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* um mehr als viereinhalb Milliarden Mark voraus. Das ist dec
nux 30 Prozent. Heute belaufen sich die Einzahlungen auf mehr als 10,8 Milliarden. - (Hört, hört!) Sie eilen den fälligen Ein§zhlungen
beste Beweis, wie leiht die deutshe Volksroirtschaft diese gewaltige Hergabe von Kapital bewerkstelligt.
Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Tatsache, daf; die Dar- lehnsfassen nur in ganz bescheidenem Umfange für dic :Zweke der dritten Kriegsanleihe in Anspru genommen worden sind, troß des arößéren Betrages der Anleihe um: sehr viel weniger, «ls für die erste und zweite Kriegéanleihe. Zurzeit sind die Darlehnskassen für die dritte Kriegsanleihe bcanspruht mit 580 Millionen Mark, dos sind ungefähr 5,4 Prozent der eingezahlten Betröge, nicht mehr.
Die Sparkassen — gleichfalls ein wichtiger Faktor für die Be- verteilung unserer finanziellen Leiftuugéfähigkeit — zeigen ebenfalls cin fehr erfreulidbes Bild. Die Gefamtzeichnungen der Sparkassen selbft und ihrer Einleger auf die dritte Kriegsanleihe betragen nicht weniger als 5 Milliarden 890 Millionen Mark. Dao3on kommen rund 2 Milliarden 875 Millionen auf die dritte Kriegsanleihe allein, und etwas mehr als 3 Milliarden Mark auf die erste und zweite Kriegsanleibe zusammen. Im September dieses Jahres — alfo bor der Einzahlung auf die dritte Kriegsanleibe, aber nach Abfüh- rung der vollen Milliarden für die erste und zweite Kriegsanleibhe — war der Einlagebestand, den unsere Sparkassen vor Kriegsausbruch ge- habt balten, nicht nur unberührt, sondern die Summe der Einlagen war sogar um rund 14 Milliarden Mark höher als zu Beginn des Jahres 1914. (Hört, bört!)
KVehnlich steht es mit den Einlagen, mit den Depositen bei unseren Banken. Der Depositenbestand bei unseren Banken erreichte ini August und September Höchbstziffern, wie sie in Friedenszeiten überhaupt nicmals erreicht worden find. Und troß der. so stark bes{leunigtecn Einzahlungen auf die dritte Kriegsanleihe sind auch ¡jeßt wieder, soweit îich es übersehen kann, die Einlagen bei unsercn Bonken höher, als sie es vor Jahresfrist waren.
Ueber den Stand der Meichsbank brauche ih kein Wort zu ver- lieren. In dem wesentlichsten Punkte der Golddeckung, der Noten- und sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten steht sie nach wie vor günstiger, als ‘ die Zentralbank irgend eines anderen der frieg- führenden Länder.
Meine Herren, ih weiß schr wohl, daß unsere Feinde all dies nicht gelten lassen wollen. Jhre Presse verurteilt uns täglich mehr- foch zum Bankrott, genau wie sie täglih aus den Erfolgen unserer Waffen uns die cndgültige Niederlage prophezeit. Seit einiger Zeit scheinen unsere Gegner allerdings einzusehen, daß es “ihnen nicht allzuviel nüßt, wenn unser Bankrott nur innerhalb ihrer eigenen Grenzen und höchstens in dem oder jenem, uns -niht gerade wohl- gesinnten neutralen Blatt proklamiert wird. Sie lassen es sih in der leßten Zeit angelegen sein, uns selbst davon zu überzeugen, daß wir am Ende sind. Jch habe hier eine kleine Schrift, betitelt: „Das britishe und das deutsche Finanzwesen“, von einem Mr. Davies. Diese Schrift ist in den leßten Wochen von Holland aus ganz massen- haft in Deutschland verbreitet worden; ich felbst habe Dußende von Exemplaren davon zugesandt bekommen. Sogar die gestrenge Zensur hat bei mir angefragt, ob es sih nichi cinpfechle, diese Broschüre und thren Vertrieb zu verbieten.
Meine Herren, aus dieser kleinen, instruktiven Schrift habe ich u. a. erfabren, daß wir unsere Bankdirektoren durch Drohung mit dem Kriegsrecht gezwungen haben, uns ihre Depositen zum Zweck der- Zeicbnung auf die Kriegsauleihe auszuliefern. (Heiterkeit.) Der Verfasser sett hinzu, er felbst habe die Nachricht anfangs nicht ge- alaubt, aber die Erkundigungen, die er dann habe einziehen können, hätten diese ganz unglaubliche Geschichte voll und ganz bewahrheitet. Ich habe natürli® verhindert, daß die Zenfur dem Vertrieb dieser Scrift irgendwele Sck{wierigkeiten in den Weg legt (Heiterkeit und Zustimmung), obwohl ic eigentli Grund gehabt hätte, mich acgenüber den Herren Engländern zu revancbieren.
Ic habe im Juni einem amerikanischen Journalisten auf feinen Wuns einige Bemerkungen über die damals gerade bevorstehende englische Kricgsahnleibe gemacht, in der Annahme, daß dies pielleicht aub die Herren Engländer etwas interessieren könnte. Der Journalist hat meine Bemerkungen nach Nzw York gekabelt; aber die englische Kabelzènsur hat das Telegramm unterslagen. (Hört, hört!) Es hat erst späterhin- in Amerika brieflich das Licht der Welt erblickt, und in England überhaupt nie.
