1915 / 292 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Durch Verfügung des Kriegsmintflertums.

Den 22. Oktober. Ernannt: zu Proviantamtsinspektoren (des tandes) : die Proviantamts-Unterinspektoren und Anwärter : Brotke, Mühblban, Haudcke, Plaensdorff, Grünefeld,

einze, Becker (Otto), Pod3zus8, Hielscher, Witte (Richard),

rndt (Robert), Stuckenbrock, Rahn (Iohannes), Thal, Krolewski, Gundlach, Wirth, Ibach, Rogayki, Jenner, Neumann (Hermann).

Den 2. November. Verseßt: als Amtevorstände: die Garn. Verw. Oberinspektoren Geiersbach von Saarlouis nah Magde- burg, Kolbe von Meß 1 nah Saarlouis; Diedering, Garn. Verw. Insp., von Meiningen nach Buybach; als Kontrolleführer : Vorwerg, Garn. Verw. Insp.,, von Mey 1 nah Meiningen; als Verwalter: die Garn. Verw. Inspektoren Nabe von Wesel nach Saarburg i. L, Traumann von Saarburg t. L. nah Bonn.

Dea 13. November. Bunk, Garn. Verw. Insp. in Mörchingen, auf seinen Antrag m. Pens. in d. Ruhestand verst: ßt.

_ Den 27. November. Verliehen: den Zahlmetstern: DIk vom Kür. R. Nr. 6 Tieymann vom Inf. R. Nr. 21, Goeld ner vom Fust R. Rr. 146, Hollbach vom Inf. R. Nr. 118, Jünger vom

eldart. N. Nr. 75, Rittinger vom Inf. R. Nr. 169, Valk von d. Kc. Shule in Engers, Gribkowski vom Gren. R. Nr. 9. Frie vom Leib-Gren. R. Nr. 109, Kuehn vom Gren. R. Nr. 10, d. Titel Oberzablmeister

Den 29. November. Zu Zablmeistern ernannt: die Unterzahbl- meistec: Spin de für Rechnung d. Stelle b. Il. Bat. Inf. Leib- Regts. Nr. 117. Köhn für Rechnung d. Stelle b. Stabe des Inf. Regts. Nr. 81, Nelius für Rehnung d. Stelle b. d. 1. Abt. ¿Feld- art. Regts. Nr. 24.

Königreich Preußen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium den bei der Regie- rung in Bromberg beschäftigten Gerichtsassessor Krahmer- Moellenberg zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten im Bezirksaus\huß in Bromberg, abgesehen vom Vorsiß, auf die Dauer seines Hauptamts am Siye des Bezirksausschu}ses ernannt.

Justizministerium.

__ Dem Notar Roffhack in Lasdehnen is der Amtssiß in Lychen angewiesen worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Verseßt sind: die Regierungs- und Bauräte Unger von Essen nah Cassel und Mattern von Breslau nach Beeskow (Verwaltung der Märkischen Wasserstraßen) sowie die Re- ierunasbaumeister Winkler von Ohlau nah Breslau (Ge- schäftsbereich der Oderstrombauverwaltung) und Heymann von Eberswalde an die Weichselstrombauverwaltung ‘in Danzig.

Den Regierungsbaumeistern Pfeiffer (Konrad) in Czarnikau, Biermann in Berlin (Geschäftsbereih der inisterialbaukommission), Brauer in Liegniy diesem unter Versezung nach Oels als Vorstand des Hohbauamts daselbst —, Bellers in Crefeld und Gelderblom in Genthin sind etats- mäßige Stellen als Negierungsbaumeister verliehen worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts-

angelegenbeiten.

Der etatsmäßige Professor an der Technischen Hochschule in Danzig Dr. Otto Ruff ifi zum 1. April 1916 in gleicher Eigenschaft an die Technishe Hoshule in Breslau verseßt worden.

Bekanntmachung, betreffend die Ausreihung der Zinsscheine Reihe X

L

Nr. 1 bis 10 zu den vormals Hannoverschen 4pro- zentigen Staats\chuldverschreibungen Lil; D.

Die Zinsscheine Reihe X Nr. 1 bis 10 zu den vorm als Hannoverschen. 4prozentigen Staatsschuldverschrei- bungen Lit. S für die 1/zjährlihen Fälligkeitstermine 1. Zuli 1916 bis einshließlih 2. Januar 1921 nebst den Er- neuerungs\cheinen für die folgende Reihe werden vom 15. De- zember 1915 ab ausgereicht.

Die Zinsscheine können bei den Königliczen Regierungs- hauptkassen in Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osna- brück und Aurich in Empfang genommen oder von ihnen dur die Post bezogen werden.

Die Empfangnahme bei der hiesigen Regierungshauptta erfolgt in deren Geschäftsraume, Archivstraße 2 p., von 9 bi 12 Uhr Vormittags, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, sowie der Kassenrevisionstage (18. jeden Monats).

Wer die Zinsscheine direkt bei der hiesigen Re- | gierungshauptfkasse in Empfang nehmen will, hat die } liegen

Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichnisse, zu welchem Formulare bei der gedachten Kasse unentgeltlich zu haben jind, dort persönlich oder durch einen Beauftragten, abzugeben. Es erfolgt die Ausreichung der neuen Zinsscheine dann sofort.

