1915 / 305 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Dec 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Tie von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 187 des Neichs-Geseßtzblatts enthält unter

Nr. 4999 das Geseg über vorbereitende Maßnahmen zur Besteuerung der Kriegëgewinne, vom 24. Dezember 1915. unter

Nr. 5000 das Geseg über die Kciegsabgaben der Reichs- bank, vom 24. Dezember 1915, unter

Nr. 5001 das Gesetz, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungs- jahr 1915, vom 24. Dezember 1915, unter

Nr. 5002 eine Bekanntmachung über Freigabe von Branntwein zur Versteuerung im Januar, Februar und März 1916, vom 23. Dezember 1915, und unter

Nr. 5003 eine Bekanntmachung, betreffend die Ausprägung von Zehnpfennigstücken aus Eiseri, vom 22. Dezember 1915.

Berlin W. 9, den 28. Dezember 1915.

Kaiserliches Postzeitungs8amt. Krüer.

Königreih Prenßen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Hausfideiklommißbaumeister Bosold in Bromberg

den Charakter als Könialicher Hausfideikommißbaurat mit dem persönlichen Rang als Nat vierter Klasse zu verleihen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät |

des Königs ist die Wahl des bisherigen Direktors der Hilda-

\{ule in Koblenz Julius Zassenhaus zum Direktor des öffentlihen Lyzeums in Groß Flottbek durch das ats:

d) Das TCiaais:

ministerium bestätigt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 28. Dezember 1915.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin hat geruht, den Kaiserlichen Kommissar und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege bei der Armee im Felde Seine Durchlaucht den Fürsten zu Solms-Baruth mit der Bekanntgabe des nachstehenden Allerhöchsten Hand- \chreibens zu beauftragen :

Beim Herannahen des Weihnachtsfestes ist es Mir Bedürfnis, den Angehörigen der freiwilligen Krankenpflege, intbefondere allen

Schwestern und weiblichen Hilfskräften, die nun hon zum zweiten.

Male das Fest in Feindesland feiern, etnen herzlihén Gruß aus der Heimat zu senden und dabei zum Ausdruck zu bringen, mit wie stolzer Freude es Mich ersüllt, daß die fretwillige Kranken- pflege sich in vollem Maße den Anforderungen gewachsen gezeigt hat, die "die ernfle Zeit, die unser Vaterland durch- lebt, an thre hingebende Pflichttreue st-Ut. Ie länger der Krieg dauert, desto größer find die Opfer, die er von jedem draußen und in der Heimat verlangt, desto fester ist aber au Mein Vertrauen, daß alle, die dazu berufen find feine Leiden zu lindern, ausharren werden. Mit uners{hütterlihz:r Treue, bis der Sieg erstritten ist, den wir von Gott erbiiten. Er wird auz diese Liebesgarbeit segnen. Euer Dur(laucht ersuße Ich dies bekannt zu geben. Neues Palais, den 18. Dezember 1915. gez. Auguste Viktoria. An den KalserliGßen Kommissar und Militärinspekteur dec fret- willigen Krankenpflege bei der Armee im Felde Fürsten zu Solms-Baruth, Durchlaucht, Großes Hauptquartier. Seine Durchlaucht der Fürst zu Solms-Baruth ersucht, sämtlichen auf den Kriegsschaupläßen tätigen Mitgliedern der freiwilligen Krankenpflege das vorstehende Allerhöchste Hand- schreiben zur Kenntnis zu bringen.

Während der weiteren Abwesenheit des Königlich baye- rishen Gesandten werden die Geschäfte der Gesandtschaft von

A E

dem Geheimen Legationsrat Dr. von Schoen geführt.

Mie uns von maßgebender Seite mitgeteilt wird, ist ein erneuter Hinweis darauf geboten, daß in Briefen oder auf Postkarten an krieg8gefangene Deutsche im feindlichen Auslande keine Mitteilungen militärischer, politischer und wirtschaftliher Art auch nicht in Geheimschrift - gemacht werden dürfen. Unsere Gegner fönnen aus derartigen unbedachten Mitteilungen wichtiges Material für ihre Ent- \chließungen gewinnen.

Die Angehörigen kriegsgefangener Deutscher stellen die \chnelle und sihere Beförderung von Päckchen und Post- paketen an diese in Frage, wenn sie folchen Sendungen \rift- liche Mitteilungen beifügen. Die Annahme, daß die Zensur Mitteilungen in Päckchen und Paketen leichter übersieht, als wenn sie in besonderen Briefen oder auf Postkarten versandt werden, ist durhaus unzutreffend.

Von den neueingeführten Mannschaftsuniformen hat das Kriegsministerium nunmehr Beschreibungen heraus- gegeben, die den Fabrikanten, Uniformgeschäften usw. vom Kriegsbekleidung2amt des 111. Armeekorps in Spandau unent- geltlih verabfolgt werden. Dort sind vorrätig: Beschreibung mit Abbildung des Mantels und der Bluse, Beschreibung des Attilas und Beschreibung mit Abnahmevorschriften der matten und blanfen Uniformfnöpfe. Nachproben der neu ein- geführten Mannschaftstuhe sind von jeßt ab beim Kriegs- befleidungsamt des Gardeforps in Berlin zu haben. Nach- proben der Knöpfe und der übrigen - neueingeführten Stücke können Fabrikanten usw. von dem Bekleidungsamte beziehen, in dessen Bezirk sie wohnen. Dort können auch die Proben des neuen Mannschaftsmantels und der Mannschaftsbluse, wovon Nachproben nicht abgegeben werden, in Augenschein ge- nommen werden.

Die Aenderungen der Anzugsbeschreibungen zur Befklei- dungsvorschrift für Offiziere usw. werden voraussichtlich in einigen Wochen veröffentlicht.

