vom Handel, der Handel mit Kolonial- und Mehl- waren und Getreide untersagt worden.
Schroda, den 4. Dezember 1915.
Der Königliche Landrat. von Spankeren.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 9. Dezember 1915.
Jn der am 8. Dezember unter dem Vorsiß des Königlich Bayerischen Gesandten und bevollmächtigten Ministers, Slaatsrats Dr. Grafen von Lerchenfeld-Koefering abgehaltenen Plenarsißuna des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1915, die muna erteilt. Der Entwurf einer Verordnung über den Verkehr mit Butter gelangte zur Annahme.
Der Bundesrat versammelte sih Heute zu einer Voll- sißung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Nechnungs- wesen, für das Landheer und die Festungen und für das See wesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll und Sieuerwesen, der Ausshuß für Handel und Ver- kehr, der Ausschuß für Justizwesen sowie die vereinigten Aus- \chüsse für Justizwesen und für Handel und Verftehr Sizungen.
Jn der französischen Kammer soll nah neutralen Presse- nachrihten die Auskunft erteilt worden sein, Deutschland habe bereits im vorigen Jahre die Jahreskttasse 1916 ein- berufen, die jeßt an die Front gehe; von der JFahres- klasse 1917, die in Abschnitten einberufen sei, werde der vorleßte Teil jeßt eingestellt. Wie amtlicherseits durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, ist diese Auskunft fal \ch. Die Jahresklasse 1916 ist noch nicht einmal ganz in die NRekruten- depots eingestellt. Die Jahresklasse 1917 ist überhaupt noch nicht einberufen.
Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegt die Ausgabe 825 der Deutschen Ver lustlisten bei. Sie enthält die 400. Verlusiliste der preußischen Armee, die 940. Verlustliste der bayerishen Armee, die 234. Verlustliste der sächsischen Armee und die 316. Verlustliste der württem- bergischen Armee.
Oesterreich-Ungarn.
Der Deutsche Kaiser hat laut Meldung des „W. T. B.“ am 20. November folgendes Telegramm an den Komman- danten des auf dem Kriegsschauplaße befindlichen Kaschauer Hausregiments, dessen Chef er ist. gerichtet :
In Wien mit Meinem Allerhöchsten Verbündeten, Seiner Apostolishen Majestät zusammengetroffen, sehe Ich Mich veranlaßt, - Meinem braven österreichi) - ungarischen äFnfanterie - Reaiment Wieeinen Gruß zu entbteten. Wêit Stolz v-rnahm Ih die Kunte von den hervorragenden Waffentaten und der zähen Tapferkeit, mit der sih Mein Regiment allgemein und besonders zuleßt bei Ikwa ans- gezeichnet hat. Jh ersudbe den Herrn Oberstleutnant, allen Mîit- gliedern des Regiments Meine Kase .lihen Grüße mitzute.len und die heute überwiesenen Auszeihnungen in Meinem Nomen zu über- reichen. Wilhelm 1. R.
— Das Amtsblatt der „Prager Zeilung“ veröffentlicht eine Kundmachung, nah der das Landes- als Strafgericht in Praga auf Antraa der Prager Staatsanwaltschaft angeordnet hat, daß das in Oesterreich befindliche bewegliche und unbewegliche Ver- mögen des Reichsratsabgeordneten und Fabrifkbesißers Dr. Karl Kramarsch, gegen den beim Wiener Landrwwehrdivijsionsgerichte eine Strafsache wegen Hochverrats und Verbrechens gegen die Kriegsmacht des Staates anhängig ist, zur Sicherung der Ansprüche des Staates auf Schadenersay beschlagnahmt werde. Gleichlautende Verfügungen sind gegen den Reichsratsabgeord- neten Dr. Alois Raschin und gegen Wilhelm Tscher- winka, den Sekretär der „Narodni Listy“ in Prag, wegen Verbrechens der Ausspähung erlassen worden.
— Jm ungarischen Abgeordnetenhaus äußerte sich der Ministerpräsident Graf Ti sza laut Bericht des „W. T.B.“ vorgestern folgendermaßen über die Balkanverhältnisse:
Sicherlih erwartet das Haus n'cht, daß 1ch mich jeyt mit der griehishen Frage eingehender betasse, da Griechenland augenblilih mit Schwterigkeiten tämpfst, auf dic jede Negierungs8erkiärung nur brend einwiiken fönnte. Wic müssen tn vollem Maße Griechen!ands jetzige shroierige Lage berücksichtigen. Andererseits müßen wir den Eretg-
nissen etne solche Richtung geben, daß Griechenland in der Friedenezett die Stellung einnehmen kann, die ihm naturgemäß ge büh1t. Anderer- seits glaube ich, fann man den An\chluß Bulgariens an das zenttal- éuropäishe Bündnis auch in Rumänien ohne jedes Bedenken aufnehmen. Ich glaube, die grcß2 Mehrheit der urguischen öffent- lihen Meinung und ich jedenfalls haben- die natürliche Oritenttetung NRumäniens so beuteilt, daß Numänien gegenüber der drohenden rößten Gefahr der russishen Expansion die Wahrung seiner Maleressen und die Bürgschaft seiner Sicherheit im Bündnis mit der Vèonarhie und Deutschland fuhen musse. Das ist auch die zur Ueberlteferung gewordene Politik der großen rumänischen Staatémänner gewe|len und war vor allem die Politik des ößten Staatsmannes, der bisber tas Sh’ckfsal Numäniens in den änden hatte, die Politik des hochseligen Köni,s Karol. Ich werde mi jeÞt, tnöbesondere von diefem Plaße aus, jeder Kritik enthalten. Aber wenn i die cinfahe Tatiache festelle, daß leider in der leßten Zeit diese Politik zu schwanken schien, daß in Rumänten auch en'- eaengeseute Strömungen aufzutauchen begannen, und daß nfolgedeßen Rumänien richt den Play in diesem Weltkriege eingenommen hat, den es nah der Auffassung von vielen bâtte einnehmen sollen, so entbhae ih mich damit jeder Kritik. Œs ift \chließlid Rumäniens Sade, zu beuttcilen, wem es sich in seinem eigenen Intereffe ansbließen sol. Wir können mit der volikommenen Seelenruhe dem Entsblusse Numäniens entzegenseben, die einerseits das Bewußtsein gibt, daß zwiscben uns und Numäaien eine Gemeinsamfeit v-n wohlverstandenen Interessen besteht, u d andererieits das sichere Bewußtsein, daß, wie auch Rumäniens (*ats{chluß auéfallen möze, dieser feinen entsheidenden (influß auf das S idfsal der Monarchie wird ausüben können. Wir halten an der Auffassung fest, daß Numäniens natürlicher Play an unserer Seite und im Hündnis mit uns ist, und wir ritten demgemäß unsere Politik gegenöb-r Nu- máânien eip, aber wir úbe1lafsen es vollständia ten politischen Führern des uüriabbängigen rumänishen S'aates, ob sie sh auf diefen Stand- punkt stellen und die Folgerungen daraus ziehen wollen oder nicht.