Aber, meine Herren, nicht nur ein unbekannter Mister so und
je der Verfasscr_ dieser Scbrift, sondern die gesamte ' feindliche
bei unseren Gegnern und bei den Neutralen widmet sich mit Bebarrlickeit, die wirkli einer besseren Sache würdig wäre,
Gi dem Bestreben, uns. finanziell totzusagen, und vor allem wird immer
wieder darauf bingewiesen — ic habe das leßté Mal hier son dar-
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auf aufmerksam gemackt, daß unsere Anleihen nur ein großer Bluff seien, daß fie aus\Hließlich finanziert seien durch unsere Darlehns- tassen., Das ist aus der Welt und aus der feindlihen Presse nicht lerauézufriegen! Der Pariser „Temps“ hat noch vor wenigen Tagen i einem: Arlikel;, der zum Lobe der neuen franzosiscen ‘Anleihe qge- \{Œricbén war, behauptet, daß nickt ein einziger Deuischer, der auf die deute Kricgsanleihe gezeibnet babe, verhanden sei, der das Geld nidt der Darlehnskasse oder scincm Bankier \ckulde. (Große Heit
3 M Fs “ 4. D I c; . A A 2 I N 40 feit.) Aebnlide Behauytungen find vor einiacn Wochen
worden. von dem englisckten Handelsminister Mr. Runciman. igesickis der Tatsache, daß der Gesamtbestand der Darleh: n Auëlcihun Kriegsanlecihz und andere. Zwecke 15600 Millionen beträgt gegenüber 25% Milliarden
anleihe, und daß die für die Kriegsanleihe gewährten Darlehen ins-
acefamt within nodb einmal fünf Prozent der Einzahlunzen
ctragen. pi ch auf diesen Punkt hier wieder zurück- teht e nicht etwa, um unsere Gegner zu belehren; , das weiß id! (Sehr gut!) Wen Gott verderben (Sehr richtig! und Heiterkeit.) en fahliden Nichtigstellungen nimmt weder die feindliche oh nehmen davon die feindlihen Staatsmänner Votiz. Jch iviederbole diese Feststellungen hier nur, um Ihnen den Geisteszustand nahezubringen, in dem si die mit uns im Kriege liegenden Völkéëc befinden (Sehr gut!), dank eines ebenso raffinierten wic gewissenlosen Systems der Täuschung, von Regierungen und Presse im Vereia is unverantwortlichster Weise gehandhabt. "Jch frage mich jeden Fag, wenn ich die ausländischen Zeitungen -lefe, ob es-denn -moglih
ist, Laß Uricil und Verstand durch die ‘in diesem Kriege aufgewühlten
Leidenschafien so furcktbar getrübt- werden, und i6 nebme daraus Anlaß zu der Selbstprüfung, ob wir denn unsererseits bei der Be- urteilung der Verhältnisse unserer Gegner ebenso in die Jrre gehen wie die Gegner bei der Beurieilung unscrer Dinge. Aber i glaube, ter Deutsche ift zu objektiv und zu gewissenhaft. Er neigt mehr nach der anderen Seite; er neigt mehr dazu, die Schwierigkeiten bei fich selbst zu Hause zu übershäßen (Allgemeine Zustimmung), die Scbwie- rigkeiten bei den anderen zu gering zu verans{lagen. (Schr richtig!) Daß wir- damit, meine Herren, nur allzuoft Wasser auf die feind- lichen Mühlen leiten, das steht für jeden, der die ausländische Presse verfolat, außerhalb jeden Zweifels.
Nun, meine - Herren, möchte ih in dem Geiste strenger, leiden- \schaftsloser Prüfung hier vor Ihnen darlegen, wie die Kriegsfinanz- verhältnisse in ihrer Gesamtbeit, also auch bei unseren Feinden, sich gestaltet haben.
Jch will auch diesmal zunächst einen Ucberblik geben über die gesamten Kriegskosten ller kriegfübrenden Staaten.
Jch habe hier im August die gesamten Kriegskosten auf nabezu 300 Millionen Mark pro Tag geschäßt. Das reiht heute nicht mehr aus. Meine Ziffern kommen heute auf 320 bis 330 Millionen pro Tag; die monatlicen Kriegskoften kommen damit an die 10 Mil- liarden Mark heran, die jährlichen Kricagskosten auf nahezu 120 Mil- liarden Mark. (Hört! hört!) Meine Herren, 120 Milliarden Mark, das ift die Hälfte des ganzen öffentlichen und privaten beweglichen und unbeweglichen franzoösishen Nationalvermögens, wie es vor dem Kriege stand. (Hört! hört!) Von diesen gewaltigen Kriegskr entfällt auch heute noch ctwas weniger als zwci Drittel auf unsere Gegner und etwas mehr als ein Drittel auf uns und unsere Ver bündeten,
In der Höhe der laufenden Kriegékosten hat England init einem T agesbedarf, der drüben kürzli erst wieder von Mr. Asquith mit 100 Millionen Mark angegeben wordcn ift, uns wohl endgültig uberholt. Jch hoffe nicht, daß wir den Engländern bis zu dies Höhe nachkommen werden.
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Auch was den Gesamtbetrag» der bisher aufgelaufenen Kriegb- kosten anlangt, dürfte England heute dit vor uns an erster Stelle stechen, und fein Vorsprung wird sich wohl rasch vergrößern.
ind Erfolg veraleicen, fo werden Sie finden, daß nicht nur auf d: elde der Scklaten, fondern aub auf dem Gebiete des Geldes mäcbtigere Faftorem entf&eiden als bloße Zahlen. Wir geben mit unseren Bundeéaznossen nickt vi:l mehr als balb soviel aus wie der Verband unsorer Feinde, und ich glaube, ohne unbesckeiden zu fein, sagen zu können, daß wir mit dieser ocringeren Summe dech wesentli mebr erreibt haben. (Leöbafte Zustimmung.) Jc% habe aber nit den Eindruck, als ob das deppelte Gewicht d:r finanziellen Last ‘unsere Gegner deshalb etwa meniger gedrüdckt babe. Wir. brauck2n uns nur ein Bild davon zu man, wie die versPietencn Kriegfübren- den bisher mit der Aufbringung dieser gemwaltinen Mittel fertig- geworden sind.