——

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsar liegt die 842. Ausgabe der Deutschen Ver lustlisten bei. Sie enthält die 415. Verlustliste der preußischen Armee und die 243. Verlusiliste der bayerishen Armee.

Großbritannien und Jrland.

Der Konteradmiral Phillimore, früher Leiter des Transportwesens für die Dardanellen, hat sich dem „Temps“ zufolge an -.der Spibe einer englishen Marinekommisjjion nach Sebasiopol und Nikolajef zur Jnspektion beider Häfen begeben.

- Der Minister Lloyd George führte in seiner Ne de in der Arbeiterversammlung in Glasgow laut Bericht des „Reuterschen Bureaus“ u. a. noch aus, daß in der Kommission, die sih mit der Einstellung von ungelernten Arbeitern neben gelernten beschäftigt habe, auch sieben Vertreter von Gewerk- schaften gewesen seien. (Zwischenruf: „Wir trauen den Gewerk- schaftsführein niht mehr !“) Als Lloyd George auf die Not- wendigkeit hinwies, 80 000 gelernte Arbeiter für die Staats- munitionsfabriken zu gewinnen, wurde er durch den Zwischen- ruf unterbrochen: „Die kriegt ihr niht!“ Lloyd George er- klärte s{hließlich:

Menn die Leute fh weigern, das Negierungäprogramm zu unter- slúten, so bleibt nur übrig, entweder den Soldaten zu erzählen, daß es unadoglih ift, die Kanonen zu liefern, die fie in den Stand setzen sollen, im Jahre 1916 den Sieg zu ecringen, oder aber dem Kaijer gerade heraus zu fager, daß wir den Kampf nicht fortsetzen können. Der Kaiser kann uns dann vielleicht mit der Annerion Belgiens, der Bezahlung einer Kitegse-nts{hädigung und der Abtreiung von ein oder ¿wei Kolonien laufen laßen, er wtrd aber fiher au verlangen, daß die britiihe Seeherrshafi aufböre. Dann

r "f 4 Tck f 4 Lon & 14 pa 1 M 2 preußishen Vespotiemus edbenfo ausgeliefert wle Belgien.

Frankreich.

Dem Pariser Sozialistenkongreß wohnten außer den Ministern Guesde, Sembat und Albert-Thomas auch Hervé und der belgishe Minister Vandervelde bei. Die Generaldisfussion drehte sih um die Stellung der Partei zum Kriege.

Der Deputicrie Comp ère-Morel besprach dem „Temps“ ¡ufolge die Frage unter dem Gesichtépunkt, daß die Partei, wie unter Jaur©s und Vaillant, die Teilnabtme an der nationalen Verteidigung immer als ihre Pflicht ansehen müfse. Der Nedner verwies àuf die Scheidung der Partet tin Leute, die den Frieden durch den Steg wollen, und solche, die nicht mehr glauben, daß der Steg errungen werden könne. Zum Scch!uß rief er aus: „Sie, die Sie von Frieden |prœech n, werden der Neaïtion vorarbeiten. Sie wüden den \chreckiich11en Schlag gegen die Republik führen und gegen die nationale Verteidigung. Nndernfalls werden Sie für den Sieg der Berbündetea jtreiten. - Kämpfen Ste für die soziale Revo - lution!“ Der folgende Redner forderte eine Organi}iation der nationalen Berteidtgung, die Entiendung parlamentarisher Kommissare zu den Heerestetlen und die Bildung eines Komitees für das öffent- liche Wohl. Bourderon verlangte das Necht für Z-sammerkünfte mit deui\hen Sozialisten urter dem Hinweis, daß {hon voc der Zirmmerwalder Konferenz die Deputierten Nenaudel und Longuet mit Bernstein und Kautsky zusammengekommen jeien. Er verlanate die Motive für diese Zusammenkünfte zu wissen, fowie, wer deren Urheber gewesen. Der Redner \chloß mit der Versicherung, daß mit oder ohne Billigung er und seine Freunde ihr Werk fortseßen würden.

Die Mißstände im Transportwesen Frank- reichs schildert das „Journal“ unter dem Titel „Vor der drohenden Katastrophe“:

Die Krise itt {härter als jemal?, wir stehen am Vorabend \chreck- l‘her Katastropten, nämlich der Schließung Tausender von Handel9- bäufern aus Moangel an Traréportmitteln, die Hunderttaufenden Arbeit und Unterhalt gaben. Der Kriegeminister muß unverzüglich allen Bezirkskommandanten Befehl aeben, die gesamten Arbeit8mann- schaften sofort zur Bersügung der Bahnhofsvorsteher zu stellen, um dte Bahnhöfe {rei zu tnazer, wobei Gefangene und Depotmannschaften zum Hilfsdienst, kurz jeder Entbehrlihe brauchbar it. D538 muß sofort geschehen, sonst verlieren wir die größte Schlacht des Krieges, die Schlacht gegen uns felbst.

Rußland.

Nach dem „NRußkoje Slovo“ hat die Regierung ange- ordnet, daß keine gerihtliche Verfolgung gegen die höheren Verwaltungs8beamten Moskaus eingeleitet werden soll, die beschuldigt werden, die Moskauer Deutschen- heße im Mai begünstigt zu haben. Alle Ansprüche auf Ersaß des vom Pöbel angerichteten Schadens sollen privat und außergeritlih erledigt werden.

Niederlande.

Im Haag ist der Bericht eingetroffen, in Falmouth fei am Donnerstag von einem aus Amerika nach Rotterdam zurückkehrenden holländischen Dampfer, die aus etwa 600 Säcdten bestehende Post von Bord geholt worden. Auch von dem gestern in Rotterdam angekommenen Dampfer „Christiaan Milchelsen“ seien bei den Downs vierzig Säcke holländisher Post von Bord geholt worden.