Fedenfalls erhöht die Verbindung, die der Bund der belden mittel- curopäischen Mächte mit Bulgarien und der Türkei cingegaugen tf, den Wert unseres Bündnisses für Numänien. Deun dieje Ver- bindung gewährt Rumänien an seiner \üdöstlihen und füdlichen Grenze volle Sicherheit, wenn es \sih uns anschließt, und andererseits bringt sie die Monarchie in die Lage, daß wir mit voUkommener Seelenrube den künftigen Eretgnissen entgegensehen können.
Graf Tisza wandte sih dann gegen eine Aeußerung des Grafen Karolyi und erklärte entschieden, er könne die Be- merfung, es sei zweifelhaft, wer den Krieg begonnen habe, nicht unterschreiben. Die Monarchie sei zweifellos dem Ver- teidigungscharakter des Bündnisses treu geblieben. Die Aeuße- rungen der Ententepresse zeigten selbst, daß man auch auf gegnerisher Seite den Zweibund nicht des Angriffes habe be- schuldigen können, da ja die Monarchie bei Beginn des Krieges als der zweite kranke Mann in Europa hingestellt und ihre Zer- stückelung als eines der Ziele der Entente bezeichnet worden sei. Niemals habe es cinen geréhteren Kampf um die Eristenz, einen gerechteren Krieg zur Selbstverteidigung gegeben als den gegenwärtigen.
Ueber die Frage des Friedensschlusses sagte Graf Tisza:
Wann der Friede zustande kommt, bängt aus\{lteßlich von unseren Feinden ab. Je später vie Feinde zu der Ueberzeugung fommen, daß; ein wciteres Kriepführen nur ein zweckioses, ver- brecheriihes Blutvergießen ist, j- größere Siege wir ernten, bis diese Ueberzeugung eintritt, je g1ößer die Opfer tein werden, die der Krieg uns aujserlegt, um so |chwezer werden natürlih für unsere Feinde die Frieden3bedinzungen tein. Jh meine, wir können in der Tat bebaupten, daß die sahlicen Borbedingungen des Friedens gegeben find. Sie waren jx eifentlih immer gegeben; denn die Möglichkeit des Friedens hätte in dem Augenblick eintreten fönnen, da uvnse:e Gegner thren gegen uns gerichteten feindseligen und eroberungtsüchtigen Absitten entjagt hätten. Allein die inneren VBorbetingungen tes Frietens sind im gegnerisben Lager noch nit vorhanden. Diese inneren Vorbedingungen fehlen noch. Sie fehlten von Anfang an, da man noch glaubte, die Eroberungtabsfichten würten mit Leicati.keit sid verwirkliben lassen, fie fehlten später, dern es kamen immer neue Momente, auf die man Hoffnungen setzte, bald der Eintritt Italiens in den Krieg, bald die (Frroar tungen einer gleihen St-llungnahme Rumäntens oder eincs vollen Sieges an den Dardanellen, tald weiß Gott was. Jett ist ihre leyte Zuflucht noch die Hoffnung, daß bei uns Entmuzrigung und Erschöpfung eintreten werden. Das ist es, wooegen wir alle Stellung zu“ nehmen haben, wogegen wir alle die Wahrheit zur Geltung zu bringen haben, daß es in der ganzen ungartschen Nation feinen enigen Mann gibt, der den Frieden früher |chließen möchte, als nachdem die Vorbedingungen eines ehrlihen, unsere Sicherheit und unsere zuküntitige G1öß? verbürgenden Frietens geschaffen sein werden. (Lanzanhaltende, fich immer wteder erneuernde stürmische Zustimmung. MNufe links: „Wir alle verkünden dasselbe !*) Gewiß, wir alle sind darin aanz eines Stanes, darum eben halte ich es für m-ine patrioui che Pflicht, dies zu betonen.
Großbritanuien und Jrland,.
Jm Oberhause wurde vorgestern im Laufe der Ver- handlungen die Niederlage bei Ktesiphon erörtert.
