1915 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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len Auslojung derjenigen Serie der auslosbaren 4prozentigen preuß schen Schaßanweisungen von 1914 erster und zweiter Ausgabe, die am 1. April 1916 zur Rückzahlung gelangen soll, ist die

Serie 11 gezogen worden.

Die zu dieser Serie gehörigen Schaßanweisungen der ersten und der zweiten Ausgabe werden den Besißern zum L: April 1916 mit der Des gekündigt, die Kapitalbeträge dieser Schaßanweisungen egen Quittung und Rückgabe der Schuldurkunden und der aaÂû dem Zeitpunkte der Nückzahlung fällig werdenden Zinsscheine Nr. 5 bis 32 bei der Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Tauben- straße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt werktäglih von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, an dem Tage der Kassenrevision (in der Regel dem leßten Werktage des Monats) nur von 11 bis 1 Uhr.

Die Einlösung geschieht auch bei den Negierungshaupt- kassen, der Kreiskasse T in Frankfurt a. M. und der Kreiskasse in Altona. Die Wertpapiere können diesen Stellen hon vom 1. März 1916 ab eingereicht werden, die sie der Staatsschulden- tilgungsfasse zur Prüfung vorzulegen und nach der Feststellung die Auszahlung vom 1. April 1916 ab zu bewirken haben.

Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapital zurückbehalten. Mit dem 31. März 1916 hört die Verzinsung der gekündigten Schazanweisungen auf. __ Vordrucke zu den Quittungen werden von sämtlichen Ein- lösunasstellen unentgeltlich verabfolgt.

Von den zum 1. April 1915 gekündigten Schaß- anweisungen der Serie VI abzuliefern mit den Zins- scheinen Nr. 3 bis 32 ist eine große Anzahl noch nicht zur Einlösung vorgelegt worden. Die Jnhaber werden aufgefordert, dies zur Vermeidung weiteren Zinsverlustes \{leunigst zu tun.

Berlin, den 15. Oktober 1915.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. f von Bischoffs hausen.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (Geseßsammlung S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebraht, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kom- munalabgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1914 bei der Zschipkau - Finsterwalder Eisenbahn und der Zweigbahn Sallgast Lauhhammer auf 210 000 A festgeseßt worden ist.

Halle (Saale), den 15. Oktober 1915.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Scheringer.

mea nntmaGu n g.

Aus den Einkünften der bei der Universität Berlin bestehenden Johann Christian Jüngken-Stiftung sind an Studierende, insbesondere Söhne von Universitätsprofessoren und von höheren Staatsbeamten, wenn sie von einer höheren Bildungsanstalt mit dem Zeugnisse der Reife entlassen find, während ihrer Berliner Studienzeit und auch über ihre Studienzeit hinaus, behufs Erlangung einer höheren wissenshaftlihen Ausbildung, Unter- stüßungen von iährlich 900 bis 1800 zu vergeben.

Die dem einzelnen zu gewährende Unterstüßung wird immer nur auf ein Jahr bewilligt, kann jedoch demselben Stipendiaten, \ofern er sih bewährt, 4 bis 5 Jahre hintereinander zuerteilt werden. Zur Zeit der erstmaligen Bewerbung muß der Antragsteller jedenfalls auf der hiesigen Universität immatrikuliert \ein.

Studierende haben ihrer Bewerbung das Zeugnis der Reife, das Anmeldebuh, die Abgangszeugnisse etwa früher besuchter Universi- täten und ein Dekanatszeugnis, in welchem ausdrücklih hervorgehoben sein muß, daß die Prüfung behufs Bewerbung um eine Unterstützung aus der Iohann Christian Jüngken-Stiftung erfolgt ist, beizufügen. Ueber die Vermögens- und Cinkommensverhältnisse der Eltern ist ein amtlihes Zeugnis oder eine Erklärung des Vaters vorzulegen.

Wiederbewerber, welche niht mehr auf der hiesigen Universität

immatrikuliert find, müssen ihr Neifezeugnis, ihre Universitätszeugnisse, sowie Zeugnisse über ihre sittlihe Führung und ihre wissenschaftliche Tüchtigkeit einreichen. ; Das Kuratorium is außerdem berechtigt, von jedem Bewerber vor der Verleihung einen eingehenden Bericht über seine wissenscaft- liche Tätigkeit sowie eine Darlegung seiner wissenschaftlichen Ziele zu erfordern, kann auch im Falle der Bewerbung um eine erneute Ver- leihung einen Bericht über die Studien des leßtvergangenen Ver- leihungsjahres verlangen.

Bewerbungen um die für das Jahr 1. April 1916/17 zu ver- ebenden Unterstüßungen find \chriftlich an den unterzeichneten Vor- figenden des Kuratoriums bis zum 30. Dezember d. I. einzu- reihen. Abzugeben im Zimmer N... 8.

Berlin, den 16. Oktober 1915. Das Kuratorium der Johann Christian Jüngken -Stiftung. Der z. Rektor der Universität. von Wilamowiß-Möllen dorff.

