1915 / 254 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Oct 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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arben. äße dieses Bild, auf

tes Pferd-gespana befiadet, mebc

- pûrde es eine der b:fsten Arbeiten der Aus- flellung sein. Kunst Slevogts, der dieser .Sez-ssion* nicht an- gebêrt, ist wenigstens dur6 Nachzhmunaen voa Robert F. K. holz vertreten. Dessen „Römische Landschaf1“ erinnert im farbigen Motiv und in der Auffassung immer wieder an Sleoogt, und in sonen Damenbildnis stredt er mit Geshick Slevogts prickelnden

an. Die Vertreter der ne.eren Malerei sind in dieser „Sezession“ der Zahl nach stärker vertreten, als man vorher erwarten konnte. Willy Jaeckels großer „Sturmangriff* ift zum Teil ein ziemli verkrampftes Panoptikumbild, das aber als Ganzes gut bezwungen ift und Begabung verrät. Daß Faeckel neben dieser gewalisamen Kom- position ein allzu „gekonntes“ Damenbildvis und einen flott und geichidt hingemalien „hl. Sebastian“ ausstellt, erweckt immerhin Bedenken und läßt nachträglih noch Zweifel an der Echtheit der großen Komposition aufkommen. Franz Heckendorffs Landschaften und fetn „Uebergang über die Angerapp“ mit der zusammengeballten Menschenmasse find eigenwillige Leistungen, die auch dieëemal wieder aufmerken lassen. Troy des breiten Strichs, der die großen Bilder fest zusammenbält, sind diese Gemälde feingliedrig und bewegt in der omm und troy der {weren Farben nit bunt und nit grcb. Moritz Melzers Darstellung „Schwere Ariillerie bei Przemysl“, die farbig ganz gleichgültig ist, überzeugt hoffentlih au die Verehrer dteses Künst- lers davon, E Ptelzer nur auf Effekthascherei ausgeht. So wie er früher brave Ludwig von Hofmann- Motive expressionistisch auipugte, genau fo verfährt er jeßt mit „aktuellen*“ Fllustrationen. Eri ch Kuithan, der {on immer im Bilde auf eine Steigerung der farbigen Eindrücke und auf große Vereinfachung der Linten ausginz, ist allmählich auf eigenem Wege zu einer symbo!ischen Formen!’prache ge- kommen, die seine leßten Bilder den von der neueren Malerei an- gestrebten Zielen nahe bringt. Sein hier ausgestelltes Gemälde „Sonne“ ift eine überzeugende Schöpfung. Unter den Arbeiten der jung“en Malerei find {ließlich noch Ernst Altmanns „Spazier- gang“ und Hugo Krayns Hafenbild bemerkenswerte Leistungen. G. W. Nössners Kompositicn „Schiffer und Bauern“ ist im Wurf recht eindruck3voll und auch sein Damenbildnis maht feinen \{lechten Eindruck. Emil Pottuer leitet von den Malen zu den Bildhauern über. Ge M mit farbig glasierten Kleinplasitken Hühner, Enten und anderes Federvieh vertreten, deren \{hillernde Bunthbeit etnen hübschen Ein- druck mat und die zum Teil auch in den Bewegungen treffend er- faft sind. Sein Gemälde „Hahnenkampf“ ift flau und blaß; kraft- voller wirkt die S@ilfparite mit den ch tummelnden Enten im intergiunde seines Selbstbildnisses. Hier stört aber wieder die Ge- talt, dic mit dem Grunde gar nit zusammengeht. Dr. Pl.

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Die Große Berliner Kunstausstellung 1915, Pariser a wird am Soantag, den 31. Oktober, Abends 6 Uhr, ge- ofen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absverrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Schlacht- viebbhof in Leipzig und das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Schlachtviehhof in Stuttgart am 25. d. M.

Theater und Mufik,

Morgen, Donnerstag, wird im Königlihen Opernhause „Mona Lisa* in folgender Besetzung aufge}ührt: Francesco (zugleich der rente) : Herr Forsell; Mona Fiordalisa (Frau des Fremden): Frau Kemp; tona Ginevra : Fräulein Alfermann; Picca:da: Fräulein Birkensiröm; Dianora: Frl. Marherr; Giovanni: Herr Kirhner; Pietro: Herr Schwegler; Arrigo: Herr Heuke; Alessio: Herr Fund; Sandro: Herr Habich ; Majolino : Herr Krasa. Dirigent ist der Herr Kapell- meister von Strauß.

Im Königlichen Schhausptelhaufe geht morgen Jbsens „Peer Gynt" mit der Beg!eitmusik von Edward Grieg in Siene. Spielleiter ist Dr. Bruck. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Das Königlihe Schau)pielhaus plant unter anderem zurzeit die Veranstaltung eines „Alt Berliner Abends“. Es dürfte für die Gegenwart von fulturgeshihtlihem Interesse sein, zu schen, wie ich das vormärzlihe Berlin tn seinen Volkstheatern vergnügte. Der Abend, der eines der damals beliebten Berliner Voiksstücke mit Gesang und Tanz, ganz ini Stil der Zeit, bringen soll, ist für Mitte November vorgesehen.

Theater. Freitag: Zum ersten Male: Maria

Stuart.

Königliche Schauspiele. Donne:s- tag: Opernhaus. 231. Abonnements- vorstellung. Dienst- und Freipläge sind R tar Sibi Bi in zwei Weibsteufel

ten von Var Schlllings, Dichtung von 0 g Beatrice Dovsiy Musßikalische Leitung: Freitag: Der Vater. Herr Kapellmeister von Strauß. Negte : Hrr Negisseur Herßer. Chöre: Herr Professor Nüdel. Anfang 74 Uhr.

Scausptelhaus. 224. Abonnementsvor- ftellung, Peer Gynt voa Henrik Ibsen. (In ae M n rrler L Tagung für die deutshe Bühne gestaltet : von Dietrich Eckart. Musik von Edward L ogen Grieg. In Siene geseyt von Herrn Re- | ©© t Ne Dr. Reinhud Bcuck. Anfang

r

für Musik in dret Akten von Hugo von Ln R E Meritauee

Anfang Ubr. Willy Bredschnetder.

Schausptelhaus. 225. Abonnement#yor- Freitag und folgende Tage: Wenn

stellung. Antonius uud Cleopatra

Trauerspiel in fünf Aften von Shakespeare, zwei Hochzeit machen, beutsch von Tieck. In Szene gesctzt von Herrn Regisseur Dr. Bcuck. Anfang 74 Ubr

lihen Opernhause und 29 Vor- |1piel in drei Akten stellungen im Köntallhen Schau!pielhavse | von Kleist.

findet in der Königlichen Theaterhauptkasse gegen Vorzeigung der Abonnementsoerträge

28. d. Mis. für den 1. arg und ta: Parkett des Königlichen Opernhau'es, am

Sonnabend: Maria Stuaxt.

