unsere vorderste Linie. Auch in der Champagne endeten fran- zösishe Angriffe beiderseits Tahure mit einem empfindlihen Rückshlag für den Feind. Troß starker Artillerievorbereitung vermochte er gestern abend nirgends einen Geländevorteil zu erringen. Seine Versuche, heute früh an derselben Stelle durchzustoßen, scheiterten
ebenfalls. Oestlicher Kriegsschauplaß.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Auf der Westfront von Dünaburg führte unser Angriff zur Erstürmung der feindlihen Stel- lungen westlich von Jlluxt in 21/9 km Frontbreite. 3 Offiziere, 367 Mann sind gefangen genommen, 1 Ma- \chinengewehr ist erbeutet. Russische Gegenangriffe wurden ab- geschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.
__ Heeres8gruppe des Generals von Linsingen. Die feindlihe Kavallerie bei Jeziercy räumte das Feld.
Die Lage bei den deutshen Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer ist unverändert.
Balkañkriegsschauplat. Auf der ganzen Front macht unsere Vorwärtsbewegung
gute Fortschritte. Stadt und Feste Semendria sind gestern
von unseren Truppen genommen. Oberste Heeresleitung.
11. Oktober. (W. T. B.) Amtlilih wird ge-
Russischer Kriegsschauplag.
Die russishe Angriffstätigkeit hat gestern an unserer ganzen Nordostfront wesentlich nachgelassen. Der Feind unter- nahm nunmehr gegen unsere Linie an der Strypa einige Vorstöße, die für ihn wie an den Vortagen mit einem vollen Mißerfolg endeten. Im Raume zwischen Les und dem unteren Styr wurde der Feind gegen Nordosten zurücckgeworfen.
JFtalienischer Kriegs\chauplay.
An der Südwestfront fanden gestern gleichfalls keine größeren Kämpfe statt. Ein Angriff der Jtaliener gegen den Mrzli Vrh wurde schon durch unser Artilleriefeuer abgewiesen.
Wien, meldet:
Südöstlicher Kriegsschauplaß.
In der Macwa und bei Obrenovac keine besonderen Ereignisse. Die über Belgrad vorgehenden östecreichisch- ungarischen und deutschen Streitkräfte warfen die Serben aus ihren südöstlich und südwestlich der Stadt angelegten Ver- \chanzungen, wobei unsere Truppen den Grünen Berg und den Velky-Vracar erstürmten. Im Raume von Se- mendria und Pozarevac gewannen die Divisionen unserer Verbündeten abermals beträchtlich an Raum. Bei der Ein- nahme von Belgrad fielen den K. und K. Truppen 9 Schiff s- geshügze, 26 Feldgeshüßzrohre, ein Scheinwerfer, zahl- reiche Gewehre, viel Munition und anderes Kriegsmaterial in die Hand, 10 serbische Offiziere und über 600 Mann
des Gegners waren sehr groß. Die Donauflottille hob eine Anzahl von Fluß- und russishen Seeminen Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg zur See.
Berlin, 11. Oktober. (W. T. B.) Wie wir von ‘zu- ständiger Stelle erfahren, hat am 10. Oktober ein Marine- flugzeug auf einer Aufklärungsfahrt den Bahnhof von Riga mit 10 Bomben belegt. Das Flugzeug ist wohl- behalten nah seinem Stüßpunkt zurückgekehrt.
Karlsfkrona, 11. Oktober. (W. T. B.) Heute vor- mittaa wurde ein deutscher Kohlendampfer im Kalmar- sund südlich von Oeland von einem Unterseeboot, wahr- \cheinlih englischer Nationalität, in den Grund geschossen. Die Besaßung wurde von einem südwärts fahrenden s{hwedi- hen Dampfer gerettet, der eine Holzladung an Bord hatte. Der deutsche Erzdampfer „Germania“ wurde, in südlicher Richtung fahrend, um 12 Uhr Mittags beim äußeren Steingrund von einem Unterseeboot, wahrscheinlich einem englischen, besch ossen. Umder Versenkung zuentgehen, wurde die, Germania“ an der Küste von Blekinge auf Grund geseßt. Das Unter- seeboot befindet sich dauernd in der Nähe des Dampfers, 13/, Seemeilen von der Küste. Die Besaßzung des Dampfers, der Kapitän und 19 Mann wurden gerettet. Der Kapitän berichtet, er sei Zeuge des Untergangs des Kohlendampfers gewesen.
London, 11. Oktober. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der englishe Dampfer „Thorp- wood“, 3184 Bruttotonnen, versenkt worden. Die Besaßung wurde gerettet.
Katwijk, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Fischlogger „K. W. 10“ ist auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Besazung ist gerettet.
Lyon, 11. Oktober. (W. T. B.) Der „Nouvelliste“ meldet aus Dünkirhen: Der französishe Dampfer „Alose“ ist Mittwohnaht 5 Meilen westlih von Dünkirchen auf eine Mine gestoßen und sofort untergegangen; die Besaßung von 18 Mann is} ertrunken. Vor Nieuport lief ein englishes Schiff gleichfalls am Mittwoch auf eine Mine und versank. Ein Teil der Besaßung wurde gerettet.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 10. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der Dardanellenfront, bei Ana- farta, brahte am 9. Oktober unsere Artillerie feindliche Batterien zum Schweigen, die unseren linken Flügel beschossen. Bei Ari Burun zerstörte eine von uns gesprengte Mine eine im Bau begriffene Mine des Feindes. Eine feindliche Artilleriestellung wurde bei Kor fodere durch das wirksame Feuer unserer Artillerie vernichtet. Der Feind wurde ge- zwungen, diese Stellung zu räumen. Bei Sedil Bahr griffen in der Nacht zum 9. Oktober unsere Aufklärungs- folonnen des linken Flügels die feindlihen Gräben mit E an und kamen mit Beute zurück. Sonst nichts Neues.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Der Verlauf der Geburtenhäufigkeit und Säuglings-
sterblihkeit in den deutshen Großstädten mtt mehr als
200000 Einwohnern während der Zeit vom 4. April bis al: Qu 1910:
Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat die allwöchentlih von ihm veröfentlihten Nachweise über die Bevölkerungsvorgänge in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern für die Zeit vom 4. April bis 31. Juli 1915, allerdings in der Be\chränkung auf die 26 Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern, in mehreren in Nr. 40 seiner „Veröffentlichungen“ vom 6. d M. enthaltenen tabellarischen Uebersichten ¡usammenaestellt, um. hieraus schon jeßt den Einfluß des Krieges auf die Geburtenhäufigketit ersehen zu können. Hierbet find die Zahlen der Lebendgeborenen und der im 1. Lebentjahre Gestorbenen mit den Angaben für die entsprehende Zeit des Vorjahres in Vergleich gefeßt worden. Das Ergebnis dieses Vergleichs für die einzelnen Wochen der 4 Monate, d. h. die wöchentlihe Zu- oder Abnahme der absoluten Zahlen der Lebendgeborenen und der im 1. LÆbenejahre Gestorbenen ijt in der ersten jenerTabellen dargestellt.
