1915 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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m ge Oelgewinnung inugen und einer unan en Us M steuern, ist Beschluß des desrats die gewerblihe Ver- arbeitung von Bucheckern ausscließlich dem Kriegs- aus\{chuß für pflanzliche und tierische Oele G. m. b. H. in Berlin agen worden.

Wie durh „W. T. B.“ mitgeteilt wird, kauft der Kriegs8- aus\s{huß die Früchte den Sammelstellen, auf deren Bildung {hon früher hingewirkt wurde, oder den Oelmühlen, die sie etwa son erworben haben, ab und regelt die Verarbeitung und den Absay der gewonnenen Erzeugnisse einheitlich unter Aufsicht des * Reichskanzlers (Reichsamt des Jnnern). Wer ohne Zustimmung des Kriegsausschusses oder entgegen den ergangenen Weisungen Bucheckern gewerblih verarbeitet oder vera1beiten läßt, oder die so gewonnenen Erzeugnisse in den Verkehr bringt, macht sich strafbar.

Jm Verlage von Gerhard Stalling-Oldenburg i. Gr. ist ein vom Rechnungsrat Demmig in der Rentenabteilung des Kriegsministeriums herausgegebenes Merkbu ch (Preis 35 4) erschienen, das alles Wissenswerte über die Mannschaft s- versorgung enthält. Dem Buche ist eine Rententabelle mit Versorgungsbeispielen und Antragsmustern beigegeben. Es dient zur Aufklärung aller kriegsbeschädigten Mannschaften über die ihnen zustehenden Versorgungsgebührnisse.

Von dem hiesigen bulgarischen Konsulat werden die in Deutschland zurückgebliebenen Angehörigen bulgarischer Untertanen, die zu den ‘Fahnen einberufen worden sind, auf- gefordert, sih zwecks Unterstüßung schriftlich mit den er- forderlichen Angaben und Unterlagen an das Konsulat Berlin S0. (Rungestraße 22/24) zu wenden.

Der heutigen Ausgabe des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 736 und 737 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 355. Verlustliste der preußischen Armee, die 227. Verlustliste der bayerischen Armee, die 207. Verlustliste der sächsishen Armee, die 285. Verlustliste der württembergischen Armee und die 53. Verlustliste der Kaiserlihen Marine.

Bayern.

Der Finanzaus\chuß der Kammer hat geslern die allgemeine Budgetdebatte beendet.

Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ erklärte cin Aus\{chufmitglied im Laue der Debatte, die angekündigte 25 prozentige Steuerer höhung würde weite Kreise erbittern. Ein anderes Mitglied betonte, mit der Parlamentarisierunrg der Diplomatie und Regierung habe man in Xrankreich und England in der äußeren und inneren Politik die ic{limmsten Erfahrungen gemacht, während die kräftige konstitutionelle Monarchie sich im Kriege bewährt habe. Der Redner erkannte die wohlwollende Stellun nahme aller Aut scußmitglieder zur Wsung der römischen Frage an. Die Bedeutung dis Papsitums hate fi im Kriege im beDVven Lichte gezeigt Bei arößerer Selbs'änd'gkei1 des Papstes hätte viell-it das itali: ni\he Volk vom Bruch de s Dre buudes abgehaiten werden können. Die italient'che Freimaureret sci von jeber ein erbitterter Feind des Dreibundes urd Katser Wilhelms gewesen. Der Minister- präsident Graf von Hertling erflärte, im Falle der dauernden Ab- we!enbeit vieler Wahlber-PStigter in Feindes'and werde der Landtag

rechtzeitig zur Be chluß assung über eine Vorlage, betreffend die t - ck

Tünftigen Landtagswabten, einberufen werden. Ein Mitglied des |

Ausschusses fragte, anknüpfead an ein Rundschreiben des preußisch: n Min sters des Jynerr, ob die Korrespondenz des Zentralburraus für die deutshe Presse auch in Bayern vervreitet werde. Graf Heitling erfià te, deß d16 Rundschreiben de? pre: ß'\chen Ministeis d 8 Innern sid nit auf Bayern beziehe. Dem Werhältnisse Deutsch1ands zur Türkei werde die bayerische Regterung nah allen R ch'ungen vollste Aufmerksamkeit zuwenden, um ein guts politisches und wirtschaft- lies Einvernehmen zu fördern. Schlicßlih sagte der Krtegs- minister möglihste Fürsorge für eine etnheitliße und unparteits{e Zensur zu und iprach den Leistungen der Presse gerade anläßlich des Krieges volle Anerkennung aus. Von einer zeitlichen Suépendierung von Blättern werde auß weiterhin Abstand ge- nommen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Gestern abend fand vor der bulgarischen Gesandt- schaft in Wien eine eindrucksvolle Kundgebung anläßlich des Eintretens Bulgariens in den Krieg statt. Ein Zug von mehreren Tausend Menschen, der sich auf dem Rathausplat gesammelt haite, zog unter Vorantritt einer Musikkapelle mit österreichischen, ungarischen, deutschen, türkischen und bulgarischen Fahnen vor die bulgarische Gesandtschaft, wo der Schriftsteller Mandl an den am offenen Fenster erschienenen Gesandten eine Ansprache richtete, worin er den tapferen Söhnen Bulgariens die bundesfreundlihen Grüße der Wiener Bevölkerung mit herzlihen Wünschen für einen gemeinsamen Sieg, für ein starkes Bulgarien und für neue unverwelklihe Ruhmestaten der heldenmütigen Armee entbot. Der Redner {loß mit Hochrufen auf den Zaren der Bulgaren, das bulgarische Heer und Volk, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Der Gesandte Toschew erwiderte, wie „W. T.„B.“ berichtet:

Ich danke Euch allen für diese glänzende, mahtvolle Kundgebung, fowie für die warme, gefühlvolle Begrüßung und die Glückwünsche. Die Sympathien, die die Monarchie und deren Haupt- und Nesidenz- ftadt Wien, diese blühende Stätte höchster Kultur, seit jeher meinem Vaterlande bewiesen baben, erfüllten immer unjere Herzen mit dem Gefühle wärtnfter Dankbarkeit und heute, wo Bulgarien auf dem Wege ist, mit Hilfe seiner wahren und mächtigen Freunde die Kraft feines unbestreitbaren und anerkannten RNechts und das nationale Ideal, die Vereinigung aller Bulgaren, zu verwirklihen, da bekommen diese Sympathien ncch größeren Wert für uns. Es e der Kaiser Franz Ioseph, és leben seine Völker, seine glorreiche

rmee!