Kammersbptecle. Donnerêt2g, Abends 8 Uhr:

Sonnabend: Der Weibêteufel.

Volks8bühne. (Theater am Biilowplatz.) (Untergrundbahn Schönhauser Tor.)

Direktion: Max Reinhardt. ; Donnerstag, Abends 84 Ubr: Faust. [in vier Akten von Franz und Paul von und Sonntag: | Scönthan.

- ; hr: tw Hzeit machen, | Pridelverg. vorftellung. Der Rosenfavalier. Komödie Ein S herzsptel Pi Gesang in 4 Bildern

- : und Rudolph ; r ; Hofmannsthal. Musik von Nichard Strauß. Schanzer. Musik von Walter Kollo und Lr ien E RLEN Sia Mel in

Theater in der Königgrüßer | Juaend.

Die Ausgabeder November- Abonnements- Straße. Donnerstag, Abends 77 Uhr:

karten für 28 Vorstellungen im Köntg- | Zum ersten Male: Amphitryon. Lust- L von Hein:ich | dammer Brücke.) Donnerstag, Abends

Freitag: Amphitxryou. Sonnabend: Der Vater.

von 9{—1 Uhr statt, und zwar am R A Komödienhaus. Dennerstag, Abends | muß mau sein.

Deutschen Theater findet am Freitag die erste Auffüh- cin U RS „Maria Stuart* statt. De Hauptrollen sind folgendermaßen beseßt: Elisabeth: Hermine Körner; Maria: Maria

ein; Letcester: Ferdinand Boan; Shrewaöbury: Cduard von Winter- tein; Burleigh: Bruno Decarli; Davison: Hermann Wlach; Paulet: Ioseph Klein; Mortimer: Paul Bildt; Hanna Kennedy: Martha Santen. Die Bühnenbilder und Gewänder sind von Ernst Stern entworfen. Spielleiter ist Max Reinhardt. i W.ingartners jüngstes Werk, die dretaktige komisde Oper „Dame Kobold“ wurde von dem Direktor Georg Hartmana zur Aufführung imDeutshen Overnhaufse angenommen. Dort soll es noch in dieser Sptelzeit in Szene gehen, und zwar gleich nah der Uraufs- führung in Darmstadt, die von Weingartner seibst geleitet werden wird. Das Buch hat Weingartner nah dem gleichnamigen Lustspiel Calderons bearbeitet, das übrigens vor Jahren in der für das Wiener Hofburgtheater hergestellten Bearbeitung Wilbraudts auch in Berlin am Lessingtheater unter der Direktion Neumann-Hofer eine Reibe von Aufführungen erlebte.

Das Bußtagstkonzert des auf 400 Mitwirkende verstärkten Königlihen Opernchors am 17. November findet unter der Leitung des Königlichen Chordirektors Profefssoc Hugo Rüdel im Königlichen Opernhaute statt. Aufgeführt wind , Judas Maccabäus* von Händel, mit den Damen Kemp und Leisner, den Herren Ki ch- hoff und Bischoff in den Solopartien. Außerdem wirken mit : die Köntgliche Kapelle und die Herren Shmalstihß (Cembalklo} und Soldan (Orgel). Eintrittskarten sind bei Bote und Bock (Leipziger Straße und Tauengzienstraße), bei Wertheim und in der Musikalienhandlung von Glas Markgrafenstraße) zu haben. :

In dem Bußtagskonzert des Philharmonischen Chors (Dirigent: Professor Siegfried Ohs) am 17. November, Abends 7F Uhr, in der Philharmonie wird Beethovens „Missa solemnis“ aufgeführt. :

Der Pianist Telemah Lambrtino, ein Türke von Seburt, wird am 20. Nov:mber, Nbend3 8 Uhr, im Saal der Sing- akademie_ einen Klavierabend veranstalten, defsen Programm aus- \{ließlich Sonaten von Beethoven enthält. L

Ein Konzert von Mitgliedern der Dresdener Hof- oper, und zwar u. a. der Königliden Kammersängerin Eva Plashke von der Osten, des Köntglihen Kammerfängers Friedrich Plashke und des Hofopernsängers A. Lußmann, findet am 13. November, Abends 8 Uhr, im Beethovensaal stait.

Mannigfaltiges. Berlin, den 27. Oftober 1915.

Ihre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin besuchte „W. T. B." zufolge gestern die im Kriegervereinshaus in der Chausseestraße untergebrahten Ver- wundeten, unter denen stich etnige aus Rußland zurückgekehrte Aus- tauschgefangene befanden.

Warnung vor dem Zuzug weibliher Dienstboten nach Groß Berlin. Seit Juli d. J. hat der Andrang auf dem Berliner Dienstbotenmarkt mehr und mehr zugenommen. Der Krieg hat die Auflösung vieler Haushaltungen zur Folge gehabt. Ferner rief die fih besonders in Groß Berlin steigernde Teuerung der Lebens- verhältnisse eine empfindlihe Einschränkung in vielen Haushaltungen hervor, die fi vielfach in der Enrliassung der weiblichen Dienstboten äußerte, Biele Familien, die bisher ein Dienstmädchen hteiten, besorgen jeßt hauëwtrtschafilihe Arbeiten selbst oder nehmen nur Auchilfsperjonal in Anspruch, wobei sie natürlich Großberliner Kriegerfrauen bevorzugen. Dadurch ift die Zahl der erwerbslosen weib- lihen Dienstboten in Groß Berlin gegenwärtig außerordentlich ge- sttegen, und in absehbarer Zeit ifi keine Bekierung der Lage zu erwarten. Es kann deshalb nit dringend genug vor dem Zuzug von weiblißen Dienstboten nah Groß Berlin gewarnt werden.

Im Lessing-Musfeum (Brüderstr. 13) lies morgen, Donnert?- tag, Abends 8 Uhr, Marcello Nogge eigene Dichtungen in Vers und Prosa vor. Eine Neihe Volkslieder alter und neuer Zeit fingt der Krieg8hor ehemaliger Schülerinnen des Lichterfelder Lyzeums unter der Lettung des Oberlyzea!gesanglehrers Friß Haupt. Am Freitag hält Dr. Bagier aus Düfseldorf einen Vortrag: „Wie macht man dem Volke die Musik lieb?* Außerdem sptelt das Schoenberg- Trio Beethovens Klavieririo in B-Dur (Op. 11) und das Terzett der Damen Knüttel, Bötticher, Böhm singt Volkslieder aus verschiedenen Jahrhunderten. Die Veranstaltungea beginnen um 8 Uhr.

