1915 / 289 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

eher Leute, auf die „Nicofian* hinüberzugehen und die deutschen atrosen, die sich darauf gerettet Hatten, zu Juen. Die Zeugen Palen und Curran bekunden dabei, daß der Kommandant aus- drücklich angeordnet habe, „keine Gefangenen zu mache:n“. In der Tat wurden auf der „Nicosian“ vier deut|he Matrofen tim Ma}chinen- raum und im Welleugang aufzefunden und ermordet.

Dem Kommandanten des deutichen Unterfecbootes g?lang es, wie die Zeugen übereinftimmend bekunden, nah dem Bug der „Nicofian“ zu entkommen. Er sprang ins Waßer und s{wamm um don Bug des Schisses herum auf die „Baralong* zu. Die englischen S-eleute on Bord der „Nicofian“ \{ossen sofort auf ihn, obwohl er allen sichtbar die Hände zum Z-ichen, daß er sich crgetca wolle, empcrhob, und setzten das Feuer auch tort, nachdem ihn ein Schuß an'cheioend in den Mund getreffen haite. Schließlich tötete ihn ein Schuß in den Nacken.

Vorübergehend wurden dann \ömtliWe Z-ugen an Bord der „Nicofian® zurückbefoblen. Dort fahen die Zeugen Palen und Cosby je einen Leichnam eircs deutshen Matrofen, während der Zeuge C urran, der mit den für die Bergung des Dampfers dringend notwen dgen Mannschaften an Bord verblieb, sämtliche vier Leichen gesehen hat, die am Nachmittaa über Bord geworfen warden.

Der Kommandant der „Baralong* ließ die „Niccsian“ einige Meilen nach Avonmouth zu \{l: ppen und darauf deren bei thm zurückgeblietene Mannschaft an Bord der „Nicosian" zurückbuiagean ; zugleich sendete er einen Brief on den Kapitän der „Nicosian“, worin er diesen ersuchte, seiner Mannschaft, insbesondere den darunter be-

ndlichen Amerikanern einzushärfen, weder bei ihrer Aufkunft in

iverpool, noch bei ihre” Nückehr nah Amerika etwas über die An- Gegen verlauten zu lassen. Der Brief, den der Zeuge Curran jelbst g‘lesen hat, war unterzeihnet „Captain William Wc Bride, H. M. S. Baralong“. Daß der fremde Dampfer „Baralo1 g* hieß, hat auch der Zeuge Hightower, während er sich an Boi0o dieses Schbiffes befand, von einem Steward des Dampfers erfahren, während der Zeuge Palen bekundet, daß er beim Verlassen des Schiffes an semem Bug diesen Namen in \{chwer lesbaren Buchstaben gelesen hate.

Die Aussagen der \ech3 Zeugen werden im w fentlißen von dem 18 Jahie alten Zzugen Larimore Holland bestätiat, dessen eidliche uésoge vor dem öffentlihen Notar Frank S. Carden in der Graf|chaft Hamilton im Staote Tennessee am 12. Oftober 1915 ab- gegeben worden ist. Der Zeuge, dec sid als Heizer auf der „Baralong“ befand, hat den unerhörten Vorfall an Bord dieses Schiffes miterleot. Auch nach seinen Angaken haite die „Baralong“ die amecrikavise Flagge gescyt und war, von der „Nicosian“ g: deckt, aúf den Schauplatz zugtfahren, wo sie, sobald das Unterscedoo fihtbar wurde, tas Feuer auf. dieses eröffnete und es so zum Sinken brachte. Er bestatigt ferner, daß etwa fünfzehn Leute der Besagung des Unterseeboots, als dieses sank, über Bord |prangen und, teils im Wasser \{chwimmend, tetls beim Versu, an den Tauen der „Nicosian" hinaufzuklettein, von dem Geschütz- und Gew: hrfeuer der „Baralong* getötet wurden. Wenn feine Aussage tin einzelnen Punkten ‘von den übrigen Zevgenausfagen abweicht, fo bat das feinen Grund offenbar darin, daß er die Vorgänge nur zum Teil felbst ge- sehen hat, während er. andere Vorgänge, intbesondeie die an Bord der „Nicosian“, auschetnead nur vom Hörensagen weiß.

Auf Grund des vorstehenden Materials fann es feinem Zweifel unterliegen, daß der Kommandart des biuitischen Hiifskceuzers „Baralong*, McBride, der ihm unterstellten Mannschaft den Be- fehl gegeben hat, hilf- und wehrclose deutshe Seeleute nicht zu Ge- fangenen zu macen, fondern se feige zu ermorden, sowie daß feine Marnscha\t den Befehl befolgt und sich taozurch des Mordes uits schuldig gemackt hat.

Die Deutsche Regierung teilt diese furchtbare Tat der britischen Regierung mit und nimmt bestimmt an, daß diese, nabdem fie von dem Sachverhalt und den anliegenden Verhandlunzen Kenptnis ge- nommen hat, unverzüglich den Kommandanten und die beteiligte Mannschaft des Hilsskreuzers „Baralong* wegen Mordes zur Ver- antwortung ziehen und nah den Kriegsgesetzen bestrafen wid. Sie erwartet in lürzester Frist eine Aeußerung der britishen Megierur g, daß diese das Verfahren zur Sühnung des empörenden Vorfalls ein- geleitet hat; demnächst erwartet fie eine eingehende Aeufierung über das Ergebnis des nah Möglichkeit zu btschleuntgenden Verfahrtns, um sib selbst davon überzeugen zu können, daß die Tat durch etre ihrer Schwere entsprechende Strafe geahndet worden is. Sollte sie ch in ihrer Erwartung täuschen, so würde sie sh zu schwerwiegenden S Ingen wegen Vergeltung des ungesühnten Verbrechens ge- nôtigt sehen.

Berlin, den 28. November 1915.