Weranuntmacmunden. Ï

__ Das bevorstehende Studienhalbjahr unserer Universität nimmt mit dem 15. Oktober seinen geseßlihen Anfang. Indem wir dies hierdurch zur allgemeinen Kenntnis bringen, mahen wir die- jenigen, welche die Absicht haben, die R e Universität zu besuchen, darauf aufmerksam, daß sie sih pünkt ih mit dem Beginn des Semesters hier einzufinden haben, um \ich dadur vor den Nahteilen zu bewahren, welche ihnen durch das Versäumen des Anfangs der Vor- lesungen erwahsen müssen. In Ansehung derjenigen Studierenden, welhe auf Grund vorschriftémäßiger Dürftigkeitsatteste die Wohl. tat der Stundung des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu

nehmen beabsihtigen oder um ein akademisches Stipendium sich be- |

werben wollen, bemerken wir, daß den geseßlihen Vorschriften zufolge derartige Gesuche bei Vermeidung der Nichtberücksichtigung innerhalb der ersten vierzehn Tage nah dem geseßlichen Anfange des Semesters eingereiht werden uilisén.

Bonn, den 14. Oktober 1915. Rektor und Senat der Rheinischen. Friedri Wilhelms-Universität. Landsberg. IT. Die Immatrikulation für das bevorstehende Studienhälbjahr

önnen nah den bestehenden Vorschriften nur diejenigen Studierenden

SMuizeugnis einen Paß oder sonstige ausreichend itimationspapiere sowie einen Ausweis über die erforderliche Schulbildung, 2) diejenigen, welhe von anderen Uni- versitäten kommen, außer den vorftehend bezeichneten Papieren noch ein vollständiges Abgangszeugnis von jeder früber besuchten Universität vorzulegen. Diejenigen Inländer , welhe feine Reifeprüfung be- standen, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, fich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfah zu eben, ohne daß fie sih für den eigentlichen gelehrten Staats- oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des § 3 der Vorschriften vom 1. Of- tober 1879 immatrikuliert werden. Inländerinnen jedoch nur nah vorheriger Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten.

Gbenso bedürfen Ausländerinnen in jedem Falle zur Im- matrifkulation ministerieller Genehmigung. i

Inländerinnen mit dem Lehrerinnenzeugnis für mittlere und höhere Mädchenshulen, welche das Universitätsstudium mit dem Ziele der Prüfung für das höhere Lehramt (pro facultate docendi) beginnen wollen, haben zum Zwecke ihrer JImmatrikulation eine von dem Direktor der wissenshaftiihen Prüfungskommission ausgestellte Bescheinigung darüber vorzulegen, daß hinsfichtlih ibrer Vorbildung und ihrer praktishen Lehrtätigkeit die Vorauéseßungen für die Zu- lassung zur ecwähnten Prüfung gemäß der Ministertalverfügung vom 3. April 1909 zutreffen.

Bonn, den 14. Oktober 1915.

Die Immatrikulationskommission. Landsberg.

Uiczlamtliches. Deutsches Reich.

Preuf{en. Berlin, 19. Oktober 1915.

Am gestrigen Geburtstag weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrich III. legten, wie „W. T. B.“ meldet, Jhre Majestät die Kaiserin und Königin und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen am Sarkophag des Entschlafenen im Mausoleum bei der Friedenskirhe in Potsdam Kränze nieder.

Der hanseatishe Gesandte Dr. Sieveking ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der chilenishe Gesandte Cr uchaga ist nah Berlin zurü- gekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder über- nommen.

Am 15. d. M. verstarb in Bad Wildungen, wo er Heilung von längerem Leiden zu finden gehofft hatte, im 67. Lebens- jahre der vortragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Geheimer Oberbaurat Hoßfeld. Mit seinem Hin- scheiden beklagt die preußishe Staatsbauverwaltung einen fehr \shweren Verlust, denn in dem Heimgegangenen vereinigten sih in seltener Weise bedeutendes künsilerishes Können und reiches Wissen mit gewissenhaftester Pflichttreue und Arbeits- freudigkeit im Amte.

Nachdem er fich als junger Baumeister durch Erfolge bei öffentlichen Wettbewerben hervorgetan hatte, wurde er zunächst als Königlicher Hofbauinspektor in Berlin angestellt und nach bester Bewährung in dieser Tätigkeit im Jahre 1888 in die Bauabteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten be- rufen, um hier anfangs als Hilfsarbeiter und demnächst als vortragender Rat eine Wirksamkeit zu finden, die ganz seiner hohen Begabung und seiner persönlichen Neigung entsprah. Jhm wurde das wichtige Dezernat für Kirchenbau übertragen. Damit war in seine Hand die Prüfung und Feststellung der Entwürfe für alle Kirchenbauten des Staates und der auf staatliche Unterstüßung angewiesenen Gemeinden gelegt. Eine stattliche Zahl von Gotteshäusern in allen Teilen der Monarchie be- zeugen, wie er dieses Amtes gewaltet, wie er durch eigene schöpferishe Tätigkeit Werke von bleibendem Wert geschaffen hat. Der kleinsten wie der größten Auf- gabe widmete er sich mit gleiher Hingabe. Der anspruchslosen Dorfkirhe wie dem monumentalen Gottes- hause der Stadt wußte er das richtige, eigenartige Gepräge zu geben, den Forderungen des Kultus dabei in zweck- mäßigster Weise zu entsprehen und auch bei bescheidensten Mitteln in der äußeren Erscheinung wie der inneren Aus- gestaltung überall die firchlihe Würde zu wahren. So er- freute er sich mit Recht in Künstler- und in Laienkreisen, bei Behörden und bei Gemeinden, eines hohen Ansehens und allge- meiner Beliebtheit. Nicht in Preußen allein, auch in anderen Bundesstaaten wurde in baukünstlerishen Fragen von be- sonderer Bedeutung und bei wichtigen Angelegenheiten der Denkmalpflege sein Urteil angerufen, sein Rat befolgt. Jn weiten Kreisen wird deshalb sein Name dauernd in Ehren ge- halten werden.

