1916 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Jul 1916 18:00:01 GMT) scan diff

den

fabri Staatsministeriums vom 24. Juni rechte ausgestatteten Unternehmen

attfindet. Berlin, den 30. Juni 1916.

Das Staatsministerium. von Breitenbach. Beseler.

Sydow. von Trott zu Solz. Lengze.

von Loebell.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Auf Grund der Verordnung, betreffend die zwangsweise Verwaltung britisher Unternehmungen, vom 22. De- zember 1914 ie bic S. 556) is nah Zustimmung des Reichskanzlers für die Firma Grinnell Sprinkler, Gesellschaft m. b. H. in Berlin NW. 6, Schiffbauerdamm 15, die Zwangs- verwaltung angeordnet worden. (Verwalter: Bankier Ernst Wallach, Berlin W. 8, Taubenstr. 16/18.)

Berlin, den 12. Juli 1916.

Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A. : Lusensky.

Minisierium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten.

. Der bisherige Privatdozent an der Universität in Göttingen, Lic. Ernst Kohlmeyer, zurzeit in Kiel, ist zum außerordent- lichen Professor in der theologischen Fakultät der Universität in Kiel ernannt worden.

_ Dr. Erich Przybyllok ist zum Observator des König- lichen geodätischen Observatoriums bei Potsdam ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten.

Zur Ausführung von Pflanzen- und Obstuntersuhungen beim Zollamt I Woyens wird der Tierarzt Vömel daselbst für die Dauer seiner Vertretung des Kreistierarztassistenten zum Sachverständigen ernannt. :

Ministerium des Fnnern.

Der Regierungssekretär Eichler aus Frankfurt a. O. ist zum Geheimen Registrator im Ministerium des Jnnern er- nannt worden.

Bekanntmachung.

Gemäß § 1 der B.kanntmahung des Buydesrats zur Fern- baltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (NGBl. S. 603) is dem Kaufmann Wilhelm Greif in Cöln : ‘Maternus\traße 5, und dem Kaufmann Jean Fischer in Cöln, Volkszartenstraße 10, wohnhaft, der Handel mitt Nahrungs-

mitteln aller Art untersagt worden. Cöln, den 13. Juli 1916. Der Oberbürgermeister. J. V.: Adenauer.

An geko mmen: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlihen Arbeiten von Breitenba ch von Dienstreisen.

Nictamfklitßes,

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Juli 1916.

Bekanntlich haben unsere Feinde allesamt nicht den Mut, die deutschen Heeresberichte regelmäßig unverkürzt und unver- ändert zu veröffentlichen, so wie wir es mit den feindlichen Berichten machen. Jn Frankreich dürfen unsere Berichte über- haupt nicht gedruckt werden,. in England und Rußland unter- liegen sie der Zensur, von der sie nah Bedarf verstümmelt oder zurechtgestußt werden. - Ein besonders drastisches Beispiel dieses Verfahrens wird von „W. T. B.“ gegeben, das den ersten Teil des deutschen Heeresberihts vom 3. Juli und den Wortlaut, den er im „Nußkoje Slowo“ vom 6. Juli erhalten hat, mitteilt.

Jn dem amtlichen deutschen Bericht wird gesagt:

„Die Forifezung der englif{-ranzöfischen Angriffe beioerseits der Somme erreichte nörcklih des Flusses im allgemetnen keine Vor- teile; der Feind erlitt hier ®außerordentlich hohe blutige Verluste. Südlich des Flusses bogen wir Nachts die gestern in die Riegelstellung zurückgenommene Division in etne zweite Stellung zurück.

Die Gefechtstätigkeit auf den nicht angegriffenen Armeefronten ist die gleiche geblieben.

Westlich der Maas führten Versuche der Franzosen, uns die an der Höhe 304 genommenen Grabenstücke wieder zu entretßen, zu kleineren Infanteriekämpfen. Oestlih der Maas ershöpft- ch der Feind weiter in vergeblihen Angriffen gegen das Werk Thiaumont und die Höhe „Kalte Erde“ ; bei einem derselben t rang er vorüber» ackhend in unseren vordersten Graben etwa 600 m südwestlih des Werkes ein, wurde aber fofort wieder gewo: fen. Südöstlich der Feste Viux ist die „Hohe Battecie von Damloup“ seit heute naht in unserer Hand; dort wurden 100 Gefangene und mehrere Maschinen-

gewehre eingebracht.“ hat der Bericht sih folgender-

Im „Rußkoje Slow o“ maßen verändert :

„Die Offensive der Verbündeten dauert fort. Der Feird hatte nördlich der Somme Erfolg. Südlih der Somme gingen unsere Divisionen, die in die Niegelftellung zwischen der ersten und zwetten Linie zurückzegangen waren, noch tie‘er zurück. Das höllishe Feuer

De eindlihen Artillerie zwang uns zeitweise neue Stellungen zu eziehen.