Wer die Zinsscheine durch die Post von einer der obigen sechs Regierungs8bhauptkassen oder auch per- sönlih bei einer der Negierungshauptkassen in Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich beziehen will, hat die alten Zinsscheinanweisungen mit einem doppelt ausgefertigten Verzeichnisse an die betreffende Regierungshauptkasse einzureichen. Die eine Ausfertigung des Verzeichnisses wird, mit Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben oder portopflichtig zurückgesandt. Gegen Rük- lieferung der Empfangsbescheinigung werden die neuen Zinsscheine binnen 14 Tagen ausgehändigt. Formulare zu den fraglichen Ver- zeichnissen find auch bei den Regierungshauptkassen in Hildes- heim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich sowie bei den Kreiskassen Hameln, Nienburg, Göttingen, Goslar, Clausthal, Gelle, Harburg, Uelzen, Geestemünde, Verden, Lingen, Meppen, Emden und Leer unentgeltlih zu haben.

Des Einreichens der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die alten Zinesceinanweisungen abhanden gekommen find. Jn diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an eine der genannten Königlichen Regierungshaupikassen mittels besonderer Éingabe einzuliefern.

Die Einsendung der Zinsscheinanweisungen sowie der Schuldverschreibungen an die Königlichen Regierungshauptkassen muß portofrei geschehen.

__ Die neuen Zinsscheine 2c. werden dem Gläubiger porto- pilicztig unter voller Wertangabe zugesandt werden, sofern nicht

von ihm die Zusendung unter Bezeichnung eines geringeren genau anzugebenden Wertes erbeten wird. Hannover, den 7. Dezember 1915.

Der Regierungspräsident. J. V.: Humperdinck.

Bekanntmachung.

Dem Unteroffizier, Geflügelhändler Ernst Lauersdorf aus Neu Trebbin, z. Zt. beim Pferdelazarett in Oels, Dragonerkaserne, wird hiermit auf Grund des § 1 der Bekannt- machung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 Reichs-Geseßblatt Seite 603 der Handel mit Geflügel wegen Unzuver- lässigkeit des Handelsbetreibenden in bezug auf seinen Handels- betrieb untersagt.

Freienwalde a. O., den 7. Dezember 1915.

Der Königliche Landrat. Freiherr von Müffling.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preufeen. Berlin, 11. Dezember 1915.

Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, nah kurzem Besuch in Lemberg die deutschen Truppen an der Strypa besichtigt.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Auf Grund des § 3 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung der Butterpreise vom 22. Oktober 1915 sind, wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, die in der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. Oktober 1915 festgeseßten Grun dpreise für die Provinzen Ostpreußen um 4 #4, Westpreußen um 3 1, Schleswig-Holstein um 3 M, Posen und Hannover um 2 M, für einen Teil Brandenburgs um 1 4, für den Regierungsbezirk Köslin um 2 sb und für die Regierungsbezirke Stettin und Stralsund um 1 herab- gesept worden. Für die Umgebung Groß Berlins, Teile der Provinz Brandenburg sowie die übrigen Teile Preußens bleiben die durch die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 94. Oktober 1915 festgeseßten Grundpreise einstweilen bestehen. Die abgestusten Grundpreise treten am 15. Dezember 1915 in Kraft.

Nach dem englischen Poldhuberiht vom 9. Dezember sind zwei amerikanische Oeltanfdampfer „The Petrolit e“ und „Commneipaw“ am Sonntag im Mittelmeer durch ein U-Bóot angegriffen worden. Beide seien wohlbehalten, aber durch das Feuer des deutschen U-Bootes leicht beschädigt, an- gekommen. Der Bericht fügt hinzu:

„Diese Angriffe sind eine Verletzung der amerikantschen Neu- tralität und zeigen von neuem die deut|che Unehrlichkeit betreffs der „Freth:it der Meere“.

Hierzu erfährt „W. T. B.“ von zuständiger Seite das Folgende :

Ein Bericht über die genannten Fälle liegt hier noch nicht vor. Falls sie niht überhaupt erfunden find, um Amerika gegen uns auf- zuhetzen, bedeuten ste fcgar nah der englischen Darstellung zweifellos feine Neutralitätsverleßuna, ta die Bemerkung, beide Dampfer seien durch das Feuer des U-Boots leit beschädigt worden, mit voller Sicherheit darauf \chlleßen läßt, daß sie dem Befehl des U-Boots, zur Ausübung des Untersuchungsrecis zu stoppen, nicht nachgekommen sind. In diesem Falle ift allgemein anerkanntes internationales Recht, daß der Kriegs|chiffkommandant Gewalt anwendet, um seinen

Befehl durchzusetzen.

Was die alberne Bemerkung über die deutsche Unehrli(keit bezügli der Freiheit der Meere betrifft, so sei nur darauf htinge- wiesen, daß wir allerdings die Freiheit der Meere erkämpfen wollen. Wir verstehen darunter die Befreiung von der jedem Völkerrechtsgrundsaß hohrnsprebenden englischen Willkürherrschaft zur See, die alle neutralen Staaten am eigenen Leibe zur Zeit \{chmerzlih genug verspüren und die gerade der Präsident Wilson in seiner leßten Note an England s{onuns8!o8 an den Pranger aërstellt hat. Solange diese englische Willkürherrshaft dauert, anen wir natürli auf die Ausübung der uns nah den jeßigen internationalen Grundsäyen zustehenden Rechte nicht verzichten.

Der heutigen Ausgabe des „Reichs- und Staatsanzeigers“ die Ausgaben 828 der Deutschen Ver lustlisten bei. ie enthalten die 402. Verlustliste der preußishen Armee und ie 241. Verlustliste der bayerischen Armee.

