1915 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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ferner daß der deutsche Keihökanzler

T terftaatesckretär "etwas tun wolle, um für die Bekanntgabe der Tatsache in den neutralen Ländern zu sorgen, daß die griechische

Í Griechenlands ve | iti Jahre 1914 die Neutraluät am 9. Deijember im prohen habe. Er fraate, ob der

MReaierung dur Vermittlung ihres inister- prästdenten England ersuchte, Truypen über Saloniki nach Sérbien zu senden und dadurch Gi:iechenland in die Lage zu versetzen, seinen Vertrogspflihten gegen Serbien nackzukommwen. Lord Nobert Cecil antwortete, er wisse, wie fsolhe Behauptungen in der“ Presse der neutiaien Länder avftauhten. Sie stießen aber au do1t av? Widerspruch, obne daß bte britishe Regierung darauf irgendeinen Einfluß ausübte. Sollt- die Gefahr besteben, daß die neutraien Länder zu einer irrigen Auffassung über diesen Punkt ge- Tanzten, dann werde er dem gegebenen Wink Nechnung tragen.

Déèr Solicitorgeneral Cawe e:kläiu1? in Écwiderung auf kritisde Bemerkungen über den niederländischen Ueberjeetruft, er wolle zwar nit behaupten, daß die Wereinbarungen, die wit den vieder!ändisWen Kaufleuten ges{h!ossen wären, fehlerios freien, aber er habe viele tübrende Leute des Ueberseeirusts gesprochen und sei zu der Ansicht gelangt, daß man aufrichtig wünsche, Œugland gegenüber loyal vorzugehen. Das Abkommen mit dem Ueberseetrust jei von groß-m Werte für Holland vond auch für Engiand. Sir Arthur Markham fraate, ob der Solicitorgeneral vernetnen wolle, daß an der Spitze des Koh1enbureavs, das vom niederländi'chen Ueberscetrust beautsicktigt werde, frühere führende Männer des rbeinisch-westfälisGen Kohlen- trusts stünden. Er mache sich erböttg, Namen zu nennen. Cawe antwortete, daß f de Mitteilung darüber genau untersucht werden wükte. Seiner Meinung noch bestehe das Koblenbureau ab:.r aus den vornehtnsten holländischen Kohblenhärdlern. Er wisse aller- dirgs nit, ob einige davon früher an deuts{chen Kohlengruben inter- esslèrt wären. j

Wie die parlamentarischen Mitarbeiler der Londoner Blätter berichten, wurde vorgestern eine von ungefähr sechzig unionistishen Parlamentsmitaliedern besuchte Versammlung ab- gehalten, der Sir Edward Carson und Lord Charles Beres- ford beiwohnten. Die Versammlung faßte dem „Rotterdamschen Courant“ zufolge den Beschluß, daß die Verlängerung der Legislaturperiode des Parlaments um ein Jahr' zu lang sein würde, weshalb sie den Zusaßantrag einzubringen be- absichtigen, die Periode nur um sechs Monate zu verlängern.

Die leßte Verlustliste zählt 63 Offiziere und 957 Manu auf.

Ftalicn.

Nach einer Meldung der „Tribuna“ hat der Abgeordnete Nstengo eine Anfrage über das Ergebnis der Untersuchung des Untergangs des. ,„Benedetto Brin“ und die Verant- woritlichkeit dafür an die Regierung gerichtet und wegen des Schlusses der Kammer schriftlihe Beantwortung innerhalb 14 Tagen verlangt.

Velgien.

Durch eine Verordnung vom 21. Oktober 1915 war die durh eine vorangeganaecne Verordnung vom 20. Dezember 1914 bis“ zum 21. Oktober 1915 verlängerte Frist für Protesterhëbungen und sonstige zur Wahrung des Re- gresses notwendige Handlungen nohmals bis zum 31. Dezember 1915 verlängert worden. Den Jnhabern der vor dem 31. De- zember 1915 fälligen gezogenen Wechsel war aufgegeben wo1 den, den Bezouaenen vor dem 31. Dezember 1915 Nachricht davon zu geben, daß sie die Wechsel in Händen haben. Es wun de hinzugefügt, daß bei domizilierten- Wechseln die Domizilaten, bei Wechseln, deren Zahlung am Wohnorte der bezogenen Personen erfolgen soll, diese zu benachrihtigen sind. Da nun Zweifel darüber auf- aetaucht sind, ob diese Verordnung auch auf Wechsel Anwendung finden könnte, die in der Etappe zahlbar sind, wird, wie „W. T. B.“ meldet, ausdrücklih bekanntgegeben, daß die Ver- ordnung nur auf Wechsel Anwendung findet, die im Gebiet des Generalgouverneurs zahlbar sind.

Schweden. Der bulgarische Geschäftsträger Grekow ist geslern vom

König in Audienz empfangen worden und hat sein Beglaubs gungsschreiben überreicht.

GrieHenland.

Das „Reutershe Bureau“ erfährt von diplomatischer Seite, daß der König Konstantin in der Audienz des diplomatischen Korps am Sonnabend persönlich Zusicherungen gegeben habe, die als zufriedenstellend betrahiet würden.

Die Gesandten des Vierverbandes haben den ariechischen Ministerpräfidenten Skuludis besucht und Pariser Blättermeldungen zufolge amtlich verständigt, daß die wirt- chaftilihen Maßnahmen aegen Griechenland aufgehoben worden jeien und die in den Häfen festgehaltenen griechischen Schiffe alsbald freigelassen werden würden.

Bulgarien.

Die von gewissen Organen der Saloniker Presse verbreitete Nachricht, daß das bulgarishe Volk mit der Ver- längerung des Krieges unzufrieden wäre und auf Friedens- {luß binnen kurzer Frist bestünde, daß ein Teil der Opposition, namentlich die sozialiftishe Gruppe, das Zusammenarbeiten mit den Oesterreichern, Ungarn und Deutschen gegen die Engländer und Franzosen zurücckweise, und daß lärmende Kundgebungen gegen den Krieg in Sofia und der Provinz stattgefunden hätten, die zu blutigen Sharmügeln geführt Haben sollen, wird von der „Bulgarischen Telegraphenagentur“ in aller Form für unwahr erflärt. Eine amtliche Note lädt die Berichterstatter der neutralen Presse ein, Bulgarien zu besuchen, um fih dadurch am besten von der wahren Lage im Lande zu überzeugen.