Die Bora an der Adria. Für die nit italienishe Seite des AdriatisGWen Meeres, die die Italiener durch ihr verräterisches Vorgehen gegen ihre früheren Dreibundsgenossen so gern völlig in

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Deutsches Künstlertheater. (Nürn- bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen | lottenburg,

Walther Stein.

selige Exzelleuz. Offenbach.

Srhillertheater. O. (Wallner- theater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: | Nüruberg. Der Raub der Sgbinexinuen. Schwank

Freitag: Jugend. Sonnabend: Faust, L. Teil.

Chaxlotienbuxg. Donnerstag, Abends

Sonnabend: Jugend. Glück im Winfel, Abends 8 Uhr: Taufstein.

Komische Oper. (An der Weiden-

8 Uhr: Jurg muß man fein.

Leivziger. Musik von Gilbert.

29. d. Mts. für den 2. und 3. Nang des 8 Vh-: Rauh Schauspiel in vier Akten —— Freitag

Köv"iglihen Opernbauses und am 30. | g vaust Strindbera. d. Mis. für alle Nänge des Königlichen Gil Sberine, 9 Schauspielhauses. Der für die aus- gefallene 211. Opernhaus-Abonnementz- vorstellung gezablte Abonnementsbitrag geic ngt zur Anrechnung.

NResnhardt.) Donnerstag, Abends 8 Uhr-| Freitag: Dou Juan.

Kollege Cramptou.

Veberseßt von Freitag und Sonnabend: Rausch.

Soanabend: Komödie der Wsrte.

Zoologiiher Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der künuft- liche Mensch, Operette in 2 Akten

Freitag und folgende Tage: Der fünstliche Mensch.

Deutsches Opernhaus. (Char- Bismardck - Straße 34—37. Garten.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die | Direktion: Georg Hartmann.) Donnerstag, selige Exzellenz. Lusispiel in drei | Abends 8 Uhr: Hoffmauus Erzäh- |8 Uhr: Uraufführung: „Eine Aipven- Der | Akten von Rudolf Presber und Leo | lungen. Phantastische Oper in 3 Bildern, | symphonie“ von Dr. Richard Strauf

Freitag: Oberon. Sonnabend: Die Meistersinger vou

Theater Donnerstag, Abends 8} Uhr: Jmmer | A. Taubert. Dekorationen von Georg feste druff! Sonntag, Nachmittags 3 Ubr. Maria | in vier Bildern von Hermann Haller und

Berliner Theater. Donnerst.,Abends | Stuart. Abends 8 Ukr: Alt- | Willi Wolff. Freitag und folgende Tage: Jumzer | gläuzeudbe Programm.

L Ed L E E As r S N M E S E!

| E Lusispielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitaa: Der Meister vou Palmyca. Donnerstag, Abends 8} Uhr: Hevcrschaft-

licher Diener gesucht . « . Schwank Verlobt: Gustava Ce von Secken-

feïte druff!

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das | j, drei Akten von Gugen Burg und Louis

Freitag und folgende Tage: Herr- schaftlicher Diener gesucht .

Dperette in drei Akten von Leo Leipziger a A nihoalor, ciatitos, Kea zud und Erich Urban. Gesangstexte von Leo Drei Vaar Schuhe. SebengbUs ints

; : Gesang ta vier Bildern, frei nach Karl Freitag und folgende Tage: Jung Görliß von Jean Kren. Gefangstexte von

Alfred Schönfeld. Musik von Gilbert. und folgende Tage: Drei | Direktor Dr. Tyrol inCharlottenburg

Theater des Westens. (Station | Paar Schuhe.

in drei Akten von Max Neichardt. Freitag und folgende Tage: Vodos | sowie die 754, u. 755. Ausgabe

Brautschau.

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Gewalt bringen wollen, naht wleder die , In der die ara Mieeboit ‘und Nette ste wehen S bie ganze Küste

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bis nach Albanien bin in Aufruhr versetzen. Diese heftigen Stürme gehören zu der Klasse der Bora. Es ist vielleicht niht ganz leiht, den Begriff dieser berüchtigten Naturersheinuug genau festzusetzen. Der Name ist örtlihen Uriprungs und seine Bedeutung ist nicht sicher bekannt. Nah ihrem Wesen ist die Bora genau dasselbe wie der Föhn, also ein Fallwind, der si plögli von den Höhen eines Uy an dessen Gehängen hinabstürzt. Von dem Föhn der Alpen im be- sonderen unterscheidet fih auch die Bora in einem Punkte, der für die Wirkung M fühlbar ift, für den Vorgang aber kaum in Be- iracht kommt. Bedingt ist diese Abweihung du1ch die Verschiedenheit der Höhe der hüben und drüben vorhandenen Gebirgsmassen. Diese ist bei den Alpen fo bedeutend, daß \ich die Luft beim Hinabstürzen stark erwärmt, während die Höhe der Gebirgskämme im Norden und Nordosten der Adria nicht dazu genügt, eine solche Temperatur- erböhung des Fallwindes herbeizuführen, sodaß die Bora noch im Meeresniveau in empfindlich niedriger Temperatur anlangt. Die eigentlihe Entstehung der Bora wie die des Föhn beruht auf der Luftdruckverteilung innerhalb der größeren umgebenden Gebiete, be- fonders die Bora entsteht, wenn sch im Südosten des Adriatischen ‘Veeres ein barometrishes Vinimum befindet, oder wenn der Luft- druck über Mitteleurcpa rasch zunimmt und infolgedessen die Luft von den kalten Gebirgs?ämmen dem Küstengebiet des Adriatischen Meeres zustrômt. Im Winter hält die Bora oft Tage, ja Wochen hindurÞch mit unverminderter Heftigkeit an, während sie im Sommer seltener und \s{chwächer ist. Ein Beob: ahter, der den Erzählungen über dle Gewalt dieser Stürme an der dalmatinischen Küste ein weitgehendes Miß- trauen entgegenbra®te und zum mindesten bezweifelte, daß die Bora noŸ größere Kra!tleistungen vollbringen könnte, als der Föhn oder der namentliÞh aus Südfrankreih bekannte kalte Nordwestwind Mistral oder die italienishe von den Alpen kommende Tramontana, änderte nach persönlicher Erfahrung feine Meinung vollständig. Er ecinnert an etnen italtenischen Vers, wonach die Tramontana imstande set, die rômische Brunnenfigur eines Tritons abzuwerfen und seine Quelle in Eis zu verwandeln. Wenn das die Tramontana zu leisten vermag, so würde die Bora, sagt er, den Triton samt dem ganzen Brunnen und dem Eise seines Wassers durch die Luft wirbeln und vielleicht in weiter Entfernung wieder zu Boden fallen lassen. Die Meinung, die dieser Beobachter der Witierungsvorgänge an der Adria von der Bora bekommen hat, spiegelt sich in dem Satze wider: „Die Bora verwirklicht den Begriff des Durch und Durch. Es und Undurchdringlichkeit hören auf, tatsählißze Begriffe zu fein. ‘Mauern, fie seien von Stein, Fenster, sie seien doppelt, Umhüllungen, fie seien aus doppeltem Pelz, gewähren keinen Schuß mehr. Im Innern der Häuscr \öhnt und keuht der Wind. Draußen fegt er mit dem Lärm eines Eilzuges dahin, der mit einer endlosen Fo!ge von Wagen über cinen eisernen Viadukt braust. Im Freien gegen dte Bora anzugeben, i!t unmöglich, aufrecht stehen zu bleiben, die Aufgabe eines Athleten, und auch der Versuch, mit etnem Gefäh:t vorwär!s zu kommen, heißt Leib und Leben wagen. So ge- {ickt die Jinianer auch sind, sh bei folhem Sturm um Straßen- eden zu {leihen und thm in engsten Gassen den Raum abjugewinnen, so haben doch die Krankenhäuser in jener Gegend an Tagen der echten Bora vtel zu tun, um Schädeiwunden zu verbinden, gebrochene Glieder zu vershienen und allerhand Wunden zu béepflastern.“ Einen be- sonders merkwürdigen Anblick bietet bei heftigem Auftreten der Bora das Meer, das in der Nähe der Küsten keine boben Wellen oder über- haupt weiße Schaumlinten zeigt, während einige hundert Meter vom Lande schon alles wie mit einer zischenden weißen Decke überzogen er- {eint ; das ganze Meer ist dunch das in kleine Tropfen zerriene Waser in einen förmlichen Nebel gehüllt.