Gestern vormittag hat hier die erste Sizung des Beirats der R eichsprüfungs stelle für Lebensmittelpreise statt- gefunden, die von dem Stellvertreter des Reichskanzlers, Staats- minister, Staatssekreiär des Jnnern Dr. Delbrück persönlich eröffnet wurde. Nach einem einleitenden Bericht über den Auf- gabenkreis der Reicheprüfungsstelle, insbesondere die Preisrege- lung, Lieferungs- und Verbrauchsregelung wurde, wie B D meldet, allseitig anerkannt, daß shnelles Eingreifen und daher

| forderlich sei.

| Teilen Rußlands haben zu | zwischen diesen und Deutschland geführt. Zu dessen Neubelebung | und Förderung hat die Zivilverwaltung für Russisch-Polen,

pre vom 19 Oftoter bis zum 6. November d. J einschl. statt. Später

sofortiges Zusammentreten der zu wählenden Ausschüsse er- In großen Zügen legte der Vorsißende ein Programm für die Arbeit dieser Aus\chüsse dar. Nach allge- meiner Aussprache wurden 4 Ausschüsse (1) Vieh, Fleisch, Wurstwaren, Fische; 2) Milch, Butter, Käse, Eier; 3) Kar- toffeln, Gemüse, Obst ; 4) Kolonialwaren, Vorkost- und Teig- waren) gewählt, die ihre Tätigkeit hon begonnen haben.

Die aus militärishen Gründen notwendig gewordenen Er- \hwerungen des Personen- und Warenverkehrs in den besetzten einer Hemmung des Handels

einer Anregung ihres Mitgliedes, des Geheimen Kommerzien- rats Aronsohn in Bromberg folgend, den Wunsh nah Be- gründung einer Handelsorganisation mit behördlihem

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S én Vorverhanblungen haben daraufhir

meldet, die Handelskammern in Berlin, Breslau L

W. S

Bromberg, Danzig, Graudenz, Oppeln, Posen und Thorn im Einversiändnis mit dem Minister für Handel und Gewerbe am 14. Oftober 1915 in Warschau die chtung der Amt- lichen Handelssielle Deutscher Handelskammern vollzogen: den übrigen deutschen Handelskammern ist das Recht des Anschlusses vorbehalten worden. Vorfißender der Vereini- gung ist der Geheime Kommerzienrat Aronsohn, Skiell- vertretende Bocsihande sind die Herren Michal ski, MVit- glied der Handelskammer zu Berlin, und Dr. Freymarft, Syndikus der Handelskammer Breslau. Die von der Handels- stelle einzurihtenden Geschäftsstellen (Handelsagenturen) sollen allen Handel- und Gewerbetreibenden Deutschlands gegen

Zahlung mäßiger Gebühren behilflich sein zum Absaß und

soweit möglich zum Bezug ihrer Waren und zur Ein- *

iehung ihrer Außenstände in den beseßten Gebieten. Sie be- ißen im übrigen kein Handelsmonopol, sodaß keineswegs die eigene Tätigkeit der deutschen Kaufleute und Jndustriellen zur Anbahnung und Pflege unmittelbarer Beziehungen beeinträchtigt wird. Die Zivilverwaltung, deren Chef, Präsident von Kries, der Warschauer Sißzung persönlich beiwohnte, hat der Handels- stelle in Anerkennung des behördlihen Charakters der Organi sation weitestgehende Unterstüßung zugesagt, namentlich wird diese Unterstüßung auch bei der Einziehung von Forderungen gewährt werden ; au werden sonstige dringende Wünsche auf dem Gebiete des Güteraustaushes (Warenbeförderung, Warenausfuhr) und des Nachrichtendienstes bei den zuständigen Militär- und Zivil stellen von der Zivilverwaltung vertreten werden. Die Direftion der Handelsstelle hat ihren Siß in Warschau ; Generaldirektor ist der Kommerzienrat Wi eler aus Danzig, weiteres Direktions- mitglied der Syndikus der Handelskammer in Berlin, Meyer- stein. Handelsagenturen werden, außer der Direktion in Warschau, alsbald eingerihtet werden in Lodz, Sosnowice, Czenstohau, Wloclawec und Mlawa; die Einrichtung weiterer Agenturen wird nach Maßgabe des Bedürfnisses folgen. _Nähere Mitteilungen für die Jnteressenten werden von den Handels- lammern veröffentlicht werden.

Die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet unter dem 8. d. M., daß der frühere russishe Konsul in Königsberg Polianowsky nah vierzehnmonatiger Ge- fangenschaft freigelassen und in Stockholm eingetroffen sei. Sein Gesundheitszustand sei besser als angenommen worden wäre.