Rumänien.

Jn der Kammer der Abgeordneten führte am Freitag im Laufe der Adreßdebatte, wie „W. T. B.“ berichtet, der liberal Nedner Dan ferner aus :

Der Vorredner tit der Meinung, daß die Schlacht an ter Marne für Rumänien die Gelegenkeit zum Eingreifen war. An und für sih war die Schlacbt an der Vèarne nihts anderes, als eine Aufhaltung der deutshen Offensive tn Frankrei, keineswegs ab:zr eine Nteder- werfung Deutl\chands, das erst später seine mächtige Offensive gegen die Nufsen entfaltete. Sie sehen also, daß man dieselbe Tatsache unter verschiedenen Gesichtépunkten ansehen kann. Ein? andere Jllusion war der Eintritt Italiens. Sie glaubten, doß die Ftaliener über Valona in Serbien einbreten würden, um Oesterreich Ungarn anzugreifen. Nichts davon ist geschehen. Der leßte Zeitpunkt, der Angriff auf Seröten war ebenso ungünstig. Wir hatten nicht die Sicherheit, daß Griechenland uns helfen würde. Meoldoveavu hat sehr *bewegt über Varos und Siebenbürgen gesprohen. Auch wir lieben es, aber wern wir zur nattonalen Einheit gelangen wollen, müsscn wir zuerst b¿halten, wa3 wir haben.

Vulgarien.

Jn besonders feierliher Weise ist gestern die Sobran je vom König eröffnet worden. Die Prinzen Boris und Cyrill wohnten der Feier bei. Ein überaus zahlreiches Publikum füllte die Galerien und Gänge. Die vom König verlesene Thronrede wurde mit langanhaltendem Beifall auf- genommen,

Kriegsnachrichten.

Großes Hauptquartier, 28. Dezember. Westliher Kriegsschaupla ß. Durch das Feuer eines feindlichen Monitors wurden in Westende-Bad drei Einwohner, darunter zwei Frauen, getötet. An der Front entwicktelten sch zeitweise lebhafte Artillerie-, Handgranaten- und Minen- kämpfe. Am Hirzstein erfolgte heute früh ein fran- zösisher Vorstoß; nähere Meldungen liegen noch nicht vor. Reger Zugverkehr auf dem Bahnhof Soissons wird von unserer Artillerie beschossen. Die Franzosen Haben seit furzem das in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegende Hospital, anscheinend zum Schuße des Bahnhofs, mit Note- Kreuz-Flaggen versehen. Zufalltreffer in das Hospital sind bei der Nähe desselben zum Bahnhof nicht ausgeschlossen.

(W. T. B.)

Oestliher Kriegsschauplat.

An der Beresina sowie nordwestlich von Czartorysk und bei Beristiany wurden russisWe Erkundungsabteilungen abgewiesen.

|[Balfkanfkriegsschauplaß. Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung. Wien, 27. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Russischer Kriegsschauplay.

Die Lage ist unverändert.

JFtalienischer Kriegsfschauplaß.

Die Tätigkeit der italienishen Artillerie gegen die Tiroler Südfront war gestern wieder lebhafter. Bei einem Gefechte, das auf den östlihen Begleithöhen des Etschtales südlich Rovereto stattfand, verlor der Gegner 200 Mann an Toten und Verwundeten. An der Jf onzofront vereinzeltes Ge- \hüßfeuer.

Südöstliher Kriegs\chauplaßt.

Keine besonderen Ereignisse. Jn Bijelopolie wurden

bisher an Beute 5400 Handfeuerwaffen eingebracht. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 28. Dezember. (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. Auf der Jrafkfront wurde eine feind- liche Abteilung mit zwei Maschinengewehren und einer stattlihen Zahl von Reitern, die unter dem Schuße von zwei Monitoren von Jmam Ali Guarbi, östlih von Kut el UAmara gelegen, Kut el Amara zu Hilfe kommen wollte, in Richtung auf Amam Ali Guarbi zurückgeworfen. Auf der Kaukasusfcont zwangen einzelne unserer Patrouillen starke feindliche Patrouillen zur Flucht. An der Dardanellen- front warf ein Kreuzer einige Bomben auf die vom Feinde verlassenen Stellungen bei Anafarta und Ari Burun und zog sich darauf zurüdk. Bei Sedil Bahr warf die feind- liche Artillerie eine große Anzahl Bomben gegen unseren rehten Flügel und richtete ein ununterbrochenes Feuer mit Maschinengewehren, Bomben und Lusfttorpedos gegen unseren linfen Flügel. Unsere Artillerie antwortete, brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen und zerstörte einen Teil der feindlicyen Gräben. Am 25. Dezember bewarfen feindliche Flieger ohne Erfolg und ohne Schaden anzurichten die Um- gegend von Galataköj mit Bomben. Von den am User von Bujuk Kemikli gescheiterten feindlihen Transportschiffen haben wir alles Brauchbare fortgenommen.

Der Krieg zur See.

Paris, 27. Dezember. (W. T. B.) Das Marine- minisierium teilt mit, daß ein deutsches Unterseeboot das Paketboot „Ville de la Ciotat“ (Messageries Maritimes, 6378 t) am 24. d. M. früh im östlichen Mittelmeer torpediert und versenkt hat. Die Passagiere und die Mannschaft wurden zum größten Teil durch das englische Paketboot „Moroo“ aufgenommen und am 26. d. M. in Malta gelandet.

