is über die Klasseneinteilung der Orte hin- sichtlich des abi ist hiernach zu berichtigen. Berlin, den 16. Oktober 1915.
Der Reichskanzler. Jn Vertretung: Dr. Helfferich.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 4. März 1915 über die zwangsweise Verwaltung russischer Unternehmungen ist für die folgenden Unter- nehmungen die Zwangsverwaltung angeordnet worden : rundbesiy des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg in Seeon, K Bezirksamts Traunstein ( Verwalter: K. Regierungsrat und Bezirksamtmann a. D. Aidalbert Freiherr von Malsen in Traunstein),
Grur dþesiz der Fürstin Anna Bariatinsky in Starnberg und Kemptenhausen, K. Bezirkäaamts Starnberg (Verwalter : Notariatsbuchhalter Chriitian Will in Starnber4), :
Grundbesig der Staatsratswitwe Charlotte König und ihrer Kinder ín pee und Uwgebung, K. Bezirksam18 Lindau (Verwalter : Oekonomiterat Friedrich Strauß in München),
Grundbesiß der Luise von Karnicka in Wörtshofen, K. Bezirks- amts Mindelheim (Verwalter : prakt. Arzt Dr. Baumgarten in Wörisho*en).
München, den 16. Oktober 1915.
Königlich bayerisches Staatsministerium des Jnnern. J. A.: Staatsrat Dr. von Kahr.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 143
des Reichs- Gesezblatts enthält unter Nr. 4916 eine Bekanntmachung über Ausdehnung der Ver-
ordnung über den Verkehr mit Oelfrüchten usw., vom 19. Ok-
tober 1915, und unter : i : Nr. 4917 eine Bekanntmachung über die Aenderung sran-
zösisher Ortsnamen in Elsaß-Lothringen, vom 16. Oktober 1915. Berlin W. 9, den 20. Oktober 1915.
Kaiserliches Postzeitungs8amt. Krüer.
Nichkamllicßes.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. Oktober 1915.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenarsizung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für das Seewesen sowie der Ausschuß für Justizwesen
Sizungen.
Aus Anlaß des 500 jährigen Jubiläums der Herrschaft der Hohenzollern in der Mark haben die Gemeindebehörden der Haupt- und Residenzstadt Berlin, wie „W. T. B.“ meldet, folgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet:
Dem Emrfinden Euer Majestät sind wir uns bewußt zu folgen, Indem wir ohne slädti1de Feier nur in treuer Erinnerung und mit tiefem Dankge!ühl den Tag begehen, welcher ein halbes Jahrtausend des segensreihen Waltens der Hohenzollernfürsten în der Mark und der Zu, ehörigkeit Berlins zum Hchenzollernhau)e vollendet. Unsere Mauern vereinten am 21. Oktober 1415 zu festlihem Gepräge die Städte und Stä de, die gekommen waren, threm Markgrafen zu Huldigen. Sie s{chwur. n: Herrn Friedr:ch und. seinen Erben getreu, gewäitig und gehorsam jein, ihr Wohl werben, ihren Schaden wenden zu wollen, rückhaltlos und unverbrüchlih. Das haben sie gehalten und werden fe halten. In Wirrnis und Kampf hat das Haus Hohenzollern die Zügel fest e griffen. Mit ihm stiegen im Laufe von fünf Jahr- hunderten Brandenburg, Preußen, das Reih zur Größe empor, ihren reinen Willen zum Edlen und Guten, zu friedlihem Fleiß und Freudigem Fo1tschriit immer von neuem gegen schwere Anfehtung von außen behauptend. Ießt bestchen wir mit unserem Kaiser die ftä kite Probe auf die Unbeugsamkeit dieses Willens. In so ernster, hehrer Zeit gedenkt Berlin des alten Treugelübdes: Die Reichshauptstadt wird entshlossen und besonnen au ferner auf dem Plage stehen, den ihc die Kriegspfliht zuweist, und 1mmerdar in Licbe zu ihrem Kaiser
S Der Magistrat und die Stadtverordneten der Köntglihen Haupt- und Residenzstadt Berlin. Wermuth. Michelet.
Die von den Kommunalverbänden auf Grund der Ver- ordnung Nr. M. 325/7. 15 K. R. A. über Beschlagnahme, Meldepfliht und Ablieferung von fertigen, gebrauchten und ungebrauhten Gegenständen aus Kupfer, Messing und Rein- nickel errihteten Sammelstellen, können, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, auch nah dem 16. Oktober 1915 solche Gegenstände aus Kupfer, Messing und Reinnickel an- nehmen, die nicht beschlagnahmt und die in der Bekannt- machung der Zusäge zu der genannten Verordnung (M. 325 e/7. 15 K. R. A.) aufgeführt sind. Solche Gegenstände sind: Bürstenblehe, Eimer, Kaffeekannen, Teekannen, Kuchenplatten, Milchkannen, Kaffeemaschinen, Teemaschinen, Samovare, HuSerdolan Teeglashalter, Menagen, Messerbänke, pam tochergeslelle, Tafelaufsäße aller Art, Tafelgeschirre, auch- \ervice, Lampen, Leuchter, Kronen, Plätten, Nippessachen, Thermometer, Schreibgarnituren, Bettwärmer, Säulenwagen, Badeöfen.
leber diesen Sachen dürfen ferner angenommen werden: sämtliche Materialien und Gegenstände aus Kupfer, Messing, Rotgus, Tomback, Bronze, Neusilber, Alfenid, Chrijofle, Alpaka und Reinnickel, soweit sie nicht auf Grund der Ver- Dag M. 1/4. 15. K. R. A, betreffend „Bestandmeldung und
eshlagnahme von Metallen“, an die Metall-Meldestelle der Kriegs-Rohstoff- Abteilung des Preußischen Kriegsministeriums aemeldet worden sind. Für diese, niht an die Metall-Melde- stelle gemeldeten Materialien werden die bereits in der Be- fanntmahung M. 325€e/7. 15 K. R. A. veröffentlichten Preise vergütet.
