te der Kriegsfüriorge desontees ai uet ei doi
“verbleibt nah dem Tode der Beliehenen ‘fen Hinterbliebenen.
Oesterreich-Ungarn.
Das ungarishe Amtsblatt veröffeniliht eine Regierungs- verordnung, wonah Höchstpreise für rohe Kalbsfelle, appretierte Kalbsleder und gespaltene Rindsfelle festgestellt werden. Die
öchstpreise treten am 10. Januar 1916 in Kraft ünd erstrecken 1) auch auf die Einfuhr aus dem Zollauslande. Sie shwanken bei rohen Kalbsfellen zwishen 2,60 und 4,29 Kronen für das Kilogramm, bei appretierten zwischen 23,75 und 25,50 Kronen, bei gespaltenen Rindsfellen zwishen 7 und 13,50 Kronen für das Kilogramm. Ferner wurde eine Regierungsverordnuna veröffentlicht, nah der vom 10. Januar 1916 an für den Kopf und - Tag von Weizen-, Roggen- und Gerstemehl höchstens 240 g verbraucht werden dürfen. Diejenigen, die shwere fkörperlihe Arbeit verrichten, dürfen 300 g, die Ur- produzenten 400 g täglih verbrauchen, wobei 5 g Mehl 7 g Brot entsprehen. Vom 10. Januar angefangen, darf Weizen-, Roggen- und Gerstemehl sowie deren Mischung und aus diesen Meblsorten hergestelltes Brot nur gegen Mehbl- und Brot- marken in den freien Verkehr gebraht werden. Vorräte dürfen diesem Quantum entsprechend nur bis zum 16. August 1916 angehäuft werden. Der Ueberschuß ist auf Aufforderung der Verwaltungsbehörden zum Höchstpreis für die Zwecke des öffentlichen Bedarfs abzugeben.
Großbritannien und JFrland.
Der vorgestrige und gestrige Kabinettsrat beriet über die Ergebnisse der Werbekampagne Lord Derbys. Den „Times“ zufolge dringen einige Minister darauf, sofort die Dienstpflicht einzuführen, da diese allein dem Premier- minister die Möglichkeit gebe, sein Versprechen einzulösen. Andere wieder wollen den Unverheirateten noch einmal Ge- legenheit geben, sih anwerben zu lassen. Einige von ihnen er- klären, daß ein Versprechen, bei dem fie nicht zu Rate gezogen seien, für sie niht bindend sein könne. Beide Gruppen seßen fih aus Liberalen und Unionisten zusammen. Neben ihnen gibt es noch eine dritte Gruppe, die bisher aber zu keinem Entschluß gelangt ist.
Frankreich.
__ Der Senat erörterte gestern den Geseßentwurf über die Einberufung des Jahrganges 1917, den die Kammer bereits angenommen hat.
Der Berichterstatter des Heerefaus\{husses Gervais erklärte laut Bericht des „W. T. B.“, der Aueshuß habe die Frage der Truppenstärken geprüft und fei nticht beunruhigt, denn man . habe genug Männer, um bis zum Ende durchzuhalten. Der Kriegsminister Gallient griff in die . Berhandlung ein und saate, die Einstellung des Jahrganges 1917 sei nur eine Voisichtsmaß-eael; dieser Jahrgang stelle nur einen Til der Hilfsmittel dar, die Franfkieih zur Verfügung ständen. Sie alle sollten nußbar gemacht werden und zu diesem Zwecke mit JIrrtümern der Verwaltung gebrochen werden ohne Furht vor Emschlüssen und Vera-rtwortlichkeiten. Nach Ausführungen über die Vorkehrungea für die Einstellung des Jahr- oancçces 1917 {loß Gallieni mit den Worten: „Frankreih, das vor 18 Monaten den Xrieden wollte, will heute den Krieg mit aller Wilienskraft und wendet alle seine Htlismtttel daran. Wer tas Wort „Frieden“ aus1p1idht, wird als ein \chlichter Bürger betrachtet. Ter Jahr- gang 1917 wird binausziehen und das Voik begleitet mit seinen Würschen die jungen Leute, die wir zu dem großen Kampf vor- bereiten werden, der erft endigen wid, wenn Frantreih tn Ueberein- stimmung mit seinen Verbündeten sagen kann: Ih mache Halt ; ih habe erreiht, was ich wollte, und nel me meine Friedensarbeit wieder auf.“
Der einzige Artikel des Geseßentwurfs wurde einstimmig angenommen, ebenso wurde beschlossen, die Rede des Ministers öffentlich anzuschlagen.
— Die Deputiertenkammer verhandelte gestern über den vom Senat zurückgelangten Geseßentwurf, betreffend die vor- läufigen Kredite für das erste Vierteljahr von 1916, der u. a. die Anwendung des Einkommensteuergeseßzes enthält. Der Senat hatte das Jakrafttreten dieses Gesetzes bis auf die Zeit nah Beendigung der Feindseligkeiten verschoben, während die Kammer es auf den 1. Januar 1916 festgeseßt hatte. Die Kammer hielt an dem ursprünglichen Wortlaut fest, machte. jedoch folgenden Zusaß: „Jndessen ist der Finanzminister er- mächtigt, den zur Erfüllung der durch das Geseß von 1914 vorgesehenen Förmlichkeiten bewilligten Aufschub durch Dekret zu verlängern, in der Weise jedoch, daß das Jnkrafttreten des Gesezes vor dem 31. Dezember 1916 sichergestellt wird.“
I
— Dem Blatte „La Presse“ zufolge hat die Zensur jeg- liche Veröffentlihung über die Sißzungen - des Sozialistenkongresses in Paris, außer dem offiziellen Sizungsbericht, verboten. Dieser besagt über die vorgestrigen Verhandlungen nur, daß auf der Tagesordnung die Prüfung der allgemeinen Lage und das Thema „Die Partei und der
Krieg“ standen. Rußland.
Wie die „Rjetsh“ meldet, sind in der Budgetkommission der Neichsduma die künftigen Ausgaben für die Unter- stüßung der Kriegs8invaliden und Kriegswitwen und zur Verzinsung der Kriegsanleihen auf jährli andert- halb Milliarden Rubel veranschlagt worden, von anderer Seite wurde jedoch diese Schäßung für viel zu niedrig erklärt. Dié Regierung beabsichtigt die Einführung von Staatsmonopolen auf Zucker, Tabak, Petroleum und Versicherungsunternehmungen, um jene Ausgaben zu decken.
Spanien.