Wie zu erwarten war, trat mit dem Beginn des 10. Kriegs- monats (Mai 1915) ein erheblicher Rückgang der Zahl der Lebend- geborenen ein. An der Hand der bereits vom 9. Krieg8monat (April), an beginnenden Zusammenstellung der Wochenausweije, deren Zahlen bier wegen Raummangels niht wiedergegeben werden können, läßt sh der Beginn des eigentlihen Geburtenrücckgangs infolge des Kriegszustands deutlich verfolgen. So blieb z. B. die absolute Abnahme der Zahl der Lebendgeborenen in Berlin in den einzelnen Wochen des “April dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr stets beträhtlih unter 100; in der esten Mai. Woche stieg die Abnahme plôßlih’ auf 99, in der zweiten auf 138, in der dritten auf 152 und in der vierten auf 198 In den dann folgenden Wochen wurde leßtere Zahl nur noch dreimal überschritten; an Stelle des ständigen Anstiegs in den Mai -Wochen traten von nun an nur noch Schwankungen auf, woraus geschlossen werden kann, daß ein weiteres fortgesettes Ansteigen der wöchentlichen Geburtenabnahme niht mehr zu erwarten ist, falls keine weiteren Veränderungen in dem Bevölke- rungsftand eintreten.
In den meisten übrigen Großstädten war in den ein- zelnen Wochen des Monats April sogar noch eine Zunahme der Lebendgeborenen gegenüber der entsprehenden Woche des Borjahrs zu bemerken. Diese Erscheinung wurde in den nahfolgenden Wochen immer seltener und beshränkte sich von Beginn des Monats Juli ab nur noch auf die Stadt Essen. In letzterer Stadt ergab ih während der Beobahtungszeit sogar ein ganz erheblicher Anstteg der Zahl der Lebendgeborenen, nämlich um !/; der Zahl der vor- jährigen Beobachtungspertiode. Dieser Anstieg kann nicht überraschen, wenn man bedenkt, das die Einwohnerzahl dieser Stadt infolge der Einverleibung großer Nachbarorte von rund 345 000 im März dieses Jahres auf 477 000 im April gestiegen ist und daß der Krieg auf die dort bestehende Industrie und damit auf die wirts{haftlihe Lage in Essen einen günstigen Einfluß ausüben mußte. Da jedo die Zu- nahme der Bevölkerungszahl verhältnismäßig größer war als die der Lebendgeborenen, hat sich in Wirklichkeit au dort eine Abnahme der Zahl der leßteren ergeben, die allerdings nur in der Berechnung auf n Bevsölkerungszahl, d. h. in der Geburtenziffer, zum Vorschein
ommt.
Um die Verschiedeñhetit der Geburtenabnahme erkennen zu lassen, sind in der nahstehend wiedergegebenen Tabelle die Angaben
sodaß man bierzu ecînz Es betrug
Jahres Lebendgeborenen zusammengestellt, Uebersicht über die absoluten Werte erhält.
dieZahHl der Sterbe- 'âlle im 1, Lebens- jabre in der Zeit
sdie Zahl der Lebend- in den Städten mit mehr [geborenen
als 200 000 Einw. in der in der Zeit Reibenfolge nach der Größe {hrer mittleren Bevölkerung t: J 4910
oder , 1915
d
|
die Zunahme (+) oder vom 4. April bis
Abnahme (—) |. I. 1915
vom d. April bis die Zunahme
vom 4. April bis 31. Juli 1915 1. August 1914 31, Juli 1915 Abhna)me (—)
vom 5. April bis 1. August 1914
12 158| 9754 1617| 1382 6788| 5176]— 1613| 775) 567 4266) 3457 574| 519 42| 3554 607| 485 4852| 4572 615| 656 3711| 2757 409| 293 4554| 3661 856| 819 2990| 3594 392| 450 2967| 2181| — T86| 249| 228 326 2597|— 659| 354| 311 2792| 19241— 870| 391| 1706| 1383|— 8322| 2109| 173 2083| 1716]— 8367| 193| 167 2707| 1987|— 7T20| 438| 338 15. Etuttamit. . | 2371| 1856]— S16| 243| 190 16. Neukölln . . | 1772| 1279 493| 268| 173 E 2138| 377/|
1: Berlin 2. Hamburg . 3, DIENOR s «it d 4. Leipiig. - « -
800000 bis( 5, Cölu . . 10009000 E.| 6, Dresden. . . L aas 4
E Ak N io
gu Uber 9. Frankf. a. M. 500000 E. |10, Düsseldorf . si Nürnberg .
mit iber 1 000 000 E.
L TPLA E RRS
D Charlottenb er 126, E
300000 bis/13. Hannover . 400 000 E, (1 Chemniy .….