Stettin, 27. Oktober. (W. T. B.) Heute naht ist Schnee- fall etngetreten; der Schnee liegt 1 cm hoch. Die Temperatur fiel in den Morgenstunden auf Minus drei Grad.

Paris, 26. Oktober. (W. T. B.) Wie das LWoner Blatt „Nouvelliste“ meldet, übersteigt der durch die Explosion in der Rue Tolbiac angerihtete Sachschaden eine Million Francs (vgl. Nr. 252 d. Bl1.).

nkirchen, 26. Oktober. (W. T. B.) Ein Flugzeug des Marinefliegerparks, in dem zwei Matrosen saßen, ist infolge einer Motorexplosion aus etwa tausend Meter Höhe auf die Be- festigungen von Saint Pol sur mer abgestürzt. Beide In- sassen sind getötet.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Konzerte, Philijarmonie. Donnerstag, Abends

einem Vorspiel und einem Epilog na | mit der Königlichen Dresdener Hof- Freitag und folgende Tage: Die | Th. Amadeus Hoffmanns Novellen von | kapzelle unter persönlider Leitung des Jules Babier. Musik von Jacques | Komponisten. Mitw. : Prof. B. Jrrgang.

Zirkus Busch. Donnerstag, Abends 8 Ubr: Michel. Fabel in 3 Akien von Fan SE A Pa Les Zirkus Bus. Eiyrstiudiert von Ballett- mit Nollendorfplaß. meister N. Niegel. Musik von Kapellmeister

Vaterländises Volksstück B Dresden. Kostüme von Leopold Berch, Kaiseil., Königl. und Großherzogl. Musik von Walter Kollo. | Hofli: ferant. Vorher das große,

Familiennachrichten.

dorf mit Hrn. Dubislav von Naßmer (Baumaarten b. Großburg i. Schl.— Nemiy, Kr. Schlawe).

Gestorben: Hr. Professor Gustav Arendt (Berlin - Friedenau). Fr. Oberst- leutnant Jenny von Kleist, geb. von Kleist (Magdeburg). Sofie Freifr. Heyl zu Heirnsheim, geb. Stein (Bad Ems).

Verantwortlicher Redakteur:

Verlag der Expedition (J. V.: Mengering) in Berlin.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe | Dru der Norddeutschen Buchdruckerei und

Lessingtheater. Donnerstag, Abends | (3 Büldern) von A. M. Willner Bahnhof Friedrichstr.) Donnerst., Abends | Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. 8 Uhr: Kowödie der Worte. Drei | und Nudolf Oesterreicher. Musik von | 84 Uhr: Vodos Brautschau. Schwank

Deutsches Theater. (Direktion: Max | Ginafter von Arthur Schnit!er. Leo Fall.

Vier Beilagen

dex Deutscheu Verlustlisten.

zum Deutschen Reichsanzeiger und Köni

Berlin, Mittwoh den 27. Oktober

i Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen.

S9. Gabenliste.