Hierzu bemerkt das „W. T. B.“:

Die „St. Petersburger Agentur“ hat leider unterlassen hinzuzu- fügen, daß Herr Polianowsky Eilen längeren Aufenthalt in Deaut}ich- land ledigli seiner eigenen Regierung zuzuschreiben hat, die in threm Haffe gegen den ohne Grund verhafteten deutshen Konsul Freiherrn von Lerchenfeld soweit ging, daß sie der deutschen Negterung anheim- stellte, Herrn Polianowsky für Herrn von Lerchenfeld als Geisel zu- rückzubehalten. Schon im August 1914 und dann wiederholt bei ver- schiedenen anderen Gelegenheiten ist Polianowsky der ru\sishen Ne- gterung zum Austausch für den deutshen Beamten angeboten worden. Jett endlich ist dieser Auetaush ausgeführt worden, und Freiherr von Lerchenfeld ist soeben tn Deutschland eingetroffen. Letdec läßt ih über seinen Gesundheitszustand niht dasselbe sagen, wie über den Polianowskys. Er hat durch vierzehnmonatige Einzelhaft, die er teil- weise in shwerster Form auf der Peter-Paul-Festung zu verbüßen hatte, einen erheblihen Schaden an seiner Gesundheit davongetragen.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 740 und 741 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 357. Verlustliste der preußischen Armee, die 208. Verlustliste der sächsishen Armee und die 286. Verlustliste der württembergishen Armee.

Großbritannien und JFrland.

Auf eine Anfrage des Abg. Barlow, ob entsprechende Maßnahmen zum Schuße der Westminsterabtei, der St. Paulskathedrale, des britishen Museums, der Galerien usw. gegen Luftangriffe getroffen seien, gab der Premierminister Asquith, wie „W. T. B.“ meldet, \chriftlih die Antwort, es sei offenbar unmöglih, Schritte zu tun, die einen völligen Schuß der genannten Gebäude gewährleisteten, aber Schritte seien getan, um den Gebäuden einen gewissen Schuß zu ge- währen. Es sei zu hoffen, daß der Verteidigungsdienst unter Percy Scott weiteren Versuchen unterschiedsloser Zerstörung von Eigentum wirksam begegnen werde.

Die legte Verlustliste nennt 107 Offiziere und

2321 Mann. Rußland.

Durch Kaiserlichen Ukas ist über Stadt und Distrikt von Moskau der Belagerungszustand verhängt worden. Gegen den früheren Stadthauptmann von Moskau Adlianow, der die Mosfauer Unruhen nicht verhindert hat, ist das gericht- lihe Strafverfahren eingeleitet.

Die russishen Städte beshweren sich nach einer Meldung des „Rußkoje Slowo“ darüber, daß der ungünstige Stand des russishen Geldwertes im Auslande die städtischen Anleihen schädige, und fordern, daß die Regierung dem Sinken des Nubelkurses unbedingt abhelfe.

Spanien. Der König ist vorgestern in Begleitung des Minister- präsidenten Dato nah Vallodolid und San Sebastian gereist. Die Madrider Blätter melden, daß der Rücktritt des Kabinetts Dato durh Meinungsverschiedenheiten der Minister über das Budget verursacht worden sei.

Norwegen.

Auf Befehl der norwegischen Regierung hat die Gesandt- haft in Berlin der deutschen Regierung die Aufklärungen über den Torpedoangriff auf den Dampfer „Jris“ mit- geteilt, der sich am 8. Juni auf der Reise von England nah Norwegen befand. Das deutsche Auswärtige Amt hat nun- mehr, wie „W. T. B.“ meldet, der Gesandtschaft geantwortet, daß der Jnhalt des norwegischen Seeverhörs mit den dienst- lichen Berichten äller Unterseebootsführer verglichen worden sei, die zur Zeit des Ereignisses in dem betreffenden Gebiet Dienst getan hätten. Es hätten sich daraus indessen keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, daß der Dampfer von einem deutschen Unterseeboot angegriffen worden sein könnte.

“die Höhen des Muslin

‘Die mation“ meldet, daß der Staatsshas, die Erde Mationatber und B bien Sat archive nah Monastir gebracht worden sind.

Bulgarien.

Nach einer Meldung der „Bulgarischen Telegraphen- Agentur“ sind an der bulgarischen Küste des Schwarzen Meeres und des Aegäischen Meeres Minen gelegt und die Leuchtfeuer ausgelöscht. Die Einfahrt neutraler Schiffe in den Hafen von Dedeagatsh wird von nun ab unter der Führung bulgarisher Lotsen erfolgen.

Afrika.

_ Die Aufregung des Wahlkampfes in der Süd- afrikanischen Union, der morgen endet, ist den „Times“ zufolge auf das höchste gestiegen, besonders in den ländlichen Wahlbezirken, in denen fich der Kampf zwischen den Nationalisten und der südafrikanishen Partei zu einer beispiel- losen Bitterkeit entwickelt. Nur 8 von 130 Sizen seien un- bestritten. Die alte südafrikanishe Partei sei völlig gespalten. Ein Kennzeichen des Wahlkampfes sei es, daß namentlich in der Kapprovinz arme Buren zur Geltung kommen. Die Engländer rechnen auf die Stimmen der Neger.

Kriegsnahrihten. Großes Hauptquartier, 18. Oktober. (W. T. B.)

Westliher Kriegsschauplagz.