Nach dem Bericht tes ,W. T. B.“ sagte Lord Crewe, es fei nit richtig, daß der Gei eral Townéend ñur eine Division gehabt hâtte. Seine Truppenmacht sei beträhtUich fiärker gewesen Die maßgebenden Fachleute hätten sie tür ausreichend gehalten. Ebenso sei es nicht richtig, daß der General den Vormarsh auf Bagdad aus eigenem Antrieb unterrommen hätte. Die Unternehmung set seit Monaten geplaat und sorgfältig vorbereitet gewejen. Die schnelle Ginnahme von Bagtad wäre ein großes militärishes und politishes Eccignis gewesen. Weder die Truppen noh ihre Kührung verdienten einen Vorwurf, aber die Aufgabe babe ih als schwieriger erwiesen, als ur)prünglich angerommien wâre, hauptsählich wegen der bedeutend überlegenen Truppen des Feindes und jetner starken artilleristishen Bewaffnung. Der Rückzug in die starke Siellurg fluß1bwär18 sei der rihtige Ausweg gewesen. Lord Sydenbana sagte, die Ucsache der Niederlage sei gewesen, daß der Bejeblshaber freie Hand gebabt habe. Er habe die Stärke des Feindes untersdbägt, und so sei gesehen, was in der leßten Zeit so oft ge\h-:hen wäre. Der Nedner fügte binzu, er verstehe wohl die politishen, ober felneswegs die militärtich:n Gründe, die zu einem E in folher Entfernung von der Basis hätten veranlassen ônnen.
In der vorgestrigen Sizung des Unterhauses erllärte Staatssekretär für Jndien Chamberlain, daß die britischen Verluste bei Ktesiphon 643 Tote, 3330 Verwundete und 594 Vermißte betrügen. Nach den letzten Berichten seien die gesamten Verluste beim Rückzuge weniger als 300. Chamberlain sprach sich in Worten warmer Anerkennimg über die Haltung der Truppen aus. Hierauf wurden einige Anfragen beant- wortet.
Der Abg. Bellairs siellte obiger Quelle zufolge die Frage, ob die neutraleu Länder Gnaland den Dank dafür ausgesprochen hätten, daß es das Meer von deut)chen Minen gesäubert und den Handels- verkehr zwis%en Amerika und Europa durch Beseiliguvg der L bns- aefahren ermögliht habe. Der Staatssekretär des Auzwartigen Amts balter erwiderte, die Regierung habe keine derartige Anerkennung er- alten.
Der Ab1. Stewart (Unionist) fragie, ob England niht gegen die Verhaftung des englishen Konsuls in Shiras durch die Deutschen PVergeltung?maßregeln ergreifen, die deutshen Kon- zessionsgebiete in den chinesishen Häfen beseßen und die deutschen Konsuln in China verhaften wolle, um Verihwörungen gegen dke englischen Iateressen zu verhintern Sir Edward Grey erwiderte, er übersehe die Gefahren der deutschen Umtriebe nicht, akter die Sade könre nicht so einfah erledigt werden, wie Stewart glaube. Auf eine Anf: age über die jngsten Ereignisse in Per) ien faate Grey, diese bewiesen, tak die persishe Gendarmerie wenig zuverlässig sei. Allerdings hätten ih bither nur Schiras uyd Hamadan ofen gegen die Regterung erhoten. Er vertraue darauf, daß die neue persische Regierung ernstlich bemüht sei, die Ordnung berzustellen. Sie habe bereits versucht, wirksame Maßregeln tn Homadan zu er- arcifea, wo deutsce Beauftraute eine aroße Menge ven Waffen und Kriegémarterial auf.estapelt- bätten. Die russithen Truppen seien nicht in Teheran eiagerückt. Der persishen Negterung set mitgeteilt worden, daß dies nur geschehen würde, wenn es nötig wäre, das Leben und tas Eigentum der Verbündeten zu {üyen. Jn- zwischen würden alle möglichen Maßregeln gegen die aufständi)che Gendarmerie ergriffen.
— Wie die „Times“ aus Dublin berichtet, behandelt die Negierung jeßt die Jrish Volunteers als eine geseß- widrige Körperschaft, da sie die Rekrutierung hemmten und eine illoyale Gesinnung in Jrland verbreiteten. Die eng- lische Presse habe bisher die Tätigkeit der Jrish Volunteers nicht beachtet und zahlreiche aegen sie angestrengte Prozesse verschwiegen, aber cin weiteres Schweigen wäre {hädlich. Das Blatt schreibt :
Die JFrish Volunteers bängen mit der politishen Organisation Sinn Fein zusammen und wünschen nit den deutsden Steg. Sie vertreten aber den Stan? punkt, den kürzlich der katkoltsche Biscbof ven Lmerick aufgesprocen hat, daß tieser Krieg niht Irlands Krieg sei. Sie versuchen durch die kleine Presse, bie eine beträchtlihe Ber- breitung hat, die Nektrutieruyg zu hindern. Die große Mehrheit threr Anhänger sind konstitutionelle Anhänger yon Homerule, glauben aber,
daß; Nedmond cine falsche Politik treibt und daß er am Ende des Krieges die Homerule nit erzielen wird, Dic Beweguna wächst an und könnte die Negierung \hlteßlih vor ein schwieriges Promwblem stellen. Cine belrächt- liche Anzahl der Nattonal Boluntee:s, die die offiztelle Organisation Nedmonds sind, find zu den Irish Volunteers übergegangen. In Dublin werden öôffentlich Blätter verkauft, die jeden Iren für einen Berräter erklären, der in die Armee etntritt. Sinn Fein erklärt, der Einführung der Wehrxflicht in Irland müsse bemaffacter Wider- stand entgegengesetzt werden.
Die leyte Verlustliste weist 18 541 Mann auf.
Offiziere und
Frankreich.
Vorgesiern und gestern fand im großen Hauptquartier unter dem Vorsiß des Oberbefehlshabers der französischen Armeen, Generals Joffre ein Kriegsrat statt, dem die Ver- treter der Ententemächte beiwohnten.
Ï Der General Castelnau ist dem „Petit Parijsien“ zufolge zum Gehilfen Joffres, besonders in der Leitung der Operationen an der Nordostfront, ernannt worden.