Bei den Poftämtern gingen ein: Göln 0,90. Zahna 4,40. NRippoldsau 6,90. Calfke 37,80. Mattierzoll 10,40. Dinklage 1,90. Berlin ostamt 18, 1,90. Mosel 0,90. Gollub 0,90. Gunsleben 49,80. Charlottenburg Postamt 5, 44,80. Essen Postamt 1, 31,80. Nordenham 29,80. Berlin Postamt 43 0,40. Berlin-Pankow 0,90. Fridionihe 0,90. Deventrop 0,90. Freiburg (Schles.) 0,90. Falken- erg 090. Mörchingen 2,90. Hammerstein 3,89, Schleiz 11,90. Bomst 49,80. Ars (Reinertrag aus einem Unterhaltungsabend des Landsturm-Inf.-Halbbatls. 4, Mey) 545,59. Grevenbrück 19,90. Moesyk 3. Wallendorf 3,50. Molsheim 6. Gardelegen 2188,05. Bünde 2,20. Winsen 19,80. Herten 0,30. Werden 10. Lassan 5. Mahlsdorf 2. Dorfmark 21. Königliche Seehandlung, Berlin: Spende der Liga von 1914, Präsident John P. Frenzel in Indianapolis 85 000. Dberpfarrer Jeschke, Wettin 7,91. Friedr. Winter, Brauhaus Cöln-Lindenthal 20. Stadt Neustädtel 50. Nutsch, Lindau 10. Bank für Handel und Industrie, Berlin: Dr. Gerst 7,50. Landgerichts- rat E. Armin, Dahlem 30. S. Bleichröder, Berlin: Braun- schweigische Bank, Blankenburg 100. 8. Batterie, III. Batl. Fuß- Art.-Regt. 4, 220,50. F. Japhà, Königsberg i. Pr. 50. Hermann Gutmann, Stuttgart 20. Frl. E. Langner, Bärwalde 3. Disconto- Gesellschaft, Verlin: Aus\ch{uß für die Sammlung für Kriegs- fürsorge in Stadt und Staat Sao Paulo 20 000. Dresdner Bank, Berlin: „Justizrat Dr. Arnold Seligsohn 1, Berlin 3000, 3 22 Reichsanleihe. Mitteldeutsche Creditbank, Berlin: Beamte der Mitteldeutschen Creditbank, Berlin 6. Diplombaumeister Arnold Keppich 10. Unbekannt 5. Wilhelm Teo Kosten i/B. 20. R. Dahl I P. Richter 10. Neg.-Baumeister E. Ewald, Charlottenburg 50. Frau P. „Zaehnigen, Friedenau 2. Beamte der Lagerei-Berufs-Ge- nossenschaft 48,50. Frau Ag. A. 80. Dresdner Bank, Heidelberg: Beamte, Bedienstete, Arbeiter der Main-Neckarbahn 360. National- bank für Deutschland: Wilhelm Kreuschner 5. H. Strieder, Wiesbaden 19,95. , Königsberger Vereinsbank, Königsberg: Richard Nuffmann i/Fa. N. Sandmann 300. Mordsce Löwenthal 20. D. v. B., Potsdam 150. Kreissparkasse Wandsbek: Beitrag des Kreises Stormarn 11 000. Sparkasse der Stadt Sonderburg: Krelsstelle des Kreises Sonderburg 1500. Vereinsbank in Ham- burg: Blohm & Voß 20 000. Bei der Nationalstiftung: d/Wert- beim Bankgeschäft: Quinta 0 des Mommsen-Gymnasiums, Char- lottenburg I, Luise Haese 10. Mar Lehmann, Sanit.-Unteroffizier 20. Frau Marie Wolff 20. Ein Sch{hwede 5. R. Voß 3. Frau Prof. Haack 5. Lisotto 100, zuf. 172. Zweite Sammlung unter den Be- diensteten_ des Militär-Cisenbahn-Betriebsamts 4, Sedan 970. Frau M. P. Saß in Haigler, Ver. Staaten 9,20. Aus einem Wohltätig- keitsfonzert Fürstl. Badeverwaltung Eilsen 137,50. Graf Edwin Pendel-Donnersmarck 1000. Westfälisher Anzeiger, Hamm 241,45 und ein Sparkassenbuch über 1106 71. Landger.-Nat Richard Wagner, Frankfurt a. M., &. Zt. im Felde 1000. Reimar Hobbing, 4. Nate aus „Cin feste Burg 1272,25. Kriegswohlfahrtsstelle Hoya durch K. Buckler 248,26. Beamte des Kgl. Wasserbauamt Breslau 32,50. Kal Neuburger Bezirksamt, Neuburg 50. Oberstleutnant von König, Führer d. Armier.-Batl. 93, 10. 7. Komp. Inf. Regt. 148, 109. Lt. u. Batl.-Adjut. Bergner, Res.-F.-Artl.-Datl. 22, Stab 100. Offiziere u. Beamte des Feldlazaretts Nr. 11, XXIII. Res.-Korps 30. Pfarramt Eichmedien 30. S. M. S. d e 10: oh Genf 15. Paul 6. Kromm, Hamburg 50. Dr. K. Franke, Berlin 20. Josef Wecker, Düsseldorf „10. Pastor von Senden, Loppersum (Kirchen- kollefte) 14,25. Löwenstein, Eberswalde 3. Rudolf Wachsmann, Hindenburg 2. Kathol, Pfarramt Becond b. Shweich 6. Evgl. Kirchengemeinde Gersfeld 25. L. Reichardt, Pfr., Mühlhausen 3. P. Winter, Lotte 1. Rechnungsamt des Marinelazaretts, Hamburg 4109. Gem.-Kirchenrat Uchtdorf 25. Gem.-Kirchenrat Roderbeck 25. olkerei-Genossenschaft, Krißenow 50. Jacob Gabriel Bernheim Söhne, Buchau 2. Jos. Heinen, Wegberg 10. Pfr. RNiediger, Dal- krigen 3. Leopold Schwarz, Schildberg 3. Bicart & Bloch, Saar- brücken 10. Chrestin, Suckow 50. Pfr. Kißzig, Alt-Töpliß 5. Fritz Haake, Braunschweig 3. Adolf Seidel, Habelshwerdt 1. A. Sarstedt, F Hersleben 9. Superint. Lesser, Luckenwalde 5. Pastor Kuhlgat, G roßenbeidorn 25, Samuel J. Brandt, Posen 5. N. Hilker, Detmold é Molkerei ¿Frielendorf 10. Kornhaus Nordhausen G. m. b. H. Nordhausen 20. Anton Wurtß, Börsch 20. Consum-Verein Bering- hausen 1. C. Siebert, Walsrode 2. Dekan Spieß, Michelbach immung) 100. F. W. Rincker, Sinn 10. Molkerei-Genossen- [Gast Höttingen 10. Pfr. Meßkes, Geilenkirhen-Hünshoven 5. Qromberger Wirtschaftsverein e. G. m. b. H., Bromberg 10. Pastor S Gvers, Lengde 125. Friemann & Wolff G. m. b. H., Dortmund 40. „Sr. Nüúügemer, Nürnberg 10. Pfr. Dr. Wurm, Neuhaus 120. A. Spieß G. m. b. H., Siegen 100. Dipl.-Ing. Karl Kieslich, fatschfau 20. 9. Komp. Gren.-Negt. 3, 117,80. Gefr. d. Nes. Peters T 1D Rich. Schleicher, Bad Nauheim 100. Kirche zu Lenzen & ,80. Kreis-Kommunalkasse Sorau (Sammlung) 50. G. Nuth : amburg 10. Grabower Jungfrauenverein, Stettin-Grabow D Pfr. ûbte, Selchow 2. Ev. Pfarramt, Laskowiß 10. Pfr. Herm- e Muünsterdorf 2. Deutscher Lawn-Tennis-Bund, Braunschweig 20. Pastor Haeuseler, Neuzittau (Kollekte) 54. arienverein C 10, Erhardt & Brandenburg, Güstrow 10. Ernst Pabst, Göpentick 100. Pfr. König, Ingramsdorf 3. Pastor Jahn, Halle 10. Fuingfrauenverein zu St. Marien, Dessau 2. Superintendent Schramm, p egenwalde (Kollekte) 59,39. Pfarramt Dietharz 5. Pfarramt Tam- 2a 10. val. Arbeiter-Verein Graudenz 10. Graue Schwestern (eriedenthal-Gießmannéêdorf 14,50. A. Bundfuß, Templin 5. Adalbert 2D Werl 2. Deutsche Brennerei, Molkerei- und Muühlen-Genossen- [baft Buschdorf e. G. m. b. H., Buschdorf 200. Kaplan Faßbender, AUsseldorf 3. Eduard Hueck, Lüdenscheid 100. Kath. Kirche Sudoll 5 bit, Heinrih Bienau, Järischau 2. Kirchenkasse Harste 30. Pfr. j offmann, Edderiß 3. Frau Cugen Christiens, Solingen 3. Mosl- lerel Nossciu 90, Pastor Wedde, Sehlem (Sammlung) 100. Pastor Zedde, Sehlem (Sammlung in der Gemeinde Evensen) 30. Vikar enhaten, Osterwick (aus der Kirchenkasse) 100. Conrad Vits, Ohligs L Emil Rentsch, Groß-Peiskerau 10. 11. Komp. Inf.-Ngt. 138, R Bezirk Stadtsteinah 50. Kirchengemeinde Caseburg 6. Magi- ltrat Naschkow 32. Offz.-Stellv. Büchs, mittl. Minenwerferabt[. Fer Res.-Div. 20. K.-Pr.-Abt. Cleveshen Feldartl.-Regt. 42, 32. Ñ euwalzwerk Bösperde 100. Molkereigenossen\chaft Ertingen 25. Pfr. cohmüller, Emerfeld 1. Obpf. N. Bierwagaen, Gr.-Wartenberg 19. K Saamkopf, Braunschweig 1. Louis Weiß, Breslau 100. Otto ebes, Waltershausen 2. Pfr. Fratius Tügersdorf 2. Gust. Hoff- meister, Magdeburg 3. Händel, Regensburg 10. Pfr. Hübner, Nieh- nen 7,65. Pfr. Strehlau, Danzig 2. Joseph Niestroj, Kgl. Neudorf 1G Theodor Kortmann, Hamm 5. Gust. Ad. Holthaus, Hagen 2 0. A. Bein, Herne 20. Prälat Dr. E. Fischer, Würzburg 5. Pfr. zeiler, Fornsbah 3. Weseler Beamten-Konsumverein e. G. m. b. L, Seel 10. Superintendent Max Dri, Berlin 5. Mar. Pfarrer Culg, Friedrihsort 150. Pastor Stephan, Dittmannsdorf 15. Frl. hr. Junaniel, Neustadt 2. H. Osing, Grothe 5. N. Landauer, Metz S E. Günthen, Goldap 54. Meierei-Genossenschaft e. G. m. b. H. Vobenwestedt 21. Pastor Weigelt, Großlascowiß 30. Pfr. Layer astatt 10. Unleserlih, Radosk 5. Pfr. Klein, Layß 5. Vors{uß; erein e. G. m. b. H., Bühl 20. Kaplan Komarek, Deutsh-Krawarn