Begeisterte und immer sih erneuernde Hochrufe begleiteten die Worte des Gesandten. Nach der Kundgebung vor der bulgarischen Gesandtschaft zog die Menge vor die türkishe und deutsche Botschaft und vor das Kriegsministerium, wo ebenfalls Hochrufe ausgebracht wurden.

Frankreich.

Der Senat hat in der vorgestrigen Sißzung den von der Kammer bereits bewilligten Geseßentwurf über die Erhöhung des Soldes der Unteroffiziere und Soldaten um 20 Centimes täglih für die Kriegsdauer, und den Gesezentwurf G NNeA, dur den in Senegal die allgemeine Wehr- pflicht eingeführt wird. Darauf erörterte der Senat den Antrag bezüglih der Anmeldepfliht für Besißungen

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und Güter von Untertanen feindliher Mächte in s Frankrei. * Na dem Berit tes „,W. T. B.* führte der Senator Gaudin-de-Villaine aus, daß in Deutshland fehr scharfe Maß- nahmen bezöglid der besdlagnabmten Güter ergriffen worden seien. Das beschlagnahmte Geld werde auf Kriegsanleiben eingezahlt. Villaine forderte Gegenmaßregeln. Der Justizmivister Briand sagte, wenn man Maßregeln ergreifen wolle, wie sie Villaine vor- \{laye, solle man zuvor bedenken, daß große französishe Interessen in den Händen des Feindes seien, sodaß wan Vergeltungsmaßnahmen befürhten müfse. Zweck der Beschlagnahmungen sei, die beschlag- nahmten Güter unversehrt zu erhalten. Alle Maßnahmen, die die Regieruna ergreife, seien von dem Interesse des Laudes eingegeben. Die Debatte wurde sodann unterbrochen und das Haus vertagte fih auf den 21. Oktober. ; Die Deputiertenkammer hat den vom Senat bereits genehmigten Antrag auf Eröffnung von Zuschlagskrediten für den Anfauf und Verkauf von Getreide und Mehl zur Versorgung der Zivilbevölkerung angenommen. Der Handels- minister kündigte, . wie die „Agence Havas“ meldet," an, daß zugleich mit dem Inkrafttreten dieses Geseßes auch der Einfuhrzoll auf ausländishes Getreide wieder eingeführt werden soll. Bei der Erörterung des Ge- seßes wiesen verschiedene Redner darauf hin, daß die Ausfuhr von Getreide nah der Schweiz seit dem Ausbruche des Krieges bedeutend - gestiegen sei. Es liege die Gefahr vor, daß Getreide von der Schweiz nach feindlichen Ländern wieder ausgeführt werde. Die Regierung möge Maßregeln erareifen, um diesem Uebelstande vorzubeugen. Der Handelsminister er- klärte, daß inländishes Getreide nicht in die Schweiz gelange; es handle fich um durchgeführtes Getreide, dessen Menge im rihtigen Verhältnis zum Bedarf der Schweiz stehe.

Nuß:land,

Der Kaiser ist nah kurzem Aufenthalt in Zarskoje-Sselo am 1./14. d. M. in Begleitung des Großfürsten-Thron- folgers und des Großfürsten Alexis zur Feldarmee abgereist.

Der Meinungs8austausch zwischen den Finanz- ministern der verbündeten Länder hat, wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, nah Erkun- digungen beim Finanzminister neuerlich die vollkommene Ein- mütigkeit der russischen, englishen und französishen Regierung bestätigt, alle ihre Hilfsquellen zu vereinen, um den gegen- wärtigen Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Zu diesem Ziel hätten die Verbündeten Rußland die notwendigen Kredite zur Begleihung der Bestellungen, die für den Heeresbedarf gemacht worden sind, sowie zur Be- zahlung der Zinsen und zur Amortisierung der aus- wärtigen Anleihen, für die sich die Regierung ver- bürgt hat, sowie der öffentlihen Anleihen gewährt. Die Schwierigkeiten, die bisher noch der Bezahlung der von den Verbündeten in Amerika gemachten Bestellungen entgegen- gestanden hätten, seien voraussichtlich dank der Kreditmaßnahmen, die durch die englisch-französishe Anleihe im Betrage von 500 Millionen Dollar und andere von den verbündeten Re- aierungen geplanten Maßnahmen getroffen wären, aus der Welt geschafft. Zu gleicher Zeit mit dem zwischen dem engli- schen und französischen Finanzminister getroffenen Abkommen sei auh zwischen der Bank von England und dem russischen Finanzminister ein Abkommen geschlossen worden, welches den russischen Banken gestatte, kurzfristige Wechsel auf englische eFinanzinstitute zu ziehen. Der Hauptzweck dieses letztgenannten Abkommens bestehe darin, daß den genannten Banken ihre ausländishen Wertpapiere erhalten bleiben sollen.

