1915 / 260 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Nov 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Kassen-

sekretär Bayer zum Buchhalter und der Diätar Hahn zum Kassensekretär ernannt worden.

Nitßtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. November 1915.

Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Ver- fehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer- wesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sißzungen.

Wie sich aus verschiedenen Anzeichen ergibt, besiehen im Publikum vielfach irrige Auffassungen über die neue Verord- nung, betreffend Regelung der Kartoffelpreise, vom 28. Oktober 1915. Durch „W. T. B.“ wird darauf hin- gewiesen, daß die Produzentenhöchstpreise für alle Arten und Sotten Kartoffeln, al o auch für Saat-, Salat-, Eierkartoffeln und dergl. gelten. Sie gelten auch nit nur für die bis zum 29. Februar 1916 für die Kommunalverbände zu reservierenden Boriäte (10 Prozent), sondern für die gesamte Kartoffelernté. Sogenannte Reports, Verwahrungsgebühren usw., gibt es nah der neuen Verordnung nicht. Es ist also ratsam, die Kartoffeln fo rasch als möalich an den Markt zu bringen, da ein längeres Aufbewahren keinerlei Vorteile, sondern nur Nachteile für den Landwirt bringt.

Der Beirat der Reichsprüfungsstelle für Leben s- mittelpreise seßte am Dienstag, den 26. Oktober, in seinem Ausschuß für Vieh, Fleish, Wurstwaren und Fische die Beratungen unter dem Vorsitz des Unterstaatssefretärs Dr. Richter fort. Diein Aussicht gestellte baldige Preisregelung von Schlachtschweinen und von Schweinefleisch fand, wie „W. T. B.“ meldet, allgemeine Zustimmung. Dabei wurde betont, daß der Anreiz zur Aufzucht von Fettschweinen nicht unterdrückt werden dürfe. Für das Großvieh wurde zwar eine sofortige Preisregelung nur vereinzelt gewünscht, aber für den Fall unberechtigter Preissteigerungen troß der vorhandenen Schwierigkeiten ein Eingreifen auf der Grundlage der jeßigen Preise vorgeschlagen, ebenso gegebenenfalls die Festseßung von Mindestgewichten für Rindviehshlachtungen. Angeregt wurde auch baldige Regelung der Preise auf dem Gebiete des Wild- handels. Eine Fleish- und Fettverbrauchsregelung in den Gastwirtschaften wurde in Aussicht gestellt, eine Erweiterung dieser Negelung mehrfah gewünscht. Ueber die Bemessung der Preise für Schlachischweine und für Schweinefleisch sowie über die Spannung zwischen beiden Preisen fand eine eingehende Aussprache statt.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staat8anzeigers“ liegen die Ausgaben 767 und 768 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 370. Verlustliste der preußischen Armee, die 218. Verlustliste der sächsishen Armee und die 293. Verlustiliste der württembergischen Armee.

Großbritannien und Jrland.

Der gestrige Krankheitsberiht über das Befinden des

Königs, der vorgestern abend von seiner Reise nah Frank- reich wieder in London eingetroffen ist, besagt laut Meldung Des S. L O! Der König hatte eine bessere Nocht und kein Fieber. Auch dte durch den Unfall hervorgerufenen Erscheinungen sind langsam im Scwirden begriffen. Der König wird noch einige Zeit ans Bett gefesselt sein.

In der gestrigen Sißzung des Unterhauses gab der Premierminister Asquith bei gedrängt vollem Hause seine mit Jnteresse erwartete Erklärung über die Lage ab. Er sagte nah dem Bericht des „Reuterschen Bureaus“:

Er werde der Naiton so weit als mögli die gegenwärtige und die zu erwartende Lage |childern. Die Nation sei beute ebenso ent- \{lossen, den Krieg bis zu einem erfolgrethen Abschlusse fortzuführen, wie je und habe der Regterung alle Mittel zur Erreihung des Zieles anvertraut. Der Horizont set zwar teilweise bewölkt gewesen. Die Aussicht habe sich aber gekiärt Man brauche einen grenzenlosen Bortat an Mut und Geduld. Es gebe einen kleinen Klüngel berufs- mäßiger Klageweiber (whimperers). Aber das Volk als ganzes er- mangele nit der Eigen\chaften, die er erwähnt habe. Ar quith \prah weiter von den gtgantishen m!litärishen Girungenschaften des Landes, das niemals den Ehrgeiz besessen habe, eine Militärmacht zu sein. Die Flotte habe riesige Ueberseeoperationen mit einem Verlust an Menschenleben autge'ührt, der bedeutend weniger als ein Zehntel Prozent ausmacbe. Sie habe alle Meere von den deutschen Kuiegs- und Handelsschiffen gesäubert. Di- deutschen Taten zur See seien auf iporadische und stets abnehmende Anstrengungen ve1stohlener UÜnt-rseebcote verringert worden. Die Lage an den Dardanellen werde von der Regierung auf das sorgfältigste erwogen, nicht als ifolierter Gegenstand, sondern als Teil einer größeren strategischen Frage, die dw die jüngsten Entwif'ungen auf dem Balkan auf- geworfen sei. Asgquith wtes darauf hin, daß alle Schritte nah Beratung mit den Verbündeten getan worden seien, da Grcßbritannien im Gegensaß zu den Deutschen nicht das Eigentum seiner Verbündeten Hinter deren Núcken vershahere. Es habe bis zum leßten Augen- blicke ein gewisser Grund bestanden, zu glauben, daß Griechenland feine Ve' trag8verpflihtungen gegen Serbien erfüllen würde. Venizelos habe am 21. September Frankreich und Grofbritannien um 150 000 Mann ersudt, wobei abgemacht wäre, daß Grtecbenland mobilisiere. Aber erst am 2. Ot1over hate Venizeios der Landung britisher und französi{her Truppen unter förwlihem Einspruch zus gestimmt und än 4. flobetï habe er erklärt, Griehenland müsse an dem Vert'age mit Serbien festhalten. Der König hätte diese Er- klärung verleugnet und Venizelos babe abgedankt. Die neue Ne- gierung babe si geweigert, die Neutralität aufzugeben, obwohl sie den Wunsch ausgedrückt habe, mit den Verbündeten auf freundschaft- lichem Fuße zu t1ehen.