Eb E er Mas arten t e die Diden 304 und Kalte e an, durdbrahen unsere vordere Stellung în i 600 m und befestigten fich in thr.“ 9 Ar Uen _Man sieht, wie die Russen den Bericht nicht etwa nur gekürzt, sondern zielbewußt gefälsht haben. Alles, was für die deutschen Truppen günstig ist die Verluste der Feinde, die Wiedergewirinung des Grabenstückes, die Eroberung der Batterie von Damloup wird unterschlagen. Das Ungünstige aber wird dur frei erfundene Zusäße verstärkt. Aus einer zurückgenommenen deutschen Division werden mehrere gemacht. Französishe Schlappen werden in Erfolge umge-

Peatlawerken, E R für Kohlen- ation, in Ratibor auszuführenden, durch Erlaß des d. J. mit dem Enteignungs-

der Erweiterung der FE U bilagen in der Gemarkung der Stadt Ratibor

bekannt gewordene Höhe „Kalte Erde“ auf das linke Maasufer verlegen, ist offenbar eine zarte Höflichkeit für ihre französischen Bundesgenossen. Diese haben ja bekanntlih vor einiger Zeit mit ihrer Behandlung des „Toten Mannes“ gezeigt, daß nicht nur der Glaube, sondern auch der Schwindel Berge verseßen tank. Sie werden I durch den gelehrigen Eifer ihrer russischen Schüler zweifellos sehr geshmeicelt fühlen.

,_ Wir haben keinerlei Grund, ‘über das Verfahren ¡unserer Feinde ärgerlih zu sein, sondern können es im Gegenteil mit um so größerer Genugtuung begrüßen, als es aufs neue alle Welt in den Stand seßt, mit Hilfe öffentlih zugänglicher Belegstücke nachzuprüfen, was von der Kriegsberichterstattung der Entente zu halten ist. Je nah Geshmack und Geschiklich- keit benußen die Verbündeten ja zwar verschiedene Mittel, um die Tatsachen zu entstellen. Jhr Handeln geht jedo, gleichviel ob sie mit französischer List oder russisher Plumpheit lügen, doch stets von ganz demselben Beweggrunde aus: Die Angst vor der Wahrheit ist in Ost und West genau die gleiche.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 1051 und 1052 der Deutschen Verlust- listen bei. Sie enthalten die 583. Verlustliste der preußischen Armee, die 303. und die 304. Verlustlisie der. sächsischen Armee, die 422. Verlustliste der württembergishen Armee sowie die 84. Marineverlustliste.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Eduard vollendet morgen sein 32. Lebensjahr.

Oesterreich-Ungarn.

Die aus der ungarischen Unabhängigkeitspartei aus- getretenen 25 Abgeordneten haben nach einer Meldung des ,„W. T. B.“ die Bildung einer neuen Partei beschlossen, die den alten Namen: Unabhängigkeits- und Achtundvierziger Partei beibehält. Zum Präsidenten der neuen Partei ist Graf Michael Karolyi gewäh!t worden.

Großbritannien und Frland,

Jm Unterhaus fragte der Unionist Hunt, ob Greys Aufmerksamkeit auf den Shmuggel von Fett und anderer Koputerbande von Holland nah Deutschland durch zu diesem Zwecke organisierte Banden gelenkt und ob bei der holländischen Regierung Vorstellungen erhoben worden seien, um die Fortsezung dieses Schmuagels zu verhindern. Lord Nöbert Cecil antwortete dem „Reutershen Bureau“ zufolge, die englishe Regierung wisse, daß troß der strengeren Maß- nahmen, die die holländische Regierung ergriffen habe, noch immer einiger Shmuggel aus den Niederlanden nah Deutsch- land bestehe. Die niederländischen Behörden seien eifrig am Werke, das zu verhindern.

Frankreich.

__Auf der Tagung der Handelskammern Frankreichs hat der Präsident der Handelskammer in Näncy, Vilgrain, eine Rede gehalten, inder er die der Zukunft des- Landes aus dem be- denflichen Geburtenrüdckgang drohenden Gefahren beleuchtet. „Etoile de l'Est“ zufolge führte er aus:

Auf Grund der amtlichen Statistik ist festzustellen, daß die Ge- samtzahl der Gibuiten vom 1. Januar bis 30. Funi 1915 tn den 77 nicht befegten Departements 252 000 betrug gegenüber 307 000 tn demselben Gebiet und während deéselben Z'itabschnit!s im Vorjahr. Zieht man in Betracht, daß die Mobilmachung am 1. August 1914 begann, so kann der Krieg wätrend der ersten vier Monate des Jahres 1915 noch keinen Et: fluß auf den Geburtenrück- aang - gehabt haben. Demnach fällt allein auf die Monate Mai urd Juni 1915 etn Defizit von 55 000 Geburten, was einen Rückgang von 27 000 Neuzeborenen monatli bedeutet. Vor dem Kriege betrug die niedrigste Geburtenzisfer in etnem Monat 91 000; es bleiben somit für j-den der beiden Kricasmonate Mat und Junt 1915 51 000 weniger 27 000 gleih 24 000 Geburten. Sterbe- fälle find im ersten. Halbjahr 1915 368 000 verzeihnet, also duich- schnittlich 61 000 im Monat. Die Differenz zwischen Geburten und Sterbetällen in den betden genannten Krtegs8monaten beträgt demnad) 37 000. ‘Um diele Ziffer ist Frankceih in jedem dieser Monate an Einwohnerzahl ärmer geworden. Ueber das zweite Halt jahr liegen noch keine Ziffern vor; doch läßt sich agen, daß, während einerseits Beurlaubungen tes Weilitärs seit Mitte 1915 dag Defizit günstig haben beeinflussen können, andererseits die Zahl der Einbe- rufungen bedeutend gestiegen . ist, fodaß leider anzunehmen ist, daß ter Verlust von 37 000 Franzosen monatlih bis ¡um Ende des Jah1es sih nickt verrtngert hat. Wendet man dieselben Ver- hältniezahlen auf die zehn beseßten Departements an, so ist ein Gesamlverlust von 37 000 plus 6000 gleich 43 000 Menschenleben für. jeden Kriegsmonat festzustelen Die Gefamtbevökerung Frankreichs wird demnach, wenn- man die militärisGen Verluste mit einrechnet, nach Beendigung des Krieges, bet Annabme von 30 Monaten Dauer, sih etwa um _2 900 000 Einwohner vermindert finden, also nur 37 Milltonen zählen, was wenig mehr wäre als nach dem Verlust Glsaß-Lothringens. Die Bevölkerung Franfreids muß dah-r an ihre Pflichten gemahnt werden. Es ist unnütz, von einem Handelskrtege gegen Deutschland zu spreher, wenn man selber im Lande keine Arbeitékräfte hat.

Ftalien.

Die italienische Regierung hat kürzlich nach einer Meldung des „Corriere della Sera“ in- London eine Denkschrift über die dringend notwendige Kohlenversorgung Jtaliens, besonders für den Winter, überreichen lassen. Das Auswärtige Amt hat den Londoner Korrespondenten des ge- nannten Blattes „ermächtigt, eine Erklärung zu veröffentlichen, die unter Hinweis auf die Wichtigkeit der Kohlenversorgung JZtaliens sagt, die getroffenen Maßnahmen berechtigten die englische Regierung anzunehmen, daß die Frage bald befriedigend gefördert werden würde; sie verpflichte sich, für die Deckung des italienishen Kohlenbedarfs zu forgen. Das Auswärtige Amt hoffe, sih bald ausführliher äußern zu können.

Del italienishen Presse zufolge erörterte der vorgestrige Ministerrat infolge der von Deutschland eingestellten Renten- auszahlung dessen Beziehungen zu Jtalien.

Norwegen.

Nach einer Meldung der „Nationaltidende“ aus Kristiania hat England für den Anfskauf des Fischfanges in Norwegen über 100 Millionen Kronen aufgewandt. Der Aufkauf, der dur eine Firma in Bergen zu unerhört hohen Preisen erfolgte, ist von England deshalb vorgenommen worden, um einerseits zu verhindern, daß Deutschland Fische erhält,

und andererseits, um Nußlond mit Fischen versorgen zu können.

dihtet. So verkehren die Russen de wichtigsten Jnhalt des Berichts völlig in sein Gegenteil. Daß sie dabei die welt-

Archangelsk war indessen durh Eis blockiert, und Schweden

kriegführenden Lande zu gestatten. Gegenwärtig lagern in Norwegen Tausende von Tonnen verdorbener Fische.

Türkei.

Blättermeldungen zufolge sind die zu Räten im Justiz- ministerium beziehungsweise im Ministerium für Handel und Ackerbau ernannten Reichsdeutshen Dr. Heinze und Hahl in Konstantinopel eingetroffen und haben vorgestern ihr Amt angetreten. Der zum Generaldirektor der landwirtschaftlichen Bank ernannte Geheime Oberfinanzrat Kau 8 trifft heute dort ein.

Griechenland.

Das Amtsblatt veröffentliht die von der Entente ge- forderten Veränderungen in der Besezung der Polizeistellen. Der vom König unterzeichnete Erlaß, durch den andere Veränderungen bei den Beamten verfügt werden, ist bei der Feuersbrunst von Dekelia mit anderen amtlichen Schriftstücken vernichtet worden.

Amerika.

Jm amerikanischen Senat sprach der Senator Stone über seinen Beschlußantrag, wonach der Präsident Wilson ge- beten wird, den Senat über die möglichen Einwirkungen zu unterrichten, den die bei der Pariser Konferenz gefaßten Beschlüsse der Verbündeten, den feindlichen Handel zu boykottieren, auf Amerika haben könnten. Wie „W. T. B.“ berichtet, sagte Stone:

Ich kann mich ni§t der Ueberzzuquna entziehen, daß die im Krieg befindiihen Länder eine militärische Polit k im Auge haben, um die Ziele thres etgenen Interesses zu erreichen, und nicht, damit die übrige Welt etnen Vortetl davon hat. Es ijt viel von einem internationalen ‘Abkommen zwischen den kriegfübrenden Ländern die Rede gewesen, das darauf hinzielt, nach dem Krieg uicht nur gegen ihre Feinde zu handeln, sondern gegen die übrtge Welt. Ich bin tief von dem Ge- danken durchdrungen, daß die Vereinigten Staaten zu Nate grzogen werden follten, wenn die großen internationalen Abkommen ges{lossen werden, die die Interessen der Finanz, des Handels, des Exports und der Industrie der ganzen Welt berühren; andernfalls würden wic ge- zwungen fein, eine eigene, genau bestimmte defensive Politik an- zunehmen. t i

Kriegsnahhrichten.