Nach dem funkentelegraphischen Bericht der englischen Großstation Poldhu vom 2°. d. M. bringen New Yorker Zeitungen, wie „W. T. B.“ mitteilt, die Nachricht, daß seit dem 18. Februar die britische Flotte 58 deutsche Unterseeboote erbeutete oder versenkte, während 20 weitere als höchstwahrsheinlich zerstört an- geführt werden. Bereits im Oktober wurden in der Aus- landspresse ähnlich hohe Angaben über deutsché l’-Bootsver- luste ausgestrent; so bezifferte Poldhu damals unsere U-Boots- verluste auf 60. Diese maßlos übertriebene Behauptung wurde unter dem 8. Oktober mit Ermächtigung von zZu"- ständiger Stelle dahin richtiggestellt, daß die tat- sächlichen Verluste im U-Bootskrieg weniger als ein Viertel der genannten Zahl betragen. Wir beschränken uns, auf diese Veröffentlihung hinzuweisen, um Wert und Absicht der neuerlichen Nachrichten zu kennzeichnen.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsanzeigers“ liegt die Ausgabe 824 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie onthält die 399. Verlustliste der preußishen Armee, die 234. V rlustliste der sähfishen Armee und die 315. Verlustliste der wurttembergishen Armee.

Oefterreih-Ungarn.

Im ungarischen Abgeordnetenhaus beantragten vorgestern im Laufe der Debatte über das Budgetprovisorium der Führer der Unabhängiakeitspartei Graf Michael Karolyi, die Regierung solle angewiesen werden, die Wahlrechts- vorlage auf Grund des allgemeinen Wahlrechts mit Fallen- lassen des Vermögenszensus und Herabsezung der Altersgrenze inzubrinaen, und das Mitglied der flerifalen Volkspartei Nakowsfky die Verleihung des Wahlrehts an alle von der Front heimgefkehrten Soldaten, die das 22. Lebensjahr über- chritten baben. Nah dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte

Ministerpräsident Graf Tis za hierauf:

Er i geaen diese Anträge, weil es nit ratsam set, sib mit ciner ovrgonlsden Refcin unler Einwirkung daugenblidiier Stimwungen zu beshäitigeu vnd Fragen zu lösen, die för lange Zeit das Scthickial der garzen Nation entiheiden fönnten, Würden die Aniräge angenommen werder, so könnte cio Zustand entjzeben, von bem es tene Rückfehr mebr geben würde, Der ungarise NReidgttag würde noch genug Gelegenheit haben, sich mit bieser Frage zu be- {chäftigen.

Am weiteren Verlauf der Sißzung erörierte Graf Andraf\y (Oppofitionell) die Möglichkeit des Friedensschlusses. Ex sagte :

Es ift menschlihe Pflicht, den Frieden in jenem Augenblick zu \{licßen, in dem dies möglich ist. I bin volikommen überzeugt, daß wir imstande sind, den äußersten Widerstand unterer Feinde nieder- zuringen und den Krieg fortzuïeßzen, vis die Gegner gezwungen find, um Feteden zu bitten. Es wäre jedoch ein Glück, wenn es gelingen würde, noch bevor dieser lepte Zeitpunkt eintritt, RrieveRn zu \chließen. Wenn ih troßdem niht für eine

rieden2afiton eiatrete, so licgt die Ursahe dariv, daß ih überzeugt bin, daß diejznigen Faktoren, von deren bei uns Krekeg und Frieden abhängin, es als den glücklichsten Augenblick be- zeihnen würden, wenn sie das Schwert wieder in die Scheide stecken fönnten. Außerdem hält mi voa jeder Friedensafiion der Umstand zurüd, daß ih leider auf der anderen Seite kein Anzeichen bemerke, daß derzeit der Friedenss{hluß mö.„lich wäre. Alle Zeichen weisen viel- mebr darau! btn, daß unsere Gegner sih in das gegenwärtige Gr- gebnis des Krieges noch nicht gefügt haben, daß fie alles aujbieten, um vielleicht dann do das Kriegsglück noh zu wenden, und daß die Erflärungen des französischen Ministerpräsidenten und die Aeußerungen im engliscken Unterhause für den Friedens\chluß unter den gegebenen Verhältnissen gecinge Wahisheinlichkeit bieten.

Großbritannien und JFrland.

Das Ministerium hat nach einer Meldung der „Daily News“ kürzlich die Frage zu erörtern begonnen, wie groß die Gesamtstärke des Heeres während des Krieges sein solle; erst wenn das bestimmt ist, wird sich zeigen, ob das Ergebnis des Werbefeldzuges von Lord Derby genügt. Einige Minister erachten es als notwendig, für den Balfan und die anderen Kriegsschaupläßze ebenso starke Armeen aufzustellen wie an der Westfront. Wenn diese Ansicht durchdringt, wird die Wehrpflicht unvermeidlih. Nach dem genannten Blatt fönnten gegenwärtig drei Millionen als unter Waffen oder in der Ausbildung befindlih angenommen werden. Die Zahl der industriell noch entbehrlihen Krieastüchtigen sei auf 1 200 000 zu schäßen. Dás Ergebnis des Derby-Werbefeldzuges würde im Verhältnis zu dieser Ziffer zu beurteilen sein.

Der Premierminister Asquith teilte vorgestern im Unterhause mit, daß Maßregeln zu engerer mili- tärisher Zusammenarbeit mit Frankreich getroffen seien, während über das Zusammengehen mit den anderen Verbündeten noch verhandelt werde. Es sei nicht im öffent- lichen Jateresse gelegen, Einzelheiten mitzuteilen, die für den Feind wertvoll sein könnten.

leber die Verhandlungen des Hauses berichtet „W. T. B.““, wie folgt:

Der Abz. Lonsdale fragte, ob ein Abkommen zwischen der englischen Regierung und den Vertretern der Kauf- leute von Kopenhagen geshlossen worden sei, ob dieses Ab- fommen die Wtederausuhr von Gütern nah friegführenden Ländern gestatte, und ob der Minister die Bedingungen dieses Abkommens mittetllen wolle. Lord Nobert Cectil erwiderte, er be- dauere fehr, daß unüberwindliche - poliiishe Gründe ihn ver- hinderten, das Abkommen auf den Tisch des Hauses zulegen; ec könne nur sagen, daß bas Abkommen auf dem Grundsayze“ beruhe, daß ein wirlsamec Unterschied zwishen dem gutgläubigen Handel der Neutralen und dem feindlichen Ueberseehandel gemacht werde. Auf eine weitere Froge erklärte Cicil, das Abkommen stehe im Einklange mit der Politik der Verbin: erung der Einfuhr, deren Deutschland bedürfe, um den Krieg fo:tzuführen. Das Abkommen habe die Billigung der Ndmiralttät und der anderen Ressorts gefunden ; er könne nicht mitteilen, ob es dem Kobinett unterbreitet worden jet. Dalziel sagte, er werde bei nächster Gelegenheit auf die Frage zurückkommen. Lord Robert Cecil betonte, er könne feine Erklärung über das Verhältnis des Bierverbandes zu Griechenland abgeben. Der Kanzler der Schatz fammer McKenna führte aus, daß die Goldreserven der Banken, einschlichlich der Bank voa England, am 30. Juni 110 Millionen Pfund Sterling betragen hätten. Dae Publikum habe zu diesem Zeitpunkt \häßungswei'e 75 Millionen gegea 78 Millionen Pfund Ster- Hingam 30. Junt 19 14"im Besiy gehabt. Äufeine Frage erkiärte Mc tenna, der gegenwärtige Betrag des im Besiße des Publikums befindlichen Goldes sei natürlich sehr viel geringer. Jowett (Arbetterpartet) fragte den Schaßkanzler, ob das Flugblatt, in dem die Arbeiter auf- gefordert werden, weniger Fleisch und Brot zu verzehren und die aröß'e Sparsamkeit zu üben, au den Gäiten des jüngsten Lordmayor- banfketts zugesandt worden sei. McKenna antwortete, er habe feinen Grund, anzunehmen, daß dies niht ge\heben set. Der Premiermiaister Asquit h lehnte es ab, Mitteilungen üb:r die Erzebn sse der Reise