Wir in Deuts(land und unsere österrcihisck&-ungarisden Vundes- genosson baben ten größten Teil unseres Kriegsgeldbedarfs durch lang- fristige Anleiben deckden und kTonfolidieren konnen. Von ten Gegnern ist dies bisher nur England gelunçcen, aber nit entferut in demselben Maße wie etwa uns, Bet ungcfähr hem Gefaintaufwande für den Krieg hat England ktisher 18,5 Millizrden Vark ctwa, wir da- gegen haben 25,5 Milliarden Maktk durch langfristige Anleiben gedeckt. Frankrei, das bisher nur cinen ganz minimalcn Betrag seiner Kriegskosten durch zehnjährige Okligationen, alles übrige durch kurz- fristige Kredite beim Publikum und bei der Bank von Frankreich auf- gebrackcht hat, macht erst jeßt eine verzweifelte Anstrengung mit einer zu sehr niedrigem Kurs ausgelegten Anleibe, die mit 5 % verzinslich ist, auf die ich gleich nochfommemn werte. Dieser Unterskied in de Art der Deckung der Kriegskostèn ‘ist derjenige, den ich in die. erste Reibe rüden mödtte.
Der zweite Unterschied ift: Wix habcn bisher unseven Geldbedar?f für uns und für unsere Verbündeten so gut wie aus\ckch ließli im Jn- lande gedecki, aus dem unversieglichen Brunnen unjerer h2imisckgn Arbeitskraft g:chopft. Unsere Feinde waren genötigt, in greßem Umfange auf die Geldgquellen des Auslandes, insbesondcre der Ver- einigten Staaten, zurückzugreifen.
Der dritte Unterschied ist: wir haben unsere Geldbescaffung nach einem einheiiliben und einfachen großen Plan durchgeführt, da- bei diz Bedingungen für das Reich von Schritt zu S&ritt verbessert und den Erfolg von Schritt zu Schritt vergrößert. (Bravo!) Von Anfang an haben wir den 5 Ligen Anleihetyp ccwählt. Die Aus- gabefurse sind, wie Ihnen bekannt, 97,5, 98,5 und 99 gewesen, und der Ertrag war 4,5, 9 und etwa 12,22 Milliarden Mark. Bei unseren Gegnern dagegen seben wir ein Suchen und Tasten, seben ‘Verlegen- heitsmaßnahmen und, was das Wichtigste ist, eine fertacseßte Ver- {ckchleckchterung der Bedingungen der Geldbescaffung
Ich will nicht zu tief iw die Einzelheiten eingeben und deshalb nur von England und Frankreich, den finanziell wichtigsten unserer Gegner sprecken.
Frankrei hat bisber während des Krieges mehr als 22 Milliarden Frank aufgenommen. Sie werden die Musterkarte sehen, nah der das geschehen ist. Mebr als 7,5 Milliarden Frank hat es bei der Bank ven Frankreich geliehen, 75 Millionen Frank bei der Bank von Algier, 8 Milliarden 350 Millionen in- kurzfristigen Bons dé la défente nationale mit Laufzeit, 3660 Millionen in Form von 10 jährigen Obligalions de la défense nationale, ‘über 1 Milliarde im Wege verscbicdener kurzfristiger Kreditgeschäfte in England, ein paar Hundert Millionen durch kurzfristige Operationen in den Verkinioten Staaten und \ch{ließlich 1,25 MiPiarcde dur die mit England in den Vereinigten Staaten abaescchlossene Anleihe.
Meine Herren, als Deuts%land bald nach Kriegsausbruch im Monat September mit seiner 5% tigen Kriegsanleibe zum Kurse von 97,5 berauófam, spracen die franzöfischen Zeitungen vor dem bevor- 1 _deutschben Staatsbankrott. Die Franzosen sind sehr bald
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bescbeidener geworden. Sie baben zu Beginn des Jahres. 1915 ihre 5% igen Bons de la défense nationale nit zu 96,5, sondern zu 95 beravsaebrackcht, und es war ein Mißerfolg. Sie haben jeßt sich. ent- blossen, für ißre neue 5 2 1ge Anleibe fich einen Erfolg unter allen Umständen dadurch zu sichern, daß sie einen Auszabekurs festschte, der nominell 88 ift, si after, wenn Sie die verschiedenen Zinsvergütungen vsw. abziehen, auf 86,80 % stellt. (Hört, hört!) Also, meine Herrén, cine deutsche 5 % ige Anleiße zu 974, das war der deutshe Sitaats- banferott, abet eine framzösiscke 5% ige Anleibe zu 86,80 25 ist —
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(Zurufe redts: Siegesanleihe!) jawobl, tas „Emprunt de la Vie- toire“, die „Siegesanleihe“.
Hzrr Ribot, der französisbe Finanzminister, hat diesem 5 % igen Papier, zu -dem si das Land der 3 % igen Rente eniscbließen mußte, sehr zärtlide Worte mit auf den Weg gegeben. Er hat in der Kammer bei der Einführung des Anleibegescßes unter . anderem gesagt:
Die "5 % ige Anlcihe ist das alte französishe Papier, da man in jedem Haus, in jeder-Hütte fand, das unsere Väter gekann und geliebt haben, weil cs cin Stück von Frankreih war
(Heiterkeit), ein Andenken an die Tage, die auf die langen Kriege folgte, das Frankreich überdauerte.