Erste Beilage

20. Pastor Zibke, Boontuchen b. Bütow 16,71. Kirchenkasse Vor- wohle mit Mainzholzen 10. Pfr. Ribbat, Saugen 40. Evangel. Ge- meinde Nomanshöf 18. E. Trenkmann, Nuster Post Nöfsel 20. Mol- kerei Dorste, Dorste 20. Pastor Schäfer, Pommerzig 50, Pastor Schröder, Brieg 7. Gemeinde Unterscheidenthal 10. Berlin, Alsenstr. 11, im September 1915. Das Präfidium:

von Loebell Staatsminister und Minister des Innern. Gr af v. Lerhenfeld-Köfering, Königl. Bayerischer Gesandter. von Kessel, Generaloberst, Oberbefehlshaber in den Marken. Frelherr v on Sp1lbemberg, Kabinettsrat Ihrer Majestät der Kaiserin. Selbe rg, Kommerzienrat, geschäftsführender Bize- prasident. Schneider, Geheimer Oberregierungsrat, vortragender Nat im Ministerium des Innern, als Staatskommissar. Herr ma nn Kommerzienrat, Direktor der Deutshen Bank, Schaßmeister. i,

Kommerzienrat, Generaldirektor der Mannesmannröhren-Werke.

Wohlfahrts pflege.

Tagung für Erhaltung und Mehrung der deutschen Volkskraft.

L

Unter zahlreicher Beteiligung der Behörden und des Publikums wurde gestern im großen Sizungssaale des Reichstags die von der Zentralstelle für Volkswoblfahrt zur Beratung über „Er- haltung und Mehrung der deutshen Volkskraft“ einberufene Ver- sammlung, zugleih VIII. Konferenz der Zentralstelle, eröffnet. Von den Reichsbehörden waren u. a. das Reichsmari--amt, das Kaiserliche Gefundbeitsamt, das Reichsversiherungsamt, das Kaiserliche Statistische Amt, die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte vertreten. Auch das preußische Ministerium des Innern, das der geistlichen und Unterrichtsangelegenbeiten, das Ministertum für Handel und Gewerbe, das Kriegsministerium, das Landwirtschafts- ministerium, das Lande8gewerbeamt hatten Vertreter entsandt. Man bemerkte ferner Abgetandte der Königlich bayertschen Staatsregierung, der Königlich sächsishen, der _Großherzoglih badishen Staats« regierung, des Großherzoglih sächsischen Staatsministeriums, des Herzogltch braunschweigischen Staatsministeriums, der Senate der Freten und Hansestädte Lübe, Hamburg und Bremen. Die Zahl der angemeldeten Vereine zeigt das große Interesse an den zu erörternden Fragen. ;

Die Sigzung wurde durch eine Ansprache des Staatsministers von Möller eröffnet. Er führte aus, daß wir lange zu kämpfen haben werden, bis die Lücken, die der Krieg gerissen hat, aus- gefüllt find. In keinem Lande sind so viele Intelligenzen zugrunde gegangen, wie bei uns. Neid und Mißaunst haben auf unsere Ent- widcklung geblickt. Die Entwicklung des Pflichtagefühls ift die Ursache unserer Erfolge, ebenso wie die Wehrpflicht, die bei uns, wie in keinem anderen Lande, auagebildet ist. Nach dem Frieden werden wir an die Heilung unserer Wunden denken müssen.