Nyvßland. Der Kaiser Nikolaus hat fih gestern in Begleitung des Großfürsten-Thronfolgers zur Feldarmee begeben.
Jtalien.
Die Dep utiertenktammer verhandelte gestern über das provisorishe Budget. Der Schagminister Carcano er- läuterte die finanzielle Lage und erklärte der „Agenzia Stefani“ zufolge :
Dos endgültige Butget für 1914/15 verzeihnet eine Ausgaben- vermehrung, die durch die militärtsche Vorbereitung und die Kriegs- operationen verunsacht worden ist. Der europäisch: Krieg hat auh zu etner Verminderung der Einnahmen bejonders der Zolleinkünfte beigetragen. Die Regierung hat nicht ver- fehlt, die nôligen Maßrahmen zu ergreifen, um die Ein- nabmequellen zu v?rmehren. Zu diesem Zweck hat man im Januar 1915 mit Erfolg eine nationale Anlcihe von einer Milliarde zu 43 9/9 zu dem Kuise von 97 aufgelegt Insge!amt schließt das endguüliige Budget 1914/15 mit einem Fehlbetrag von 1907 Millionen ab, der provisoisch durh eiue schwebende Schulo und andere Finanzoperationen gedeckt wird Für das Finanzjahr 1915/16 muß man die Emission einer neuen nattonalen Anleihe îins Auge fassen. De vom September 1914 bis Nevember 1915 getroffenen Steuermaßnahm-n zur Er- böhung der Staatseinkünfte werden etnen jährlihen M«hrertrag von 375 Millionen ergeben, welcher für die Verzinsung mehrerer Vêilliarden ausreiht. Dte Wirkung des europäischen Krieges konnte auf die wirt- \chaftlihen Bedingurgen des Landes niht ohne Einfluß bleiben. Yber jeit dem Monat Mai hat sich besonders dank der Willens- fraît der arbeitenden Bevöikerung das wirischaftliche Leben tätiger, kräftiger und fruchtbarer gestaltet. Wenn das GErntejahr 1915 weniger glücklih war, so erwartet man dafür eine besonders gute Erholung in ten Cinkünften der Industrie. Die wirtihaftlihen Bedingungen und Bedürfnisse erheischen eine vor- sihtige und allmäblihe Erhöhung des Munzumlaufss. Die drei Emtssionsbanken hatten am 30. Juni 1914 für ibre Nebnung für 2199 Deillionen Noten im Umlauf. Dieje stiegen im Monat August auf 2612 Millionen und verringerten st|ch am 31. Oktober 1915 auf 2101 Millionen. Die Metalldeckung betrug 1710 Pil- lionen, allo um 25 Milltonen webr ols am 31. Juli 1914.
i Der Minister {loß mit der Versicherung, daß das italie nische Volk wie die verbündeten Völker zu allen Anstrengungen und Opfern bereit seien, um auf dem ruhmreich beschrittenen Wege bis zum vollständigen Siege zu beharren.
Im Laufe der Beratung des Justiz- und Kultusbudgets
verlangte der Abg. Lombardi einen sofortigen Einspruch gegen die Behauptungen des Papstes im leßten Konsistorium, daß die Rechte und Freiheiten der römischen Kirche gegenwärtig geshmälert seien. _ VLomwmbardt erklärte obiger Quelle zufolge, er erwarte vom Minifter ©O-lando, den er an seine Rede in Palermo erinnerte, .eine neue feieuuihe Grflärung, in der der zivilisierten Welt bek:äftigt werde, daß Ztalien stets die volle geistige Fcetheit des Papstes auf- recht erhalten habe und auch jet noch aufreht erhalte. Der Justizminister Orlando erwiderte, die Regierung habe an der dem Garanttegeseßze \cit 1870 von allen Regierungen ohne Unterschied der Parteien gegebenen Auslegung nichts zu ändern. Dieses Géesey sei stets als ein Dokument des objektiven nattonalen, inneren Rechtes betrachtet worden, ohne trgend einen fontt1aftlihen Charakter. Der MYinijter bek'äftigte, daß die beim Heiligen Stuhle bealaubigten Ver- treter fre!willig von Vom abgeretst seien. Italien könne ftolz sein, im gegenwärtigen Konflikt \o gehandelt zu baben, daß der Papst fich etner volifommenen Freiheit eifceuen föante. So hätten in Iom Trauergotteädienîte abgehalten werden fönnen für alle gefallenen Soldaten ohne Unterschied der Nationalität. So habe in Nom ein Konsistorium abgehalten werden können, an dem Kardinäle aller krieg- führenden Staaten fret hätten tetlnehmen fönnen.
Nach einer Meldung des „Secolo“ hat Ciccoiti in Der Kammer eine Interpellation, betreffend Kündigung des deutsch-italienishen Uebereinkommens über den Schuß des Nechts an Werken der Literatur, eingebracht.
Vulgarienu.