__ Mit Ausnahme der Rede Carsons war die Erörterung, die der Nede Asquiths folgte, ganz bedeutungslos.

_Carson wandie sich cegen den Mangel an Methode in der Kriegführung und bekiagte sih über die Ent\hlußlosigkeit der Regie- rung in der Dardanellenfrage. * Er erklärte, er babe mit Genugtuung von dem Ver|sprechen an Serbien geböit, er bätte es aber lieber ge- sehen, wenn ein solcher Beshluß {on vor Wochen gefaßt worden wäre. Als er erfahren habe, daß hierüber keine Pläne bestanden hâtten, habe er die Beziehungen zu dem Kabinett abgebrochen.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Grey er- flärie in einer furzen Rede mit Bestimmtheit, daß die Be- sprechungen mit der französishen Regierung keine Verzögerung herbeigeführt hätten. Die Hilfe, die England in der Stunde der Not habe leihen können, sei niht verzögert worden. Hierauf kam es über den formellen Antrag, die Sizung zu vertagen, zu einer Debatte. Die Sißzung endigte ohne Abstimmung.

Lord Derby hat mit dem Rekrutierungsaus\{chuß der Arbeiter eine Zusammenkunft gehabt, in der die weitere Rekrutierungstätigkeit dieser Körperschaft besprochen wurde.

Die gestrige Verlustliste enthält 234 Offiziere, 5564 Mann, darunter 211 Offiziere und 4303 Mann von der Westfront. Die Verluste auf der Wesifront seit Beginn der Offensive am 25. September betrugen 2958 Offiziere,

45 288 Mann. Frankrei.

Der General Joffre ist nah seiner Rückkehr aus London vom Präsidenten und dem Ministerpräsidenten empfangen worden, denen er Bericht über seine Reise erstattete und erklärte, daß er von ihr sehr befriedigt sei.

Nach dem „Temps“ haben die Minister vorgestern vormittag im Ministerium des Aeußern einen Kabinettsrat unter dem Vorfiße Briands abgehalten, in dem sie die allgemeinen Linien der ministeriellen Erklärung festsezten, die heute in den Kammern verlesen werden soll. Der Wortlaut der Er- flärung ist gestern vormittag im Ministerrat, der im-Elysee stattfand, angenommen worden. Die Mitglieder des Kabinetts besprachen alsdann die diplomatische und die militärishe Lage.

Der Arbeitsminister Metin hat dem „Progrès“ zu- folge eine Verfügung erlassen, die das Moratorium bezüg- lih der Zahlungsverpflihtungen der Versicherungen, der Lebensversicherungen und der Sparkassen um weitere 30 Tage

verlängert. Rußland,

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, liegt eine offizielle Bestätigung der Gerüchte über einen Ministerwechsel nicht vor.

Der Minister des Jnnern Chwostow hat eine Ver- ordnung der Gesundheitsbehörde unterzeichnet, nah der es den Apotheken verboten ist, Alkoholpräparate ohne Rezept zu verkaufen. Ausgenommen ist nur der nichtirinkbare Alkohol. Man sucht gegenwärtig eifrig nah einer Methode der Dena- turierung, die es unmöglich machen soll, Alkohol zu be- rauschenden Getränken zu verwenden.

Numänien.

Die Königin Elisabeth ist gestern vormittag von dem Augenarzt Landolt operiert worden. Wie „W. T. B.“ meldet, ist die Operation durchaus günstig verlaufen.

_ Auf das Verlangen des deutschen Gesandten in Bukarest hin hat, wie die „Kölnische Zeitung“ meldet, die rumänische Regierung sih bereit erklärt, die Bürgschaft dafür zu über- nehmen, daß zwei in Turn-Severin liegende russische Torpedoboote und ein bestückter russischer Donau- dampfer genau nah den internationalen Vorschriften be- handelt würden. Damit ist ein Angriff dieser Schiffe auf etwa vorüberfahrende andere Dampfer ausgeschlossen. Es scheint, daß es der rumänischen Regierung überlasjen worden ist, auf welche Weise sie die russishen Kriegsschiffe auf der Donau un- hädlih machen will: ob durch Entwaffnung odex irgend eine andere Art.

Amerika.

Der Oberste Gerichtshof in Washington hat dem „Reutershen Bureau“ zufolge erklärt, daß das Geseß des Staates Arizona gegen die Ausländer, gegen das mehrere Regierungen Einspruh erhoben haben, gegen die Verfassung verstoße.z

Afien, L Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ist in Tokio eine Verschwörung in Arsenalen und Mu-

nitionsfabriken entdeckt worden, die sich auf eine Anzahl Orte in ganz Japan erstreckt. i

Kriegsnahritten.

Großes Hauptquartier, 2. November. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplazß.

_ Abgesehen von starken feindlihen Feuerüberfällen auf die Butte de Tahure und lebhaften Artillerie- kämpfen auf der Front zwis hen Maas und Mosel ist nichts von Bedeutung zu berichten.

Oestlicher Kriegsschauplaß.

_ Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südlih der Bahn Tuckum—Riga hat unser Angriff beiderseits der Aa weitere Fortschritte gemacht. Vor Dünaburg wurde auch gestern heftig gekämpft. Mehr- fache starke russische Angriffe sind blutig abgewiesen. Die Kämpfe zwischen Swenten- und Jlsen-See sind L im Gange. Ueber 500 Gefangene fielen in unsere zand.

Heeres8gruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues.