Amerika.

Die Negierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat nah einer Meldung der „Frankfurter Zeitung“ Einspruch gegen den Uebergrriff des französischen Kreuzers „Descartes“ erhoben, der vom amerikanischen Dampfer „Como“ in der Nähe von Portorico deutsche Mit- glieder der Mannschaft herunterholte.

Die deutschen Attahés Boy-Ed und von Papen werden dem „Daily Telegraph“ zufolge am 28. Dezember nah Deuischland zurüctkehren.

Der Präsident Wilson sagte in einer Ansprache an eine Versammlung von Geschäftsleuten in Columbus den „Times“ zufolge:

Œs sieht’ jo aus, als ob wir nach dem Kriege den Nücfhalt an Fnanzieller und wirtihaftliher Kraft für die ganze Welt bilden müßten und als ob wir in den Tagen des Wiederau!baues und der Gréöbung, die Gurova bevorstehen, vieles zu leisten hätten, was früher

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B ráäsdbatt r feine Dauer verlanaec daß man die Mittel des Rechts über die Mittel der Gewalt steVen wird. 7Ih glaube, wenn Amerika Gleichgewicht und freundscattl!che Haltung gegen alle Welt bewabrt, so wird es eine bevorzugte St-Üung ein- nebmen und einen vermittelnden Einfluß ausüben können. I iprehe nicht von einer Vermittlung der Regierung, sondern ih meine die geistige Vermittlung.

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus ““ befürwortete der Staatssekretär des Kriegsamtes Garrison in seinem Jahresbericht die Bildung von zehn neuen Jnfanterie- regimentern, vier Regimentern Feldartillerie, 52 Kompagnien Küstenartillerie, 15 Kompaanien Pioniere und vier Lust- geshwadern. Das stehende Heer soll um 400 000 Mann ver- stärft werden, indem 130 000 Mann zum. dreijährigen Dienste ausgehoben werden. Der Staatssekretär des Marine- amts Daniels empfahl em fünfjähriges Bauprogramm, das 10 Dreadnoughts, 6 Schlachtkreuzer, 10 Aufklärungskreuzer, 50 Zerstörer, 15 Hochsee-U-Boote und 85 Küsten-U-Boote um- faßt und ferner eine Nusgabe von 6 Millionen Dollar für den Flugdienst vorsieht.

Kriegsnaßriÿten.

Großes Hauptquartier, 15. Dezember. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplaß.

An der Front hat sich nichts von besonderer Wichtigkeit ereignet. :

Ein am 12. 12. auf dèr Höhe von La Panne au] Grund geratener englisher Dampfer wurde gestern von unseren Fliegern mit beobahtetem Erfolge an- gegriffen.

Der Feind, der mehrere. Flugzeuggeshwader aegen Bapaume— Peronne, nah Lothringen und auf Mülkl- heim (Baden) angeseßt hatte, büßte im Luftkampf oder durch Feuer unserer NAbwehrgeschüße 4 Fluagzeuge, darunter ein Großflugzeug mit 2 Motoren, ein.

Oestlicher Kriegsschauplaßÿ.

Nichts Neues.

BalkankriegsschauplaLt.

Südwestlih von Plevlje ist der Feind über die Tara und weiter östlih über die Linie Grab—Brodarevo zurückgeworfen. Mehrere hundert Mann wurden gefangen genommen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Nussischer Kriegsschauplaß. Nichts Neues.

Ftalienischer Kriegsschauplay.

Die Tätigkeit der Jtaliener in den Judicarien dauert fort. Einzelne kleinere Angriffe des Feindes wurden abge- wiesen Der an der Straße nah St. Peter gelegene Stadt- teil von Görz stand wieder unter Artilleriefeuer.

Südöstlicher Kriegsschauplaß.

Südlih von Plevlje erstürmten unsere Truppen die montenegrinishen Stellungen auf der Prana Gora. Im Raume nördlich von Berane brachten wir neuerlich 2300 Gefangene ein. :

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschaleutnant.

Sofia, 13. Dezember. (W. T. B.) Aus dem Haupt- quartier wird gemeldet: Der 12. Dezember des Jahres 1915 wird für die bulgarishe Armee und das bulgarische Volk von großer historisher Bedeutung bleiben. Heute hat unsere Armee die lezten drei mazedonischen Städte, welche sih noch in den Händen unserer Feinde befanden, beseßt: Doiran, Gewgheli, Struga. Die leßten Kämpfe mit den Eng- ländern, den Franzosen und den Serben spielten sih an den Ufern der Seen von Doiran und Ochrida ab. Der Feind wurde überall geschlagen. Mazedonien is befreit, und auf dem mazedonishen Boden befindet sich kein einziger feindliher Soldat mehr. Ueber die Operationen dieses Tages wird folgendes gemeldet: Nach der gestrigen Niederlage der Enaländer und Franzosen auf dem rechten Wardarufer und nah dem Durchbruch im Zentrum nahe beim Dorfe Furka zog sich der Feind gegen das neutrale griehische Gebiet zurück, von unseren Truppen verfolgt bis zur gricchishen Grenze. Die. Stadt Doiran wurde Mittags 12 Uhr genommen. Die Bevölkerung nahm unsere Truppen mit unbeschreiblihem Jubel auf. Un- aufhörlih durhbrausien Hurrarufe auf S. M. den Zaren die Luft. Unsere Soldaten wurden mit Blumen überschüttet. Die Gefangenen, Toten und Verwundeten gehören haupt- sächlih der 10. und 22. englischen Division an, bestehend aus den 29., 30, 31., 65.,, 66. und 67. Jufanterie-Brigaden, die endgültig geschlagen wurden und auf ihrem Rückzuge Kanonen, Gewehre usw. zurückgelassen haben. Das ganze Kampffeld ist mit Ausrüstungsgegenständen übersät. Bisher wurden 200 gefangene englische Soldaten gezählt. Die Kolonne, die die Franzosen auf dem reten Ufer des Wardar verfolgte, warf die französischen Truppen nach einem kühnen und energischen Anariff aus ihren Stellungen hinaus und drängte sie nach der griehishen Grenze. Um 5 Uhr 20 Minuten Nachmittags wurdedie Stadt Gemwg heli von unsern Truppen besezt. Die Franzosen haben vor ihrem Rückzuge die Kasernen und die Stadt mit zwei Krankenhäusern in Brand gesteckt, die Eisenbahnbrücke über den Wardar füdlih von Gewgheli wurde gesprengt. Die Zahl der Gefangenen und der Trophäen ist noh nicht gezählt. Die Artillerie (?) des Generals- Sarrails ist von der Linie Doiran—Gewaqheli an die griechische Grenze zurückgeworfen. Es muß anetfannt werden, daß die französishen Truppen viel tapferer ols die englishen fämpften. Jn den gzehntägigen Operationen, die in der Geschichie als die „Operationen am Waoardar und Karassu“ werden bezeichnet werden, kämpfte gegen unsere Truppen eine Armee von 97000 Franzosen und 73000 Enaländern, im ganzen also über 170000 Mann mit 600 Feldgeschügzen, 130 Gebirgsgeschügen und 80 schweren Haubißen.