Auch Altmaterial darf zu diesen Preisen angenommen werden. Als Altmaterial gelten die Gegenstände, die sich in einem folcheen Ne bete befinden, daß sie für ihren eigentlichen Zweck nicht mehr benußt werden können.
Wie „W. T. B.“ mitgeteilt wird, ist es niht aus- geschlossen, daß die von den Zivil- und Militärbehörden ge- troffenen und vorbereiteten Maßnahmen gegen die Steigerung der Butterpreise in Kürze eine Verminderung der Butter- einfuhr vom Ausland zur Folge haben. Da die Jnlands- erzeugung an Butter den einheimischen Bedarf bei der Menge des bisherigen Verbrauchs nicht deckt, ist mit dem Ausbleiben oder der Verringerung der Buttereinfuhr aus dem Ausland eine Knappheit an Butter auf dem Markte unvermeidbar.
Es darf im Jnuteresse der Durchführung der auf die dauernde Verbilligung der Butter hinzielenden Mahnahmen von der Einsicht der Bevölkerung erwartet werden, daß jeder- mann . den zeitweiligen Mangel an Butter in Ruhe hinnimmt, und daß insbesondere die besserbemittelten Bevölkerungskreise durch Einschränkung im Verbrauch die Wirkungen der Butterknappheit für die minderbemittelten Kreise zu mildern suchen werden. Mit Bestimmtheit kann erhofft werden, daß diese Knappheit in Kürze vorübergehen wird. Alle Maßnahmen gegen eine wucherische Zurücthaltung der ein- heimischen Vorräte sind getroffen.
Bezüglich der Bestandserhebung von Spinnstoffen wird durch „W. T. B.“ amtlicherseits folgendes bekanntgegeben:
Im Sinne des § 3, Absatz 6 der Bekanntmachung W. M. 58/9 15 K R. A. sind die Garne erst dann als in Verarbeitung befindli und daber als nicht meldepflihtig zu betrahten, wenn sie nah vollendetem Spinn- oder Zwirn prozeß im Vorbereitungsversahren auf Spul-, Scher- oder Zeitelmaschinen gelangt find. h j
Nicht meldepflihiig ist der Schuß an Webstüblen sür das im Webprozeß befindlihe Stück der im Stuhl liegenden Keite.
—
Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers" liegen die Ausgaben 744 und 745 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 359. Verlustliste der preußischen Armee, die 228. Verlustliste der bayerishen Armee und die 209. Verlustliste der sächsishen Armee.
Sachsen.
Aus Anlaß der 500jährigen Wiederkehr des Tages, an dem der erste Hohenzoller die Erb- huldigung auf dem Landtag in Berlin entgegen- genommen hat und hierdurch in den Besiß der Mark Branden- burg gelangt ist, hat Seine Majestät der K önig an Seine Majestät den Kaiser und König, wie „W. D: B! meldet, nachstehendes Telegramm gerichtet :
ïIn diejem Zahre, wo unser deu!|hes Vaterland, von Feinden umringt, die Kraft bewährt, die es aus der rabmreihen Gescbichte feinèr Staaten \chöôpft, ur d das ganze deu!she Voll in einmütigem und uner'chütterlihem Vertrauen auf Deine Führung des end- gültigen Sieges grwiß ist, denke ih gern alles dessen, was die Oohen- zollern, seitdem fie in die Mark Brandenburg einzogen, für Deutsch- lands Einigkeit und Größe getan haben. Got1es Segen sei au fernerhin mit Dir und Deinem Hause. Er {enke uns als Frucht der Kämpfe und Siege etnen dauernden Frieden, der uns gestattet, an dem Ausbau der Woh fahrt unserer Völker und der Herrlichkeit
des Neiches mit neuer Freuoigkeit zu wirken. z Friedrich August.
Großbritannien und Frliand.
Der Ministerrat hat sih vorgestern zweimal versammelt, um die Berichte mehrerer Mitglieder der Kriegskommission des Kabinetts entgegenzunehmen. An der Sißung nahmen der in London eingetroffene französishe Kriegsminister Millerand und der französische Botschafter Cambon teil.
— Die Entscheidung in der Wehrpflichtfrage ist nach einer Meldung des „Manchester Guardian“ für 6 Wochen auf- geschoben, bis das Ergebnis des Versuches Lord Derbys vor- liegt. Jm Kabinett scheint eine Mehrheit von einer Stimme gegen die Wehrpflicht zu bestehen. Ueber eine andere wichtige Frage steht die Entscheidung des Kabinetts bevor.