Die Einnahme von Bitolia (Monastir) - hat unter der Bevölkerung begeisterten Jubel hervorgerufen. “ Nach Freudenkundgebungen am Vormittag bildeten sih Nachmittags auf Veranlassung der mazedonischen Wohltätigkeitsgesellschaften ein großer Zug, der mit einer Musikfapelle an der Spitze sich zum Königspalajt und Ministerratsgebäude sowie den Gesandtschaften der verbündeten Mächte bewegte. Dem König, den Mitgliedern der Regierung und den Vertretern der verbündeten Mächte wurden stürmishe Kundgebungen bereitet. Wie die „Agence Bul- gare“ ‘ berichtet, wurden auch patriotische Reden gehalten, in welchen die große Freude der Nation sowie ihre feste Zuver- sicht, daß die von ihrc ersehnte Einheit sich verwirklichen werde, zum Ausdiuck kamen. Der Ministerpräsident Radoslawow richtete an die Volksmenge eine Ansprache, in der er betonte, das -Volk sei stolz auf die Erfolge“ seiner Truppen und ‘auf die Zukunft, die diese ihm vorbereiten. Die Einnahme von Bitolia bedeute eine wichtige Stufe in der Aera des Ge- deihens, die für Bulgarien anhebe. Während der Kund- gebung ertönten immer wieder die Rufe: Es lebe das geeinigte Bulgarien, es leben die Verbündeten. Be- sonders eindruck8voll gestalteten sich die Kundgebungen vor der deutshea und österreichish-ungarischen Gesandtschaft. Mehrere Redner ergriffen das Wort und betonten, die Bulgaren hätten den großen Tag, der die endgültige Befreiung Mazedoniens bedeute, hauptsächlich der Mitwirkung der verbündeten (Groß- mächte zu verdanken, wofür sie diesen stets Dankbarkeit bewahren würden. Begeisterte Hurrarufe auf Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joseph, den Sultan und die verbündeten Armeen folgten den Ansprachen. Jn Erwiderungsansprachen wurden die tapferen bulaarishen Armeen, die Vereinigung Großbulgariens und G raths Ferdinand gefeiert, was neuerlich endlofen Jubel erwectte.
Einer Meltung der „Bulgarishen Telegraphen- asgentur“ zufolge hat die spanische Regierung den Schuh der bulgarishen Staatsangehörigen und Znterefsen in Frankreich übernommen.
Amerika.
Jn der Boischaft an den Kongreß spricht sih der Prästoent Wilson in sehr heftigen Worten über die Kom ylotte in den Vereinigten Staaten aus. Er beschuldigt Deutschland zwar nicht direkt, für die Komplotte verantwortlich zu sein, spielt aber in allgemeinen Ausdrücken darauf an. Nach dem Bericht des Reuterschen Bureaus jagte der Präsident :
Er glaube nich!, daß eine unmittelbare Gefahr für die Be- jiebungen der Vereinigten Staaten zu den anderen Ländern bestehe. „Jch muß leider mitteilen“, fuhr er fort, „daf; die schwersten Drohungen gegen den nationalen Frieden und die Sicherheit innerhalb unferer eigenen Grenzen ausgestoßen wurden. Zu meinem Bedauern muß ih ¡ugeben, daß Bürger, die unter anderen Flaggen geboren, aber in Amerika naturalisiert œurden, die Autorttät und den quten Namen der Regierung in Verruf zu brivgen und unsere Industrien zu vernichten versuchten, wo sie es als im Interesse threr Racbgier gelegen be- trahteten, daß sie versuchten, gegen sie Schläge zu führen und unsere politischen Bestrebungen den aueländischen Intriguen unterzuordnen. Obwohl die Zahl dieser Personen im Vergleih zu anderen fremden (Finwanderern gering ist, hat sie die Vereinigten Staaten doch zu energischen geseßlidben Maßnabmen oezwungen. Amerika erwartete niemals, daß Mävner deu!shen Ursprungs, die bei der Er- füllung ibrer Untertanenpflicht so viel Freiheit genießen, ch in bôswilliger Absihr gegen die Regierung und das Volk wenden würdey, die sie willkommen bieß und ernährt.“ Der Präsident fo1dert den Kongreß auf, Geseze zu schaffen die eine ausreihende Büraschaft gegen diefe Uebel bieten. Solche von Leidenschaft und Treulosigkeit erfüllten anarchistischen Kreaturen müßten vernichtet werden. Weiter 1agte Wilson: „Jch wollte, es fónnte gesagt werten, daß vur einige wenige Männer dur falsche Gefühle zur Grgebenheit gegenuber den Neaierungen, unter denen fie geboren wurden, verleitet worden find und sich etner irrtümlihen Auf- fafung der Prir zipiea dieses Landes \{uidig gemacht haten. Aber viele unter uns und zablieihe Perionen im Auslande haben, obwohl fie in den Vereinigten Staaten geboren und ezogen wurden, ih und ibre Ehre als Bürger soweit vergessen, daß sie ibrer Sympathie mit der einen odtr anderen Partet im grcßen europäischen Kor flikte leiden- \chaftlich Ausdruck gaben und jo weit gingen, selbst Treulosigkeit zu predigen. Ich kann nit von den anderen \sprechen, obne auch diese ¡u erwähnen, um dem Gefühle noch tieferer Erniedrigung und Ent- rüstung Ausdruck zu geben, das jeden Patrioten erfüllea muß, wenn er an diese Dinge und den Mißkredit denkt, in den uns die Leute bringen.“
Der Präsident erklärte hierauf die Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten und sagte, der zerstörende Krieg solle umgrenzt bleiben. Ein Teil der großen Familie der Völker sollte den Friedensprotest aufrecht erhalten, {hon um einen allgemeinen wirtschaftliden Ruin zu verhindern. Betreffs der Monroe-Doktrin führte der Präsident aus:
Die Vereinigten Staaten hielten uner]chüterlih an dem Geiste der Monro?-Dokirin fes. Im Falle Mexikos hätten fie die Probe darauf bestanden. Serade weil dite Nereinigten Staaten eine unbelästigte Gnt- wicklung und eine ungestörte Regterung nach ihren eigenen Grundsätzen von Recht und Freiheit verlangten, seten sie gegen jede Ginmengung, von weler Seite immer sie kommen möze, in thre Ansœauungen Sie wollten kein stehendes Heer erbaltea außer in dem Umfange, in dem s ihre Ecforderntisse in friedlihen und fciegertihen Zeiten verlangten. Der Präsident betonte sodann, daß es aus vielen gewichtigen Gründen notwendig sei, daß die Vereinigten Staaten über etne große Handelsflotte verfügen. Sie hätten sich dur thre unentsuld- bare Nach!ä'stukeit, Gleichgültigl -it und eine boffnungslose fkfuzsichtige provinzlerishe Politik des sogenannten wirt\ch.ftlihen Schußes fast um ihre Existenz gebraht. s sei hôchste Zeit, daß fle den Fehler gut machten und ihre kommeriiélle Unabhängigkeit wieder erlangten. Die ganze amerifanishe Hemisphäre müsse die gleihe Uncbhängtgkeit und Selbständigkeit genießen, wenn sie nicht in den Wirrwar der uropäishen Angelegenbeiten hineingezogen weiden solle,
Der Nest der Botschaft befaßt sih hauptsählich mit der Besprehung der Nüstungspläne, der Vergrößerung von Armee und Flotte und Vorschlägen, wie die hierfür nötigen Gelder aufzubringen seien.