Großes Hauptquartier, 17. Juli. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschaup laß.

Zwischen dem Meere und der Ancre steigerten die Engländer an mehreren Stellen ihr Feuer zu größerer Heftigkeit.

Im Sommegebiet blieb die Artillerietätigkeit beider- seits sehr bedeutend. Es ist zu feindlihen Teilangriffen ge- fommen, in denen die Engländer in Ovillers weiter ein- drangen, und die südlich von Biaches zu lebhaften Kämpfen geführt haben, im übrigen aber shon im Sperrfeuer scheiterten oder in demselben nicht zur vollen Entwicklung kamen. Die Zahl der im Kampfe um Biaches gemachten Gefangenen er- höht sich auf 4 Offiziere und 366 Mann.

Die am 15. Juli eingeleiteten größeren französischen Angriffe östlih der Maas wurden bis heute morgen fortgeseßt. Erfolge erzielte der ‘Gegner in dem blutigen Ringen nicht, sondern büßte an einigen Stellen Boden ein.

An der übrigen Front keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Ein französisher Vorstoß im Anschluß an eine Sprengung nördlich von Oulches wurde abgewiesen: wir sprengten mit gutem Erfolge auf der Combres-H öhe: eine deutsche Patrouille brachte bei Lanfroicourt (Lothringen) einige Gefangene ein.

Am 15. Juli sind außer dem gestern berichteten 2 weitere feindlihe Flugzeuge außer Gefecht gesetzt worden: das eine im Luftkampf hinter der feindlihen Linie südli der Somme, das andere durch Abshuß von der Erde bei Dreslincourt (Dise) in unserer Front.

Oestlicher Kriegss\schauplat. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. _Verstärktes Feuer leitete westlih und südlich von Riga, sowie an der Dünafront russishe Unternehmungen ein. Bei Katarinenhof (südlih von Riga) griffen stärkere feindliche Kräfte anz-hier hat sih ein lebhaftes Gefecht entwickelt. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern.

Keine wesentlichen Ereignisse.

Heeres gruppe des Generals von Linsingen. Südwestlich von Luck wurde durch den deutschen Gegen- stoß der feindliche Angriff angehalten. Die Truppen wurden daraufhin zur Verkürzung der Verteidigungslinie ohne Be- lästigung durch den Gegner hinter die Lipa zurückgeführt. An anderen Stellen sind die Russen glatt abgewiesen.

Armee des Generals Grafen von Bothmer. Die Lage ist unverändert.

Balkan-Kriegsschauplat. Nichts Neues. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 18. Zuli. (W.'T. B.) Westlicher Kriegs\chauplat. Auf dem nördlichen Teile der Front wurden an zahlreichen Stellen feindlihe Patrouillen vor unseren Hinder- nissen abgewiesen. Eine unserer Patrouillen nahm im englischen Graben östlih von Vermelles 1 Offizier, 4 Unteroffiziere und 11 Mann gefangen. Zu beiden Seiten der Somme benußten unsere Gegner den Tag zur Feuervorbereitung. S tarke Angriffe, die sich Abends und Nachts gegen Pozières und die Stellung östlich davon, gegen Biaches—Maisonnette—Barleux und gegen - Soyecourt richteten, wurden überall unter großer Ein- buße des Feindes zum Scheitern gebracht. Jm Maasgebiet zeitweise lebhafte Feuer- und kleinere Handgranatenkämpfe.

Oestlicher Kriegsshauplaß. Heeres gruppe des Generalfeldmarschalls

von Hindenburg. Die Russen seßten südlich und südöstlich von Riga ihre

weigerte sih, die Durchfuhr von Lebensmitteln nah einem

starken Angriffe fort, die vor unseren Stellungen

Ens Gefecht getreten.

Hiberlegenen Kräften an.

Müärntner Front der Seebach- und Raiblerabschnitt unter heftigem Feuer.

luste erlitten, in den lezten Tagen ihre Heftigkeit

jbarracken von Gallipoli ab.

jfeindliher Flieger, der am Nachmittag erschienen war, wurde durch unser Feuer außerhalb der Meerenge vertrieben.

Fgetreten.

teilung, die heute in später Nacht an die Zeitung in Skelleftea Igelangt ist, hat am Sonntagabend ein russisches oder eng- lisches Unterseeboot vor Bjuröklubb, innerhalb der Ihwedishen Seegrenzen, den südwärts gehenden deut-

E Hafen vbn Skelleftea gelandet. Die „Cyria“ sank auf 21 m | „Capel'a“ aus sah man drei Torpedos abfeuern, aber weder at der „Capella“ noch von der „Cyria“ aus war das Unter- |Jeeboot

| dem

utig zusammenbrecchen oder da, wo sie bis in unsere Gräben gelangen, durch Gegenstöße zurückgeworfen erden. |

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern.

feine besonderen Ereignisse.