Darauf ergriff der Geheime Obermedizinalrat, Professor Dr. Abel-Jena das Wort zu einem einleitenden Bortrag über das Thema , Die deutsche Volkskraft und der Weltkrieg“. Er schilderte zunädst in großen Zügen, wie sich die Kraft unseres Volkes in setner wirt\haftlihen Entwicklung seit dem leßten Kriege gezeigt- hat, und ging dann auf die gefundheitlihen Fortschritte iîin dieser Zeit, die Abnahme der Sterbiich- feit, der Säuglingsverluste und der Todesfälle an Tuber- Tlulose, die Maf. nabmen der allgemeinen und der Volkébygiene näber ein. Die Bifücbtungen, daß eine Verweichlihung der Wohl- habenderen durch Neigung zum Woblleben, der Arbeitershaft durch die Schußmaßnahmen der sozialen Fürsorge eingetreten sei, find dur die Kriegs8eretunifse widerlegt. Dié von unseren Heeren draußen während des Krieges ausgehende Seuengefahr ist für gering zu er- achten; bedenklih sind nur die Geshlehtskrankheiten, weil fie das Wohl der Familien und den Wiederaufbau des Volkes nah dem Kriege be- drohen. Im Inlande ist die wichtigste Maßnahme während der Kriegês zeit die Sorge für auskömmliche Ernährung, damit nit die heran- wachsende Generation s{chwer gut zu machenden Schaden leidet. Alle Maßnahmen der Fürsorge für sie sind fortzuseßen. Auch nah dem Kriege bleibt neben der Versorgung der Invaliden die Sorge für den Nachwuchs das Wichtigste. Alle möglichen Mittel zur Erhöhung der Geburtenziffer, der jonst bei den nah dem Kriege vershlechterten wirt- schaftlichen Verhältnissen noch \{chnellere Abnahme als vor dem Kriege droht, find anzuwenden (Familienversierungen, Steuererleihterungen u1sw.). Daneben muß eine stärkere Wohnungsfürsorge für die Unbemittelren als vor dem Kriege einseßen. Kolontalland zur An- sässigmachung jenseits der jeßigen Grenzen sollte dur Auskaufung der nihtdeutschen Bevölkerung in den künftig deutshen Gebleten auf Kosten der Gegner geschaffen werden. Rein deutsche Erziehung unterer Jugend, allgemein stärkeres Freimachen von fremdländishen Einflüssen ist gegenüber den jeßt {hon wieder einsetßenden Bestrebungen zu welt- bürgerlicher stait deutsher Kultur ein dringendes Erforderni8, damit au den künftiger Geshlehtern Vaterlandesinn und deutshe Volks- kraft en t

eber die Mittel zur Mehrung des Nahwucchs\es spra alsdann Professor Dr. K. Oldenberg - Göttingen. Gean ra der s{hnelleren Vermehrungsrate aus, die die slawisden Völker infolge threr frühzeitigen Ebeshließung vor den westeuropäishen auszeichnet. In neuerer Zelt komme aber sür Wesieuropa der bekannte Nückgang der Fruchtbarkeit namentli in den Großstädten hinzu, während die Sterblichkeitsziffer, deren Abnahme bisher den Geburtenrüdckgang einigermaßen autglich, nicht viel tiefer mehr sinken könne. Die Folgen des Zweikindersystems seten sittlih und politis bedenklih. Die ftagnierende Bevölkerungszunahme durch die hon begonnene Masseneinwanderung ergänzen hteße die Nationalität gefährden. Jeßt fei durh die Wirkungen des Krieges die Gefahr eines Bevölkerungsrückganges näher gerückt. Denn zu den blutigen Verlusten, die die Blüte der Nation hinraffen, träten die Geburtenausfälle im Krtege und nah dem Kriege ein verschobener Altersaufbau der Be- völkerung und ein Zahlenverhältnis zwischen den Geschletern,. die eine normale Regeneration auf viele Jahre hinaus gefährden. Ueberdies müsse die nah dem Kriege notwendige Einschränkung und die Teuerung nomentlich die Klasse der Festbesoldeten zu weiterer Verminderung der Kinderzahl drängen. Andererseits sei zu hoffen, daß dur die Er- shütterung des Kriegserlebnisses die zentrifugalen Kräfte im Volks- leben geschwächt werden, die das Zweikindersystem gefördert haben. Zugleich müsse aber eine nationale Bevösölkerunaspolitik der nationalen Wirtschaftspolitik an die Seite treten. Die fruchtbare ländliche Bevölkerung, zugleich durch geringe Sterblichkeit aus- gezeichnet, müsse erhalten und gemehrt werden. Dle längst nôtige e E, des indusiriellen Arbeitershußes auf junge Leute von 16 bis 18 Jahren würde die Landflucht der Jugend hemmen und das gefährdete Interesse der ländliden Familien an reichlihem Nahwuchs stärken. Die T! erungsorbanag sei unter bevölkerungs- politishem Sesidiépunki durdzusehen, Volksversicherung des 3. bis 6. Kindes stark zu fubventionieren, die CIona tene riatt zugunsten der Ehemänner und Familienväter umzuscha ten, Gebäudesteuer und

Mietstempel nah der Kinderzahl der Mieter abzuslufen, das Gehalt

glih Preußischen Staatsanzeiger.

der Beamten und Angestellten zu erhöhen (auch auf den oberen Stufen, im Interesse der Fortpflarzung wertvoller Eiaenfchaften) und gleifalls nad Familtenstand und Kinderzahl zu diferenzieren. Diese zugleich die frühzeitige Ebeshließung erlcihternden Maßnahmen seten durch ein einschneidendes Schuzgesey für ledige und verhetratete Arbeiterinnen zu ergänzen, auch um den Wettbewerb zu mildern, den die weiblihe Arbeitskraft der dezimierten männlihen in erböhtem Maße machen wird. Gegenüber der neumalihusiautchen Geschäfts- pro: aganda seien Beschränkungen des Handels neben \charfer Be- kämpfung des Abtreibens nötig.

Zu demjelben Thema: „Vtehrung des Nachwucbses“ nahm noch Stabsarzt a. D. Dr. Christian das Wort: Der Daseinskamp; des deutschen Volkes wird niht nur durch die kriez¿erishen Verwick- lungen, sondern au durch starke Umwandlungen der M nscheits- ge!hichte beeinflußt Die Ein- und Dauerebe, die eine Negelung der Fortpflanzung im völkishen Sinne da1st.llt und bisher den Bestand der Kulturvölker gewährleistet hat, droht, tiese Aufg-be nicht mehr zu erfüllen. Anhaltspunkte für eine forishreitende physiolcgische Ent- artung der deutschen Bevölkerung find niht vorhanden, daaeuen fübrt eine. Umwandlung der Anschauungen infolge der modernen Wirtschafts- entwicklung und eines nit genügend erweite: ten Gesichtekretites zu der Massenersheinung des Bedürfnisses nah Geburteneinshränkung. Ohne dieses allgemeiner werdende Bedürfnis hätte der Neumalthusianismus nur verbältnismäßig wenig Kreise im deu1schen Volke erobert. Der Krieg würde bet einer Beburtlihkeit und Sterblichkeit der deutichen Be- vôlterung wie im Jahre 1912 nur eine Herabsetzung der Volksvermebrung inner halb von 20 Jahren von 16,8 Mill'onen auf etwa 14 Millionen zur Folge haben, die durch geringe Steigerung der ehelichen Frucht- barkeit etwa zu dem Durchschnitt der Fahre 1901—10 vollständig avsgeglihen werden könnte. Die Gefahr besteht einzig in dec Zunahme des Ein- und Zweikindersystems. Ein polizeilihes Verbot gegen die Mittel zur Geburtenverhinderung hat, soweit dieses überhaupt durhfühibar ist, nur beichränkten Wert, sollte sich daher nur gegen die Auswühse des Handels mit diesen Mitteln ritten. Eine Begünstigung außereh licher Verbindungen zur Vermehrung des Nahwuchses würde die Dauerehe der Zerstörung preisgeben, die aus rafsebioiogisch n Gründen ebenso wie aus anderen Gründen aufrecht erhalten werden muß. Eine ftaatliche Oeiratspoliiik muß das Ziel haben, den Männern {hon in jungen Jahren das Hetraten zu erleichtern und den berufstätigen Frauen dte Heirat obne Berufsaufgadhe, viélleiht durch Ausbau der Halbtagesh:ckcht, zu ermöglihen. Zur Begünstigung der Kinderaüfzuct ist neben etner Stärkung der ländlichen Kleinsiedlung und etner Ne-torm des städtishen Wohnungs- und Siedlungswesens ein System wirtschast- licher Hilfen für kinderreihe Familien nöôtiy, das zugieih durch Be- nacteiligung rassiich minderwertiger Elemente die Güte des Nach- wuchses fördert. Die Erziehung der B völkerung von Jugend auf zu dem Ideal der persönlichen und vsikischen Kraft kann das Ge- famtwerk erst vollenden