— Der Jahresbericht des Staatssekretärs des Schaßamtes, der dem amerifanischen Kongreß vorgelegt wurde, betont obiger Quelle zufolge den bemerkenswerten Wohl- stand, der sich im ganzen Lande eingestellt habe. Die Lage der Cisenbahnen habe sich außerordentlich gebessert. Die (Fisen- und Stahlindustrie weise eine phänomenale Bliüte auf. Die Ernte sei ausgezeichnet gewesen. Selbst die Baumwolle pflanzenden Staaten, die im Jahre 1914 zu leiden gehabt hätten, hätten sih wieder erholt. Die finanzielle Lage sei nie so stark und günstig gewesen.
Asien.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- Aaentur““ aus Schanghai ist der aufständishe Kreuzer „Chaoho“ genommen und die Mehrzahl der Auf- ständischen erschossen worden. Jn der Stadt sind zahl- reiche Verhaftungen vorgenommen.
Afrika.
Nach einer Meldung des „Neuterschen Bureaus“ aus Kapstadt hat sich der General Herß og in einer parlamenta rischen Erörterung gegen die Ausgaben für einen Feldzug in Ostafrika erklärt, da Südafrika den Frieden und nicht den Krica wolle. Der Ministerpräsident, General Botha er- widerte, Südafrika müsse für seine ‘Freiheit kämpfen und könne unbedingt - niht neutral bleiben. Herßog wäre dafür ver-
| antwortlih gewesen, wenn ein wirklicher Bürgerkrieg aus-
gebrohen wäre. Es bestehe natürlih nicht die Absicht, sich Deutsch Ostafrika anzueignen, aber die Union werde jedenfalls bei der endgültigen Entscheidung befragt. werden.
E
Kriegsnarihten.
Großes Hauptquartier, 9. Dezember. (W. T. D) Westlicher Kriegs schauplaß. Lebhafte Artilleriekämpfe an verschiedenen Stellen der Front, besonders in Flandern und in Gegend der Höhe 193
nordöstlich von Souain. Ein französishes Flugzeug wurde südlich von Bapaume zur Landung gezwungen; die Jnsassen sind gefangen genommen. Oestlicher Kriegsschauplaß. Abgesehen von einzelnen Patrouillengefechten ist nichts zu
berichten. Balkan kriegsschauplaß. Die Kämpfe südlih von Plevlje, südlih von Sjenica und bei Jpek werden mit Erfolg fortgeseßt. Djakova,
Debra, Siruga und Ohrida sind von bulgarischen Truppen beseyt. Die Kämpfe am Vardar find in günstigem Fortschreiten. Oberste Heeresleitung.
Wien, 8. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Russischer Kriegsschauplaßt. Nordöstlich von Czartorysf vertrieb österreichishe Land- wehr stärkere russisWhe Erfundungs8abteilungen. Sonst Neues.
nihts
Jtalienischer Kriegsschaupla#ß.
Dio Golhintamnfo an vor Sinnz0f Bai
Die Geschüßkämpfe an der Jsonzofront waren gestern heftiger als in den lezten Tagen. Nachmittags schritt der Feind zum Angriff auf den Nordteil der Hochfläche von Doberdo. Gegen den Monte San Michele brach die italienishe Jnfanterie in dihten Massen vor. Am nördlichen Hange des Berges gelang es ihr, in einen Teil unserer Front einzudringen. Unsere Truppen gewannen durch Gegenangriff in erbittertem Handgemenge ihre Gräben wieder vollständig zurück: im übrigen wurde der feindliche Ansturm durch Feuer unter s\chweren Verlusten der Italiener zurückgeshlagen. Auch im Abschnitte von San Martino \cheiterten mehrere Vorstöße des Gegners. Abends wurde S istiana von mehreren italienishen Torpedofahrzeugen be- \cho}sen.
Südöstliher Kriegsschauplatß.
Unsere Angriffe gegen die montenegrinischen Stellungen nördlih von Berane haben Erfolg. Wir erstürmten an mehreren Punkten die feindlichen Linien. Jpek ist vom Gegner gesäubert. Unsere Truppen erbeuteten 80 Geschüße, 160 Munitions3wagen, 40 Automobile, 12 fahrbare Feldbacöfen, einige Tausend Gewehre und viel anderes Kriegsgerät. Die Zahl der gestern von der Armee des Generals von Koeveß eingebrachten Ge- fangenen übersteigt abermals 2000 Mann; unter ihnen be- finden sich 300 Montenegriner. Die Arnauten nehmen überall an den Kämpfen gegen die Reste der serbischen Armee teil.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Sofia, 8. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 6. Dezember. Die Verfolgung der Franzosen auf beiden Ufern des Wardar wird unaufhaltsam von unseren Truppen fortgeseßt. Eine von Kischewo gegen Ochrida vorrüctende Kolonne hat die Linie Cernavoda— Besocan —-Velmei (15 km nördlich vom Ochridasee) er- reiht. Jn Bitolia sind unsere Truppen feierli und mit großem Gepränge empfangen worden. Die ganze Bevölkerung war ausgerückt, um unsere siegreichen Truppen mit begeisterten Zurufen zu begrüßen. Die Beute in Bitolia betrug: zwei Depots mit Gewehren, Kriegsmaterial und Handbomben, ein Depot mit Uniformen und Decken, ferner Automobile und Benzin und viel anderes Material. In Dibra wurden 1000 Gewehre, 120 Kisten mit Patronen und 22 Kisten mit rauchlosem Pulver erbeutet und 750 Mann gefangen genommen. Jn Dibra wurde auch ein Lager mit österreihish-ungarishen Kriegs- gefangenen angetroffen, die seit zehn Tagen kein Brot erhalten hatten. Achtzig von diesen Kriegs8gefangenen sind halb verhungert. Es wurde sofort angeordnet, daß sie ärztliche Hilfe und Nahrungsmittel erhielten.