Kitcheners zu machen. Rußland.

Durch Kaiserlihen Erlaß wird der Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Arbeiten des Reichsrats und der Duma, die am 9. November erfolgen sollte, wegen äußer- ordentlicher Umstände so lange hinausgeschoben, bis die Ausschüsse beider Körperschaften die vorbereitenden Arbeiten für eine vorläufige Beratung des Haushalts fertig gestellt haben.

E Verweser des Ministeriums des Junern Chwostow ist zum Vinister des Junern ernannt worden.

Der Erzbischof Pitirim, Exarch von Georgien, ift zum Metropoliten von St. Petersburg, der Metropolit von St. Petersburg Wladimir zum Metropoliten von Kiew

ernannt worden. Griechensand.

Die leßte Mitteilung der Vertreter des Vierver- bandes an Griechenland enthält der „Agence Havas“ zu- folge die Grundlagen eines Uebereinkommens mit Griechen- land. Sie schlägt vor, einen griechishen Militäraus\{huß und einen Ausshuß der Verbündeten nah Saloniki zu entsenden, die an Ort und Stelle verhandeln würden.

Afien.

Der Vertreter der Agentur Milli in Bagdad meldet, daß die durch ben persishen Nationalaus\chuß aufgestellte Miliz zwischen Hamadan und Kaswin russische Streitkräfte, die auf 5000 Mann geschäßt wurden, an- gegriffen, 1000 Mann getötet und die übrigen in die Flucht geschlagen habe. Die glänzenden Erfolge, die die osmanischen Truppen im Jrak über die Engländer errungen haben, hätten in Persien große Freude erregt.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Schanghai, kam es dort am Sonntag an Bord des Kreuzers „Chaoho“ zu einer Meuterei. Der Kreuzer feuerte auf das Arsenal. Die anderen im Hafen anwesenden Kriegsschiffe behielten den Kreuzer zwar im Auge, wagten es aber nicht zu feuern, weil sie fürchteten, die europäishe Niederlassung zu be- schädigen. Auch zu Lande unternahm eine Abteilung von Meuterern, die mit Kanonen ausgerüstet war, einen Angriff auf das Arsenal, wurde aber durch das vom Arsenal abgegebene Feuer verjagt. Nach einem Telegramm aus Peking vom 6. ist die Nuhe in Schanghai wiederhergestellt.

Kriegsnagrihten.

Großes Hauptquartier, 8. Dezember. (W. L. B.)

Wessilicher Kriegsschauplaß.

Versuche des Feindes, uns den Erfolg östlich von A uberive sireitig zu machen, scheiterten. Außer den Gefangenen sind dort 3 Maschinengewehre in unsere Hand gefallen. Nord- östlih von Souain wurde den Franzosen die Stellung auf der Höhe 193 in einer Ausdehnung von etwa 500 m entrissen. Vier Gegenangriffe wurden abgeschlagen. 1 Offizier 120 Mann find gefangen genommen, 2 Maschinen- gewehre erbeutet.

Oestlicher Kriegsschauplaß. An der Front der Heeresgruppe des General- feldmarschalls von Hindenburg wurden vereinzelte Borstöße shwächerer rufsisher Abteilungen zurückgeschlagen.

Balkanfkriegsschauplas. Bei JFpek rourden 80 Geschüße und viel Kriegs8gerät er- beutet. Gestern find über 2000 Gefangene gemacht worden. Oberste Heeresleitung.

Wien, 7. Dezember. (W. T. B.) Amtlúlich wird gemeldet * Russischer Kriegsschauplas8. Keine besonderen Ereignisse.

Jtglienischer Kriegsschauplaß. Die Lage ist unverändert. Es fanden feine größeren

Kämpfe stait.