Heeresgruppe des Generals von Linsingen.

Die Lage is im allgemeinen unverändert. tussishe Angriffe sind westlih und \südwestlich von uck glatt abgewiesen.

Armee des Generals Grafen von Bothmer.

hgesehen von kleinen Vorfeldkämpfen keine Ereignisse.

Balkan-Kriegsschauplaßz. Nichts Neues.

S w

Oberste Heeresleitung.

Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschaup lat.

Jn der Bukowina blieben erneute Vorstöße der Nussen egen unsere Stellungen südlih und südwestlih von Moldawa jie an den Vortagen ergebnislos. Der Feind erlitt große Verluste.

a Wald gebiet nördlih des Prislop-Sattels sind quf beiden Seiten Nachrichtenabteilungen und Streifkfommandos

Bei Zabie und Tatarow wurden russishe Vorstöße urücgewiesen.

Nordwestlih von B urkanow vereitelten unsere Vorposten en Versuch des Feindes, seine Gräben geaen unsere Stellungen porzutreiben. Südwestlih von Luck griffen die Russen mit Der Frontteil bei Szklin wich in den Raum östlih von Gorochow aus. Durch einen Gegenstoß peutscher Bataillone in der Wesiflanke gedeckt, wurden darauf- in die südlih von Luck ftämpfenden verbündeten Truppen, hne durh den Gegner gestöct zu werden, hinter die untere Ripa zurückgenommen. /

Westlich von Torczyn wurde ein Nachtangriff der Russen ibgeshlagen.

Jtalienischer Kriegsschauplaßt.

Das feindliche Artilleriefeuer gegen unsere Borcola- Stellungen hält an. Auf dem anschließenden Abschnitt bis jum Astachtal ist der Geschüßkampf recht lebhaft. An der Dolomitenfront standen unsere Stellungen nördlih des Pellegrinotales und im Marmolatagebiele, an der

/ Ztalienische Jnfanterieabteilungen, die im Seebachtal vorgingen, wurden zurückgewiesen.

Südöstlicher Kriegsschauplaz. Keine besonderen Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit:

Von der Jrakfront und aus Persien liegt keine Nach- riht von Bedeutung vor.

Jm Kaukasus ist die Lage auf dem rechten und auf dem linken Flügel unverändert. Südlih vom Tschoruk im Abschnitt des Zentrums verloren die Angriffe der Russen, die infolge unserer kräftigen Gegenstöße gewaltige Ver-

Am 16. Juli warfen zwei feindlihe Flieger zehn Brand- bomben in der Umgebung eines Hospitals und bei Sanitäts- Sie verursachten aber keinen

janderen Schaden als einige zerbrohene Fensterscheiben. Ein

An den anderen Fronten ist keine Aenderung ein-

Der Krieg zur See.

Stockhoîm, 7 Qu (W D'B) Ny einer ME

hen Dampfer „Cyria“ torpediert. Der Dampfer sank nah ein paar Minuten. Die Besaßung von 28 Mann wurde gerettet, an Bord des schwedischen Torpedoboots „Capella“’ gebracht, das sich in nächster Nähe befand, und im

Wassertiefe; Schornsteine und Masten sind fihtbar. Von der

sichtbar. Nach einer weiteren Meldung scheint die Torpedierung an demselben Ort stattgefunden zu haben, an die Dampfer „Lissabon“ und „Worms“ weggenommen worden sind, also auf s{hwedishem Seegebiet.

Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli die Bahnhofsanlagen und mili- tärishe Objekte von Treviso sehr wirkungsvoll mit neunzig {weren und leichten Bomben belegt. Ein Flug- eug wird vermißt. Flottentommando.

Dragör, 17. Juli. (W. T. B.) Die Deutschen brachten heute nachmittag südlih Dragör drei chwedische Dampfer mit Papiermasse und einen amerikanischen Viermast- honer, vermutlih mit Petroleum, auf. Die Schiffe wurden nah Swinemünde geführt. B18 QUEL: (W.T. B) Ant L JUli - hat eins unserer U-Boote die Eisenwerke von Seaham an der englishen Ostküste beschossen. Jn der Zeit vom 10. bis 14. Juli sind an der englischen Ostküste dur) unsere U-Boote sieben englishe Fishdampfer und zwei

Fischerfahrzeu ge vernichtet worden.

Ein 18 Gul. (W, L. B) Am 17. Jult griffen drei russische Flug zeuge einen Teil unserer leichten

busen an und warfen ohne Erfolg Bomben ab. Durch unser Abwehrfeuer wurde ein Flugzeug abgeschossen, die beiden anderen wurden vertrieben,

Wohlfahrtspflege.

Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen wurde von der Dynamit Aktiengesellschaft, vormals Alfred Nobel u. Co. Hamburg 1 000000 4 gespendet. Weitere Spenden werden dringend benöt!gt. Auch Staatspapiere und Obligattonen werden entagrgengenommen bei der Geschäftestelle, Berlin NW. 40, Alscnstraße 11.