Der neue Minister des Jnnern Chwostow hat die Ver- treter der Presse zusammenberufen, um ihnen eine Uebersicht über die neue Politik zu geben. Nach der „Berlingske Tidende“ erklärte er, er könne kein fertiges Programm vorlegen und wolle nur die Hauptpunkte erwähnen. Jn erster Linie werde sich sein Bestreben darauf richten, das Eindringen der deutschen Jndustrie und des deutschen Kapitals in den russischen Markt zu verhindern, sodann gegen die Uebergriffe der Speku- lanten, die die Lebensmittel verteuern. Er halte die Zu- sammenarbeit der Regierung und Gesellschaft für unum- gänglih nötig, warne aber den fortschrittlihen Block vor theoretischen Experimenten. Er halte es für unnüy, die Duma früher einzuberufen, da Autorität und Macht der Duma bereits ungeheuer gewachsen seien. Zunächst sei Ver- trauen zur Regierung nötig. Hinsichtlih einer Amnestie sagte er, jeßt könnte es so aussehen, als wäre sie durch einen Druck auf die Regierung erzwungen; daher sei \ie jeßt s{hwerer möglich als zu Beginn des Krieges. Er sei ein Gegner der politishen Zensur und erkenne die Be- deutung der Presse an. Jn der. JZudenfrage “halte er es bei der Ueberlegenheit der Juden über die russischen Bauern für unmöglih, den Juden das Recht zu geben, Land zu erwerben. Schließlih meinte der Minister, wenn auh zwishen der Fortschrittspartei und der Kadetten- partei Uneinigkeit über die Bildung eines verantwortlichen Ministeriums bestehe, so werde ihre Zusammenarbeit dadurch keineswegs ausgeschlossen. Ebenso hoffe er troß unwesentlicher Unstimmigkeiten, mit den Semstwos und der Gesellschaft zu- sammenarbeiten zu können.

Shanien.

Der Ministerrat hat die Eröffnung des Parlaments auf den 6. November festgesetzt.

Serbien.

An der mazedonishen Grenze haben dem „Matin“ zu- folge die Dorfbürgermeister einen Rang im Heere erhalten und sind beauftragt worden, Komitatschibanden zu organisieren, die in Philippopel, Plewna und Strumißya versammelt werden sollen. Die serbishe Regierung hat be- \{lossen, falls der Feind ernstlihe Fortschritte machen sollte, den Siß der Regierung und der staatlihen Verwaltungen nach Mitrowita zu verlegen.

Bulgarien.

Die griehishe Regierung hat nah einer Meldung der „Kölnischen Zeitung“ die bulgarische Regierung er- sucht, griehischen Händlern den Einkauf und die Aus fuhr von bulgarishem Brotgetreide und Mais na ch Griechenland zu gestatten. Bulgarien hat dies sofort be- willigt und wird es auch ferner gestatten, soweit Bulgariens Volksernährung nicht gefährdet ist, was bei der vórzüglichen Ernte nicht leicht zu erwarten ist. Die griechische Regierung verbürgt, daß das Getreide lediglich zum Verbrauch für

Der Präsident Wilson hat dem Antrage des Staats- sekretärs des Kriegsdepartements, das Heer um ungefähr 100 000 Mann vermehren und eine Reserve von 400 000 Mann aufzustellen, was eine jährlihe Ausgabe von 184 Millionen Dollar (75 Millionen mehr als jeßt) ver- ursachen würde, laut Meldung des „Reutershen Bureaus“ zy- gestimmt und hat auch dem Plan zur Verstärkung der Flotte genehmigt. Danach ist der Bau von gehn Dread- noughts, sehs Schlachtkreuzern und einer großen Anzaÿl von Unterseebooten und Zerstörern vorgesehen, die in fünf Jahren mit einem Kostenaufwand von 500 Millionen Dollar erbaut werden sollen. Für das erste Jahr ist der Bau von zwei Dreadnoughts und zwei Schlachtkreuzern geplant.

Die englische Botschaft in Washington hat das Staats- departement, wie die „Morning Post“ meldet, verständigt, daß österreihishe, ungarishe und deutsche Waren im Werte von mehreren Millionen Pfund Sterling, die jeßt in neutralen Häfen liegen, freigegeben werden und nach den Vereinigten Staaten verfrachtet werden können. Diese Waren sind bereits vor Ende März 1915 von amerikanischen Einfuhr-

händlern angekauft worden.

(Fortseßung in der Ersten Beilage.)

Kricgsnahrichten.

Großes Hauptquartier, 15. Oktober. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplaß.

Nordöstlich und östlih von Vermelles sind die Engländer aus unseren Stellungen wieder hinausgeworfen, nur am West rande der sogenannten „Kiesgrube“ fonnten sie sich in einem kleinen Grabenstück noch halten. Jn der Cham pagne hoben sächsishe Truppen östlich von Aubérive ein Franzosennest aus, das sich in unserer Stellung seit den großen Angriffen noch gehalten haite, mahten 5 Offiziere und 300 Mann zu Gefangenen und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Jn der Nacht vom 13. zum 14. Oktober wurden die für die im Gange befindlihe Operation militärisch wichtigen Bahnhöfe von Chalons und Vitry le François von einem unserer Luftschiffe mit Bomben belegt.

Oestlicher Kriegs3schauplaß.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südwestlich und südlih von Dünaburg griffen die Nussen gestern mehrfach erneut an. Südlich der Chaussee Dünaburg—Nowo UAleksandrowsk wurden ste unter ungewöhnlih \chweren Verlusten zurü- geshlagen. Ebenso brachen zwei Angriffe nordöst- lih Wessolowo zusammen. Bei einem dritten Vorstoß gelang es den Russen hier, in Bataillonsbreite in unsere Stellung einzudringen. Gegenangriff ist im Gange. Eins unserer Luftschisfe beleate den Bahnhof Minsk, auf dem zurzeit große Truppeneinladungen stattfinden, ausgiebig mit Bomben. Es wurden fünf schwere Explosionen und ein großer Brand beobachtet.

_ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern und HeeresSgruppe des Generals von Linsingen. Nichts Neues.

Balkankriegsschaupla ß.

Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen nehmen die Operationen ihren planmäßigen Ver- lauf. Südlih von Belgrad und von Semendria sind die Serben weiter zurückgedrängt; es wurden 450 Ge- fangene gemaht und 3 Geshüße (darunter ein schweres) erobert; die Werke auh der Südfront von Pozarevac sind heute naht gestürmt; die befestigte Stadt fiel damit in unsere Hand.

Die bulgarische erste Armee begann den Angriff über die serbische Ostarenze; sie nahm die Paßhöhen zwischen Belogradcik und Knjazevac in Besiß.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 16, Oktober. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplaß.

Ein feindlicher Angriff gegen die Stellungen nordöstlich von Vermelles murde abgeschlagen. Jn der Champagne blieben bei der Säuberung des FFranzosennestes östlih von Aubérive nach erfolglosen feindlichen Gegenangriffen im ganzen elf Offiziere, sechshundert Mann, drei Maschinengewehre und ein Minenwerfer in den Händen der Sachsen. Kleinere Teilangriffe gegen unser? Stellungen nordwestlich von Souain und nördlich von Le Mesnil, wobei der Feind “ausgiebigen Gebrauch von Gasgranaten machte, scheiterten. Ein Versu der Franzosen, die ihnen am 8. 10. entrissenen Stellungen südlich von Leintrey zurückzunehmen deren Wiedereroberung sie am 10. Oktober, 4 Uhr Nach- mittags, {on amtlich meldeten, mißglückte gänzlich. Mit erheblichen Verlusten, darunter 3 Offiziere, 40 Mann an Gefangenen, wurden sie abgewiesen. Ein Angriff zur Verbesserung unserer Stellungen auf dem Hartmannsweilerkopf hatte vollen Erfolg. Neben großen blutigen Verlusten büßte der Feind fünf Offiziere, 226 Mann als Gefangene ein und verlor eine Revolverkanone, sechs Maschinengewehre und drei Minen- werfer. Feindlihe Angriffe am Schraßzmännle wurden

vereitelt. Oestlicher Kriegsschauplagß.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Ein russischer Vorstoß westlih von Dünaburg scheiterte. Nordöstlih vonWe ss} ol ow o wurden zwei Angriffe durch unser Artilleriefeuer im Keime erstick, Am Nachmittag und in der Nacht in dieser Gegend erneut unternommene An- ariffe wurden abgeschlagen. Wir nahmen hierbei einen Offizier, 444 Mann gefangen und erbeuteten ein Maschinen- gewehr. Auch nordöstlih und südlich von Smorgon griffen die Russen mehrfach an. Sie wurden überall zurück- geworfen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold vonBayern und Heeresgruppe des Generals

griechishe Staatsangehörige dienen wird.

von Linsingen. Nichts Neues.

A Rein E E W

Balkankriegsschaüplag.

Die Armeen der Heeres ruppe Mackensen weiteren Fortschreiten. Sidlich von Ea A E Vranovo-Berg, östlih von Pozarevac der Ort Smoljinac erstürmt, bulgarische Truppen erzwangen nach Kampf an vielen Stellen zwischen Negotin und Strumica den Uebergang über die Grenzkämme, die Ostforts von Zajecar find genommen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 15. Oktober. (W. T. B.)

meldet: Amtlich wird ge-

Russischer Kriegsshauplaß. Keine besonderen Ereignisse.

Jtalienischer Kriegs\hauplaß.

E Tiroler Front hält das starke feindliche Artillerie- feuer an. JInfanterieangriffe versuchte der Gegner nur auf der Hochfläche von Vielgereuth, wo mehrere italienische Kom- Ps um Mitternacht gegen unsere Stellungen vorstießen, jedo ) nach kurzem Feuerkampf zum Zurückgehen gezwungen wurden. Ebenso scheiterte ein nochmaliger Annäherungsversuch in den Morgenstunden. An der Kärtner Grenze und im R E RDO ijt die allgemeine Lage unverändert. Einzelne ZrO) nitte dieser Front stehen unter andauerndem feindlichen e Mr. ilde E itbmuralde nächst Peteano vor- gehe: tenishe Abteilung wur iff ge- worken und erlitt große Verluste, Li A M

Serbischer Kriegsschauplaß.

__ Die über den Erino brdo vordringenden K. und K. STUppen warfen den Feind über den bei Vinca in die Vonau mündenden Bolicica-Ba ch zurück. Die beiderseits der unteren Morawa vorrückenden deutschen Streitkräfte nahmen Pozarevac im Kampf. Die bulgarische erste Armee hat den Angriff über die serbishe Ostgrenze begonnen und die Paßhöhen zwischenVelogradcik und Knjazevac in Besiß g2nommen. s / j

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschaleutnant.

Der Krieg zur See.