Südösstlicher Kriegsschauplaß. ____ ESüdlich von Plevlje schlugen wir montenegrinische Vor- stöße ab. Jm Grenzraum nördlich von Berane greifen unsere Truppen die montenegrischen Hauptstellungen an. Sie er- stürmten gestern mittag die Verschanzungen bei Suhodol. Südlih von Novipazar brachten wix abermals 1300 Gefangene ein. Der Raum östlih von“Jpek war aentern neuerlich der Schauplaß heftiger Kämpfe. Der Feind wurde überall geworfen und verlor sechs (Geschüße. Heute früh drangen wir in Jpek ein. Diakowa wurde vón den-Bülgarèn bé}ett.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Sofia, 7. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 4. Dezember. Am Anfang unserer Operationen gegen Serbien, als unsere ganze Armee westwärts gesandt wurde, hatten die gelandeten französishen Truppen, unterstüßt durch serbische Streitkräfte, bei ihren Operationen im südlichen Mazedonien sih auf der Linie Sonitshka—Glawa-—Ba- buna—Planina—Gradsko— Kriwolak einnisten können, aber wir zögerten nicht, je nach der Möglichkeit vorzurücken, verstärkten unsere Truppen an dieser Front und gelangten bis zu Anfang November dahin, den Feind über die Linie Kriwolak—Vardar—Cerna zurücckzuwerfen. Unser Ziel war, die französishe Front zu umfassen, um sie nach der Ankunft genügender Kräfte einzuschließen. Die Beseßung des östlichen Abhanges der Nadowil Planina brachte uns dem erstrebten Ziele näher, denn die Franzosen sahen sich da- durch von Nordosten, Nordwesten und Südwesten umringt. Sie bemerkten die gefährliche Lage, in die wir sie verseßt hatten, und faßten f ofort den Entschluß, sich zurück- zuziehen, um der sie bedroh enden Katastrophe zu entgehen. Es ist anzuerkennen, daß die Franzosen hierbei zeigten, daß sie das Nückzugsmanöver in vorbildliher Art auszuführen verstanden, denn sie konnten sih aus der Zange, ir. die wir sie genommen hatten, befreien. Unsere Truppen gingen auf der ganzen Front zur Offensive über und beseßten südwärts die Linie Kriwolak—Negotin—Kawadarßtßi; der Feind zog sich sehr eilig zurü, von unseren Abteilungen ge- drängt. Nach Durchführung der Operation auf Pristina seßte der Große Generalstab des Feldheeres starke Abtei- lungen auf Tetowo—Gostiwar und Kitschewo an mit dem doppelten Zweck, erstens, Dibra zu beseßen und den Serben den Rückzug nah Mazedonien, wo sie fih mögliher Weise mit den englisch - französischen Truppen hätten vereinigen können, abzuschneiden, und zweitens, Ochrida und Struga zu beseßen und so den serbishen Abteilungen, die in der Umgegend von Monastir und Resna operierten, den Rückzug nach Albanien unmöglich zu machen. Eine Abteilung, die der Be- faßzung von Monastir den Nückzug abschneiden follte, wurde über Smilewo auf die Straße Monastir—Resna angeseßt ; diese Abteilung zwang durch ihren Vormarsch die Serben, die Stadt Monastir am 8. Dezember zu räumen. Heute ist diese Stadt durch uns besetzt worden. Weitere Ab- teilungen marschieren auf Ochrida und Dibra. Westlich von Prizren geht der Vormarsh auf Djakowa weiter. Am Mittag hat eine Abteilung unserer Truppen den Weißen Drin überschritten und nimmt heute abend die Stadt Djakowa in Besit.

Nach ergänzenden Nachrichten haben unsere in der Um gebung von Prizren operierenden Truppen festgestellt, daß die Niederlage der Serben bei Kula-Luma den Charakter einer Katastrophe trug. Auf ihrer haltlosen Flucht von Prizren nah Kula-Luma zu haben die Serben unterwegs ihre ganze Artillerie nebst Staffeln, ihren Fuhrpark, ihre Kraftwagen, die Wagen des Königs, 320 Omni= busse, eine beträchtlihe Menge von Bereifungen, Munition aller Art und anderes Kriegsgerät ver= loren; bei jedem Schritl vorwärts finden wir Geschüße, die auf den Wegen und in verlassenen Stellungen stehen geblieben sind. Das zeigt, von welcher Panik die aufgelöste serbische Armee ergriffen ist, die vergeblih einer Katastrophe zu ent- gehen sucht. Die seit 2 bis 3 Jahren von den Serben durch die shlimmsten Ausschreitungen bedrückten Albanesen er- heben sih und kämpfen mit den Waffen gegen die serbishen Massen, die die Gebirge Albaniens durchirren.

Sofía, 7. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht über die Operationen vom 5. Dezember. Unsere Truppe seßen an beiden Ufern des Wardar die Verfolgung derx Franzosen fort, die sih zurückziehen. Die Kolonne, die nördlih von Monastir über Smilewo gegen die Straße Monastir —Resna vorrückt, hat nah erbittertem Karapfe die Serben am Biglagebirge geschlagen und die Stadt Nesna besetzt. Die Kolonne, die, nördlich von Monastir vorrückend, von Kichewo gegen Ochrida

marschierl, bemächtigie ih nach harinäfigem Kampfe einer stark befestigten Stellung bei den Ortschaften Medowa und Mriamorac. Sie marschiert jeßt gegen Ochrida. Die Kolonne, die von Kichewo gegen Dibra marschiert, hat die Serben nach blutigem Kampfe an der Wasserscheide, die dem Kamme des Jamagebirges folgt, geschlagen und geaen Mittag Dibra beseßt, von wo fie den Feind in der Nichtung auf Struga verfolgt. An der serbisch-montenñegrinishen Front bei Djakowa und Kula-Luma segen unsere Truppen die Zählung des von den serbischen und montenegrinishen Truppen im Stiche gelassenen be- deutenden Kriegsmaterials fort.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 7. Dezember. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Jrak-Front näherten sich unsere Truppen am 4. Dezember Kut el Amara und unter- nahmen in der Nacht zum 5. Dezember mit starken Abteilungen eine Erfundung auf dem rechten Tigris-Ufer und mit Hilfe eines überraschenden Feuers einen Angriff gegen die feindlichen Stellungen. Am 5. Dezember beschoß unsere Artillerie die Stellungen des Feindes sowie die Umgebung von Kut el Amara. Unsere Kolonnen, die getrennt östlih von Kut el Amara vorrücten und ihr Feuer gegen drei Transportschiffe und zwei Monitore des Feindes richteten, steckten einen Monitor in Brand und nahmen zwei Schiffe weg. Außerdem erbeuteten unsere Truppen in der Gegend von Kut el Amara zwei Fracht- fähne; auf dem einen derselben fanden wir zwei Flugzeuge und eine Menge Fliegergerät. Jm ganzen haben wir bisher an dieser Front sechs feindlihe Flugzeuge erbeutet. Der Feind feuerte, um seine Niederlage vor den Eingeborenen zu verheimlichen, einen Siegessalut von 21 Schüssen ab.

An der Kaukasusfront schlugen wir einen vom Feinde in der Nacht vom 4. zum 5. Dezember gegen unsere Vorposten im Abschnitt von Kale-Bogaz unternommenen Ueberfall ab und machten einige Gefangene. Jn den anderen . Abschnitten, von Patrouillensharmüßeln abgesehen, nichts Neues.

An der Dardanellenfront bei Anafarta nahm unsere Artillerie - feindlihe Truppen, die Befestigungen aufführten und Batterien großen und kleinen Kalibers auf- stellten, unter wirksames Feuer. Bei Ari Burun beschoß ein feindlicher Kreuzer am 5. Dezember einige Augenblicke ohne Erfolg - unsere Stellungen. Unsere Artillerie zwang einen anderen Kreuzer, der sich Kaba-Tepe zu nähern suchte, ab- zudampfen. Bei Sedil-Bahr zerstörte unsere Artillerie mehrere zu Bombenangriffen bestimmte Stellungen des Feindes und verhinderte ihn, das namentlih gegen unseren linken Flügel gerichtete heftige Lufttorpedofeuer fortzuseßen.