Kunst und Wissenschaft.

Wie in jedem Sommer, so veranstaltet auch jeßt die Kunst- handlung Cassirer cine größere Ausstellung, die von den Künstlern ihres Kretses je eine oder zwei ausgewählte Arbeiten enthält und zuglcih auch Werke älterer bexühmter Maler des 19. Jahr- bunderts vo: führt. Die Möglichkeit, die Künstler, die im Laufe des Jahres mit groß-n Sonderautstellungen nacheinander erstenen, hier auch einmal gleichzeitig miteinander vergleihen zu können, verielht - diesen WVorführungen thren besonderen Neiz, und dite einzelnen Werke, die man zum-ist \chon einmal in den Sonderausstellungen gesehen hat, erscheinen in dieser Zusammen- stellung ost tin ganz neuem Lichte. Aa die Reys?kt- Ausstellung tes vergangenen Winters ertnnern hier noGmals eine kleine ,JagdgeseU- \chft* und das ausdrudckstiefe Bildnis eines finnénden Knaben. Man bedauert, daß der leßten großen Auetstelung der Werke Ferdinand don Reyskis niht der Eifolg beschieden gewejen t, den Künsiler endcültig breitenen Schichten bekannt zu macken. Von vier guten Bildern Menzels ist das Gemälde der Spree bei Mondschein, das man zuleßt in der Sezessionsausstellung sab, das bedeutendste. Pian fFewundert au hier wieder die Fäh'gfeit, aus einer nühternen Berltner Fanalcnsiht mit einfachsten Mitteln eine tief romantishe Stimmung hervorzuzcubern und aus tem ganz \{lîchten Motiv etne sehr rethe maleri|he Wirkung herauszuholen. Der „Biick aus etnem Fenster“ steht zwar Menzels kleiniiden und überdeutlihen bunten Aquarell-n der Spätzeit in der Art Meissoniers und Passinis bedenkiih nabe, ist aber im Grunde doch noch bester Menzel. “Von Hans von Maróées sieht man neben etnem beian,losen Bilduts, die Kemp-rsition „Erinnerung an Nubens*“, eine ‘rete Umgestaltung der Nubensshen Szene „Heinrich IV. empfängt das Bildnis Ytaria von Medicis* aus dem großen Pariser Medici Zyklus. Wo Nubens in den kraftyvllen und bunten Farben setner männlihsten Zeit \hwelat, herrschen in der Fassung Hans von Marc¿es dunkle und fahle Farben vor. Etne Anzahl Werke der älteren fra: zösishen Jmpressionisten sagen über ihre Schöpfer nicht viel Neues aus. Nur Monet ist außergewöhnlich gut mit der herrlichen Sommerlandschaft „Cap d’Antibes“ vertreten. Der Blick über das W:sser auf die ferne Gebirgsfette, die zarten und rosigen Farben eti es heiteren Tages und die linde, kosende Lust dies alles i so überlegen und frei gemalt, daß man diese liebliche Schöpfung niht genug bewundern kann. Monet ver*ällt ‘hier auch nit, wte fo oft, in den Fehler, fad, verschwommen und jüßlih zu werden. Max Ltebermann steht mit 6 Bildern an der Spiße der neueren Berliner Maler. Die Beleuhhtungsstudie, die den Bl. ck tn einen leeren Hauagang zeigt, ist eine staike malerische Leistung. Von der zwckten Fassung der Sz-ne „Stmson und Dalila", die den Yugenblick des Ab\chneidens der Loe festhält, nimmt man mit kühlem Interesse Kenntnis, da die Beoba# tung, wie sich Liebermann mit einem für thn ungewöbrlih-n Borwur| außeinanderseßt, zum mindesten anregend ist. Bleib® Liebermann nur dout stark, wo er fi auf sein eigentlihes Gebiét beschränkt, fo ersheinen-im Gegensaß“ hierzu dite Werke des ungle!ch s{chwächeren Walter Leistikow dort am frishesten und reichsten, wo ihr Schöpfer das Gebiet, das setnen Namen bexühmt machte, verlteß. Während Leistikow in den beliebten Schilderungen setner märkishen Seen nur allzu bald in eine leere, wenn auch wtirkungssihere Manter hinetngeriet, zeigte er fi in allen anderen Landschatte\hilderungen, vor allem in nordischen Ansichten, als {afer Beobachter und als ursprünglicher und feiner Schöpfer. Auch das hier ausgestellte Bild „Gletscher tn Argentiò:e" ist recht gut, und es würde vollkommen sein, wenn der Himmel nicht gar so glatt und fla hingestrihen wäre. Von drei Schöpfungen Lovis Kocinths ist tas Orpheusbild von aus- gereifter und ges{lossener Wirkung; die vordere Gruppe der Tiere ift ein s{öônes und fkraftvolles Stück Maleret. Den „Stetnbruh in Solnhofen“ von Konrad von Kardorff hat man von früherer Ge- legenheit her noch in angenehmer Grinnerung, und er hält au einer erneuten Prüfung ftand. Ein ganz ähnlihes Bild ftellt gleidzeitig Mar Slevogt aus: einz Kalkgrube, die prickelnder und aeistreih-r, aber auch nervôler und fabriger ausgefühit ist, als Kardorffs sachliche gute Leist:ng, Max Beckmann weiß durh ein Stilleben au jene für sich zu gewinnen, die im allzemeinen seiner unsianlihen uno \{werfälligen Malerei zurückhalterd gegenüberstehen. Wie manŸYe Arbeiten Beckmanns zeichnet auch diese hi:r das gründliche handwerflihe Können aus, das den Künstler davor bewahrt, bei aller K-ckzeit des Vortrazs oberflählich zu werden. Die sehr \{ône Zimmerecke Hans Purrmanns gehört zu den er- freulihnen Ersheinungen der Ausitellung. Die Dinge in diesem Naume stehen zwar noch hart, bunt uad fremd nebeneinander, tim einzelyen ist das Bild aber so ausgezeihnet gemalt, daß man wünscht, bald einmal eine größere Ausstellung Purrmannscher Gemälde sehen