New York, 14. Oktober. (Durch Funkspruh des Ver- treters von „Wolffs Telegraphishem Bureau“.) Die „World“ meldet aus. New Orleans: Vier Amerikaner, Mitglieder der Mannschaft des Maultierschiffes „Nicosian“, haben eine schrift- liche eidliche Erklärung niedergelegt, in der sie schildern, wie &ngländer elf hilflose Mitglieder der Besatzung eines deutshen Tauchbootes faltblütig ermordeten. Jn den eidlihen Erklärungen wird zunächst der Angriff des Tauchbootes auf die „Nicosian“ beschrieben. Nachdem die Mannschaft die „Nicosian“ in Booten verlassen hatte, be- gann das Tauchboot die Zerstörung des Schiffes durch Be- schießung. _Znzwischen näherte sih ein vorher am Horizont gefichteter Dampfer, auf dessen Außenseite mittschiffs zwei Bretter mit aufgemalter amerikanischer Flagge angebracht waren. Die Jnsassen des Bootes waren erfreut durch den (Gedanken, daß ein neutraler Dampfer in der Nähe sei, um sie aufzunehmen. Das die amerikanische Flagge führende Schiff, das sih später als das englishe Kriegs- [OUEF Ba ralong unter Kapitän Mc Bride herausstellte, fam an die „Nicosian“ hèran. Gleichzeitig vershwanden die vorerwähnten Bretter, und an Stelle der amerikanischen wurde die britische Flagge gehißt. Die „Baralong“ feuerte ofort auf das Tauchboot. Später {oß die „Baralong“ mit shwerem Geschüß. Mehrere Deutsche auf dem Tauchboot wurden getroffen. Das Tauchboot sank langsam. Die Mannschaft stand bis zur Hälfte im Wasser. Elf Mann, darunter der Kommandant, sprangen ins Wasser und {chwammen auf die „Nicosian“ zu. Fünf von ihnen erreichten den Bord der „Nicosian“, die anderen sechs hielten sih an herabgelassenen Lauen fest. Jnzwischen erreichten alle unsere Boote die „Bara- long“ und wir gingen an Bord. Kapitän McBride schien hoch- erfreut, darauf befahl er seinen Leuten, \ih.an der Reeling auf- justellen und auf die sechs Deutschen unten im Wasser zu feuern. Alle sechs wurden getölet. Sodann wies jemand darauf hin, daß fünf Deutsche auf der „Nicosian“ seien. Von einigen Vffizieren zur „Nicofian“ begleitet, suchten nun britishe See- oldaten die Deutschen an Bord des Schiffes auf. Kapitän McBride befahl den Seesoldaten, mit allen aufzuräumen und keine Ge- angenen zu machen. DieSchriftstücke schildern eingehend, wie die Fee Deutschen erschossen wurden. Der Schiffszimmermann 3 „Baralong“ ließ einen Deutschen mit hochgestreckten Pon auf sich zukommen und ershoß ihn dabei mit einem E Der Kommandant des Tauchbootes sprang von der „Xicosian“ und s{chwamm mit erhobenen Händen auf den „Baralong“ zu. Die Seesoldaten feuerten auf ihn von der „Nicosian“ aus. Ein Schuß traf ihn in den Mund. Schließlich [Ian er. Sodann kehrten die Seesoldaten auf den „Bara- E49. zurü. Es herrschte große Freude unter ihnen. Diese

Jriftstücke decken sich mit den seinerzeitigen Angaben des g TORNEVS Dr. Banks, der damals Tierarzt auf der f iconan“ war und besonders den Mißbrauh der ameri- anishen Flagge betonte.

London, 16. Oktober Wie das „Reutershe Bureau“

don, 16. O i; c eau

meldet, ist der britische Dampfer „Salerno“ (2071

¡cuttotonnen) von der Wilsonlinie versenkt worden. Die Vesaßung von 25 Mann ist gerettet.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

G Konstantinopel, 15. Oktober, (W. T. BIJ. Das

\auptquartier berichtet: An der Dardanellen front hat si nichts Bedeutendes ereignet. Bei Anaforta und Ari Burun Mi r zeitweise aussezendes Gewehr- und Geschüßfeuer l Bombenwerfen. Bei Sedil Bahr verursahten von Gescher rechten Flügel gegen die feindlihen Schüßengräben A L Bomben dort einen Brand. Unsere Artillerie f hte die feindliche Artillerie, die unseren linken Flügel be- (Ob, zum Stillschweigen. Eine einstündige Feuersbrunst brach ti einem feindlichen Lager bei Tekke Burun aus. Sonst 91s von Bedeutung.

it Gene

Statistik und Volkswirtschaft. Die Deutschen in London im Jahre 1911.

U-ber die in England und Wales bet der Volkszählung im ere 1911 ermittelten Deutshen und deren Erwerbstätigkeit ift in r. 206 des .Neicha. und Staatsanzeigers“ vom 1. September d. F. berihtet worden. Die Zählung ergab die Anwes:nheit von 33 653 männlichen und 19671 weiblihen, zusammen 53 324 Deutschen. Davon wurden in der Grafschaft London 17382 männliche und 9908 weiblihe, zusammen 27 290 Deutsche ermittelt, über die die „Stat. Korr.* einige Angaben bringt. 188 mänrlide und 191 weib- liche Deutsche waren Kinder unter 10 Jahren. 1129 männliche und 9949 weiblihe Personen lebten im Rußestand oder waren ohne Er- dae DERE Dan ha ges S t anen und 4168 weib- uten entfielen ihrem Berufe oder ihrer Erwerbstätigkeit

nah auf folgende Berufs- oder Gewerbegruppen : s

1) Staatsdienst 13 männl., Gemeindedienst 4 männl. und 4 weibl :

2) bürgerliher und kirhliher Dienst und frete Berufsarten : Kirche und Gottesdienst 29 m. und 50 w. (darunter 40 Nonnen und barmhberzige Schwestern), Nechtepflege 20 m. und 2 w., Ge- sundbeitspflege und Krankendienst 61 m. und 92 w., Bildung, Erziebung und Unterriht 89 m. und 275 w., Privatgelehrte, Schriftsteller, Journalisten 128 m. und 21 w., Zivil- und Bergbauingenieure 37 m., Kunst, Musik, Theater 324 m. und 149 w. (darunter 156 m. und 57 w. Musiker und Sänger sowie 53 m. und 63 w. Schauspieler), Aussteller, Schausteller 27 m. und 4 w ;