Auch übér den niedrigen Ausgabekurs weiß sich der kluge Nivot binwoegzutrösten. Er ift bei Till Culenspiegel in die Schule ge- gangen (Heiterkeit) und fagt:
Der niedrige Kurs schädigt den Kredit Frankreibs in keiner Weise, im Gegenteil; denn gerade ein niedriger Kurs hat die Moöaglichkeit zu steigen
(Große Heiterkcit), und wenn auf diese Weise der Zeicbner cinen Vorteil hat, se Þro- fitiert auh der Staat davon. é
Meine Herren, diefe Siegesanleihe is, obgesehen von dem niedrigen Ausgabekurs, auch sons noch mit einer Reibe von allen möglichen NReizmitteln ausgestattet. Die dreiprozentige französische Rente, die jebt. auf 6414 steht, zeilweise bis 63 heruntergegangen ist, fann bis zu einem Drittel der Zeichnungen auf die neue An- leihe zu 66 in Zahlung gegeben werden. Die sämtlichen bisher ausgegebenen Bons und Obligations de la défense nationale werde: auf die neue Anleihe in Zahlung genommen. Besonders interessant ist aber, daß die Sparkassen, die auf Grund des im vorigen Jahre noch bestehenden Moratoriums alle 14 -Tage nur 50 Frank auszu- zohlen brauchten, eincrlei,- wie ho dos Guthaben ist, nunmehr durch dos Anlcibegescß angewiesen sind, die Einlagen für die Zwecke der Anleihezeihnung freizugeben, aber nur - dann, wenn der (inleger außerdem noch, wie es in dem Motivenbericht heißt, ein „effort personnel“, eine persönliche Anstrengung macht, und ‘den gleichen Actrag, den er von der Sparkasse abhcbt, noch aus anderen Mitteln zeichnet,
In der Agitation für die Anleihe hat Frankreich die- englische Propaganda, die ih für unübertrefflich gehalten habe, noch übe troffen. Sogar die sämtlichen Kinos sind in den Dienst der guten Sacbe aestellt worden (Heiterkeit), und die reich remunerierte Be- gcisterung der Pariser Presse (Heiterkeit) für die Siegesanleihe kennt keine Grenzen. Meine Herren, morgen soll die Zeichnung ge- {lossen werden. Wir warten das Ergebnis in Ruhe ab und werden zwischen Geld und Papier wohl zu unterscheiden wissen. (Sehr richtig!)
Aber, meine Herren, noch viel wichtiger als die Beurteilunz der französischen Verhälinisse ist für uns der Stand der Dinge auf finanziellem Gebiet in England; denn England ist finanziell wic politis der Eckpfeiler der gegnerischen Kombination.
Zunächst möchte i feststellen, in welhem Maße man sich in Fngland von Anfang an in den Kriegskosten perrechnet hat. Jch erinnere an das leicht hingeworfene Wort von Sir Edward Grey vom 4. August vorigen Jahres, der Krieg werde England kaum größere Opfer auferlegen, wenn es sich an ihm betecilige, als wenn cs beisecite stehe. Die englishen Staatsmänner baben sich inzwischen cines Besseren belehren lassen müssen. Aber noch im Mai hat der damalige englische Schaßtkanzler die Kosten des Krieges bis zum Ende des laufenden Etatsjahres, d. h, bis zum 31. März 1916, auf etwa 1133 Millionen Pfund geschäßt. Vier Monate später dagegen hat sein Nachfolger die Schäßung auf 1590 Millionen Pfund er- höben müssen, und der vor kurzem von derx englischen Megierung verlangte neue Kredit, der bis Mitte Februar reichen . soll, also immer noch nicht bis zum 31. März, bringt die Gesamtsumme der bisher cingeforderten Mittel auf mehr als 1660 Millionen Pfund. (Hört, hört!) Die Aufbringung dieser Mittel ist für England fort- gesekt s{chwcrer geworden. Zu Anfang des Krieges spielte Lloyd George noh mit dem Gedanken, es könnten entsprechend der guten, alten britischen Tradition ein sehr erheblicher Teil der Kriegskoften durch Steuern aufgebracht werden. Er selbst hat an die napoleonifchen Kriege erinnert, in denen 40 Prozent der Kriegsausgaben durch Steuern gedeckt worden seien. Aber die damals, im November verigen Jahres, beschlossenen Steuern maten von vornherein nut wenige Prozent des Kriegsbedarfs aus.
Eine zweite Steucrvorlage im Frühjahr 1915 kam überhaupt nit über die Schroelle des Parlaments. Eine dritte Steuervorlage, die angeblich 100 Millionen Pfund bringen sollte, deren Erlrag fü das laufende Jahr aber nur auf. 30 Millionen veranschlagt wurde, wird seit vielen Wochen im englischen Unterhaus beraten. Die Ver- handlungen find nit sehr ras vom Fleck gekonimen, und wenn diese Finanzbill jeßt in der Hauptsahe Gesciz wird, so wird sie, wie heute {on festzustehen scheint, kaum irgend etwas zu den eigentlichen Kriegskosten beitragen, .sondern gerade genügen, vielleicht nicht ein- mal ganz genügen, um das durch den Krieg verursachte Mehr an Schuldzinsen zu decken. Die Absicht, durch Steuern einen anfehi- lichen Teil der Kriegskosten zu decken, is in England gescheiter!. England kämpft heute lediglih um die Erbaltung des Gleichgewicbts in seinem ordentlichen Budget. Auch das ist cin sehr serer KanP!, ein Kampf, von dem ich sogèn muß, daß er uns in Deutschland noi bevorsteht und kommen wird.
In sciner Anleihepolitik sieht sich England auf Wege acdrangt, die in englisben Finanzkreisen die größte Besorgnis seit Monaten
( Vor einem Jabre noch glauble man mit einem 3/4 % Zins- fuß für die Kriegéanleihe auskommen zu können. Die Anleihe wak fein (rfolg. Das Gesicht wurde nur dadurch gewahrt, daß die großen englisden Banken veranlaßt wurden, etwá 100 Villionen Pfund zu zeibnen, also nahezu !4 der Anleihe auf sich zu übernehmen. Vie Folge des Fehlschlages war, daß der Markt für cine ähnliche Mn- leihe nit mebr aufnahmefähig wurde. Die Regierung behalf n, solange es ging, mit der Ausgabe von kurzfristigen Schaßscheinen unò Treforbonds. Als dann im Junt die Begebung von weiteren Schaß- cheinen wegen der Üebersättigung des Marktes und der Banken au! Schwierigkeiten stieß, wurde ein neuer Anleiheversuch nötig. Damals griff England zu dem -heroisben Mittel der mit der Hinaufkou- vertierung der 2% % igen Konsols - verbundenen . 4% % igen
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Anleihe, deren Gffekltivzinssaß ut Wirklichkeit höher war als » 74
Der britishe Schahkanzler erklärte im Parlament im- Juni d. J.,
daß er boffe, der Ertrag der Anleibe werde genügen, um- den Geld- bedarf Englands für den Krieg bis zum 31 März 1916 sicherzustéllen. Die Anleibe erbracie niht ganz 600 Millionca Pfund. Aus ihr mußten die aufgelaufenen fkurzfristigen Verbindlichkeiten gedeckt werden. Der Vebers{uß war im September oder spätestens im Okto ber vollständig aufgezchrt, statt bis zum 1. April nächsten Jahres zu reichen. Alfo aufgezehrt in 3—4 Monaten ftatt in 9 Monaten.