Oesfterreih-Ungarn.

Der Deutsche Kaiser hat am 29. November an den Kommandanten des 7. Husarenregiments als dessen Jn- haber laut Meldung des „W. T. B.“ nachstehendes Tele- gramm gerichtet:

Mit großem Interesse habe Ih aus dem Mir übersandten Bericht von den lezten Rubmestaten Meiner tapferen Hufaren Kenntnis genommen, die im Verbande der Bug-Armee mit Meinen Frupyen treue Waffenbrüdershaft bielten, Bet Meiner hevtigen Anwe'enbeit bei Seiner K urrd K. Apostoltshen Majestät in Wien entbiete Jh dem Regiment mit den besten Wünschen Meinen Kaiserlihen G1uß und bitte Sie, Herr Oberst, die heute über- sandten Dekorationen den tapferen Angehörigen des Regiments in Meinen Namen zu verlethen, Wilhelm.

Das tapfere Regiment, das sich während des ganzen Krieges immer hervo1ragend bewährte, hatte sich im leßten Sommer bei der Verteidigung eines Brückenkopfes rühmlich hervorgetan. Wiederholte Angriffe der Russen scheiterten an dem Heldenmut der Siebener Husaren, Der Kommandant des Korps fühlte sich bewogen, dem Regimentskommandanten seine besondere Anerkennung auszusprechen.

Der Generalfeldmarschall von Mackensen, der am

| Montag in Wien weilte, um dem Kaiser Franz Joseph

für die Verleihung der Brillanten zum Militärverdienstkreuz 1. Klasse zu danken, wurde von diesem im Schönbrunner Schlosse in Audienz empfangen.

Großbritannien und JFrland.

Der Premierminister Asquit h wird den „Times“ zufolge nächste Woche dem Parlament eine Vorlage unterbreiten, die Armee auf eine Stärke von vier Millionen Mann zu bringen, und zugleih das Ergebnis der Werbetätigkeit Lord Derbys mitteilen.

Im Unterhause brachte der Staatssekretär des Jnnern Simon einen Geseßentwurf zur Verlängerung der Legis- laturperiode des Parlaments bis 31. Januar 1917 ein. Der Parlamentsuntersekretär Lord Cecil erklärte, daß die englishe Regierung die nunmehr tatsächlih bestehende mexi- kanische Regierung in aller Form anerkannt habe.

Am Schluß der vorgestrigen Sißung führte die Weigerung der Regierung, die Bestimmungen des Handels abkommens mit einigen dänishen Firmen bekannt zu machen, zu einer ziemlih erregten Debatte.

Wie der „Rotterdamsche Courant“ berichtet, verlangte der Abg. Dalziel die Veröffentlihung des Abkommens, das nicht geheim gehalten werden könne, und sagte, wie verlaute, seien Exemplare davon in Norwegen, Schweden, Dänemark und Amerika verbreitet worden. Lord Nobert Cecil habe selbst einigen unitoni\tishen Parlamer ts- mitgliedern den Inhalt mitgeteilt. Er wolle wissen ob in dem Ab- kommen zugestanden werde, gewisse Artikel, die aus England eingeführt würden, wieder auszuführen, und ob das mit der Erklärung des Premierministers vom 1. März iu vereinbaren set, daß alles getan werden solle, um die Einfuhr und die Ausfuhr aus Deutschland zu verhindern. Sir A. Markham fragte, ob es wahr sei, daß Lord Haldane kürzlih einer Abordnung ametcikaniiher Journaltsten mit- geteilt babe, daß er gecea die Politik der Ausbungerung Deutschlands sei. Lord Cecil beklzgte sich in seiner Antwort, daß man ihn zur Bekanntgabe dieses Abkommens drängen wolle, obwohl er bereits erflärt babe, daß diese mit Rücksicht auf das öffentliche Interesse un- möglich sei. Ex erklärte, das Abkommen fei im öffentlihen Interesse gelegen und stimme mit der Politik der Regi:rung bezüglih der Biockade Deutschlands überein.

Der ausführende Ausschuß des Bergarbeiter- verbandes Großbritanniens gibt bekannt, daß er bei der Be- sprehung der Gewerkschaften, die vorige Woche in London jtattfand, und wo Asquith, Mc. Kenna und Runciman An- sprachen hielten, nicht vertreten war. Er spricht, wie D D meldet, sein Bedauern aus, daß einige Zweigvereine des Ver- bandes vertreten waren, und erklärt, daß er gegen jeden Vorschlag entschieden Einspruch erhebt wonach die Arbeiter keine Lohnerhöhungen fordern sollten. Der Ausschuß billigt den Einspruch des Arbeiterführers Smith, den dieser in einer Besprehung im Schaßgamte gegen den Vorschlag des Schaßkanzlers erhoben hat, daß die Arbeitgeber die Einkommensteuer von den Wochenlöhnen der Arbeiter ab- ziehen und der Regierung überweisen sollten.

Die legte Verlustliste nennt 26 Offiziere und 408 Mann. Frankreich.

Der Präsident Poincaré hat gestern vormittag den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Sir Edward Grey und ‘den Kriegsminister Lord Kitchener, die aus London in Paris eingetroffen sind, empfangen.

Die Vertreter der Verbündeten haben gestern vormittag eine neue Besprechung im Ministerium des Aeußern abgehalten, der Grey und Kitchener beiwohnten. Der General Porro ijt mit den ihn begleitenden Stabs- offizieren in der Nacht nah Rom zurückgereist.