ICTTTTT T T L
18. Dortmund . | 2660| 2228 4392| 359| 276 19. Königsberg . | 2233| 1826 20. Duisburg . . | 2671| 1987 mit fiber [21, Bremen, « | 2141| 1685 200 000 €122 Stettin . . . | 1740| 1408 193, Kiel 1836| 1614 124. Mannheim . (25. Danilg .… - | 1888) 1502/— 386 26 Schöneberg . 723| 628¡— 95
Aus diesen Angaben ist die relative Geburtenabnabh me in den einzelnen Städten, wie folgt, berehnet worden: i
Zahl der Lebendgeborenen in der Zeit vom 4. April tis 31. Juli 1915 gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjabrs, wenn die Angaben für den leßteren = 100 geseßt werden, irt Den Städten: E A 1202 |: 14, Berlia ., . Côln 942 | 15. Düsseldorf Kiel . 87,9 | 16. Dauztg .
407| 398| 369
go Ÿ -y 684] 345| 247 456] 199| 168 332| 378| 224 L 222| 226| 200 26
85 15.
E E
F
401| 316 94| 109
+1
08
»
00 N) V S P D O =1 0) 2 N
. Berltn-S{höneberg 85,5 | 17, Bremen Leipztg 841 | 18 Stuttgart
. Dortmund 838 | 19. Hamburg . . „Chemniy... . , « 83,4 | 20, Dütoburg . - ü . Hannover 824: 21 Diet s # # . Königsberg 81,8 | 22. Frankfurt a. M. .
“
“
, München 81,9 | 23. NeuköoUn . . Charlottenburg . . . 81,1 | 24. Nürnberg . . . Stettin 9 | 25. Magdeburg . . Breslau 4 | 26. Mannheim .
Aus diesen Zahlen ist ersihtlih, daß der Geburtenrücckgang ich bisher am wentsgsten in der Stadt Cöln b: merkbar gemacht batte, teun das Verhältnis der Zahl der vom 4. April bis 31. Sulit 1915 Lebendgeborenen zu der ent\prehenten Zahl des Vorjahrs betrug Dork nur 94 2: 100. Dafür hatte sh jedoch in_ dieser Stadt wie. in Der Stadt Essen eine Zunahme de: Zahl der Sterbefälle im 1. Lebens- jahr in der Beobahtungeperiode des Jahres 1915 gegenüber der Des Vo:jahrs ergeben, während in allen übrigen Städten mit der Ab- nahme der Zahl der Lebendgeborenen auch eine Ubnabme der Zahl der Sterbefälle im 1. Lbensjahre einherging. In der MehrzaH1 der Städte bewegte \sih das Verhälinis der AbnaHme der absoluten Zahl der Lebendgeborenen zwischen 80 und 90: 100: unter _diesen Städten befanden sich namentlih die größten (Berlin, München, Leipzig, Breslau). In 5 Städten, nämli in Duisburg, Dresden, Frankfurt a. M,, Neukölln und Nürnberg, hatte sh bereits die Zahl der Lbentgeborenen in der Beobahtungsveriode des Jahres 19195 um etwas mehr als 4 der entsprehenden Zahl des Vorjahrs vermindert, m ¡war am meisten in Nürnberg, wo das obige Verhältnis 68,8 etrug.
Wie son erwähnt, hat \ih die absolute Zahl der Sterbefälle im 1. Lebensjahr in der Beobahtungspertode des Jahres 12919 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres nur in den Städten Côln und Essen erhöht. Die Abnahme diefer Zähl in den übrigen Städten zeichnete ch durch große Vershiedenheiten aus, und zwar war die Abnahme verhältnizmäßig am geringsten in Breslau, Königsberg, München, Kiel, Düsseldorf, Berlin-Schöneberg Und Hannover, in welchen Stäbten sich auch nur etne geringe absolute Ab- nahme ergeben hatte. Dagegen war der Rückgang der Zahl der Sterbefälle im 1. Lebensjahr in Stettin \o beträchilich, daß dur thn fast die Hälfte der Abnahme der Zahl der Lebendgeborenen aus- geglihen wurde. Die Wech)elbeziehungen, die sich sonst zwischen Der Abnahme der Säuglingssterblichkeit und der der Geburtenhäufigketit nahweisen lassen, fallen während der Krieg8zeit gänzlih fort, da während dieser Zeit eine Abnahme der Geburtenzahl {on aus natürlihen Gründen erfolgen muß.
Bei der Bewertung der in obiger Tabelle nahaewiesenen ab- soluten Abnahme der Zahl der Sterbesälle im 1. LebenejaHre ist tarauf Rücksicht zu nehmen, daß sih eine Abnahme der Zahi diefer Sterbefälle {hon infolge des gertngeren Bestandes Der Lebenden im 1. Lebensjahre ergeben mußte. Erst nach Abs{kluß des laufenden Jahres kann festgestellt werden, ob die Säuglings- \terblihkeit, d. h. das Verhältnis der im 1. Lebensjahre Gestorbenen zu den Lebendgeborenen, sich gegenüber der des Vorjahres vermindert hat.
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Wohlfahrtspflege.
Ein Aus\chuß zur Errihtung von Soldatenheimen an der Oftfront mit dem Siy in Berlin hat sh, wte ,W. T. B. berichtet, unter dem Ehrenvorsiß des Unterstaatssekretärs Dr. Michaelis und des Oberhof- und Dompredigers D Dryander gebildet. Der Aus- \chuß ist von der Deutschen Christlien Studentenvereinigung be- gründet worden, nachdem thr die Nationalvereintgung deutscher JFünglingsbündnisse (Barmen), die selbst 70 Soldatenheime an der Westfront enihtet hat, diese Arbeit übertragen Hat- Der Generalfeldmarshall von Hindenburg hat durch freunD- lihe Fürsprache die Arbeit des Ausschusses derartig gefördert, Dab dieser imstande war, innerhalb weniger Wochen b große Soldaten- heime auf interkonfessioneller Grundlage dunh feine Vertreter errichten zu lassen. Diese bestehen zurzeit in bau, im Kowno und drei N Warschau. Außerdem hat er von befreundeter Seite die Helme in Stiyi und Stanislau übernommen. Neben den männlichen Berufs- arbeitern haben sich auch weiblihe Kräfte als Kriegsfreiwillige ein- gestellt. Die Geschäftéstelle des Aus\{usse8 zur Errichtung - von Soldatenheimen an der OÖstfront befindet \ch in Berlin C. 2, Kleine Museumstraße 5Þb.