Aber nit nur in ihrem Ertrag war die Anleihe ein Feblsclag, sondern au in ‘bezug auf die Einwirkung auf die Verhältnissc des englischen Kapitalmarktes. Die Anleihe, die angeblich zu pari, in Wirklichkeit aber zu 98?/z % ausgegeben wurde, ging alsbald nach. dem ersten Notierungstage unter den Ausgabekurs herunter und steht beute wenig über 97 %. Alsbald nah der Emission gestand die Presse zu, daß eine weiterë Anleibe nur zu 5 % in England überhaupt mög lih sein werde. England hat bisber einen roeiteren Anleiheversuch auf seinem cigenen Markte nit ‘unternommen, Es hat sich wieder mit der Begebung von Schabscheinen geholfen, und ih nehme an, daß beute die Schaßscheine einschließklibd der Ercbequerbonds cinen Betrag von etwa 350 000 Pfund erreichen merden. In welcher Weise diese furzfristigen Kredite im neuen Jahr konfolidiert werden, und in welcher Weise darüber hinaus neucs Geld beschafft werden foll, darüber ergibt sich aus der englischen Fachpresse und aus den Aeußerungen der engliscen Staatsmänner keine Klarheit. Bezeichnend aber ift tas (Tingeständnis ciner großen englischen Zeitung gerade in diesen Tagen. (58. heißt dort: cs sei durckaus möglich, daß die Regierung ihre fälligen Zablungen etwas lan-samer bewirke, um mit der neuen großen Anleibe warten zu köunen,- bis sih neucs Anlagekapital ange- fammelti haben werde.
Meine Herren, zu der Verschlechterung der Verhältnisse auf dem cnglischen Kapitalmarkt kamen hinzu die gerade für England ganz l-efonders empfindlichen Erschwernisse auf dem Gebiete der Valuta. Die Entwertung des Pfund Sterling gegenüber dem Dollar betruz uin Monat Septembcr nahezu 8 %. England stand vor der Ge- fahr nit nur einer {weren Erschütterung seines Prestiges auf dem internationalen Geldmarkt, sondern auch vor einer ernsten Gefahr- dung scines Kriegsmaterial- und Lebensmittelbezuges aus den Ver einigten Staaten.
Unter dem Druck dieser Sachlage wurde die engklisc-franzesisce Kommission im September nah New Vork geschickt mit dem Auf êrage, dort eine Anleibe von mindestens ciner Milliarde Dollar ab zuschließeu. England und Frankreich, die Geldgeber der Welt, er- schienen kreditsuchend vor thren bisherigen Kreditnehmern. Die Ver- handlungen gestalteten ih s{chwierig. Das Ergebnis entsprach nicht den Erwartungen. Statt einer Milliarde Dollar erhielten die beiden Großmächte zusammen nur eine halbe Milliarde, und zwar gegen H prozentige Schabscheine mit fünfjöähriger Laufzeit, diè zu 96 % an das amerikanische Konsortium begeben wurden, Das ift cine effcktive Verzinsung von mehr als 6 % für eine kurzfristige An leibe, die die solidarishe Garantie von Gngland und Frankreich trägt. (Hört! hört! links.)
Die Schaßscheine Find bekantlih in den Vereinigten Staaten zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt worden. Auch bier ist der Miß- erfolg den Verbündeten treu geblieben. (Heiterkeit) Die verschie- deneú Mittéilungen gehen nur darin auseinander, ob das Bank- fonfortium auf 150, 250 oder, wie andere behaupten, gax auf 350 Mil- lionen; Dollar sitzen geblieben ist. (Hort! hör!) Natürlich stehen die Schaßscheine unter ihrem Ausgabekurs, sie sollen jeßt auf 94 gc sunken sein.
Sowohl Franfkreih wie England waren von dem Ergebnis dieser amerifánisden Aktion so wenig befriedigt, daß sie alsbald die Auf- nahme weiterer Kredite versuhten. Aber felbst das Bankhaus Morgan zeigte jeßt zugeknöopfte Taschen. Nur ‘um decn Preis der Bestellung von anderen Werten, teilweise engliscben Kriegsanleihen, vorx allem aber amerifanischen Eisenbahnobligationen und ähnlichen amerikanishen Werten, ist cs den Engländern und Franzosen ge- lungen, in Amerika weitere sogenannte „Tommerzielle Kredite“ zu crhalten. Der Staatskredit allein hat also nicht mehr genügt, es wurde cine zusäuliche Sicherheit in Form von Papieren, vorwiegend amerikanischen Papieren, verlangt.
Meine Herren, ih stelle hier gern fest, daß der mangelhafte (Frfolg der Alliierten in den Vereinigten Staaten zum großen Teil dein -Widerstand zu verdanken 1}, den die amerikanisden Staats bürger deutsck{er Abstammung dem english-französisben Anleiheprojekt entgegengestellt haben. (Allseitiger lebhafter Beifall.) Es hat ja vereinzelte Ausnahmen gegeben, aber in ihrer großen Mehrzahl haben unsere Blutsverwandten jenseits des großen Wassers geglaubt, ebenso gute Bürger eines neutralen Staates zu scin,“ wenn sie au die An- leihe nicht zeicbneten, wenn sie der Ententeanleihe einen Widerstand entgegenfebßten, wie diejenigen, die Amerika mit der Ententeanleihe zu bealücen verfuchten. (Erneuter Beifall.) Erfreulicherwecise baben fie mit diesem Bestreben auch in breiten Schichten der amerikanischen Bevolkerung angelsächsischer Abstammung Widerhall und Nachfolge gefunden. (Bravo!)
