hit die Verantwortung dafür tragen. Niemand könnte im deutschen Volke ruhig sein und Kraft haben, weiter zu kämpfen, wenn er nicht wüßte, das Schwert, das wir führen, ist aanz rein. Die Verant- wortung -tragen diejenigen, die diesen Krieg heraufbes{woren haben, und derjenige ist fast unser s{limmster Feind, der, wie Amerika, den Krieg um “Jahresfrist verlängert hat. “ Das Blut, das über die Sébuldigen kommt, möchte ih nit zu verantworten haben. (Leb- hafte Zwischenrufe bei den Soziäldemokraten, die im einzelnen nicht verständlich werden; cs entsteht großer - anhaltender Lärm, von rechts ertönen lebbafte Rufe: Raus, raus! — Präsident Dr. Graf von S{werin: Jh bitte, Ihre Zwischenrufe niht zu weit auszu- debnen. — Abg. Adolf Hoffmann (Soz.): Sie haben uns das Vatérland genommen, nun \ind wir es los. dba. Dr. Liebknecht: Das Blut kommt übex Sie. — Fortgeseßte Ünruhe. — Abg. Dr. Liebkneccht: Sie betrügen das Volk um die Wahrheit. — Präsident: Sie werden ja naher zu Worte kommen, dann können Sie Jhre Einwände geltend maden, ih bitte Sie aber, nicht durh sole Zwischenrufe den Redner zu stören.) Es verdient doch im ganzen Lande festgestellt zu werden, daß, wenn gesagt wird, daß die deutsche Politik ntt die Verantwortung für diesen männermordenden Krieg trägt, sich ein Deutscher findet, der dem widerspricht. Bisher bat man geglaubt, daß die Sieger wobl drohen könnten, abêr nit die Béesiegten. Es ift wunderbar, daß die Leute, die seit Jahresfrist nichts anderes als Niederlkaen erlitten, die sih blamiert haben, wo sie nur aufgetreten sind, die in ibrem Volksleben viel größere Not baben, uns mit Vernichtung drohen. Das hat nicht mehr nur lä{berlichen, sondern geradezu patholoögishen Charakter, und das findek” ich nicht allein in der Presse, sondern maßgebende Leute der auswärtigen Politik, die Minister, verfallen in denselben Ton. Wenn man allerdings eine solébe: Verantfvortung bat, so will man bis zum leßten Augenblick kämpfen; nur so kann ih mir das cinigermaßen logis zure{tlegen. Wenn unsere Gegner nicht wissen, wie es bei uns gugeht, so haben sie das der Zensur zu verdanken. (Fs ist und bleibt cin fur{htbar ernstes Moment, daß sie in dieser Situation noch zum äußersten entschlossen sind: sie rechnen auf zweierlei, darauf, daß das deutsche Volk nicht einig bleiben könnte, und leider Gottes gibt cs bei uns Stimmen, die den inneren den stören, die anderen Volksklassen Vorwürfe machen
der {weren Verantwortung belasten, daß sie im Auslan
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(indruck berverrufen, als ob nit alles bei uns re ZZwischenrufe bei den Soz., insbesondere von dem
Tnecht) Die Herren, die in diesem Zeilpun
mit dem Vaterlandswohl balten, andere zu beschuldigen, sollten sch{ fragen, 18 as für Eindruck im Auslande macht. Sodanr laubt 6 Ausland,
batten mcht die materielle durMzuhalten. Auch
taus{t ih Gott sei Dank ck find vorh
und werden vorbanden fern | timmen gar n
(s ist mens{chlich bearciflid, wenn einzelne
können und werden und müssen auck werden auch bungern, wenn cs nit a1 als unseren Gegnern die Gelegenheit aanz anders zu terrorifie
wollen, fondern darum, i
Elar maden, daß wir eine Gituatión baben, in der wir aushalten müssen. Wir werden in der Kommission die unendlid \ck{weren Auf- gaben bespreden. Daß in diefen Ernährungsfragen Mißgriffe vor- tfommen, ift selbstverständlich: d j sten Gebieten der Fäll, aber es is au nit ganz leit, den sozialistischen Staat bon heute auf morgen einzuführen. Es ift auch nit oanz leit fün die Beamten, diese wirtschaftlichen Maßnahmen zu treffen. (Nuf bei den Sioz.: Sie hätten längst anfangen sollen!) Wir müssen den Be- amten ben oben bis unten dankbar für die Arbeiten sein, die gemacht sind, ste leisten, was se können, die ausfübrenden Organe sind vielfach bis zur Grenze des Möalicden gegangen. Es wäre unrecht, wenn wir das nicht anerkennen wollten. Ja, sie leisten Großartiges, und die- jenigen, die Kritik üben, sollten do mal berkommen und die Sache inacben, dann- würden sie sehen, daß es- nit so einfa ist, wie man cs sich in seiner Einscitigkeit denkt. Wir müssen durchalten, weil unsere Feinde & so wollen, wir können. durhhalten, wenn