— Im Unterhause standen gestern verschiedene Anfragen auf der Tagesordnung. Ueber den Verlauf der Sizung be- richtet das „W. T. B.“, wie folgt: O
Lord Charles Beresford fragte, ob die Königliche Verordnung vom 11. Véärz 1915 bezwecke, die Erklärungen von Paris vom Fahre 1856, von London vom Jahre 1908 und die vierzehn von der Haager Konferenz im Zahre 1907 beschlossenen Konventionen aufzuheben, und welhe diefer Vert: äge die Regierung noch auf- ret erhalte. Lord Robert Ceci!l erwiderte, daß die Königliche Ver- ordnung die genannten Abkommen nicht außer Kraft geseyt habe, und fügte binzu, er wolle nit sagen, daß die bestehenden Verpflichtungen gegenüber den Neutralen nicht vorhanden seien. Jn Beantwortung einer weiteren Frage sagte Cecil, die Aktenstücke über die Balkan- frage würden veröffentliht werden, sobald dies ohne Schädigung des öoóffentlihen Interesses und in Uebereinstimmung mit den Ver- bündeten geschehen könne. Gecil verneinte, daß Lord Reading er- mächtigt worden sei, mit der Regterung der Vereinigten Staaten die Fiagen der Berufung von den britiihen Prijengertihten und der Freiheit der Meere zu erörtern. i i
Der liberale Abgeordnete Out hwaite fragte, ob der Premierminister angesihts der Erklärung des biilishen Botschafters in St. Peters- burg, daß die Operationen an den Dardanellen auf Ersuchen der russisben Regierung unternommen worden seien, um die türktschen Truppen vom Kaukasus wegzuziehen, erklären wolle, ob die russische Negterung den Operationen noch dieselbe Bedeutuna beimesse, obwohl bis zum 10. Oktober die britishen Verluste 96 899 Marn betragen hâtten. Lord Nobert Cecil erwiderte, er dürfe über die Bedeutung, die einér der Verbündeten oder England felbst einem bestimmten Kriegssbauplay beimesse, keine E1klärung abgeben. Die Dperationen an den Dardant llen eten militärishe und maritime, und die Erklä- rung des britishen Botschafters in St. Petersburg enthalte keine voll- ständige Erklärung oller einschlägtgen Erwägungen.
Der Minister Lloyd George lehnte auf eine weitere Anfrage eine Erklärung darüber ab, ob der Befehlshaber des verbündeten Expeditionskorps in Serbien ein Engländer oder ein Franzose sein werde. 7
Der Abg. Bryce fraate, ob bei den Luftangriffen künftig alle Lichter der Themsebrücken au?gelöscht und der Trawdienst entlang der Them!eufer entweder etingesiellt oder die Liter der Wagen gelöscht werden würden. Der Unterstaatösekre'är Brace antwortete, die geltenden Vorschriften seten auf Veranl:ssung der Admiralität erlassen worden. Ste würden abgeändert werden, wenn neue Erfabrungen etne Berbess runa möglih mater. Brace sagte ferner, daß die Vor- \hritien über das Hercbl.ssen der Fenstervorbänae der Eisen- bhahnwagen ve'shärst werten follten Der Abg. Bryce fraite den BVertiet r des Kriegsamts, ob die im Dienst be- findl:chen Kl gzeuge, deren Aufgabe die Beschirmung Lon- dons gewef-n fei, am 13. Oktober, Abends 6 Uhr, kurz vor dem Luftangrif außer Lienst gestellt worden seien und ob andere Flug- ¡eue Befehl erhalten hätten, ibre Stelle einzunehmen, ferner ob bei
der Ankunft der Zeppeline si{ch Flugzeuge auf Wacht befunden hätten
i und wieviele es ab, die an die
esen wären. Tennant lehnte die Beantwortung dmirali?ät gerichtet werden müsse. Die unter mili- tärishem Befehl stehenden Flugzèuge seien am 13. Oftober, 6 Ubr Abents, nicht vom Dienst entlassen worden. Als die Zeppeline si über ARGL deinen. bâtten, seten fünf Militärflugzeuge aufgestiegen, on ihnen gleichzeitig. Wt Ja Beautworlung Sve Frage, ob das Kabinett Repressalien egen die Luftangrtiff e plane, antwortete der Parlamentsunter- sekretär Tennant, die Frage der Repressalien bilde den Gegen- stand von Beratungen. Das Köntgliche Fliegerkorps sei eine militärishe Einrihtung und werde zu militärisen Unterneh- mungen verwendet. Die verabsheuenswürdigen Angriffe des Feindes auf unverteidigte Städte und wehrlose Bürger sollten niht dazu führen, die Tätigkeit dieser Waffe von den eigentlichen militärishen Pflichten abzulenken. : Wie der „Nieuwe Courant“ meldet, wurden in der Londoner City gestern gemäß Lord Derbys Rekrutierungsplan die unverheirateten Männer aufgerufen. Sie fönnen erst 14 Tage, nachdem sie den Aufruf erhalten haben, zum Militärdienst ein- gezogen werden. Die, welche in den Listen eingetragen sind, aber niht sofort benötigt werden, erhalten 3 Shilling täglich.
— Die „Daily Mail“ berichtet, die nabe jungen un- verheirateten Engländer, die nah den Vereinigten Staaten und nah Südamerika auszuwandern beabsichtigen, um sih dem Kriegsdienst zu entziehen, sei so groß, _ daß das Aus- wärtige Amt die Erteilung von Pässen vorläufig aufgeschoben habe.
— Der politishe Korrespondent der „Daily Mail“ stellt fest, daß die amtliche Verlustziffer des Dardanellen- heeres mit 9689 Mann die Erkrankten nicht enthalte.
Die gestrige Verlustliste zählt 104 Offiziere und 2633 Mann.
Rußland.
Ein Kaiserlicher Erlaß besagt einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge:
Wir tun allen unsern getreuen Untertanen zu wissen, daß der Verrat Bulgarieas an der siawishen Sache, der mit Treuloligkeit seit Ausbruch des Krieges vorbereitet war, aber dennoch unmöglih hien, vollzogen ist. Die bulgarishen Truppen haben unsern treuen Verbündeten Serbten angegriffen, der vom Kampfe gegen einen stärkeren Feind b!utet. Rußland und die Großmächte, unsere Verbündeten, suhten die Regterung Ferdinards von Coburg von diesem verhängntisvollen Schritt zurückzuhalten, Die Verwirklihung ‘der alten Bestrebungen des bulzarischen Volkes auf die Angliederung WMazedoniens war Bulgarien auf einem anderen Wege, der den Interessen des Slawentums an- gepaßt war, zuoesihert. Aber geheime Berechnungen, Inter: ssen, die von den Deutschen eingegeben waren, und der brude: mörderishe Haß gegen die Ser bin blieben Sieger. Bulgarien, unser Glaubensgenofse, seit kurzem aus türkisder Sklaverei befreit durch die brüderlihe Liebe und das Blut des russishen Volkes, hat fh ofen auf die Seite der Feinde des christlichen Glaubens, des Slawentums und Rußlands gest Ut. Das russi\che Volk sieht den Verrat Bulgariens mit Schmerz, mit blutendem Herzen ziebt es das Schwert gegen Bul„arien und übergibt das Schifjal der Verräter der slawi|hen Sache der gerehten Strase Gottes.