London, 27. Dezember. (W. T. B.) „Lloyds“! melden, daß von den Passagieren und der Besaßung des versenkten französishen Dampfers „Ville de la Ciotat“ achtzig um- gekommen sind. Der britishe Dampfer „Yeddo“ aus Glasgow (4552 Bruttotonnen) ist versenkt, die Besatzung ist gerettet. Der britishe Dampfer „Cottingham“ (513 Tonnen) und der belgishe Dampfer „Ministre Beernaert“ (4215 Bruttotonnen) sind versen?t worden. Von den Besaßzungen sind je sieben Mann gerettet.

London, 27. Dezember. (W. T. B.) „Lloyds“ melden: Der Dampfer „Hadley aus London ist versenkt worden. Die Besatzung wurde gerettet.

4‘

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutschlands Einfuhr von Fleisch und Fett aus dem Auslande vor dem Kriege. j

Die Frage, inwieweit wir ver dem Kriege in bezug auf Vieh und Bteherzeugnisse vom Auslande abhängig waren, dürfte bet der jeßt herrschenden Fleisd- und Fetteuerung von FInteresse sein. Jhre Beantworlung hat gle'hzeitig für die Aufgaben der deutschen Land- wirtschaft nah dem Kriege und für un)er Verhältnis zu denjenigen Ländern, dke uns Vieh und tierishe Nahrungsmittel lieferten, eine große wirtschajstli®e Bedeutuno. Sehr lesenfwerte Ausführungen darüber bat ein beryhorragender Sachfenner, der Direktor des Land- wirtshafil-ch-n Instituts der Untyersität Halle, Geheime Ytegierungs8- rat, Professor Dr. F. Wohltmann, veröffentli(t; wir entnehmen thnen über unsere #Flei|ch-, Feit- und Eiereinfuhr folgendes :

Der Wert der Gesamteinfuhr von ausländishem Nind- fletsch etnshließlich von Fleischertraft, Fleishbrühsuppentafeln und Fleijhpepton, aber avs'chließlich von Nintertalg betrug, nach den leßten drei Fahren (1911—13) berehnet, für das Jahr 39 907 000 = 60 & für den Kopf der Bevölkerung. Wenn zu dem Rindfleisch und den Präparaten die Einfuhr von lebenden Rindern hinzugerechnet wird, so fommt alljährlid auf den Kopf der Bevölkerung nicht mehr als 1,50 Æ#, ein geringer Betrag, der uns die 4bbängigkeit vom Aus- lande faum empfinden läßt und der leiht eingespart werden fann.

Ebenso gering ist die Einfuhr von ausländishem Schweine- fleis ch, das uns namentliß Rußland, besonders die Ostseeprovinzen und Polen lieferten. Rechnet man die Einfuhr von Schlahtschweinen und die von Schweinefleish zusammen, so fehlten uns in den leyten Jahren nur Mengen im Werte von nit mehr als 20 bezw. 64 und 69 4 auf den Kopf und das Jahr. Zählt man hierzu den Betrag für einge}ührte Rinder und Rindfleish in Höhe von annähernd 1,50 #, so malht unser Fehlbetrag auf den Kopf und das Jahr ntcht mehr als 2,10 #6 aus, was in normalen Zeiten einem Kilogramunr

Fleis entspricht.

Deutschlands Fleishverbrauch ist von 43,4 kg im Jahre 1900 auf 58 kg für den Kopf gestiegen, wovon also jenes eine Kilo eir = 1,7% aus dem Auslande fiammt. Wenn wir uns in

eutschland nah dem Kriege mit 50 kg Jabresverbrauch begnügen würden, womit wir noch alle europäischen Völker im Fleisbgenuß überflügeln, fo hätten wir weder Shhlachtvieh noch Fleish aus dem Auslande nötig, die deutshe Lzndwirtshaft könnte uns reihlich damit versorgen.

Ungünstiger als mit unserer Fleisheinfubr steht es mit der Ein- fubr anderer tierisher Erzeugnisse. Der Wert der Geztamteinfubhr von Butter, Käse, Milch und Nabm, von denen uns die Butter Dor allem Rußland und ODolland, die Milch die Schweiz, den Nahm Dänemark, den Æäse Holland, die Schweiz und Frankreich lieferten, wird vom Verfasser abzüglih der Ausfuhr auf 2,1 4 für den Kopf der Bevölkerung bewertet. Dieser alliährlihe Betrag, der zu zwei Dritteln auf Butter entfällt, ist ja nichi groß und sicherlich einzu- sparen. Öadessen während des Krieges werden uns noch weit mehr Milcherzeugnisse feblen, da der deutsche Milchviebstand infolge Futter- mange!8s nit auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit verbleiben fonnte. Sr kann jedcch nach dem Kriege dazu wieder gebracht werden, so daß wér die fremde Einfubr allenfalls entbehren können. t S

Weniger günstig sieht es mit der Einfuhr anderer Fe!terzeugnifse, intbefondere von Shmalz und Talg aus, von denen wir ersteres zumeist aus den Vereinigten Staaten von Amerika, ein wentg aus Dänemark und Holland bezogen, während wic den Talg aus Australien, den Vereinigten Staaten, Argentinien, Enaland und Frankreih ein- führten. Obwohl vom Verfasser der Wert der Einfuhr in den [egten drei Jahren auf nicht mehr als 1,67 4, 1,92 M und 2,4 A6 für den Kopf der Bevölkerung berechnet wird, wird von ihm, da dfe heimische Fett- und Talgerzeugung zurzeit einen Ausfall aufweist, für das zweite Kriegsjahr ein Fehlbetrag von insgesamt etwa

7 Mark an Butter, Schmal; und Talg auf den Kopf der Be- völkerung angenommen und in Frage gezogen, ob wir den Fettbedarf unseres Volkes nah dem Kriege im Lande selbst genügend wecden deden können, was nur dadur erreiht werden könnte, daß der Fett- verbrauch wejentlih etnges{ränkt und an Stelle des Fettes meb MPêèarmelade und Zucker verwendet würde.