Der Ministerpräsident Romanones erklärt dem „Reuter- schen Bureau“ zufolge, die Ernennung Del Munis zum Botschafter in Paris bedeute keineswegs, daß die aus- wärtige Politik des spanishen Kabinetts eine Aenderung er- fahren habe.
Niederlande.
Amsterdamer Blätterrneldungen zufolge sind von. Bord des Dampfers „Nieuw Amsterdam“, der gestern naht in Notterdam angekommen ist, im ganzen 582 Postsäcke mit Briefen von den Engländern beshlagnahmt worden. Nach dem Haager „Nieuwe Courant“ beträgt die Zahl der Säcke mit holländischerPoît, die in den leztenWochen widerrehtlih zurüd- gehalten wurden, ungefähr 2000. Von der Post des Dampfers
„Frisia“ wurde nur ein Teil zurückgegeben; der Rest befindet ih noch in England. Das genannte Blatt, das das Vor- |
¡ehen der Engländer einen ungerechtferligten Eingriff Souveränitätzrehte der Niederlande nennt, erinnert daran, daß nah dem Artikel 9 des internationalen Vertrages Nr. X. dieser nur dann in Anwendung kommen soll, wenn alle Krieg- führenden Teilnehmer am Vertrag find. Dieses sei aber nicht der Fall. Außerdem hätten die Bestimmungen der Postunion zwishen Holland und England dur den Ausbruch des Krieges ihre Gültigkeit niht verloren.
Schweden.
Die von den Engländern beshlagnahmte shwed ische Paketpost ist jeyt freigegeben worden. Wie die „National- tidende“ meldet, sind gestern 191 Postsäcke in Goeteborg angekommen, weitere 339 werden erwartet. Troß der Sperrung des englischen Durchgangsverkehrs nah Rußland durch Schweden trafen gestern 639 Säcke mit Paketen ein, die von England nach Rußland bestimmt sind.
Türkei.
Bei der am Sonntag in Konstantinopel erfolgten Ueber- gabe von Fahnen an die Truppen hielt der Sultan, der in Marschalluniform erschienen war, an die Soldaten eine Ansprache, in der er seine hohe Befriedigung über die Fort- schritte der Armee ausdrückte, dein Allmächtigen für die Siege Dank sagte und ihn anflehte, daß weitere folgen möchten. Der Feier wohnten Enver Pascha, alle übrigen Minister und der bulgarische Militärattaché bei.
— Die Regierung hat in der Kammer einen Geseß entwurf eingebracht, in dem sie ermächtigt wird, in Deutsch land einen Vorschuß von 20 Millionen Pfund auf zunehmen.
Bulgarien.
_ Die Thronrede des Königs Ferdinand bei der Er- öffnung der Sobranje hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgenden Wortlaut:
Meine Herren!
Jh und meine Regierung haben nah dem Ausbruch des europä:schen Krieges länger als ein Jahr unertöcte Anstrengungen gemacht, um eine Etnigung mit un!erem serbishen Nahbar- zu erziel-n, damit er uns auf friedlihem Wegz dite Gebiete, die er uns heimtüdckisch ge- nommen batte, zuiüdecitatte. Dieje Bemühungen \cheitecten an der uners{chütterliten Ha: tnäckigkeit Serbiens, das sih wetaerte, uns Mazedonten zurückugeben. Nachdem wir alle friedlichen Mittel zur Erreichung dieses Z'eles erschöp't hatten, war ih, um den Leiden unserer geknechteten Brüder ein Ende zu bereiten, gezwungen, unserer Armee den Befehl zu erte'len, in Serbien einzudringen, um unsere Brüder zu befreten und die Ginheit unserer Naiton herzustellen. Jh stelle mit Stolz fest, daß unfere Trupven sih mit unvergleih!ihem Schwung und außerördentliher Tapferkeit auf den Feind geworf-:n haben. Schulter an Schulter mit den braven und - ruhmgekrövrten Truppen unserer Verbündeten, QDeut1ch- land und Oesterreich - Ungarn, kämpfend, haben fie tn weniger als zwei Monaten einen hinteilistigen Feind volliiändig ge- \{lagen und tbn aus seinen Gebieten hinau8geworfen. Sie haben sodann etwas noch Nuhmvollcres getan: Die Truppen, dite zwei große Mächte, England und Frankretch, zur Schande der Zivilisatton und threr eigenen Länder gegen die gemarterte bulgarishe ation ge- tandt hatten, um die serbishe Tyrannei über fie aufr. chtzuerhalter, find aus Mazedontien verjagt worden, und beute \teht kein einziger fetndliher Soldat auf dem unsiren Helden, den Märtyrern der Ver- gaugenheit und der ruhinreihen Geuenwart so teucen Boden.
Ruhm sei der fiegreichza bulgarishen Armee, die durch ihre Tapferkeit, ihre Ausdauer und ihren Schwung unser Vate:land und unse:2e Waffen neuerdings berühmt gemacht hat. Sie hat si ite ewige Dankbarkeit ihrer befreiten Brüder erworb°-n und war glücklis, ihre Freude und Begeisterung zu tetlen, als fh die unvergeßlichen rührenden Sienen in den Städten abspielten, wohin sie die Fretheit aebra&t und wo fie die Ketten der Slklaveret gesprengt hatten. Ich gedenke mit Ehrfurht unserer auf dem Schlachtfelde gefalleaen Helden, die mit ihrem Blute das nationale Ideal besiegelt haben.
Meine Herren! Meine Regierung wtrd Ihnen bloß ein Budget- provisozium für die erste Hälfte von 1916 unterbreiten scwie die Kreditforderungen, welhe notwendtg sind für die Erfordernisse des Krieges, für die Erhaltung der Familten der ärmeren Soldaten, für die Aufrechterhaltung der Ordnung und die Verwaltung der von usseren Truppen erlöoften und besezten Gebtete sowte für die Organi- jation der an den beiden Ufern der Marißza gelegenen Gebiete, die gemäß dem Uebereinkommen . mit dem verbündeten tü:fi\hen Reiche an Bulgarien a!s Unterpfand dauernder Freundschaft und glücklicher Zusammenarbeit, enisprechend den höheren gemeinsamen Junteressen der beiden Staaten, abgetreten worden find. Meine N-gterung wird Zhrer Genehmiaung alle Vorlagen unterbreiten, welche sie im Be- wußtsein der Wichtigkeit des gegenwärtigen Aug?-nblicks fofort aus- gearbeitet und angesich18 der durch die Bedürtnisse der Armee, die Berteidigung des Vaterlandes und die gute Fortführung des Krieges geshaffenien Notwendigkeiten in Kraft gesezt hat.