Die leßten Reste der serbishen Armee, die von

von Europa geleistet worden ist. Jh glaube, daß nah der Wteder-

Bitolia über Ochrida und Struga nah Albanien zurückweichen,

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Fluß vernichteten.

Südlich dieser Stadt griffen sie die serbischen Truppen energish an, machten 400 Gefangene und nahmen drei Ge- shüße. Die Verfolgung in der Richtung gegen Elbassan wird ortgeteßt.

' e Mobilmachung der bulagarishen Armee wurde am 10./23. September erklärt. Sechs Tage später begann die Konzentration der Truppen. Die Operationen gegen die Serben wurden am 1./14. Oktober begonnen, und 40 Tage später, d. h. am 10./23. November, war die serbishe Armee bei Pristina und Verisowitsh endgültig geschlagen und auf albamsches Gebiet zurücckgedrängt. Am 16./29. November wurden bei Prizrend und Kula Luma die leßten Reste der serbischen Armee gefangen genommen. Am 20. November bis 3, Dezember begannen die Operationen am Wardar und Karassu gegen die Engländer und Franzosen. Jm Laufe von 10 Tagen wor die Expeditionsarmee des Generals Sarrail geschlagen und auf neutrales Gebiet zurückgeworfen. Am 12. Dezember war ganz Mazedonien befreit, und kein einziger feindlicher Soldat befindet sich mehr auf mazedonischem Boden. Dies ist der Tag seiner Befreiung.

Die Verfolgung des Feindes ist augenblicklic eingestellt. Folgende Depesche des Kommandierenden - der 2, französischen Armee vom 29. November Nr. 2007 carakterisiert die Franzosen. Die Depesche lautet: „Die franzöfischen Truppen haben in den von ihnen beseßten Ortschaften die ganze Be- völkerung zurückgedrängt und auf alle ihre Güter, Lebensmittel, Hausgerät, Vieh usw. Hand gelegt.“ Da sie jedoh ihren Miß- erfolg voraussahen, haben fie die Nahrungsmittel wieder an jeden verteilt und den Rest auf ihrem Rückzuge verstreut. Die besseren Gebäude wurden in Brand gesteckr, sodaß die Bevölke- rung nach ihrer Rückkehr kein Dach und keine Nahrung mehr finden tann.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 14. Dezember. (W. T. B.) Das Hauptquartier meldet: Von der Jrakfront liegen keine neuen Nachrichten vor.

An der Kaukasusfront wiesen wir Ueberrumpelungs- versuche ab, welche der Feind mit kleinen Abteilungen an einigen Abschnitten unternahm.

Von der Dardanellenfront wird berichtet: Bei Anafarta beschossen feindlihe Panzerschiffe, die dabei von Beobachtungsballons unterstüßt wurden, einen Augenblick unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte das Feuer und beschoß winkfjam die Schüßengräben und Batterien des Feindes. Bei Ari Burun ziemlih heftiges Bombenwerfen und Geschüß- kampf mit Zwischenpausen. Bei Sedil Bahr schleuderte der Feind in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember gegen unseren linken Flügel einè ziemlich große Menge Bomben. Am 19. Dezember versuchte der Feind, nahdem er eine Stunde lang Bomben aller Art und Lufttorpedos gegen diesen Flügel geschleudert und ein sehr heftiges Gewehr- und Geschüßfeuer gegen denselben gerihtet hatte, einen Angriff, der jedoch durch eine f1äftige Antwort unserer Artillerie, die den Feind mit großen Verlusten nach seinen Schüßengräben zurückzukehren zwang, vollständig abgeschlagen wurde.

Konstantinopel, 14. Dezember. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. An der Jrakfront nimmt die Tätiakeit der feindlichen Artillerie bei Kut el Amara von Tag zu Tag ivfolge unseres heftigen Gegenfeuers ab. Unsere Truppen näherten sich infolge geglückter Angriffe dicht der feindlichen Hauptsiellung.

An der Kaukasusfront mit Ausnahme von Schar- müßeln der Vorposten nihts von Bedeutung.

An der Dardanellenfront beshoß unsere Artillerie erfolgreich feindliche Stellungen bei Anafarta und feindliche Schiffe bei Kemikliliman und zwang sie, sih zu entfernen. Die feindliche Artillerie antwortete nicht. Bei Ari Burun Minenwerfertätigkeit und ein ziemlich heftiger, aber ausseßender Artilleriezweikampf. Bei Sedil Bahr fand in der Nacht vom 12. Dezember gegen unseren rechten und linken Flügel ein Gefecht mit Bomben und Lufttorpedos statt. Unsere Artillerie bescoß eine feindliche Haubißenbatterie und sprengte ein Munitionsdepot dieser Batterie in die Luft. Am 13. De- zember fand ein sehr heftiges Bombengefeht gegen unsere Laufaräben im Zentrum statt. Unsere Artillerie nahm erfolg- reich Ariilleriestellungen des Feindes unter Feuer und zerstörte ein Blockhaus und zwei Brücken über den Kerevizdere.