Konstantinopel, 8. Dezember. (W. T. B.) Mitteilung des Hauptquartiers von aestern abend. Mie Dai Es front verhindern unsere Truppen den Feind durch fräf- tige Angriffe, sih in seinen befestigten Stellungen bei Kut el Amara vollständig einzurihten. Am 6. Dezember näherten unsere Truppen sich mittels eines sechs Stunden dauernden heftigen Angriffes erfolgreih der Hauptstellung ‘des Feindes; in diesem Kampfe nahmen wir ein Maschinen- gewehr und schossen ein feindliches Transportschif} durch unsere Geschüße in Brand. Wir haben festgestellt, daß der Feind infolge seiner Niederlage bei Selmanpak eine Menge Kriegs8gerät vergraben und Geschüße, Gewehre und Munition in den Tigris geworfen hat. i

An der Dardanellenfront beshoß uns der Feind bei Anafarta unter Mitwirkung seiner Schiffe mit Unter- brehungen aus verschiedenen Richtungen. Unsere Artillerie erwiderte und nahm die Lager, Schüßengräben und Trans- porte nebst Bedienung beim Feinde unter ein wirksames Feuer. Bei Ari Burun ziemli heftiger Kampf mit Bomben- werfen und Geschüßen. Unsere Artillerie erwiderte kräftig und brachte einen Teil der feindlihen Batterien zum Schweigen, verjagte einen feindlihen Kreuzer, der ih Ari Burun zu nähern versuchte, und zerstörte feindliche Schüßengräben und einen Teil einer Bombenwerferstellung. Bei Sedil Bahr ziemlich heftiges feindlihes Feuer mit Ge- schüßen, Bombenwerfern und Lufttorpedos; unsere Artillerie erwiderte und brachte dies Feuer zum Schweigen.

Von anderen Orten nichts zu melden.

Der Krieg zur See.

London, 7. De&zembér. (W. T. —B.) Dér „Daily

Telegraph“ meldet: Der britische JIndiendampfer

„Omeda“ ist, wie berichtet wird, vom Feinde versenkt worden.

49 Ueberlebende wurden gelandet; 5 Offiziere und 47 Laskaren werden vermißt.

Paris, 7. Dezember. (W. T. B.) Wie das „Journal“ meldet, hat ein die österreichishe Flagge führendes Unter- seeboot an Bord des von Piräus kommenden Dampfers „Spetsai“ zwei englishe Reisende, den Militärattaché in Sofia Obersten Napier und den Hauptmann Wilson, gefangen genommen. Ein dritter enalischer Offizier konnte der „Agenzia Stefani“ zufolge an Bord bleiben, da er nachwies, daß er dem Roten Kreuz angehörte. Große Säcke mit sehr bedeutender Korrespondenz, die man versucht hatte, verschwinden zu lassen, indem man sie ins Meer warf, wurden von den Oesterreichern beschlagnahmt.

Kopenhagen, 7. Dezember. (W. T. B.) Aus Goete- botg wird berichtet: Der \{chwedische Dampfer „Swend“, der am 24. November mit einer Kohlenladung von England nah Malmö abgina, ist bisher nicht eingetroffen. Man be- fürchtet, daß der Dampfer, der eine Besaßung von 15 Mann hatte, auf eine Mine gestoßen und untergegangen ijt.

Berlin, 7. Dezember. (W. T. B.) Der französische Torpedobootszerstörer „Branlebas“ von 340 Tonnen ist bei bededtem Himmel und stürmisher See Nachts auf eine Míne gelaufen und gesunken, wie der Bericht der Kriegs8gerichts8verhandlung gegen den Kommandanten 1m „Temyvs“ vom 3. Dezember ergibt. Da Zeit und Ortsangabe fehlen, ist wohl anzunehmen, daß das Schiff im Kanal an der flandrischen Küste gesunken ist.

Wien, 8. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird ver- lautbart: Eines unserer Unterseeboote hat am 5. d. M. um 10 Uhr Vormittags vor Valona einen italienischen keinen Kreuzer mit zwei Schloten versenkt.

Flottenfommandant.

Knnst unnd Wissenschaft.