wurden als Gefangene eingebracht. Die blutigen Verluste
über die in der ganzen Beobachtungszeit dieses wie des vorigen
PraktisGe Fragen der Arbeiterernöhrung wird am 28. Ofioder der Zentralverein für das Wohl Lee SeGetie den Klassen bet seiner Tagung im MNeichetagsgebäude behandeln. Von der vorausgebenden Konferenz der Zentralitelle für Velks- woblfahrt über die Erhaltung und Mehrung der deutschen Voiks- kcast wird der Vortrag Geheimrat Rubners über Grundfragen
der Volksernährung als Einleitung der Beratungen über- |
nommen. Ihm folgen Vorträge des Frarkurter Stadtrats, Pro
Dr. Ph. Stein über Ecfahrungen Au E Ce Cor TOrs Fabr ikkücen und des Landtagsabgeordneten, Amtsgerichtérats a. D. Dr. Liepmann über die Praxis der gemeinnützigen Volks- sveisungen. Nah den Vorträgen findet freie Aussprache statt. Damen und Herren, die an der Tagung teilzunehmen wünschen,
wenden \sich an die Geschäf S ¿ Wehe Nollendorfstraße 29/30. hâftsftelle des Kongresses, Berlin W. 30,
Kunft und Wissenschaft.
In der neven Aula der hiesigen Fri
2/700. Ve mh Friedrich Wilbelm- Universität findet am Freitag, den 15. d. M., Mittags 12 Uhr, die Nebergabe des Rektorats statt, mit der die Feier der sünfhundertjährigen Herrschertätigkeit des Hoben- zollernhaufes verbunden werden wird. t
Das Kösöniglihe Kunstgewerbe-Museum veranstaltet i Taufenden Vierteljahr in feinem Hörsaal, Prinz Albre bistrcte 7—B, Hof, zwei öffentliche Vortragsreihen von je 6 Vorträgen. Der Privatdozent Dr. Oskar Fischel spriht über Stilwandlungen der Tracht Dienstaas, Abenos 8{ Ubr, Beginn: Dierstag, den 26. Oktober ; Der Direftorialafsistent Dr. Nudolf Bernoulli jpriht über Krieg und anat LOUS, Abends 84 Uhr, Beginn: Donnerstag, den 28. Oktober. te Vorträge fi itgeltli id w k AiS oe Sd äge find unentgeltlich und werden dur
In der am 9. d. M. abgehaltenen Oktobersizung der „Gesell-
schaft für Erdkunde“, der ersten des neuen Vereinsjabres 1915/1916, konnte der Vorsißende, Geheimrat Professor Bettgaan hervorheben, daß es gelungen sei, während des ersien Kriegsjahres die „Sizungen der Gesellshaft regelmäßig obzuhalten sowie de Feitschrist erscheinen zu lassen, auch die Gesellschaft habe den Willen, «durhzuhalten“. Die Präsidenten der geographischen Gefell- |chasten der uns feindlihen Länder haben die Sigungen ihrer Kor- porationen benußt, um Deutschland zu verunglimpfen, Geheimrat Hellmann erklärte, es läge ihm fern, diesem Beitpiele zu folgen, Denn durch eine folhe Handlung dürfte er die Würte und die Cbre der Ge)ellshaft verlezzn, es genüge, ein derartiges Verfahren tiefer zu hängen. Worte ehrenden Andenkens widmete der Vorsißzende sodann den jüngst dahinaeshiedenen Mitgliedern der Ge|ellshaft, u. a. dem Geheimrat Professor Orth, dem N dakteur Singer, der einige Zeit den E L dem Botaniker Professor Uhle, dem Polar- |Þ:r Vr. X. von Payer, dem amerikani Shina- Tibet- foribee Rear. : e isen China- und Tibet Den Vortrag des Abends htelt der Professor Dr. Norbert Krebs aus Wien über die österreihisch-ungartishen Küstenländer. Er führte etwa aus: Um das österreichische Grenzgebtet zwischen den Alpen und der Seegrenze tobt seit Pfingsten der Kampf zwischen Desterreich und Italien. Jtalien zog in den Krieg, um Triest zu befreien , hat indessen bisher weder zu Lande noch zur See seinen Wünschen näher zu kommen vermocht; während ibm am JIsonzo 1tarker Widerstar. d entgegentritt, hat die österreichische Marine Italiens Ostküste und seinen Seestreinkräften mehrfah Schaden zugefügt, während Italien weder Truppenlandungen auf der österrethishen Adriaküste bisher versucht, noch die Belagerung der dortigen Festungen in Angriff genommen hat. Jn seine Forderungen an Oesterreich batte Italien neben der Abtretung von Südtirol und Friaul, eine Sonder- stellung von Triest und die Uebergabe der dalmatinishen Inseln ein- geschlossen, und au auf Albanien wollte es durch die Beseßung von VBalona seine Hand legen, d. h. es wollte die Adria zu einem mare clausum machen und seine Landgrenzen im Nordosten auf den Karst legen, an die dortige Wasserschetde. Gegenüber dem Verlargen J!aliens nah der „Gebirgsgrenze“ mußte Oesterrei an der „Seegrenze" unbedingt festhalten; denn in seinem und im doutchen Interesse liegt es, das Hinterland viht vom Gestade des Meeres abtrennen zu lassen. Deutschland und Oesterreich dürfen sich ntt abdrängen lassen vom Meere, Triest und Fiume sind unentbehr- lich für etne gedeiblihe Entwicklung dieser Gebtete. Neben den VWer- nunft- und Gefühlsmomenten haben die geographischen Tatsachen eine um so genauere Prüfung zu erfahren bei der Ent- scheidung, ob die Seegrenze oder ob die Gebirgegrenze für Oester- reih zu verlangen sei, als sich die Gegner für ihre Forde- rungen auf das Zeugnis der Geschidte berufen. Die Ost- küste der Adria liegt an einem Grenzgebiet verschiedener Staaten, Völker und Kulturen und oft ist- um sie gekämpft worden. Die ZUyrer konnten an ihrer gut gegliederten, den Seeverkehr äußerst günstigen Küste gegenüber den kulturell