Kairo, 14. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird ge- teldet: Eine Aufklärungsabteilung aus Patruh stieß am 11. Dezember auf 300 feindliche Araber, die gegen Westen hin verjagt wurden. Sie haiten 35 Tote, während 7 von ihnen gefangen genommen wurden. Die feindliche Ab- teilung war mit Gewehren béwaffnet, fie bestand aus türkischen Landsoldaten und aus Jrregu!|ären. Die Engländer verloren 16 Mann an Toten, 3 Offiziere und 15 Mann an Ver- wundeten.

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Der Krieg zur See.

London, 14. Dezember. (W. T. B.) „Lloyds“ melden: Der britishe Dampfer „Orteric“, 6535 Bruttotonnen, ist versenkt worden. Die Besaßung ist bis auf zwei getötele und drei schwer verwundete Chinesen gerettet.

Von „Wolffs Telegraphenbureau“ wird folgende Liste der seit Beginn der Saloniki - Expedition von U-Booten der Mittelmächte im Mittelmeer ver- senften feindlihen Truppen- und Kriegsmaterial- Transportdampfern verbreitet:

A. Hilfskreuzer und Truppentransportdampfer-

1) „Namazan*, englifch, 3477 t, 500 Mann indis&e Truppen und Kriegsmatertal.

2) „Transsylvania*, englisch, 14000 t, Truppen, Munition und Kriegsmatertial. a

3) „Atmiral ‘Hamélin*", französisch, 5051 t, 1 Abtg. französische Feitartillerie, Munittonswagen und 360 Pferde.

4) „Moarquette*, englis, 7050 t, 1000 weiße englische Soldater, N Me, Munition und Krankenpfleger, 83 Mann gerettet.

5) „Calvades*, französis, 6000 t, §09 Mann französische Kolontal- truppen, 53 Mann gerettet.

6) „Tara", englis, 1862 t, Hilfskreuzer.

der des heutigen 2ges aber unsere prr Struga den Fluß Drin passiert.

Moni“, engli, 1000 4, Teahden unb Erantport von

sz S E ERIAN Transportdampfer. „NRavitailleur*®, fronzöfish, 2800 t, Koblen für franzöfische Flotte im Aegäischen Meer. S C , englis, 4300 t, Kohlen nach Mudros für englische „D: G. Hemy*, englisch, 4219 i, Teeröl von Al tubros : gli von Altrandrien nah 12) „Provincia*, franzöfisch, 3523 t, Kohlendampfer für enalis{- französishe Flotte. A 13) „St. Marguérite*, französis{, 3800 t, Vorratsdamvfer. 14) „Héridia“, englis, 4944 t, mit Stückgütern nah Saloniki. 15) „Antonle“, französisch, 2387 t, Vocratösdamvfer. 16) „Graigston*, englis, 2617 t, Koblen von Cardiff nad Mudrogs. 17) „Burrsfield“, englisch, 4037 t, Kohlen, Torpedos, Stückgüter 18) „Motorlellter X 3 8) „Motorleihter X 30“, englis. "Leiter für Landungszwede. 19) „Silverash“, englis, 3753 t, Vorratsdampfer. E 20) „Scawby*, englisch, 3898 t, Kohlen- und Borratsdamvfer. 21) Mos , englis, 3184 t, Kohlen für englisch-französishe 22) „Woodfield®, englis, 3584 t, Kriegsmaterial na Saloniki : Lastautomobile, 33 Motorbahnwagen. E : 23) „Yasukunt Maru“, japanish, 5118 t, Kriegsmaterial, Eisenbahn- schienen, Petroleum, Siükgzüter na Soloniki. 24) „Buresk“, englisch, 4350 t, Vorrats\chiff. 95) Se engli], 6200 t, Heizöl für englis - französische 7F1Ooltre. 26) „Clan Moccalister*, englisch, 4835 t, Koblen für englis{- französishe Flotte. | Bs 27) „Garta“, englis, 3032 t, Vorrats\{if. 28) R französis, 5600 t, Kohlen sür englisch-französische otte. 29) „Sir Nihnd Awdry“, englis, 2234 t, unbekannt. Da Dampfer von 2 Torpedofahrzeugen begleitet wurde, muß i auf wertyolle Ladung geschlossen werden. 30) „Franc2", französis, 4025 t, tn Chartec der französishen Ne- gierung von Mudros nah Marseille. 31) „Alexandra“, englisch, 4000 t, Muni:ion und Kriegsmaterial. 32) Unbekannt, englisch, 4000 t, ‘Munition. 33) Unbekannt, englisch, 4000 t, Munition. 34) „Hallamfhire*, englisch, 4420 t, 2200 t Kohlen für englisch- französishe Flotte von Malta nah Mudros. Zusammen: 147483 i.

__ Außer den Dampfern mit Truppen und Kriegsmaterial für die Saloniki-Expedition sind im Oktober und No- vember .noch Folgende Schiffe- im Mittelmeer von U-Booten der Mittelmächte versenkt worden:

1) „Dimitrios*, griehisch, 2508 i, Neis nah England. (Bannware.) 2) „Woolwich“, engli, 2936 t, Phoéphat, Zinn.

3) „Wacausta*, norwegis, 3521 t, Zudcker, Etsenbahnwagen und

Material für die russishe Staatseisenbahn. (Bannware.)

4) „Den of Crombie*, enaulisch, 4950 t, Reis.

9) „Dahra“, französis, 2127 t, Grüße, Graupen.

6) „Stdi Ferruh“, tranzösish, 1619 t, Stückgüter.

7) „Y'er“, französisch, 3500 t, Stückzüter.

8) „Sailor Prince“, engli\ch, 3144 t, Gerste, Leben9mittel.

9) „Haltzones*, englis, 5093 6, Erz, Baumwolle.