Das ‘in die feindlihe Stellung weit vorspringende Werk nordöstlich Vermelles wurde von den Engländern wiederholt mit starken Kräften angegriffen. Alle Angriffe \chlugen unter sehr s{chweren Verlusten für den Gegner fehl. Das Werk blieb fest in unserem Besiß. Angriffsversuche der Franzosen bei Tahure wurden durh Feuer nieder- gehalten. Ein neuer feindlicher Vorstoß zur Wiedereroberung der verlorenen Stellung südlich von Leintre y blieb erfolglos, tostete die Franzosen aber neben starken blutigen Ver- lusten 3 Offiziere, 17 Unteroffiziere und 73 Jäger an Ge- fangenen. Am Schraßmännle konnte der Feind im Angriff troß Einsazes einer erheblihen Menge von Munition keinen Fuß breit Boden wiedergewinnen. Deutsche Flug- geschwader griffen gestern die Festung Belfort an, ver- trieben die feindlihen Flieger und belegten die Festung mit 80 Bomben, wodurch Brände heroorgerufen wurden.

Oestlicher Kriegsschauplas.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Der Angriff südlich von Riga machte gute Fortschritte. 2 Offiziere, 280 Mann blieben als Ge- fangene in unserer Hand. Russische Angriffe westlih von Jakobstadt wurden abgewiesen.

Westlih von Jllurxt bemächtigten wir uns in etwa 3 km Frontbreite der feindlichen Stellung. Weiter südlih bis in die Gegend von Smorgon wurden mehrfache, mit starken Kräften unternommene russi\sche Vorstöße unter starken Verlusten für den Gegner zurücckgeschlagen. Es wurden 2 Offiziere und 175 Mann zu Gefangenen gemacht.

_ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Ein russischer Angriff beiderseits der Bahn Ljachowitshi—Baranowitschi brach 400 m vor unserer Stellung im Feuer zusammen.

Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Am Styr-Flusse von Rafalowka bis Kulikowiczy haben sich neue örtliche Kämpfe entwickelt.

Balkankriegsschauplaß.

Jn der Macva beginnt der Feind zu weihen. Auf dem Höhengelände südlich Belgrad sind unsere Truppen im Vorschreiten gegen Cvetkov—Grob und den Ort Vrecin. Südöstlich von Pozarevac sind Ml. Crnice und Bozevac genommen. Bulgarishe Truppen haben Percin und Babin—Zub Weiter südlich dringen sie über Egri Palanka vor.

Oberste Heeresleitung.

besetzt.

Wien, 18. Oktober. (W.T.B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegs\chauplay.

Jn Ostgalizien, an der Jkwa und im wolhynischen Festungs8gebiete auch gestern keine besonderen Ereignisse. Am Kormyn-Bache und am unteren Styr führte der Feind eine Reihe heftiger Angriffe. Bei Kulikowice, Nowo Sielki und Rafalonka wird noch gekämpft. An allen anderen Punkten war der Gegner schon gestern abend blutig abgewiesen. Seine Verluste sind groß; am Kormyn räumte er in voller Auflösung unter Zurücklassung von Gewehren und NRüstungsstücken das Gefechtsfeld. Auch die an der oberen Szc zara stehenden K. und K. Streitkräfte shlugen einen stärkeren russishen Vorstoß ab.

Jtalienischer Kriegs\schaupla t.

An der Js\onzofront entwickeln die Jtaliener wieder kine lebhaftere Tätigkeit. Es kam auch gestern abend im Nordwestabschnitte des Plateaus von Doberdo bei Peteano ôu heftigeren Kämpfen. Starke italienishe Jnfanterie arif} neuerdings unsere dortigen Stellungen an, gelangte teil- eile bis nahe an die Hindernisse heran und wurde \chließlich unter \{chweren Verlusten - zurücckgejagt. Sonst im a aDlaRde sowie im Tiroler Grenzgebiete Geschüßt- ämpfe.

Südöstlicher Kriegsschauplaß.

Die im Avala-Gebiet geschlagenen serbischen Divisionen weihen beiderseits der nah Süden führenden Straße zurü ck. Unsere Truppen befinden sich im Angriff auf die noh nördlich der Ralja stehenden feindlichen Äbteilungen. Auh in der Macva wurde der Gegner zum Rückzug pwungen. Beiderseits der unteren Morawa gewannen le deutshen Divisionen abermals Raum. Die Bul- garen haben die Höhen des Muslin-Percin und des

L

abin-Zub beseyt. Weiler südli dringen sie über Egri-

Palan a Doe. Der Stellvertreter des des Generalstabes.

von Hoefer, Are ref auemey

Sofia, 18. Oktober. (W. T. B.) Dem Bericht des bulgarishen Großen Generalstabs vom 15. Oktober ist folgendes zu entnehmen: Jn Mazedonien schreitet unser Vor- dringen gegen die obere Brejalnica fort. Unsere Truppen erreichten - die Linie Drancsac—Sufkavolac, die Berg- gegend von Kavka und Golafk Planing. Unsere Truppen eroberten Zarevoselo, Pehtschevo und Berovo. Auf dem westlihen Abhang des Großen Balkans erreichten unsere Truppen die Linie Novokorito—* ldinac—Repuznica— Rovnobucse—Ts\cherni Vrh. Ünsere Truppen besegzten im Moravatale das s\trategisch wihtige Vranja Glava.

Der Krieg zur See.