böherstehenden Römern zu großer Bedeutung \sihch nicht entwickeln. In dem Gebirgswall des Karstes, der hinter der Küste aufsteigt, fehlen die zum Meere sührerden Flußtäler. Das Waldland und dte Heide gestatten dort vur dünne Besiedlung ; die dinarishe Nasse auf dem Karst hat zwar Elemente welsher Kultur aufgenommen, aber sie hat die slawis he Sprawe bewahrt. Gegenüber den Tatsachen, daß Griechen, Römer, diese nur deshalb, weil fie auch von Pannonten aus, nit nur von der See her, in ZUyrien Herrschajtsausprüche geltend zu machen vermochten, Byzantiner und Venetianer diese Nordostküste der Adria besessen haben, stebt das andere hi\torishe Faktum, daß hon 1040 Istrien etne «deutshe Mark“ war, ferner daß um 1100 die Ungarn nah Dalmatien vorstießen und später die Türken dort die Herren waren. Diese kultuellen und nationalen Verhältnisse suhte nun der Vortragende zu prüfen in ihren geographishen Beziehungen zur Küste und zum Hinterlande und konnte seine Darlegungen dur zahlreiche Licht - bilder auf das beste erläutern. Das jenseits der Flüsse Idria und Laibah an die Julishen Alpen sich anschließende Kar stland tit ein breites Kalkgebirge mit den der Kultur des Bodens feindlichen Erscheinungen: der tiefen Zerklüftung mit nur wenigen Quellen in fehr tiefen Horizonten fließend, dem Füllen und Entleeren der Seen und Flüsse dur unterirdtshe Löcher und den teils ober-, teils unterirdifch fließenden Flüssen. Dazu kommen die aus- gelaugten Höhlen und die trihterförmig eingesunkenen Dolinen. Nur die in den Mulden eingebetteten Sandsteine sind Oasen der Stein- wüste, Auch die in den Dolinen und den Poljen, den blinden Tälern, zusammengeshwemmte oder vom Winde hergetragene terra rossa, etn tonerdiges Residuum aus der Lösung des Kalksteins, gestattet den Aderbau. Das Karstland \treicht nordwest-\üdöstlich} und das Gebirge steigt gegen das Senkungsfeld der Adria \tufenförmig ab. Die dalmatinishen Inseln sind über das Meeresniveau empor- Mende Kämme des Faltengebirges, während die Molden unter aler geseßt worden sind. Das illyrishe Karslland wird teils zur Bs (Una Bosna, Drina), teils unmittelbar zur Adria (Narenta l ojana) entwässert. Die klimatischen Verhältnisse sind im Binnen- pte kontinentalen Charafters, in den Küstengebteten \ubtropischen be iaraktèrs, woher dort Wein- und Oltvenkulturen gedeihen. Wälder 8 en fih im Karstlande in großer Ausdehnung erhalten. Man ¡eitet der Fruchtbarkeit nach zwischen dem roten, dem grauen und Be weißen Jstrien. Die Höhen sind nach Art von Akropolen eliedelt. Auf dem umstrittenen Plateau von Doberdo halten die k esterreiher die Höhenstellungen, an die das Wasser aus dem Niveau pjcangebraht werden muß, dieJItaliener die Ebene ; do wird tm Winter Eh eine dur die Niederschläge begünstigte und von der Bora geshaffene sdede gerade in der Cbene große Schwierigkeiten schaffen. Fest
und züh muß Oesterreich an dieser Stellung aushalten. aal Der Vortragende suchte ferner im Verlaufe setner Darlegungen Gesellen, wie das Lehnswesen zu etner Zersplitterung in diesen beiti en sehet hat. Der Patriarch in Aquileja konnte keine ein- he Macht gewinnen, er wurde von Venedig abgelöst, aber bald
¡ die Venetianer in den Tagzn Kaiser M ¿xrimilians 1 | vordrangen, fonnten fie doch keinen daueinden Einfluß im slawishen
T men die Grafen ven Görz empor, daneben die Grafen von Dulno und andere. Schon Ende des 14. Jabrbunderis gewannen die pabs- burger dort die Hercschaît 1366 kamen sie ans Meer und obwobl b:s Adeleberg
Karstgebiet gewinnen. Auf Îstriens Boden haben sid Reste mykenischer Kultur gefuaden, später unterlag die Halbinsel dem rômiichen Ein- flufse; noch stehen die Reste des rômisben Amphitheaters- in Pola, während an arderen Stellen frübrifil:che Dome und bei Rovigno vernahläfsigte Ruinen sih finden. Istrien hat feine Glanzzeit hinter f, die zabllosen Armen, Kranken, die man dort in den Spitälern findet, deuten dies an, der verarmte Adel, die große Zahl der Analpkabeten bestätigen die Tatsache; es befindet sich beute noch im Niedergang, aber tie Bevölkerung bat das Italienische bewahrt, es lebt noch das antike Stadtwesen fort, das rômiicke Kolonat, der welsche Hausbau, doch wohnen dort Slawen, denn diese haben si au? dem Hinteilande vorge!choben. Schon im 7. Jahrhundert waren Slawen dort, im 9. find die Kroaten in Ost-, Mittel- und Südistrien, sie wohnen in Capodistria zu Karls des Großen Zeit, und nehmen die wälsche Wütschaftsform auf. Zur Glanzzeit der venet'anishen Herrsaft daselbst (14. Jahrhundert) erfolgte eine Bauernflucht in die Siâdte, es entstand eine Entvölkerung des Landes, der die Republik durch Heranziebung neuer Kolonisten zu steuern suchte. Solcbe Kolonisten waren slawischen, serbischen, albanesischen, kroatischen Stammes, auch Dakorumänen wurden herangezogen und auf dem Tscitshen-Boden im Nordosten Istriens angesiedelt. Sie waren zumeist Viehzühter und haben dort den Wald gerodet, ohne maritime Interessen trieben sie keinen Fishfang. Venedig besaß