10) „Apollo“, englis, 3774 t, Kohle und zwei Kriegs\chGiffsbarkassen. 11) „Apscheron“, ruf. Tankdampfer 1000 t, 1000 t Hetzöl. 12) „Katja“, russis, 500 t, Zucker.

13) «nosis*, englisch, 3409 t, Koblen.

14) Name unbekannt, englisch, 5000 (°). 15) „Veerganser“, english, 1905 t, Stück „ut.

16) „Tringa“, englis, 2160 t, leer.

17) „Tanis*“, englisch, 3655 t, Vieh

18) „Kingsway*, englis, 3647 t, leer.

19) „Omara*', franzôsi\ch, 435 t, leer. 20) „Vêalinche®, englisch, 1868 t, Stückgut.

21) „Colenso“, englis, 3861 t, Stüd,ut und Elsenbahnwagen.

22) „Langton Hall*, englis, 4437 t, Stükgut.

23) „Sarifi8*, griehisch, 2901 t, Futter-, Lebensmittel nah England

(Bannware). 24) „Algerien“, französis, 1703 t, Stü@gut.

Gesamtsumme: 69656 Tonnen.

Statistik unnd Volkswirtschaft.

Die landwirtschaftlihen Quellen der deutschen Kraft.

_ Der Weltkrieg 1914/16, der deutshe Widerstandskraft und Leistunasfähigkeit aller Welt vor Augen gefüh1t hat, drängt dazu, einen Ueberblick über die Quellen zu geben, aus denen Deut'chland seine Kraft {öpft. Das auf den Schlachtfeldern von 1870/71 ges einte Deutscze Reih hat in weniger a!s einem Meuschenalier die Grundlagen seiner Volfskraft in einer Weise au?gebaut, die es in den Stand sett, einer Welt von Feinden siegreih Widerstand zu leisten, und dke zu der Hoffnung berechtigt, daß s{licßlch auch die Gegner die Unbesieglichkeit Deutschlands einsehen werden. Dem deutschen Volk aber wird sich die U: berzeugung einprägen, daß cs auch weiterhin noch aus den Quellen seiner Kraft |chpfen kann, ohne daß diese ver- siegen, und daß es in diesem Punkte den Feinden überlegen ist und bleiben wird.

Gr die folgende Gegenüberstellung find Verhältniszahlen gewählt, wie sie ungetähr ein Jahr vor Kriegsausbruch bestanden haben. Deutschlands Bevölkerung betrug im Jahre 1871 40 997 000, im Jahre 1912 66 096 000 Seelen. Die Zunahme belief sich also auf 61,2%/6. Der Geburtenübershuß im Fahre 1911 betrug in Deutfch- land 11,3 °/60, in England 9,6 °/00, in Frankreich 0,9 ‘/09. Jn Eng- land nahm die Bevölkerung von 1871 bis 1912 von 31 556 000 auf 45 663 000 Seelen, also um 45% und in Frankreih während der leichen Zeit von 36 190 000 auf 39 602 000 Seelen, also um nur 9,4°/0 zu.

eutschland steht also, was die relative Zunahme seinec Bevölkerung Rog, ole den Geburtenüberschuß betrifft, von dena drei Ländern am

en da.

Die Leistungsfähigkeit Deutschlands, das eigene Volk zu ernähren, wird durch die nahfolgenden Zahlen veranschauliht. Es betrugen die Ernteerträge vom Hektar:

1912 Weizen Noggen Gerste Hafer Kartoffeln Doppelzentner in Deutschland... 22,6 18,6 26 194 150 3 in Frankreich R 13,6 10,1 14,1 12,7 81,9 in Nußland t B e 8,5 S7

Diese für Deutschland außerordentli günstigen Zahlen sind das Grgebnis angestrengtester Arbeit und ungeheuren Fleißes. Das beweist am besten die steigende Letsiungsfäbigkeit der deut|chen Land- wintshaft, die unter Ausnußung aller Vorbedingungen für ein ertrag- reiches Wachstum die E: trägnisse der Vermehrung der Bevölkerung A den gesitegenen Leben8gi wohnheiten entsyrehend zu {teiyern ver- tand. Im Jahre 1881 betrug der Ernteertrag vom Hektar in Deutschland für

Weizen nur. .. s AML Ua,

M a «00 E 4s ¿L Swe ¿L 2 Kartoffeln . ¿IOTS Wtesenheu . ¿ 003 «e

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Der Eitrag stieg im Jahre 1913 för

Weizen auf

Roggen ,

Geiste S

Hafer L

Kartoffeln

Wiesenheu ,„ und weist damit eine vrozentuale Z1nahme auf füt Weizen um 85,8 9/0, für Yîoagen um 75,2%, für Gerste um 47,09%, für Hater um 81 9/0, tür Kartoffeln um 47 9/9 uno für Wieser heu um 47,6 9/6.

Mit welchzn Vièitteln diese Ergebnisse erzielt wurden, sei ebenfalls noch furz ermäbnt. Die Zahl der ökonomtishen Lehrinstituse für die Landwirt|\chaft stieg von 7 vor etwa 39 Jahren mit 464 Be- sucera auf I im Jahre 1911 mit 2387 Besuchern, die Zahl der mittleren und niederen Tandwirtshafitlicden Fadsculen in der aleih-n Zitspanne von 87 mit 2257 Besuchern auf 246 Schulen im Fahre 1911 mit 14585 Beiuhern, und die Zabl dec ländlichen Fortbildunas- \chulen erhöhte sh während dieies Zeitraumes von* 338 mit 9288 Be- juzern auf 5349 mit 86 689 Besuchern.