Vie Köulglihe Bibliothek in Berlin hat ihten Jahres - beriht 1914/15 berausgegeben. Ihm ist zu entnehmen, daß durch den Krieg die Uebersiedelung in das neue Bibliotheksgebäude ver- zögert, der Bücherverkehr vorübergehend einzeshränkt und die Be- nußung dauernd herabgeseßt wurde. Sehr fühlbar war der Einfluß des Krieges auch auf tem Gebiet der Sammeltätigkeit. De Büchereinfubr aus den feiudlihen Ländern fstockte zunächst fast vollsiändig und die Bezüge wurden erst allmählih auf mittelbaciem W-ge wieder möglich, doch mußte die Ergänzung nameytlich der Zeitschriften und Fortsetzungen der Zukunft überlassen werden. Noch wesentlicher war der piöuliche Umschwung in der Act der Neuerscheinungen. Während neue wissen- schaitlihe Werke im Inland wie tm Ausland nur noch spärlich er- ichienen, ergoß si eine faum übersehbare Flut von Kriegs- literatur des verschiedensten Inhalts und von verschiedensiem Werte. Die Biblioihek seyte sich fofcrt das Ziel, diefe Kriegs- literatur môglichft vellständig zu sammeln, vnd zwar niht nur die Erscheinungen in Buchform, sondern auch ae sonstigen graphischer Kriegsdokumente. Behörden und Private sind der Aufforderung, diese Sammlung zu unterstüyen, tim wittgehendften Maße nahgekommen ; zu ibrer Bearbeitung wurde eine befondere Vienststelle eingerichtet, die im Berichts}ahr 4831 Eingangsnummern verzeichnen konnte. 3m Rahmen dieser Kriegssammlung wurde au eine weitgehende Sammlung tn- und ausländischer Zeitungen seit Krciegsbeginn in Angriff genommen, wobei fh alsbald die Sammlung au von Zeitung8auss{chnitten neben den vollitändigen Nummern der Blätter ais wünschentwert heraus- stellte. VYeéir den Zeiteretgnissen im Zusammenhang standen zwei Ausstellunaen, deren ertte Abbildungen und Urkunden aus dem Kriege 1870,71 enthielt, während die andere Autographen zum gezen- wärtigen Kriege und zur Geschihte der Kriegstehnik vereinigte Etne weitere Betätigung der Köntalichen Bibltothek lag auf dem Gebiete der Lazarett-und Mannschaftsbüchereien, für die eine besondere Sammelstelle eingeri{chtet wurde. Mit den vorzugsweise aus Berlin und Umgegend etogeher den Bücherspenden wurden anfang3 mei'ier8 Lazarette in Berlin und in der Provtoz Brandenburg, später aber auch sole in Ostpreußen, der Nbeinprc vinz, Elsaß-Lothringen und Belgiea versehen; ferner gingen Sendurg!n an Schiffe der Kriegs- marine, an Ersagtruppenteile, Wahkommandos in Gefangenenlagern und Besazunestrupven. Im ganzen wurden im Berichtsjahr 597 Sendtuncen mit 122 560 Bänden abgeschickt, ungercchnet Zettfschriften- befte und f!ei: ere Betgaben. Um d'e gemeinjamen Gerühle gegen- über der aroßen Zeit zu pflogen und autzudrüden, hielt der General- dicektor an jedem Sonnabend an das g-jamte Perjonal Ansprachen, onfnüpfend an die Eceigrisse ter Wee und zur Mitteilung von Nachrichten üner die 1m Felde stehenden Angehörigen der Bücherei. Kür die Hirterbliebenen\ürsorge urd antere soziale Kriegs- zweckde wiärde ein Bibliotheksfondss gesammelt, von dem nach Abführung ven 1000 «6 an das Note Keeuz nod) 2509 6 als verfügbare Summe verblieben. Aus den Be- rihten über die einzelnen Abteilungen der Bücherei sei folgendes heroorgehoben: Die Druckschriftenabtetilung wude im Berichts- jahr um 951 735 (lm Vorjzbhr um 60391) bibliographische Bände vermehrt, von tenen 1971 (26 730) dur Kauf, 16 544 (13 254) als Geschenke, 10 647 (15 652) als Pfl chtlieferungen und 4783 (47595) amtiihe Vruckiachen «ingingen; außertem wurden 2067 (1506) Bände in das Zugangtêver/e chnis der Gö:gz-Wrisbergshen Bibliothek einge- tragen. Für das Zugangsverzichnis der amtlihen Drudsaben wurden 2800 (2418)Sendüungen mit4783 (4755) Bänden bearbeitet. Der Bestand an Zeitschriften wuchs um 917 (2472); als eingegangen wurden 104 (187) Zzitschrirten festaestellr. Im Buchbinder geschäft wurden von auswäriizen Buchbintern 7839 (9939) Bände für 15395 neugebunden und 2372 (1385) Bände für 5920 (4412) # ausgevessert, Die Hausbuchbinderei band 21992 (28246) Bände neu und besserte 4668 (3348) Bände aus. Die Gesamtfosten des Buchbindergeschäfts beliefen ih auf 82033 (86932) 46. Unter den Neuerwerbungen durch Ankauf, Schenkung und Austausch befanden sfich neben einer Rethe von Inkunabeln 179 armenishe Werke und zabl- reihe Wake der deutschen Belletriftik. Der Verein der Fr-unde der Köntglichen Bibliothek schenkte Nachmanides* Kommentar zum Pentateuch (Nom vor 1480), einen sehr wertvolien und seltenen bebräishen êFnkunabeldruck, und Johann Posthius, Tetrahia in Obidii Meta- morvphoîes (1563) mit vortreffiihen Holz\chnitten. Die Zahl der buhhändlerishen Pfl chtlieferungen, die im Vorjahr 15 652 betragen batte, ging im Bertichtsjahr auf 10 647 zuröck. Die Katalogi- sierung wurde in allen Abteilungen fortgeführt. Ueber die Be - nußung der Büchereten feien folgende Zahlen mitgeteilt: Im Be- rihtsjahr wurden 12122 (im WVorjabr 15 282) Leihkarten und 8310 (8886) Lesekarten ausgestellt. Ja. das Bôrs merkbuch wurden 11045 (30586) Eintragungen gemaht, von denen 9511 (23872) erledigt wurden. An Bestell- cheinen wurden 411 372 (717325) Stück abgegeben, auf die 297 808 = 72,40 v. H. (508 442 = 70,88 v. H.) Werke verabfolgt werden fonntea. Der Bescheid „niht vorhanden“ mußte in 28 607 = 695 v. H. (57 555 = 8,02) Fällen erteilt werden. Die Zahl der Berliner Entle!her beltef sich auf 9098 (11442) Personen, die 182 581 (324 274) Bände entliehen, die der aus8wätigen Ent- letber auf 999 (1971), an die 27944 (62057) Bände ver- sandt wurden. Der große Lesesaal war an 289 (239) Tagen geöffnet und wou'de nebst dem Zeitschriftensaal und dem Saal der Musikabteilung von 236 598 Pertonen, darunter 19183 Frauen besuht. Dir s{chwächste Besuch fiel in den August mit 7211, der stärksle ia den Mai mit 24866 Personen. Die Zahl der im grofien Lesesazl benvyten Bände betrug 179 003 (258 616). Die Handschriftenahteilung machte 147, die Nutogravphen- sammlung 628 Neuerwerbungen. Voa den deutschen Hand|cpristen verdienen besondere &rwäbnung: Ein Gebetbuch aus dem 14 /15. Jahr- hunde:t mtt 27 Mioiaturen nach älteren Vorbildern; Expositio reve- latiouum St. Hildegardis, deutsd, um 1400; Jacobus de Cessollis. Schachzabelbuh um 1430, mit 14 bunten Federzihnungen; Otto von Passau die 24 Alien, geschrieben 1462, mit 23 getuschten Feder1eihnungen : ein Mifsale in nederländisher Ueberseßuno, um 1450; Historie von der \ckönen Mazelona, um 1500, mit 23 Federzeihnungen. Von den lateintschen Hand'Wriften sind pßemerken8wert: S. Odo Cluniacensis, De arte musica &c , auf Vergam:n*, 11./12. Thot ; S. Benedictus, Regula cum glossa, Pergament, 12. JShèt., aus d-m Jakooztfklonter ber Matnz; Cato, Disticha &e.,, Pergament, 13. JIhdt.; Miracula b Mariae &e., Pergament, 13 Ihdt., aus Monteca)sino; Constantinus Africanus, Viaticum, Peraamént, 13. Fhdt.: Martyrologium Carthusianorum in Colonia, Papier, 15 Jud Pie wichtiglzen unter den neuerworbenen orienta- lishen Handshristen find: 7 aus der Bücherei des ehemaligen Gou- verneurs von Togo, Grafen Zech, stammende arabishe Handschriften, die Zauberformeln enthalten und tim Küstengebiet des Yèeerbusens von Guinea entstanden sind; eine mit 30 Sultanbtldnissen geschmüdte zweibändice vollständice Handschrift der türkishen Yteihschronik bis auf den Sultan Mamud Han. Die Autographensammlung Darmstädter hat si in erheblicher Weise, nämli um 7000 Neu- eiwerbunaen vermehrt. Unter thnen befindet sih ein Brief des nahmaligen Kaisers Wilbelm 1. aus dem Jabre 1848 und en folher Bisma1cks aus dem Jahre 1871. Die Benußung der Handschriften ist im Kriege erbeblih zuüdzegangen. An 294 Arbeiistagen betrug die Gesamt- ziffecr der Besucher 5177. In die Musikabteilung wurde die thr leihweise übeilassene Amalien - Bibliothek, die musi- kalishe Bücherei der Prinze\sin Amalie von Preußen, Schwester Friedrihßs des Großen, aus Templin übergeführt; erworben wurde die Musikalienbücherei der Michaelski-che in Erfurt, die außer einer Anzchl von Dru cken des 16. und 17. Jahrhunderts hauptsäch!ih Werke des 17. Jahchunderts in zeitgenössishen Handschriften eatbäst. Untec diejen befinden sh Werke von Tönsehzern wie Georg Lutwig Agricola, Abl-, Briegel, Büttner, Buttsledt, Conradi, Gleitêmany , Hildebrandt, Knüpfer, Krieger, Rosenmnüller und Selle. Im Althandel wurden die Beitände etner gräflihen Sloßbibliothek erworben, die besonders Orchester- und Kammer-