__ Ein gleicher Febibetrag von etw 7 4 wird \{ließlich vom Ver- fasser au für unjere Geflügel- und Eierproduktton an- genommen, în der wir hauptsählich von Rußland und Oesterreiclh- Ungarn abhängig waren, und der dringende Nat zur Sparsamkeit im Berbrauch und zur Hebung der Geflügelzucht ertetlt. Geflügel und ier müssen jeßt in der Kriegszeit hauptsählih den Verwundeten, Kranken, Kindern, Frauen und älteren Leuten überlassen werden, und Cntbebrungen darin können um so leiter ertragen werden, als Eier und Geflügel für die Arbeiterbevölkerung der Siädte keineswegs einen Massenverbrauh aufweisen und der zurzeit vorliegende Ausfall von ihr daher weniger empfunden wtrd.

Aus den Ausführungen des Geheimen Negtierungsrats Wohlt- mann eratbt fi, daß da?, was vns an Fleis und sonstigen tierischen Erzeugnissen im Lande in den letzten Jobren vor dem Kriege fehlte, immerhin nur verhältnismäßtg geringe Mengen und Werte darstellt, und daß es ohne Frage der deuls{hen Landwirtschaft durch Ver- besserung und Vermehrung unserer Viebbesiände mögli ist, das Baterlaad, falls nôtia, mit diesen Erzeugnissen auf heimisher Scholle zu versorgen, ein Ziel, das sofort erreicht fein würde, wenn es uns nah einem glüdcklihen Kriege gelingt, unsere Grenzen ent)prehend zu erweitern.

Der Besuch der Unterrichtsanstalten für Land- und Forstwirtschaft in Preußen 1913/14.

_ Zurzeit gibt es in Preußen 2 Landwirtschaftliche Hoch- schulen: Berlia und Bonn-Poppelsdo:f, 2 Tierärzitliche Poch- \chulen: Berlin und Hannover, 2 Forstakademien: Eberswalde und Münden, 3 höhere Gärtnerlebranstalten: Geiser.beim, Proékau und Dahlem. Nach ten im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bearbeiteten „Statistischen Nahweisungen aus dem Gebi:te der landwirt\choftlihen Verwaltung von Preußen“ wurden die Landwirtschaftlichen Hochschulen im Sommer 1913 von 963, tm Winter 1913/14 von 1249 Siutierenden usw. besucht, die Tterärziliben Hohshulzn von 749 und 786, die Forstakademien von 138 und 146, und zwar waren davon

aus

su“‘lante

Cy mm Lili

So L

Landwirtschaftl. Hochschule Berlin : Sommer 1913 Winter 1913/14 Bonn-Poppelédorf : Sommer 1913 Winter 1913/14

Tterärztlihen Hochschule Berlin :

Sommer 1913 Winter 1913/14 Hannover :

Sommer 1913

Winter 1913/14

Forstakademie Eberswalde : | Sommer 193 57 3| || 30 4? 6 Winter 1913/14 . G F r 4f 6 Münden : Sommer 1913 419 78 i [2 4 Winter 1913/14 O 0 2 88 (6 10 1

zusammen: | ommer 1913 «1 1319| 341! 1940 18601 1437 247 166 Winter 1913/14 1341| 0991| 249 2181| 1663| 3191 203,

Außerdem nahmen noch an den Vorlesungen der Landwirtshaftlichen Hochschule Berin im Sowmer 1913 252, im Winter 1913/14 70 Hörer der Tierärztlihen Hochschule Berlin sowie 113 und 48 Hörer der Universität Berlin und an den Vorlejunaen der Tierärztiichen Holbschule B.rlin in den beiden Halbjahren 61 und 197 Hörer der landwirtschaftlihe-n HoGshule Berlin teil.

Von den Studierenden der Landwirtschafilihen Hoch- \chulen waren eingeschrieben:

r

; Lts Mal n

für die geodätische für me für kei

vate undi g (endi. ffe fe aftli ultur- |' He

schaftliche tednise technische

dúnnuian

Berlin : Abteilung Sommer 1913 . 29: 129 79 Wirter 1913/14 120 109

Bonn- Poppelsdoif : Sommer 1913 . 274 179 Winter 1913/14 336} L106

zusammen: | Sommer 1913 . : B08 Winter 1913/14 276

Die Studierenden ter Tierärztlihen Hochs\chule Hannober gehörten sämtlich dem Zivilstande an; uuter den Hörern der Berliner Hochschule waren im Sommer 124, im Winter 126 aus dem Peilitärstande. Die Studierenden der Forstakademten beabsih- tigten zum größten Teil, in den preußiihen Staatédienst einzutreten: aus Œber8walde im Sommer 36 und im Winter 35, aus Münden 57 und 69. Feldjäger befanden fich unter den Hörern 11 und 9 în Eberswalde, 9 und 8 in Münden.

Die drei höheren Gärtnerlehranstalten zählten 1913 47 männliche Besucher des niederen und 190 männliche und 14 weib- lie des böberen Lehrganges, 29 männlihe und 20 weibliche Hospitanten und 37 männliche Praktikarten. Von diesen 337 Be- juhern roaren 235 Preußen, 60 andere Deutsche und 42 Ausländer. Außerdem waren noch 374 männlite und 226 weibliche Kursisten vorhanden. Auf die Königliche Lehranstalt für Wein-, Obît- und Gartenbau in Geisenheim famen 123 männlihe Besucher und 121 mänolihe und 44 weiblihe Kursfifien, auf die Königliche Lehr- anstalt für Obst- und Gartenbau in Prceskau 62 männliche und 11 weiblihe Besucher jowie 165 männliche und 48 weibliche Kursisten, auf die Köntgliche Gärtnerlebranstalt in Dahlem 118 männlihe und 23 weiblide Besucher sowie 88 männlihe und 134 weibliche Kursisten. Nur bei den beiden ersten Anstalten war au ein niederer Lehrgang eingerihtet.