u können.

J In den vorderen Räumen sind Zeihnungen Svitzwegs aus- gestellt. Die natven Blätter ragen tin dec Form nicht übèr Durch- \{chnitis{eistungen hinaus und zeugen tim allgemeinen von etner vagen und spießbürgerlihen Anshwung. Nur hier und da eilt der Stift in genialen und graziöfen Zügen rasch über das Blatt hin, und aus diesen knapv und geistreiÞ angedeuteten Dingen erwächst dann jene Spiyweg- Stimmung, die an die Romantiker und an Mozart gemahnt, und die wir alle lieben. Dr. Pe.

Literatur.

Die Neutralität Belgiens und Deutschland.

Als bet Beginn des gegenwärttgen Krieaes Belgien Deutschlands Ecsuchen, die Haltung ciner wohlwollenden Neutralttät ihm gegenüber einzunehmen und die deuischen Streitkräfte gegen Entschädigung frei dur sein Gebiet zi-hen 1u lassen, zurückwies, troß dieser Weigerung aber die deutshen Truppen in Belgien vorwärts drangen und den Durchzug erzrangen, wurde von unseren Fetnden mit überlautem Eifer Deutschlands Vorgehen als eine Verleßung der Neutralität bezeihnet und das trügerische Dogma der Unverleßlihkeit des belgt- hen Gebiets gepredigt. Die deutshfcindlichen Politiker, die mit folchen Schlagworten zu blenden suchen, übergehen mit Stillihweigen die internattonalen Grundverträge über die Unabhängigkeit Belgie: 8, in denen die Großmächte klar zum Ausdruck gebracht haben, in welGem Sinne Belgien Neutralität gewährleißet worden it, welhe Rechte sie dem Lande verlichen und welche Pflichten sie ihm auferlegt hat. Es ist das Verdienst des At vokats am Appellationsgeriht in Brüssel Dr. Fritz Norden, in seiner vor kurzem erschienènen Schrift „Das neutrale Belgien und Deut}chland îm Urteil belgisher Staatsmänner und Juristen“ (112 Seiten, Verlag von F. Bruckmann, A..G., Müochen, Preis 2 4) auf jene Verträge hingewtesen und deren Bedeutung für die neutrale Stellung Belgiens einer etigehenden geshihtlihen und juristishen Prüfung unterzogen zu haben, durch die die Bedingtheit dieser Neutralität zweifellos erwiesen wird. Sn der zunächst zur Belehrung der- Belgier verfaßten Schrift wird, autschließlich auf. wörtlih. wiedergeaebene auth: ntisde Vertr 1g8- tix‘e und wortgetrete Belege aus Wetken belgi\ch-r Staatsmänner