nicht mehr die Kraft, diese Slawen zu assimilieren, fie haben ihrèn flawtshen Charakter deshalb bewahrt. Seit den beiden leßien Volkszählungen hat .sich ein Resultat zu Ungunflen des romanishen Elements in manhen Städten Jstriens ergeben, dessen illyrishe Flora auch an die Kroatiens vielfach ertnnert. Einen mehr mediterranen Charakter zeigt Fiume, obwohl die Zugänge dorthin am leihtesten aus Nordwesten sind; es hat auch lange zu Krain gebört und wurde von Görz aus verwaltet, bevor es 1779 an Ungarn kam mit nur 4 km Küstengebiet und 1867 wieder erneut an Ungarn gegeben wurde. Von der Küste führen Verbindungen ins Hinterland. Der Vortragende charakterisierte sodann die Hauptntederlassungen Dalmatiens, Zara und Spalato, lange Beit als Festungen tn türfisher Hand, Nagusa, die den Türken tributpflihtige Handelsrepublik, mit thren nah Ungarn, nah Rumärten und nah Italien gert{chteten Handelsinteressen hon seit dem 12. Zahr- hundert eine fkroatishe Stadt, die die guten romanishen Elemente aufgenommen hat, aber do an der Adria ein Vorort slawisher Kultur geblteben ift. Spalato, heute die größte Stadt Dalmatiens, fehlt die gute Verbindung zum Innern, auch Zara, ehemals nur eine Station auf dem Wege von Venedig zum Orient, fehlt cs an Ver- bindungsstraßen. An der Küste haben wir ein ertrunkenes Land, von dem nur die Inseln Lissa, Lesina, Curzola mit seiner seemännischen Bevölkerung, Brazza, Sabbtoncelle, Meleda, Lagosta herausragen; auch hier slawishe Bevölkerung, die slawischen Namen gehen auf alte illyrishe Bezeichnungen zurück. XFaßt man die Ergebnisse der Betrachtung zusammen, so ergibt sich folgendes: Nur ein ganz shma!er Küstenstreifen der österreichi|ch- ungarishen Küstenländer zeigt medlterrane Elemente und romanisches Gepräge, es sind im Süden und Südosten die dalmatini\chen Jnfeln ; in Kroatien und Norddalmatien baben wir keine romanishen Spuren mehr, überall auf der Karstheide sind Slawen die Siedler und leben in patriarhalischber Wirischaft. Dort gibt es keine mediterrane Zone mehr, die Verbtndungen führen auf Nömerstraßen ins Hinterland, auf mittelalterlihen Wegen zur Seeküste; nah der Be- seßung des Gebiets durh die Türken wurden die Wege vernahlässigt. Die Donaumonarhte muß fie von neuem aufleben lassen ; daß dies bisher niht geschah, lag an der staais- rechtlihen Trennung von Oesterrei uud Ungarn scit 1867; sodann ist das italtenische Volkêtum an dir Ostküste der Adiia in Istrien und in Dalmatien im Absterben, und die Ftaliener dort haben nit den Anschluß an die modernen Prinzipien der Wirtschaft vollzogen, deren Träger die Slawen sind, die assimtlierende Kraft der Italiener wirkt nur noch im Westen der Adria. Aber auch für Oesterreich, das darf nit verkannt werden, sind infolge der groß-serbishen und der aroß-froatishen Bestrebungen die politishen Schwterigkeiten groß. Das deutsche Binnenland, dem die Zukunft gehört, muß eine Berbindung mit dem PVêittelmeer haben, und deshalb erscheint die Seegrenze heute gegenüber der Gebirg8grenze als berechtigt.
Literatur.
_ — Lehrbuch der Botanik für höhere Lehranstalten und die Hand des Lehrers sowie für alle Freundè der Natur. Unter be- fonderer Berücksichtigung biologisher Verhältnisse bearbeitet von Professor Dr. O. Schmetl (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig). Das Schmeilsche Lehrbuch der Botanik, das si etner weiten Verbreitung erfreut, konnte nunmehr tin 35. Auflage erscheinen. ODb- wohl dem Vertasser die Mitarbeit zweler jüngerer erprobter Fachgenossen durch den Krieg entzogen wurde, konnte er diese nicht nur revidierte, sondern in manchen Punkten ergänzte und umgearbeitete Auflage doch ohne erheblichen Zeitverlust fertigstellen. Stilistisch ist auf kürzeren und prägnanteren Ausdruck gesehen; in der Anordnung ist die weitgehende Gliederung des Stoffes eingeschränkt, außerdem tis das retn beshreibente Moment ncch mehr als bisher zur Geltung gekommen und die teleologi|he Aus- drucksweise durhweg beseitigt. Die sachlichen Bereicherungen bestehen in der wetitgehenden Beachtung, die die voiks- und weltwirtschaftlihe Bedeutung der Pflanze gefunden hat, in dem Hervorheben der Schädigungen und Krankheiten der Pflanzen, in erweiterten Angaben über thre geographts{he Verbreitung fowie in einer Darstellung der Entwicklung der Pflanzenwelt im Laufe der Erdgeschichte. Endlich ist die als zweckmäßig erwiesene Trennung der morphologtishen von den anatomisch-physiologishen Angaben durchgeführt. Zu dtesen texts- lichen Erweiterungen und Verbesserungen i eine erhebliche Vermehrung des Bildermaterials getreten, das namentlich durch gut ausgewählte und trefflich wiedergegebene Photographien nach der Natur bereichert wurde, \o daß der stattlihe über 500 Seiten starke Band nunmehr mit 48 farbigen und 20 s{warzen Tafeln und zahl- reichen Einzeltertbildern ausgestattet ist. Der Verlag hat den Preis des Buches, um seine weitere Verbreitung fortgeseßt zu sichern, auf 6,60 4 in Leinenband und 8 #6 in Geschenkband feitgeseßt.