Die Diskussion über diese Fragen eröffnete G heimer Medizinalrat Dr. Krohne, vortragender Nat im preußt'chen Min'st rium des Innern. Er erklärte im Auftrage des Ministers des Invern, daß dieses Ministerium in Verbindung mit den übrigen preußischen Miristerien der Frage des Geburtenrückganges sett Jahren die ernsteste Aufmerksamk-it widme und ein auß: rordent- lih wertvolles, von zahlreiden Sachverständigen in ginzen Lande eingeltefertes Matertal verarbeitet habe. Es könne zwar über Einzel- heiten der Regiterungtabsihien roch nihchts Näheres mitgeteilt werden, doch solle bekannt g-geben werden, daß die Staatsre..ierurg alles daran seßen werde, die Beröikerungsfrage einer Lösung entgegenzuführen. Fräulein Dr. Agnes B1uhm wies darauf hin, daß die Frage der Mehrung des Nabwuchses eine Frauenfraze sci Sie hob besonders hervor, daß die Beschränkung der Kinderzahl {hon vor der Frauenbewegung eingesezt habe. Die Fo derung der allgemeinen Berufsausbildung wird nach ibrer Arsicht kaum zu etner Ueberschäßung der Berufsarbeit führen. Knabe und Mädchen müßten ais gleihwertige Mitalieder betrachtet werden, es dürfe niht einseitige Uebershäßung der Knaben eintreten. Die weibliche Widerstandsfähigkeit sei zu heben, die außerhäuslihe Erwerbzarbeit der Mutter set \{wer zu beseitigen. Frau Henrieite Fürth- Frankfurt a. M. führte aus, daß es in der Hauptsache wirtschaftliche Verkettungen seien, die Einfluß auf die GSeburtenzahl haben. Nicht der Unterschied ¿wischen Land und Stadt, \ondern der Wohlitand entichetde, ob man in der Lage ist, Kinder aufzuziehen. Die Rednerin empfahl wirt- schaftlibe Für}orge für Mutter und Kind. Man müsse den Per- sonenkreis der zu Versichernden erweitern und die Beihilfe erhöhen, Ausdehnung der Wochenhilfe dur Zwangsversicherungspfliht und Fürforge für Uneheliche fordern. Die Zeit von 12 Wochen, für die man Stillprämien bewillige, sei viel zu kurz, die Mutter solle sie bekommen, jolange fie stillt, bis zu 8 bis 9 Monaten. Das Zslibat der weiblihen Beamten solle aufgehoben werden. Möglichst viele der im Beruf stehenden Frauen sollten zur Ebe kommen. ODr. Alfons Ftscher - Karlsruhe i. B. gab zu, daß auch in Deutshland ein Geburtenrückzang eingetreten is, warnte aber vor Uebershägung der gegenwärtig vorliegenden Geburtenstatistik. Es sei gewagt, aus ihr S{hlüsse zu ztehen. Den Hygienikern mate er den Borwurf, daß sie sih zu wenig um Politik, und den Politikern den Vorwurf, daß sh zu wenig um Hygiene gekümmert hätten. Ein neues Gebiet set die soziale Hygiene. Er \chloß mit der Forderung : Recht auf Gesundheit, Dr. von Hainisch-Wien teilte mit, daß der Geburtenrückgang in Oesterreich ein gewollter sei, das Zwei- kindersystem als s\tandesgemäß gelte. Er {lug eine Iunggefellen- steuer vor. Dr. Lenz-Puchheim bei München verlas die Leitsäze der Deutschen Gesellschaft für Nassenhygiene. Sie enthalten Forderungen, wie sie von den Vorrednern bereits aufgestellt worden find. Dr. Pl3§-München wandte sich gegen einige Ausführungen bon Professor Oldenberg und Dr. Christian. Nah seiner Ansitht stehen die Nachkommen von Militärtauglißen böher als die von Militäruntauglihen. Eine Mutter soll das Gefühl haben, daß sie für den Staat besonders wichtig geworden ist, und soll als erfolgreißze Mutter vom Staate belohnt werden. Pastor Dr. Boree-Hetligenrode bei Bremen bemerkte: Rom ist von 20 Millionen auf 5 Millionen zurückzegangen, weil es Neligion und Götter verloren hat. Auch in Deutschland wie überall gehe der nationale Verfall mit Gottlosigkeit Hand in Hand. Der Mensch unterscheide sich vom Tier hauptsählich durch das Beten, d. h. die Anerkennung überirdisher Jdeale. Der Abnahme der NReligtosität ist zu steuern. Die Religion foll uns lehren, wieder früh die Ehe zu {ließen und die übertriebene Gefelligkeit zu verwerfen, dafür Freude an den Kindern zu baben. Stadtrat Medckbach-Frank- furt a. M. sagte, das deutshe Volk sei wohl imstande, mehr Kinder als bisher aufzuziehen, aber große Mittel müßten beschafft werden, um alle die erörterten Pläne zu verwirklichen, und das sei möglich. Geheimer Medizinalrat, Professor Or. Numpf- Bonn vertrat die Ansicht, daß man zu Schußmitteln gegen Geichlehtskrankheiten raten müsse; sie seien ein wesentlihes Mittel zur Bekämpfung dieser Leiden. Es sei nit richtig, daß Aerzte zu häufig bei Abtreibungen mitwirkten. Die Einleitung eines künstlihen Abortes solle von einem ärztlichen Konsilium abhängig sein. Land und Industrie hätten tin gleiher Weise ihre Vorzüge und Sthattenseiten. Man solle Erfah- rungen nit Lea nehmen, auf dem Lande set vielfa Tuberkulose häufiger als in Industrierevieren. Ehe man aber prunkvolle Nathäufser baue, solle man erst Wohnungen für kinderreihe Familien \{affen,

C a E E