Jn dem Bericht des „Matin“ über die vorgestrige Sigzung der Deputiertenkammer, in der beschlossen wurde, die Jnterpellation Constant wegen der Ernennung Joffres zum Oberbefehlshaber aller französishen Armeen zu vertagen, heißt es :

Der Ministerpräsident Briand erklärte, daß nach der Ansicht der Regierung eine Erörterung dieser Frage augenblicklich höchst un- vorteilhaft wäre. Auf keinen Fall würde ih die Regierung daran betetiigen. In seiner Erwiderung betonte Constant, daß die Kammer die Verartwortlichkeit für die Wahrung der Interessen des Landes trage und deshalb auf Beantwortung der Frage dringen müsse. Er erinnerte auch an die Interpellation Painleyés wegen des Rücck- tcittes Delcassés und sagte, damals hâtten leider die Tatsachen die Rezierungferklärungen Lügen gestraft. Brian sagte, er erblide in der Interpellation einen Mangel an Vertrauen zur Negterung, wolle aber zur geeigneten Zeit der Kammer die gewünschten Aufklärungen geben. (Zwischenruf: Nach dem Krtege.) Briand wies auf das innige Zusammenarbeiten der Regierung mit den Koæmtlssionen beider Kammern hin und erklärte, er müsse es au ablehnen, Aus{shlüfse vor einem Geheimauss{hufe: abzugeben, da dies zur Stunde nicht in seiner Macht stehe. Das Parlament könne die Negierung am besten beaufsichtigen, wenn es mit ibr im Gefühle vollen Vertrauens zusammenarbeite. Die Nea alerung brauche dieses Vertrauen, brauche alle Kräfte und thre ganze Autorität, um zu regieren. Briand \{chloß mit erhobener Stimme unter lebhafter Bewegung: „Sie müssen entweder der Regierung glauben oder sie auffordern, einer anderen Regierung den Play zu

räumen." Rußland.

Bei dem gestern im Kaiserlichen Hauptquartier begangenen Fest des St. Georgsordens richtee der Kaiser Nikolaus an die Offiziere, die Ritter dieses Ordens sind, eine Ansprache, in der er laut Meldung des „W. T. a fri sagte, er freue sih, mit ihnen zum zweiten Male das St. Georgsfest während dieses Krieges begehen zu können. Allen St. Georgsrittern spreche er seinen heißen Dank aus sür ihren eifrigen und außerordentlich \{chwierigen Dienst. Er wünsche ihnen vollen Erfolg und Vernichtung der Feinde. Zu den Soldaten, die Jnhaber des Ordens sind, sagte der Kaiser, er kenne ihren Eifer und ihr? Tapferkeit und sei daher über- zeugt, daß die Feinde vom heimatlichen Böden vertrieben werden würden.

Eine britisch-französische Militärmission ist einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ zufolge gestern in St. Petersburg eingetroffen.

Spanien.

Der Ministerpräsident Graf Romanones hat nach eiter Meldung des „W. T. B.“ folgeride Erklärung abgegeben:

Das neue Kabirett werde die Politik des früheren Kabinetts fortegen und die strengste Neutralität gegenüber allen Kriegsührenden beobachten. Es werde alle Ansirengungen unternehmen, um dle Wung des wirlshftliden Problems zu erleichtern, mit tem das Parlament befoßt fei. E nehme die ihm von der gegenwärtigen Mehrbeit angebot-ne Mithilfe an, würde jedo, falls er zur Ansicht gelangen sollte, biesen Beistand niht benußen zu können, eine neue Kammer einbetufen. Das neue Kabinett würde zunächst die mit der Landesverteidigung eng verkrüpfte militärishe Rerorganisierung und sodann “die Fragen be- züglih der Nahrungsmittel-, Arbeits-, Ausfuhr- und Kreditschwiertga- feiten in Angriff nehmen. Dabet werde es keineswegs die der öffent- lien Metaung gegenüber übernommenen Verpflichtungen außer aht

nossen; aber die wirts{haftlihen und finanziellen Probleme seien die

dring!ihst-n. Romanones |chloß mit der Versicherung, daß die Re- gierung eine ausgesprochene liberale Politik verfolgen werde.

Schweiz.

Im Nationalrat brachte gestern die sozialdemokra- tische Fraktion laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Anfrage ein:

Gedenft der Bundesrat allein oder zusammen mit den Regterungen anderer Länder den Kriegführenden feine guten Dienste anzubieten zur baldigen Herbeiführung eines Waffenstillstandes und zur Einleitung von Frieden8verhandlungen“?

Die Anfrage wird von dem Senior der sozialdemokratischen Fraktion, Greulih-Zürich, begründet werden.

Griechenland.

Die Regierung hat nah einer Meldung der „Agence d'Athènes“ den freundschaftlihen Schritt des Vierver- bandes in dem gleichen treundschaftlichen Tone beantwortet und die notwendigen Versicherungen -erneuert. Die Antwort ist den Gesandten vorgestern nahmittag übergeben worden.

RNumáänien.

Nach einer Pause von einer Woche haben Kammer und Senat die Beratungen wieder aufgenommen.

Jn der Kammer richtete Take Jones cu eine Jnter- pellation an den Ministerpräsidenten über die auswärtige politishe Lage Rumäniens.