_ Heeres8gruppe des Generals von Linsingen. Die Russen versuchten, unser Vorgehen wesilich von Czar- torysf durch Gegenangriff auf breiter Front und in dichten Massen zum Stehen zu bringen. Sie sind unter \{chwersten Verlusten zurückgeworfen; unsere Angriffe wurden daranf fortgeseßt.

Bei Siemikowce war es den Russen vorübergehend ge- lungen, in die Stellungen der Truppen des Generals Grafen von Bothmer einzudringen. Durh Gegenstoß gewannen vir unsere Gräben zurück und nahmen über 600 Russen ge- fangen. Der Ort Siemikowce selbst wurde nach er- bitterten Nachtkämpfen heute morgen zum größten Teil wieder erstürmt, wobei weitere 2000 Gefangene ge- macht wurden.

Balkankriegsschauplagz. Nördlich und nordöstlich von Cacak ist der Austritt aus

dem Bergland südlich Grn. Milanovac in das Tal der

westlichen (Golijska-) Morava erzwungen. Caca? ist besezt. Die Höhen südlich von Kragujevac sind genom men. Beiderseits der Morava ist die allgemein Linie Bagrdan—Despotovac überschritten. Die Armee des Generals Bojadjieff hatte am 31. Oktober die Bezdan- Höhe westlich von Slatina an der Straße Knjazevac—Soko-Banja und die Hihen beiderseits der Turija östlich von Svrljig in Besiß genommen. Jm Nisava-Tal nordwestlih von Bela Palanka wurde Vrando{ überschritten. Oberste Heeresleitung.

Wien, 2. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Russischer Kriegsschauplaß.

Die Kämpfe an der Strypa-Front dauerten au gestern den ganzen Tag über an. Der Feind führte starke Kräfte zum Angriff vor und brach in tiefgegliederten Sturm- folonnen bei Sieniawa in unsere Stellung ein. Unsere Re- serven warfen ihn aber in raschem Gegenangriff wieder zurü, wobei er in erbitterten Ortsfkämpfen große Verluste erlitt und 2000 Gefangene in unserer Hand ließ, Im Gebiet des unteren Styr drängten wir die Russen weiter zurück. Ein unter großem Munitionsaufwand unternommener russischer Gegenangriff brach zusammen.

Jtalienisher Kriegsschauplaß.

Gestern wurde im Görzischen wieder heftig gekämpft. Hierbei traten auf Seite der Jtaliener mehrere von der Tiroler und Kärntner Front - herangebrahte Jnfanteriebrigaden auf. Unter Einsaß dieser Verstärkungen versuht der Feind, um jeden Preis bei Görz einzubrechen. Die gestrigen Angriffe richteten sih sowohl gegen den Görzer Brückenkopf selbt, als auch gegen die Räume von Plava und beiderseits des Monte San Michele. Unter ‘s\chwereren Verlusten denn je wurden die -Jtaliener überall zurückge- schlagen. Auf der Podgorahöhe ist der Kampf um einzelne Grabenstückte noch im Gange.

Südöstlicher Kriegsschaupla §þ.

An der montenegrinischen Grenze gingen unsere Streitkräfte an zahlreichen Stellen zum Angriff über. Wir eroberten die Grenzhöhen Troglav und Orlovac süd- östlih von Avtovac und die beherrshende Höhenstellung auf dem Vardar nordöstlih von Bileca. An der von uns erfämpften Linie südöstlih von Visegrad wiesen wir monte- negrinische Gegenstöße ab. Die Armee des Generals der Jnfanterie von Koeveß gewann den Raum nördlih von Pozega und überschritt die Linie Cacak- Kragujevac. Die Armee des Generals von Gallwißt steht auf den Höhen östlih von Kragujevac und nördlih von Jagodina im Kampf.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 3. November. (W. T. B.) Aus dem Kriegspresse- quartier wird unter dem 1. d. M. über die Jsonzoschlacht gemedet: 6

tach dem heutigen amtlihen Berichte endigte die zwciwöchige Ifonzoschlacht mit dem Zusammenbruche des feindlichen allgemeinen Angriffes und der vollen Behauptung der Verteidigungéfront dur unsere unershütterlihen Truppen. Dieser für unsere Waffen siegreihe Abschiuß war natürli kein plötlicher, denn Entscheidungen m Ningen um feste Stellungen reifen häufig nur langsam heran. So muß auc, wie jener Bericht durchblicken läßt, mit einem Wiederaufflammen des Kampfes gerechnet werden; von einer wirk« lichen Offensive aber kann in nächster Zeit keine Rede mehr sein. Dafür fehlt es an Soldaten, die vorwärts zu bringen sind, und an den für die Angriffsvorbereitung auss{laggebenden Munitionsmafsen. Für den nun abgeschlagenen allgemeinen Angriff an der Jsonzo- sront war die Hauptiraft des italienishen Heeres eingesetzt worden. Zwischen dem Krngipfel und dem Meere wurden: neun feindlihe Armeekorps mit zusammen mindestens 24 FIn- fantertedivisionen und zwei Alpinigruppen festgestellt. Diese Kräfte, die bekanntli der die Hochflähe von Doberdo an- greifenden diutien Armee (Generalleutnant Herzoa von Aosta) und der nördli anschließenden zweiten Armee (Generalleutnank Frugoni) anpebôren, mechten vor der Shlaht eiwa 320 000 Ge- wehre, 1300 Feld- und Gebirg8geshüße und 180 {were Geschüße gezählt haben. An der Kätnersront stehen verbältniemäßig chwächere fetadliche Kräfte, an der Tirolerfront vier Korps mit mindestens 11 Intanteriedivisionen, die zusammen auf 170 000 Gewehre, 700 leichte und gegen 100 sdwere Geshüße geshäßt werden können __ Diese Zahl und die gewiß niht zu bech angegebene Verlust¡iffer von 150000 Mann veranichaulihen am besten die Giôße des Krafiein}ayes und der Niederlage des Feindes. Daß unfer amtlicher Bericht keine Gefangenen erwähnt, ift daraus zu erkiären, daß unsere Truppen in erbititerten Ver- teidigungskämpfen nicht Eelegenheit finden, viele Feinde gefangen zu nehwen. Immerbia ‘fielen vom 21. Oktober bis 29. Oktober 67 Offiziere, 3200 Mann in unsere Hände. Auch wurden 11 Ma- shinengewehre erbeutet. Ja den * beiden letzten Oîtobertagen wurde noch an zahlreichen Punkien der Isonzofront sehr heftig gekämpft. Am Kin versuhte der Feind mehrmals über seine Deckungen vor-