musikwerke aus der zweiten Hälste des 18. Jahrhunderts umfaßt. Int ganzen crfuhr dle Musiklabteilung cine Vermehrung um 9394 Werke, von denen 2011 für 9191 4 angekauft wurden. Der größte Teil der Geschenke, nämli 6743 Werke, lief von den Musikverlegern túr die „Deutsche Musiksammlung* ein, deren sytematischer Katalog nunmehc 363999 Nummern, deren alphabetisher Katalog 390 259 Zettel zählt. Der Lesesaal wurde von 8871 Personen aufs gesucht; bestellt wurden für 1ha 24 107 Werke, zur häuslichen Bes nußung abgegeben 9976 Werke. Oie Kartensammlung wurde um 870 (412) Karten in 5965 (7867) Blättern, 2264 (3003) Blätter- fortsetzungen, £680 (1397) Bilder und 59 (31) Bände Bücher ver- mebct. Ausgegeben wurden für die Ankäufe 6991 (5128) M. Zu wissenschaftlichen Anfragen und zur Einsicht in die Atlanten und Bücher wurde die Handbücherei von 2366 (2210) Personen besucht.

In ter Dezembersißuna der Gesellshaft für Ecdkünde berichtete Dr. Arnold Heim aus Zürich über seine im leyten Sommer aus- geführte geographische Forschungsreise im iüdlihen Nieder- falifornien. Der Vortragende konnte durch farbige Lichtbilder seinen Zuhörern die Naturschönheiten des durchreisten Gebiets vor- führen, das beute noch zu den am wenigsten bekannten Ländern Nord- amerifas rechnet. Die Expedition nahm von San Diego, der süd- lichen Grenzstadt Kaliforniens, thren Auëgang. Auf einem S-gler fuhr man zur herrlihen Magdalenen-Bai. Sie ist etwa 20 km breit und 50 km lang und wird qegen Osten durch die weite Magdalena - Edene, gegen den Ozean durch die Felseninseln Magdalena und Margartta begrenzt Die Einfahrt zwischen diesen beiden Jnfeln erinnert an das „goldene Tor“ von San Francifco, und die Bucht stellt sich als den s{önsten Naturhafen zwischen San Fravciêco und Panama dar. Die dortizen Anwohner leben kümmerlih von Fischen und Riesenschildkröten, es fehlt in der Um- gebung jede Pflanzung und selbst das Trinkwasser ist aus großer Ent- fernung in das Dorf Magdalena zu \chafffen. In einem Motorboot wurde der vielfa gewundene und verästelte, 130 km lange Seekanal befahren, der von der Magdalera-Bat ncch Norden sih ersireckt. Dichter Mangrove- Busch bedeckt die Ufer, in 26 Grad 4 Min. nörtl. Br. mündíct der Purifima-Fluf;, einer der wenigen Flüsse dieses Gebiets, tie das ganze Jahr Wasser führen. Etwas flußaufwärts liegt die einige hundert Jatre alte Daje La Purisima mit etwa 600 von der Außenwelt fast vóllig abgecschlofsenen und von moderner Kultur noch gani unberührten Einwohnern. Der luß wird in Kanälen auf die Anbaufläche geleitet, auf der üppig Mais, Zu@ckerrohr, Weizen, Bohnen, Weinreben, Dattel- palmen, Fetaen, Orangen, Zitronen, Granatäpfel, Oliven und anderes «2deihen. In der anschließenden Basaltlava Hohflähe mit ihren zhlreihen Bulkankegeln liegen eingesenkte, abflußlose Becken mit Seeböden, die bts auf mehr als 20 m Tieje ausgetrocknet sind. Sie liegen ewa 50 m über See, und ihre Ausbuchtungen greifen fjordariig zwishen die Tafelberae binein. Ost dec