Nach dem Bericht des „W. T. B.* wünschte der Interpellant zu wissen, warum Rumänien nicht etngeschritten sei, als Bulgarien an Serbien den Krieg erklärte. Der Ministerpräsident Bratianu ant- wortete, Take Joneëcu wolle mit dieter Interpellation vor allem eine politishe Kundgebung veranstalten. Es sei sein Recht, zu fragen, es gebe aber Fragen, auf die zu antworten, er den Ministerpräßidenten nicht veranlassen fönne. Take Jonescu erwiderte, der Minister- präsident bätte wenigstens die Begründung der JIuterpellation ab- warten müssen, bevor er eine Aatwort verweigerte. Er bringe dem Parlamente niht die ihm gebührende Achtung entgegen, wenigstens der Form zultedbe müßten die parlamentarischen Einrichtungen beachtet werden. Der Ministerpräsident Bratianu erwiderte, die Form wünde zur Nebensache, wenn es sich um solde Fragen handle. Gr glaube, daß er dem Parlamente und dem Interpellanten achtungsvoll begegnet sei, indem er sofort gesagt habe, daß es ihm unmöglich ei, zu antworten. „Ihre Anfrage“ fubr Bratianu fort, „wurde durhsihtig genug gestellt, daß das Land und das Parlament verstehen, warum ih nit antworte. Ich kann ruhig dagen daß in der abgelaufenen Tagung niemand äholihe Fragen gestellt hat, aber dies hängt niht von mir ab Wenn ih auch die Verpflihtung der Regierung gegenüber úüber- hmen fann, so kann ih es doch niht Ihnen gegenüber tun. Des- halb erkläre ich mit Bedauern, daß ih die Anfrage nicht beantworten fann." (Die Rede des Ministerpräsidenten wurde wiederholt vom Beifall des Hauses unterbrochen.)

Nach Erledigung einiger Formalitäten wurde die Sißzung geschlossen.

Im Senat kündigte Gredishteanu eine Anfrage an den Kriegsminister an, betreffend die Spionennester in Rumänien. Toma Jonescu stelle eine Anfrage über ausländishe Bestehungs8versuhe in der Armee. Dobrescu verlangt Angaben über Medi- kamentenkäufe. Doktor Sions, früher General- direktor des Sanitätswesens, wiederholte sein Verlangen nah Angaben über die Käufe durch das Kriegs- ministerium. Der Präsident Missir und der Akerbau- minister Costinescu erwiderten, daß die staatlichen Jnteressen die Freigabe aller auf die Landesverteidigung bezüglichen Unter- lagen verbieten. Sodann wurde die Sißung geschlossen.

Bulgarien.

Der Vizepräsident der Sobranje Momtschilow hat, wie P. T. B.“ meldet, aus Anlaß der großen Erfolge der bul- garischen Armee über die Engländer und Franzosen nachstehendes Telegramm an den König gerichtet :

Nachdem die bulgari\che Armee den heimatlihen Boden von der Gegenwart aller Uebeltäter ge\äubert hat, empfinden wir aufs tiefsie das Glüd, vor unseren Trupyen auch die stolzen Engländer und Franzosen fliehen zu sehen, die sich noch gestern die Herren der Welt glaubten. Jch bin stolz, ein Bulgare zu sein, und rufe: „Es lebe die bulgarishe Armee, es lebe der König des geeinten Bulgarien!"

Kriegsnalhriÿten.

Wien, 10. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet :

Russischer Krieas\chauplaß e Stellenweise unbedeutende Aufklärungskämpfe; sonst Ruhe an der Front.

Ftalienischer Kriegsschauplaß.

An der küstenländischen Front herrschte gestern, von Artilleriefeuer und kleineren Unternehmungen abgesehen, Ruhe. Die Tätigkeit des Feindes vor den befestigten Räumen von Lardaro und Riva hält an. Nachmittags griff italienische Infanterie unsere Stellungen auf dem Monte Vies und westlich davon (zwischen Chiese- und Conceital) an; sie wurde unter s{chweren Verlusten vollständig zurück- ge\sch lagen.

Südöstlicher Kriegs\chauplaß. _ SüdliG. der montenegrinishen Nordgrenze werden die Verfolgungskämpfe fortgeführt. Der SteUvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Sofia, 10. Dezember. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 8. Dezember. Die Verfolgung der englifsch- französischen Truppen hält auf den beiden Ufern des Vardar und des Flusses Kostorino gegen Godrova hin an. Unsere Truppen haben im Laufe dieses Tages wichtige Er- gebnisse erzielt. Nach der schon gemeldeten Niederlage der französischen Bataillone bei Petrovo am 6. Dezember zogen die Franzosen in der Umgebung von Petrovo einen Teil ihrer Truppen gusammen, die sich aus der Richtung Demir Kapu im Rückzuge befanden, und ließen auch dorthin Truppen aus der Gegend von Gewgheli heranholen. Heute früh um 7 Uhr wurde der Kampf auf der L Petrovo—Mirovca wieder aufgenommen. Nach einem ungestümen Sturm- gogriff bemächtigten sich unsere Abteilungen mehrerer )intereinanderliegenden steilen Höhenstellungen und warfen die Franzosen gegen den Vardar zurü, die ihre Stellungen preisgaben, die Flucht ergriffen und Tote