zubrehen, wurde aber immer sofort abgewiesen. asselbe Schidsal hatten wiederholte Angriffe gegen | ctnzelne abe schnille des Tolmeiner Brüdckenkopses. Der Abschnitt von

Auzza bis zum PVêonte Santo stand gesiern nachmiitag unter fßiarkem Se, Abends griff feindlihe Infanterie unsere Stellungen bei Zagora vergebens an. Der PVèonte Sabotino wurde in den legten Tagen nit mehr angegriffen, dagegen versuhten die Italiener, dem Brükenkopfe von Görz durch neuerliche Vorstöße gegen unsere Linien bei Pevma und auf der Podgora beizukommen, wie immer ohne Erfolg. Drangen fie da oder dort in einen Graben ein, so war ihr Aufenthalt Dank unserer Bajonette und Handgranaten: nie von langer Dauer. Der Nordabschnitt der Hcchfläche von: Doberdo stand ununterbroßen unter \{chwerem Artilllerie- feuer. Schon vorgestern wurde der Anmarsch starker italienischer: Kräfte über Sagrado und deren Verschiebung gegen Sdorhussina: beobahtet. In der folgenden Nacht kam es am Nordhange des Monte San Michele zu hbeftizen Nahkämpfen. Gestern nahmitag segte bier ein sehr staxter, von fonzentrishem Geschüßfeuer begleiteter Angriff ein. Die tapferen Honved-Infanterieregimenter Nr. 3 und Nr. 4 kamen jedoch keinen Augenblick ins Wanken und s{lugen den Feind blutig zurück. Auch gegen den Abschnitt südlich von Monte San Michele versuchten die Italiener noch einige Vorstöße, die aber keine Kraft mehr hatten und s{chon im Feuer zusammenbrahen. An: der Kärntner Front kam es während der Jtonzoschlacht zu keinen: größeren Käwpfen. Jn Tirol ift der Naum von Buchenstein ständig unter s{werem Feuer. Auúf dem Col di Lana hat \ich der Feind einige hundert Schritte vor unserer Hauptstelung cingegraben.

Sofia, 2. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 31. Oktober: Die Tätigkeit auf dem serbischen Kriegs-

shauplaß wird mit dauerndem Erfolg fortgeseßt. Jm

Moravatale eroberten wir 4 Schnellfeuergeshüßze und bei der Verfolgung des Feindes von Kn azevac fn der Richtung auf Soko Banja noch ein Gebirgsgeshüsz. Auf dem mazedoni- schen KriegSschauplas ift die Lage ohne merkliche Ver- änderung geblieben.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 2. November. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. An der Dardanellenfront hielt gestern das örtlihe Feuergefeht an. Ein Linienschiff nahm in der Umgegend von Kemiklikiman und ein Torpedoboot bei Ari Burun erfolglos an dem feindlihen Feuer auf dem Lande teil. Unsere Artillerie beshädigte einen Schlepper von feindlichen Schaluppen, die westlich von Ari Burun infolge eines Sturmes gescheitert waren. Wir machten eine Mine un- brauchbar, die der Feind bei Sedil Bahr auf dem linken Flügel legte. Auf der Kaukasusfront schlugen wir in der Nacht vom 31. zum 1. verzweifelt unternommene Angriffe des Feindes an verschiedenen Stellen ab. Sonst nichts Neues.

Der Krieg zur See.

Kopenhagen, 2. November. (W. T. B.) Die dänische Bark? „Claudia“ wurde am Sonntag in der Ostsee von dem russishen Unterseeboot „U 1“ angehalten, als sie auf der Reise von Gefle nah Spanien mit einer Holzladung unter- wegs war. Das Unterseeboot führte die russishe Flagge und haite aus\cließlich russishe Besaßung an Bord. Es machte an der Seite der Bark fest, worauf der Kommandant mit einem Knaben als Dolmetscher die Bark durhsuchte. Bei der unruhigen See stieß das Unterseeboot unaufhörlich gegen die Bark. Infolge des ihr hierbei zugefügten Schadens mußte die „Claudia“ Kopenhagen als Nothafen anlaufen, um aus- zubessern. Der Kapitän verlangte beim hiesigen Seegericht Schadenersaß von Rußland.

London, 2. November. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet amtlih: Das Torpedoboot 96 ijt gestern in der Straße von Gibraltar nah einem Zusammenstoß mit einem Hilfskreuzer der Handelsmarine gesunken. Zwei Offiziere und neun Mann werden vermißt.

Nr. 27 des „Eisenbahnverordnungsblatts", herau8gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 30. Oktober hat folgenden Inhalt: Allerhöchster Erlaß vom 7. September 1915, betr. die Anrehnung der Jahre 1914 und 1915 als Kriegsjahre. Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 15. Oktober 1915, IV. 43 148/388, betr. Unfallverhütungêvorschriften. Nach- rihten. Gefamtverzethnis der Privateisenbahnen und der dur Private betriebenen Eisenbahnen, denen in Preußen die Verpflichtung auferlegt ist, bet der Besegung von Beamtenstellen Militäranwärter und Inhaber des Anstellungsscheins vorzugsweise zu berüdsichtigen.

Statiftif und Volkswirtschaft.