Neben den genannten Hochschulen und höheren Lehranstalten für Land- und Forstwirtshaft bestanten im Jahre 1913 in Preußen 18 LandwirtschaftöschGulen, 12 Ackerbauschulen und 239 landwirtsch{aftliche Winterschulen. In den Landwirts- ihafts8fchulen wurden 1913 4005 Shüler uroterrichtet, davon in den Xa(hflassen 2231 und in den BVorklassen 1774; seit dem Bestehen der Anttalten beziffert sh die Schülerzahl auf 11932. Mit dem Neifezeugnts wurden 1913 568 Schüler ent!ofsen. Die Ackerbau- \chHulen besuhten 1913 908, seit dem Bestehen der Anstalten 30 283 Schüler, die landwirtsckchGaftlichen Winterschulen 9903, seit threm Bestehen 144519. Einen vollitändigen Lehrgang dur{- gemadt hab n an dieien beiden Anstaltéarten seit ihrem Bestehen b

13596 und 60595 Schüler.

Wohlfahrtspflege.

Die von der Deutschen Kolontalgesellschaft herausgegebene „Deutsche Kolonialzeitur g* veröffentlicht folgenden Aufruf zu- gunsten der „Herzoa Johann Albreht-Spende für die Kolonien“: „Tiete Wunden hat der Kriea den deut|chen Kolonien und ihren Bewohnern geichlagen, jenen Männern und Frauen, die urter Aufgabe dec alten Helmat und der gewohnten Lebensführung als opserbercite, abec \ch«fenefreudîge Pioniere des Deutschtums binausgezogen find, um Neudeutichland über See zu etner Stäite fraftvoller Betätigung deuishen Könnens und Arbeitens zu machen. Sie haiben vieles verloren, zu einem großen Leil Heim und selbstgeshaffenen Besiy, Gesuntbeit vnd Leben. Aber fie haben ole Treue gebalten, und e im Kampf verrflihtet die Heimat zur Treue im Helfen und Wtiederaufbauer. Daraus erwäbst dem WVateilande, dem gesamt-n deutschèn Bolke dle vrnabweitbare Pflicht, schon jeßt die künttige koloniale Friedensarbeit vorzubereitev, um tin den Fällen einzutreten, in denen das Neth aus Gründen verschiedener Arr nicht oder nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend Hilfe zu gewähren in der Lage ist. Diese Pflibt threrseits zu betätigen, hat die Deutsche Kolonia!gesellschaft auf Antrag ihres bohea Herrn Prâside:-nten etnen fkclontalen Hilf8- fonds zu bilden beschlossen, der mit Genehmigung Seiner Hobeit des Herzogs Johann Albre&t „Herzog Johann Aibreht-Spende für die Kolonien® benannt ist E35 tit ein Ehrenauts{chuß gebildet: er bittet, zu dieser Spende nah Kräften beizutteuern, au kleinste Gaben find herzlih willkommen. Ie rasher die Hilfsherei! schaft der Heimat etnseßt, desto kräftiger wird Mat, Zuversicht und Vertraven zu aufbauender Neuarbeit in den Kolonien lebentig werden. WVêögen unsere Kolonisten draußen ertabren: Deutsche verlassen ihre fernen Borkämpfer für deutshes Wesen und téeutshe Kultur in der Not nicht.* Den Ehrenoorfig hat der Präsident der Deutschen Kolonial- gesellschaft, Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Veecklen- burg, übernommen. Dem (Ehrenaus\Guß gehören ‘außer einer Anzahl von Fürstlichkeiten führende Männer der koloniaien Kreise, des Handels, der Industrie, der Presse uw. an. Beiträge werden unter der Bezeichnung „Herzog Iobann Albrecht-Syende“ u. a. entgegengenomm?n von der Deutschen Kolontalgesellihast (Posischeckkonto Berlin Nr. 19043) und von folgenden Banken und deren Niederlassungen und Depo- fitenkassen: Deut|che Bank, Bank für Handel und Jndushuie (Varm- städter Bank), Dreédner Bank, Nationatibank tür Deutschland, Holsten- bank, MecklenburatsH- Hypotheken- und Wechselbank, Westholsteinische Bank, Pfälzische Bank, Norddeutsche Kreditanstalt, Anhalt. Dessauiscbe Landeébank, Rheinisch. Westfälische Distonto-Gesellschast, Geestemünder Kreditbank, Hildesheimer Bank, Köatgsberger Vereinsbank, Pommersche Landebgenoss?en|chaftskafe (e. G. wm. v. H.), Deposfitenkasse Neustettin, OL[ckenburgi]che Spar» und Leihbank, Posener Landschaftlihe Bank, Ostbank für Handel und Gewerbe in Posen, Danziger Privataktien- bank in Posen, Stolper Bank, Agentur Schlawe, Spar- und Leth- fasse für die Hohenzollernschen Lande in Sigmaringen, Sonderburger Bank, (Cowmerz- und Diskontobank, Depositenkasse Potsdam, Neue Borpommershe Spar- und Kreditbank (4.-G.) in Stralsund, Piivat- bank zu Gotha, Filiale Weimar.

Kunst und Wiffenschaft.