Meine Herren, wenn „Sie mit cinem einzigen Zablenbild die Eat- wiclung der Finanzverßälinisse in England, Frankrei und Deutsch- land während des Krieges überblicken wollen, dann brauchen Sie nur den gegenwärtigen Kursstand ter dret wichtigsten Staatspapiere der drei Reiche zu betraten. Im Durchschnitt des Jahres 1913 notierte die Ffranzösisde 3. %ipe Nente 87 %. Heute steht fie auf 64s %. (Hört, hört!) Der Rückgang beträgt also 2214 %. Die 21s %igen cnglisd:en Konsols sind von 73,60 auf 58 gesunken, also un mehr als 1514. Die 3 %ige deutscce Reichsanleihe ist von 77,7 auf 70, also um 7,7% zurüdgegangen. Der Kursrückgang der englischen 2 onsols i} infolge des Krieges doppelt so groß, und der Kursrückgang der französischen Mente ist dreimal fo groß als der Rückgang unserer Jteihsanleiße. (Sört, hört!)
Meine Herren, die Gründe, aus denen fich unsere Finanzen um so viel leistungsfähiger und miderstandskräftiger erwitsen baben als die unserer - Gegner, braucke id Ihnen. hicr nit auéecinanderzuseßen.
' Die Gründe licgen teils in unserem staatsbürgerliken Pflicht- gefühl, teils in der Tatsacbe, daß wir in diesem sckweren Kriege stark und fest aùf unseren eigenen Füßen stehen, daß unsere eigen? Arbeit ut Landiviriscaft und Industrie aus heimischem Boden uns alles schafft, was wir zum Leben und zur Kriegsführung brauchen. (Bravo!) Wir zahlen so gut wie auófcbließlic an uns selbst, während die Gegner Sezrwoungen “find, Milliarden um Milliarden an das Ausland zu ent- tichien, Jun diesem Unterschiede liegt cine Gewähr, daß wir waiter-
bin den Versprung bchaupten werden, taß wir auf tem Felde der Kri2esfinanzen unsere Feintz abgezungen haben.
Aber, meine Herxen, das ist mcht alles. Geld ist ein anderes Ding für England als für Deuts&land. (Sehr ricktig) Für Eng- land sind Matt urxd Geld unzertrennbare Begriffe. Das britisæcke Weltreicv ift zum guten Teil auf der britisden Geltmackt aufgebaut und wind von dieser zusammengebalien. (Sehr richtig) Seine Allianzen hat England zumeist mit G:ld cemackt und seine Kriege zu- meist mit Geld gefübrt.
Wenn Sie einen klassishen Zeugen wollen: der Mann, der in das Foreign Office berufen - wurde, als Grey augenleidend wurde Lord Crewe, hat am 10. Novemktcr dieses Jahres im britischen Ober- hauje gesagt — ic führe das nach der Veberseßung wörtlih an
Seit 200 Johren und länger, fo oft wir in auswärtige Kriege verwidckelt waren, war es unfere Gewohnheit, die Verbündeten, mit denen wir gerade zusammengingen, in weitestem Maße mit Geld- vorschüssen zu unterstüßen. Es ift interessant, daran zu ertanern, daß kein Land in der Vergangenheit von dieser Fürsorge — „Pro- vision“ ift der englishe Ausdruck Preußen selbst.
mehr profitiert hat als
(Heiterkeit) Meine Herren, das ist englisbe Welt- und Geschichts- avffassung. In den Augen der Enaländer ift Friedrih der Große
In den Augen der Engländer ift Friedrich der Große nicht der Maun, der das neue Preußen be- gründet und damit den Kern füx das neue Deutsche Reich geschaffen hat, fondern lediglich der Manu, der die Franzosen festgehalten hat, bis ibnen die Engländer Indien und Kanada abgenommen hatten. (Heiterkeit) Unfer Dascinskampf gegen den ersten Napoleecn war für Englond nur die Gelegenkeit, seine Herrschaft über das Welt meer zu befestigen und seinen überseeischen Besiß auf Kosten Frank- reis und Holländs zu erweitern und zu stärken. (Sehr richtig!) Auch in dem jegigen Kriege hoffte England nach dieser bewährten Methode arbeiten zu können. Von Anfang an hat es sich feine Hauptrolle gedaht ols Geldgeber oder, wie ein anderer Engländer gesagt hat, als „manufacturing - partner“, als industrieller Teil haber, — cine Nolle, die cs. nun, allerdings zum Teil, an die Ver- einigten Staaten hat abgeben müssen (Sehr richtig!), um den Ming, der uns cinkreisen und erdroffeln sollte, zufammenzuschmieden und zusommenzuhalten, hat England scinen Verbündeten únd solchen, die es nach se:ner Absicht werden sollten, viel gröoßcre Mittel zur Ver- fügung stellen müssen, als jemals die englishen Staatsmänner er- wartet hatten.
etwas ganz anderes als für uns.
Aber der ursprüngliche englische Kriegsplan hat sich nicht durch- führen lassen. Unsere braven Truppen. hoben (Fngland gezwungen, in das wankende Spiel nicht nur_Briten gel d, sondern au VBriten- blut cinzuseßen. (Sehr gut!) -Der Zwang, eine starke Armee aufzustellen, hat wiederum die Wirkung gehabt, die eigenen Kricgs- osten Englands nahezu ins Ungemessene zu erhohen und die cng- lischen Finanzen und die englishe Wirtschaft in eine Lage zu bringen, die von den brilishen Staalsraännern Fclbst als äußerst ernst be- zcidinet wird. Das leichte Wort "bon der leßten Milliarde, mit der England- den Krieg enisheiten wird, ist zu Anfang des Krieges ge- fallen. Jeßt spricht Mr. Asquith vor englisczcn Arbeitern von dem lezten Penny, bis zu dem sie kämpfen müssen (Beifall und Heiterkeit), und Bonar Law hat neulich im Oberhause sogar von Staatsbankrott gesprochen, den man im-äußersten Fall riskicren müsse, um den Krieg zu gewinnen. (Hört, hört!)