EntwiXlung des Beschäftigungsgrades und Arbetts- marktes in Groß Berin I vom 16. bis 23. Ok- y ober ¿

Nah der vergleihenden Darstellung des gewerblihen und industciellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 16. und 23. Ok- tober, die das Sitatisth e Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, ift in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gefamtzahl der versiherurgspflihtigen Mitglieder von 239 Kranken- kassen Groß Berlins von 1124952 auf 1130896, d. i. um 5944 oder 0,63 9/6, gestiegen. An dieser Entwicklung tis das männliche Geschlecht, für das seit Anfang März fortdauernd Abnahme zu ver- zeihnen war, diesmal mit einem Mehr von 922 Versicherungspflich- tigen oder 0,18 9/69 beteiligt. j i

Die 28 allgemeinen Ortskrankenkassen weisen eine Steigerung um 3755 Versicherungépflichtige oder 0,54 9/9 auf, das Ergebnis der Zunahme bei den versicherungspflihtigen Männern um 483 oder 0,19 0/9 und bei den Frauen um 3272 oder 0,75 9/0, Die Berliner allgemeine Ortskrankenkasse insbesondere hat ihren Bestand an männlichen Versicherungspflichtigen um 488 oder 0,37 9/0, den an weiblihen um 1775 oder 0,72 9/6 erhöht. : :

Die 208 gewerbltch gegliederten Krankenkassen weisen in der Berichtswohe insgesamt ein Mehr von 1996 oder 0,48?/0 Versicherunaspflihtigen auf, von dem 435 cdr 0180/0 gegenüber der Vorwoche auf das männliche Geshleht entfallen. Von den 16 untershiedenen Gewerbegruppen zeigen nicht weniger als 12 eine Zunahme; die größte findet man bei der Metall- und Maschinen- industrie mit + 1134 Versicherungspflichtigen oder 0,569/o. Die größte Abnahme verzeihnet mit 52 oder 0,61 %/ die Sammel- gruppe der „sonstigen“ (niht zu den 15 einzeln aufgeführten Gruppen von Gewerben und öffentlihen Betrieben gehörenden) Krankenkassen, die u. a.. das Bekleidung8gewerbe umfaßt. 4

Die Zahl der bei 38 Fachverbänden der freien Gewerkschaften ermittelten Arbeitslofen hat in der Woche vom 18. bis zum 25. Oktober eine Abnahme - von 2270 auf 2171, d. i. um 99 oder 4,36%) erfahren. Die Verminderung der Zahl der arbeitslosen Ptetallarbeiter um 210 ist zum Teil auf militäris@e Ginberufungen zurückzuführen. Eine Zunahme beim Verbande der Hutmacher um 40 ist die Wirkung der mit Beendigung der Hauptzeit in diesem Ge- werbe erfolgten Gntlafsungen. S

Bei den Großberliner öffentlichen Arbetitsnachweisen war in der Woche vom 16. bis 23. Oktober nah dem Bericht des Verbandes märki\her Arbeitsnachweise der Verkehr der Stellensuhenden männ- lichen und weiblihen Geshlechts gegenüber der Vorwoche wentg ver- ändert. Die Vermittelungsergebnisse verringerten fich unbedeutend, und nur die Zahlen der offenen Stellen gingen für Männer um etwa 500 zurück, während fie fh für Frauen auf derselben Höhe wie in der Vorwoche hielten. Die allgemeine Lage des Arbeitsmarktes

änderte ich nicht wesentlich. Die Knappheit an männlichen Arbetts- fräften blieb verkältnismäßig groß, obwohl das zahlenmäßige Angebot in den Arbeitsnachweisen, besonders bei dem Zentralverein in Berlin noch günstig erscheint. Es übersttea bei den Männern in der Berichtswoche na längerer Zeit wieder die Zahl der offenen Stellen. Die Nach- frage nah männlihen Arbeitskräften war besonders groß in der Metallindustrie, für Erdarbeiter und außerdem ‘für Maurer und Zimmerer zum Wiederaufbau Ostpreußens. Auf dem Arbeitsmarkt für weibliche Personen bleibt das Angebot von neu eingeschriebenen Arbeitsuchenden sehr hoh. VWermittelt wurden bei den Arbeitsnahweisen besonders wieder Frauen für Heimarbeit auf Militärnäherei. Nach Hauspersonal is wegen des stark verteuerten Lebensunterhalts dauernd geringe Nachfrage. Im ganzen betrug bei den ôffeatliden Arbeitsnaweisen Groß Berlins die Zahl der vermittelten männlichen Arbeitskräste 3160 (in der Vor- woche 3421), die der weiblihen 2982 (3125). Offene Stellen waren 3887 (4403) für Männer und 3422 (3469) für Frauen vorhanden. Arbeitsuchende wurden 4379 (4372) männlihen und 5310 (5544)

weiblihen Geshlechts gezählt.

Die Wasserkraft in Preußen und in den benachbarten

Staatsgebieten. Die Landesanstalt für Gewässerkunde hat kürzlich einen Atlas

mit Tertband unter der Bezeichnung „Die Wasserkräfte des Berg- und Hügellandes in ] herausgegeben. Das Ergebnis der auf jahrelange, umfangreihe Vor- arbeiten fi gründenden Berechnungen ist in der folgenden Uebersicht

enthalten. ————————————————————————————————————————

Preußen und benachbarten Staatsgebieten“

Vorhandene Wasser- | Ausgenußte Wasser- kraft kraft

i; | während | während E mittlere 9 Monate WiTete 9 Monate jährliche geringste jährliche geringste

PS | PS PS PS

E S 205 354i | 82 150 68 706 | 27 492 E C 262 544 | 98 170 101 041 38 501 S s vie Se 288 531 | 103 486 87 086 32 144 Se E9 990 043 | 297015 180 695 54 208 L 64 581 | 19 373 9104 | 2731 zusammen . . | 1811050 | 600 194 446 632 | 155 076.