Von wissenschaftlihem Interesse ist es, das Sehen unter Wasser näher zu untersuhen. Nur wenige Meuschen kennen es aus eigener Erfahruno, denn fast alle s{ließen, wenn sie beim Baden unteriauhen, unwislkürlih die Augen, als wenn den Augen vom Wasser Gefahr drohte. Das ist aber leinesweags der Fall. Wer es über fch gewinnt, auch unter Wasser die Augen offen zu halten und um sich zu schauen, der bemerkt mit Erstaunen, daß er fi in einem noch oben abgeschlossenen Naum befindet, der cheinbar nur dur etne gerade über dem Kopfe befindlihe große fkreisförmige Oeffnung wie durch ein rundes Fenfler Licht von der Außenwelt erhält. Nah den Geseßgen der sogenannten totalen Neflerion kann es, wie in der Zentralzeitung für Optik und Mebanik ausetnandergesetzt wird, auch gar nit anders sein. Biickt man nach dem Zenit und dann nach dem Umfang des Kreises, durÞ den man nah Außen seben kann, fo {ließen diefe beiden Linten etwa einen halben rechten Winkel ein, genau 484 Grad. Durch dieses kreisförmige Fenster dringt aber zufolge der Libtbrechbung Licht von alen Teilen des Gesichtskreises, den ein an der Obe: fläche

T

des Wassers befiadliches Auge hätte, in das Innere des Wassers ein und zu dem Auge des Beobachters, der also die ganze Außenwelt in diesem engen Naum erblickt; der Gesichtekreis erscheint gleichsam fo weit gehoben, daß er in diefen Naum bineinpaßt. Interessant ift ein Vergleich des Fischauges mit dem des Menschen in bezug auf die Helligkeit, die beide bei derselben eindringenden Lichtmenge empfinden. Beim menshliGen Auge ist die Brennweite der Linse etwa dreimal so groß wie der Durhmesser der Pupille oder Augenöffnuna, 15 mm gegen 5 mm. Beim Fischauge sind beide Größen fast gleich. Daraus würde folgen, daß bet gleicher eindringender Lichtmenge das Fischauge etwa die neunfahe Helligkeit des wenschlichen empfinden müßte; seine Linse {eint also den Be- dürfnissen des Sehens im Wasser ganz vortrefflich angepaßt zu sein. Es kommt noch hinzu, daß wahrscheinlich die Fäbigkeit der Untershetdung von hell und dunkel denn nur diese kommt in Frage, nicht Farbcnempfindung, da au die leuchtenden Farben durch die Lichtabsorption im Wasser bald ausgelö\cht werden bet den Fischen wohl stärker entwidelt sein dürfte als beim Menschen.

Land- und Forftwirtschaft.

Die Körungen in Preußen im Jahre 1913.

Nach dem nevesten Jahrgang der „Statistishen NaHweisungen aus dem Gebiete der landwirtishaftlihen Verwaltung von Preußen sind während des Nechnungéjahres 1913 im preußishen Staate E von 2663 vorgestellten Hengsten, 58374 Stiere von 69 178, 8463 Eber von 9203, 440 Schafbödcke von 1032 und 8343 Ziegen- de von 9239 vorgestellten Tieren angetört worden. ú

Unter den 1898 angeförten Henaiîten waren 25 englisches Voll- blut, 99 Ostpreußen und Trakehner, 77 Hanooveraner, 130 Holsteiner, 201 O'tfciesen und Oldenburger, 97 sonstiges Warmblut, im ganzen 629 Warmblüter. An Kreuzungen von Warm- und Kaltblut fiad 10 angefört worden. Die verbleibenden 1259 Kaltblüter bestanden aus 227 Dänen und ShleÞwigern, 959 Belgiern, Ardennern, NRhein- ländern und dergl., 27 Shires und Clydesdalern und 46 jonstigen. Die 58 374 angekôörten Stier ee segten sich aus 11440 Stück Höbenvie®, 46 458 Stück Niederungsvieh und 476 PVischungen zuiammen. Es gab unter dem Höhenvieh: 4585 Stück Fleckvieh (Simmenthaler), 4010 Stü einfarbig aelbes Höbenvieh, 97 Stück Braunvieb, 1133 Stück kleines rotes, 396 Stü rotblässizes und 1219 Stück sonstiges Hökenvieb, unter dem Niederungsvieh: 2467 Stück \hlesish2s Notvieb, 972 Stück rotes \{chleswigsches Milchvieb, 1013 braune Ostfriesen, 10352 Stück rotbuntes, 28 ö31 Stüdck_ s{hwarzbuntes Niederungêvteb, 1560 Shorthons und 1563 Stück fsonjliges Niederungsvieh. E

Außer 7215 Zuchtebern des veredelten Landshweins{lages waren 703 weiße Edelschweine, 18 Berkshires, 245 unveredelte Landshweine und 282 Eber sonstiger Schläge und von Kreuzungen angefört. s S i

Die 440 angekörten Schafböcke stammten sämtlich von Land- raffen. Unter den 8343 angekörten Ziegenböcken waren 6822 \chwetzerisher und 1514 deutsher Schläge.

Bauwesen.

Eine Ostpreußen-Nummer hat das „Zentralblatt für u J

das deutsche Baugewerbe“ (Berlin W. 9, Köthener Sträße - berausgegeben (Preis 50 4). Das geschmackvolle Sonderbeft ist dem Wiederaurbau Östpreußens gewidmet und enthält u. a. Beiträge von Baurat, Professor Dr. Nichard Dethlefsen in Köntgéberg 1. Pr., ron Geheimem Baurat Fischer in Königsberg i. Pr., von Stadtsefretär Meyer-Soldau, von Dr. Michalke, Geschäftaführec des Ofipreußtsben Arbeitanahweisverbandes in Köniasberz i. Pc., und von Oberzmeister

T ck ri

Karl Rahardt, Vorsigendem der Handwerkskammer zu Derlin,

Verkehrswesen.

Der Kanal vom Nhetn nah Hannover.