Ftalien.
Ein Königliches Dekret seßt nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ folgende Steuern für die Dauer des Krieges fest: :
1) Für diejenigen, die keinen militärishen Dienst tun, ;
2) auf Einkommen der Verwaltungsra1smitglieder von Aktien- geselishaften oder Kommanditgesellschaften, :
3) Umgestaltung der Steuern und Gebühren für Stempel, Akten, Quit1ungen, Wechsel, Schecks8, Handelebücher, Aue fertigungen, Hypoth-kartaxen, Taxen für Bewilligungen für das Tragen von tevolvern, Taxen für die von der Regierung erteiten Konzessionen, Taxen aut Kino-Billette,
4) Umgestaltung der Katastergebühren,
5) Pojt- und Telegraphentaxen, tinsbejondere für Telephonabonne- ments und postlage:r de Sendungen im Jynern des Königreichs.
Die Blätter {häßgen das Ergebnis der neuen finanziellen Maßnahmen für das Jahr auf 60 Millionen Lire.
Belgien.
Der Generalgouverneur, Generaloberst Freiherr von Bissing fordert erneut alle Personen, die während des Krieges einem feindlichen Heere angehört haben und sich im Gebiete des Generalgouvernements aufhalten, und alle diejenigen, die im Auftrage einer feindlichen Regierung dorthin gekommen sind, auf, ihrer Meldepfliht binnen 24 Stunden nachzukommen. Wie „W. T. B.“ mitteilt, wird ihnen in diesem Falle Straffreiheit zugesichert, der Ge- neralgouverneur wird sih mit ihrer Abführung als Kriegs- gefangene begnügen. Wer aber nah dieser Frist ergriffen wird oder solhen Personen Unterkunft, Nahrung oder eine sonstige Unterstüßung gewährt, hat die strengste Bestrafung nach dem Kriegsrecht zu gewärtigen.
— Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wird darauf hingewiesen, daß es Reisenden nicht gestattet ist, unge- prüfte Geschäftspapiere, Kataloge oder ähnliche Schrift- stücke mit über die Grenze nah Belgien einzuführen. Die Grenzstation Herbesthal ist nicht in der Lage, eine Prü fung vorzunehmen. Es muß daher zur Vermeidung von Schwierigkeiten dringend angeraten werden, vor Antritt einer Reise nah Belgien die mitzuführenden Schriftstücke zur Prü- fung einer E A A vorzulegen, wo sie entweder einzeln abgestempelt oder in ein Bündel gepackt und versiegelt werden. Jn gleicher Weise ist die Prüfung der nicht abge- stempelten Schriftstücke bei der Postüberwachungsstelle in Belgien vor Antritt der Nückreise nah Deutschland zu veranlassen.
Schweiz.
Der Bnndesrat hat den shweizerischen Gesandten in Berlin Alfred de Claparè de, wie „W. T. B.“ meldet, als außer- ordentlihen Gesandten und Bevollmächtigten Minister der Eidgenossenschaft in besonderer Mission in Stockholm akkreditiert. Die Zustimmung des Königs von Schweden für die Ernennung Claparèdes ist in Bern bereits eingetroffen.
Türkei.
Die türkischen Blätter heben in allen ihren Betrachtungen anläßlich des Kurban-Beiramfestes einmütig den unge heueren Unterschied hervor zwishen dem Feste im vorigen und in diesem Jahre. Jm Vorjahre seien viele Leute ungewiß gewesen und hätten gefürchtet, daß die Türkei, die dámals in den europäischen Krieg eingetreten sei, große Gefahr laufe. Das diesjährige Fest werde mit aufrichtigstem Jubel gefeiert. Denn die moralischen und materiellen Ergebnisse des Krieges
würden allgemein anerkannt.
T
Griechenland.
Wie der „Temps“ meldet, landen französishe und englishe Truppen fortgeseßt in Saloniki. Die Franzosen bilden weitaus die Mehrzahl. Da die Eisenbahnlinie für den Transport ungenügend ist, werden große Truppenmengen auf den Straßen in Eilmärschen nah dem Norden geschafft.
Serbien.
Das diplomatische Korps in Nisch is nah einer Meldung der „Morning Post“ gestern nah Monastir über- siedelt, wohin auch ein Teil des Auswärtigen Amts, allé nationalen Archive und die serbishe Nationalbank verlegt werdén. Die Regierung bleibt vorläufig in Nisch.
Bulgarien. Wie die „Südslavishe Korrespondenz“ meldet, begibt sich der Finanzminister Tontscheff über Wien nach Berlin, um eine Reihe finanzieller Angelegenheiten zu erledigen.
Amerika.
Der Präsident Wilson hat nah einer Meldung des „Neuterschen Bureaus“ die Verschiffung von Waffen und Munition nah Meriko verboten. Das Verbot be- trifft niht Sendungen an Carranza, die ungestört vor si gehen können.
Afrika.