Bis jeßt ist also erst rund ein Viertel aller vorhandenen Wasser- kraft aus8genußt. Cine stärkere Ausnugung, der technisch kaum etwas im Wege steht, würde eine erbeblihe Entlastung für den Kohlen- verbrauch bedeuten. Nun hatten zwar die feststebenden Dampfmaschinen in Preußen am 1. April 1912 \{on 6 287 Millionen PS, dazu die Dawpfturbinen 1,241 Million PS, zusammen also das Vierfacbe von der Stärke der vorhandenen mittleren Wasserkraft ; allein es ift zu bedenken, daß diese 7,5 Millionen PS in den Dampfmaschinen und Dampfturbinen \sich auf dle gesamte Leistungsfähigkeit beziehen, die tatsählich nur zu etwa F ausgenugt wird, dabei aber niemals während ganzer 24 Stunden an 365 Tagen, fondern meist nur während 10 Stunden an 300 Arbeitstagen. Die vorhandene Dampfkraft dürfte daher tatsählich im Jahre nur für die Grzeugung von 5 Millionen X 3000, also für 15 Milliarden PS-Stunden aus- genußt worden sein. Denken wir uns die vorhandenen 1,811 Million PS. Wasserkraft durch Stauanlagen in allen 8760 Jahresstunden voll ausgenußtt, so ergibt dies 1,811 Million X 8760 = 15 864 Milltonen PS, also Se als heute mutmaßlich alle preußischen Dampfmaschinen zusammengenommen an mechanischer Kraft abgeben. (Pr. St. L. A. Z.)

Wohlfaghrtspflege.

Die deutsche Arbeiterversiherung und der Krieg.

Der Einfluß der sozialen Versicherung auf die jeßt alle Teile unseres Volkes beschäftigende Kuiegsberettshaft und Wehrfähbigkeit Deutschlands ist viel größer, als dies in weiten Kreisen des Volkes angenommen zu werden \cheint. Mit dieser Frage, auch um den Be- wets zu führen, wie fehr mit Hilfe des sozialen Versiherungëwesens der Kampf auf dem Weltmarkt erfolgreih gefübrt worden ist, befaßt si der Direktor im NReichsversiherungsamt Witowski in ‘einem lesenswerten Aufsaze in der „Deutshen Juristenzeitung“. Er be- handelt unter dem Gesichtspunkte der Webrfähigkeit die Wirkung der sozialen Versicherung auf die Gesundheit und Wohlfahrt der arbeitenden Klafsen.

Zunädhst wird gezeigt, daß die Krankenversiherung dem Vaterland ein kriegstüchtiges Geschleht erzogen habe. Imposante Zahlen sind es, die vom Verfasser mitgeteilt werden. Gegen 20 Millionen Personen gehören der Krankenversthe- rung an. Vor ihrer Einführung blieben viele erkrankte Arbeiter obne ärztlihe Behandluna und verfielen vorzeitigem Siehtum. Ießt verfügen; die Krankenkassen über etwa 100 eigene Kranken- häuser, Lungenheilstätten und Genefungsheime. Bis 1912 haben die Krankenkassen 54 Milliarden Mark für ihre Zwecke aufge- wendet. L

Nicht geringer ist die vorbeugende Tätigkeit bei ter Unfall- versicherung. Mannigfahe Schußvorrichtungen verringern die Betriebsgefahren. Dafür sind bereits 30 Milltonen Mark auf- gewendet, und 25 Millionen Arbeiter werden in 800 000 Betrieben vor Verleßungen und tödlichen Unfällen ges{Güyt. Die Berufsgenossenshaften allein haben für das Hetlverfahren beretts 170 Milltonen Mark ausgegeben. - Ihre Gesamtleistungen belaufen fich auf 2,5 Milliarden Mark. N :

Am vielseitigiten ist das shadenverhütende Wirken in der In- validen- und Hinterbliebenenversiherung. Hier nimmt die Tuberkulose die erste Stelle ein. Die Versicherungsanstalten ver- fögen in ibren 80 eigenen Heilanstalten über rund 10000 Betten. Kür sie find 90 Millionen Mark aufge- wendet worden. Jährlich werden etwa 50000 Lungenkranke behandelt; die Erfolge find ersichtlich. Während 1897 erst in 68 9/9 der Fälle Besserung eintrat, wurde sie 1912 \{chon in 92 °% aller Fälle erreiht. Die Dauererfolge vermehrten sich von 1897 bis

1907, also in 10 Jahren, von 27 auf 57 %/o 1890 starben in Preußen 84086 Personen an Tuberkulose, 1913 nur noch 56583. . Die weit über 100 Milltonen Mark, die

die Versicherungsanstalten in den letzten | S E ausgegeben haben, tragen in der Wiederherstellung vieler Tausende reihe Frucht. Für die wichtige Wohnungs- fürsorge haben die WVersicherungsanstalten bis 1913 über 480 Millionen Mark zu niedrigem Zinsfuß ausgeliehen und bis zu demselben Jahre den ihnen geleglich zugänglichen Gebieten der BVolkswohlsahrt über 2 Milliarden Mark zugeführt. Dle Gesamtleistungen der Träger der Arbetiterversiherung einshließ-

| Ti der Rentenzahlungen betrugen bis 1913 fast 11 Milliarden

Mark. So ist diese Versicherung wirtschaftlich ein Segen für die an ihr beteiligten rund 60 Millionen Versicherten geworden, und Hunderttausende, die in Feindesland für das Vaterland kämpfen, ver- danken thre Wehrfähigkeit der rehtzeitigen und sahgemäßen Behand- lung, die thnen bei IEAUN A AUILIEIEN und Betrtebsunfällen durch die soziale Versicherung zuteil wurde. :