Nachdem Mitte Juli 1914 der westliche Teil dieser Wassersiraße, der Rhein-Herne- Kanal und dec Lippeseitenkar al Datteln— Hamm und weiterhin dann am 16. Februar d. J. de Wasserverbindung voa der Ems zur Weser (von Bevergern nah Minden) dem Betrieb über- geben worten sind, ist nun auch die Stree von Minden bis zur Leine in Hannover am 11. d. M. fertiggestellt worden. Der eigent- lie Kanalbetrieb wird nah Wegräumung eines Querdammes im Bauamt Linden al8bald aufgenommen werden. Die Restarbeiten bis zum Endpunkt des Kanals bei Misburg werden voraussichtliÞ im Frübjahr vollendet sein. A

Die franzößisGe Negierung hat angeordnet, daß vom 1. Januar 1916 ab bis auf weiteres von einem Absender an einem Tage nit mehr als 180 Franken. auf Krieg8gefangenen-Post- anweisungen nah Frankreich abgesandt werden dürfen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Z1 einer Weihnahtäaufführung besonderer Art hatte gestern das Deut\che Theater aeladen, zur Generalprobe eines deutschen drippenspieis „Der Stern von Bethlehem“, das Otto Falckenberg mit Verwendung alter Motive zusammengestellt bat. Üeber die Gntstehung der Krippen\plele, von denen einige das ehr- würdige Alter von fast tausend Jahren erreiht haber, weiß Falcken- berg in einer fletnen Schrift, die den Besuchern des Deutschen Theaters mit dem Sptelzittel überreitt wird, allerlet JIater- efssantes mitzuteilen. Ueber seine eigene Arbeit führt er zum Schluß folgendes aus: „Jh hielt mich vornehm- lid an die beiden |\chönslen Spiele, die mir be*annt wurden, das St. Oswalder Spiel (mitgeteilt in Wilheim Paillers verdienst- vollem Werke „Wetihnactslieder und Krippenspiz-le aus Oberösterreih und Tirol“, J nsbruck 1881) und da! NRosenheiwer Spiel (aus Auguit Hartmanns „Weihnachtslied und Weihnachtsipiel in Oberbayern“, München 1875). Auch das Baytendorfer Spiel (Friedrih Voigt „Die \{lesishen Weihnachisspiele*", Leipzia 1901) trug einige seiner farbigsien Verse bei. Getreu dem Gcundsatzck, Unzulängliches durh das schon vorhandene Bessere zu ersezen, war ich nur selten gezwungen, unmerklich ergänzend oder au8gleihend, Eigen23 hinzuzufügen. Vielfach wurden, wie in den alten Spielen, Lieder oder Liedteile dem Dialog eingefüat. Zufälliges Betwerk mußte entfernt, das Wesentliße durch Verschränkung gleichartiger Elemente ver- schiedener Werke vertleft werden. Aber nie wurde eine Linie verwisht, eine Farbe übermalt. So wuhs, was in alten Spielen durch die Jahrhunderte hindurch lebendig geblieben war, organisch zusammen zu einer neuen Einheit. Uralte Kraft {uf ih selber eine neue, vielleihi die leßte Lebentform: ein deutsches Weihnachts\piel, dessen Dichter namenlos ist wie die Zeit und echckcht wie unser Volk“. Marx Reinhardt, dessen Netgung für Bor- führungen im Stile der alten Mysterienbühne bekannt ift, bat auch hier mit feinem Sinn dies kindlih-naive Spiel in lebendige Anschauur g umgeseßt. Beim Aufgehen des Vorbangs erblicki man eine Vorbübne, die rets und links gotische Kirhenfronten mit bunten Glasfer stern und winterlich verschneiter Ornamentik aufweisen. Ein mähtiger gotisher Spiybogen im Hiatergrund versließt dur einen zwehien BVorbang den etgentlich n Schauplaß der Handlung. Ein Spreche in bäuerliher Tracht tritt auf, der in süddeutser Munda das Spiel ankündigt, und auch als dessen Erklärer i funsiloen MNelmen das Nöti sagt; auf seinen V ersh:inen vier Trompeter, ie mit einigen ernsten farentlängen das Zeichen zum Beginn geben. Nun der Sprecher den zweiten Vorhang auf, und man erblickt die Szene der Verkündigung. In enaer Zelle kniet Maria, vor ibr steht der Erzengel Gabriel in präraffgelitisher Gestalt mit s{immernder Se- wandung und leuchtendem Heiligensh?in und spriht die bekannten Worie aus dem EGoeangelium, auf die Maria cbenfalls in der überlieferten Form antwortet. Es folgt die Wanderung Iosephs und Marias nach Bethlebem, die Verkündung der Geburt Jesu bei den Hirten auf dem Kelde, das Erscheinen der heiligen drei Könige mit ibrem Stern, der ibnen (wie das heute no® am Dreikönigstage îin manchen Gegenden QDeuts{lands Volksgedrzauß ist) an einem Stabe vorangetragen wird, ibr Besuch bei Herodes, der glei darauf den bekannten Blutbefebl ergehen läßt, und dann, nahdem er von feinem Gewissen arg gebzeinwgt worden Ut, vom Teufel geholt wird, und zuleßt die Aubetung der Hirten, der Könige und des Volkes dor dem FIesuskind in der Kcippe. Das alles spielt ch in den \{lichtesten Formen ab, wie aus der Kinderphantasie des Velkes geboren, und wird durch die herrlihen Weifen - alter Weibncchtägefänge und kir{liher Musik siimmungsvoll umrahmt, die der verstorbene Weimarer Hoskapellmeister Bernhard Stavenhagen dafür zusammen« stellte. Weniger eigneten i die Bachschen Fugen, mit denen Professor Irrgang auf der Orgel - das Krippenspiel ech

Gu Yas (on M Dr A Fd 1m-5300 D P I

T

e EEE des

ee d er _

gte