__ Gefle, 19. Oktober. (W. T. B.) Wie „Nordlands- posten“ mitteilt, erhielt das Ministerium des Aeußern von der Gesandtschaft in Petersburg die Nachricht, daß der Dampfer „Nike“ aus Gefle von einem englischen Unterseeboot aufgebracht und nah Reval geführt worden sei. Der Dampfer war mit Eisenerz von Lulea nach Stettin unterwegs.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 18. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei An afarta außer Scharmügßeln zwischen Aufflärungsabteilungen und aus- seßendem Ärtilleriegefeht nihts von Bedeutung. Bei Ariburun brachten unsere Küstenbatterien feindlihe Torpedoboote, die eine zeitlang wirkungslos unsere Stellungen beschossen hatten, zum Schweigen. Wir sprengten eine Mine, die der Feind bei Banli Tepe gegraben hatte. Bei Sedil Bahr \choß der Feind am 16. Oktober in 24 Stunden mehr als tausend Haubigen ab, ohne irgend eine Wirkung zu erzielen. Sonst nichts von Bedeutung.

Parlamentarische Nachrichten.

Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Königliche Hoheit der Prinz Joachim von Preußen haben auf die anläßlih der Verlobung des leßteren von dem Ersten Vizepräsidenten des Herrenhauses und dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses übermittelten Glückwünsche Dank - telegramme gesandt.

Literatur.

_— Bismarck. Von Martin Spahn. 2wette, vermehrte Auflage. Drittes bis siebentes Tausend. 1915. München-Gladbac, Volkèvereins- Verlag, Gejellschaft mit beshränkter Haftung. 3 K. Das vorliegende Werk, in erster Auflage zu Bismarcks hundertstem Geburtstag erschienen, bat nur . wenige Monate bis zu etner zweiten Auflage gebrauht. Wie Martin Spahn im Vorwort bemerkt, mußte er bet der ersten Nieder)chrift darauf sehen, den Umfang des Buches in den von vornherein beabsihtigten Grenzen zu halten; er hat deshalb damals nur die auswärtige Politik Bismarck3 mit glei- mäßiger. Ausführlihkeit behandelt, die innere Politik dagegen bloß in thren Höhepunkten Bundesverfassung, Kulturkampf, Entfernung von den Liberalen und Geseßzaebung der Jahre 1878 bis 1880 ein- gehend“ gekennzethnet. Die Einheit des Buches litt darunter, und das Verständnis der inneren Politik des Kanzlers konnte bei der Nötigung, die verbindenden Fäden bloß anzudeuten, niht in dem gewünshten Umfang erschlossen werden. Hier sucht die zweite Auflage Unterlassenes nach- zuholen. Einer vollstär digen Neubearbeitung wurde die Erzählung der Jahre nah 1880 unterzogen. Es handelt #ch also um wesentliche Ergänzungen. Das Buch ist j t fast hundert Setten stärker und hat auch durch die beigefügte Zeittafel zu Bismarcks Leben sowie durch eine kurze fritishe Literatunübersidt und ein Namenverzeichnis an Wert gewonnen. Besondere Beachtung hat bei Spahn der wieder- holte Stellungswehsel Bi#marcks gegenüber den politischen Parieien gefunden; was er darüber sagt, ist s{harf durchdacht und aufschlußrei.

Das Oftoberh:ft der Süddeutshen Monatshefte trägt die Bezeichnung „Deutschlands Zukunft“ und hat folgenden Inhalt : Die Partei der Part ilosen. Karl Alexander von Müller: Die deutsche Not. Adolf Dur: Unsere verlorenen Söhne. Josef Hof- miller: Soll unsere Jugend Enalish oder Französish lernen? Frißz Bley: Die Zukunft der Deutschamerikaner. Leo von Egloffstein : Willensbildung. Aus Briefen Katser Wilhelms 1. Deutsche Sprüche von Friedrich von Logau. Friedrich Theodor Vischer: Die Deutshen. Max von Gruber: Die Sicherung unserer Zukunft. Immanuel Kant: Der Sinn der Weltgeschichte. Vergangenhett und Zukunit. Ernst Johann Faber (Nürnberg): Elf Monate in russisher Krieasgefangenschaft. Fr. W. von Bissing: Der Weltkrieg in französischer Auffassung. Briefe von deutschen Frei- maurern. Gemeintiame geistige Arbeit nah dem Krieg? Spectator Novus: Die franzöfi\che Anklageshrift gegen Deutschland. Friy Endsre: Ayesha. Friß Behn: Organisation der Frauen. Tagebuch.

Kunft und Wissenschaft.

Gestern hat im preußischen Abgeordnetenhause die er st e allge- meine Versammlung der deutshen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik mit dem Hauptziel der Bekämpfung des Geburtenrückganges stattgefunden. Zum WVorsißenden wurde, wie „W. T. B.“ meldet, Geheimrat, Professor Julius Wolf gewäblt. Das Wort ergriffen im Sinne der Notwendigkeit der Gründung die Abgeordneten Bossermann, Naumann, Frei- berr von Zedliß - Neutir, Graf Westarp, Fatbender, ferner General von Blume, Kabinettsrat a. D. von Behr, der Vor- sivende des Zentralrats der deutshen Gewerkvereine Gustav Hart- mann, die Professoren Neißer, Hofmeier und Seebero, der Vor- sigende des Ausschusses der preußtishen Aerztekammern, Geheimrat Stöter und die Vorfißende des Deuti(-Evangelischen Frauenbundes Paula Mueller. Der Reichskanzler hatte einen Vertreter entsandt. Der Beifall des dicht beseßten Hauses, der vielfa begeisterte Inhalt dex Neden und Telegramme bewies, daß es si hier um eine bedeutsame Kundgebung eines großen Teils des deutshen Volks handelte. Im Anschluß an die allgemeine Versammlung wurde eine Mitältederversammlung abgehalten, in der Geheimrat, Professor Julius Wolf-Berlin zum Präsidenten, der Senatspräsident von Strauß

und Torney- Berlin, der Unterstaatósekretär z. D., Proftfsor Georg | von Mayr-München vnd der Vorsigende des Deutschen Aerztevereins- | bundes, Sanitätsiat Ditte-Leipzig zu Vizepräsidenten gewählt wurder. |!