Sofia, 8. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 7. Dezember. Die Verfolgung der Franzosen beider- seits des Wardar wird von unseren Truppen fortgeseßt. Wir beseßten die Eisenbahnstation Demir Kapu und stehen 1? Kilometer östlih davon. Unsere Truppen haben das Dorf Grabica (auf der Karte nicht auffindbar) von drei Seiten eingeschlossen. Es kam hier zu einem heißen Kampfe, der bis Mitternacht, dauerte. Eine unserer Kolonnen griff ein französishes Bataillon bei dem Dorfe Petroz an, südlich der Bahnstation Hudowa, und zersprengte es durch einen Bajonettangrisf. Sie nahm dessen Lager vollständig in Besiß. Unsere südlih von Strumißa operierenden Truppen sind südlich von Kosturino vorgerückt. Sie greifen die Franzosen und Engländer auf der ganzen Front an. 114 Eng- länder sind gefangen genommen, 2 Kanonen, 2 Munitions- wagen und 1 Maschinengewehr erbeutet worden. Es wird erbittert gekämpft. Unsere von Kischewo und Monastir gegen Ochrida vorrücenden Kolonnen sind ‘ in die Ochridaebene hinabgestiegen und haben die Stadt Ochrida in Besitz genommen. An der serbisch-montenegrinishen Front dauert das Einsammeln der ungeheuren Mengen von Beute bei Diakova fort. 18 Kanonen, 100 Munitionswagen, 15 Automobile, 4 Fuhrwerke mit Kriegsmaterial usw. wurden erbeutet.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 8. Dezember. (W. T. B.) Das
Hauptquartier teilt mit: An der Jrakfront bedrängen unjere Truppen heftig. den Feind, der Kut el Amara verteidigt. Einige feindliche Kolonnen, die zu fliehen versuchten, erlitten starke Verluste. Wir erbeuteten 300 beladene Kamele. Unsere vorgeschobenen Kolonnen, die von unseren Flanken aus bis Schaik Saad vordrangen, belästigen den Nückzug des Feindes. ; ( An der Dardanellenfront“ bei Anafarta * nahm unsere Artillerie einige versammelte Kräfte des Feindes, seine Batterien und seine Transprtschisffe in der Suvlabucht unter wirksames Feuer, fügte ‘ihm Verluste zu untd zwang seine Transportschiffe sich zurückzuziehen. Bei Ari Burun u störte unsere Artillerie einen Teil der gedeckten Unterkun ts- lager der feindlihen Reserven. Am 7. Dezember zerstörten die von uns gesprengten Minen am rechten Flügel zwei feindliche Minen. Bei Sedil Bahr zwang am 7. Dezember unsere Artillerie einen feindlihen Monitor und zwei. feindliche Kreuzer, welche Palamutlik beschossen, sich zurücfzuziehen, ebenso einen feindlichen Kreuzer und einen Monitor, welche Kabal-Tepe beschossen.
An der Kaukasusfront Erkundungsgesechte.
Konstantinopel ; 8. Dezember. (W. T. B.) Das Kriegt- pressequartier veröffentlicht einen Bericht über die für die Türken siegreichen Kämpfe, die vom Juli bis Oktober zwischen Lahadsh und Aden stattgefunden haben. Die
Türken rücken in der Nähe des Asthmus auf Adei und dia Ortschaft Schech Othman.
Der Krieg zur See.
London, 8. Dezember. (W. T. B.) Wie der „Daily Telegraph“ erfährt, ist der britishe Dampfer „Commo- dore“ versenft worden. Ein Mann der Besaßung ist er- trunfen.
New York, 8. Dezember. (W. T. B.) Dem „Reutiter- schen Bureau“ wird aus Rom gemeldet: Der amerianisce Tankdampfer „Communipro“ ist bei Tripolis versenft worden. Ueber das Schiksal der Besaßung und über dle Nationalität des U-Bootes ift nichts bekannt.
(Falls die Nachricht zutrifft, wird das Schiff Del, alsg Konterbande, an Bord gehabt haven.)
Parlamentarische Nachrichten.
Der Reichstag trat heute vormittag 10 Uhr zu seiner 99. Sißung zusammen, zu der der Reichskanzler und Präsident des preußischen Staatsministeriums Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Jnnern und Vizepräfident des preußischen Staatsministeriums Dr. Delbrück, der Staals- sekretär des Reichsmarineamts, Staatsminister von Tirpiß, der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten und Chef des Reichsamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen von Breitenbach, der preußische Minister für Handel und Ge- werbe Dr Sydow, der preußische Finanzminister Dr. Lene, der preußische Minister des Jnnern von Loebell, der Staatssefcetär des Auswärtigen Amts, Staatsminister von Jagow, der Staatssekretär des Reichsshayamts, Staatsminister Dr. Helfferich, der stellvertretende Kriegs- minister, Generalleutnant v on Wandel, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichs- ¡ustizamts Dr. Lisco, der Präsident des Reichseisenbahnamts IWacterzapp und der Präsident des Reichsbankdirektoriums Havenstein erschienen waren.