und Gefangene zurückließen, die den 45., 188. und 284. fran- zösischen Jnfanterieregimentern angehören. Nur {wachen Ab- teilungen gelang es, sich in dem Rückzuge zu retten. Unsere Kolonne, die durch die Schlucht des Vardar vorrückt, warf die Nachhuten der Franzosen bei dem Dorfe Klisura zurück, folgle sodann dem Feind auf den Fersen bis zum Dorfe Davidowo, erbeutete dabei zwei Maschinengewehre und machte 100 Mann zu Gefangenen. Viele Franzosen find in den Bexgen zerstreut. Die Kolonne, die auf dem linken Vardarufer vorgeht, griff überraschend die bei der Mündung des Dolna-Wodaflusses befindlichen Stellungen des Feindes an, die die Franzosen mit zahlreichen Verschanzungen und viel Drahtverhauen stark eingerihtet hatten. Die Franzosen gerieten in Ver- wirrung und begannen einen sehr ungeordneten Rück- zug in Richtung von Gradecz. Unsere Truppen folgten dicht auf und begannen mit ihnen einen furchtbaren Straßenkampf in Gradecz selbst. Die Franzosen wurden \{hließlich um 41/4 Uhr Morgens aus Gradecz vertrieben und auf Udowo in vollständiger Unordnung und unter Zurüclassung zahlreicher Gefangener zurüdck- geworfen. Die Zahl der in diesem Kampf getöteten Franzosen ist noch größer als früher, weil es zweimal zu

ajonettangriffen kam. Die Toten und Gefangenen gehören den 344, 371. und 372. französishen FJnfanterie- regimentern an. Unsere Abteilungen verfolgten die englis - französishen Truppen südlich Kosturino auf Rabrowo Kiri und Valandowo. Nach einem hartnäckigen Kampfe, der den ganzen Tag fortdauerte, ge- lang es unseren Truppen, si der sehr starken english- französishen Stellung auf der Linie Protan— Memicli—Kajani bei Pletowo zu bemächtigen. Die Engländer und Franzosen hatten diese Stellung seit dem ersten Tag ihrer Ausschiffung in Saloniki befestigt und hatten daraus eine Verteidigungslinie ersten Ranges gemacht. Wir machten dort 400 Engländer zu Gefangenen und eroberten 10 englishe Geschüße mit ihren Munitionswagen. Die ge- fangenen und toten Franzosen tragen als Regimentsnummern die der 175. und 176. Jnfanterieregimenter und einige unter ihnen die des zweiten Zuavenregiments. Die english-französischen Truppen befinden sich in \chleunigem Rückzuge südlich der Linie Rabrowo—Valandowo jenseits des Kosru-Dere. Jn diesem Abschnitt der Front haben die Engländer und Franzosen außerordentlich \{chwere Verluste erlitten an Toten sowie Verwundeten, die sie in der Hast ihres Rück- zuges niht mitnehmen fonnten. Die Kämpfe dauern noch an.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 20. Dezember. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Jrakfront drangen unsere Truppen im Norden und Westen noch näher an die feindlihen Stellungen bei Kut el Amara heran, brachten dem Feinde große Verluste bei und zwangen die Ab- teilungen, die sih am rechten Ufer des Tigris befanden, zum Rückzug nah Kut el Amara. Jm Osten bemächtigten wir uns der Brücke über den Tigris, zwangen einige feindliche Abtei- lungen, nach Kut el Amara zurücckzugehen, und feindliche Kanonenboote, zu entfliehen.

An der Kaukasusfront machten wir in der Gegend von Milo einige feindlihe Patrouillen zu Gefangenen, andere ver- nichteten wir. Von den anderen Abschnitten nichts Neues.

An der Dardanellenfront beschossen feindliche Panzer- chiffe bei Kemikliliman kurze Zeit unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte und richtete sihtlihen Schaden in den feind- lihen Schüßengräben und Artilleriestellungen an. Zwei Granaten trafen die Landestelle bei Kemikliliman und verurfachten dort Verluste und Verwirrung. Von fünf Minen, die der Feind am 8. und 9. Dezember in diesem Abschnitt springen ließ, explodierten drei gerade unterhalb seiner Schüßengräben. Die beiden anderen, die in ungefährlihem Abstand explodierten, verursachten uns bloß den Verlust von zehn Toten und Verwundeten. Bei Ari Burun heftiger Kampf mit Artillerie und mit Bomben. Der Feind \cleuderte Lufttorpedos. Ein Kreuzer beshoß in AZwischenpausen unsere Stellungen. Unser Feuer zwang ihn, ih zu entfernen. Ein anderer Kreuzer kam auf Kanonenschuß- weite heran. Bei Sedil Bahr bewirkte unsere Artillerie die Einstellung der Bombenwürfe und brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen. Zwei Kreuzer beschossen wirkungslos unsere Stellungen.

Der Krieg zur See.

London, 10. Dezember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Der dänishe Dampfer „Mink“, 1229 Bruttotonnen, wurde versenkt; die Besaßung wurde gerettet.

London, 10. Dezember. (W. T. B.) Wie „Lloyds“ melden, ist der norwegishe Dampfer „Nereus“ versenkt worden. Der Steuermann ist ertrunken, die übrige Besaßung wurde gerettet.

Wohlfahrtspflege.

Die Bedeutung des öffentlichen Arbeitsnahweises für die Kriegswirtscaft.