a weiteres wesentlihes Verdtenst der öffentlih-reGtlihen Ver- sicherung ist die Milderung der sozialen Gegensäye zwischen Unternehmern und Arbeitern. Bekannt ist das weitgehende Selbstverwaltungsreht, das den aus freien Wahlen hervorgegangenen Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten ermöglicht, ihre Interessen zur Geltung zu bringen. Als der frevelhafte Ueberfall über das Deutshe Reih hereinbrach, marschierten die Arbeiter Schulter an Schulter mitt den übrigen Volksgenossen gegen den ge-

meinsamen Fetnd. emame L Träger der Arbeiterversfiherung lassen es nicht

an si fehlen. Zurzeit werden an etwa 1300000 Personen ae A E N Invalidenrenten und an 1200000 Unfallrentner 180 Millionen Mark Entschädigungen jährli gezahlt. Der Krieg wird diese Ausgaben beträchtlih erhöhen, weil nah der Entlassung aus dem Militärverhältnis viele niht mehr voll erwerbsfähig sein werden.

. Veber die Reichsversicherungsordnung hinaus sind aus Anlaß des Krieges dem Versicherungsträger besondere Leistungen auferlegt worden, fo die Gewährung der Wochenhilfe an die Ehefrauen usw. Ungeachtet ihrer Gesamtleistungen bis 1912 von rund 11 Milliarden Mark betrug dennoch das Vermögen der Versiherungsträger Z Milliarden Mark. In Anleihen des Neihs und der Cinzel- staaten haben sie 558 Millionen Mark angelegt. Bei den ersten

beiden Kriegsanleihen waren fie gleihwohl noch mit 381 Millionen außerordentlichen

beteiligt. Besonders umfassend sind die

E ilunaen der Versicherungsanstalten. Die der Aufsicht des Neichsversicherungsamts unterstellten An- stalten haben an Zushüssen für das Rote Kreuz, zur

B ung von Wollsachen für das Heer, an Beihilfen für Dst- eue Us Elsaß-Lothringen, für Ausrüstung von Wazarettzügen usw. über 7 Millionen und an Darlehen zur Linderung der Krieg8not über

20 Jahren für die"

40 Misllionen Mark anfgewendet und dem Roten Kreuz über 6500 Betten eingeräumt. G

Schon nach diesem knappen Auszuge aus den interessanten An- gaben, die Witowsfi in eingehender Darstellurg bietet, ist die Mirkjamfkeit der sozialen Versicherung und ihre machtvolle Ent- wicklung zu erkennen. Sie hat den Arbeiterstand gesundheitli, wirtshaftlich und sozial gehoben. Mit ibrer Hilfe haben wir den Kampf auf dem Weltmarkt erfolgreich geführt. Die Zahlen beweisen niht nur aufs neue, wie auch die Arbetterversicherung im Deutschen Reiche turmhoch über allen sozialen Einrichtungen unserer Feinde schon in Friedenszeiten stand; wir dürfen mit berechtigtem Stolze uns vor allem ihrer in diesem Kriege erfreuen. Hört man oft die Frage, woher das Reich diese Millionen kräftiger, jugendfrischer Kämpfer aus dem Boden stampfen könne, so kann man fie nun damit beantworten : dur eine wunderbare Organisation auf allen Gebieten, deren Größe wir jeßt erst erkennen, deren Segen uns jeßt nah diesem Kriege als goldene Frucht sür die Mitwirkung des ganzen deutshen Volkes

zuteil wird. / Kunft und Wissenschaft.

Schwere und Licht. Einander so fremde Eigenschaften der Körper wie die Schwere und das Licht werden durch die neueren An- ihauungen der Physiker in engen Zusammenhang gebraht. Daß das Licht zu seiner Fortpflanzung Zeit braucht, ist seit mehreren Jahr- bunderten bekannt, jeit Olaf Römer diese ungebeure unvorstellbare Geschwindigkeit von 300 000 Kilometern in der Sekunde zuerst mit

ilfe der Verdunkelungen eines Jupitertrabanten messen lehrte (1675).