; Befonders bemer kenêwert sind auß die von den verschtiedznen Ländern “auf 1 OQuadratkilometer Anbaufläche ver- brauchten Düngejtalze, von denen Deutichland 1321,59 ko im Jahre 1912, England dagegen nur 189,3 kg und Frankrei 96,6 kg verwandte. i

Die gleiche sieigende Entwicklung, wie die Bodenerträgnifse, zeigt die Viehhaltunga. Pferde waren in Deutschland im Fahre 1873 3352000, im Jahre 1912 4516000 Stôck vorhanden, in Gngland dagegen im Jahre 1912 nur 2229 000 und in Frankreich im Jahre 1911 nur 3236 000 Stück. Der Rindviehbestand bat in Deutichland von 15 777 000 Stück tim Jahre 1873 auf 20 159 000 Stück im Jahre 1912 zugenommen, betrug dagegen in England im Jahre 1912 nur 11 873000 S1ück und in Frankceih im Jahre 1911 nur 14 436 000 Stück. Schweine wurden in Deutschland im Jahre 1873 7124000, im Jahre 1912 21885000 Srück gezählt. In England dageuen waren im Jahre 1912 nur 3 980 000 und in Frank- reih im Sabhre 1911 nur 6 720 600 Stüûdck vorhanden.

Ganz beträhtlid hat auch in der Landwirtschaft . die Anwendung von Maschinen zugenommen; so weist die Zah! der benußten Damwpfvflüge in der Zeitipanne von 1882 bis 1907 eine Zunahme von 258,3 % auf. ie Verwendung von Mäh- mashtven äst in derselben Zeit "m 1434,7%%5 “und dec Gebrauch von Damvfdreschmaschinen um 545,9 9/4 gestiegen.

Das ift ein Bild ständig |tei„ender Entwicklung und ein Beweis der Kulturrflege, dem kcin anderes Volk ähnliche Vergleihszablen entgegenzustellen vermag. Es find ergiebige und unversiegbare Quellen der Kraft, aus denen Deutshland {öpfen kann vnd die die Gewähr bieten, daß das deutshe Bolk während der Dauer des Krieges ausreidend ernährt werden wird. Mögen die Feinde wähnen, Deutschland auszuhungern, Deutschland wird fch ernähren, und zwar besser und billiger, als es die feinèlihe Bevölkerung vecmag.

Entwickluna des BVeschäftigunggrades und Arbeits- marktes in Groß Berlin in der Zeit vom 27. November bis 4. Dezember 1915.

Nach der verglethenden Darstellung des gewerblihen und indu- {riellen Beschäftigungs8arates in Groß Berlin am 27. November und 4. Dezember, die das Statistishe Amt der Stadt Berlin veröffent- liht, hat in der Zeit zwischen diesen beiden -Stichtagen die Ges» samtzahl. der vexrstiherungsvflihtigen Mitglieder von 239 Krankenkassen Groß Berlins eine Verminderung von 1 132 203 auf 1 129 103, d. i. um 3100 oder 0,27 9% erfahren, eine Grntwidlung, dite wesentliß durch die 28 allgemeinen Vrts- krankenkfassen berbetgetubrt ist. Bei diesen stellt sich die Ab- nahme auf 1874 oder 0,76 %) bet den Männern und auf 2904 oder 0 66 9/9 bei den Frauen, wo hte zu einem wesentlihen Teil durch das Haua9gewerbe bedingt war.

Cine Zunabme der versfi%erungtpflißtigen Beschäftigten dagegen zeigt sich bet ter Gefsamtheit -der 208 gewerblih gegliederten Krankenkassen. Bet diesen ergibt ih ein geringes Mehr von 157 oder 0,06 9/0 für das männlihe Geschlecht, ein sehr viel größeres aber: von 1456 ober 052% für die Frauen, sodaß für beide Ge- {leßter der Versiberungdpflichtigen zusammen eine Zunahme von 1613 oder 0,38% festzustellen fst. 5m einzelnen trat eine starke Steigerung des Bes äftigung#grades bei ten Waren- und Kaufhäusern hervor: um 1050 Beschäftigte oder 5,11 9% als Folae des Bedarfs vyornehmlich au weiblichen Hilfskräften zur Bewältlkgung des Weihnachtsverkehrs. Unter den weiteren Fällen eines anziehenden Beschäftigungsgrades ist die Metall- und Maschinenindustrie mit —+ 363 Versicherungepflichtigen oder 0,18 9/0, die Industrie «eder Nahzungs- und Genußmittel mitt —- 143 oder 0,69% jowie das Drudercigewerbe mit 4- 105 oder 0,37 9% zu erwähnen. Von den im ganzen nur 4 Gruppen mit einer dieëmal geringeren Zahl von Beschäftigten ist die Abnahme um 103 Ver- sicherungétpflichtige oder 0,88%/6 beim Bauaewerbe noch am größten, die Folae einer durch Wiiterungéverhältntsse bedingten Abnahme von Dachdeckerarbeiten.

Die Zahl dec bei 38 Fachverbänden der frelen Geweikschaften erm“‘ttelten Arbeitalosen ist tin dec Woche vom 29. November bis zum 6. Dezember von 2377 auf 2148, d. t. un 229 oder 9,63 9/0, ge- junken. Zu nit weniger als vier Fünftela ist die Abaahme auf dle Bauarbeiter zurückzuiühren, die nah Ablauf der Frosttage die Arkeit wteder aufnehmen konnten, Im übrigen waxen nur geécing}ügtge Beränderungen feslzustellen.

Jah dem Bericht des Verbandes märkischer Arbeitsnach- weise hat die Zahl der männlichen Arbeit]suhenden gegenüber der Vorwoche wentg, die der weiblichen stärker abgenowmen. Die Ueber- arbeit ta Vetrteben der Metallindustrie, die mit Heeresaufträgen be- \chäftigt find, dauerte an, auch hercshte hier wteder, wie in der Vorwo%e, Knappbeit an gelernten Arbeitskräften. In der Kahrzeugindustrie machte si infolge dringender Zufträge besonders etn Mangel an Holzarbeitern und Drehern bemerk- bar. In der QDHauindustrie begann {ocn wieder Knappheit an Maurern, Zimmerern unxd Hilfsarbeitern sich „fühlbar zu machen. Luf dem Arbetiismarkt für weiblicbes Personal trat in der Metallindustiie eine leth!e Besserung ein In der Lederindustrie wurden wezen dringender Heeresaufträge Arbeiterinnen neu eingesteUt. Doch hat die Nachfrage nah Hetmarbeiterinnen für Näharbeiten nach-

- gelassen. Im Buchdrukgewerbe konnt? die Nachfrage nach ‘Arbetts-

kräften nit befriedigt werden. Im ganzen betiug bei den öffent- lien Arbeitsnahweisen von Groß Berlin die Zahl der vermiiteltén männlt{chen Arbeitskrä!te 3077, die der weiblichen 2470. An offenen Stellen waren iür männliche Arbeiter 3715, für Frauen 2825 vor- handen. Die Zahl der männlichen Arbritjuhenden stellte sih auf 3818, die der weiblichen auf 4238. i

Kunst und Wissenschaft.