__ Nach einer Meldung dec „Agence Havas“ hat die fran- zösishe Garnison von Dehibat in Tuñis den tripoli- tanishen Aufständischen, die die Grenze verleßt hatten, eine \{chwere Niederlage beigebraht. Am 18. v. M. be- mühten fih die Aufständischen, welhen sich Aufrührer aus einigen tunesischen Stämmen angeschlossen hatten, Telegraphen- linien abzuschneiden und eine Verpflegungskolonne zu be- unruhigen. - Am 283. v. M. griffen sie Dehibat an, wurden aber zurückgeworfen, am 25. v. M. versuchten sie den Posten Birrentsa einzunehmen, wurden aber von der Garnisonkompagnie mit sehr {weren Verlusten zerstreut. Nach einigen un- bedeutenden Gefechten zogen die Aufständishen am 2. d. M. ihre Kräfte gegen den Posten Umsugk zusammen, dessen 200 Mann starke Garnison ihre Angriffe eine Woche zurück- \{lug. Am 9. d. M. traf ein Schüßenbataillon ein, warf die Aufständischen, die sih seinem Marsch entaegenzustellen ver- suchten, zurück und {lug die Angreifer, welchen die Garnison bereits beträchtlihe Verluste beigebraht hatte. Unter den Toten befindet sich der Hauptführer der Aufständischen.
Kriegsnahrichten.
Wien, 20. Oktober. (W: T.B.) Amtlih wird gemeldet:
Russischer Kriegsschauplay.
Jm Gebiete von Kolk i dauerten, ohne daß es zu einer Aenderung der allgemeinen Lage gekommen ist, die Kämpfe auh gestern an. An der Putilowka erbeutete ein Streif- fommando des Jnfanterieregiments Nr. 49 bei der Demo- lierung eines russishen Panzerzuges, dessen Lokomotive einige hundert Schritte vor unserer Stellung einen Granatvolltreffer erhalten hat, zwei Maschinengewehre, zahlreiche japanische Handfeuerwaffen und viel Munition und Kriegsmaterial. Sonst im Nordosten nichts Neues.
Jtalienischer Kriegsschaupla t.
Das starke Artilleriefeuer gegen unsere Stellungen an der Jsonzo-Front hielt auch gestern den ganzen Tag über an. Gegen die Hochfläche von Doberdo nahm es in den Nach- mittagsstunden noh an Heftigkeit zu. Die italienishe Jn- fanterie griff im Krn-Gebiet gegen den Brückenkopf von Tolmein, dann gegen den Monte Sabotino, den Monte San Michele und östlich von Vermegliano an, wurde aber überall unter großen Verlusten abgeschlagen. Auch an der Tiroler Front kam es gestern zu größeren Kämpfen. Bei Tre-Sassi und auf der Hochflächhe von Vielgereuth schlugen unsere Truppen je zwei Angriffe ab; die Gefechte bei Tre-Sassi führten stellenweise zum Hand- gemenge. Jn Judicarien, wo der Feind in der legten Zeit gleichfalls eine erhöhle Tätigkeit entfaltet, zogen sich unsere vorgeschobenen Abteilungen auf die Hauptwiderstandslinie
zurü. Südöstlicher Kriegsschauplaß.
Die in der Macva vordringenden österreihisch-un- garishen Truppen näherten sh Sabac. Bei Ripanj und südöstlih von Grocka warfen wir den Feind aus LINEE Hart E Höhenstellung. Deut sche Streitkräfte erkämpften sich südlih von Semendria den Vebergang über die untere Ralja und gewannen süd- östlih von Pozarevac in der Richtung auf Petrovac erneuert Raum. Die Bulgaren entrissen dem Feinde seine starken Stéllungen auf dem „Sultan Tepe“ südwest- lih von Egri Palanka. Sie nahmen, gegen Kumanovo- vor- dringend, 2000 Serben gefangen und erbeuteten 12 Geschügze.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Sofia, 20. Oktober. (W. T. B.) Der amtliche Heeres- beriht vom 18. Oktober lautet: Unsere in Serbien vorrückenden Heere haben die nachstehenden Erfolge erzielt: Jm Timok- tale haben sie die Linie Tcherni Vrh — Dorf Char- bonvec—Dorf Aditschevac—Dorf Balinac—Jnv 0— Valta— Berilowci besezt. Sie haben südlih des Wlassina- sumpfes die Höhe Pandjin Grob genommen. Der. An- gri}} auf diese Höhe wurde unter Teilnahme unserer Kavallerie durchgeführt, die 180 Serben niedergemaht und 50 gefängen genommen hat. Jnfolge eines mutigen Angriffs von Norden aus, der mit einem geschickten Manöver von Süden her ver-
unden war, haben \sich unsere Truppen des strategish wichtigen Lunktes Sultan Tepe bemächtigt. An der Front bei
tracin “sind etwa 2000 Gefangene gemacht und 12 Geschüße erbeutet worden.
ib Sofia, 20. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher Bericht E. die gestrigen Operationen. Unsere im Timoktale grit für Schritt vordringenden Truppen stehen schon vor Degotin, wo sie die Serben zurückgeschlagen haben. viel flohen, von Panik ergriffen, und ließen einen Offizier L fünfzig Mann als Gefangene und einen Offizier nd hundertfünfzig Mann tot im Timoktale zurück. Unsere
| blißartigen Schnelligkeit vorwärts.
Vrh - Wetren (907) - Or so-
Truppen erreichten die Linie Tcherni (500) - Petruschißa - Grasischkatscuka vanlava (893)-Tachoiniza (795)-Dorf Viberci fünf bis sechs Kilometer ösöstlich von Knjacevac- Jassen (800) und Gabar (875). Bei Pirot nahmen unsere Truppen nah einem erbitterten Kampfe sehr wichtige strategische Punkte ein. Auf der Vidi splanißza bei Brangja seßen sich unsere Truppen fest. Sie säuberten das Tal der bulgarishen Morawa in einer Ausdehnung von 21 Kilometern nah Norden und Nordosten hin. Die Beute von Vranje ist noch nicht gezählt. Man weiß -nur, daß sie unter anderem zwei Millionen Patronen Systems Verdan umfaßt, ferner Tabak für eine Million Francs. Auf dem Bahnhof von Bojanowiß fand man ungefähr eine Million Kilogramm Heu. Unsere über Egri-Palanka vordringenden Truppen griffen eine starke Stellung an und schlugen die Serben zurück, die sie in Eile auf Kumanowo verfolgen. / Im Tal der Bregalnißza schreitet unsere Offensive mit einer igar Das ganze Tal ist ebenso wie die Ebene von Ovtsche Polje in unseren Händen, auch schon die Städte Kotschana, Radowischte, Tipkilisse und Mikratowo. Unsere Kavallerie, die die auf dem Nückzug befindlihen Serben verfolgte, erreihte sie bei Kisseli und zerstreute sie vollständig. Ungefähr 2000 Serben wurden zu Gefangenen gemacht, andere konnten nur dank der Dunkelheit der Nacht entweihen. Die Bevölkerung in dem von dem serbishen Joche befreiten Gebiete nimmt unsere Truppen mit Begeisterung auf.