Eine anläßUch der gegenwärtigen Tagung des Neichzkacs vom Reichsamt des Innern herausgegebene Denkschrift über Maßnahmen auf dem Gebtete des Arbeitsänachwei|es (Reichstagsd: uksache Nr. 151) gibt etnen Ueberblick über die Tätigkeit und die Erfolge des Arbeitsnahweises in den leßten Jahren und seit Kittegsausbruch. Wie darin festgestellt wind, baben die gemeindlihen und öffentlich unteistüßten Arbeitsnahweise ihre Leistungen seit 1912 nit nur beträchtlich gaesteice:t, sondern aud die gewaltige Auf- gabe, die mit der Umschaltung des Wirts@Gaftölebens bei Kriegsausbruch an die Arbeitsvermitilung berantrat, in überraschend günstiger Weise zu Iösen gewußt. Be- achtentwert ist auch die alle anderen Nachweisformen stark über wiegende Vermittlung weibither Arbeitskrä!te, die während des Krieges als Erjaz für die im Felde stebenden Arbeiter in Frage kommen. Neben der Zunahme der Veimittiungsleiftungen Ut dur Ver- mehrung der Zahl der gemeindlichen Vemittlung8einridtungen, besonders Ende 1914, das Ney dieser Arbeitsnahweise enger gt- \{chlossen. Die paritätischen Sukh beit8snaweise baben sowobl ihre Zahl wie ihre Vermittlungsleistung unter der Einwirkung des Krieges niht wesentlih verändert, während die Tätigkeit der Arbeitgeber-, der Innungs: und der Arbeitnehmer-Arbeit?nahweile seit Kriegsausbruh an)cheinend beträhtlid abgenommen bat. Dle wesentlihe Mithille der gemeindlichen Arbeitäanachweite bei der Vermittlung landwirtschaftlider Arbetts- kräfte und bei der Beschaffuag des weltliten Ersatcs

landwirtschaftligze Arbeiter zur Bergung der Ernte ergibt sich aus der plôglien Zunahme der S eS durchd wetblihe Arbeitskätte im dritten Bierteljahr 1914.

der Metall- und Maschinenindufirie konnte im Iahre 1914 der öffen!lihe Arbeitsnahweis für die Kriegsbedarfsherstellung eine die Vorjahre erheblih übersteigende Vermittlungsleifiung (116000 Be- sezungen) aufweisen. Auch bis in die jüngste Zeit blieb die Vermitt- lungstätigfkeit in dieser Berufsgruppe beträhtlih. Besonders auêgeprägt ist die Zunahme der Befetßungen in der Befleidungs8industrte (von 50100 tm Fahre 1913 auf 117500 im Jahre 1914), wo namentli bei Kriegsausbruch die auf Erwerb angewiesene weibliche Arbeiterschaft in Beschä!t'gung gebrat werden fonnte. Neben der Ver- mittlung für gelernte Berufe hat bei dem mit Kriegausbruch verstärkten Andrang ungelernter Arbeiter die Unterbringung dieser für den Arbeitsmarkt eine erwünschte Enilastung geb:acht. Während 1913 die gera atl e Pie r E 854 000 Stellen beseyen onnten, flieg diese Zahl 1914 auf L -

Die Organisation des öffentlichen Arbeitsnahweises in Deutsch- land verdankt ihre gegenwärtige Höhe zum großen Teil der lang- jährigen, vorbereitenden Tätigkeit des Nerbandes deutscher Arbeitsnahwetse. Di-ser hat vor allem die Gründung der Arbeitsnahweis ver bände in den einzelnen Staaten und Provinzen in die Wege geleitet, sodaß zurzeit ein über ganz Deutschland h erstreckendes, geshlossenes Ney besteht. Diese Verbände haben, wie die amtliche Denkschrift mittelt, eine rege Tätigkeit zur Neubeg! ündung und weiteren Ausgestaltung sowte zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der öffentlihen Arbeitsnahweise entfaltet und bierbei gute Erfolge erzielt. Die Zabl der öffentlichen Arbeitsnachweise hat ih daher seit 1912 nit unwesentlih erhöht.

für männliche

Der A us\ch{chuß zur Versendung von Liebesgaben an Dozenten und Studenten und an friegögefangene Akademiker (Berlin C 2, Kleine Museumfiraße 5 þÞ) beabsichligt, allen Studenten zu Weihnahten Buchliebesgaben frei und um- jonst zuzusenden, und zwar eine ins Feld, eine in die Lazarette und eine in die Krieg8gefangenshaft. Er bittet deébalb um die Adrefsen der im Heeresdtienst stehenden Studenten, au die der Iriegsgefangenen Studenten. Die Zusendung der Adrefsen eilt.

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Am 28. November 1915 hat in Leipzig dle einunddreißigste Generalversammlung der Hilfskasse für deutsche Nechts- anwälte stattgefunden. Das Geschästsjabr 1914/1915 {ließt mit einer Mitgliederzahl von 6098 gegen 5898 im Vo1jahre ab. Das Kapitalkonto cinsließlih des Kriegsfonds beträgt 1469 819 #4 86 „d. Bis zum 1. Juli 1915 war für ordentlihe Unterstüßungszwecke für das Geschäftsjahr 1915/1916 schon über 127 880 4 verfügt. Dem Kriegsfonds sind bis zum 283. November 1915 zugegangen 284 802 4 A. Daraus wurden bis zum genannten Tage bewilligt 189 723 M

50 „ß. Kunft und Wissenschaft.