3) Gesinde, Diener: schaft: in Gaslhäusern, Logier- und Speise- bäusern 646 m. und 186 w., für häusliche Dienste 246 m. und 1972 w. Kutscher, Reitknechte, Gärtner 19 m. ;

4) andere Bedienstete in Klubs, Hospitälern usw. 55 m. und 60 w., Köche (niht Gesinde) 286 m. und 44 w., Aufwärterinnen 93 w.,

L „Wäschereiarbeiter 6 m. und 52 w., sonstige 47 m. und 20 wv ;

5) ) Handel und Versicherung: Kaufleute obne nähere Bezeichnung

184 m. und 1 w., Makler, genten, Geschäftsführer 398 m. und 9 w,, Handlungsreisende 227 m. und 2 w., Händler usw. 20 m. und 2 w., Handelsgehilfen (Clerks) 1422 m. und 162 w., Bankiers, Bankangestellte usw. 473 m. und 13 w., Versiche- rungs8gewerbe 109 m. und 1 w.; Verkehrsgewerbe : Eisenbzhnbetrieb 19 m., Straßenbahn- und Omunibusbetriebe, Personen- und Frahtfubrwe1ke 65 m., Binneno- und Seeschiffahrt 262 m. und 3 w., sonstige 84 m. und 1 w.; Landwirtschaft und Eäitnerei 37 m. und 1 w.;

Xisdherei 1 m.;

Bergbau und Steinbrüche: Arbeiter 3 m., Händker 6 m.; BMeetallverarbeitung und Industrie der Ma|\chinen, Werkzeuge und Apparate sowie Schiffbau 593 m. und 5 w. ; Edelmetalle, Juwelen, Uhren und Instrumente: Herstellung und Verarbeitung 482 m. und 13 w.;

Baugewerbe 175 m. und 1 w.;

13) Holz- und Schnißstoffe 486 m. und 14 w. ;

14) Steine und Erden 79 m. :

15) Chemikalien, Oele, Fette, Seifen 149 m. und 4 w. ;

16) Häute, Leder, ‘Haare, Federn 291 m. und 31 w.;

17) Papterindustrie, Buchdruck und Buchhandel 197 m. und 12 w.;

18) Textilindustrie 173 m. und 28 w.;

19) Bekleidung8gewerbe 2637 m. und 694 w. (darunter 1012 m.

„„, und 28 w. Schneider und 1268 m. und 30 w. Friseure) ;

20) Nahrungs- und Genußmittel, Hotels, Gast- und Schankwirt-

[haften 5148 m und 516 w. (darunter 342 m. und 35 w. in Schlähtereien, 1335 m. und 19 w. in Bâädckereten, 2145 m. und 16 w. Kellner);

21) Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke 30 in. ;

22) Fabrikarbeiter usw. obne nähere Bezeichnung 278 m. und 31 w. Man ersieht aus diesen Zahlen, daß das Londoner Wirischaftslehen vor dem Kriege gar nicht fo unbeträhtlih vom Deutschtum durchsegzt war, wobei namentlih die Kellner, Bâter, Friseure und Schneider hervorragten.

*) Die beim Handel mit Erzeugnissen der verschiedenen Industrien und Getverbe erwerbstättge: Personen sind nit hter, sondern bet den einzelnen Berufsgruppen mitgezählt.

Kunft und Wissenschaft.

In der neuen Aula der hiesigen Universität fand unter zahlreiher Beteiligung des akademischen Lehrkörpecrs und der Studentenschaft gestern die Feter der Rektorat3übergabe statt, die etne besondere Bedeutung und Wethe dur die Erinnerung an die 500 jäbrtge Herrschertätigkeit der Hohenzollern in Brandenburg erbielt. Unter den zur Feter erschienenen befanden sich u. a. die Staatsminister D Dr. Trott zu Solz, Dr. Lene und von Loebell, der Netichstagspräsident, Wirklicher Geheimer Rat Or. Kaempf, der Wirkliche Geheime Rat und Abteilungsdirektor im Ministerium der geistlihen und Unterrihtsangelegenheiten D. Or. Naumann, der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat und Abteilungs- direktor im selben Ministertum Dr. Schmidt, der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Elíter sowie der Polizeipräsident von Jagow. Nachdem der bisherige Rektor, G2beime Jastizrat, Professor Dr. Kipp etne Uebersicht über die Ereignisse seines Amtsjah1s gegeben und die Zeichen der Rektorwürde setnem Nachfolger, dem Wi klichen Geheimen Nat, Professor D. Dr. von Wilamowiß-Moellendorff übergeben hatte, hielt dieser seine Rektoratsrede unter dem Titel „Fn den zwetten Krtiegêwinter“ über We)en und Bedeutung der deutschen Kultur. Er führte etwa aus, daß unser Denken immer wieder auf die Zeit vor hundert Jahren zurückgeführt werde, in jene \{!cksals- reihe Epoche, in der au die Berliner Univerfität begründet wurde. Wie die Wissenschaft, der sie dient, habe die Berliner Universität stets einen internationalen Zug getragen und diesen Cha- rakter bis in die Gegenwart bewahrt. Das entsprätße dem deutschen Forschergeist, der nah Grshließung und Verwertung der gesamten Ueberlieferung strebe, und er gebe dadur über das Streben des Helleneniums hinaus, das sich auf sich selbst beschränkte. Auf der Berliner Universität eröffnete ein Niebuhr ein neues Zeitalter der ge\{chichtlihen Forschung, {ufen Boeckh und Ottfried Müller eine wissenschaftliche griechische Geschichte, begründete Savigny die geshichtlihe Nehts\{ule, {rieb Ranke eine ( esamt- geschichte der romanishen und germanischen Völker, erhellte S{hleier- macher Platos Gedankenwelt, begründete Bopp die Geschichte des indogermantshen Sprachenstamms, mate Jakob Grimm germanisches Alterium den Nacfahren wieder zugänglih, \chuf Diez die Philologie der romanishen Sprachen. Daneben habe die deutsche Wissenschaft nie vergessen, welden Dank sie den Gelehrten der anderen Nationen \{chulde; sie habe f{ von ihren Gedanken anregen und fördern lassen und im edeln Wettbewerb und im Austausch der Forschungsergebnisse ihre Aufaabe gesehen. Aub in dem uns jeßt feindlichen Ausland habe die Gelehrtenwelt diese Ansichten und Ge- finnungen geteilt, und wertbolle, fruchtbare Verbindungen seten von Land zu Land gegangen. Und das alles solle nun durch den Weltkriég, durch den Haß, den etn feindlibes Ausland geaen alles Deutsche bege, vorüber und zertrümmert sein ? Man möôge sich keinen JIllusionen über die Gesinnungen unserer Feinde hingeben. Das jcht hüben und drüben lebende und wirkende Gelehrtengeshle{t werte persönlihe Beztehungen wohl nie wieder aufnehmen, es werde den Rest des Lebens fremd vebeneinander hergeben. Das sei ein \chwerer Verlust, aber das Vaterland fordere thn. Nicht aber fordere es, daß man dem einzelnen Liebe und Treue breche. In ibrem Herzen würden die deutschen Forscher den einzelnen Gelehrten der uns feindlich gesinnten Nationen Achtung, ja Freundschaft bewahren. So werde man wohl auch an vielen

Stellen im Auslande denken, selbst in der Pariser Akademie. Der Redner erinnerte daran, daß diese Akademie ihn aus ihrer Mitglieder- |

liste Flüge habe. Diese Mitgliedsbait se! !5m als Avtdruck für ge meinfame wifffsenshaftlihe Arbeit eine Ehre gewesen. We grb müsse die Verb'endung der H-rren sein, wenn fie sich mcht klarmachen könnten, daß es jegt für den Nedner eine weit größere Ehre set, unter jeinen Namen auf dem Diplom die Worte zu setzen: Ex academia Parisíana honoris causa eiectus! Die Sünde des blinden Hasses werde sih an der französischen Wissenschaft am ihwersten rähen. Aber dem Krieg werde der Friede folgen, der Weltverkehr werde wieder einjegen, und d28 ideale Feuer der Liebe zur Wissen|haft werde wieder erwärmend die Welt durziehen. Da werde eé, wenn auch die Alten dabinsterben dürften, ehe die Nachwirkungen des blinden Hasses verschwinden, einem künftigen, beran- wachsenden Geshleht hoffertlich vergönnt sein, die jegt zerrissenen Fäden wieder zu knüpfen. Inzwischen aber würden die Deutscheu fich niht abhalten laffen, si die Geistes\häßze des Auslands wie bisher zu eigen zu mahen. Fremde Sprachen zu lernen gebiete {on die Klug eit allein, und die Freud: an den Schäten fremder Kunst und Wissenschaft würden wir uns nit vergällen laffen. Erst derjenige werde si beimisher Art und Sprache vollbewußt, der sie im Unter- {ied ¡u Fremden kennen lernte. Eine Gefahr für das heimische Wesen bestehe nur solange, als diess noch ungefestigt set. Diese Ge- fahr bestehe für das Deutschland Gocthes und Biema: ck3 aber niht mehr. Abtun aber sollten wir hinfort alle Nahäffung fremden Wesens, die ein Zeichen der Halbbildung sei. Die Engländerei habe vor dem Kriege si tief bei uns eingenistet, ebenso ein blindes Ueber- säßen der französishen Phrasen von „Freiheit und Gleichheit“, die in Frankrei stets nur Worte geblieben seien. Unser Begriff von „Freiheit“ habe sich in dieser schweren Zeit in williger Hingabe von But und Blut, in freudiger Hingabe an das große Ganze bewährt, und diese rehte Freiheit sei das Kennzeichen ein-s wahrhaft freien Volkes. Mögen wir so bleiben: frei von Pose, frei auch von Nörgelei, die thr eigenes Neft beshmuyt. Noch umgebe uns der Haß, noch gelte es aus- zuharren im Kampfe ohne Schonung, bis dite Zukunft des Reichs aes sichert set. Wir müßten auch hoffen und darum kämpfen, daß die Er- \chlafung und Entiäuschuno, die der Erhebung vor 100 Zahren folgte, nicht wiederkehre. Da könnten die großen Männer, die damals den Glauben an Deutschland in der Zeit der Erniedrigung aufrecht er- hielten, unsere Vorbilder sein. Es gelte die deutshe Eigenart fests zuhalten, die in der Fäbigkeit bestehe, das fremde Gut auf- zunehmen, ohne si selbst zu verlieren. Der Redner ertnneite dann daran, daß gerade ein halbes Jahrtausend veiflossen sei, feit der erîte Hobenzoller in die Mark kam ; er gab eine Skizze ihres Wirkens in Preußen als Hüter der Wissenschaft, als Staatsbildner und als Heerführer. A1s Heerführer des gesamten deutshen Volk:s stehe au heute der Kaiser im Felde und gegen cine Welt von Feinden. In diesen ernsten Stunden sei keine Zerr zu besonderen preuß {n Gedenkfeiern, als Preußen aber hâtten wir Vorrecht und Pflicht, heute in Dankbarkeit unseres Herrschergeshlechts zu gedenken. Der Redner \{loß: „Heute ist gerade auf den va ein Jahr, daß mein âltester Sohn den Tod fürs Vaterland gestorben ist. Ih weiß es, er stimmt mit ein und sie alle stimmen mtt ein, die Lebenden und die Toten, in die Worte des brandenburgishen Dichters : „Fn Staub mit allen Feinden Brandenburgs!“ Die Versammlung sang hterauf E 2E Preußenlied. Eine Fanfarenhymne {loß die eindrud:- volle Feter.

Die zeitige Ausstelluna der Galerie Eduard Schulte if noch um drei Bildnisse W-ddigens von Fr. Reufing und Ed. von Gebhardts neuestes Bild: „Christ:8 im Tempel“ vermebrt worden. Die Ausstellung, die auch die Kriegsbilder von f Fehr, Fr. Reufing und Otto Bauriedl umfaßt, {ließt am 21. d. M.

__ In den erften Tagen der nächsien Woche werd-n ih in Berlin die deutschen Chemiker zusammenfinden; der Verein deutscker Chemiker wird am Sonntag scine Hauptversammlung abhalten, am Montag die deutsche Bunsen-Gesellschaft für angewandte physikalisbe Ctemie tagen. Der Krieg hat uns gelehrt, stolz auf die deutshen Chemiker zu sein, er hat uñsere Feinde gelehrt, fie zu \{chäßen und noch mehr, fie zu fürhten, und daß die auten Nechner, die die Engländer sind, ih arg verrechnet haben, als iz ihren Aus- bungerungs8plan erdachten, das danken wir den Chemikern. Es war in der ages 1914, als der Verein deutscher Cbemiker am Rhein seine legte Hau tversammlung abbtelt. Vor einer auf- borchenden Menge von Fahgenossen entwickelte damals Geheimrat Haber die Möglichkeit, Awmoniak aus seinen Elementen Stick- fo und Wasserstof in einem technischen Verfahren aufzubauen, dessen Wirtichaftlichkeit gesichert war. Dem Vortragenden wurde die höchste Auszeichnung, die die Chemiker zu verleihen haben, die Goldene Liebig-Denkmünze überreicht. So ehrte Liebig, der Alt- meister der Chemie, dem wir zwei Grundpfteiler unserer heutigen Kraft zu verdanken haben, feinen würdigen Nachfolger. Liebig war es, der durch seine Düngerlehre den Ertrag unserer Aecker steigerte, sodaß wir auf der gleichen Felderfläche die Nabrnes ernten können, die unser gewaltig anwahhsendes Volk brauht. Liebig war es au, der als erster die Unterrichtsmethoden \ch{uf, die beute die Grundlagen unserer Erfolge in der ch-emishen In- dustrie sind. Wie immer auch unszere Feinde sid bemühen, dem Vordringen der deutschen Farbstoffe, der deutschen Arznei- mittel auf dem Weltmarkt ein Halt zu gebieten, immer müssen sie erkennen, daß ihnen eines feblt, was so leiht und {nell sie niht {hafen können: die Ausbildung, dfe der deutshe Chemiker an seinen Hochschulen erbält. Auf der gleichen Hauptversammlung der deutshen Chemiker war ein ¿weiter Vortrags- egenstand die Fetthärtung, die es ermöglihte, aus flüffigen Fetten este herzustellen, die einen Weg wies, große Mengen Fett der mens{- lien Ernährung zuzuführen, die bis dabin nur technischen Zwetten dienen konnten. Damals war es in beiden Verfahren die Lösung wichtiger Probleme; s{hneller als jemand gedacht, bat uns der Krieg ihre Bedeutung kennen gelehrt. In der gleichen Versammlung ent- widelte der Leiter des Kruppschen Laboratoriums die Metboden, die

dortselbst für die Untersuhung und i des Stabls dienen. a

Was der deutsche Stahl zu leisten vermag, haben wir und unsere Feinde in diesem Kriege von neuem erfahren. Der Stickstof der Luft wird beute in Deutshland nit nur in Ammontak verwandelt, sondern au in Salpeter. Er dient als Düngemittel für die Hefe, die uns Eiweiß liefert, und nach den jünasten Berichten können wir aub aus der gleihen Quelle Fett gewinnen. Die Friedensarbeit der deutshen Chemiker hat im Krieg dem eigenen Lande die reichsten Früchte getragen. Die unermüdlie Schaffenskra}t der deutschen chemishen Industrie bewirkt es, daß heute das Ausland ibre Erzeugnisse auf das \{chmerzlichste vermißt. Die Chemie spriht in ibren Formen ihre eigene Sprate, die nit leicht für jedermann „verständl ch ist. Es war daber kein Wunder, wenn die Allgemeinheit die Tätigkeit des Chemikers vielleiht nit immer in rihtiger Weise zu würdigen verstand. Der Krieg ist auch bier der große Lehrmeister gewesen. Wir werden seine Lehren nit ver- gessen, Die Chemiker können heute und in Zukunft der vollsten nerkennung ihrer Volksgenofsen sither sein.

Entdeckung eines bisher unbekannten Kant-Bildes. Die Kant-Gesellshaft bat ein bisher unbekanntes Bild des groß n Philosopben, aut dem allem Anschein na der ältere Kant dargestellt ist, von Ernst Bergmann-Leipzig zum Gescenk erbalten. Die etch- Sul entfiammt einer Sammlung von 190 Pandzeihnungen, Gua hen, Silhouetten und Kupterstichen, die Lavater anle te, und die thm als Studienmatorial zu seinen „Phyfiognomischen agmenten zur Be- förderung der Menschenkenntnis und Mens@enliede“ dieuten. Die Zeichnung wurde vor einigen Fahren in Frankfurt versteigert und ge- raue fo L den Besiy Bergmanns. Lavater hat das Kant. Vildnis n ust.

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