Als der Krieg auébrack#, wandte man si fast auss{ließlih der Pfl-ge der deutschen Kunst zu. Während aber die Theater längst wieder klassishe Werke aus fcindlihen Ländern aufführen, bat auf dem Gebiete der bi!denden Kunst die einseitige und gründliche Bescbäf- tigung mit deutschen Werken zum Glück noch nicht nachgelassen. Auf den Kunstausstellungen fehlen die Arbeiten aus feindlicèn Ländern vollkommen, die Kunstbandlungen führen uns neuere deutshe Meister wie Trübnec, Thoma, Corinth, Liebermann und Sléevogt in Gesamt- ausstellungen vor, und man „entdeckte“ bet dieser Gelegenheit avch wieder einmal Ferdinand von Raytfki. Der Kunsthandel brate Merke seiner Hand gleich reihenw: ise auf den Markt, und tet Salon Cafsirer vzranstaltet jet eine mit erlesenem Geschmack zusammengestellte Naysfki»Aussiellun g. Ste enthält so bedeutende MWeike, daß vermutitch und hoffentlih diese zweite oder dritte Entdeckung des Künstlers die endgültige fein wird, die ihm seinen Play in der Kanstgeschichte unverrückbdar anweist,

Daß die Kunst- Ferdinand von Nayskis, der 1890 în nim Alter voa 84 Jahren einsam und unerkanni ftard, sih bisher uoch niht endgültig durchs Tonnte, hat natürli} gute Gründe. Das Schaffen des Künstlers ist ret ungleiGwertig; es kommen gut angelegten Hemäldea neben s{öônen Bildstellen unglaublich hart und glatt gemalte und schGlecht gezeihnete Dinge vor und es aiot etne Anzabl minderwerttger Bikder, die dem Ansehen des Künstlerz immer wteder geshadet haben. Obgleich in Museen wie Leipig und Dresden und in der Nationalgalerie jeit Jahren vorzügli: Werke von ihm hängen und obglei die deutsWe Rahchundertausstellung, die den Küntler zum erstzn Male dec Vergessenbcit entriß, cine Reibe von Meisterwerken ans Licht brachte, hat doch tmmec wieder Mittelgut die Ertnnerung an diefe auszezeihneten Schöpfungen vermsht. Dazu kommt noch, daß Rayski auf die Kunst teiner Epoche keinzn Einflaß auegeübt hai. Weder zeitgenöffishe literarishe Würdizungen noch Werke von Shülern weisen auf die Bedeutung und den Einfluß diejes Meisters hin, der ohae Beziehungen zu den berühmten Maiern fetner Zeit fill dahinlebte. Nicht zuleyt bietet aber auch der Um- stand, daß sich die meisten fciner Gemälde auf abseits gelegenen Sélössern und Landsitzen des sächsishen Adels befiaden, die C:kläcung dafür, daß Ferdinand -von Naveki Zeit seines Lebens und noch lange na seinem Tode den Kunstfreunden ein Uabekannter gebii:ben ist. Daß auch jeyt, nahdem der Künstler tnzwisGen etnea : Biogaraphen gefunden hat und große Ausstellungen seiner Werke in Dresden und Berlin stat:gefunden haben, noch viel Un- bekanntes von ihm zu entdeck-n ut, lebrt die Ausstellung bei Cassirer. Hier sieht man zum ersten Male Bildnisse aus seiner früben Zeit, die in den dreißiger Jahren während eines längeren Aufenthalts in Würzburg entitanden sind. Nachdem der Künstler vorher in Ballenstedt seine militäls{e Laufbahn aufgegeben hatte, wandte er fic in Paris erneuten Kunststudien zu, die er {hon früher in Dresden a!s Kadett nebenbei betrieben hate. Auf der Nückehr von Paris weilte er in Würzburg, und hier entstanden Werke die beiden Frauenbildnifse aus der Familie von Reding find treffende Beisptele dafür —, die sich kaum in einer Beziehung über landläufige glaite Biedermeterporträts erheben. Immerhin be- weist das genia? hingewirbelte fleine Selbsibildnis, das béreits auf der Jabrhundertausftellung zu sehen war, daß der Künstler damals {hon über virtuoses Können verfügte, das er temperamentvoll anzuwenden verstand. Seic 1840 bis zu seinem Gnde hat Nayskt feinen Wohnsit in Dresden, das er fceilich häufig verläßt, um (Finladungen auf }ähsische Adels8güter zu folaen. Er widmct sch hier der Jagd, und er malt hier auch: Bildnisse, Jacd- und Tierbilder. In der Haltung und A«ffassung weichen selbit die besten Porträts Naysk(s, die um die Mitte des 19, Zah: hunderts entstehen, nicht von dem überlizferten Porträtstil ab. Wodurch sih aber Ray?fi von allen übrigen Bildnismalern dieser Zeit unter- \{eidet, das ist die hervorragende, uns erstaunlich modern anmutende malerishe Ausführung. Er malt die zumeist lebensgroßen Bildnisse rafch herunter. Diese urge#üme Behandlung hat gelegentlih zur Folge, daß er bedenklich ,danebenhau1“ und oberflählich wird, zumal ihm eine strenge und sicere Shulung fehlt PVeeift aber {uf er seine Werke in etner glüdlihen S'unde. Er versieht es, aus ein paar Ordensbändern, aus goldenen Tressen oder einem Blumenstrauß so reich? farbige Wirkungen berauszuholen, daß das ganze Biid troß der dunklen Tracht farbig aufleuhtet. Den Kopf \cildert er nicht in ausdruckévoll bewegter Haltung und ohne lebhaftes Mienensptel; er malt ihn in ruhiger Haltung sachlich und eingegend ab, ohne dabet leer und Tangwetlig zu wirken. Das Bildnis der Frau von Posern, die betden Porträts der Grafen Alexander und Kurt von Einsiedel fiad hier vorzüzlihe P-oben seiner reifen Kunst. Das große Familien- bi1duis „Auf der Shloßtrepve“ - is ein “Beispiel dar, wie ungleih NRaysfi tin seinem Schafen sein konnte. Das weiße Kieid der Frau ist wundervol dufig und. fteflich ge- malt, während die Anzüge der übrigen Gestalten, ins- besondere eine blaue Uniform glatt und pappig wirken. Einige (Semälde, die um 1860 entstanden sind, zeigen Ytayskis Kunst auf der hôchsten Stufe. Die beiden lebenszroßen Jägerbildn!}- und das Port'ât der Frau von Schönberg find in der geshm 1ck&oollen Ver- wertung unaufdringliher Farbenflänge und in der loderen und freten Behandlung übe-rlegene Veeisterwerke. Daß der Künstler in feinen Tier 'childerungen tn der E:fassunz und Wiedergabe der Natur Vor- ¡gliches leistet, tft bet seiner leidenshaftlihen Liebe zur Jagd beinahe jelbstverständlih. Die RNebhühner unter einem Brombeersirauh und der K pf eines Spießerbodcks sind hier besonders gelungene Shöôprungen auf diefem Gebiete. In seinen leßten 15 Lebentj2ahren hat Nayskt fast niht mehr gemalt. Sein leßtes datiertes Bild in dieser Ausstellung, ein „Hafe im Schnee" aus dem Jahre 1875, bezeugt dturch die gut beobachtete Schilderung und die malerishe Behandlung der weichen wetßin Shhneedecke, daß es nicht das Gefühl nahlassender künst- leri]cher Kraft gewesen sein kann, das Ferdinand voa Rayski bes stimmte, Pinsel und Palette beiseite zu legen. Dr. Pl.