— Durch Belgien. Wanderungen eines Ingenieurs. Von F, Jzart-Günt her. (Franckhshe Verlagshandlung in Stuttgart. 3 M, geb. 4 4.) Ueber Belgien ist in dem legtverflossenen Jahr aus naheliegenden Gründen eine recht zahlreihe Literatur erschienen. Abgesehen von Schriften, die sich mit der Politik Belgiens vor dem Kuege sowie mit seiner politischen Haltung bei und nah Beginn des * Krieges beschäftigen, find vornehmlich völkische Fragen und die Kunst Belgtens Gegenstand der ODar- stellung geworden, während der reich entwickelten Industrie des Landes weniger Aufmerksamkeit geshenkt wurde. Dieser Lüdke will das vorliegende, mit Abbildungen und einer Karte aus- gestattete Bu abhelfen. Ihm liegt die vor eintgen Jahren er- \cienene Schrift „La Belgique au travail“ des französischen Ingenieurs J. Izart zugrunde. Der Herausgeber Hans Günther hat ih aber nicht auf eine freie Ueberseßung beschränkt, er hat die Izartshen Angaben vielmehr gesihtet und nachgeprüft und auf Grund der ihm zugänglichhen deutschen Literatur, die im wesentlichen aus Einzeldarstellungen in verschiedenen Zeitschriften bestand, ergänzt und abgerundet.
— Das bevorstehende Geibel-Fubiläum hat bereits zur Ausgabe etner billigen und brauhbaren Auswahl aus den gesamten Werken des vaterländishen Dichters geführt, die hoffentlich dazu beitragen wird, den in den stürmisWen Entwicklungsjahren der jüngsten Literaturepohe arg untershäßten Dichter weiten Volkekreisen wieder näher zu führen. Die Bedeutung Geibels als hervorragender
Nahbildner antiker Dichtungen will nun eine Schulausgabe
des „Klasstschen Liederbuhs*, die der Direklor des Gym- nasiums in Neumünster (Holstein) Dr. Heinri Scchmttt bei I. G. Cotta Nachf. in Stuttgart und Berlin herausgegeben hat (geb. 1,20 6), in die Erinnerung rufen und der Jugend nuußbar machen. Dem Text der Seibelshen Uebertragungen griechischer und römischer Lyriker bat der Herausgeber einen furzen Abriß von Geibels Leben, in dem auf scine Stelluna zum fklassishen Altertunz und auf die Entstehung des „Klassishen Liederbubs“ besonders ein- gegangen ist, sowie eine Abhandlung úber die Lyrik der Griechen und
ômer vorau?gestellt. Die Geibelschen Uebertragungen seibst find mit er!äuternden Fußnoten versehen. In einem Anhang wird das wichtigste über tie antife Metrik mitgeteilt. L
Im selben Verlag bat Dr. Hans Mähl ein Lesebuch zur Weltpolitik für die Oberklassen höberer Lehranstalten aller Art herauf gegeben (geb. 1 4). Die kleine Sammlung ist aus dem zwet- fahen Bedürfnis heraus entstanden, auf der Oberstufe der höheren Lehranstalten die moderne Prosa mehr zu pflegen und dabei zugleich unmittelbar in Probleme der Gegenwart einzuführen. Das Buch will also eine Ergänzung der deutschen Lektüre bilden und zugleih den Schülern das Verständnis der geschihtlihen Gegenwart erleichteru- „Aus den Worten führender Männer soll ihnen bas geshichtliche Bild der gegenwärtigen weltpolitishen Lage unseres Volkes ersteben, das dann die Grundlage abgibt für alie Besprehungen in der Schule, die unserer Zeit dienen“. Aus durchaus stihbaltigen Gründen ist der Verfasser vom Zeitalter Bismarcks ausgegangen ; in einem zweiten Ab {nitt sollen die Veränderungen der Lebensinterefsen Deut)chlands seit Bismarck zutage treten, während ein dritter die Probleme der Gegenwart dem Schüler verständlih machen will. Demgemäß enthält der erste Teil des Lesebuchs Beiträge zur auswärtiger Polttik Deutschlants im Zeitalter Bismarcks, die in Abschnitten aus den „Gedanken und Erinnerungen“ (Entstehung des deutsd- österreihischen Bündnisses) aus Erich Marcks Bismarbiographie (die: leßten Jahrzehute Bismarcksher Politik) und aus Bismarckschen Parlamentéreden (NReichstagêrede vom 6. Februar 1888) be- steben. Im zweiten Teil „Das neue Deutichland unter Kaiser Wilhelm 11.“ enthält Abschritite aus Otto Hinges Aufsay über „Bismarck, die deutshe Politik und der Krieg“, aus Bernhard Harms? Nede über „Kaiser Wilbelm Il. und die Triebkräfte des neudeutschen Sozial- und Wirtschaftslebens“ sowie aus Schriften von Rohrbach und Jäckh (deutsh-englisher Gegensay; deutsch -türkische Freund- saft). Der dritte Abschnitt is Fragen des gegenwärtigen Welt- kriegs vorbehalten. Sering, der Reichskanzler von Bethmann Hollweg und Friedri Meinecke kommen dabei zu Wort. Sering mit einer Rede über die Ursachen und die weltgeshihtlihe Bedeutung des Krieges; der Reichskanzler mit seiner Neihstagtrede vom 2. Dezember 1914 über Englands Schuld am Ausbruch des Krieges und Metneke mit einem Absatz aus seiner Schrift „Die deutshe Erhebung 1914". Der ganze Aufbau der Auswahl ift also in geschichtlicher Folge ge- T Das Letebuh ist ein beachtenswerter Versuch, der mit Ve- e durchgeführt wurde und von praktishem Nutzen begleitet sein ürfte.