Meine Herren, wir wollen uns in. aller Nuhe und in aller Nücbternheit Reckenschaft davon geben, daß mit der englischen Finanz- und Wirtschaftsmacht die Grundlage des englischen Weltreichs ins Wanken gerät. (Sebr richtig!) Jh mochte das britiscde Weltreich mit einem großen Sonnensystem vergleichen, in dem der Zentralstern dur die Wucht seiner Masse die ‘Planeten ‘in seine Kreise bannt. So war Englands gewaltige wirtschaftlihe und finanzielle Ueber- legenbeit bisher ein wesentliches Stück der Scwerkraft, die das große britise Weltreih zusammenhält. Verliert die Sonne einen wesent- lichen Teil ibrer Substanz, dann zerstiebt das ganze Planetensystem im Weltenraum. (Sehr gut!) Deuischland, meine Herren, steht zum Gelde anders. Wir können es vertragen ärmer zu werden, und wi was wir sind. (Sebr rictig!)) Ein verarmtes England
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bleiben doch, aber heißt: finis Britanniae! (Sehr richtig!) Wir Deutsche haben den 30 jöhrigey Krieg, wir haben die napoleonisben Kriege über- standen, wir sind ausgesogen und ausgeplündert worden, aber wir haben vns immer wieder in unverwüstlicher Lebenskraft und in zähem Schaffen empor gearbeitet. Man hat uns zerscblagen und zerstückelt, aber wir sind wieder zusämmengewachsen; wenn aber das brilifcbe Meltreich erst in die Brüche gcgangen ift, dann wird es auc in Jahr ausenden nlcht wieder auferstehen. (Sehr richtig!)) Und dieses Eng , das mit solem Nisiko, mit solcher Gefahr bebaftet ist, spricht as frevelhafte Wort vom Erschöpfungskrieg! Dieses (Eng-
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land mill von den Waffen, mit denen es uns nicht zu uüuberwaltigen
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vermaa, mit denen es bis in die jüngste. Zeit si schwere Mißerfolge holte, an den Hunger und Bankerott apv-llieren! Der Apvell wird versagen! (Bravo!) Wir wissen, daß wir das Nötige zum Leben und zum Kämpfen haben und haben werden; wir wissen, daß troß al Absp2rrung das Brot, die Kartoffeln und andere wichtige L denen das
uns billiger sind als in England und in Frankrei, de offensteht. (Sebr ricbtig!) Und der Feind foil wissen, daß wtr auf
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Meer jeden Ueberfluß verzichten, daß wir, wenn es nötig ift, lieber jede Not ertragen, als des Feindes Gebot. (Lebhafter wiederbolter Beifall.) Gs soll aber auch wissen, daß uns außerdem nach wie vor unfer \{arfes Sdwert zur Verfügung steht, ungebrochener Kampfcsmuti und unachrebene Siegeszuversit. (Lebbafter Beifall.) i Cisenfaust, die jeßt mit wyckchtigem Schlage das Eiserne und über den serbisden Vasallen un Babn nah dem Osten geöffnet ha Scblägen aus, wenn unsere Fei (Erneuter lebhafter Beifall.)
Die Verantwortung allerdings für das Blut, das fließt, für alle die Not, -die weiter über die Welt kommt, schweren Gefahren, die unserer ganzen europaisben Kultur droben, diese Verantwortung fällt nicht auf Deutschland (Lebhafte Zi stimmung): sie fällt auf jene, die sih nicht entschließen können, aus unseren Grfolgen, die uns die ganze Welt nicht mebr streitig machen kann, die Folgerungen zu zieben, uns das Recht auf die Sicherung anserer Zukunft zuzugestehen. (Zustimmung und Beifall.) Sie fälli auf jene, die in ‘törichtem und” verbrecheriscem Wahn heute noch
von unserer Zershmetterung und Zerstückelung reden und von den! Ersöpfungskrieg, der sie ans Ziel bringen fol.
Ersöpfungsfrieg,- meine Herrea! —- Wir stehen fest wie ge- wahsener Fels in der heimischen Erde; an den goldenen Pfeilern des britishen Weltreiches aber leuhtet in- Flammenschrift, wie au Bel- sazars Palast, das „mene tekel upharsin!“. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen im Hause und auf den Tribünen.)
Aba. Scheidemann (Soz.): Meine Fraktion behält sib bei diesem Gesetzentwurf die endgülticge Entscheidung b1s zur dritten Losung vor. Wir baben den Wunsch einer eingehenden Ausfprace über die finanzpelitisde Lage im Arschluß an diese Vorlage, glauben aber. daß das am. besten in ter Budgetkommission gés{eben kann. Deshalb wollen wir uns mit der ren versciedenen Sköiten bei uns an- cereaten Ueberweisung der Vorlage an die Kommission einverstanden :rflaren.
Fi chsußanirag wird angenommen.
Aba. Dr. Liebknecht (Soz., zur Geschäftsordnung): Vor der bstimmung über einen Schlußantrag müßten die noch auf der Redner iîte itebenden Namen dem Hause mitgeteilt r (Lebhafte Rufe
dis: Nein, nein!) Ich stand als einziger Nedner- teben dem Ab-
geordneten Scheidemann auf der Rednerli (Rufe: Ad!) Jch haite mib als Erster zum Worte gêmeldet "zu dem ausdrücktlichen Zweck, d 4 46 * S c C v P Gy 254 (Ty in diesem Hause zu prote n gegen . . ¿ _(Dex“ Präsident Dr: Kaemvf unterbriht den Redner mit der Glocke. Der Nedner \pridt aber weiter. Es entsteht wieder ein großer Lärm; der Präsident
Dr. Liebknecvt troßdem ne daß in dem tosen- ib wieder Rube etn-
lautet fortgeseßt, man sieht den Adgeordneten i
b) vnter beftiaen Gestifulationen weitersprechen, ob den Lärm etwas zu verstehen ist.) Nacbdem endl getreien ist, beaniragiît L
Aba. Bassermann (nl.) die Ueberweisung der Vorlage än den Aus\{uß für den Reichshaushalt.