Yèeine Herren! Ueberzeugt, daß Sie, durchdrungen von der Größe des gegenwärtigen Augenblickes und von dem Vertrauen der wahren Patrioten, tm Laufe Ihrer Tätigkeit die Einigkeit beweisen w-rden, deren das Vaterland jeßt mehr als je bedarf, rufe ih den göttlichen Segen auf Ihre Arbeit herab urd erkläre die zwelte ordentliche Session der siebenten bulgarischen Nationalversammlung für eröffnet.
Es lebe die bulgarishe Nation! Es lebe die tapfere bulgarische Armee!
— Die Negierungsparteien hatten am Sonntagnach- mittag eine Sizung abgehalten, um über die Sobranjetagung zu beraten. Es nahmen daran teil die Nadoslawisten, die Tont- \chewisten und die Stambulowisten mit ihrem Führer Genadiew. Der Ministerpräsident Radoslawow hielt eine kurze Rede über die Lage, in der er erklärte, daß der Sieg bei Pristina die Zerschmetterung der serbischen Armee bedeute, und daß die english-französische Frage in wenigen Tagen endgültig gelöst werden würde.
Asien.
Der Militärgouverneur von Yunnan hat eine Proklamation erlassen, in der die Unabhängigkeit Yunnans erklärt wird. Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge heißt es darin, daß Yuanschikai die Eide, die er als Präsident abgelegt habe, ge-
: brochen hätte, und den Ermahnungen, die Republik wieder-
herzustellen, niht nahgekommen sei. Wie das genannte Bureau ferner meldet, werden zahlreihe aus nördlichen Truppen bestehende Verstärkungen nah dem Süden transportiert.
Kriegsnathrithten.
Wien, 28. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet :
Nussisher Kriegsschauplaß. An der beßarabischen' Front und am Dnjestr nord- östlih von L wurden gestern wiederholte Angriffe starker russischer Kräfte blutig abgewiesen. Besondere
istrengungen der gegen den Abschnitt th uad Waldzone oporouy. Nach Arti vorbereitung, die den ganzen DOEASE anhielt und sich stellen- weise bis zum Trommelfeuer shroerer Kaliber steigerte, erfolgten in den ersten Nachmittagsstunden fünf Jnfanterieangriffe, die abgewiesen wurden. Ein anschließender Massenangriff, 15—16 dichte Reihen tief, brach im Nar unter \{chwersten Verlusten zusammen. Das gleiche Schicksal hatten die feindlihen Angriffe nördlich des Dnjestr. Unsere Verluste sind gering. Nachts über herrshte Ruhe.
Jtalienisher Kriegs\chauplaß. An der Tiroler Süd- und Südostfront dauern die Geschüßkämpfe fort.
Montenegrinischer Kriegsschauplaß.
Von unseren Kräften verfolgt, zogen sih die Monte- negriner von Godijewo nah Bijoca zurück. Nächst Kovren wurden drei montenegrinishe Geshüße modernster Konstruktion von unseren Truppen ausgegraben.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.
Konstantinopel, 28. Dezember. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: Un der Dardanellenfront wurde eines von drei feindlihen Flugzeugen, die Ari Burun über- flogen hatten, durh das Feuer unserer Artillerie beshädigt und fiel ins Meer. Zwei Schiffe shleppten seine Trümmer gegen JImbros. Bei Sedil Bahr dauert der gewöhnliche Kampf mit allen Arten von Bomben und Lufttorpedos an. Ein Panzershif} der Agamemnon - Klasse beshoß unter dem Schuße von zwei Kreuzern, zwei Monitoren und acht Tor- pedobooten eine Zeit lang mit Unterbrehungen unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte und? traf mit zwei Haubizen das Panzerschiff und einen der Kreuzer. Am 27. De- zember warf ein hinter der Jnsel Merfeb aufgestellier Monitor 80 Geschosse auf die anatolische Küste der Meerenge. Unsere anatolischhen Meerengenbatterien nahmen die Landestellen von Tekke Burun und Sedil Bahr verschiedene Male unter Feuer, verhinderten und störten einen feindlichen Transport, versenften bei Tekke Burun ein Boot und zerstörten einen aroßen Schuppen durch zwei Tresfer. Eines unserer Wasser- flugzeuge warf Nachts mit Erfolg vier Bomben auf ein Zelt- lager. Sonst nichts Neues.
Der Krieg zur See.
London, 2. Dezember. (W. T. B.) „Lloyds“ melden Der britishe Dampfer „van Stirum“ is versenk worden. Die Besaßung ist gereîtet.
Ymuiden, 28. Dezember. (W. T. B.) Der Ymuider Dampftrawler „Erin Y 88“ sließ gestern früh beim Fischen in der Nordsee auf eine Mine. Drei Mann der Be- saßzung wurden getötet, drei {wer verwundet. Die acht Ueber- lebenden wurden heute mittag durch einen anderen Ymuidér Dampsftrawler hier gelandet.
Cetinje, 28. Dezember. (Meldung der „Agence Havas“.) Ein österreichish-ungarisches Unterseeboot hat am 23. Dezember bei San Giovanni di Medua ein montenegrinishes, mit Lebensmitteln beladenes Segelschiff versenkt, das mit einer fleinen Kanone den Kampf aufgenommen hatte; sein Geschüß wurde aber bald gebrauchsunfähzig gemacht.
Nr. 103 vom Jahrging 1915 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, -hecusgegeben im preaßishen Ministertum der öfentiihen Arbeiten, erschien mit folgendem Inhalt: Amtlich:s : Dienstnachrichten ; Bekannt nahung. — Nichtamtliches: Der Grund- riß der Gebuctskirhe in Bethleh-m; Einrichtung zur Beobachtung des elastishen V-rhaltens gemauerter Talsperren (Shluk); Di Retbung zwi\ch?zn Nad unck Syiene; Maßnahmen zur Verhütung d?r Hinterspülung der Strandm mera in Galyvestoa. — Vermischtes: Kanal vom Rhein nah H mnnover; Neue K1serbrück? über die Weser in Bremen; Wettbzwerb für E1twürfe zn1 einzm Bebauungs3plan in Zürich; - Felduniform der höhezrèn Tehnikzr; Eisenbetonplatt:n als Bohlenbelag für Eisenbahnbrücken; Dragonzrkaserne aas dem Jahre 1722 in Mannh?im; Pcütsïtelle für Ersagglie*e- tür Kcteg8beschidtgte ; Wasserstands- und Etsb?rhältnisse tn den nocddeuischen Stromgebieten im November 1915; Wilhelm Werner |. — Bäch:r:ch u,
Woßhlfahrtspflege.
Tuberkulosebekämpvfung der deutschen Heeresverwaltung.
Nach einem in der „Zeitschrift für Tuberkulose“ (1915, Band 24, Heft 1) vom Generalsekretäc des „Deutschen Zentralfomitees zur Be- kämpfung der Tuberkulose", Oberstab#arzt Dr. Helm, veröffentlißten Aufsay hat sih die deutshe Heeresverwaltung auf den Standpunkt gestellt, doß allen Unteroffizieren und Mannschaften, die im Kiitege an Tuberkuiose erkranken, ohne Nücksiht auf den Grad ihrer Er- frankung zunächst ein Heilvezfahren in einer Langenheilstätte oder dergleihen zu gewähren und über ihre Entlassung exst später zu eatscheidei ist. Zur besseren Ausnußung der vor- handenen Sonbderanstalten und zwecknäßigen Verteilung der Kranken auf die einzelnen Lazarette unb Lazaretkabteilungen wurden eigene Anwetsungen ecteilt. Am 1. März 1915 betrug die Gesamt- zahl der einem Heilverfahren in einer Heilstätte oder einec Sondec- abteilung etnes Lazaretts unterzogenen lungenkranken Soldaten bereits mehr als 3500. Für die nah der Bebandlung mit vermtnderter Ec- werbsfähigkeit Entlassenen hört die Fürferge mit dem Ausscheiden aus dem Militärdiénst nicht auf. Sie treten nah Maßgabe des Ver- forgungsge)eßes in den Genuß einer Rente und werden teilhaftfg der Fürsorge der bürgerlihen Verwaltungsbehörden, Fürforgeausshüsse u. dergl., wele die weitere Üeberwahung des Gesundheti8zustandes, Beschaffung von Arbeitsgelegenheit, Wiederholungtkuren, gesundheit- lihe Maßnahmen in den Wohnungen besonders zum Schutze der Familtenmitglieder usw. übernehmen.
Die „Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen“ hat von der Berliner Maschinen- bau - Aktiengesellschaft (vorm. L. Schwarhkopff) den Be- trag von 50000 4 erhalten. Weitere Spenden werden gern chk- gegengenommen an den bekannten Zahlstellen und im Bureau der Nationalstiftung, Berlin NW.,, Alsenstraße 11. j
Dér Verband der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen- schaften der Provinzen Posen und Westpreußen zählte nah vem veröffentlihten Fabresberiht 1914 297 ihm an- gethiofsene -Genossenshaften mit 149 141 Mitgliedern, und zwar 208 Kredita-aofsenshaften mit 129 448 Mitgliedern, 18 Lar dgencssen- s{aftea mit 4149 Mitgltedern, 61 Einkaufs- und Absayvereine mit 9733 Mitgliedern und 10 sonittge Genofs-nschaften mit 5811 Mit- glied®in. Ueber die 208 Kreditgenossenschaften wird folgendes
be‘htet:
Die kleinste Mitgliederzahl einer Gencssznschaft betrvg 51,
die größte 6554. 12 Genossen\ch1ften hatten bis 100 Vitglted»r, 99 über 109 bis 500, 64 über 500 bis 1000 und 33 mehr als 1000. Ueber die Berufs gliederuna der Mitglieder liegen Angaben von 206 Gencssershaîten mit 125 097 M tgltedern vo. E3 wwden ge- ¿ählt: 85 848 (68,63 9/6} Landwirte, darunter 1775 Großgrandbefigzer und 76 776 Kleingrundoesiger, 24 858 (19,87 9/9) Gewerbtreibende und Handwerker, darunter 14 147 mit Gfundbesia, und 14391 (11,50 9/9) Angehörige anderer Berufäarten, von denen 6684 Grundbesiß hatten. N aen waren 106 679 (85,28 9/9) Mitzliedecr mit Grundbesiß vor- )anden. ¿ Die Bilanzsumme s{ließt in Aktiven und Passiven je mit 320 275 969 6 ab. An den Aktiven waren beteiligt 208 Genossen- jchaften mit 280 126 736 M in Wechseîn, 185 mit 15 317 472 4 in Gutbaben bei Banken, 208 mit 3 465 170 46 BVarbestand, 164 mit 111195 «# an Kostenvors{üssen, 192 mit 20962 893 # in ver- fchiedenen Gu!haben urd 5 mit 292503 „6 Verlust. In den Passiven waren vertreten 208 Genossenshxften mit 26 280 839 4 Geschäfts- authaben, 207 mit 15 155 934 # Neserven, 208 mit 271 013 287 M Svareinlagen, 83 mit 3906259 4 Sc{hulden bi Banken und 197 mit 3919650 4 verschiedenen Schulden cins{chließlich der Ge- winnbeträge.
Die Gewinn- und Verlustrechnungen der 208 Genossen- schaften weisen 16 901 249 4 Einnahme nach, und zwar 16 510 459 4 Zinsen, 142 177 4 Einnahmen auf Verwaltungékosten und 248 613 vzrschiedene andere Einnahmen; dem gegenüber stehen 14 174 838 46 Ausgaben, und zwar 11829068 Æ# Znsen, 1874324 4 Ver- waltungsfoïten und 471 496 #4 v»schiedene andere Ausgaben. Der Reingewinn betrug bei 202 Benofsenscaften 2 988 198 #4, der Verlust bei 6 Gevossenschaftèn 261 836 Æ. Vom WMeingewinn zahlten 193 Genoffenschaften 1 390 149 46 als Dividende aus; 199 Genofsen- schaften führten 1 349 483 Æ ten Reserven zu; 248566 # wuden von 97" Genofsenshäften zu ver schiedenen Zw: cken verwendet.
Die eigenen Mittel (Geshäftsauthaben und Neserven) be- trugen 41 436 773 M, die Reserven alletn 15155934 46. Ketne Reserven hatten/ 5 Genossenschaften, bis 1000 „ 8, über 1000 bis 10000 A 40, über 10000 bis £0000 4 83, über 50000 bts 100 000 A 31, über 100000 bi8 200000 Æ 21 und m hr als 200 000 4 Reserven 20 Genossenshaïten. Der böchste Reservefonds etner Genossen\chaft stellte sich auf 1 396 341 4.