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ür Jeder an seinem Teil @& mit der Pflicht durhdrinat, so wie ir seben Tönnen. Und das wollen wir aud. Allen draußen für uns Tämpfen, die were Opfer füt uns ge! Wünden davongetrazen haben, wollen wir, wenn sie mit offener Stirn entgegentreten, um zu fagen: w
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klärung der Thronrede so deuten wird, und boffe
nut seinen persönlichen Standpunkt autresproden bat. Wir finden daßdas Reicbstäqsmäblredt sid national bewährt und dic Feuerprobe im cigent- lien Sinne bestanden hat. (Sehr ritig!) Glänzend gerechtfertiat aina dieses Wahlreckcht äus dem Kriege bervor, 1 ja au ein Ge\chóöyf eines Krieges i. Bisntarck ¿ciate. tak V
pássungsfähigkeit besißt, die nötig ist, um
ienigen, Tie sich chst so oërn auf ibn
dah ke feines Geistes eien Hau
wisben dem Reich v dein größten Bundesstaat sollten die erstreben, die eine rihiaèë Entwicklung und eine Einheili@&keit der Politik wollen. (Fs acht nit mebr an, daß auf ber Preußen die Politik tes Reiches dur#kreuzt wird. Nach unscrer Me g muß die Reform ino bor dem nädsteh allecmeinen Wabltermin erfolgen. Gs wäre cine (Frf{üuttéruna der Autorität der Rêaieruna, wein man dos, was in der Stunde der Not versvrochen wurte, in ter Sfunde des Glüecks vergessen wollte. Daß añ die Dekungófrage jekt {on beranactreten wird, halten wir für ribta, und wir wollen aud daran mitwirken. Ob die Zu- |chläpe in diesem Zusammenhange und in dieser Höhe unt Abstufung das Micttige treffen, wird in der Kommission zu Prüfen sein. Wir sind damit einverstanten, daß die Zusläge zu den Zusclägen dieë- mal zeitiq begrenzt worden sind. Aub die Schonung bis zu 2400 halten wir für nötig. In \o einfaer Form, daß: die direkten Steuern den Einzelstaxten und die indirekten dem Reibe zukommen sollen, sind diè Verbältnisse nickt zu losen. Das verbietet {on die Höhe der Shjemme, und das Reich bat diefen Boden \ckchon verlassen, und es roird au künftig ein sozialer Zug in der Reichsfinanzreform ent- halten fein müssen, Es gibt aber au für die: direkte Besteuerung
ck 7 Fudrmann
dem Mons
eine Grenze, die nit übers4ritlen werden darf, wenn Schaffenskraft und Schaffenöfreude nit erlahmen sollen. Es ist cine {were Täu- {ung des Auslandes, wenn es annimmt, daß Deutschland schon ökonomisch geschlagen sei. Auch wixtschaftlich stehen wir ungebrochen und unzerbrechlich da. Es bedarf aber der Sparsamkeit. Jch würde es bedauern, wenn Vorwürfe wêgen wucberisher Bereicherungen gegen ganze Berufe gerichtet werden. Landwirtschäft und Jndustrie beben das thrige getan, um unlauteren Elementen in ihren Reiben das Handwer zu legen. Auch der Handel weist sole weit von sich zurü, Dem Verlangen, die Zenfur und“ den Belagerungszustand aufzuheben, stimmen wir nit zu. Wir fordern aber, daß man Mißbräuche nah Möglichkeit vermeidet. Die militärisdbe Zensur ist aber manchmal nach politisden Rücksichten erfolgt. Im Zusammenhange hiermit steht der Erlaß oder bésser stehen die Crlasse des Ministers Loebell. Man ging so weit, die, Zeitungen zu verpflichten, gewisse gesternte Artikel abzudrucken. Für die Erörterung der Kriegsziele is nah unserer Meinung die Zeit nod nicht gekommen. Man wird do wohl eine Zeitlang für das Vaterland \@Gweigen können. Jnzwischen mögen die militärisden Erfolge reden, Siege zu erringen ist das Gebot der Stunde, Wir wollen cinen Frieden, der unsere nationale Zukunft sichert und uns die Grenzen gibt, die wir zur Verteidigung brauchen, und der uns wirtschaftlih in die Lage feßt, unsere deutsche Kraft zu entfalten, Au wir sind stolz auf das, was Preußen ist und leistet, Wir wissen und würdigen es, was es für die Gründung des Deutschen Reicbes getan hat. Wir haben einen hoben Begriff für die Vorma@&istellung im Meich, aber über den Teil geht das Ganze und über Preußen geht das Reich. Für partikularistische Stimmungen ist heute weniger denn je Raum. Alle deutschen Stämme wollen und sollen sich immer enger zusammenschließen. Der Reichsbau soll immer festeres Gefüge erhalten und so fest werden, daß er allen Stürmen troßen kann, die viellêiht noch kommen werden. Wenn die Feinde künftig auf die Zersplitterung unseres Volkes renen, dann werden sie unhbeilbar verblendet fein.
Abg. Herold (Zentr): Der Etat für 1916 beruht auf Ver- bältnissen, welcke die Kriegsölage hervorgerufen hat. Angesichts der Kniegélage und der sckwierigen Verhältnisse ist der Etat natürlich sariam aufgestellt worden. Trolidenv konnte àîm Justizetat der Unterstüßungafonds für Beamte um 114 Millionen Mark erhöht wer- den. Die Recbuung für 1914 {ließt mit einem Fehblbetrage von 116 Millionen Mark ab. Die Regierung hat zur Tilgung der tfommenden Fehblbeträge eine Erhöhung der Besteuerung vorgesehen,
* wir zustimmen, Von 2400 Æ an findet allmählich eine Staffe- um das Zwölfeinhalbfache stalt. Die Regierung hat zwar ver- infolge der ibr im Jahre 1914 erteilten Vollmachten zux
agclung der Ernährungsfrage vielfah einzugreifen. Aber es if} viel Unzufriedenheit darüber entstanden, daß nicht früh und energis{ genug eingegriffen worden ist, Es wäre mebr Entschlußfreudigkeit nötig gewesen. Eine der wichtigsten und böckdsten Aufgaben ist die Zckicberstellung der Familie der Kriegsteilnehmer, deshalb haben wir en Erlaß mit Freuden begrüßt, wona bei Bewilligung von Unter-
( mit der größten Liberalität zu Werke gegangen werden Die Angehörigen vieler Berufe sind in eine \{wierige Lage Während für mande dur Erhöhung der Löhne ein Aus- lei eingetreten ift es bei anderen gerade umgekehrt. Hier Tertilärbeitern, die Regierung erhebliche ehr \{limm ift auch das Handwerk und ki vielfa dur Einberufung der Inhaber die Familien in Na werden mußte. Die Kundschaft geht verloren, so daß es \ckchwer balten wird, nach dem Kriege bier wieder zu etwas zu kommen. Hier ift zuerst Abhilfe zu s{affen. Jh bin damit cinverstanden, daß es zurzeit mcht angängig erscheint, in eine allgemeine Erörterung der Kricgsziele einzutreten, weil darüber der militärisde Erfolg ent \eidet. Allerdings müssen wit verlangen, daß wir für unsere \chweren Opfer angemessen entschädigt werden. Angesichts der ge- waltigen Verluste dur diesen Krieg müssen wir der Abnahme des Beyölkerungswachstums seit" Dezöpnien eine erhöhte Bedeutung bei- messen. Für kinderreihe Familiên müssen allerlei Erleichterungen geschaffen werden. Niemand wird wobl der Stelle in der Thron- rede die Zustimmung versagen, wo davon gesprocen wird, daß de Geist gegenseitigen Verstebens und Vertrauens auch im Fri fortdauern werde. Au wir haben den dringenden Wunsch, daß Zusammenarbeit zwis{hen den verschiedenen Parteien und das gege! seitige Vertrauen fortdauern werde, zumal ja nach dem Kriege be it zu Leisten Fein wird. In der Thronrede wird weiter
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g unserer Grenzen fh ernähren zu können. Krieg aub nock& fo lange dauern, ein Mangel wird nicht ein i, das stebt unantästbax fest. Auch unsere Industrie hat f | Hündeten noch Material abaeben envaltung bat Hervorragendes daß bei den vermehrten V
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briertgkeiten nregaclmäßigen Betriebe Eis. voracktonmmen sind, nser voller Dank gebührt 1 tung ihre Pflicht erfüllen. : de tritt uns bei hnen immer noch Sieges- . Man muß darüber \taunen, mit welchen Mitteln die Hoffnuna bei ihnen immer noch aufrecht erhalten wi Gbenso wie der Reichstag wird auch das Abgoordnetenhaus die Haltung brand-
L ( V 7 F 4 T Do HN Los s I YA dìe [de Negierung in der Angelegenheit des „Bara
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marken,
T n nann it von 1914 nit auf eine Defizit
Deshalb halten wir den ein wir auch niht mit allen Einzel- beiten cinverstanden fu Leider ist das Ende des Weltkrieges noch immer niht abzusehe Schon früher hat mein Freund Braun ausgeführt, daß wir jede das Selbstbestimmungsrcch{t der Völker verstößt, das wir besonders hoh balten. Der Reichskanzler hat ja éine gewisse Friedensbercitschaft aczeiat, Wir verlangen von hm, daß er sich von jeder Annerxions- politif losfaat. Eine imperialistis{e Eroberungspolitik würde für immer den Frieden Europas bedrohen. Sclbstverständlichß wollen auch wir Sozialdemokratcn uicht, daß die politische oder wirtschaft- lihe Selbständiaeit und* Unabhänqgigkeit des deutshen Volkes an- agctastet wird. Wir werden aber umaekchrt auch niemals die Hand dazu bieten, daß andere Völker unterjocht oder in threr politischen und wirtschaftliben Unabhängigkeit angetastet werden. Insbesondere verlangen wir, daß die vollige Unabhängigkeit und Selbständigkeit Belgiens wieder heraestellt wird. Wenn die Regierungen der kriec führenden Länder aub jcht noch nichts vom Frieden wissen wollen, fo: fezen sie sih damit aufs neue in s{cärfsten Widerspruh zu dem Volksempfinden, das überall nach Frieden verlangt. Wir fordern, daß die deutshe Regierung den Regierungen der anderen Länder borangeht und alle Eroberungspläne aufgibt. — Soweit die Preis- steigerungen eine unäbwendbaré Folge des Krieges sind, werden wir sie tragen müssen. Wo fie aber S{uld der Regierung und cine Folge verfehlter Maßinahtnen und zu zarter RüXsichtnahme auf bestimmte Kreise: sind, da verlangen wir Abhilfe. Selbstverständlich kann man nicht aegen dieLandroirtschaft än threr Allgemeinheit Vorwürfe crheben, Wir h&ben immer betont, baß man mchckcht für die Aus- \chreitunaen einzelner den ganzen Stand verantwortlih machen darf. Es ift Pflicht eines jeden, alles zu tun, um für eine ausreichende Er- nährung unserer Beyölkerung..gzu-- sorgen, Welcher Weg begangen
4 1 ( J N34 1499904 4 Ao Abg. H î r \ ch - Berl z.): Wir stimmen mit dem mster darm uderein, anleihe ubernommen gcschlagenen Wea für
werden muß, das haben ja meine Freunde im Reichstag gezeigt. M. muß mit Bedauern sagen, daß es uns scheint, als ob die preußisds
Regierung der Reichsleitung Hindernisse bereitet. Dabei mat ¿g
die Zensur unmöglich, das auszusprechen, was ist, und dadurh wid
die Bevölkerung 1m Ünklaren gehalten. Die Zensur wird \{limmer
je länger der Krieg dauert, und auch der Belagerungszustand wird weit rigorofer gehandhabt als zu Beginn des Krieges. Das Vereins,
und Versammlungsrecht is} jeyt ganz illusorisch, mit dem Vex,
tusbungssystem erreicht man doch nichts. Die Unterstüßungen werden vielfah in ganz verkehrter Weise versagt. Die diesbezüglichen (x, lasse werden von den untergeordneten Drganen nicht in der richtigen Weise ausgelegt. Es ist allerdings anzuerkennen, daß der Kreis der unterstüßungsberechtigten Personen ausgedehnt und die Mindeftsäs erhöht, worden sind. Die Geschäfte vieler kleinen Gewerbetreibenden sind durch den Krieg vernichtet worden, und es ist erfreulich, daß die Regierung Notstandsdarlehen gewähren will. Die Textilindustrie is durch die Maßnahmen der Regierung, durch Beschlagnahme usw, in eine sehr prekäre Lage gekommen, manche Betriebe sind dur Fa, brikationsverbote vollständig stillgelegt worden; daher ist die Arbeits, gelegenheit in der Textilindustrie außerordentlih ershwert worden, Auf Beschluß des Bundesrats haben viele Bundesstatton die Fürsorge für die Textilarbeiter aus der allgemeinen Kriegsfürsorge herausge- nommen und vom 1. Oktober 1915 an die Fürsorge für die Texilarbeiter besonders behandelt. Aber in Preußen ist diese Sache noch immer nicht geregelt. Die Aufwendungen der Gewerkschaften für die Ar, beiterfamilien können sih neben den Aufwendungen des Staates und der Arbeitgeber schr wohl sehen lassen. Sehr wicbtig ist die Woh, nungsfrage. Nach dem Kriege wird das Geld auf dem Baumarkt sehr teuer sein. Es wird ein Mangel an Kleinwohnungen und wieder cine Wobnungsnot eintreten, Damit in Verbindung wird eine Ar, beitslosigkeit für die Bauarbeiter stehen. Die egierung wird des: halb billige Darlehen an die gemeinnüßigen Baugenossenscaften jeben müssen, die sih mit der Herstellung kleiner Wohnungen be, fassen. Die Frage der Arbeitsnahweise kann nur zusammen mit den Männern des praktischen Lebens gelöst werden. Für eine um: fassende Reform der Steuergeseßgebung würde gerade jeßt der geeigne!
Zeitpunkt sein, Dieser Reform bedarf auch die Kommunalbesteuerung, Die Regierung will die Steuerstufen bis zu 2400 #4 Einkommen do den erhohten Zus(lägen freilassen, wir hätten aber überbaupt ein Heraufseßung der steuerfreien Grenze von 900 #Æ auf 1200 qs wünscht, weil alle Lebensyerhältnisse teurer geworden sind, Sehr be dauerlih ist, daß der Finanzminister eine scärfere Heranziehung der Vermögenssteuer für unmögli hält. Wir sind gegen den Grundscß, daß die direkten Steuern den Einzelstaaten porbebalini bleiben sollen, und wünschen auch die direkte Besteuekung im Reiche. Die mittleren Schichten baben jeßt im Vergleich mit den reihen Klassen unverhälk nismäßig hohe Steuerlasten zu tragen. In der Behandlung der Sozialdemokraten scheinen die Ressorts nicht einig zu sein. Jn zw Berliner Vororten wurden von zwei sozialdemokratisben Stadtber ordneten, die in die Schuldeputation gewählt waren, vor der Bestäti gung die \{riftlide Verpflichtung verlangt, daß sie- dieses Amt nit zur Partetagitation ausnüßen würden und nicht bei Schulfeiern die Ghrung des Allerhöchsten Landesherrn stören wollten. Nachdem die Herren diese Zumutung abgelehnt hatten, ist die Bestätigung aller dings doch erfolgt, aber warum macht man hier solche Ausnahmen, während in anderen Fällen die Bestätigung ohne weiteres erfolgt ist? Vernünftige Menschen lachen über solche Dinge in der Zeit des Burg; friedens. Im Eisenbahnministeruum macht man der Organisation der Eisenbahnarbeiter jeßt keine Schwierigkeiten mehr, aber wir verl die unbedingte Sicherung für die unbeschränkte Aus: übung aller staatsbürgerlihen Rechte, also aub des Koalitionsrects für die Staats8arbeiter. Auch sonst muß in Preußen mit allem Schutt und Moder aufgeräumt werden. Wir verlangen, daß dem neuen Ge: \{lecht endlich die volle Gleichberetigung in der Gesetzgebung gewährt wird. Dazu sind großzügige Reformen in unserer inneren Verwaltung und in zablreihen Geseßen notwendig. Das Wichtigste ist das Wahl geseß. Die Thronrede sagt darüber weniger als nichts. Aber diese wenigen Worte haben Herrn von Heydebrand {on aufgeregt. Wi verlangen auch jeßt das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wobl- recht für alle preußisdben Staatsbürger. Wir halten die heutige Zeit gerade besonders geeianet, dieses Wahlrecht zu verlangen. Herr von Heydebrand bezeichnet das Dreiklassenvahlrecht als sein Ideal. Des
alb müßten erst andere Fragen gelöst werden. Aber gesteht
dann muß es zu beftigen Kämpfen kommen. Dur den Mund Königs ist son einmal eine Wahlreform verheißen worden. Folgen sind bekannt, und die Spuren \chrecken. Es steht zu fürhten, daß die jetzige Vorlage einen noch \{chärferen Widerstant finden wird. Die Konservativen wollen ja von einer Reform dä Dreiklassenwahlrechts nichts wissen. Vielleicht lüftet der Minister in etwas das Geheimnis. Man hat sich mit Händen und Füßen gegen auen qesträubt das wir eintreten. sel Frau gesungen worden apfer bewährt und
C : TeÉ R Aar+ 211
Wahlrecht der Erft ih ijt von NRegierungsseite das Lob id gerade in dieser Ze ie Bresche getreten ist. Wir werden au Wort zu erheben unsere Wahlrechtsfc Q dem Natu Volk ein Anrecht hat. igstens ie man Wahlrecht sicberstellen. im Kriege muß dat ein falsches Bild von de Die- Regierung könnte sich dann c Auch wir n denen, die draußen i durch Taten wollen indem wir ausreichend für ihre Fc gen und dafür sorgen, daß sie der NüCkebr ine sichere Existenz \chaffen und ]
Preußen.
Minister des Janern von Loebell:
A z h werde weder dem Herrn Vorredner
S
tfémeinung geben. U olfêvotum tuten.
Lts
5118 Bon Hu0O Di
führungen folgen, noch auf alle Einzelheiten ei Vertreter der Parteien, die bier vorgebracht haben. Jch werde vielleicht hie te oder in der Kommission Gelegenheit haben, au g heute möchte ich mich nur auf einige mehr lusführungen beschränken.
n Meine Herren, der
15ck l Hi
von Heydebrand
müßte jede öffentlihe Rede
und
Recht, in der jeßigen gr ginnen und enden mit dem Danke an unsere berrli&e Arme unser Volk. Jch folge ihm darin gern. Durch mehr als 17 Mona! agt Deutschland sicgreih das S(hwert gegen eine Welt von Femde Gegner haben es erlebt, daß im Laufe des Kampfes dat Schwert nicht stumpf, nicht \chartig, sondern \{ärfer unt härter wird. Im Westen, tief im Lände des Feindes, halten un Armeen Wacht gegen einen unter furchtbaren Opfern vergebens rennenden Gegner. Tief im russishen Reiche stehen die zahlrei siegerprobien Truppen Deutschlands und Oesterreih-Ungarns — Rücken weite Flächen ofkkupierten Feinbeslantes. Ueber die Donal sind deutshe und vsterreih-ungarishe Armeen gezogen und hl
"d s L) ? Serbie
Seite an Seite mit der heldenhaften bulgaris{hen Armee,
zu Boden geworfen und den siegreichen türkisben Freunden gereiht. Unsere tapferen Verbündeten haben die Hauptstadt M negros erobert und verfolgen den geschlagenen Feind. Einzig m : Weltgescbichte sind diese Taten-und diese Erfolge; Deutschland ift 1104 darauf und darf es sein. Das -Errungene is Gewähr endli 19 reichen Triumphs über die Feinde, die im August 1914 das in tif Friedensarbeit fleißig schaffende ‘Deutschland überfielen, um &
dio Hand on
der
(Fortseßung in der Zweiten Beilage.)
M!) — Herr Abgeordneter
zum Deutschen Reichsanzeiger und K
V: 14.
willkommene
iht vermocht.
wollen - daran Zorn aufstand all zu begegnen, vertrauend um den Kaiser \carte, en Daseinskampfe, den Kaiser, dem die Herzen n Waffen und unseres Volkes in der Heimat entgegenschlage ersten Kriegstage, so jeßt und in alle Zeit, voll Dank- und in [ Treue. (Bravo!) Unter seiner Führung ist erreicht, egsbeginn, die unendlihe Zahl der Gegner vor Augen, offen wagte, Deutschland hat diefen ! Krieg niht wollen können. T bt haben. Deutschland Das deutsche
aroßen
leg nicht gervollt
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‘lege, der den Feinden auf lange joll, Deutschland wiede Feinde hatten si ein es eshalb unerreihbar war, Deutscbland Bolf zu vernid Veut|chland mußte seine Aufgabe durh den Krieg erkennen, eine Aufgabe, deren Er- 7 fe seines Schwertes gestellt war. Und diese 1 siegreichem, ruhmvollem Frieden die Deutschland einen nach mens{lichem gewährleisten, die realen Sicherheiten, die machen, uns noch einmal überrashend im überfallen (Zuruf bei den Sozialdemokraten : le denn?), die Sicherheiten, die Deutschlands ftiger (Entwicklung den Weg bereiten. Der Herr Reichskanzler derholt im Reichstage eindringlich und eingehend dargelegt. auf feine Ausführungen Bezug nehmen.
3, auch dieser Krieg wird mit seiner Dauer \ckwerer. Tiefer irkungen auf wirtschaftlidem Gebiete, größer werden an PVenschenleben und Ge
1 denen der Krieg Wunden } el
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mdbeit, immer chlug, die nicht L) Wer denkt Wer denkt nicht daran, wenn er vom
ege und vom Siege der Helden spricht, die ihr Leben dem Leben Utshlands und dec deutschen Zukunft opferten. Es gibt feinen tschen, der mcht die Leiden des Krieges tief, der nicht seine Dauer lerzlih empfände. Trobdem wissen wir auch: es muß getragen den, und es wird getragen. Es gibt Zeiten, und eine solche Zeit die jeßige, wo jedes Lebensrecht und alles Lebensglück, jeder ke und jeté Tat, jedes Gut und jeder Trepfen Blut dem de gehören, seinem Leben, unserer Zukunft der Zukunft Kuder und der Enkel des beute lebenden, kämpfenden und rnden Geschlechits —, und zwar so lange, bis die Zukunft Deutsch- s gesichert ist nah bester Einsicht für alle absebbare Zeit. Das je große deutshe Volk ist von dieser Wahrheit tief durdrungen, so steht es hart entscklossen und voll siegreicher Zuversicht in diesem Utkrieg. Darin ist Deutschland ein Geist, ein Herz, ein Walle und Tat, (Zuruf bei den en: Und ein gleihes Wahl- Sie sich keine Mühe,
n Sozialdemokraten: Er ist ja gar
bder den Sozialdemokrati
zu unterbrechen. (Zuruf Dann war es ein anderer der Herren Ihrer Fraktion.
möchte doch anheimstellen, daß Sie dasjenige, was Sie sagen en, dann sagen, wenn wir Jhre Reden anhören müssen, aber nicht Pwischenrufen, mit denen Sie weder hier nob draußen im Lande druck machen. (331 Das überlaffen gefälligst uns!)
In seltsamem Widerspruch zu dem Geist, auf den ich hinwies, die Erklärung über Kriegsziele und die Krieagslage, die eben Vertreter der \ozialdemokratishen Frakti s xen hat. Jch will es mir versagen, ( ärung einzugehen: ich müßte dann auf Fragen der auswärtigen
L ZnutalhomnEraton den Sozialdemokraten:
H [til kommen, und das ift nit meines Amtes. Ich kann auf die
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der ershöpfenden Darlegungen des Herrn Reichskanzlers ver- n, die eine ausreidende Widerlegung find der manerlei Irr- t, die diese Grklärung verriet. Aber ih kann mib nit des Aus- v des Bedauerns erwehren, daß hier in diesem Hause eine Er- ng adgegeben ift, die ihrem ganzen I nach dec Ueberzeugung : Willen des deutschen Volkes widerspriht (Sehr richtig! zurufe bei der Sozialdemokraten), die im feindlichen Aus- Gefallen und Beifall erregen wird. (Sehr richtig! Wider- f) bei den Svogialdemekraten). Das deutsche Volk hat für Geist Zumnn dieser Erklärung kein Verständnis. ehr richtig und 00! Zurufe bei dén Sozialdemokraten.) teser Erklärung N geguber die erhebenden Kundgebungen der Vertreter der Par- b, die bisher gesproen haben, die alle zusammenklingen mit dem en des deutschen Volkes, die getragen sind vom deutschen Geiste ï deutschen Heldenzeit, die wobl standen werden von denen, die
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f! Und West und Süd dem Feinde und dem Tode die Stirn | Und die kämpfen für des deutschen Vaterlandes Ehre, Macht
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Werrlihkeit. (Bravo! rets.)
Sie werden au, wenn Wahrheit und Recht nicht ganz den Zu- zu den feindlichen Ländern verloren baben, dort verstanden n, wo man bisher irregeleiteten Völkern erdicbtete Siege vorzu- ln wagte und Erfolge, die man mit den Waffen und mit diplo-
cher Taktik nicht erringen konnte, mit dem Munde und der zu erzielen sute. eine Herren, die große Gegenwart darf den Preußen mit be- em Stolze erfüllen. Jch unterstreiche das, was verschiedene der n Vorredner hierüber gesagt haben. Das Deutsche Reich, das eute mit Blut und Eisen den Weg bahnen muß zur Erfüllung weltpolitisen Bestimmung, ist mit Blut und Eisen geschafféên ? Verk der Erfüllung von Preußens deutscher Bestimmung. Jn
Zweite Beilage
Berlin, Dienstag, den 18. Januar
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dieses Krieges reift die Saat preußischer Geschichte zur
In den Siegen, die erstritten sin bt der Kriegsruhn:
ellin, Roßbach, Leuthen, von Leipzig und Waterloo, der
Kriegsruhm, der im deutschen Einigungékrieg G Besiß des
ganzen deutschen Vaterlandes geworden ift. Werk der
preußischen Könige wird glanzvoll gekrönt in diefen Tagen, da unter
Suhrung unseres ‘Königs und Kaisers unerhörter Nubm erstritten ird,
Wir haben erlebt, daß während des Krieges gegen Deutschland
das feindliche Ausland s{mähend und \cheltend den Namen Preußen
auf den Lippen trägt. Preußen ift dessen stolz. Der Geist des Mili- tariSmus, den das Ausland neidvoll \{mäht, ist in der Schule des preußischen Staates groß geworden, den Feinden zum Schrecken, dem oeutschen Baterlande zum Segèn und zur Rettung in Zeiten böchster Gefahr. (Bravo!)
Ein großer Anteil an Erfolgen und Ehren, an Opfern Kriegsnot ist dem größten, dem volkreihsten Bundesstaate diesem Weltkriege zugefallen. Alte Preußentreue und alter sinn haben nicht gewankt vom Augenblick-an, da der König rief, bis a1 diesen Tag. Unerschüttert hat der preußisbe Staat den Zeit bestanden. Seine Organisationen haben die ungeal los schwierigen und vielgestaltigen Aufgaben der
P
Sâumen und fast ohne Hemmungen erfüllt. Deutlicher, als es vie leiht die Friedensarbeit der Jahrzehnte vermochte, bat die Belastungs- probe des Weltkrieges bewiesen, wie sicher der preußische Staat auf seinen Fundamenten ruht, wie leistungs- und anpassungsfähig seine Vrganisationen und seine Organe sind.
Meine Herren, es is von verschiedenen der Herren Vorredner der Berwaltung und det Beamtenschaft dankende Anerkennun g aus gesprochen. Auch mir ist es ein Bedürfnis, und es ift mir Pflicht hieran dieser Stelle und vor dem Lande dankbare Anerkennuna zu sagen den sämtlihen Beamten der Staatsverwaltung und den Or- ganen der Selbstverwaltung, die in äußerster Anspannung von Willen und Kraft an der Bewältigung ihrer {weren Kriegsaufgaben gewirkt haben. (Bravo!) Sie verdienen, in den Dank für die bisber er- reichten (Srfolge dieses Krieges einges{lossen zu fein. Nahezu die Hälfte der Staatsbeamten, kaum eine minder große Anzahl von Kom- munalbeamten steht im Felde, neue Ausbebungen rissen fortdauernd neue Lüden und gaben den Behörden auch fortwährend weselnde Zusammenseßungen, die neu in den Umkreis der Aufgaben eingearbeitet werden mußten. Die Aufgaben, die es zu erfüllen gab, haben die meisten Beamten aus dem Bereich gewohnter und gelernter Arbeiten herausgerifsen, ihnen Forderungen gestellt, die erft zu erkennen und zu erfafsen waréên, ehe sie ausgeführt werden fkonüten. Hat doch dieser Daseinskampf des von Feinden rings ums{lofsenen, von allen ge- wohnten Verbindungen abges{hnittenen Deutschlands der Verwal- tungstätigkfeit im Staat und Gemeinden Aufgaben zugewiesen, auf die man gar nicht vorbereitet sein konnte. Jch erinnere an den: unge- beueren Umfang der Kriegéwohlfahrtsarbeit. Jch gedenke vor allem Erfüllung der unendlich Tomplizierten und ständig wachsenden Dienstpflihten, die 1m Zuge der Bewâlti- qung der Grnährungs\hwierigkeiten für die Beamten erwuchsen. Es ift da häufig Kritik geübt worden. Jch verstehe das wchl, denn es haben die Ernährungsfragen jeden einzelnen im Volk, Produzenten wie Konsumenten, so uünmittêlbar, so dauernd nach drücklih und fühlbar getroffen, daß die sonft gern geübte Objektivität des Urteils eine Frage zweiter Ordnung wurde, ja vielleiht werden müßte. Hier darf ih aber für die Beamten in Staat und Gemeinden die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß sié sih mit beispiellosem Fleiß, gespannter Energie in die oft fernliegenden Fragen der Nah- rungswirtschaft vertieft haben, der Fülle der Verordnungen mit pein- libster Gewissenhaftigkeit nachgegangen find und sich keine Mühe haben verdrießen lassen, aufftlärend, belehrend, anleitend und be- fehlend das wirtschaftlihe Leben aus dem Friedenézustand überzu- leiten in den des Krieges. Ich denke der Anregungen von bleibendem Wert von mitten in der Praris stehenden Läahndräten. Städte haben Organisationen geschaffen, die die Kriégszeit überdauern werden.
Meine Herren, wäre die Lösung der Volksernährungsfrage nicht möglich gewesen ohne die Leistungskraft der deutshen Landwirtschaft, die für sih mit Necht in Anspruh nehmen darf, die erste der Welt zu fein (Bravo!), so wäre sie auch nicht möglih gewesen ohne die Pflicht- treue, Präzision und die überlieferungsgemäße Arbeitsfreudigkeit der Verwaltung, die an der Seite der Armee den Preußenstaat groß ge- macht hat.
Auf Einzelheiten der Ernährungsfragen will ih in diesem Zu- sammenhange nicht eingehen. Große Aufgaben waren zu lösen und sind gelöst, shwere Aufgaben stehen bevor. Es werden uns auch im Wirtschaftskriege die Feinde den Sieg unter keinen Umständen ab- ringen. Wir hatten Sorgen. Aber wir haben keine ‘Not.
Zum ersten Male in den Kriegen des leßten Jahrhunderts ist preußischer Boden vom Feinde betreten worden, hat preußisches Land die Verwüstungen, die Schrecken des Krieges erfahren. O st - preußen erholt sich' in einmütigem Zusammenwirken der Zentral- und Provinzialverwaltung, der Verwaltungsorgane von Stadt und Land, der Bevölkerung aller Erwerbsstände, langsam von den tiefen Wunden, die feindlicher Ueberfall der \{önen Provinz geschlagen hat. Sie kennen, meine Herren, aus unseren früheren Verhandlungen die Höhe des Schadens, die Fülle der Not, das Maß der Verluste an Gut und Leben, die zeugen von den Opfern, die Ostpreußen auf der deutschen Wacht im Osten am ersten und s{wersten im Kriege ge- bracht hat. Das Werk des Wiederaufbaues, die vornehmste Aufgabe, die der Krieg bisher dem preußishen Staate gestellt hat, es ist mit Energie in Angriff genommen und wird fortgeführt werden, bis es gelungen ist, Land und Städte Ostpreußens wiederherzustellen, fo blühend, so s{ön, wie sie gewesen sind vor dem Kriege dank der Ar- beitsfreude der Arbeitstüchtigkeit der Bevölkerung der Provinz. (Bravo!)
Unter dem Schuße der weit in ‘die baltishen Provinzen Nuß- lands vorgeschobenen deutschen Kampflinien sind die einst Geflüchteten
an die
öniglih Preußischen Staatsanzeiger.
1916.
nun in die Heimat zurückgekehrt. Sie sind zu ihrer Arbeit gegangen. Vie Felder haben im vergangenen Jahre wieder die Ernte getragen, und auch Ostpreußen hat das Seine getan zur Lösung unserer Er- nahrungsprobleme. Gewerbe, Handel und Handwerk sind wieder auf- gelebt und wirken mit am Leben der nationalen Kriegswirtschaft. Aber noch sind es Anfänge der Wiederaufrihtung. Das Größte ist noch zu tun. le Arbeit wird den Krieg überdauern. Die Forderung der Staatsmittel für den Wiederaufbau Ostpreußens reden eine beredte Sprache. Wir wollen und dürfen nicht vergessen, daß im deutscen
e Lr As ) _
esel, die überstürzenden Ereignisse in diesem Welt-
‘ringen es mit si, daß morgen an zweiter Stelle des allgemeinen
lichen Interesses rückt, was gestern alle Gemüter tief beweckte.
liegt im Charakter einer Zeit wie der gegenwärtigen. So er- leben wir es, daß die Augen der Oeffentlichkeit dem großen Werke des Wiederaufbaues der zerstörten östlichen Provinzen nit mehr in dem Vaße zugewandt sind, wie es vor Jahresfrist der Fall war, da mals, als auf ostpreußischen Fluren die ersten entscheidenden Schläge gegen unseren Gegner im Osten erfolgten. Es sind aub Aeußerungen an mich gedrungen, ob. nit etwas zu viel ge\s{hehe. Für die Negie- rung, und ich kann sagen, für das Haus steht der Wiederaufbau Oft- preußens unverändert im Mittelpunft der Kriegsaufgaben. Es wird nicht genug geschehen sein, ehe nit alles Itotwendige getan ist. Und war es nicht das etste Mal, daß Ostpreußen in der preußischen Ge- schichte vom Feinde heimgesucht wurde, so wollen wir hoffen und er- warten, daß deutscher Sieg und siegreiher Friede die Sicherbeit schaffen, daß es das leßte Mal gewesen ist. (Bravo!) Die Arbeiten am Wiederaufbau Ostpreußens sind für die Dauer berechnet und weisen in die friedlihe Zukunft, und die dann folgenden Aufgaben zur Festigung und Erstarkung des Vaterlandes.
Noch aber ist der Friede fern, der Friede, der uns eine glüdliche Zukunft bereitet. Das weiß jeder Deutsche, er hat es tragen gelernt ohne zu klagen. Jeder Deutsche weiß und muß wissen, daß, solange
ie Waffen nicht ruhn, alle Gedanken, alle Arbeit den harten Pflichten
Krieges gehören müssen — in der Heimat nicht minder als im Felde. Aufgaben, die dem öffentlichen Leben der Friedenszeit und nur diesem gelten, dürfen wir nicht [öfen gleihsam unter Ausschluß der BViillionen deutscher. Männer: im Felde, die ihr Leben dafür einsehen, daß Deutschland nah diesem Kriege einer glücklihen Zukunft in ge sichertem Frieden entgegengeht. Die Männer, die vor dem Feinde stehen, follen und wollen teilnehmen am Werke des Wiederaufbaues des Vaterlandes. Diejenigen, die in -der Heimat heute {on und mitten unter den Schlachtenentscheidungen die Hand anlegen wollen an- die Einrichtungen der Friedenszeit, müssen sich gedulden, bis Deutschlands Krieger heimkehren. Das ftelle ih ausdrücklich fest, und ih bin der Zustimmung unseres Volkes in Waffen gewiß, Weist man - auf Beispiele der Vergangenheit hin, wo zuweilen mitten im Kriege große Aufgaben des inneren nationalen Lebens gelöst wurden, fo erinnere ih doch daran, daß dieser Krieg in Art und Umfang ohne Beispiel ist. Niemals zuvor hat die gesamte waffenfähige Mann- schaft vom Jüngling bis zum ergrauten Manne \o restlos unter der Fahne gestanden, niemals war die ganze Heimat so in den Dienst des Krieges gespannt, niemals ließ ein Krieg weniger Gedanken frei für die Arbeit, die niht unmittelbare Kriegsnot, unmittelbares Kriegs- werk ist. ' Es darf kein gesunder Mann, es darf kein guter Gedanke, es darf kein kräftiger Entschluß der Erfüllung für Kriegszwecke ver- loren werden. Ist es Frieden, haben wir alle Kräfte zur Verfügung für die Friedens8werke. Das warten wir ab. So ist es unsere Pflicht.
Trotzdem ist es, meine Herren, gewiß begreiflid, wenn bier und da schon jeßt, da wir den leßten Entscheidungen noch entgegengehen, die Gedanken in die kommende Friedensßzeit hinübershweifen. wenn ih Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen für die vielleicht noch ferne Zukunft regen. Das ist verständlih, auch da, wo die Wünsche partei- politischen Charakter tragen. Jh meine: man braucht in der gelegent- lichen Erinnerung an alte Wünsche und Bestrebungen der einen oder der anderen politischen Richtung inmitten dieser erregten Zeiten niht durchaus an eine gewollte Störung des uns allen heiligen inneren Friedens sehen. Aber es ist nötig, daß dabei die friedlichen Formen der Eintracht gewahrt werden. Es ist mir verständlich, daß heute, da das gesamte deutsche Volk mit Recht dem Hocgefühl erfüllter Pflicht lebt, die Hoffnung auf die bisher unerreihbare Erfüllung des einen oder anderen politischen Wunsckes aufkommen kann, und zwar überall, in jeder Partei, in jedem Berufsstand. Doppelt ver ständlih ist es mix, wenn die einzelnen Parteien, die gemeinsam die Last des Krieges tragen, heute von einander mehr Verständnis und mehr Entgegenkommen erwarten. Der Wunsch und der Wille, den Friedeft einst so in gemeinsamer Arbeit, zu gestalten, wie man den Krieg dur(lebt hat, wäre ein gewaltiger Gewinn dieses Krieges, und ich weiß, und ih glaube, daß dieser Wille die Kriegszeit über- dauern und tief in die Friedensjahre hineinführen wird. Die Regie- rung wird das Ihre tun, wird alles daran febßen, selb Träger des Willens zur Erhaltung der nationalen Einmütigkeit zu sein. Daß diese Aufgabe nicht erfüllt werden kann, wenn die Staatsregierung sih bestimmte politishe Forderungen zu eigen macht, das wissen Sie ebenso wie, daß es nicht die ertremen Forderungen sind, die die Par- teien zusammenzuführen vermögen. Ueber den Parteien, die thr historishes Mecht in der Geschichte erworben haben, fühlt si ‘die MNegierung als Trägerin der geschichtlihen Entwicklung des Staatés, für dessen Erhaltung in seiner gewordenen Kraft und Eigenart sie vor der Weltgeschichte verantwortlih ift. «
Ist die Grhaltung und die Entfaltung der Stärke des preußi- schen Staates zu gleiher Weise der Wille der Regierung wie der Parteien, so wird es mit unserer Zusammenarbeit auch in der kom- menden Friedenszeit keine Not haben. Es ift selbstverständlich, daß die Regierung über der Bewältigung der dringenden, vielgestalteten Kriegsarbeit nah dem Maße begrenzter Kräfte und sehr begrenzter Zeit auch Aufgaben ins Auge faßt, die der Krieg der künftigen Zeit des Friedens stellt. Daß die volle Summe solcher Aufgaben erf: übersehen“ und ausgemessen werden kann, wenn die Wirkungen des
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