aber auch die Wirkungen der Schwere zu ihrer Ausbreitung im Naume Zeit gebraucben, daß eine Bewegung der Erde oder der Sonne nit sofort, sondern erst na Verlauf einer bestimmten Zeit ihren Einfluß auf die Bewegungen der Körper in weit entlegenen Fernen des Weltenraums geltend macht, wird von den Lehren der modernen Physiker zwar angenommen, ist aber bisher noch niemals einwandfrei nachgewiesen worden. Auch eine unmittelbare Ein- wirkung der Schwere auf das Licht muß nach den neueren Gravitationstheorten, wie sie besonders von Einstein, dem Schöpfer der Nelativitätstheorie, ausgebildet worden sind, in der Weise stattfinden, daß die Uchtstrahlen in der Nähe eines s{chweren Körpers von ihrem geraden Wege abgelenkt werden, fodaß auf einer bei einer Sonnenfinsternis aufgenommenen Photographie die in der Nähe der Sonne stehenden Firsterne eine Verschiebung zeigen müßten. Entsprechende Beobachtungen bei der leßten großen Sonnenfinsternis im August 1914 konnten wegen des Krieg3ausbruchs [eider nit angestellt werden. Eine weitere Folge- rung aus dieser Theorie ist, daß im Sonnenspektrum und besonders in dem sehr großer Firsterne eine Verschiebung der Linien nach Rot zu stattfinden muß. Nach einigen Versuchen \cheint eine solhe Ver- \chiebung angedeutet, nach anderen nit, jedenfalls können erst jahre- lang fortgesezte Beobatungen Aufschluß hierüber geben. Inzwischen kann man, wie Erwin Freundlih in der „Physikalishen Zeitschrift“ ausführt, doch vielleicht eine Erscheinung beobachten, die auf eine folhe „Notverschiebung“ zufolge der Schwere im Firsternsystem hîn- weist. Wie nämlich der Ton einer sih entfernenden Schallguelle, j. B. elner pfeifenden Lokomotive, tiefer wird, weil weniger Schall- wellen als bei ruhender Schallquelle das Ohr treffen, und wie um- gekehrt der Ton einer sich nähernden Schallquelle höher wird, fo müsse auch das Ust einer sich entfernenden Lichtquelle etne Färbung nach rot bin, das etner sih nähernden Lichtquelle eine Pg nah violett hin annehmen. Diese Aenderung der Färbung ann man an den Verschiebungen der Linien tm Spektrum vieler Fir sterne feststellen, und man hat daraus geschlossen, daß diese Sterne je nah der Art der Verschiebung der Linien eine Bewegung auf die Erde zu oder von thr fort e My und aus der Größe der Linten- vershiebungen hat man auch auf die Geshwindigkeit der Gestirne \chließen können. Für diese Geshwindigkeiten müßte man eine Ver- teilung nah dem Zufall erwarten. Aber Untersuhungen des amerikanishen Astronomen Campbell haben ergeben, daß über die nah dem Zufall verteilten Geshwindigkeiten sich bei den Sternen bei einem bestimmten Spektralcharakter eine gemeinsame Geschwindigkeit von 4,5 km überlagert, bei den Sternen eines andern Spefktral- carakters eive solche von 2,4 km. Könnte man annehmen, daß die Linienverschiebungen, die diesen gemeinsamen Geschwindigkeiten ent- sprehen, gar nicht von solhen Geschwindigkeiten herrühren, fondern solche von der Einsteinshen Theorie geforderten Gravitationsvers{biebungen sind, so würde man hieraus ein Mittel finden, um die Massen dieser Sterne zu berechnen, und zwar ergibt fich unter diesen Vorausseßungen, daß die Fixsterne des erst erwähnten Speklralcharakters eine 15 mal fo große Masse haben wie dite Sonne, die des dann erwähnten Spektralcharakters eine 3} mal fo große Masse. Nun kann man aber über die Vèassen vieler Fixsterne aus rein astronomischen Betrachtungen zu bestimmten Schäßungen kommen, und besonders bei den Sternen von den erwähnten Spektraltypen ist dies hon vor einigen Jahren in einer Arbeit von Ludendorff ge- sehen. Es ergab sih damals, daß die Sterne dieser beiden Spektrals- typen unter einander annähernd gleihe Größe haben, jedenfalls von glether Größenordnung find, und daß die der ersteren Gruppe etwa 3 mal so groß sind wie die der leßteren. Für die Massen dieser Sterne selbst ergab sh für den ersten Spektraltypus das 14 fache, für den zweiten das 43 fache der Sonnenmasse. Diese Werte stimmen mit den oben angegebenen (15 und 34) so gut überein, wie man bei der Unsicherheit der gemahten Annahmen nur erwarten fann, und dieser Zusammenhang zwischen zwei sonst ganz zusammenhanglosfen Erscheinungen is zwar noch kein absoluter Beweis für das Vor- handensein einer Gravitationéveaischiebung, macht sie aber doch etniger-

maßen wahrscheinli. Literatur.

In Warschau erscheint seit dem 10. August ò. I. eine von der Presseverwaltung für Polen begründete , Deutsche Warschauer Zeitung“ (Bezugspreis in Warschau vierteljährlih 4 4; durch Postbezug nah auswärts 6 H nebst Bestellgeld). Die Zeitung will das im Osten kämpfende deutshe Heer, im engeren Sinne die Warschauer Garnison und die dort tältigen zahlreihen Offiziere und Beamten der Stäbe und Behörden, mit zuverlässigen Nachrichten versehen sowte die amtlihen Bekanntmachungen {nell wetten Kreifen zugänglich machen. Eine weitere dankenswerte Aufgabe sieht sie darin, über die interessanten wirtschaftlichen, politishen und nationalen Verhältnisse des Ostens Kenntnisse zu verbreiten, über die vielfa eine auffällige Unklarheit herrs{cht. Da die Zeitung auch in Deutschland viele Leser

efunden hat, wird sie berufen sein, auch im Reich Interesse sür den

Osten, besonders für Polen, zu wecken, denn polnische Verhältnisse nehmen in dem Blatt naturgemäß einen breiten Raum ein. Be- fonders durch Wiedergabe von Stimmen aus der polnischen Presse werden die deutshen Leser ein Bild von den tn Polen herrschenden Stimmungen erhalten. Seit dem Oktober d. J. ist die „Deutsche Warschauer Zeitung“ ihrem Inhalt nah erweitert und umgestaltet und in ihrer äußeren Ausstattung vervollkommnet. Das Unternehmen legt Zeugnis von dem \{chöpferischen Geist der deut}chen Verwaltung în den beseßten Gebieten ab und dürfte durch die Kenntnisse, die es von den Zuständen im Osten vermittelt, dazu berufen fein, einen wichtigen Baustein zu der künftigen Neugestaltung: der: Verhältnisse an unserer Ostgrenze zu liefern. Ueber die Gründung, Einrichtung und Aus- gestaltung der Zeitung sowie über ihre Ziele ist eine lesenswerte kleine Schrift herausgegeben, die für 0,35 4 durch E. Frotscher in Leipzig, Lößniger Straße 41, zu beziehen ist.

Die letterschienene (44.) Nummer des laufenden Jahrgangs des „Kladderadat\ch" (Verlag von A. Hofmann in Berlin) ist der Türkei gewidmet. In Woit und Bild, in Ernst und Scherz wird in der fehr reihhaltigen Nummer unserer tapferen türkishen Kampf- genossen gedaht. Das Heft wird nicht nur in Deutschland viele dankbare und zustimmende Leser finden, sondern dürfte auh berufen N in der Türkei Kenntnis von den sympathischen Gefühlen zu ver-

reiten, die man in Deutschland allgemein der türkischen Nation und ihrem tapferen Heere entgegenbringt.