Der Präsident Dr. Kae mpf eröffnete die Sißzung mit der Mitteilung, daß ein zweiter Nachtrag zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1915 (weiterer Kriegsanleihekredit von 10 Milliarden Mark) eingegangen ist.
Darauf ergriff der Reichskanzler und Präsident des preußischen Staatsministeriums Dr. von Bethmann Ho llweg das Wort, um einen Ueberblick über die gegenwärtige politische Lage zu geben. Die Rede wird morgen im Wortlaut wieder- gegeben werden.
(Schluß des Blattes.)
(Weitere parlamentarishe Nachrichten befinden fi in der Griten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen ist die Allerhöchste Genehmigung der Saßungeu erteilt worden. Die {were Aufgabe der Stiftung ist unserem Voike hinreichend bekannt. Jeder Deutsche hat den aufrichtigen Wuns, den Htnterbliebenen der auf d-m Felde der Ehre gefallenen Helden bilfreih zur Seite zu stechen. Damit tie Stiftung diesen Wun]ch i r- füllen kann, müfsen ihr immer wieder neue Hilfsmittel zufließen. Es wird die Bitte autgesprcchen : jeder Deu!she möge seinen Einfluß dahin geltend machen, daß der Nationalstiftung möglichst reiche Wêittel zu- geführt werden, um sv den Tank abzutragen, den jeder von uns den Hinterbltebenen unserer gefalleren Helden 1chuldet. Die Geschäfts- {telle der Nationalstiftung befindet sh in Berlin NW., Alfenstraße 11.
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Zur Kriegs8fürsorge der Landesversicherungsanstalt Berlin berihten die vom Vorslaad herausgegebenen „Amtlichen Mitteilungen* vom 1. Dezember d. J, daß bisher insgesamt 21755 Unterstützung8anträge gestellt woiden find. An Unterstügungen wurden in den veiflossenen 61 Wochen 854344 # gezahlt. 15 249 der gestellten Unterstügungsanträge wurden bewilligt und 4504 ab- gelehnt. Für den Einzelfall beltef sih der Hôckstbetrag der gewährten Unterstüßung auf wöchentlih 20 #. ferner wurden an Mierszu\hüssen bis einsbließiih 13. November 1915 20 282 46 gezablt. Von den gestellten 2671 Anträgen sind 2596 bewilligt und 72 abgelehnt worden. Der Höchstbetrag des monatlichen Miet8zu\shusses betrug im Einzelfalle 15 „4. Die Tuberkulösenfürsorgestation bat an Mietszushüssen für den Monat Oktober 1915 an lungen- kranke Versicherte 2996,75 6 gezahlt. Die pa der Milch- und Speilemarken erfolgte in gleiher Weise wie im Vormonat.
Kunst und Wiffenschaft.
Das Hauptgeschoß des Alten Museums in Berlin ist nah Fertigstellung von Erneuerungsazbelten und nach Neuaufstellurg der in thm vereinten Kunsiwerke nunmehr in seinem ganzen Umfang wieder zugönglih. Die Anozdnung der Bildweike folgt ges{ihtlichen Gesichtspunkten und bietet einen Ueberblick über die Ent- wickdlung der griehischen Bildhauerkunst vom 95. bis zum- 1. vorhristlihen Jahrhundert. Ste. beginnt, wie im Dezemberheft der „Amtliih-n Berichte aus den Königlichen Kunst- sammlungen" mitgeteilt roird, im Westen des Gebäudes im Anschluß an den Saal der griehisGen &rabreljcfs und endigt im Osten, wo der Saal der römischen Kunst ih anschließt; dieser ist gegen früher dur etnen {chdnen kolossalen Pauzertorso aus dem Theater von Niilet bereichert, eine Probe aus dem dem Museum zugefallenen Teil der Funde der dortigen teutschen Ausgrabungen, wie durch eine im Saal. der Grabreliefs auf„estellte melblide Gtwandstatue aus Samos, die: die Ausbeute der vom Königlichen Museum am sami|chen Heratempel. unternommenen Grabungen vertritt. Die ganzen Ergebnisse: dieser Ausgrabungen können im Zusammenhang erst im Neubau vorgeführt werden: Im Nordsaal ist ‘die * jeyige ‘Aufstellung der : früheren ganz ähnli, dech find minderwcrttge antike Itachbildungerr und zu tak ergänzte Stückde ausgemerzt wotden. Dieser Saal joll Gelegenheit geben, an möglichst in ursprünglicher Fritche erhaitenen, wenn au verstümmelten Originalwerken und an guten, niht dur mederne Ercänzungen entsiellten Kopien die Eigenart der versciedenen Zeiten und Richtungen der voll entwickelten griechischen Bildhauer- kunst kennen zu lernen und zu vergleihen.
Ueber Dantel Chodowiecki als Zeichner und Nadierer if viel geschrieben worden, weniger Beachtung, als sie verdienen, haben seine Bildnismintiaturen gefunden. Chodowtecki ging in seiner Künstler laufbahn von der Anfertigung von Mintaturbildchen aus, als er 17 jährig in das Quincalllerieae\chäft seines Obeims Ayrer in Berlin eintrat. Mit Hilfe französi'cher Kupferstihvorlagen fertigte er dekorative Bildchen im Geshmack Watteaus und Bouchers an, die, in Schtnelzmalerei hergestellt, als Einsäge in Dosen, Etuis und ähnliche. Pad Le Et dienten. Er wurde auf diesem Gebiet bald der geschäß- teste und bestbezahlte Dosenmaler und Emailleur Berlins, bis er enblich das eigentlihe Feld seiner Begabing fand und aus dem kunstgewerbts