Das Kunstgewerbemuseum hat ein bisher unbekarntes Werk Gottfried Schadows, eine Statuette der Prinzessin Friederike von Preußen, erworben. Es handelt sih um eine aus rot- braunem Ton gebiloete Ganzfigur, die mit einer \{warzen Farbe überzogen is und zuleßt als Bekrönung eines Uhrgehäuses diente. UrsprüngliÞh war fie augensheinl:ch einem anderen wede bestimmt, was aus der trauernden Haltung der nienden Figur und aus dem Umstand hervoraeht, daß si in der Königlichen Nationalgalerie dasieibe Modell in etwas ge- änderter Haltung befindet; bier ijt der Kopf aufwärtsblickend erboben und der Oberkörper demgemäß zurückgelehnt. Eine unbemalte Terra- kfottartederbolung dieser zweiten Figur ist im Besig der Loge in der Dorotheenstraße und nah Ueberlieferung ein Geschenk Schavows an die Loge; ein Gipsabguß befintet fich im Schloß Vonbijou. Seidel hat im Hohenzollernjahrbuch für 1908 -nagewiesen, taß in der Figur die Prinzessin Friederike von Preußen, S{wester der Königin Luise, dargestellt ist und zwar als Modell für das @rabdenkmal tes 1796 verstorbenen Prinzen Ludwig von Preußen. König Friedrlch Wilbelm I1. hatte das Denkmal, das für den Dom bestimmt war, an S&adow übertragen, doch wurde es nach dem bald darauf erfolgten Tode des Königs nicht ausgeführt. In der Akademie der Künste befinden fi zwet Entwürfe für das Derkmal, die übereinstimmend die trauernde Witwe des Prinzen mit ibren dret unmündigen Kindern zeigen, über denen der Verstorbene, den Seinen Abschied zuwinkend, \{chwebt. Dem Meister cheinen {hon während seiner Arbeit fkünstlerisWe Be- denken gegen dle anbetende Haltung der Prinzeifin auf- geitiegen zu sein; {Gon die Statuette in der Nationalgalerie ift gegen den Entwurf insofern verändert, als die betend erhobenen Hânde der Figur in den Schoß gesenkt find. In der Kiaur des Kunstgewerbemuseums ist der Ausdruck der Trauer durch Neigung, des Hauptes noch verstärkt. Von dem Entwurf des Grabmals ist dadurch diese Statuette noch weiter entfernt. Da sie jedcch die anmutigen Züge der jungendlihen Prinzessin Friederike unverkernbar trägt, bleibt, wie Geheimrat Dr. Ritter von Falke im Dezember- heft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlun- gen“ Hervorhebt, kein Zweifel, daß auch diefes Werk als Hilfs« modell für das Prinzengrab im Jahre 1797 ausgeführt wurde.

Land- und Forftwirtschaft.

Zur dritten Au?gake der vom Deutschen Landwirtshaftsrat (Be:ltn W. 57, Winterfeldtstraße 37) veröffentlihen Uebersicht über dic amtlihen Maßnahmen während des Krieges, die für Landwirtschaft, Volksernährung und Verpflegung von Heer und Marine besonderes Interesse haben, e:shien ein fünfter Nachtrag (436 Seiten, Preis 3 #). Er umjaßt die Zeit vom 11. Juli bis 10. November 1915, in der die w!chügsien Maßnahmen für Erzeugung, Verkehr und Verbrauch von Lebensmitteln getroffen worden find, uxrd gibt ein übersihtli®es Bild von der außerordentliden Fürsorge- tätigkeit, die die Reichéverwaltung und die Regierungen der deuischen Einzelstaaten entfaltet baben, damit unsere Volkswirt- schaft den gegen si2 getührten Vernicktungskampf mit hren be- stehen kann. Den Handgebrauh des umfangreichen Bandes erleihtera ein ausführlihes Fnhaltäverzeichnis, in dem auch die einzelnen land- wirtshaftlihen Erieugnifse aufgeführt find, deren Verkehr, Preise, Beschlagnahme, Enteignung usw. eine gesegliche Regelung erfabren haben, und ein systematisch nah Materien und innerhaib derselb:n chronologisch geordnetes Verzeichnis der in dem Bande vereinigten Gesetze, Verordnungen und Bekanntmachungen. Willkommen dürfte vielen auch die beigefügte Uebersicht über die in Deutschland de- stehenden wirtschaftiihen Kriegkorganifationen und deren Tätigkeit: sein. Ein- Anhang unterrichtet ne über die aus Anlaß des Weit» krieges in O*fterreich Ungarn und in der Schweiz getroffenen wirt-

‘schaftlichen Maßnahmen.

Saatenstand in Rumänien für Oktober 1915. __ Der Berichtsmonat Oktober 1915 zeichnete sih durch bäufizen Wechsel der Witterung aus. Die Verteilung der Nieder\läge auf das ganze Land war eine sehr ungleihe. Infolge dieser Umstände war die landwirtschaftliche Tätigkeit fehr verschiedenartig. rean- armen Gegenden, fo zum Beispiel in der Moldau, der Dobrudicha und èn Muntenien, konnte die Maisernte und die Feldardeiten unter guten Bedingungen vollendet, beziebungtweise fortgefezt werden ; in den mit reichen Niedershlägen dagegen wmden das Umackern der è und die Aussaat stark behindert. Die Maisernte weist insdesondere in der Niederung ein befriedigendes Grträgnis auf: in den übrigen Teilen des Landes ist fie weniger günstig. Die Weinlese konnte im Berichtmonat üderall beendet werden. Das Grträgnis ist allge» mein befitedigend, die Weirqualität eine sehr gute. Die Zuckers