Geaer die Stimmen ciniger Sozialdemoktraten, darunicr des Abg. Dr. Liecbknecht, wird die Vorlage dem Ausschuß über- wiesen.
Aba. Ledebour (Soz., zur Geschäftsordnung): Ich lege da ccacn Verwahrung ein, daß Sie eben, anstatt abzuwarten, ob der Präsident es für notwendig hielt, den zur Geschäftsordnung sprechen- den Redner zu unterbrechen, Ihrerseits dur fortwährendes Schreien
. (Gelächter, unter dem die nächsten Worte des Redners ver- soren gehen). . Durch derartige Manieren . … . (Lärm)... . Sie baben feine Veranlassung, den Redner zu unterbrechen, wenn er nicht die Würde des Hauses verleßt.
Aba. Dr. Neumann-Hofer (fortshr. Volksp.): Ich stelle fest, daß das ganze Haus den Abg. Licbknecht so lange angehort hat, bis der Präsident die Glocke rührte. Nur als der Abg. Lieb- knebt nicht aufhorte, zu sprechen, hat das Laus ihn unterbrocen.
Abg. Dr. Liebknecht (Soz., zur Geschäfisorduung): Das Verhalten des ses hat mich nit erstaunt. Das preußische Ab- acordnetenhaus ein , gutes Beispiel für derartige Sätten und Gebräuche.
Jn erster Beratung wird darauf ohne Dekatte der Ent -
f eines Geseves- über die weitere Zu- lassung von-Hilfsmitgliedern 1m ie lichen Patentamt erledigt. Da eine Ausschußberatung nicht beantragt ist, wird die zweite Lesung demnächst im Plenum stattfinden.
Schluß gegen 334 Uhr. Nächste Sipung Montag, 9. Dezember, 11 Uhr. (Zweite Beratung der Vorlagen wegen der Kriegsgewinnsteuer 1 der Kricgsabgaben der Neicheban!k: Bericht des Ausschu für den Reichshaushait uber Ernährungsfragen.)
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Laud- und Forftwirtschaft.
Die Gersten - Verwertungas - Gesellschaft m. b. H. (Berlin W. 8) kat un*erm 14. d. M. folgente Bekanntmachung riassea: „Es find vielfah aus den Kreisen der Kartoffelbrenvec Wünsde nach Erleichterung in der Beschaffung der Brenn- 1erste an uns herangetreten. Nacbdem die Neichsfuttermittelstelle ourch Bekanntmachung vom 8. Dezember 1915 den Kartoffelbrennern mit cinem etaenen Durchs&nittsbrande von nicht mehr als 150 11 xen etgenen Ankauf der Gerste ermögliht hat, wollen wir vzrsus- veise au den Kartoffelbrennereien mit etnem höheren -tgenen Durhschnittsbrande die Möglichkeit eröffnen, die be- osttate Gerste selbst einzukaufen, soweit sie mcht selbst gewonvene Herit- verarbeiten, Hierfür müssen wir jedoch mit Rückficht auf den ungestörten Fortgang unseres Einkaufägesckäfts für die übrizen von uns zu beliefernden Gerste verarteitentea Betriebe folgende Be- dirguogen stellen: 1) Es darf gegenwärtig nur so ytel eingckauft werden, doß urter Amcchnurg der zur Verarbeitung femmenden felibft- rewonnenen Gerste 5099/9 des Gerstenkontingents gzteckt werden. 2) Von jeder Pariie, die der Brenner ¿1 kaufen b-absihtiat, find uns Muiter mit Preisforderung einzusenten. 3) Der Etnkauf darf nur zu den von uns genehmigten Preise erfolgen. Die Gebühren unserer Kommüi)sionäre kommen in Fortfall, an uus sind nur 9 6 iür die Toone Verwaltungsspesen voin Käufer zu zablen. 4) Die Beztu.Scheine für die mit unserer Genehmigung aufzukauferden Menaen werden wir nach Eifüllung unserer Bedingungen den Komse inunalverbärden einsenden.“
Verkehrêwesen.
Für die Beförderung von Posikarten mit Ab- bildungen nah dem Ausland ireten infolge des in der Bekanntmachung des Herrn Neichskanzlers vom 1. Dezember 1915 erlassenen und im „Reichsanzeiger“ Nr. 284 vom 2. De- zember 1915 veröffentlichten Aus- und Durchfuhrverbotes auf Grund des:8 5 der Postordnung vom 20. März 1900 folgende einschränkende Bestimmungen in Kraft:
Verboten sind: Poyfkarten mit Abbildunaen von Städten, Stadtieiler, gecogrovbis{ch genau bestimmbaren Ortschafter und Land- schaften, befondeis bervorragenden Baulihkeiten und Denlmälcrn Deutihlants, Diiterreich-Ungarns, der Tmfket, VBulgariens und der von den verbündeten deut!VGer, österr-ihtiG-unaariscken, türtishen und bulgarischen Heeren beseßten feindlitzen Gebiete.
Nicht unter das Verbot fallen: Peosikarten mit Abe bildungen der bezeiGneien Art
a. nah Oesterrei-Ungarn, dexr Türkei, Bulgarien sowie den von deuts@en oder von mit Deutichland verdündetea Truppen bcsetten f indliSen Eebieten. wen die Vb- bildungen Städte usw. des Bestimmuangklandes oder «gebietes der Pofikarte darstellen:
. im Feidrostverkehr an Trupvcn usw. oder Militärbehs den in feindliLen Gebteten.
Handel nund Setoerbe.
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Sck{weiz. Verkehr mit Lebensmtttièln. Gemäß BundesrattdesGlß vom 30. November 1915 dürren die in ter S@&welz befindliten, unshädlid gefärbtea Teigwaren noch ünnerdaid friît feilgebaltea und verkaust werden. Ste müssen im Groß- und Kleinverkau] auf der Pakung deutlich als „lküasilid gesärtt* bezeihuet