Literatur.

- Kar! Loampre@t haite in seinem letzten Lebentj1hre eine kleine Schri]t „Deutscher Aufstieg* verfaßt, in der er auf engstem Naum die Fundamente und Tragpfeiler aufzethnete, auf denen fich nah setner Anficht in den letztve:flossenen 14 Jahrhunderten die deutsche Aar- wärtsentwiFlung aufgebaut hat. Zu gleiher Zeit ging er daran, ein diejen sttzzenhaften Grvyndriß ergänzendes Lesebuh für die Deutschen zu verfassen, eine Art Quelienbub, dos dem mit fcinem Entwicklungsgedanken Vertrauten dessen Richtigkeit erweisen und belegen und das zugleich aus dem Geist der Z-iten selber iu dem Leser reden sollie. Eatwurf und Anlage konnte Lampreckt noch selbst festlegen und einem großen Teil des Buches, mit dessen Ausführung er seinen Schüler Dr. Alfred Hönger betraute, noch ducchsehen und gutheißen. Das Buch ift nunmebr unter dem Titel „Zeugnisse zum Deutschen Aufstieg 1750 bis 1914* im Verlag von F. Andreas Perthes in Gotha erscienen (geb. 2 #). Es lehnt sich in seinem Aufbau streng an das ron Lamprecht in der oben erwähnten Schrift gebotenen Schema an, auf das bei jedem Quellenzeugnis noch ausdrücklih hingewiesen worden ist. Im übrigen sei hervorgehoben, daß der Herau8gedber \sih aus triftigen Gründen jedes Werturteils über die angefübrten Stellen und über die Verfasser enthalien und taß er, im Gegensaß zu seinem Lehrer \fich mitt Erfolg bemübt hat, überflüssige Fremdwörter zu vermeiden. Jedem mitgeteilten Stück is ein Schriftenverzeichnis beigefügt; alle jonstigen Angaben enthält ein am S{hluß; mitgeteiltes Quellenverzeinis. Jnnerba b der scchs von Lampre(t ahaegreniten Entwickiungsabschnitte (1620—1720; 1720—1750; 1750—1780; 1780—1815; 1815—1880 und 1880—1915 find die mitgeteilten Quellen unter je 5 G:sichispunkte geordnet : Philosophie, Welt- anfchauuna, Wissenschaft, Erziehung ; Religion und Theologie; Dichtung ; Kunst; öffentliches Leben, Politik, Wirtschaft, Die Sideniians Auswahl selbst legt Zeugnis von vollständigec St ffbeberrshung ab und ift vor allem auh mit der rihtigen Abi{ägung ter Bedeutung der beran- gezogenen Persönlichkeiten für thre Zeit und für die Gesamtentwicklung des deutschen Lebens vorgenommen. Das Buch if also als eine glich? Ausgestaltung des ihr zu Grunde Liegenden geschihtlihen Entwikiungsganges anzusprehen und dürfte niht nur a!s Leszbuch in gebildeten Faruilien, sondern aud für den Sculunterridt zur Be- lebung und Ergänzung des Unterrichts in der neuen Geschihte vielen Lehrern willkommen sein. i Aus der Zabl der kleineren S{riften, die aus Anlaß des Hobenzollern}ubi!äums entstanden sind, jeien noch zwei nahaectrageu, die dur sorgfältige Vera: beitung des Stoffes und dur rhre geshickte volkêtüml:-che Darstell ng ih üder die meisten lichen Versuche, eine knaappe Uedersidt über die Herr kit unser-s Königebaufes zu bieten, erdeden. Unter Titel „Fünf Jahrhunderte Hohenzollernderrs@Saft in Brandenburg—Preußen“ dat der Ho'prediaer a. D. D. Berne bard Rogge im Verlag der Gedrüder Paetel in Berlin (geb. 2,50 #, ged. 3,50 #) einen Abriß der preußischen Gesamt; 2 ver

R dem in manchen Abschnitten sein zwidändiges Ges T L