ach den \{chweren Schlägen Napoleonisher Herrschaft wollten die Bi Staaten Oesterrei, Preußen, England und M fih gegen die Wiederholung französischer Angriffe für immer ern. Schon in dem Vertrag von Chaumont hatten ‘diese Mächte ih e sammengeslossen, und im Wiener Kongreß wurde V f cte Staat Holland unter dem Hause Oranien zu _begründen als D e „Schußzwehr“ gegen ein Wiedereinfluten franz*sisher Gewalt. i er Plan war, diesen Schußwall zu vervollstäadigen dur ein peetai von F:stung8werken, deren Bau Wellington näher zu best nen hatte, und in diese Festungen sollten nicht etwa nur die R ländishe Besatzung, sondern nötigenfalls auch englische und preuß e Truppen einziehen dürfen, wenn der Fall {ih ereignete, 8 man dieser Shußzwehr gegen Frankreich bedürfte. waren also nmcht etwa die Interessen Hollands, die zu diesem System füh1ten, sondern die gemeinsamen Interessen der Groß- mäht- oder, wie man sagte, die Interessen Europas gegenüber dem Friedenestôrer Frankreich. Am 15. November 1818 wurde denn auch darüber in Aachen ein Abkommen getroffen, das mit folgenden charafceristischen Worten \chließt: „Da die mititärishen Einrichtungen dieses Königreichs (der Niederlande) niemals zur ausschließlihen Vers teidigung etnes Landes getroffen werden konnten, an dessen Ver- teidigung alle Mächte in fo hohem Grade interessiet find, ist ver- einbart worden, Setnec Moajenät dem König der Niederlande nahe zu Tegen, nah Erkiärung des Bündnisfalles etnerseits die Festungen Ostende, Nieuport, Ypern und die an der Schelde gelegenen, mit Ausnahme dec Zitadele von Tournai und des Platzes Antwerpen, von den Trupp?n Seiner Britischen Majestät, andererse1t3 die Zitadellen Huy, Namur und Dinant sowie die Plä? Charlerci, Marieavurg und Philivpeville von den Trupven Seiner Preußtschen Majestät beseßen zu lassen.“ Mit der belgishen MRevolution und der Gründung des belgischen Staates, die unter Palmerstons Regiment besonders be- günstigt wu: d-, 1rat die Sache in eine neue P zase ein, und die Londoner Konferenz im Jahre 1831 hatte s{chwere Sorgen, das neu austreten)ze Problem zu lösen: Auf der ein'n Seite wollte man Belgien gegenüber Holland shügen und setne Selbsiändigkeit staats- politisch begründen, auf der anderen Seite konnte man den Schutzwehrgedanken niht fallen lassen, und als Schußwehrstaat mußte nunmehr nicht Holland, sonde1n Belgien dienen. Da taute eine Idee auf,. die beides veretnigen sollte, die Idee der Neutralität, die dur ten preußishen. Gesandten von Bülow in die Disku\sion geworfen wurde; denn die Neutralität gab Belgten einen Shutz geaen Holland, sie bildete aber zugleih eine „Barriere gegen Fianfieih. Am 26. Juni 1831 wurde zwischen Belgien, Enaland, Oesterrei, Preuß-n, Nußland und Frankreich ein Vertrag ge\{!lossen, der in der Geschih‘2 die Bezeichnung „18-Aitikel-Bertcag führt uno tn seinem Artikel 9 besagt: „Belgien wird in seinen Grenzen, so wte sie nah den Grundsäßen dieser vorläufizen Vereins barungen gezogen werden sollen, einen dauernd neutralen Staat bilden. Ohne si in die innere Regierung Belgiens einmischen zu woll:n, gewähr- leisten ihm die fünf Mächte diese dauernde Neutralität, sowie die Un- versehrtbeit und Unverletlihfeit seines Gebiets in den {m gegenwärtigen Artitel erwähnten Grenzen“. Es ollte also nit nur dte Neutralität im engezen Sinne, die begrifflich den Durchjug fremder Truppen zuläßt und Gebietsunverleßlihkeit niht einschließt, fondern auch Unversehrtheit und Unv-rletzlihkeit des belgisdcen Ge- biets gewährleistet werden. Da aber der Köntg der Niederlande fich weigerte, dem 18-Arctikel,Vertrog beizutreten, und setne rashen mili- täri\chen Erfolge seiner We gerung bald den nötigen Nachdruck ver- liehen, wurde dieser vocläufize Vertrag von den Großmächten nicht bestätigt, und die Londoner Konferenz sah sih zu seiner Umarbeitung veranlaßt. So wurden die 18 Artikel am 15 Nov?mber 1831 durch den Vertrag der 24 Artikel ersezt, der zwischen den gleichea Staaten abgeschlossen wurde wi? jenec vorläufige vim 26. Juni und notwendigerweije weniger günstig für Belzi-n war, sodaß sh leyteres nur notgedrungen darein fügte. Die Neutralität wurde durch den Wortlaut der Artikel 7 und 24 aufrecht er- halten: „Belaien wird tünerhalb" b&Œœ tf bén Artikeln 1, 2 und 4 angegeb-nen Grenzen einen unabhängigen, daucrnd neutralen Staat bilden. Es ist verpflichtet, diese nämliche Neutralität allen Staaten gegenüber zu wahren. Die Höfe von Oesterreich, Frankrci, Großbritannien, Preußen und Rußland gewährleisten Seiner Majestät dem König der Belgier die Ausführurg aller vorstehenden Artikel.“ Die Klausel über die Gebietsunverlepltichkeit jedoch verschwand ebenso wie die Garantie, obglei die Großmächte angesichts der durch den plöglihen Angriff der Nieder- lande entstandenen bedeutenden Schwierigkeiten mehr denn je hätten darauf bestehen müssen. Diese Beseitigung, die scheinbar den Interessen dec fünf Großmächte z 1widerlief, war freilich von vier unter ibnen aus europäisch-politishen Gründen b'absihtigt. Dies wird von Norden in seiner Schrift s{hlagend bewtesen.

Um den Eroberungsplänen Frankreichs gegen Belgien, die nur auf eine spätere Zeit v-rshobeu worden waren, einen dauernden Damm entgegenzuttellen, kamen die vier Mächte England, Preußen, