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san:nlu g von „DeutsHlands Spente für Säuglîinçs- und Kleinkinder|hug* statt. Nach einer Begrüßungsansprache des Vorsiger. den des Arbeitsausshusses, Kabinettärats a. D. Dr. von Behr - Pinrow, wird der Direktor des Kaiserin Auguste Viktoria- Hauses in Chau1lottenburg, Professor Dr. Lan stein einen Vortrag über „die Aufgaben der Säuglings- und einkinderfürsorge in Deutsch!and* halten. Die Geschäftsstelle von „Deutschlands Spende für S R und Kleinkindershußz“ befindet sich in Berlin, Tauben- aße :
Am 18. d. M. findet im Reihstagsgebäude zu Berlin die 36. Hauptversammlung des Waisenfürsorgevereins „Deutsche Rethsfechtschule“ (e. V.) statt. Es soll wiederum über das Wohl armer Waisen beraten werden. Zahlreiche eltern- und yaterlose Kinder — Knaben und Mädchen — harren der Aufnahme ; und das Bestreben des Vereins ist es, ihnen Verpflegung und Erziehung in echt deutscher Art zu gewähren und nah Möglichkeit das Vaterhaus zu erseßen in den bis jegt errihteten 6 Reichswaisenhäusern zu Lahr, Magdeburg, Schwaba, Salzwedel, Niederbreisig und Bromberg. Die Grrichtung eines weiteren Neichswaisenhauses in Halle a. S. ist in Ausficht genommen. Zwetgvereine der Deutschen Reichsfechtschule, die Meldungen zur Miitgltiedshaft und Gaben entgegennehmen, befinden fi in fast allen größeren Städten des Deutschen Reichs. Die Zentzalstelle des Vereins ijt die Obderfechtshule in Magdeburg.
Verkehrswesen.
Die Paketbeförderung von Deutschland nach Nors- wegen über Lübeck ist bis auf weiteres eingestellt worden.
Theater und Musik,
Morgen, Sonnabend, wird im Königlichen Dvernhause «Hänsel und Gretel“ mit den Damen Goeße, Engell, Birkeaström, von Seele, Müller, Marherr und Herwig und Herrn Bahmann in den Hauptrollen aufgeführt. Es \chließt fd die Ballettpantemime „Die Puppenfee* an, in der das gesamte Personal des Königlichen Balletts beschäftigt ist. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. — Eingetretener Hindernisse wegen muß der Spielplan der Köatglichen Oper für Montag abgeändert werden. Es wird am Montag statt des „Nosenkavaliers* „Aïda* gegeben. Die! im Vorverkauf bereits verkauften Eintrittekarten für die 153. Dauerbezugs- vorstellung („Der Rosenkavalter*) am 12. d. . haben Gültigkeit für die neuangeseßte D („Aïda*). Sie werden aud, jedoch nur bis zum Beginn der Vorstellung, an der Opernhaus- kafie zum Kassenpreise zuzüalich des amtlichen Aufgeldes zurück- genommen. Eine spätere Zurücckaahme ift ausgeschlossen.
Im Köntalichen Schauspielhause geht morgen „Die Juangtrau von Orleans“ in Szene. Ja den Hauptrollen wirken die Damen Neeper, Ressel, Schönfeld sowie die Herren Pobl, Eggeling, Getfendörfer, Mühlhofer und Zimmerer mit. Sptelleiter ist Dr. Bruck.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sißung der Stadtverordneten erstattete der Stadtv. Galland namens des rorberatenden Ausschusses Berit über die Magistratsvorlage, betreffend die Einrichtung von Armenämtern für den ganzen Stadtbezirk. Die Armen- pflege der Stadt Berlin, die zurzeit dunch 4 Armenämter und 29 Armevkreise au?geûbt wird, soll in der Art umgebildet werden, daß die Stadt in 14 Bezi:ke geteilt wird, deren jeder ein Armenamt erbält. Die Armenkreise jollen wegfallen, dafür scll den Mitgliedern der Armen- direftion ihr Einfluß auf die Veberwachung der pflegerisckchen Tätig- keit der neuen Armenämter in anderer Form erhalten werden. Der Ausshuß empfahl, der geplanten Neugestaltung grund\äßlih zuzu- stimmen, aber die Bestimmung des Zelipunttes für ihre Durchführung weiterer Béschlußfassung vorzubehaiten. Der Ausshuß hat außerdem kleinere Aenderungen der Vorlaae beschlossen. Ferner empfahl er das Ersuchen an den Magistrat zu richten, zu untersuchen, in welcher Weile bet ter künftigen Neugestaltung der ffentlihen Armen flege cine engere Küblung mit der privaten Armenpflege zu ermöglichen wäre. Die Vorlage wurde ohne Erörterurg nach den Vorslägen des Aus\hu}ses angeênommen. — In einer weiteren Vorlage beantragte der Magistrat, dem Nuthe-Schauverband für die gep!ante Neuregulterung des Großbeerener Grabens einen einmaligen Beitrag in Höhe des vierten Teils der entstehenden Kosten bis zur HbSstsümtme von 130 090 4 zu bewilligen. Auch diese Verlage wurde ohne Erörterur g angenommen. — Für die Zentralausfkunftsstelle der Arbettsnachweise für Berlin und die Provinz Brandenburg wurde ein Zuschuß von 4250 6 bewilligt. — Zum Schluß erklärte sch die Verjammlung mit der Annahme einer von Frau Direktor Mtnden gestifteten Summme von 10000 6 einverstanden, die als Grundstock einer Bücherei für studierende Blinde im Anschluß an die stäádtishe Blindenanstalt dienen foll. Auf dite öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Hamburg, 8. Juni. (W. T. B.) Abordnungen der an der Seeshlaht am Skagerrak beteiltgten Schiffe waren beute Gäste des Senats der Stadt Hamburg. Der Zug der Seeleute, die überall von Tausenden von Meen\chen jubelnd,begrüßt wurden, bewegte si vom festlich beflaggten Hafen dur die geschmüdckten Straßen zum Rathausplage, wo eine kurze Beg üßung seitens der Zivil- und Mili- tärbehörden erfolgte. Bet dem im Raihaus folgenden Empfange be- grüßte der Bürge: meister Dr. Schröder die tapferen Seeleute in einer Anspracte, in der er u. a. auf die begeisterte Freude Ham- burgs hinwies, als auf die Kunde von dem glänzenden Seesirg die Kirchenglocken zum Preise des Hern der HeersSaren und zu Ehren der todeêmutigen Kämpfer die Stegeéfrcude ins Land getragen bôtten. Der Senat habe den dringenden Wunsch gehabt, die Seeleute in Ham- burgs Nathaus zu laden, ihnen Hamburgs ttefgefühlten Dank auszu- sprehen und den tapferen Kämpfern eine Reibe von Hanseatenkreuzea zu verlethen. Mit einem Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König, den Set und Förderer der deutschen Flotte, {loß der Bürgermeister. Auf die Ansprache des Bürgermeisters erwiderte der älteste Kommandant eines der Kriegs\ch|ffe, indem er ein Hoch auf Homburg ausbrachte. Etne Reihe von Gejangsvorträgen des Lehrer- gesargvereins vershönte die Feier.
Aachen, 8. Juni. (W. T. B.) Leute wurden die neuen Kur- und Badeanlagen mit ihren umfangreihen Bauten dur den Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherrn von Schorlemer als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs eröffnet. Außer dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Staatsminister Freiherrn von Rheinbaben, und dem Zivt!gouverneux von Belgien, Dr. von Santt, als Vertreter des Generalgcuverr. eurs von Belgien, waren die Sptyen sämtliher Aachener Behörden und Abordnungen auswärtiger Staat3- und Kommunalbehörden sowie viele andere Ch'engâste anweserd. In seiner Bearüßungs- rede gab der Erste Beigeordnete, Geheimrat Ebbing, eine Uebersicht über die Entwidlung des Aa&eners Badewe ens; er \{loß mit einem begeistert aufgenommenen Hoh auf Seine ajestät den Kaiser und König. Der Mèinister Dr. Freiherr von Schorlemer sprach das Bedauern Seiner WViatestär, an der Einweihung nicht teilnehmen zu können, und seine guten Wünsche für die gedeihlihe Entwicklung der neuen Unternehmurg aus. An Seine Majestät den Kaiser und König wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. Abends fand im Konzertsaal des neuen Karhauses ein Konzert statt. 4
Wien, 9. Juni, (W_ T. S méldet: Der amerikanishe Bots@aster in Wien,
Die „Neue Be Presse“ enfield, bracite tem Minister des Aeußern Baron von Burian zur Kennt-
im Einverständnis
nis, daß die amerikanische Regierun fü Sanitäts-
mit dem russishen Kabinett nf weitere
faÆverfländîae naG St. Pckersburrg eutsandt Gat, die der dortigen amerikanischen Botschaft jugeteilt werden. Diese Beamten werden sih der Fürsorge für die österreihisch-ungarischen Urd deutshen Kriegsgefangenen tn Rußland widmen. Die ame- rikanishe Reglerung stellie auch zwölf weitere Jnipektions- organe dem amerikanischen Generalkonsulate in St. Peters- burg zur Verfügung. Diese Organe werden in der Fürsorge für die österreichisch - ungarischen und deutshen Zivilgefan- genen tätig sein. „Neuen Freien Presse“ wird mitgeteilt, daß der neue Botschafter der Borehngien Staaten in St. Petersburg, Francis, der vor ¿wei Monaten sein Amt angetreten hat, ein gründ- liches System der Insp-ktion aller in seiner Obhut befindlichen Kriegêgefangenen organifiert hat, das sih bereits ausgezeichnet bewährt.
Paris, 8. Juni. (W. T. B.) Laut Meldung der „Agence Havas“ ist der Torpedobootszjerstörer „Fantassin“ am Montag von einem anderen französishen Torpedoboot im Mittelmeer gerammt und versenkt worden. Die ganze Be- mannung und alles Material sind gerettet worden.
Amsterdam, 9. Juni. (W. T. B.) Der Korrespondent der „Times*" in Buenos Aires meldet, daß ein Fishdampfer aus Urvguay, der mit brahtloser Telegraphie ausgerüstet ist und 26 Mann fowie einen Arzt an Bord hat, Montevideo ver- ließ, um zuerst den Polarforsher Shack!eton von den Falk- land8-Inseln abzuholen und dann nach der Elefanten- Insel welterzufahren, wo 22 Mann von der Expedition Shackletons zurückgeblieben sind.
Brüssel, 8. Juni. (W. T. B.) Hter findet unter dem Ehren- vorsiß des Generalgouverneurs vom 15. Juli bis 15. Oktober eine „Ausstellung sozialer Fürsorge“ statt. Sie foll in erster Linte ein Bild von der deutsch-n Sozialversiherung und der Ein- wirkung auf die Volksgesundheitspflege, insbesondere auf die Wohrungs- fürsorge, die Verhütung von Volksseuchen, Tuberkulose und Ges! eht s- krantheiten, geben. Durch Lichtspielvorführungen in dem eräumtgen Ausf\tellungstheater werden auch die Ergebnisse der Arbeiter- und Angeflelltenve: siherung erläutert w-rden. Mit der Durchführung der Ausstellung ist die Zentralstelle der Soziakfürscrge des Belgischen Roten Kreuzes beauftragt. Den Vorsiß im Beirat führt der Chef der Zivilverwaltung Dr. von Sandt.
Konstantinovel, 8. Juni. (W. T. B.) Die Leiche des Generalfeldmarshalls Freiherrn von der Golß - Pascha ist aus Bagdad, wo sie vorläufig aufbewahrt wurde, bierßer über- geführt worden. Sie bleibt vor der Hard in der Medizinshule von Haidar Pascha. Die Trauerfelerlihkeit findet in einigen Tagen, nah der Ankunft der Familie, statt. Während der Fahrt wurden der Leiche in ten größeren Städten Anatoliens Ehren erwiesen. In Konia legte der Bürgermeister einen Kranz im Namen der Stadt am Sarge nieder.
Handel nud Gewerbe.
— Wie „W. T. B.“ meldet, wurde vor kurzem auf An- regung und unter Mitwirkung des Reichs ein Versicherungs- unternehmen mit größerem Kapital errichtet, das der deutschen Reederei die Möglichkeit bietct, für ihre in den Dienst der Kaiser- lien Mart: e übernommenen Fahrzeuge eine Mehrwert- (sogenannte Interesse-) Versicherung abzus{ließen. Die Firma des Unternehmena, das seinen Siß in Berlin hat, lautet: Deutsche Versicherungs- bank Gesellschaft mit beshränkter Haftung.
— Die gestrige Zehenbestzerversammlung des Rhei- nisch-Westfälisben KFohlensyndikars Essen beschloß laut Meldung des „W. T. B.*“, die Nt pre! e auf der ganzen Linte unverändert zu lassen. Diese Preisfestseßung gilt bis zum Ende des laufenden Jahres. Die bish-rigen Betetligungsanteile sollen auch im Juli unveräpdert bleiben. Ferner wurde einstimmig genehmiat, daß dem Roten Kreuz in Berlin eine weitere Spende von 100 000 4 überwiesen werden soll.
— Soeben erscheint das erste Heft eines von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin unter dem Titel „Fnternationales Krtiegshandelsrecht* herausgegebenen Werkes. lp jedes Land ge- sondert werden in gemeinverständlicher Fo1m die riegêgeseze sowie die allgemeinen Rechtsgrundsäße des JIn- und Auslandes für Lieferunasverträge dargestellt. Das ersle Heft behandelt Eng- land. In der Einleitung wi:d ausgeführt, wann der JIn- länder mit dem inländischen Geriht, wann er mit den englishen Gerichten zu rechnen hat, wann die Gerichte ihr eigenes Medt, wann sie das fremde Recht anwenden. Weiter werden die Vorschriften erörtert, nah denen englische Gläubiger voll- strecken können und englishe Gerichte über die Wirk\amwkeit \chwebender Lieferungsverträge urteilen. Auch die jünasten Vorschriften über die Liquidation deutsher Unternehmungen in England sind berücksitigt. Das Heft ist zum Preise von 50 Z vom o der Korpo- ration der Kaufmannschaft von Berlin (Börse) C. 2, Neue Fricdrich- straße 51 1, zu beztehen.
Wien, 8. Junt. (W. T. B.) Jm freien Börsenverkehr war heute weiter große Zurückhaltung vorherr\{end. Für Kulissen- werte Tonntea die Kurse ungefähr behavptet werden, dagegen senkte sih der Kursstand in Shrankenwezrten infolge weiterer Glattstellurgen erneut. Nachfrage zeigte sich für einige Petroleumaktien. Dex Än- lagemarkt bewahrte sein festes Kussehen.
Börse in Berlin (Notierungen des Börsenvorstandes)
vom 9. Juni für Geld Su Geld
M d
1 Dollar 5,175 5,195 5,175 3,195 100 Gulden 2243 2254 2243 2251 100 Kronen 1614 1613 1614 1612 100 Kronen 1614 1613 1611 161 100 Kronen 1614 162 1614 161 Schwetz 100 Franken 1027 1037 1027 103F Oesterrelch 100 Kronen 69,65 69,75 69,65 69,75 Rumänien 100 Lei 86 864 86 867 Bulgarien - 100 Leva 79 80 79 80
| A
Der heutige Weripapiermarkt zeigte gleihfalls eine ruhige, aber vorwiegend feste Haltung. Die Umsäge hieltea ih in den engsten Grenzen ; die Nähe der Fetertage wirfte einschränkend auf den Ver- kehr ein. Einige Nachfrage bestand für Oberschlesische Eisenbahn- bedarfaktien, Kaliwerte, Hirsch-Kupferaktien. Von fremden Fonds Aen gän} Renten etwas größerem Interesse. Heimische
nleihen still.
vom 8. Juni Brief M
New York olland änemark
Schweden
Norwegen
Kursberihte von auswärtigen Fondsmärkten.
London, 7. Juni. (W. T. B.) 24% Englische Konsols 581,
5 9% Argentinier von 1886 —,—, 4% Brasilianer von 1889 54, 4 9/0 Japaner von 1899 71, 3 0/6 Portugiesen —,—, 5 9% Ruffen bon 1906 855, 44 0/0 Russen von 1909 772, Baltimore and Obio —,—, Canadian Pacific 1843, Erie 40, National Railways of exilko —,—, Pennsylvania 61, Southern Pacific 1022, Union Pacific 1433, United States Steel Corporation 874, Anaconda Copper 174, Rio Tinto 623, Chartered a De Beers def. 114, Goldfields 12, Randmines 34. — Privatdiskont 4°/;4, Silber 311/,,. — Bank- eingang 1 181 000 Pfd. Sterl. i London, 8, Juni. (W. T. B.) 24 9/9 Engl. Konsols 60,
5 9/0 Argentinier von 1886 —,—, 4 9% Brasilianer von 1889 538,
1 4 9% Javaner von 1399 ——, 3 9% Portugiesen —,—, 5 % Ruf
von 1
6 8, 439% Rufsen vor 1903 78, Baltimore u Ot De g F
adian Pacific 1853, Grie 403, National Railway
exiko —, De ie —, Southern Pacific 103}, Unton Pa 1444, United States Steel Corporation 88, Anaconda Copper 17 Rio Tinto 624, Chartered 12/9, De Beers def. 113, Goldfields V Randmtnes 3/16. — Privatdiskont 4/16, Silber 315. — Wechsel auf Amsterdam 3 Monate 11,623, Wechsel auf Amsterdam kurz 11,437 Wechsel u Zas 3 Monate 28,61, Wesel auf Paris kurz 28,16 Wedchfel auf Petersburg kurz 1571.
Parts, 8. Juni. (W. L. B.) 5 9% Französishe Anleihe 88,40, 39/% Franzósi)che te 63,00, 4% Span. äußere Anleihe 98,70, 5 9% Rufsen 1906 86,00. 3 9/ Russen v. 1896 —,—, 40) Türken —,—, Suezkanal —, Rio Tinto 1770.
Amsterdam, 8. Juni. (W. T. B.) Fest, Amerikaner fill, 5 9/0 Niederländische Staatsanleihe 1013, Obl. 3 0/6 Niederl. W.S. 731, Köntgl. Niederl. Petroleum 530, Holland. Amerika-Linte 3592, Nieder: ländish- Indische Handelsbank 212, Atchison, Topeka & Santa Fs 1047 Rock Island 2, Southern Pacific —,—, Southern Railway —— Union Pacific 1357, Anaconda 1691/5, United States Steel Cor, 793, Französi!ch-Enalishe Anleihe 942, Wechsel auf Berlin 44 321 Wechsel auf Wien 30,873, Wechsel auf Schweiz 45,674; Wechsel auf Kopenhagen 72,00, Wechsel auf Stockholm 72,20, Wechsel auf New Vork 239,75, Wechsel auf London 11,432, Wechfel auf Paris 40,621,
New Bork, 7. Juni. (W. L. B.) (Schiuß., Auch dje heutige B örse zeiyte vorwiegend unregelmäßige Teadenz und Standard, papiere traten wieder hinter Spezialwerten zurück, iv denen si größerer Verkehr entwickelte. Nur Norfolk and Western Akrien und Louisville and Nashville-Werte erfreuten sih wieder größerer Beachtung. Inter: national Mercantile Marine-Aktien holten einen Teil des gestrigen Kursverlustes wieder ein. Die Stimmung des Marktes wechselt mehrfach; tetlweisen Kursbesserungen folgte später eine Ah, schwähung. Die erneute kräftige Kurdssteigerung der Reading legte dann den Grund zu einer allgemeine Aufwärtsbewegung, Der Schluß war aber wieder niht etnheitlih. An Aktien wurden 460 000 Stück umgeseßt. Lenden für Geld: Fest. Geld auf 24 Stuuden Durchschn. - Zinsrate 3, Geld - auf 24 Stunden legßtez Darlehen 3, Wesel auf London (60 Tage) 4,72,79, Cabli Transfers 4,76,50, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,91,00, Wetse] auf Berlin auf Sicht 76}, Silber Bullion 668, 3 9% Northery Peeise Bonds 663, 4 9/0 Ver. Staat. Bonds 1925 111, Atchisoz
opeka u. Santa E 1054, Baltimore and Ohio 918, Canadian pa 176%, Chesapeate u. Ohio 644, Chicago, Milwaukee u. Si,
aul 985, Denver u. Rio Grande 13, Zllinois Central 1073 oui8ville u. Nashville 133, New York Central 106, Norfolk u, Western 1353, Pennsylvania 581, edt Southern Pacific 983, Unton Pacific 1377, Anaconda Copper Mining 833, United States
Steel Corporation 84}, do. pref. 1172. Wesel auf
Rio de Janeiro, 6. Juni. (W. T. B.) Wechsel auf
London 122. Rio de Janetro, 7. Juni. (W. T. B.)
London 1211/3»,
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.
London, 7. Juni. (W. T. B) Kupfer prompt 1232,
Liverpool, 6. Juni. (W. C. B) Baumwolle. Umsaß 8000 Ballen, Einfuhr 12200 Ballen, davon 8900 Ballen ameri kanische Baumwolle. — Füx Jult-August 8,15, für Oktober-November 7,82. — Armerikanishe 3—5 Punkte, Brasilianishe 3 Punkte und
Aegyptishe 13 Punkte niedriger. f x ; (W. T. B.) Santo8 - Kaffee
Amsterdam, 8. Juni, ruhig, für Junt 58. :
Amsterdam, 8. Juni. (W. T. B.) Nüböl loko —, für Juli 634. Leinöl loko —, für Juli 533, für August —, für September 55.
New York, 7. Juni. 3; loko middling 12,90, do. für Jult 12,82, do. für September 12,94, do. für Oktober 12,96, New Orleans do. loko middling 12,69 Pei Refined (in Cases) 11,50, do. Stand. white in New York
95, do. in Tanks 5,25, do. Credit Balances at Oil City 2,60, Schmalz prime Western 12,85, do. Rohe & Brothers 14,15, Zuder Zentrifugal 6,27, Weizen für Juli —,—, do. für September _—,—, do. hard Winter Nr. 2 1171, Mehl Spring- Wheat clears (neu) 4,96 bis 5,05, Getreidefracht nach Liverpool 17, Kaffee Rio Nr. 7 loko 95, do. für Juli 8,05, do. für September 8.20, für Dezember 8,39, Kupfer Standard loko —,---, Zinn 44,12—44,87.
Nio de Janeiro, 6. Juni. (W. T. B.) Kaffee. Zu fuhren: Jn Rio 5000 Sack, in Santos 15000 Sack.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Bellage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnab. : Opernhaus. 151. Abonne- mentsvorstelung. Häusel und Gretel. Märchenspiel in drei Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette, Musikalishe Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Bes[. Negie: Herr Regisseur Bachmann. — Die Puppenfee. Pantomimishes Ballett- divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von Joseph Bayer. Musikalishe Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Szenische Leitung: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 157. Abonnementsvorstellung. Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen von Friedrih Schiller. Megie: Herr Regisseur
Dr. Bruck. Arfang 7k Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 152. Abonnementsvorstelung. ODienst- und Freipläße sind aufgehoben. Miguou. Oper in drei Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benuzung des Goetheschen Romant «Wilhelm Meisters Lehriahre“ von Michel Carrs und Jules Barbier,
deuts von Ferdinand Gumbert. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 158. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Frel- pläße find aufgehoben. Die Quitßzows. WVaterländishes Drama in vier Aufzügen von Ernst von Wildenbruh. Anfang 74 Uhr.
Familiennachrichten. Verlobt: Frl. Edith Mathée mit Hrn. Hauptmann Ulri von
Oheimb (Aachen). Geboren: Etn Sohn: Hrn, Hauptmann Otto von Rohr
Berlin). | Gests rben: Hr. Obershloßhauptmann und Kammerherr Paul Frhr. von Rössing-Lage (Gut Lage bei Essen i. O.).
u
Verantwortliher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg: Verlag der Expedition (J. V.: Reybher) in Berlin.
Druck der Norddeuts@ßen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Werthe Wilhtimsterss 32. f :
Sieben Beilagen (einshließlih Warenzeichenbeilage Nr. 45) sowie die 1007. Ausgabe der Deutscheu Verlustlisteu,
(W. T. B.) (S{luß.) Baumwoll |
hat Brot; noch nie in der Weltgeschichte war eine Einteilung da, die
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeigek.
M 135.
p ———————-
PVarlamentsberiht.®)
Deutscher Reichstag. 062. Sißung vom 8. Juni 1916, Vormittags 10 Uhr. Ueber den Beginn der Sizung, in der die Beratung des
Berichts des Haushaltsausschusses über Er nährungs- [ragen sorigejest wird, ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Rie Abg. Dr. Böhme (nl.) bemerkt, in seiner Nede fortfahrend: Vis zum nächsten Frühjahr, vor welchem Zeitpunkt wir kaum wieder normale Verhältnisse haben werden, sind wir zur äußersten Spar- samkeit gezwungen. Ob bei Vestandsaufnahmen in den Haus- haltungen viel herauskommt, das bezweifle ih stark. Aber diese Maß- nahme is zur Beruhigung der übrigen Bevölkerung nötig. Weniger unerfreulih als die Verhältnisse auf dem Fleischmarkt sind diejenigen der Versorgung mit Vrotgetreide. Die Maßnahme der Neichs- getretdestelle, 100 000 Tonnen für die s{werarbeitende Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, verdient alle Anerkennung. Vielleicht ist es tunlich, den Betrieben unter 2 Hektar im Punkte der Beschlagnahme etwas mehr „entgegenzukommen. Die größte Berücksichtigung der Kleinmühlen ift eine unbedingte Notwendigkeit; diese Berücksichtigung eintreten zu lassen, bietet gerade die neue Ernte Gelegenheit. Die kleinen und mittleren Mühlen, die doch hauptsächlich für die Selbst- verbraucer arbeiten, müssen leistungsfähig erhalten werden. Die Verschrotung sollte man in den Bezirken vornehmen lassen. Er- forderlich is auch eine Aenderung in der Beschlagnahme der Gerste. Den kleinen Landwirten muß die Ernte ganz überlassen, den mittleren darf nur ein Teil enteignet werden, weil auch die Erhaltung des Vieh- bestandes nicht außer acht gelassen werden darf. Außerordentliches Mißvergnügen in weiten Kreisen der Produzenten baben die Maß- nahmen erregt, die im Interesse der Deckung des Heu- und Stroh- bedarfs der Heeresverwaltung getroffen worden sind. Zwanzig Monate hat es leider gedauert, bis auch die Privatforsten zur Hergabe von Streu geseßlih herangezogen wurden. Vorher haben die Besißer den leinen Bauern Wucherpreise dafür abgenommen. Mehr im JIunter- esse der Allgemeinheit läge angesichts solcher Zustände die Verstaat- lichung der großen Waldungen im Privatbesiß. Verheißungsvolle Anfänge zur Besserung sind ja vorbanden und gute Hoffnung für die Zukunft darf man hegen. Ünbegreiflich ist, daß man für den Ab- {uß des Wildes in der heutigen Zeit nichts Energischeres getan hat. Nicht nur bildet das Wild Ersaß für das fehlende Fleis, son- dern es würde auch den steigenden erbitterten Beschwerden über den Wildschaden ein Ende gemacht, wenn ein zwangswe!ser Abs{uß in den Slaats- und Privatforsten angeordnet würde. , Die Kartoffel- versorgung für den Winterbedarf und die Beschaffung der nötigen Arbeitskräfte, aud aus" Arbeiterkreisen, muß alsbald sichergestellt werden. Die Kartoffelpreise dürfen eine mäßige Höbe nit über- schreiten. Wir wünschen, daß das neue Amt und sein Leiter in ihren Maßnahmen Erfolg haben mögen. Vieles wird ja nit mehr zu reparieren sein; aber das Gefühl muß si durcbseßen, daß ein ener- gisher Mann an der Spike steht, der seine ganze Kraft an die Besserung der vorhandenen Uebelstände einzuseßen ents{lossen ist. “Me Befürchtung, daß der kleine ländliche Besiß nach dem Kriege infolge ungünstiger Kreditverhältnisse in eine sehr \chwierige Lage kommt, ist nicht nachzuweisen; die Entwicklung im Kriege zeigt unverkennbar eine Tendenz in der Richtung der Begünstigung des Großgrund- besizes. Schon jeßt während der Kriegézeit muß die Neichéleitung Maßnahmen ins Auge fassen, einer solchen (Fntwicfsung vorzubeugen, damit wir auch nach dem Kriege gesunde Verhältnisse behalten oder betommen.
Abg. Dr. Nösicke (dkons.): Der Abg. Hoffmann hat gestern eine Mede gehalten, die von den heftigsten Ausfällen wimmelte. Er warf den deutschen Kapitalisten vor, sie beuteten das eigene Volk aus; er meinte, die Neichen hätten ihren Tish nah wie vor reich besekt wie im Frieden, den Armen aber fehle das Brot. Was den Armen nicht fehlt, ist das Brot, denn wir haben es eingeteilt, und jeder arm und reich so gleihstellte, Viele wohlhabende Familien hahea jeßt keine Butler. (Lärmender Widerspruch b. d. Soz.) Sie sollten tvch meine Gegengründe ruhig. anhören. In den K reisên der Wohl- habenderen besteht niht die Möalichkeit und auch nicht die Absicht, sih darum in der gleihen Weise zu bemühen, die überlassen es gern den Aermeren. Ich habe sehr bedauert, daß der Neichskanzler nit Herrn Hoffmanns Nede gehört hat, er hätte seine helle Freude daran gehabt. Jch frage mi, was die Veranlassung dazu ist. Biel- leicht wollte er das Goethesche Wort wieder zur Geltung bringen: Ich bin des trocknen Tons nun satt. Was er hier ausführt, war das Gegenteil von dem, was die Herren im Aus\{chuß gesagt haben. Dort fonnte man mit ibnen noch sachlich verhandeln. Daß dies hier nicht der Fall sein kann, das zeigt ja auch das Verhalten gegenüber der {Erwiderung des Staatssekretärs. Das Ausbeuten ist kein deutscher (harakter. (Zurufe b. d. Soz.) Das Ausbeutertum ist (Zuruf von links: International!) Sehr richtig, international. Wir billigen auh nicht alle Maßnabmen der Kriegsgesellschaften und finden es nit richtig, daß sie Uebershüsse machen. Sie geben diese aber an das Neich ab. Das ist do keine Ausbeutuna. Ebenso is es mit den Viehverwertungsgesfellschaften. Wenn diese Üeberschüsse haben, so kommen diese doch nur den Genossen und somit wieder der Pro- duktion zugute. Die Pommerschen Meiereien und die damit im Zu- sammenhang stehende Aktiengesellschaft hatten im vorigen Jahre einen Umsaß von 25 Millionen Mark und nur einen Ueberschuß von 23 000 Ms. Das ist der Kriegswucher, über den die Herren sich so aufaereat haben. Aehnlich ist es auch mit der Eersteverwertungs- gesellschaft. Der deutschen Landwirtschaft is vorgeworfen worden, sie habe ihre Aufgabe nicht erfüllt und bei der (rnaährung des deutschen Volkes versaat. Der Aushunoerungsplan Englands seßte aleich mit Beginn des Krieges cin. Welchen Erfolo sich unsere Feinde davon versprachen, das zeiat die Ansicht, Deutschland könne nch höchstens bis zum Frühjahr 1915 ernähren. Dann würden auch troß weiterer Siege. die Deutschen dem Hungertode verfallen. Nun find wir annähernd zwei Jahre im Kriege und doh nit ausge- hungert. Diese Nahrungsmittel sind doch nicht aus der Luft berunter- gefallen. Wie kann man gegenüber einer solben Tatsache behaupten, daß die Landwirtschaft versaat habe, Dazu hat uns noch die leßte (Frnte 7 Millionen Tonnen Körner weniger gebracht als die Dur- \hnittsernte der leßten zehn Jahre. Nimmt man dazu den Minder= ertrag von Heu und Klee, dann kommen wir auf 12 Millionen Tonnen. Dos sind doch hervorragende Leistungen und ein Verdienst der Landwirtschaft, das man ihr nicht. verkürzen soll. Herr Wendorff bat im Aus\{huß das Wort von dem Versagen der Landwirtschaft geprägt. (Zurufe von links: Nein, nein, das i} nit wahr!) Ob es wahr ist oder nicht, das haben Sie nicht zu entscheiden, Sie waren ja nicht da. (Der Aba. Fegter macht während dieser ganzen Zeit erregte Zwischenrufe und wird deshalb vom Vizepräsidenten Dove zur Drdnuna oerufen.) Wenn solche Ansammlunoen vor den Butterläden stattaefunden haben, dann i} do weiter niemand daran huld, als ein Mangel an Orgonisation. Herr Hoff- mann hat behauptet, daß das Land nicht entbehre.
*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Neden der Minister und Etaatssekretäre.
. Auffassungen
Berlin, Freitag, den 9. Juni
Das Land bekommt heute auch fein Fleish. Jeder einzelne auf dem Lande richtet sih ein und sudt sih einzurichten. Den Sozialdemokraten möchte ich zu Gemüte führen, daß man nit nur die Teuerung der Nahrungsmittel, sondern auch die VBerteuerung der Produftion in Betracht ziehen sollte. Bei einem kleinen Landwirt verlangte ein junger Mensch von 16 Jahren für ein halbes Jahr einen Lohn von 800 M bar bei voller freier Verpflegung. Das ist eine Ausnußung der Verhältnisse. Man sollte do nicht allgemein von einem, Wucher der Landwirtschaft sprechen. Wenn man {on jemand angreift, Jo greife man den einzelnen an, aber nicht den gesamten Stand. Ich möchte auch daran erinnern, was gewisse Fleischermeister in der Zurückhaltung des Fleisches geleistet haben, und an die Ge- winne des Fischhandels dur den Kettenbandel. Es wurde eine Fleish- fonserve von einem Händler für 2,70 M verkauft, die er für 65 9 aus Berlin bezogen hatte. Da sißt ver Wucher! Nach wie vor können wir die Anzeigen des Kettenhandels in den Zeitungen lesen. Da- gegen muß eingeschritten werden durch die Behörden. Die Einrichtung
des Kriegsernahrungsamtes haben wir lebhaft begrüßt, denn sie ent-
spricht unseren eigenen Wünschen. Ich muß aber doc sagen, daß die über die Aufgaben des Ernährungsamtes noch recht wenig geklärt sind. Wir wtinschen, daß man bei den Maßnahmen, die das Kriegsernährungsamt trifft, nit aus der Hand in den Mund lebt, sondern auf Grund eines wohlüberlegten, systematisch überdachten Planes vorgeht: wir verlangen mit einem Wort eine großzzügige Vrganisation. Eine solhe Stelle kann ihre Tätigkeit unmöglich auf den Verbrauch beschränken, sie muß sich auch auf die Produktion er- strecken. Es ift undurchführbar, von einem DZDentralpunkt Deutschlands aus die ganze Mascbinerie der Lebensmittelversorgung zu betreiben. Die landwirtschaftlichen Ministerien können nicht ausgeschaltet werden. Es muß deshalb eine entsprechende Dezentralisation eintreten. Das Kriegsernährungsamt darf die Erfahrungen der Landroirtschaft auf diesem Gebiete niht unbeachtet lassen, nit über die Erfahrungen und Einrichtungen der Landeszentralbehörden ohne weiteres zur Tages- ordnung übergehen. Die ganze Arbeit würde zu einem Fiasko führen, wenn der Präsident einen anderen Standpunkt einnähme. Bei der Verteilung müssen auc die Organisationen des Kleinhandels berüd- sichtigt werden. Es gibt keine bessere Verteilungsmöglichkeit, keine bessere Kontrolle untereinander, als den organisierten Kleinhandel. Was die Kartoffeln anbetrifft, so muß man sowohl die Interessen der Verbraucher wie die der Erzeuger berücksihtigen. Wie sollen die Mastungsverträge bezüglich der Schweine durchgeführt werden können, wenn nicht die nötigen Kartoffeln vorhanden sind. Diese Verhältnisse müssen sich organish aus sich selbst heraus entwickeln; man darf da nicht schablonenmäßig eingreifen. Die «lórderung der Produktion ist die erste Vorbedingung für jede vernünftige Ernährung unseres Volkes. Vor allem kommt es darauf an, daß etwas da ist. Wenn wir auch mit den Preisen noch so sehr heruntergehen, der Ae Preis nüßt mchts, wenn nicht die erforderlichen Vorräte da sind. Mit den Sozialdemo- kraten können wir uns auf diesem Gebiete {wer verständigen. Daß es aber auch in Ihren Reihen Leute gibt, die unseren Standpunkt verstehen, zeigen Artikel wie die von Kaliskfi in den „Sozialistischen Monatsheften“. Er erklärt die Förderung der Landwirtschaft zur wirt- {aftlichen und politischen Staatserhaltung als eine unabweisbare Notwendigkeit. Die Mästungsverträge müssen fo abgeschlossen werden, daß auch die kleineren Städte eiwas davon baben. Schon vor dem Kriege sind wix für eine Förderung des Futtermittelbaues in Deutsch- land eingetreten. Wir haben üns in Deutschland so fehr an Fleifh- nahrung gewöhnt, daß wir sie nit allzusehr einshränken ment: Notwendig ist ein Ausgleich zwischen Viehbestand und Viehhaltung. Gs handelt si hier um sehr subtile Verhältnisse, in die man nicht mit Meißel und Hammer hineinhämmern kann, sondern die man sich organish aus sich heraus entwideln lassen muß, den einzelnen dis- ponieren lassen muß. Es komint bei der Viehpyroduktion darauf an, ob jemand ein guter Viehhirt ist und die nötigen Fähigkeiten und die nötige Lust dazu hat. Wenn die Haus\chlachtung verboten ist, so yer- geht dem Produzenten die Lust, auch andere Schweine zu mästen. Man sollte die Leute nit verärgern. Das Hinterkorn sollte den Bauern zu einem angemessenen Preise gelassen werden. Für das be- schlagnahmte Getreide sollie den Landwirten ein Ersaß an Futter- mitteln gegeben werden zu demselben Preise, für den ihm das Getreide weggenommen war. Das Gekreide müßte am Verladeort abgeschäßt werden. Es sollte dem Landwirt nicht das Futter genommen werden, was er nah seinen Dispositionen für seine Wirtschaft braucht. Diese Wegnahme is unpraktisch und unrationell. Vor allen Dingen möchte ih bitten, daß jedem Landwirt 29 Zentner Gerste gelaffen werden. Notwendig i}, daß wir mehr Zucker bekommen. Man mußte dem be- treffenden Nübenanbauer eine bestimmte Fläche wenigstens für fich allein lassen. Bei allen Maßnahmen auf diesem Gebiete darf man an den Interessen der Produktion nicht vorübergehen. Gerade in bezug auf die Kartoffelpreisfestseßung sind immer wieder dieselben Fehler gemacht worden. Hätte man in diesem Frühjahr den Kartoffelpreis nicht erhöht, so ständen wir vor einer Katastrophe. Wenn der Abg. Kreth für höhere Kartoffelpreise eingetreten ist, so geschah dies nicht, um jemandem einen Vorteil zuzuwenden, fondern 1m Interesse der Allgemeinheit. Die Kartoffel hängt vom Preise ab, und wenn die Kartoffel ein Wertgegenstand ist, so muß sie auch dementsprechend bezahlt werden. Ich möchte dringend bitten, niht in den alten Fehler zu verfallen, sondern jeßt {on Lieferungsverträge abzuschließen und die Preise so zu bemessen, daß die Kartoffel unter allen Umständen gebaut wird. Was das Wild anbetrifft, so sind wir auch der Meinung, daß alles Wild, was im Ueberfluß vorhanden ist, abgeschossen werden soll im Interesse der Ernährung und der Sicherung der Ernte. Man sollte sih aber vor einem zu aroßen Eifer hüten und nit über das Notwendige hinausachen. Bezüglich der Abschäßung des abgelicferten Getreides möchte ich den Präsidenten des Kriegsernährungsamtes bitten, dafür zu soraen, daß die Landwirte nicht mit Geldstrafen be- legt werden, wo es sich um geringe Differenzen handelt und eine richtige Schäßung sehr {wer möglich ist. Ein Mann wurde gestraft in demselben Augenbli, in dem sein ältester Sohn auf dem Felde ae- fallen und der zweite Sohn {wer verwundet war. Dabei hatte er kein Pfund Getreide hinterzogen, sondern sich nur werschäßt. Gr konnte nicht richtig shäßen, weil lhm dazu nicht Zeit genug übrig Llieb; seine Frau war infolge des Krieges irrsinnig geworden und sonstige Hilfe niht vorhanden. Hier sollte doch Wandel geschaffen werden und nicht glei, wenn die Schäßung etwas zu. niedrig 1st, mit Strafe vorgegangen werden. Auch aus sonstigen Schäßungen sollte man nit voreilig Schlüsse ziehen. Aus dem Umstande, daß statt 14 Millionen Tonnen nur 10 bis 12 Millionen geerntet waren, hat man geschlossen, daß die Differenz verfüttert sei. Daß dies un- richtig ist, ist festgestellt worden. Wenn der Präsident des Kriegs- ernährungsamtes gestern gesagt hat, er werde dafür eintreten, daß die vorgetragenen Wünsche mögli} erfüllt werden, so bitte ich ihn nur um eins, nicht zu sehr auf die Wünsche des Abg. Hoffmann einzu- gehen. Hätten wir den sozialistischen ustand, so hätten wir über- hauyt nichts zu essen. Der Präsident sollte sich seine Maßnahmen reiflih überlegen und die Erfahrungen zu Rate ziehen, die bei der Verteilung und Versorgung der Nahrungsmittel gemacht worden sind. Jch erinnere nur an die Feststellung der Haferpreise. Es müssen den Landwirten, die vor dem 1. Januar 1916 Hafer geliefert haben, die Haferpreise nachgezahlt werden, die nach dem 1. Januar gezahlt wur- den. Das Vertrauen zur Negierung würde dann viel mehr im Kurse steigen. Wir dürfen hoffen, daß wir in bezug auf die neue Ernte besseren Zeiten entgegengehen wie im vergangenen Jahre. Es
ist für unsere Feinde ein ausgezeichnetes Wahrzeichen, daß Deutsch- land im vorigen Jahre eine Ernte gehabt hat, die sich nur vergleichen läßt mit den Jahren 1893 1883 und 1882. Daß wir uns dur(- gehungert haben, fann dem Auslande zeigen, daß es uns nicht herunter- triegt. Es muß nun dafür gesorgt werden, daß die neue Ernte auch gut hereinkommt. Zu diesem Zwede muß den Mannschaften im ¿elde Urlaub gegeben werden. Bei allen Angriffen, au bei denen des Abg. Hoffmann, finden wir immer eins: es wird immer die Landwirtschaft Deutscblands als Beruf im ganzen wegen der in Kriege hervorgetretenen Uebelstände angeklagt. Aber die deutsche Landwirtschaft ist es nicht, die eine Anklage verdient, sondern es ist (England mit seinèm brutalen Aushungerungsplan. Bezeichnend ist ein Auéspruch des Herrn Churchill einem Korrespondenten des Pariser „Matin“ gegenüber: England werde Deutschland aushungern, und leine Frage: Wissen Sie, welche Wirkung ein Knebel ausübt?, er wird nicht eher gelockert werden, bis Deutschland sih auf Gnade und Ungnade ergibt; felbst wenn Frankreih und Rußland niht mitmachen wollen, so wird England den Kampf bis zum Ende fortseßen. Dem- gegenüber müssen wir betonen, daß wir England gegenüber nur weiter kommen, wenn wir unsere Macht einseßen. Wie der heutige Aus- hungerungsfrieg auf die Neutralen wirkt, war in- den „Baseler Nach- richten“ zu lesen. Dort hieß es: Die neutralen Länder follten mehr als knapp gehalten werden, England wolle au Frauen und Kinder aushungern. Wenn Deutschland von dem Ünterseebootkrieg Gebrauch machi, so käme das auch den neutralen Ländern zugute. Diese Skimme is durchaus erfreulich. England will uns dur Hunger zwingen, die Waffen zu strecken. Sollen wir diesem teuflisten aller Pläne, den die Welt gesehen hat, mit vershränkten Armen zusehen? Wenn es nicht gelungen ist, diefen Plan auszuführen, so liegt dies daran, daß das deutsche Volk mit Heldenmut ausharrt und alle Un- bequemlichfeiten erträgt. Die deutsche Landwirtschaft kann mit Stolz von si sagen, daß sie alles aufbietet, um das zu schaffen, was das deutsche Volk brauht. Aber den Sieg können wir nur erringen, wenn wir uns England gegenüber auf dieselbe Basis stellen und nicht eine Waffe in die Kammer legen, die wir gegenüber England be- sißen. Wer hier von Kriegsheßern, wie Hirsch usw., spricht, versteht nicht den glühenden Patriotismus, von dem diese Männer beherrs{cht sind, und wer hier mit Verdächtigungen kommt, wie der, daß Kriegs- wucher dadbinterstecke, schnöde Gewinnsucht, so ift das sehr bedauerlich. Ich würde außerhalb des Hauses sagen, es ist niedrig, so etwas zu behaupten. Das „Berliner Tageblatt“ hat sich nicht entblodet, das auszusprechen. Wie sih der Reichskanzler gegen anonyme Angriffe verteidigt hat, so müssen wir uns gegen diese hinterlistigen Angriffe verteidigen. Die deutsche Landwirtschaft hat kein Interesse an Panzerplatten usw., sondern sie vertritt vaterländische Interessen. Eine zwecklose Verlängerung des Krieges wollen wir auch nicht, im Gegen-
teil, weil wir die Not des Volkes kennen, treten wir dafür ein, daß
der Aushungerungéplan Englands vernichtet werden muß mit den Mitteln, die uns dazu zu Gebote stehen. Wir danken dem MNeichs- kanzler, daß er anerkannt hat, daß er uns in der Kommission mit seinen Auseinanderseßungen über den U-Bootkrieg nicht überzeugt hat. Vom deutschen Standpunkte aus kann die Zurückstellung des U-Boot- krieges und die Nücksichtnahme auf Amerika nur bedauert werden. Ünterstaatsfekretar Freiherr von Stein: Der Abgeordnete Hoffmann hat gestern gegen das Geschäftsgebaren der Gersteverwertungs- gesellschaft und mittelbar gegen die Regierung einen. Angriff gerichtet, der niht ohne Widerspruch bleiben drt Die Nichtiastellung ift s{on dur den Abgeordneten Dr. Nösicke rfolgt, die Sache muß daber vollends zurechtgerückt werden. Einem Abgeordneten, der fo \chwere Vorwürfe erhoben hat, kann es doc nur erwünscht sein, wenn er sich überzeugt, daß er von unrichtigen Vorausseßungen ausgegangen ist. Die Gesellschaft soll bei dem Kapital von 200000 4 15 Millionen Gewinn gemacht haben. Er stüßt si dabei wohl auf die Bilanz vom 31. März. Dabei darf man aber nicht nur die Aktiva, sondern muß auch die Passiva betrachten. Die 15 Millionen Mark sind’ kein Gewinn. Auf der Passivseite stehen allein 110 Millionen, die die Gesellschaft \{uldig_ist; die 11 Millionen sind ein durchlaufender Vosten. Die Gesellschaft is begründet von einer Anzabl Interessenten, Brauereien, Malz-, Malzkaffee- und Preßbefefabriken. Die Ab: nebmer haben Vorschüsse auf noch zu liefernde Ware zu zahlen, in diesem Falle sind das allein 10 Millionen. Bleiben 5 Millionen, was ja noch ein horrender Gewinn wäre, wenn er den Aktionären zukäme. Yber auch hier handelt es sich darum, daß, um Kapital zu sparen auf jede Tonne eine Geschäftsgebühr von 5 # und außerdem ein Vorsbuß für Spesen eingezahlt werden muß. Was davon nicht verbraucht wird, ist statutengemäß dem Betreffenden zurückzugeben. Auch das sind also durchlaufende Posten, ein Gewinn ist nicht da. Die Geschäftsteilhaber erhalten nur 5 % ihrer Einlage: alles darüber hinaus kommt den Abnehmern nach Maßgabe ihrer Bezüge zugute. Von einem Gewinn und gar von einem wucherischen Gewinn, von einer Ausbeutung des Volkes ist keine Silbe wahr. Der Abgeordnete Hoffmann wird viel- leicht Gerechtigfeitsfinn genug haben, hiernach seine Angriffe als un- lerechtigt anzuerkennen. Diese Tatsache zurechtzurücken, war die Ne- gierung nicht nur der Gesellschaft, sondern au sich selbst schuldig; es wäre nicht zu verantworten gewesen, wenn sie die Vorkommnisse hätte durchgehen lassen, wie dies der Abgeordneter Hoffmann behauptet hat. Abgeordneter N u p þ - Marburg (deutsche Fraktion): Den Schluß- ausführungen des Abgeodneten Dr. Nosicke, bezügliÞh Englands, stimme ih namens meiner politischen Freunde voll und ganz bei. Die Ernährung des deutschen Volkes ist bis zur nächsten Ernte sicher- gestellt. Es wird den Feinden weder gelingen, uns im Felde zu ver- nichten, noch uns auêzuhunaern. Ein kleiner Kreis von Zwischen- händlern hat dem deutschen Volke die Nahrungsmittel in wucherischer Weise verteuert. Jn diesem Punkte ganz unverdächtige Zeugen, wie die „Frankfurter Zeitung“, haben dafür Beweise erbraht. Die Vieh- händler und Viehkommissionäre haben zum Teil ungebeuerliche Ge- winne gemacht. Die Viehhändler als Mitglieder und Vertrauens- männer der Viehhandelsverbände heimsen aanz unverhältnismäßige Provisionen ein, zum Teil, ohne einen Finger dabei zu rühren. Aehnlih liegt es bei fast allen Nahrungs- und Genuß- mitteln. Das sind ungesunde Maßnahmen und ungesunde Zustände. Die „Kolonialwarenzeitung“ hat sih gegen die Maß- nahmen der Negierung auf dem Gebiete des Kaffeemarktes gewendet und sie als verkehrt bezeichnet. Die Großhändler haben dadurch einen ganz unverhältnismäßig hohen Gewinn aecmaht. Jn Düsseldorf und Duisburg differierte der Preis für das Pfund Schinken um 100 25. Es kostet in Düsseldorf 4,80, in Duisburg aber 9,60 A. Wie man mit dem Spargelausfuhrverbot die deutshe Valuta im Auskande heben zu können glaubte, ist uns unerfindlich. Deutsche Kartoffeln sind in der Schweiz massenhaft angeboten worden, \o behauptete wenig- stens der „Berner Bund“. Uns aber hat man gestern mitgeteilt, daß sogar die Kartoffelverfütterung wegen Kartoffelmangels verboten werden soll. Wie erklärt sih demaegenüber diese Ausfuhr? Schmalz, Meis, Leinöl und viele andere Produkte haben wahrhaft horrende Preissteigerunaen erfahren. Wir baben eine Entschließung beantragt, wonach der Reichskanzler ersubt werden soll, \coleuniost alle zweck- dienlichen Maßnahmen zur Unterdrückuna des wucberischen Ketten- handels veranlassen zu wollen. Wir empfehlen diese Entschließung zur einstimmigen Annahme. Der Präsident des Krieasernährungsamtes hat ja angekündigt, daß er geaen ihn vorgehen werde, und tut er dies mit Erfolg, so wird er icd ein. wirkliches Verdienst um das deute Volk erwerben. Die Individuen, die sich mit diesem Kettenhandel befassen, sind, wie eine Nachprüfung der Zeitungsanzeigen ergibt, zum