Die Berliner Antbropologische Ge!

ibrer j unter dem Vorfige v ; Seler ihr Arbeitsjahr 1915—1916. Der Vorsigent ehrende Worte des Gedächtnisses den jüngst dahinge!chiedenen Forshern Frofeior Rothmann - Berlin, dem amerikanischen Ethnograpken rederif Ward Putman, ene Martin Bernhbard-Berlin, Professor Ortb-Berlin, Profeffor Widemann und dem auf dem Felde der Ehre gefallenen Dr. Breuer; auch des Schwelzer Archäotogen Jacob Nuesh gedachte Professor Seler, der dur die Eugen in „Schweizersbild“ und am „Keßlerloch“ sich um die Vorgeschichte große Verdienste erworben hat. Professor Alfred L. Kroeber ron der Universität in San Francisco besprach das gegenf étiae Verhältnis des Sozialen und des Organischen tn Anthropologie und Völkerkunde. Er führte etwa aus: Zwischen dem Organischen und dem Sozialen, das der Vortragende mit dem Kuliurellen gleihsegt, gibt es äußerlih \cheinbar viele Aehnlihkeiten, die zum Teil darauf beruhen, daß wir auf beiden Gebieten eine Entwicklung wahrzunehmen vermögen. So fann man die Parallele aufstellen zwishen der Entwicklung im Tierreih und der Entwicklung der Kultur, und dennoch sind beide Gebiete grundvershieden. Als Beispiel kann die Entwicklung der Vögel a! Tierklafse aus ihren Vorfahren den Revtilien gelten, die du: ch Auslese geschieht, so zwar, daß die Urahnen der Vögel Flügel bekommen und Schuppen verlieren, Zähne veriteren und einen Scnabel an|eten. Durch Vererbung eines Orgons wird jede neue Eigenshaft im Organischen weiter gebrabt. Diesem Vorgange dürfte im Kulturellen die Erfindung des Luftschiffes en!sprech{en, die von der Entstehung der Vögel aus den Reptilien ganz verschieden ist; denn die fkulturelle Entwicklung verändert die organischen Unterlagen beim Menschen nicht, die Erblichkeit beim Menschen wird dur seinen kulturellen oder sozialen Fortschritt kaum berührt. Beruht demna die organische Entwicklung auf angeborenen Eigenschaften, so reitet die fulturelle oder soziale Entwicklung durch Aneignung vorwärts. Freilih können auch durch kulturelle Entwickflung gewisse Abänderungen der Art des Individuums von Vater auf den Sohn oder von Stamm zu Stamm übertragen werden, doch sind die Prozesse, tie hier zugrunde liegen, anz verschieden von denen, die im Organisten in Geltung sind. st so auch etne Uebertragung des Materials des einen Gebiets auf das andere ohne Bedeutung, so ge\hieht He dennoch, und zwar nicht nur durnch Laien, fondern selbst in der Wissen- haft. Ein Beispiel Hierfür liegt in dem Problem vor, das als Berwertung der einzelnen Rafsen auch in der Wissenschaft zu lebhaften Erörterungen Anlaß gegeben hat, aber es \heint do, als ob niemand hier etwas wüßte, und die Argumente, die dafür an- geführt werden, ob eine Rafse begabter sei als die andere, setnen fi im Kreise zu bewegen. Der Biologe und der Naturforscher {ließt aus dem sozialen Vollbringen etner Nasse auf deren organtsche Vor- ¿üge gegenüber einer andern, die solde Resultate nicht aujwei!en kann, etwa der Europäer gegenüber den Negern, wogegen der Ethnologe und der Historiker auf organishe Gieichheit zweier Rassen \{hließt, rade weil er annimmt, daß fkulturelle oder soziale Unterschiede einer Gruppé oder zweier untereinander auf geographische Bedingungen zurückzuführen find, allgemein durch das Milieu entstanden sind, und dieje Auffassung {|st für den Eihnologen und den Historiker prakti \ch richtig; denn obne sie als Voraussetzung wäre setne Wissenschaft nicht mehr Geschichte, sie würde zur schlechten Naturwifsenshaft. Und doch müssen wir alle bei der Behandlung der Rassenartfrage annehmen, daß es soziale Einflüsse gibt; denn viele Unterschiede bestimmter Gruppen untereinander beruhen durchaus auf sozialer Basis; ob nun aber auch der Rest threr Gleichheiten und Ungleihheiten auf soziale oder organische Gründe zurüdckg:he, das der Welt positiv zu beweisen, ist heute noch niemand imstande, da die Grenze des Soztalen und des Organischen bisher noch nicht gezeigt worden ist, wenngleih viele Ansäße dazu gemacht worden sind. Der Vortragende wies auf die Arbeit eines amerikanishen For- \hers hin, der die biologische Stellung und den foztalen Wert der Mulatten behandelt; das wäre dasselbe, als wenn man Anthro- pologte mit Völkerkunde vermischen, oder Geschichte durhschofsen mit Darwin'ismus behandeln wollte. Eine Folge solher Vermishung von Organischem und Soztalem zeigt sh in der vielumstrittenen Gugenik, obwohl die Begabung wie die hohe geistige Fähigkeit Galtons; Pearsons und threr Schüler außer Zweifel steht. Besteht aber der grundsäglihe Unterschied zwischen Organishem und Sozialem, so steht die Eugenik mit ihren Bestrebungen auf einem Trugshluß; denn es ist thre Absiht, den Versuch zu wogen, kulturelle Zwecke mit organischen Mitteln zu erreichen. In diesem Falle wäre es denkbar, daß der Mensch nicht durch Verbcsserung der Konstruktion des Luft- \h1ffes fliegen lernte, sondecn dur Anseßen von Gefieder. Die Ver- wechselung von Organishem und Kulturellem is nah Professor Kiroebers Ansicht deshalb so weit verbreitet, weil das Verhältnis von Körperlichem zu Geistigem häufig übertragen wird auf das Ver- bältnis des Organi)chen zum Sozialen. Galton will beweisen, daß ebenso geistige Cigenschaften, Talent (genius), wie moralishe Eigen- schaften unter Blutsverwandten so verteilt sind, wie körperiithe Merkmale; daß bei Geschwistern der Korrelationsindex der geistigen Eigenschaften der aleihe set, wie etwa der der Kopfformen; das be- deutet, es sollen geistige Eigenschaften wie körperliche vererbt werden. Diese Vermutung mußten die Naturforscher hegen und Galtons Ar- beiten sind im ganzen keineswegs anfehtbar : aber diese Forsher machen dabet den Fehler, daß sie der Meinung sind, die Weiterentwicklung, der Fortschritt im Soztalen oder Kulturellen berube auf einem „Aufireiben“ des Geistes beim WVndividuum. Das Soziale wirkt felbst weiter, ‘aber nur auf Soziales, es ist zugleih Ursache und Wirkung. Galton und feine Schüler, die selbst Biologen \ind, er- kevnen das Soziale als solches ntcht genügend und zerlegen es des- halb in organische (biologishe) Elemente, was für den Naturforscher an si ganz richtig ist, nur sind die von thnen aus diesem Ve1 fahren gezogenen Schlüsse nicht berechtigt. Geshihte wissenschaft und Völkerkunde dürfen sih niht mit dem O1ganischen als solchem befassen, denn das Soziale beginnt, wo das Biologische aufhört, die men\chlihe Kultur ist eine Entität, ein Wesen tür fih. Die Geshihtswissenschaft kann das Individuum nur als Brücke zum Sozialen werten, sie kann das Prinzip der mehanishen Kausaliiät allein vit gelten lassen. Ein Beweis tafür, daß dem fo ist, liegt in der oft fih wiederholenden Gleichzeitiakeit von Etfindungen seitens voneinander völlig getrennter und unabbängiger Männer. So entstanden die Forshungsergebnisse von Darwin und Wallace gleichzeitig, ebenso wie Adams und Leverrier die Nevtunbahn zur selben Zeit fast berechneten; die Erfindung des Telephons wurde von zwei verschiedenen Cifindern zur Patentierung fast am gleiWen Tage eingereiht. Was kann dies bedeuten ?- Es hat keinen mystischen Grund, wenn man diese Tatsachen in geschtichtlichem Sinne betrachtet. Alle diese Eifindungen und Entdeckungen wären gewacht worden, avch wenn die Männer, deren Namen beute- mit thnen verknüpft find, niht gelebt oder nicht zu ihier Zeit gelebt hâtten. Ohne Darwin und Wallace würden wir heute au nicht mehr aut der Stufe der Erkenntnis stehen wie in Lamarcks und Cuviers Tagen; das ist undentbar, ohne daß auch nur im geringsten an dem Genie jener Forscher gezweifelt zu werden brauht, auch hätte Darwin, wenn er um die Mitte tes 18. Jahrhunderts gelebt Eâtte, setne An\hauungen nicht in der Weise zu begründen vermolt, wie er es zu seiner Zeit konnte, und wenn er nur 25 Jahre später mit seiner Lehre gekommen wäre, jo wäre er {on zu spät gekommen. Das Individuum als jolches zählt in der Kulturge|chihte nicht mit. Nach Milltonen von Jahren organisher Entwickiung gelangen wir zu den Golithen und zum Pithekanthropus, wo das Kulturelle oder Soziale erst beginnt, das nun sih gegenüber dem Organischen, das über den Neanderthaler bis zum modernen Menschen \sich langsam verändert und vorschreitet, in enorm s{chnellem Tempo zeitlih genommen entwickelt bat. Darum können wir n'cht generell von der Entwicklung des Organischen auf die des Sozialen \{ließen. Sonach ist, im G1unde genommen, die Anth1opologte Biologie, die Völkerkunde Geschichts- wissenschaft, leßtere muß sih auf das Soziale Lei: änken. Ver Zufall fügt es, daß betde Wissenschaften sih mit dem ,Menschen* befassen. Es kann zweifelhaft erscheinen, ob im praktischen Sinne eine Trennung euvün|cht ist, und Professor Kroeber wün|cht sie keinesfals, nur

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