Die. fremden Mittel beziffe-rten fich auf 278839 196 5; darunter waren 271013287 # Spareinlagen. Die Zabl der Depositenkonten betrug234 351. 206 Genofs-nschaften mit 232 427 Konten b»rihteten über deren Höbe; es waren Könten vorhanden bis 100 46 55 806, über 100 bis 300 46 43 669, üher 300 bis 1000 4 63 467, üher 1000 bis 2000 é 314427, über 2000 bis 5000 #6 25 558, über 5000 bis 10000 6984 und über 10090 4 2516 Konten. Das böchste Konto stand auf 476075 4; die durchschntttliche Höbe eines Kontos war 1156 (#. Die Zahl der Spareinleger ist auf 234378 angegeben; dle kleinste Syarelnlegerzahl bei einer Genossenschaft betrug 65, die größte 27033. Bis 300 Spar- einleger wurden bei 30 Genossen\chaften, über 300 bis 600 bet 60, über 600 bis 1000 bei 39, über 1000 bis 2000 hei 55 und mehr als 2000 Spareinleger bei 24 Genossenschaften gezählt. Ueber das Verhältnis der Neservefonds zu den Spareinlagen geben folgende Zahlen Auskunft : Auf je 100 4 Spareinlagen kamen fn Genossenschaften der vnbeshränkten Haftvflicht bet 5 GenossensWaften keine Reserven, bei 62 bis 3 H, bei 76 über 3 bis 6 A, bet 41 über 6 bis 10 6 und bei 14 über 10 Æ, — in Genossenschaften der beschränkten Haftpfliht über 3 b's 10 Æ{ bei 8 urd über 10 M bei 2 Genossenschaften. Der höchite Say stellte fih bet den Genossenschaften mit unbeschränkter Haftvyfliht auf 19,53 v. H., bei den Genofsenshaften mit beshränkter Haftpflicht auf 19,16 v. H. Das Verhältnis der etgenen zu den fremden Mitteln war durchs{nittlih wie 1 zu 6,73; es s{wanlte bei den Genossenschaften mit unbeschränkter Haftvyfliht von 1 : 2,37 bks 1: 113,28 und bei den Genossenshasten mit beschränkter Haftpflicht von 1: 2,82 bis 1:14,37. Auf 1 #4 eigene Mittel kamen fremde Mittel bei den Genofsen- \chafien mit unbe\ch1änkter Haftpflicht bis 5 M bei 21, über 5 bis 10 4 bei 70, über 10 bis 20 46 bei 64, über 20 bis 30 4 bei 22, über 30 bis 40 # bet 13, über 40 bis 50 4 bet 4 und mehr als 50 M bei 4 Genossenschaft-n, — bei den Genossenschaften mitt be- \{hränkter Haftpflicht bis 5 4 bei 5, ücer 5 bis 10 \ff bei 4 Ge- nossenshaften und über 10 4 bei 1.
Das qgersamte Betriebskapital (eigene und fremde Mittel) betrug 320 275 969 4; bet den einzelnen (Senofsensdaiten shwarkte es zwischen 50431 6 und 47 664250 4. Bis 100000 # Betriebs- kapital batten 7, über 100 000 bis 500000 6 59, über 500 000 bis 1 Million Mz:rk 50, über 1 bis 2 Millionen Mark 54, über 2 bis 5 Millionen Mark 26 und mehr als 5 Millionen Mark 12 Ge- nossenschaften.
Der Gesamtumsaß ist auf 1 317097061 M feslgestelltt. Die Verwaltungskosten einschließ!ich der Gratifikationen erreihten die Höhe von 1 909 895 6. Auf je 100 4 Beétrctebskapital kamen 0,596 #, auf je 109 6 Gesamtumsatz 0,145 4 Verwaltungskosten. Letztere betrugen vom Betriebskapita! bis 050% bei 51, über 0,50 bis 0,70 9/6 bet 61, über 0,70 bis 1,00%/o bet 54, über 1,00 bis 1,50 9/9 bei 32 und über 1,50 9/9 bei 10 Genossenshaften. Der niedrigste Say war 0,286 9/0, der hôhste 2,115 9/9. Vom Umsay betrugen die Verwaltungs- kfosten bis 0,10% bei 6, über 0,10 bis 0,15% bei 43, über 0,15 bis 0209/6 bei 76, über 0,20 bis 0,30 9/9 bet 53, über 0,30 bis 0 40 9/6
bei 19 und über 0,40 9/6 bei 11 Genossenschaften. Der niedrigste Saß
war 0,072 9/0, der hê¿hste 0,591 9/6.
Weiterer Zusammenshluß im deutshen landwirt- \chaftilichen Genossenschaftswesen.
Der „Trieris@e NRevisionsverband landwirts{aftlicher Genofsen- schaften in der Rheinprovinz, im Fürstentum Bü:kenfeld und in Elsaß-Lothringen" mit dem Sih in Trier, dem eine Zentralkasse, eine Zentral-Bezugs- und -Absatzgenossenschaft und 405 Einzelgenossen- \haften — darunter 377 Darlehnskassenveretne — angehören, ift, wie die „Sparkasse“ berichtet, dem „Neich8verbande der deutschen landwirtshaftlihen Genossenschaften, e. V.“ (Sig: Berlin, Bernburger Siraße 21) beigetreten. Der Beitritt des Trierishen Revisicnsverband-s zum Reichsverband ist um so be- atenswerter, als der Reichéverband damit zum dritten Male in diesem Jah:e einen starken Zuwachs erfahren hat. Zu Anfang des Sakbres trat ihm der „Verband der landwirtschaf!lichen Kreditgenofsen- schaften im Großherzogtum Baden“ mit 466 Kceditgenossenshafsten, Ynfang August der „Verband landwirt! chaftliher Genossen\haften in Württemberg®" mit 2 Zentral- und 1687 Einzelgenossenschaften bei. Dem Neichsverbande gehören nunmehr in 31 Landes- und Pro- vinzialverbänden 61 Zentral- und 18774 Einzelgenosjen- \chaften, insgesamt 18835 Genossenschaften, an.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Möglichkeit des Ausbruchs eines Ausstandes der Berliner Unitiformschnetder, der gerade jeßt, wo die neuen Offizters- uniformen \chnell angefectigt werden sollen, verhängnisvoll gewirkt hâtte, kann, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, als beseitigt gelten, Die
#
Stietsspruch, der für sie sogar Ver schiechierungen geoën ther den von den bhtsigen Arbeitgebern gezahlten Löhnen darstellte, für die Arbeiten der auderen Großstädte dagegen Verbesserungen mit fi brachte, nicht zu unterwerfen. Es ist jedoH nunmehr unter Mir- wüinkung der Slichtungéskommnission und der Militärverwaltung etn nëuer Tarifentwurf aufgest-Ut und von den betetligten Faktoren genehmigt worden. Der Tarif, der im Laufe dieser Woche noch einige unwesentlihe Korrekiuren etfahren soll, witd vom 1. Januar 1916 an in Kraft teten.
Aunst und Wissenschaft.
In einer bet B. G. Teubner als 542. Bänden der Samm- [lung „Aus Natur urd Geisteswelt* erschienenen Sthriit „Die Balti- \{h?n Prooinzen* gibt deren Verfaïser Dr. Valerian Tornius nah einem kurzen U-berblick über die Ge\hichte des alten Ordenslandes eine Darstellung setner beutigen Bevölkerung und Kultur sowie seiner staatlichen und wirischaftlichen Verhältniffe. Der lesenswerten Schrift find die nachtehenden Angaben über die ältere Geschichte der Ostiseeprovtrzen entnommen :
A!s dor eigenilihe Beg1iüader Livlants kann- der Domherr Albért von Appyzldern zu Krem?n, ein Neffe des dortigen Enbishofs Hart- wi, bezeihnet werden. Nachdem er im Frühfahr 1199 die Bischofs- weihe erhalten batte, nabm er glei seine Werbearbeit für einen neuen Kreuzzug in Ungriff. Mit 23 Schiffen landete Albert im April 1200 am Dünaufer und legte ein Jahr darauf an der Mündung des fog. Nigebaches den Grundstein zu etner befestizten Stadt, bie nah jenem den Namen Riga erhielt. Von bier aus sollte die Eroberung und Chr!stianisfierung der Lantes erfolgen. Zu diesem Zwecke rief er 1204 einen geistliden Nitterocrden ins Leben, die „Schwèrttragenden Brüder der Ritterschaft Chrifii" oder Schwertbrüder, wie fie kurz genannt werden. Unermüblich widmete sh Bischof Albert seiner Aufgabe, das L1nd in eine deutshe Kolonie zu verwandeln und die eingeborenen Völker dem Christertum zuzuführen. Immer wieder reiste er fort und holte neue Hilfskräfte heran. Ein Kreuzzug folgte dem andern, und den niedersächsishen und weltfälishen Ri!t:rn {lossen sich Priester, Kaufleute und Handwerker an. „Am 17. Januar 1229 {loß Bischof Albert seine Augen mitten in dem Sturm eines neuen Auf- stands der Semgallen und Kuren. Trößdem das Land noh nit zur Ruhe gekommen war, konnte er do in dem Bewußtsein sterben, daß sein Werk ein dbaue:ndes sei, selbst wenn noch verschiedene Hindernisse zu überwinden sein würden. Die g'ößte Gefahr drohte von seiten des Ordens; denn Zwi?spilt, Eigennuy und Disziplinlofig- feit unter den Brüdern hatten seine festen Grundlagen stark exshüttert. Das Verhänanis trat \chneller, oïs geahnt, ein. Bei etiem Kreuzzug wurden die Sehroeitbhrüder am 22. Szptember 1236 voa den Kuren und Litauern überfallen und aufs Huyt geschlagen. Der Ordéns- meister Folkwin und 48 Nitter deckten bie Walliatt. Als einzige Nettung vach dieser Niederlage blieb den Brüdern die Vereinigung mit dem Deutschen Orden, der kutz zuvor in Preußen Fuß gefaßt hatte. Leßterer willigte auf diesen Borschlag etn, und so wurde die Beri{melzung der Neste des Schwertbrüderordens mit dem Deutschen Orden vollzozen, die der Papst du ch eine Bulle zu Viterbo im Fahre 1237 bestätigte. — Das 13. Jahrhundert war die Heroenzeit des Ordeus. Eine fast ununte:brohene Reihe von Kämpfen zog fch dur daselbe hin. Kosteten sie au viel Glut — nicht weniger als aht Meister sind in dieser Zeit geiallén —, so erwiesen si? doch die Fähtgkett und Stärke des Ordens. Dieser war nuninehr zu einer Macht aeworden, mit der Freund und Feind in Zukunft rechnen mußten. Die Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410, welche die Macht des preußishen Ordens für. immer brach, war auch für den livländishen Orden von verhängnisvollen olgen. Er stand jet isolie:t da. Und diesen Umstand wroußten sowobl die tuneren wie die äußeren Feinde auszunuzen. Daß es den Livländern trogdem gelang, noch) anderthalb ÆXahrhunderte ihre Selbständigkeit zu behaupten, vankten sie vorzüglich der Tüchtigkeit etnzelner Ordenêm-ister, in erster Linte Wolter von Plettenber2. In die Zeit der Ordentmeister|chaft Pletiendergs fällt ein Er-ignis von weltumsassender Trauweite: die Reformation. Sehr trübe fanden die reformatorischen Ideen ' tin Livland Verbreitung Die städ!i\che Bevölkerung, in der sich die Gemeinschaft mit der alten Heimat am lebendigsten erhalten b:tte und die durch den beständigen Zuzug veuer deutscher Elemente tmmer wieder an frisher Kraft und regem Geift gewann, wurde zuerst von der gewaltigen Bewegung, die West- europa aufcúhrte, fo'tgerifsen. Meit letdenshaftlihem Eifer seßte fle ih für das neue Evangelium ein, und Luther konnte [hon im Jahre 1523 durch ein Sendschreiben die Städte Riga, Reval und Dorpat f\etner Teilnahme versichern. Der Meister Wolter von Plettenberg hatie kaum jeine Augen geshiossen, als der Orden wieder dvrch innere Fehden erschütiert wurde. Gletch etner Sturmflut ergossen ch die Moskowiterhorden 1558 über Livland und raubten und mordeten alles, was sie auf ihrem Wege an- irafen. Die Hülferufe, die der Orden an Katser und Reich richtete, verballten ungehßrt. Das Stiit Dorpat kavitulierte, in Desel septen fich die Dänen fest, ein Bruder des däntichen Köntgs, Herzog Magnus von "Holstein, erwarb das Stiît Kurla: d, in Cfiland rückten die Se&{weden etn — Turzum von allen Seiten drangen die Feinde auf die Baltischen Provinzen eia. Da blieb den von der härtesten Not Be- troffenen kein anderer Ausweg, als unter den vielen Feinden dte wentger \Œlimmen zu wählen und ihnen fi zu ergeben. Jn Be- trat kamen Polen und Schweden. Gotthard Kettler, der leßte Ordensmeister, en1sGted fch für Polen. Mit ihm ging das südliche Livland. Doch wurde das links von der Düna befiarlihe Gebiet (mit Nusnahme des Sti!ts Pilten) in ein Herzogtum Kurland unter pol- niscer Oberhoßbeit verwandelt und Kettler als Lehen übertragen. — Unter der Negterung Herzog Jakobs, eines Eakels Gotthards, die von 1642—1682 währte, erlebte Kurland seine &Wlanzzeit. Mit Stolz und Freude denkt noch heute der Kurländer an jeae Tage zurüdck, da die grön-blau-weiße Flagge auf dem Weltmeer wehte und im Lande felbst Wokblstand und Ordrurg hers{ten. Herzog Jakob war der bedeutendste unter den furländtishen Herzögen, er ließ überall im Lande Industrien entstehen, Eijen- und Kupferhämmer, Pavier- und Sägemühlen, Seifensiedereien, Tuchfabriken uiw.; er legte fecner den Grund zu einem biúhenden Seehandel, haite togar eine aus 44 Schiffen bestehende Kriegtflotte und exwarb überscei}|che Kolonien am Gambia und auf Tabago. Dech au an {weren Tagen fehlte es nicht unter Jakobs Negterung. Am \s{chiimmsten war die harte Bedrängnis, in die das Herzoztam ‘während des \{wedi)ch-polnishen Streites um Livland geriet. 1685 bemächtigten ih die Schweden der Schlösser Mitau und Baudske und führten den Herzoa und seine Familie in die Gefangeaschaft. Erst der Friede von Oliva seyte den Herzog wieder in Befig des Landes, aber die Kolonten, deren fich England und Frankreich bemähtigt batten, erhtelt er troy eifrigster Bemühungen ntcht wieder zncück. — Nachdem Herzogin Anna, die Nichte Peters des Großen und die Witwe des letzten Kettler, zur russishen Zarin ausgerufzn war, zogen mit ihr in Petersburg eine Reihe kuriändisher Flüchtlinge ein, allen voran Ernst Fohann von Bühren (Biron), den die Zarin mit Ge- nehmigung des polnishen Königs zum Herzog von Kurland machte. Es waren feineôwegs die besten El-mente, die mit der Herzogin Anna an das russishe Staatsruder gelangten. De Günstiingsherrschaft des VFahrzehntes ihrer Regierung entfahte nit nur den Haß der Nuffen, fondern auß den der Kurländer, die den Emporkömwling im Grunde ihrer Seele veradchteten. Als er - 1740 nah dem Tode der Zarin Anna nah Sibirien in die Verbannung wanderte, brach für Kur- land wieder eine herzoglose Zeit an. Auch setnem Sohne Peter gelang es nicht, die Sireitigkciten zu beseitigen. Es war darum kaum verwunderlich, daß die kurländis@e Ritterschaft bei der leßten, zu Beoinn des Jahres 1795 stattfindenden Teilung Polens sich über den Kopf des Herzogs hinweg für einen Anshluß an Rußland entschied. Herzog Peter, der damals gerade in Petersburg weilte, blieb nichts anderes übrig, als die Abdankung8urkunde zu unterzeihnen. Am 30. August desfelben Jahres verließ er mit feiner Gemahlin Anna Dorothea, etner geborenen Reihsgräfin von Medem und Schwester der bekannten Dichterin und Freundin Tledges Elisa von der Nee,
Merlinet Milit3r\hne'deè baltén - b-\Slossin, fi din Nürnbérzet
seine Resid Mitan, in bie basd, darauf als russiscber Ge ouvernzu ra en urian Sáweflttptrvinzen, die Ver Liften Herrschaft anheim
Land- und Forftwirtschaft. Die Geflügelzucht in und nah dem Kriege.
Eine Reibe prafktish-r Winke für die Geflüägelzubt wird in dem Amtsblatt der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußrn ge- geben und untersuht, welhe Lehren aus dem Kriege für die Seflügel- ¡juht gezozgen wecden können. Nachdem der Verfasser darauf hingewiesen hat, wie \{chwer die Geflügelzuht unter dem Kriege hat leiden müssen, wie die Gefligelbeftände nament- lich infolge der Futters@wierigfkeiten teilwzile bis zu 50 9% dem Swhlachtmesser zum Opfer gefallen find, betont er, daß der Krieg für die Geflügelzubt zwar ein harter, aber um so wirk- samerer Lehrmeister für die Zukunft sein kaun. Dies zetat ih einmali darin, daß der elementarste Grundsay wieder in Erinnerung gebracht wird: daß nämli das Federvieh im Sommerhalbjahr sich zum größen Teil selbst zu ernähren hat. Ferner hat der Krieg auch mit der unrationellen Metbode, nur Körner im Winter zu geben, infolge der Fuiterknavvheit gründli aufgeräumt. Es hat sih gezeigt, daß das Huhn anstatt mit 50 bis 60 g Körner aüch mit der Hälfte au?2- fommen und etne befriedigende Eterproduktton erretcht werden kann. Zu diesen 25 bis 30 2 Körner is sewnrersländlih auß-r Rüben, Kohl oder anderem Erja für Grünfutter noch das Weichfutter zu geben, in erster Linie Kartoffeln, die jeyt jo reichlih vorhanden find, daß sie auch in diesem Winter für das Geflügel verwendet werden können, und zwar könren, da andere Futterstoffe garnidt ozer wentg zur Verfügung stehen, statt dex sonst üblichen 50 g für den Kopf etwa 80 Verw-nduna finden. Auch Kartoffelschalen, die z2fléinert und am zweckmäßigsten durch eine Fleischhadcknaschine gedrebt werden, kommen in Betracht. :
Mas die im Winter für eine ergic!ge Giervroduktion notwenige tterishe Nahrung betrifft, so empfiehlt der Verfasser an Stelle des sonst übl‘chen, aber jeyt sehr teuren Fisch- oder Fleishmehls Knochenschrot, das aus frischen Knochen hergestellt und zu er- \{winglihen Preisen, zu 12 bis 16 46 der Zentner, zu haben ift. Die Tagedration beträgt ungefähr 25 Gramm für den Kopf. /
Der Krieg bat noch eine Neihe von Futterartikeln gebracht, die direkt als „Kriegsfutter“ bezeihnet werden können und deren Wert fehr verschieden ist. Dazu gehören die Eicheln, die für Puten, E ten und Gärse out zu verwenden, für Hühner aber weniger ¡weckmäßtq sind. Sehr empfohlen wird die Fütterung vxzn Sonnen- blumenkernen, die im Winter für Hühner ein recht gutes, fett- reihes Beifutter geben. i L
Als cin weiterer Gewinn des Krieges für die Geflügelzuht wird der Umstand bezeichnet, daß es augenblicklich fat unmöglich ist, die {hon in Frieden8zeiten so teurzn und jegt noch viel teureren utters- mishungen zu verwenden, und der Landwirt dadurch veranlaßt wird, mit Ausnahme des Knothenaschrots oder Fishmeh!1s für sein Geflügel nur das zu verfüttern, was er in der eigenen Wirtschaft érzeugt. j Zum SöSlufsse wird vom Verfasser noch die vermehrte Auf- zut von Gänsen empvfohlen und darauf hingewiesen, wie unendlich wichtig es für unsere gesamte Geflügelzucht ist, daß die einzustellenden Hühner nur aus etierreichen Herden stammen, daß auch da, wo man nur Landhühner hält, zur Zubt immer nur reinrassige Hähne verwendet werden und an die Stelle der SportzuYHten zahls rethe Leistungszuchten treten müssen.
Lupinen als Pferdefutter.
Eine noh \lärkere Heranziehung der Lupinen, dieser als „Sold des Sandes“ bezeichneten Pflanze, zur ergänzenden Fütteruna der Pterde wird in den „Mitteilungen der Deutschen Lindwirtshafts- gcsellschaft* von dem Landesökonomierat Heumann empfohlen. Sowohl die gelbe wie die blaue Lapine, die beiden für die Laradwirt\haft wichtiasten Arten, sind in Veutshland noch nicht übermäßig lange, noch nicht 100 Jahre bekannt. Die gelbe, aus Sizilien. slammende Lupine is bei uns zuerit im Jahre 1340 in der Altmark gebaut worden und hat sich von. da sehr bald im Sandland verbreitet. Die blaue Lupine, die aus Spanien zu uns gekommen is, t noch genügsamer als ihre g’lbe Schwester und gedeiht selbst auf grandigem Boden und im Sand mit grandigem Untergrund. Aber ihre Wurzeln dringen nidht so tief in den Boten etn, deshalb fällt die Nachfrucht, namentlich NRoagen, viel schlechter aus. Man bevorzugt aus diesem Erunde die ceibe Luvtne überall; wo man fie mit Borteil bauen kann. Außer {ihrem Wert als Gründünger zur K:äftigung und Hebung des Bodens dient die Lupine au zur Weide, zum Grünfutter und zur Veu- und Körnergewinnung. Lupinenkörner bilden ein leiht verdauliches und bet ridtiger Verwendung auh für Mast;wecke geeignetes Futter, doch müssen die Tiere an die Lupinen erst gewöhnt werden, ipeziel Pferde und Ninder fressen die bitteren Körner nicht leiht. Heumann weist nun darauf hin, daß in setner Jugend ein Lehrherr auf der oldenburgischen Geest für die Pferde regelmäßig ein Brot füttern lteß, das aus einem Mehl aebaden war, das zur Hälfte aus grobem Roggenmehl und zur andern Hüfte aus Lup!nenaehl bestand, wobei die Tiere, die dieses Brot gera fraßen, h fcisch und letstungsfähig hielten. Auch jeyt find eine ganze Anzahl Pferde mit 3 Pfund Hafer, geshroten, 3 Pfund Lupinen und gedämpsten Kartoffeln gut und leistungsfähta erbalten worden. Um die Lupine eins Teils ihres Bitterstoffs zu berauben, wourde fie 24 Stunden lang aufgequellt. Nachdem das Wasser abgegossen war, wurde sie in gut grquelltem Zustand mit dem Hafe:shrot und den gedämpften und gemahlenen Kartoffeln sowie mit dem Hälel a?emischt. Zur Entbitterung der Lupinen find übrigens etne aanze Reihe Nerfabren bekannt. So gibt Seeling-Saulenfeld an, daß man die trockznen Lupinen mit beißem Wasser übergießen und zu Anfang der Kamvagne durch Zusäße von etwas Sauerteig oder faurer Mitch Milhsäuregärung einleiten foll. Später hafen an den Botth- wandungen genügende Mengen des #erments. Nach 10 Stunden wird dann das Wasser abgelassen (2 h1 pro 100 kg Lupinen) und kann weaen seines Stickitoffgehalts als Jauhe verwendet werden. Die Lupinen werden nah zweimaligem Au8waschen mit kaltem Wasser 45 Minuten lang tin reinem Wasser und dann noch 1} Stunde unter Betgabe von 5 c Kochialz auf 1 1 urfprünalih treckener Lupinen ge- todt. Nach abermaligem Abwaschhen mit reinem Wasser werden dîe Lupinen gequetscht und find mit etwas Salz gemischt (5 g pro Liter) als Futter veiwendbar, das niht mehr bitter schmeckt und von den Kühen gern genofsen wird.
An Lupinenfuiterung müssen die Tiere aber immer erst gewöhnt werden. Au Heumann weist darauf hin und rät, mit etwa 1 Pfund für den Tag und Kopf zu beginnen und erst allmähli% b-raufzugehen. Da 100 kg Hafer nur etwa 8 kg stickitoffhaltige Stoffe enthaiten, Lupinen dagegen 33 kg, fo ist wobl keine Körnerfruht fo jehr befähigt, einen Ausgleich der eiweißarmen Kartoffelration — 100 kg Kartoffela enthaïten nur 11 kg Stid|stoffsubstanz — zu bewirken, wie gerade die Lupine. Nachteilige Folgen irgendwelher Art hat Heumann rón der Luvinenfütterung der Pferde u b2merkt, dagegen hat er die interessante Beobachtung gemacht, daß die Pferde die blauen Luvinèn vers(mähien, wie er auch erfahren hat, daß von blauen Lupinen (is wonnenes Sauerfutter von den Schafen gar nicht oder ungern ge- nommen wird, während sie ch an das von gelben Lupinen cewonnene gewöhnten und es allmählih sogar gern fraßen. Diese Mitteilung steht tn Widerspruh mit anderen, nach denen das Vieh die Körner der blauen Lupine fogar lieber fcißt als die der gelben.
Verkehrswesen.
Die türkis&e Pofidirektion kündigt, wie ,W. T. B.* meldet, an, daß am 1./2. 1916 der Postanweisungsverkehr mit Oesterreich- Ungarn, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Skandinavien und Bulgarien beginnen werde.