_Magdalenen- Bai liegt das Depressionsbecken liano de Yrais durch

einen 7 bis 15 km breiten und 75 bis 100 m hoken Wall von Sand- hügeln abaedämmt. Bet abnormen Hohwassern ht die aanze Fläde bis ¿zu 6 m Tiefe unter W-\s-r, sodaß die L!=n6 de Yrais dann einen 100 qkm großen See bildet. Di: Expedition fand jedoch den Schlammsandboden bis 6 m tief noch alachmäßig trockin, da es fast 4 Jahre nicht geregnet hatte. D e Dörfer des südlichen Teiles ter Halbinsel sind mehr ziviiistert als die roeltabgesSlc seren nördlihen Dasen. Fn ter Oafe 'l'odos Santos ftebt eine alte Misffionéfirhe, um die herum weiß oder bunt ge!trihene, nah italtentsher Art gebaute Steinhäuser liegen. In der Kirche wird noch einmal im Jahre etne Prediat ge- haiten. An diesem verhältnis räßig wosserreichen Orte tefindet fich eine Zuk-1pflanzung. Dre mex kanisch-n Partcikämpfe \fiörten die Durch- querung des gebirgiazn Südens der Halbimel stark; nur mit Mühe konnte man in die Minentöcfec Triunfo und San Antonio gelangen, wo ncech vor der Revolution verschiedene Silber-, Gold- und Kupfer- minen in Betrieb standen. In der 23° 37' gelegenen Pflanzung Gureca am MAuégarge des Tales von Santiago he- wäfsert eine Dampfpumy? etwa 50 ha; Mais, roter Pfeffer, Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen, Melcnen v. a. werden gebaut und mit Seaelsh ff| nach San Francisco gebraht. Bisweilen kommen ¡wet Ernten im Jabre vor. Wo Wasser zugeführt werden kann, zeigt der glimmerhaltiae Boden sich sehr fruchtbar. Alle Lebewesen haben sich der Trockenheit des Landes angepaßt; der nörtdlihe Teil ift tlimatish und geologisd die Fortszrung voa Kalifornien ; der mittlere ist der trodenste, oft fällt 3 bis 5 Jab e lang kein Frucbtregen in den Küstengebieten, aber im g-birgigen Jrnern der Halbinsel kommen gelegentlih sebr starke Regengüsse vor, dwich die die jahrelang trodenen Flußbette zu stellenw?ise bis zu 1 km breiten Stcömen anshwellen. In diesen Zeiten bedeckt sh die joust dürre Kaktusfepp? mit einem arünen blumigen T. ppid. Auf rer gebirgigen Süd'pize gibt es vorherrhend Sommer'eacn. Bei San Antonio betrug die Jult- temperatur bis zu 39° Celsius. Die Kaktussteppe gibt dem südlichen Niederkalifornien seinen Charakter, denn in tiefer Form und Aus- dehnung findet sie fh sonst nirgends. Man alaubt sich dort geradezu in eine andeze geologische Zeit versetzt. Alle Lebewesen haben si der oft viele Jahre andauernden Trockenheit angepat, meist dur be- sondere Wasser aufspeihernde Organe. Der Riesenkaktus Cardon (Pachy cereus) mit seinen weißen Blüten wird über 15 m hoh und ist die typvish- Pflanze d'eser Kaktussteppe. In der Fauna sind die großen Säuger |räcllh vertreten. Hasen, Natten und Mäuse sind dagegen zahlrei; tie Vögel, ktesonde's Meer- und Strantflieger, sind in reicher Anzabl nach Art und Individuen ver- tretin. Die grcße Raubmöwe (Lostris) aleiht einer Niesenshwalbe, der \chönste Singvogel ist der Kardinal. K'apper!hlangen sind häufig. Peer und Buchten sind fi'hreich. Ha fishe, Delphine, Seelöwen fommen reben Riesenshildkröten vor. Dagegen find dite früber zabl- reichen Wale durch die Naubwtrtschast norwegisHer Kischfanggesell- {haften fast völlig ausgerottet worden. Die größeren Siedlungen dank-n ihr Bestehen haupt\ächlich vem Bergbau, fodann dem Handel, der Perlenfi\cherei und dem Pflanzenbau. Die Viehzüchter leben in Einzelhöfen. Das fast auss! li zum Schlachten gehaltene Vieh hat fi dem trockenen Klima dur feine Lebenögewobnheiten angepaßt. Es gibt Tiere, die rur alle zrei Tage oder alle Woche trinken. Fischer und Viehzwkter wechieln ot, wte es di+ Nabrungsbedürfnisse für Mensch und Teer etford.rlich machen, ihren Wohnsig. Das patriarcalishe Fam:Lienl: bea erinneite ten Vortragenden in mancher Beztehung an die Uebertieferungsten aus- der Bibel. Geoloatsh betrachtet, ist das durch die Expedition bereiste Gebiet in drei Teile zu gli-dern : zwet âlt-re fristallini:che Küst-ngebirge mit einem dazwischens lieger den jüngeren Tafelgebirge, das sih über die ganze Breite der Halbinsel dehnt. Das“Kapgebirge Slerra de la Victoria erstreckt \sich vom súdlichiten Rab San Lucas nah Nordwesten hin zur Linie Todes Santos —La Paz und betteht grcßer teils aus gran!todioritischen Eruvt'vaistetr en und fkristallinishen Schiefe:n, die Stccichrichtung ist Nord-Süd: das Mogdalena- oder Pazifishe Küitengebirge läuft von der Maraarita-Insel bis zur Ced!o8-Insel in 20 Grad n. Br. ; baßs{he krijtalline Gesteine von dioritish:m Chorakter bilden fein Material. Dagegen bildet das Ta*elgebtrge die typishen Tatelberge oder Mesas, d'e im Innern dur ausgedehnte Bajaltlaven bke- deckt sind und die durch Vulfkonkegel übe. ragt werden. Alluvialböden mit rezenten Stcandlinien trifft man on gewissen Stellen in solchen Höhen, wo sie heute ni&t mchr enlstchen können. Die Hebung der Halbinsel scheint indessen heute neh fortzudauern sowchl ia Hinsicht auf das Tafelland wie auf das ältere Küstengeblrge.

Wiederherstellung alter Wandmalercien in Basker Kirchen. Durch den Düsseldorfer Maler Paul Gerhardt find in Basler Kir chen eine Retbe von Wiederherstelluncsarbeiten an älteren Wandaemälden auageführt worden, die nun beendet sind. Jun der Stiftskirhe St. Peter wurde, wie in der legten ( B Nummer der „Denkmalt fl-ge“ mitgeteilt wird, die Treßkammer wiederhergestellt.

Sie enthält außer der aufgemalten Architektur und den Weihekrevzen die vier: Evangel:stenzeihen nách Kupferstihen und eine ganze Amal von Heiligenbildern, die, da sie zu verschiedenen Zeiten und auf Bestellung

Sa I I A A R E E

E A T S L T, I E f Lee: