1916 / 8 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jan 1916 18:00:01 GMT) scan diff

I M m n tO L E P T O r I

vliGetntón

A fo É A E ip E M O. D

etz É

Nummer

Fönigreih Preußen.

Zusammenstellung der bis zum 1, Oktober 1915 durch die Nentenbauken erzielken Ergebnisse.

j No Pf o zu °/o des Betrages der Summe vollen Rente

(43 9/0) Prov!nzen

a.

aus der

Staatskatjie

an

vollen

in Nentenbriefen

bar

Summe sämtlicher (Kapital-

Nenten

E 2 y x Tat Ar) Bud a A it ton REL or af r MHRR S unge E E „“ Bis 1-Ofktober 1915 (eins{l.) sind an Nenten übernommen Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten

Die Kapita- An gr n Amte RNenten- Die bis Pilichtigen blösunags- . | 9. Septbr. Am mit dem 04 l B 191 5 Ñ 18fachen Bes fapitalien Ee 1. Oktober trage derRente sind bis (einschL.) 1915 sau dieStaats- u ip ats aus- find noch kasse ein- 30. Septdr. E nn noc gezahlt find 1915(ein\{l.) gelosten unverlost | und wofür die gekündigt | Nenten- | im Umlauf | F'Abfiedur oder gewe!en

gen in Renten- briefen ve1- langt have

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betragen

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A. Ablöungsrenten. Oft. u. Wenpreußen Schlefien . . 813 824 Brandenburg . 399 30 1 988 804 15 Hannover L T4 6911059 Westf. u. Rheinprov. | 681236,26 770 668/90] 1 451 899/16 Héssen-Nafsau 11-821/28 J 244 720/20} 256 541/48 Rer E E 392245 1 2 372 382/70] 2 375 605/15 ommern T 31 8368 37H 1 976 098/80} 2 007 935/173 Stblegwiq - Holstein 80/906'17#41 1 786 594|—/ 1 867 500/1741 2 Summe A . |1408 452 328420 990 972/2021 999 424/923]1 43 Außerdem sind an Nente übernommen und haben die Be rechtigten daflir an Schuldverschrei- bungen bzw. Renten- briefen erhalten B. von der Pader- borner Tilgungs-

2601 749 86 63 4 930 155/1214 3 645 365|— 2 673 015 65

90 547/201 189 657;75

9307 96

900 20 S | 50 315/70] 4 980 470 823} 2 611 185/107 732 1601 170 178/40 f (

369 054/40] 3 042 070!0: ) S7 5 5301 Gl 92 697/60 946 001/90 34 441/10 104 805/20] "3: 71 610 52 43 24 820

9599/60123 43U 354/1231312

58 544 430 0 343 345 ) 926 980

9 664 950 06 1 3815 543/40 5 ; 305 2095 6 051 090 36 884 970 299 493 61 6 291 750 97 993,79 2 54 620 38; 266 944 555 10} 2 372/271 707 475 15 398 130 971 393/66! T : R S8 788/88

1797915| 44 569 S601 46 360 (C: p (61 ¿3224

265 715 546 401914 (54 VOU

110 565 316/77?/4} 9 022 549121101 657 370

34 494 180} 24 050 250 t SO 975 8 885 442/05] 57 160 935] 26.766 045

48 115 6201 18 189 585

9 835 398138

6 068 5G8S!GG 471 167150 3 185 040 37 184 463/61 3 963 383/74} 31 462 695) 5 422 275 638974379 2 593 849/65 ; 942 229 2 349 525 54 887 329/55 6359 0111391 46 999 9351 7 620 450 45 669 523166 3939 925 30 949 8601 14 448 270 16 456 563188 5 041 294 93 668 815 22 698 960

59 080 667 7 4 671 503/20

84411 678 96 66 781 43577 9 866 050

j +*

75 17 495 292/24 81381 317 685/133 416 375/28 16:

fasse

C. von der Cichsfeld- schen ‘Tilgungs E v ea

a. 4 ‘/otge aus Ost- u. Westpreußen Schlesien . Brandenburg E Panncver C4 Westf. u. Nheinprov Hessen-Nafsau . D e T a Pommern 4 Schléswig- Holstein . Summe ä... b. 43 9% ige Osft- u. Westpreußen Schlesien . Brandenburg . . O i e Ane 6 Westf, u. Niheinprov. Hessen: Nassau , . Dia t O Schleswig-Holstein .

. auf Grund des Gese pes vom 7 A: 1891 (Mentenguts- renten)

) 168 1 9 172 455

¡1 886 §10

O 143 32229 6 889/66 4295/39 2 542/67 12 207/14 28 747/08

1 502 955 D 234 340 O 47 630

428 730 13 488 060 73 020 720 21-320 505

301399030 879 782 70

8113 655/18 197 770 305 85 96011 266 523/40 - 5 798 775 1 651 (0

16 647/22 74 92% 80 24 554/20 189 019/30 81 836/30 63 140 90

138/64 3 358/23 4 152/794 6 999/24 913611! 4 300 290 592.06

5 085 090 8527/44

28 436|— 201 008/30 236 245/80

1 372/1L!/,

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| 502 035 95

1 { 87 64917: 7 187 028 96 11195595 4 {

12) T

t) 24 28844 373 625 46 987 S0! 969 860 406 877 21 ( 645 860 237 49335 245 130 183 600 1010 699/19 10 842 076 S COHODZE i 67 800 105 973 61787 20 080 590

T3 T i d 7 46 1524 (0 i178 609 725

l 9 600 1 345 l 29 490

1 1511 349/24 g (21:

2) §5

10 275 619 500 19 305) 4 280 985

44 085 5 041 005

631 91111, 4 300 882 06 5 093 61744

Summe b . E Hierzu Summe a, j 3 - |— Summe 1) | Ee de 3

Schlesien . . Brandenburg G o o E A

1896 (Erbabfindungsrenten)

Hessen-Nafsau . Posen Pommern

auf Grund des Geseßes vom 8. Juni | ü

Summe A B C e M

u

aus Ost- und Westpreuß

Westfalen und Rheinprovinz 120

Schleswig-Holstein .

Summe

Gesamtsumme . «

1-170 693/- - - 25 364610 43 923/89 811365511 -— 197 770 30594 285 960/11 223 134 915 329 883/96! 9 850 s

925 167 Gi

9 254 3548

142 3 )4 60 T)

229 50

67 80

864 80 | 16G 050]

Zusammenstellung. 23 430 384/121 [514 734 060] 2 761 222/24 243 154/31 - 6G 090 000 128 970/37 3437 745 9284 348/18 223 134 915 86480

33 087 721/784]

S 930 (

} )

1 M 747 412 770

Bauwesen.

Der Wiederaufbau der zerstörten Städte und ländlihen Gemeinden Ostpreußens.

Ueber eine Besichtigungsreise von Mitgliedern des Abgeordneten- bouses dwch Osipreußin, die in der Zeit vom 25. bis 20. August 1915 statifand, hat der Abgeordnete Fuhimann dem Haufe einen Bericht erstattet, der neben Mitteilungen über die Landwirtschait Ostpreußen im Kriege und die Kriegötät'gkeit der oslpreußischen Landwi:tickaftekammer sowte Einzelberihten der Landräte über dtîe Verhältnisse der auf der Reise besichtigten ostpreußishen Kreise auch Ausführungen über den Wiederaufbau der zerstörten Städte und ländlich n Gemeinden Ostpreußens entbält. Vorauëgeschickt sind diesen einige Angabea über den Umfang der Zerstörungen, die der Einfall der Nussen in die Provin Ofsipreußen verursacht hat. i 2

Im ganzén sind 34000 Gebälide zerstört, davon befinden ih 3100 in den Städten und. etwa 31000 auf dem fl2ck%en Lande. Nimmt man für die versbiedênen Aiten der Gebäude gtwisse Durcb- \chnittefosten für die Wiederherstellung an und sumwiert die hie:nach für die etnzelnen Kreise und Regiérungsbezirke für jede Art der ver- \hiedenen Gebäude fich ergebenden Bausummen, so findet man, daß vorauéiichtlch zur Wiederherstellung notwendig werden:

im Negierungsbezick Königsberg mit feinen : 2400 Gebäudezerfiötungen. . . . 92 Mill. Mark im Negieruncébezik Alleostiin mit seinen 13 000 Gebäudezerfiörungen . . . im Regierungsbezirk Gumbinnen mit szinen 18 600 Éebäudezerftörungen .

rund

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11 110

A | - 153 m

im e ini Mul, Ent oder zum Außtalei für besondere Fälle rund 300 Millionen Mark. Die hierbei Dn Annahmen für die durch\{nittlihen Ge- bäudetosien eines Wohnhauses in der Stadt und auf dem Lande, eines Wirtschastzgebäudes oder einer Fabrik, eines Kirbbaues, eines Stalles, einer Schzune u. deral. beruhen natürlid auf Schäßung, und je nachdem man diese Zahlen höher oder niedriger annimmt, ändert si die vorauésihtlihe Summ? der Kosten. Es darf aber nicht zu schnell aus einzelnen Beispielen auf die Durchschnittéwerte

geschlossen werden, weil die Zusammenstellung, die der Berechnung der zerstörten Gebäude zugrunde liegt, infolge der Zählung und Beurteilung durch untergeordnete Organe an vielfachen Ungenauigkeiten leidet. Besonders die Art der Beschädigung ist vershtedenartig beurteilt und manches Haus als zerstört bezethnet, das durch Aus- besserung erbalten werden kann. h i

Die geseßlihe Grundlage für den Wiederaufbau wurde dur) di Allerh8chste Verordnung bom 19. Januar 1915 geschaffen, die zwei Maßnahmen im Auge hatte. Nach ihr sollen gewisse baulihe An- forderungen, besonders bewglich der Verhütung der Verunstaltung, die tiber nur durh Ortssatzungen geregelt werden konnten, von Jeßt an dur die Bauvolizeiotdnungen gestellt werden, und fernec follen das Gesetz, betreffend die Umlegung von Grun?stüden, von 1902 (Lex Adickes) und das Abänderunatgesez von 1907 für den Bezirk derjenigen S tädte scwte derj-nigen Lantg-meinden mit mehr als 2000 Erwohyvern, die ven den Zersiörungen tur tie Kr!egsereignisf» be- troffen sind, unter Zustimmung -des Pr ovinzialrats durch den Vöder- präsidenten eingeführt werden können. : :

Zunächst wwde in die Prüfung der Vaupolizeiordnungen eîn- getreten. Es stellte sich heraus, daß die Baupolizeiordnuygen für das platte Land in allen 3 Regierungsbezirken eine ziemlich ein- heitiide Fassung hatten und in Fcrm und Inhalt für die bevor- stehenden Aufzaben ausreichend ersbienen. Dagegen wlesen die 3 Bau- voltzeiordnungen für die fleinen Städte aroße Verschiedenbeiten auf. Deshalb find in allen 3 Regierungëbezrken unter Zuziehung von Fachleuten die Bauordnungen von neuem durchberaten und haben durch die Vermittlung des Oberpräsidenten etne fast Fassung erhalten. Hierbei sind die neuzjeitliden Erfahrungen auf dem Gebiete des Städtebrues und die Bestimmungen gegen die Ber- unstaltung voll berücksihtigt. Die wichtigste neue Bestimmung betrifft die Verhinderung der vielslöckigen Bauweiïe in allen diesen kleinen Städten, für die als Neael das nur aus Erdgeschoß und einem Stodckwerk bestehende Bürgerhaus eingeführt ift. :

Als wesentlihste Vorkehrung zur Förderung dec baulihen Wioder- berstelluna der Provinz ist die Einrichtung ter flaatlihen Baus beraturgtämter arzuseben. . Die Leiter derselben sind niht aus der beamteten, fontern aus der freien Architektcnsa}t auserwählt und

p )4

1246| |

25 408 543 856/99 198 056 26511 223 464 798/96) 2898| 45 2 400 4 0UU

100 98D 25 178 025 (

19 160 580/178 609 727

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6 090 000 AO( (4D V0 34 (G ¿1 } 6.F )

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4700 514 06824/4461 740 984/33

J 923 464 T98|196/} 4 640 759 4 19 346 5651203 788 350

410 193 7951337 218 97525 169 046:

haben die amilie Bezeihnung „Bezirksarchitekt“ erhalten. Es find eingerihtet im Regierungsbezirk Königsberg 3, im Regierungsbezirk Allenstein 7 und im Negtierunasbeiurk Gumbinnen 7, zusammen 17 Bauberatungtämter. Die Wirksamkeit der Bezirksarchitekten erstredt fi darauf, alle haulihen Maßnahmen innerhalb ihres Bezirks zu überwachen und darauf hinzuwirken, B 1) daß die Bauten wirtshaftlich sind, d. h. ibre Kosten in. an- gemefsenem Verhältnisse zu den verfügbaren Mitteln stehen; 9) daß fie konstruktiv richtig hergestellt werden, also den an- erkannten Regeln der Baukunst und den Bestimmungen der Baupolizet entiprehen ; daß sie vom Stant punkt der Bauberatung genügen, d. h. in der äußeren Erscheinung dem Ortse und Landschaftsbild und der für Ostpreußen passenden Bauwetfe entsprechen. Das.Mitiel, dem Bezirksaichitekten einen. ausreihenden Einfluß auf die KÂautätigkeit zu sicern, wurde darin erblickt, taß alle Polizeiver- waltungen angewiesen sind, die Baugenebmigung8gesuche nah der bau- polizetlihen Prüfung dem Bezirk2architekten "einzureihen* und die von diesem zu stellenden: Anforderungen zur Bedingung für die Etteilung der Baugenebmigung zu machen. Die Beztirksarchitekten follen ih aber niht mit dieser rein überwarhenden Tätigkeit begnügen, fondern dun Vorberaturg der Entwürfe mit den Interessenten und durch ftändige Ueberwahung der Aueführungen in dauernder unmttteltarer Be- rübrung mit - der Praxis bleiben. Außerdem kann ihnen auf Antrag gestattet w-rden, au selbst eine. Bauleitung zu über- nehmen, ofern es sich um etnen durch staatlihe oder kommunale Ber&altuna, Körperschaft oder gemeinnützigen Verein autzuführenden Bau handelt.

Ihre haupt\säcbliche städtebaulihe Aufgabe in den stark zerstörten Städten bildet die Aufstellung der neuen Bebauungs- und Fluch!- linierplâne, für die die nôötiaen Vermessungëunterlagen durch das Ver- m ssunasamt ter Osipreußischen Londgesellshaft unter der Leitung des Vermessungédirektors Werner be)chaffft werden. _ Es find auf diese Weise shon die Bebauungéspläne von Domnau, Allenburg, Tapiau, Gerdauen, Hobenstein, Soldau, Ortelsburg und Darkehmen aufgestellt, und cine Reibe anterer Pläne ist in naher Vellendung,

Bei der großen Bedeutung, dle angesihts ter umfangreichen Zer- fiörungen von Bauten auf dem Lande das landwirt!chaftlihe Bau- wesen für den Wiederaufbau hat, ersch'ea cs zweckaäßig, den Bezirkls« arhitekten praktische Landwirte als Beiräte an die Seite zu stellen, um sie in Fragen der örtlihen Erfahrung zu unterstützen. Solche landwirtshaftlihen Beiräte sind für faft alle Bauberatuoc**mter er- nannt, und zwar je 2 für jedes Amt. Außerdem ersten es zweck- mäßig, die seit einer Netbe von Jahren betm Bauamt der Landwirt- s{aftsfammer der Provinz angesammelten Erfahrungen für den Wiederaufbau dadurch nußgbar zu machen, daß für alle größeren land- wirtschazftlichen Nußbauten die Nabprüfung durch das Bauamt der 23ndwtris{chazftskmmer vorgesehen wurde.

Die aroße Unerfahrenyeit der ländlihen Bewohner in der Ver- gebung und Beaufssihtigung threr Bauten hat \{chließlich auch noch zu besonderen Maßnahmen geführt, um ihnen hierbei zu helfen. Die Kretsverwaltungen find veranlaßt worden, tehnische Kräfte anzustellen, die bei allen landwirtschaftlihen Nupybauten die Bauleitung von dir Nergebung der Arbeiten bis jur Abrechnung gegen mäßige Gebühren, die an die Kreiskommunalfasse zu zahlen sind, übernehmen.

Alle diefe Etnrichtungen ergänzen die Wirksamkeit der Bezirk3- arhitekten, in deren Hand alle Bauangelegznbeiten zusommenlaufzn, da fie “alle Baugen-hmigung8gesuhe zu begutzchten, die Baustellen durch die Bebauungspläne zu bestimmen, die von den Kreisen an- gestellten landwirtf{chaftlihen Bauberater tehnisch zu überœwachen und bei Festseßung der Höhe der Entschädigungen als staatl .ch2 Sach- verständige mitzuwirken haben.

Die Beschaffung der Baustoffe is, da der Staat nit selbst baut, niht ohne weit:res Sache der staa!lihen Verwaltung. Um abec auh auf diesem Gebtete helfend eingreifen zu föônnea, wurde eine haupt'ählich mit sftaatlihen Mitteln ausgestattete G. m. b. H,, je Bausttoffgesellshaft für Ostpreußen, gegründet, deren Leitung mit der des Hauuptbauberatungsamtes verein!gt is. Zur Führung der Geschäfte siand Kaufieute angéestellr, außerdem wirkt der Direktor der Oubank für Hantel und Gewerbe ehrenamtlia 4m Vo.stande mit. Die Gejellschaft hat sich damit zu befassen, den Bedarf an Baustoffen in den verschiedenen Zerslörung®?gebieten festzustellen, die Bezugäquellen inner- halb der Provinz zu ermitteln und, sofern der Bedarf nicht im Lande selbst gedeckt werden kann, für Zufuhr von auswärts zu sorgen. Sie foll durch thie Ankäufe die Preite regeln ‘und dur Zusammenfassung des Ginzelbedarfs zu größeren Lieferungen für eine preiswerte und rechtzeltige Versorgung dex bauer dckn Bevö!kerung mit solhzen Bau- stoffen, die sih sür die Einzelbeshaffuna niht eignen, sorgen.

In der Hauvtsache richtet sie thr Augeimerk auf die Beschaffung von Bauholz, Mauersteinen und Dawhsteinen, doch kommen auch Kalk, Zement, Glas und andere Stoffe je nah Bedarf in Betracht. Auch die Bestellung von Türen und Fenstern bei Tischlereiveretnigungen wird durh die Gesellshaft vermittelt. Es ift ein Stammfapital von 1 600 000 M -gezeihnet, auf das 400 000 „6 bisher eingezahlt find. EntispreLenad der Beschränktheit {ihrer Mittel kann fch die Getell- haft hauptsählich nur mit der Vermitlung von folchen Geschäften befassen, deren Begleichung aus den sta.tiihen Entschädigungs aitteln unmittelbar erfolgt.

Die Bautätigkeit hat sch in dem ersten Sommer nach dem Nusseneinfall erst langsam eatwidelt und hauptsählih auf die Her- stellung von Scheunen und landwirtschaftlihen Nußbauten erstreck«. In den Städten konnten nuc ecst vereinzelte Bauten vorgenommen wêrden, soweit die Neuaufst-lUlung der Fluchtlinieapläne es gestattete. Auf dem Lande waren der Mangel an Arbeitskräften und vor allen Dingen dke äußerst {wierigen Aafuhcoerrbältnisse schr hinderlich. Immerhin sind doch bis zum 1. Oktober 1915 schon etwa 3000 Bau- entwürfe von den Bauberatungtämtern begutachtei worden, so baß an- zunehmen ist, daß mindestens 10% der zerstörten Gebäude noch in demselben Jahre, in dem die Z21störung erfolgte, wieder hergestellt seln werden.

Land- und Forsttwwirtschaft.

Die Ernte des Jahres 1916. (Ein Mahnwort an die deutsche Landwirtschaft.

Steigerung der landwirtschaftliwhen Erzeugung ift die Forderung, die die Lage unjerer Volkéernährung im Fahi1e 1916 an die deutsche Landwirt]hast stellt. Daß dite Landwirtschaft thre Aufgabe begriffen hat, kann man bei flühtiger Durchsicht der Presse letcht feststellen. WBefondère Beachtung verdtenen folgende Aus- führungen, die sch im „Vereinsblatt des Badischen Bauernvereins" vom 1. Januar finten:

„Der deutschen Landwirtschaft erwächst angesihts der Krieasnot die ernste Pflicht, dafür zu sorgen, doß auch im kommenden Jahre eine reihe Ernte unserem devts{chen Volk bes{hieden werde. Dazu gehört richtige Auswahl des Saatgutes und der zweckentsvrechenden Sorten, ‘da jedenfalls tn erster Linte füc Brotfcruht gesorgt werden muß. Dazu gehört aber auch und vor allen Dingen eine richtige Düngung.

Der Landwirt glaube nur nicht, daß er mit der Düngung in diesem Jahre sparen dürfe! Das wäre angesichts der großen Not unseres Vaterlandes eine verbängnisvolle Sparsamkett, die sich bitter râdben fönnte. Nein, gerade im kommenden Frühjahr müssen unsere deutshen Aecker reihlich gedüngt werden, um mit Sicherheit für das nächste Jahr die Ernährung des deutichen Volkes zu gewährleisten, und zwar ist eine Volldüngung unserer Aecker unerläßlih, Denn wie jeder sahkundige Landwirt weiß, muß eine Düngung mit Kali und Phosphorsäure allein wirkungs!cs bleiben, wenn nicht ein entsprehendes Quantum Stickstoffdünger hinzukommt. Veberdies ist nah dem neuesten Flugblatt der Deutschen Landwirt- schaftsgesellchaft „Stick#offtüngec fraglos der souveräne Nährfstoff, der die Ernten auf der Mehrzahl unserer Böden beherrs{cht. Wesent- lihe Schmälerungen der Stickstoffgaben dürften ih also namentli bet zu dünner Saat {hwer rächen“.

Nun aber hat die Kriegslage zur Folge, daß Chilesalpeter, von roellem im Jakre 1913 750000 Tonnen tür Düngezwecke in Deutschland gebraucht wurden, fh nicht auf Lager befindet, da jede Zufuhr für die Dauer des Krieges abgeschnitten it. Dieser ungeheure Ausjall des b!sher am meisten verwendeten S'ickstoffdüngemittela, wozu fraglos auch infolge Stillegung vieler Koksöfen ein Vtangel an dem bewährten s{chwef:l\auren Ammontak kommen wird, kann aber, zum Glück für unser Vaterland, einigermaßen gedeckt werden, well wir innerhalb unserer Landetgrenzen, in Bayern, am Nhetn und in der Provinz Sacbsen, drei große Werke haben, weihe Kalk- stickstoff, das billigste unter den bewährten Stickstoffdüngemitteln, lept \chon in bedeutenden Quantb!äten herstellen. Jn-/diefen Werken wird der Stickstoff der Luft auf elektrozémischem Wege nach dem Verfahren von Frank und Caro an Kalk gebunten und als Kalk- \tickstoff in den Handel gebraHŸt.

«Die (isenbahnabtttilung des Generalstabes flellt nun auf unseren Anträ: allen ‘deutschen Werken im "Interesse ‘der Landwirtschaft die für Herbeilhaffung der Nohp-otukte- sowohl wie für die Ybtuhr des fectîgen Fabrikats erforderlihen Waggons berettwill'g zur: Verfügung.

Die Herstellungskosten werden all. rdtngs während der Kri-godauer etwas höher sein als in Friedenszètten. Dennoch! aber tvird dec Kalf- stickfioff auch , während ‘des Krieges tas billigste Stickstoffdüngemiitel auf dem Vêarkte fein.

Es fann nun der: Landwirtschaft nicht- dringend genug empfohlen werben, -fih sobald als“möglich die erforderlihen Mengen- Stickstoff für die F:ühjohrsdüngung zu beschaffen,“ die für die Frühjahrsdüngung erforderliéjen Quantitäten möalich#t jeßt {hon zu beziehen und in gut trockenen Näumen bis zum Frübjahr aufzubewaßren. Im Frühjahr, vor Erwachen der Vegetation, soll die Kalkstick|[toff abe als Kopfdünger gegeben werden. E

Der Kalksticksto} wird demnach in diesem Jahre berufen sein, bei dem unvermetdlih eintretenten großen Mangel an Sticksloff- düngern, der Landwirtschaft eine sehr willkommene Hilfe zu bieten.“

Landwirtshaftlihe Zustände in Rußland

s{ildert neben denen anderer feindlfher Länder ein „Der Wesltkrieg im Lichte der Bodenreform“*“ betitelter neuer Abschaltt in der kürzlich ershienenen 10 Auflage (31. bis 35. Tálsend) ‘des în fast alle curopäishe Sprachzn übersezten Buches „Die Bodenreform, Grund- säglihes und Geshichtlihes“ von Adolf Damaschke (Verlag von Gustao Fischer, Z2:na, Preis 3,25 46) im Anschluß an Ausführungen, die in dec russishen Ausgabe von desselben Verfazsers prakttischem Handbuch „Aufgaben der Gemeindepolilik“ der Nationalöskonom und volk8wirtschaftlihe Berater des ru|fishen Finanzministeriums Oseroff an die russishe Intelligenz gerihtet hat. : _ Rußland heißt es ia jener Schilderung ist durchaus Agrar- slaat. Mehr als 80 9/4 setner Bevölferung leben von der Urvprödufktion. Das Verhältnis des Menschen zum Boden nicht nur als Wohnftätte, |ondern auch als Werkstätte bestimmt unmittelvar mehr als in jedem anderen Großstaat der Welt das Schicksal seiner Bewohner. Dieses Verhältnis ftellt sich in den russis{:n Kernprovinzen wesentlich in der Form des „M.r* dar. Das Bauernbefreiungsgesez vom 19. Fe- bruar 1861 erfläcr tn § 13 den „Mir* als „diejenige Nußungtarft, bei der das Land durch Gemeindebeschluß unter die Bauern nach Seelen oder nah einem anderen Maßstab umgetelt oder verteilt wird, die für den Nießbrauch de3 Landes auferlegten Verpflichtungen aver unter 0emetnjamer Past getragen werden“. D.-r Anteil derx einzelnen Familie konnte weder v-rs{huldet ncch veräußert werden. Was avh immer das Jahr an Froj¡t und Vie, an Ent- täuschung und Not brate, jede Familie war sicher, daß fle im nôchsten Jahre, besonders nah ter näcbfsten Umtellung, wieder etne gesicherte Arbeltöftätte und damit eine neue Voffnung haben werde. Aus diesen Verbältnissen wuchs eine außer- ordentlihe Volksoermehrung heraus. 1871 zäblte Nußland 78 Mil- lionen, heute über 170 Millionen Seeler. S-ine Bevöôlkervng stieg aljo um rund 120%, während tie des Deutschen Neichs in derselben Zit nur um rund 60% zunahm. Abec gerade bet dieser Volks- ve'mehrung mußte die alte Verwaltuna des „Mir“ zu Mißftänden führen. Vie wichtigste Fehlerquele war die zu häufige Berteilung der Landanteile, die in vielen Gemeinden sogar” in jedem Jahr erfolgte. Dieses Verfahren zeitigte leinen besonderen Schaden in einer Zeit, in der die Giöße der Anteile au bei cextensiver Wirtishast genügenden Gitrag brohte. Es mußte aber çefähriich werden, als mit der [shnellen Bevölferungsvermehrung dite Anteile der Einzelnen natur- gemaß immer fleiner wurden. Kamen bei der Bauernbefretung 4,8 Veßiatinen (1 Defjatine = 1,09 lia) auf die Stelle, fo war der Durchscynittsanteil im Jahre 1900 auf 2,6 Deßjatinen gesunken. Die dadurch notwendig werdende intensive Bewirt\chattung konnte aber von etner Familie nit geleistet werden, wenn fie béfürhten mußte, daß son nach furzer Zeit das Los ihr diefes Stück Land nehmen und t19r irgend einen anderen Teil der Dorfgemarkung zuweisen werde.

z Gs war deshalb nur natürlih, daß die Einrichtung des „Mir“ hestig umfkämpft wurde. Während die einen ihn glattweq als „Nattonale Institution“ verteidigten, wollten andere thn dur ein- [hneldende Reformen den Ansprüchen des Lebens anpassen. Es wurde etne grundfäßlihe Reform des Steuerwesens getordert; während die Gefamtsteueclast für Staat, Landschaft und Gemeinde im Jahre 1903 für das Prkvatland tin den nördlichen Gouvernements nur 7/2 0% der Ertrags'ähigkeit ausmachte, betrug fie bei den Anteilen des „Mir* 61%. Als einfastes Miitel wurde etne Besteuerung nah dem gemeinen Werte empfohlen, die jede Bevorzugung einzelner Besitzer nah Stand, Fleiß, Begabung uw. unmöglih mae. Dazu verlangten N-former die Hebung des Schulwesens, da der Wangel an Bildung die Quelle vieler Mängel des landwt'tshastlihen B-trtiebes sei. Bei der Bergebung des „Mir“ forderten sie eine Besettiguna des Zerstück:lungswesens. Damit jede Familie von jeder Bodcnart Gleiches erhalte, war im Laufe der Zeit vielfa etne Zerstückeluna einzelner Antetle eingetreten, die jede wtrt- \haftliße Ausnußung äußerst erschwerte. So kamen z. B. im Kreise Ugliish im Gouvernement Jaroslaw im Durchschnitt auf ein Familienobethaupt 36 Streifen Landes, in einigen Gemeinden wurde die Zahl 120 erreicht. Endlih wurde eine Ausgabe des Landes auf VLebentzeit empfohlen. Eine Zeitlang wurde diete Richtung der Nefonmbestrebungen au von der Negierung unterstützt. Die Niederlagen fm russish-japanishen Kriege weten die Kritik an den Staatsetnrihtungen. Namentlich waren es die heimkehreaden Krieger, die sih dagegen auflehnten, daß sie nach ihren ungeheuren Opfern mit thren Familien ins Elend versinken sollten, weil die Landanteile zu kletn geworden waren, wähiend an der Seite der Bauerngemetnden unermeßlihes Kron-, Apanagen- und Privatland lag. So g-hören der Krore roch fast 40% der #lähe des europätschen Hußlands = 110 Millionen Deßjatinen. Dazu kommt ein ausgedehnter Latifundienbesiz, dessen Etgentümer oft nicht den Aer selbst bearbeiten, ihn nur unter harten Bedingungen den Bauern überlassen, wenn diese durch Zupachtung ihre Landanteile vergrößern wollen, und thnen auch ihre Rechte“ namentli an den Wäldern immer mehr beschränken.

In der neuen Verfassung wurde zunächst dem Bauernstand be- sonderer Einfluß etrgeräumt. Man erwartete von ihm etn Gegen gewicht gegen die Stadtshichten. Die russishen Bauern wählten auch Bertreter, die aber eine weitgehende Neform des Bodenrech!s forderten. Die rufssi\he Regieiung wurde damit vor eine {were Wahl gestellt. Ste entschied sich nit für die von den Bauern gewün|chte Reform des „Mir“ durch , forts{reitende Organisierung des Bodens“, sondern für elnen anderen Weg, wie in der eingangs erwähnten Schilderung bemerkt wird, „beeinflußt durch die mächtige Grofifürsten- und Adels- partei, die thren Latifundienbesiß unter allen Umständen erhalten wollte, besonders aber auch dur die kapitalkräftige Schicht des junaen Industrie- und Handelskapltals, dite naturgemäß Herr der einslußr-icsten Zeitungen und damlt der öffentlihen Meinung war. Diese Schicht brauchte Industriearbelter, die ohne Rückhalt gezwungen waren, ihre Arbeitskraft als ihre etnzige Ware untér jeder Bedinaunz zu ver- kaufen. Nun waren aber 1905 z. B. von den Industrtiearbeitern des Moskauer Gouvernements noch 94 9% „Bauern“, d. h. Menschen, die irgentwo in etnem russishen Dorfe einen Anteil an dem „Mir“, also tm Notfall stets eine Heimstitte und ein Stück Land als Grundlage freier Arbeit besaßen. "Die nöttgen „billigen Hände“ für die Industrie konnten natücllch nur geschaffen werden, wenn es gelang, den Arbeitern thr Reht auf ein Scück Boden zu nehmen, aifo den „Mir“ aufzulösen. Neben dieser Proletariers{chckcht glaubte die Negterung etne Shiht von Bauerabesißern zu g?winnen, die als unumshränkte Gigentünter ihres Bodens ihr Interesse bedingurgslos mitt dem der hecrshendea Bureaukratie verbinden würde,” Die Gemeinden besaßen seit 1861 beretts das-Reht, die Akteile ‘der Familten tn- u16-\Hränktes Eigentum. zu verwandeln, sobald. fich zwei Diittel der Witte dafüc erklärten. - Aber von die‘ein MNeécht war so gut pte kein Gebrauch g?:m?cht worden. Da erschien das Kailèrliche Manifest vom 9. November 1906: In den Gemetnden, in den»n die Landteilung- in Uebung geblieben war, follte \{on* ein Fünftel der Wirte das Necht haben, aus" der Fe!dgemeinshaft aus- zuschetden ; kn großen Gemeinden sollten bereits 50 Wirte zur Antrag- stellung genügen; es war sogar vorgesehen, daß jeder Einzelne fetnen Landanteil als Priyateigentum * verlangen durfte. Die erste und die zweite Duma lehnten dieses Gese ab; es bedurfte einer Aenderung des Wakhlre§t8s, lum durch ein Geseß vom 14. Juni 1910 von ‘der ‘dritten Duma jene Bestimmungen bestättgt zu erhalten. Innerhalb von 3 Jahren sind nun in nicht weniger als 49 000 Ge- metnden Anträge auf Tetilung gestellt worden. Aus den Hönden der Armen gingen ‘sehr viele Aateile zu Spottpreisen in die Hände von Spéekulantén über, die auf diese Teilung gewartet hatten, sodaß sehr viele von jener Klasse jeßt nihts mehr besißen. Die- Deutsche Volks- zeitung“ in Ssfaratow wies darauf hin, wié Notare von Elenden be- lagert wurdes, die thr Land ausgeschieden baben wollten, und be- rihtete: „Durch die Beihilfe „wobßltätiger“ Menschen sind alle Mühen „aufs angenehmste* überstanden und finden thren Abs{chluß durch die Auszahlung von ein yaar Nubelschetnen oder ein paar gelben Münzen. Der Klient hat „glücklich“ veikauft; nun sigt er als Landloser in der

Garkühe und trinkt Monopolshraps . . . Ist es nit tieftraurig, ja eipôrend, wenn man höôren muß, daß z. B. in MWiärenburg ganze Seelenantcile fm Belaufe von 7 Deßjatinen für nur 100 dis 190 Rubel losgescklagen worden sind2 Beträgt do für folce Ländericien das Pacttgeld tschon 18 bts 20 Nubel jhrltch! Wie man hört, zahlt man dort jeßt 209 Rubel sür euen Seelen- anteil und für die Defjatine eines solchen Seelenanteils 30 Rubel, während die Landpreise daselbst in der lezten Zeit 100 Rubel für die Deßjatine betrugen!“ Dazu kamen oie Miß, stände, die aus der sprichwörtliden Bestehlihkeit der russischen Beamten erwahsen mußten. Es wurde öffentlich nahgewiesen, taß „ein Landregulierung8beamter \ih 120 Seelenanteile zu feinem Privat- besiß für ein Butterbrot erwarb. Ein Kaufmann, der \ich ia eine Wemeinde aufnehmen ließ, kaufte 400 Defßjatinen zu je 10 bis 15 Rubeln und veifaufte sie bald wieder für j¿ 80 Nuvel.“ So- weit die Landbevölkerung an den Anschauungen der Väter festhielt, |ah hle în den „Teilern*“ Verräter. „Die Negterung versuhte, dur Kolonisation in Sibtrien die Erregung zu beschwichGitäen. Zunäcbst girgen au viele Bauern úübec den Ucal, so 1908: 664 800, 1909: 619 300. Aber geeignetes Land begann auch dort bald jelten zu werden, zumal da die Regierung nicht die Mittel zu aroßen Boden- meliorattonen zur Verfügung stellen konnte oder vielmehr, nach dem Willen der Auslants-Geldgeber, nit durfte. ist die Auswande- rung nach Sibirien bald weseatlich getallen. 1911 betrug fie nur noh 189 800, 1912 201 500 Kövfe.“ : __Cia Gegenstück zu der russishen Volkzentwurzelung bietet bis zu einem gewiffen Grade Serbien. Als die alte südslavishe Hauskom- munton sich auch bei den Serben aufzulösen begann, fanden fich weit- blickende Slaatemänner, die {hon 1865 einen Heimstättenbesiz von 2 Morgen Land von jeder Zwangsversteigerung aus\chlossen. Das beute noch geltende Heimstättenzecht stammt vom Jahre 1873. Das Wohnhaus mit 1 Morgen Hof, auferdem noch 5 Morgen Land sind von jeder Zwangsvollstreckung autges{lofsen, mit Ausnahme für Steuer- rüdstände. Eine Verschuldung ift nur bis zu 50% tez gemeinen Wertes, und zwar nur bei einer staatli4ben Hypothekenbank möglich. Im Anschluß an eine Betrachtung der in Deutschland {on mehr bekannten geshihtlihen Eatwicklung, die in Großbritannien und einigen Jeiner Kolonten zu einem gewissen Abs{chluß gtkommen ift, der zum Teil gewaltsam herbeigeführten Entwurzelung des englischen Volkes werden in dem etngangs erwähnten Buche die Richt- linien des am 20. März 1915 in Deutf zland auf Ver- anlassung des Bundes deutsher Bodenreformer gegründeten „Hauptauss{h"}s für Kriegerheimstätten“, dem sh mehr als 1700 Organisationen, darunter auch der Nei 18ver band deutsher Städte, angeschlossen haben, wiedergegeben und erläutert. Es wird dabei an Ausführungen des Ministerialdirektocrs im preußi- hen Ministertum des Innern Dr. Freund in der Halbmonats\{rift „Bodenreform“ angekaüpft, der in der biaherigen Arbeit auf dem Ge- biete des Bodenrechts in Deutschland nebea unserer bahnbrechenden Bersicherungbögeseßgebur.g elne Bürgschaft für unseren Sieg im Welt- kcteg erblidt.

Theater und Musik. Konzerte.

i Der Anregung einiger Kunstfreunde war es zu danken, daß am Montag v. W. im Beethovensaal ein Konzert unter der Leitung S. von Hausfeggers stattfand, der sih an die Spitze unseres tref- lichen Philbarmonishen Orchesters gestellt batte. Mit dem bisherigen Fehlen der charaftervoll eiaenartigen Diriaenterersönlichkeit Hauseggers war im Berliner Musikleben dieses Winters eine Lüde fühlbar geworden. Wir baben wenige Vré(heslerleiter, die aus einer so stark individuellen, vielscitig entwidelten Begabung \{chöpfen wie Hausegger bet dem ein reiher Formsinn \ich mit ¿wingendem Ten perament und ein bis zu den feinsten Abtönungen entwideltes Klanggefühl sich mit reichster rby!hmiscer Lebendigkeit vereinicen. Die Vortragsfclge am Montag enthielt nur Kompositioren von Beethoven, die Duvertüren zu „Cortolan“ und „Fidelio“ (Nr. 2), sowie als prächtige Shlußk, önung die mit aroßartiger Steigerung vorgetragene A-Dur-Symphonie. Zwischen de nOrch?sterw?rken \vielt- Frida Kwa ft das G-Dur-Klavierkonzert mit vornehm-tnnerliher Auffassunqg. Die große Zuhörerschar der Saal war “ausvèérkäuft L" brachte der Solisltri “und dem Dirigenten stürmische Béeifallsfkundgebunaen dar, aus denen der Wunsch nah etner Wiederholung folher eht künîst- lerishen Feterstunden herausklang. : :

Das I1[l. Orchefterkonzert der Gesellschaft der Musik- freunde unter der Leitu:g des Professors Ern Wendel bot am Donnerstag in der Philharmonie Gelegenheit, - Gustav Mahters seltener aufgejühtte IV. Symphonie etnmal ic!eder klingen zu hôren. Sie gehört in bezug auf thren Aufbau niht eben zu den glücksihsten S{öpfungen Mahlers, andererseits enthält sl, besonders in ihrem dritten Satze, so viel Tonshönheit, daß man sich willig tem reinen Genusse solhen Wohl- lauts hingibt. Den leßten Say bildet die Vertonung eines Liedes aus „Des Knaben Wunderhorn“, das in kindlich-naiver Form die himmlishen Freuden \childert. Es wurde von Elisabeth ODhlhoff mit s{öner Sttmme und gutem Ausdru gesungen. Die übrigen Gaben des Abends waren Mendeltsohns Violinkonzert, mit dem sich etn junger Geiger, Duct von Körékjarto, recht vorteil- haft einführte, und Beethovens VII1l. Symphonte. Es hieße schon oft Gesagtes wiederholen, wenn man dabet Professor Ernst Wendels hervorragende Dirigentenetgenshaften aufs nêue hervorheben wollte. An reihen Ehrungen für ihn und die ihm unterstellten Künstler fehlte es au an diesen Abend nicht.

Der 111. Svympyhonieabend der Königlichen Kapelle, der unker des Generalmusikdirektors Richard Strauß Leitung am Freitag im Köntglichen Opernhause stattfand, war nah d:m Herkommen zu Chren des Geburtstags des Meisters ein „Beeihoven- Abend“. Die Rethe der Parsifalaufführungen, die nit unterbrochen werden konnten, hatten es diesmal notwendig gemaht, den Sym- phonteabend, der sonst am 16. Dezember ttattfindet, auf einen späteren Z°itpunkt zu verleaen. Das Prozramm, das die seltener gehörte erste Leonorenouvertíüïre, das Violinkonzert und die „Eroica“ ver- sprad, hatte wegen Erkcankung des Konzertmeisters Zeiler ebenfalls etne Umänderung erfahren müssen. Es wurde statt des Violinkonzerts die erste Symphonie gesplelt. Die Ausführung sämtlicher drei Werke, bei denen der Tonkörper des Orchesteis seine ganze Klangschönheit zu entfalten Gelegenheit hatte, bot "m so mebr Genuß, als der Dirigent diesmal ohne alle Eigenmächtigkeit der Auffassung dem Geiste Beethovens zu dienen und zua halotoen b-\trebt war. Eben- fills als Huldigung für einen deu!shen Tecndichter war der „Nobert Franz-Abend“ gedacht, den Lilli Lebmann, dem 100 jährigen Ge- burtstage dieses Liederkompontsten zu Ebren, gleichzeitig in der Phil- harmonte gab. Frau Lehmann hatte diesmal ‘stimmlih einen jener guten Abende, dite det thr {sn seltener geworden sind und brachte, bon ihrem trefflihen ‘Begleitex. Herrn Lindemann bestens unter-

Nüßt, eine Rethe der s{önsten Franzen Lieder“ “gebührend zur 'Gel=

tung. Die zahlreihe Zühörersaft ließ es deni auch an lebhaften Beifallsäußerungen nit blen [ s Ÿ M Immer erfceuliher: entwickeln ih die Sympboniekonzerte des Blüthnerorchesters unter. der Leitung Vaul Scheinpflugs. ¿sur den“ vergangenen Sonntag war ein „Wagner-Abend“ angeseßt, der cine fo ttarke Anziehungékraft auf das Publikum ausgeübt hatte, daß der geräumige “Blüthnersaal bis auf den leßten Platz aueverkauft war. Das Programm enthielt, außer drei Vorspielen zu Wagnerschen Tondramen, Stegfrieds Rheinfahrt und den Trauer- mar|ch aus der „Göt'erdämmerung“, Wotans Abschied und Feuer- zauber aus der „Walküre“ sowie den Tanz der Lehrbuben auf der Festwteje vund den Aufzug der Meister aus dem leyten Akte der „Meistersinger von Nürnberg"; außerdem savg die Königliche Opern- sängerin Frau Hafgren-Waag die Arie der Elisabeth aus ,Tann- häuser“ und „Jsoldes Ueb.stod® wahrlih elne Fülle der Genüsse, die für den Freund Wagnersher Kunst verlockend ersheinen mußte. Die Ausführung ent'prah au bohzespannten Erwartungen, Das Orchester entwickelte unter Scheinpflugs