Der Krieg zur See.
__ Tre llebora, 20. Oktober. (W. T. B.) Nach einer hier eingetroffenen Meldung wurden auf die Meldung zweier deutscher Flieger, daß sih bei Stubbenkammer zwei englische Unterseeboote befänden, Torpedojäger auf Jagd nckh den Unterseebooten ausgesandt. Sie zwangen diese, si in nordöstlicher Richtung zurückzuziehen. Die Unterseeboote hielten sih die ganze Zeit unter Wasser, sodaß es unmöglich war, sie zu beschießen.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 20. Oktober. (W. T. B.) Das Haupt- quartier meldet von der Dardanellenfront: Bei Anafarta beshoß unsere Artillerie feindlihe Truppen, die Verschanzungen aufwarfen, und ein Torpeboot, das Kiretsch Tepe beschoß. Bei Ari Burun wurde in der Nacht zum 19. Oktober ein feindliches Torpedoboot, das unseren rechten und linken Flügel wirkungslos beshoß, durch das Feuer unserer Artillerie vom linken Flügel gezwungen, das Feuer einzustellen und sih zurück- zuziehen. Bei Sedil Bahr zeitweise ausseßendes Artillerie- feuer und Bombenwerfen von beiden Seiten. Sonst nichts von Bedeutung.
Kunft und Wissenschaft.
Der Gebeime Oberbergrat Dr. Richard Lepsius, ordentlicher rofessor der Mineralogie und Geologie an der T- chnishen Hoch- chule in Darmstadt und Direktor der dortigen geologischen Landes- Es ist, wie „W. T. B.* meldet, im Alter von 64 Jahren ge- orben.
Die Kunsthandlung Casstirer veranstaltet jeßt eine große Trübner-Ausstellung, die 53 Gemälde aus der Zeit von 1870 bis 1913 enthält. Viele dieser Bilder, die zum Teil aus Privat- besiß stammen, hat man \ckon bei anderen Gelegenheiten gesehen, und auch die bisher noch nicht öffentlih ausgestellt gewesenen Gemälde bieten dem Kenner Trübners in der Form und Art nihts Neues. Die berühmtesten Werke aus des WVteisters früher Zeit, Bitder wie die „Dame auf dem Sofa“ fn der Nationalgalerie, die „Plauderszene“ der Münchener Pinakothek oder der „lesende Mohr* der Frankfurter Galerie fehlen, und man vermißt auch überragende Hauptwerke aus den leßten Jahriehnten. Troydem i\t der Gesamteindruck diejer Aus- stellung stark, und man muß für die Gelegenheit, ein halbes Hundert Gemälde dieses deutihen Meisters bewundern zu können, dankbar fetn.
Das frübeste Bild der Ausftellung, ein im Jaxhre 1870 entstandenes Herrenporträt, ist im Sinne Leibls weih id fließend behandelt und das Gesicht it zart herauëmodelliert. Als Trübner dieses Bild \{huf, das in jeder Beziehung schon ein vollendetes Meisterwek ist, war er 19 Jabre alt. Unter den Gemälden aus der ersten Hälfte der siebziger Jahre sind noch der mtt erlesenem Geshmack durchgeführte stilleben- artige „Aft hinter dem Vorhang“ und das im Ton sehr schöne „Mädchen mit weißen Strümpfen“ hervorzuheben. Der junge Trübner begnügt fich niht damit, aut malen zu können, er seßt fih in den nächbsten Jahren mit neuen Problemen ausetnander. Er malt jeßt Giganten- und Amazonenkämp}e und andere wtldbewegte mytho- logishe Vorgänge, die sich tin der Auffassung von den üblichen Historienbildern jener Zeit faum unterscheiden, die aber den meisten derartigen Schöpfungen durch \{chöôn gemalte Einzelheiten über- legen sind. Obwohl diese Bilder prachtvolle Partien auf- weisen, sind sie als Ganzes nicht erfreulich. Die Bildgröße it zu klein, die Komposition i|st zu unruhig und ge- dränat und die Farben steben hart nebeneinander. Nur ein Bild dieser Reihe, die „wilde Jagd“, ist durchaus gelungen. Dieser im Jahre 1877 entstandene Entwurf zu einem Deckengemälde ist in der Erfindung und in der Form gleih hervorragend gut. Die Art, wie hier eine Garbe nackter Leiber und Pferde, denen eine Hunde- meute voransprengt, am Nachthimmel diagonal hinschießt, ist recht etndruck8voll, und die durheinanderwirbelnden Bewegungen gehen doch \{lteßlich klar und ruhig zusammen. Im Schaffen Wilhelm Trübners vershwinden folch? Darstellungen bald wteder, sie mahen bald der Schilderung rein maler|s{her Erlebnisse wieder Plaß. Die impressio- nistish gesehene „Straße in London“ aus dem Jahre 1884 beweist, daß der Künstler inzwishen den Ans{hluß an die zuerst gepflegte Art der Malerei wiedergefunden bat. Mit den vier Heidel- berger Ansichten des Jahres 1889 hat er \sich dann von dem Stil seiner Jugendzeit endgültig losgesagt. Von nun an geht er nicht mehr im Sinne Leibls auf verfeinerte tonige Wirkungen aus, und er trägt die Farbe niht mehr wetich und zart auf Seine Farbengebung wird jeyt frisher und heller, und diesem berzhaften Kolorit entspriht auch eine männlichere, feste und bestimmte D OlLurang In dieser Art sind die Gemälde der leßten beiden Jahrzehnte gemalt, die durch prachtvolle Waldbilder gekrönt werden. Die klaren und satten Farben werden mit breiten, ege Pinsel- zügen hingeseßt, deren Strichlage das Gefüge der dargestellten Dinge kTlar unterstreiht. Troß dieser breiten, festen Malwweise stecken die Bilder voller Feinheiten. Das Grün der Bäume und Wiesen ist vielfältig abgestuft, die Stämme stehen klar im Raume und die Zweige und Blätter {weben leiht und locker über- und hinter- einander. Es gibt in diesen Bildern keine leeren oder flüchtigen Stellen; alle E: scheinungen sind ehrlichG und sachlich abgemalt. Bisweilen wirkt diese strafe und knappe Art der Malerei allzu streng und steif. Die Pferde seben dann aus wie aus Holz geshnißt, die Gestalten stehen steif und eckig da, und der Himmel oder etne
blaue Secfläche wirken glzit und hart. Es überwiegen aber bet weitem die Bilder, in denen mit dieser Art die duftigen Luft- stimmungen ein-s8 Morgens am Starnberger See oder eines Herbst- tages ia Nekartal, die heiteren Farben eines lichtdurhflofsenen Balkonzimmers oder das sanfte Grün der Matten treffend und fein wiedergegeben sind. Dr. Pl.
Literatur.
Der Welikrieg 1914/15 und der „Zusammenbruch des Völkerrechts“. Eine Abwehr- und Arklageshrift gegen die Kriecgfäbrung des Dreiverbandes von Dr. Ernst Müller-Met- ningen, Oberlandesgerichtêrat, M. d. R. und der bayer. Abg.-K. In völltger Neubearbeitung dritte Auflage von „Weltkrieg und Völkerrecht“. V[1Il und 618 Seiten. Berlin, Verlag von Georg Reimer. Geb. 7 4. — Die erste Auflage dieses Werkes, in dem die wichtigsten Vorgänge des Weltkrieges vom Standpunkte des inter- nationalen Rechts an der Hand des offiziellen Afktenmäterials im Hinblick auf die allgemein anerkannten und in den Haager Ab- kommen fodifizierten Grundsäge beurteilt werden, mit volliter Objeftivität die Völkerrehtswidrigkeit des Verhaltens von Deutsh- lands Gegnern geprüft und gezeigt wird, wie die Maßregeln der Deutschen nah den Haager Abkommen völlig berechtiat find, ist in Nr. 71 des „N-ich8- und Staatsanzeigers“ vom 25 März d. I. be- \prohen worden. Die Tatsache, daß bereits sieben Monate nah dem e' sten Erscheinen eine dritte Auflage notwendig geworden ist, beweist die außerordentliche Beachtung, die diese firengste Sachlichkeit mit * echter Vaterlandsliebe vereinigende Anklagesrift gegen die barbarischbe Kriegführurg der Dreiverbantsstaaten und Ehrenrettung der deutschen Kriegführung in Deutschland, Oefterreih-Ungarn und wohl au im neutralen Ausland gefunden bat. In der neuen Auflage, die wieder im umfanareiheren erften Teil das Landkriegsrecht uno im zweiten seekriegsrechtlibde Fragen behandelt, find sowohl die Sammlung des gewürdigten Tatsachenmaterials wie die rechtlihen Ausführungen be- deutend erweitert, wodurch der Umfang des Buches v»n 383 auf 626 Seiten gestiegen ist. Durch Berücksichtigung aller Ereignisse bis Yèitte 1915 hat der tatsächlihe Stoff sich ungetähr verdoppelt. Der dem Seereht gewidmete zweite Teil ist nahezu eine neue Arbeit. «Die Geschichte der völkerrechtswidrigen Kriegsgreuel hat fich all- mählih zu einer Betrachtung zablreiher zusammenhängender Krieas- fragen überhaupt entwidelt, ist sobin etne Ait von politis: völkerreht- lichem Lexikon deé Welikrieges geworden“, sagt der Verfasser im Vor- wort zur neuen Auflage. Das so P fih nicht nur an Juristen, sondern an die weitesten Kreise des Volks wendende Werk kann noch mehr als seine ersten Auflagen über deut\che Sitte, deutsche Waffenehre und deutshe Rechtsliebe aufklärend wirken.
Zeitschrift für Politik, hezau8gegeben von Richard S{midt, Letpzig, und Adolf Grabowski, Berlin. VI1I. Band (1915), Heft 3/4. Karl Heymanns Verlag, Berlin. Preis des Bandes tn vier Heften 16 «G — Das inhalts- reihe Sch"ußbeft des achten Bandes dieses angesehenen deutshen Organs für politishe Forschung enthält auf 331 Seiten eine Fülle von Aufsäten, die in der Kriegtz-it besonderen Interesses sicher find. Einer der besten Marokkokennec, der Professor am Seminar für orientalishe Sprachen in Beriin Dr. Georg Kampffmeyer, veröffentliht eine sehr eingehende Arbeit über „die Grundlagen der Marofko'ragen“, in der der gesamte Stoff zu- sammengebracht is und die wertvolle Einblicke in die Vorge schichte des Weltktieges gewährt. Der polnishen Frage wird der Leser durch einen Auf'ay des o. s. Professors an der Universität Berlin Dr. Alexander Brückner näher geführt, der „die leitenden Id:en der polntshen Politik in den Jahren 1795 bis 1863“, al!o von der dritten Teilung Polens bis zum letz‘en großen polnishen Aufstand behandelt und neues Licht auf die polnishen Be- strevbungen während einer besonders wihiigen Zeit wirft. In einer „ Versuch eines natüriihen Systems der Staatsformen“ betitelten Abhand- lung bietet der Professor an der s{hwedischen Unversität Gotenburg Dr. Rudolf Kjellén eine wissenschaftlihe Analyse der verschiedenen Staats- formen, die nihi nur von theorettsher Bedeutung ist. Aus der großen Zahl der übrigen Beiträge seien erwähnt ein Aufsay über „die Juter- parlamentarische Union (1889—1914)“ von dem Mitglted des preußischen Abgeordnetenhauses, Professor Richard Eickhoff, dem langjährigen Generalsekretär der deutschen Gruppe der Jnterparlamentarischen Union, eine Arbeit über „Kriegswesen und Wirtichaftsl-ben“ von dem bei Arras gefallenen Hauptmann Dr. Friß Roeder, Beiträge über die „Entwicklung der ch{ristlichen Gewerk\chafien* und über „die freien Gewerkschaften in Deutschland während des Krieges* von Theodor Brauer (Cöln a. Rh.) bezw. Stadtrat Johann Safssenbah (Berlin) und ein Aufsatz des bekannten Staatörehtslehrers Geheimen und Oberbergrats, Professors Dr. Adolf Arndt über „Strafgerichtsbarkeit im Kriege über Ausländer, insbesondere Kriegögefangene“. Inter- effsant sind auch einige Beiträge „zur Piychologie der Front*, in denen Kriegsteilnebmer tin wissenshaftliher Weise den seelishen Er- lebnissen im Schüßzngraben nahgehen. Eingehende Literatur- besprehungena beschließen das Het.
Das Auslandskapital während des Weltkrieges. Von A. Sartorius Fretherrn von Waltershausen. (Finanzwirt- \{zftlihe Zeitfragen, herautaegeben von Reichsrat, Professor Dr. Georg von Schanz in Würzburg und Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. Julius Wolf in Berlin, 15 Heft.) 53 Seiten. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Preis 2 6. — In diesem Heft be- handelt der bekannte Nattonalöfonom an der Untversität Straßburg, der hon 1907 ein vielbeahtetes Buch über èas volkäwirt\scattliche System der Kapitalanlage im Auslande veröffentliht hat, die ver- \chtedene Bedeutung der Anlage von Geldkapital in einer aus- ländishen Volksrwoirtshaft in Friedens- und Kriegszeiten, wirft einen Blick auf die Kapitalmaht der Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Wirkung im europäisden Kriege und beurteilt dann die auswärtige Kapitalaniage vom Standpunkt der Erfahrungen des gegenwärtigen Weltkrieges. Den Wert des Besiyes von aus- n Effekten für die finanzielle Mobilmachung eines Landes veranschlagt er gering, weil die Effekten zur Zeit der Kriegserklärung und der milttärischen MobilmaGung niemals etn liquides Kapital fein kênnen. Wenn aber der Verfasser meinx, daß jener Besiy sür die der Mobilmachung nachfolgende Kriegsp?riode von großem Nutzen set, so dürfte diese Ansicht von wetten Kreisen nicht geteilt werden. Jn dem Weltkriege, in dem uns die Wareneinfuhr aus dem A „slande fast ganz abgeschnitten ist, hat der RNiesenbesiß Deutschlants ar Auslandowe:ten den von thm erwarteten Dienst etner Aus8gleihung von Forderungen des Aus- landes für gelieferte Waren und einer Besserung der Zahlungsbilanz der deutschen Volke wirtschaft niht in nennenswertem ÜUmfanae leisten können, hat tn8besondere niht eine Verschlechterung unserer Währung im Auslande zu verhindern vermocht. Dagegen dürfte der Verfasser Zu- stimmung finden, wern er glaubt, daß nah Beendigung des Krieges der Besitz an Avslandswerten fh als nußzbringend erweisen kann, freilih au nur der Besiß guter Effekten. Ec fordert daher eine aus- reichende Sihtung der ausiändisWen Papiere. Diese finde unter den pee Bestimmungen der deut\chen Börsengeseßgehung nicht statt, nfolge dessen tn Deutschland sih gegenwärtig z. B. bei uns emittierte amerikanishe Paviere befänden, die stark entwertet oder au not- leidend geworden find. Das einzige, das hier gesheben könne, set, daß die Vorschriften für die Zulafsungsstellen der deutsch:.n Börsen verschärft weiden. Durch un)ere Kapitalshinaabe an .Rußland, Jtalten, Japan, Serbien hätten wir die wirtshaftlihe und mili- tärishe Kraft derjenigen gestärkt, die sih jeßt mit den Waffen gegen uns wenden. Da unser Bestreben darauf bingehen müsse, unsere Feinte nit nur militäris{, sondern auch wirtihaf1lich zu ruinieren, bleibe uns nihts8 übrig, als gegen unsere eigenen Kapitalien zu Felde zu ziehen und sie ur Entwertung zu bringen. Den finanziellen und ökonomischen Zu- ammenbruch Rußlands, Ftaliens und Serbiens würden wir dann mitzutragén haben, und die Gefahr bestehe, daß ein Teil der ange- legten Gelder verToren gehe. Dazu sei noch gekommen, daß deut)che Unternehmungen tim Feindesland, so au in englischen Kolonien be- s{chlagnahmt, unter feindliche Kontrolle gestellt und selbst liquidiert worden, daß jede Verfügung über das Auslandskapital in
Feindedland ausgeschloffen, die dbbrtigen Börsen uns nicht