— Als Band 15 der von Dr. Friß\ch heau8gegebenen Koehler- sen Lehrerbibliothek (Verlag von K. F. Koehler in Leipzig) hat der Seminaroberlehrer Schäfer-Rochliy eine Schrift „Deutsches Wehrturnen für Halle, Play, Gelände“ erscheinen lassen (4 4%). Das Buch will der militärishen Vorbereitung der Jugend, und zwar vom ersten Turnjahre ab und auf der breiten, gesicherten Grundlage des deutshen Turnwesens dienen. Sein Verfasser, der au in die militärishe Ausbildung genaue Einblicke gewonnen hat, ist der Ueberzeugung, daß nur eine zweckmäßtae Zusamwmen- stellung rein turnerisher mit militärishen Uebungsstoffen eine rechte militärische Vorbereitung der noch nicht beereepflihtigen Jugend ge- währleisten kann. In der etwa 250 Setten starken Schrift ist ein reiher Stoff mit Sachkenntnis verarbeitet und praktisch angeordnet. Auch die grundlegenden, etnfahen Turnübungen werden {hon vom Gesihtspunkt der Wehrhaftigkeit aus behandelt. Turnhalle und Turnplay werden dann dur das freie Gelände erweitert, in dem die Summe aller turnerisch-militäri\hen Uebungswerte im Turnmarsch zusammengefaßt wird. Turnlehrern und Leitern von Wehrvereinen dürfte die Schrift, die dem Führer der deutshen Turnersckaft, dem Geheimen Sanitätsrat Dr. Goetz, zugeeignet ift, nicht nur weitgehende Anregung, sondern auch eine wertvolle praktische Grundlage für ihre ausbildende Tätigkeit bieten. .
— Als Bändchen der von der Gesellshaft der Naturfreunde „Koëmos* herausgegebenen und im Franckhshen Verlag in Stuttgart erscheinenden Schriften hat der Dtrektor des Museums für Völker- kunde in Leipzig und Professor an der dortigen Universität Dr. Kark Wenlee eine Darstellung veröffentlicht, die „Vom Kerbstock ¡zum Alphabet, Urformen der Schrift“ benannt ist. (1 „.) Den äußeren Anlaß für die Abfassung des interessanten Büchleins hat die auf der Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig im Jabre 1914 gezeigte Abteilung „Die Vorstufen der Schrift in Urzeit und Gegenwart" gegeben. Dort waren nicht nur die Vor- stufen unser eigenen Buchstabenschrift zusammengetragen, fondern auch alle bekannt gewordénen Versuhe der übrigen Mensch- heit, eine Zeichenshrift zu \{chafen, waren übersichtlich ver- gleihend zusammengestellt. Aus der in es gebotenen Schriftenshau ergab ih, daß unsere Schrist bis in die frühe Vor- geshihte der Europäer zurückreiht, daß die Naturvölker aber eine aroße Vielseitiakeit und Mannigfaltigkeit in dem Bestreben zeigen, ihren Zeitgenossen oder Nacbfahren \chriftliche Mitteilungen zu- kommen zu lassen. Der Verfasser hat nun das in Leipzig vorgezeigte reihe Material verwendet und es in Wort und Bild dauernd zugärglih gemacht. Nach einer Etnleitung und allaemeinen Ausführungen über das Wesen des Schriftsagzes bespricht er die \pielgemäßen Zeichnungen und magiihen Symbole, um si dann der schon au8gebildeten Schrift des Mittelmeerkulturkreises zuzuwenden. In weiteren Kapitein find die übrigen altweltlihen Lautschrifsten sowie der Schriftersaß und die Bilderschrift in den außereuropäis{en Erdteilen behandelt. Das mit vielen Abbildungen ausgestattete Büchlein dürfte in weiten Kretsen Interesse erwecken.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.
Gesichtepunkte, die bet der Behandlung und Abgabe von Gefrierfleisch zu beachten sind.
__ Gefrierfleisch is während der jeßigen Kriegszeit, in der die Vor- räte an frishem Fleis kaapp werden und die Preise für solches Fleis erheblich steigen, wobl geetgnet, als Ersaß für einen Teil des in Friedens- zeiten verfügbaren Fleisches zu dienen. Vorausseßung btierfür ist aber, daß das Gefrierfleish vor der Abgabe an den Verbraucher sahgemäß behandelt wird. Erfahrung8gemäß geht allzu {nell aufgetautes Ge- frierflets{ rasch in Fäulnis über und nimmt dann gesundheits\{ädlihe Eigenschaften an. Ferner erleidet gefrorenes Fleis, dessen Auftauung zu sehr be\chleunigt worden tft, eine erheblihe Verminderung seines Nahrungs- und Genußwertes ; deun es verliert bei bes{leunigter Auf- tauung bedeutende Mengen wertvollen Saftes und erlangt nicht die wünschen3werte Tafelreite.
Um diese Nachteile zu vermeiden, is Hauptwert darauf zu legen, daß das Auftauen des Gefrierfleishes, namentlih au des gefrorenen Schwetnefleisches, mit der nötigen Vorsidt geshieht. Das Auftauen des Gefrierfleishes erfolgt am zweckmäßigsten in Küblräutmnen, in denen zu Beginn des Auftauvorganges die Temperatur 0 bis +4 2° und die relative Feuchtigkeit etwa 70 9/6 beträgt; die Temperatur foll dann allmählich auf etwa +5° und die relative Feuchtigkeit auf 85 bis 90 9/% erhöht werden. Das Auftauen . kann auch bei einer nahezu aleihmäßiaen Wärme von etwa 43° und etner relativen Feuchtigkeit von 75 bis 80 9% vor sh gehen. Die Auftauzeit ist auf zwet bis drei Tage zu bemessen. Wo Kühlräume, in die das ge- frorene Fleisch aus den Gefrierräumen verbraWt und in denen es in der vorbezeihneten Weise aufgetaut werden kann, niht oder nicht in dem erforderlichen Tadfaace zur Ver- fügung stehen, kann das Auftauen auch anderen l[uftigen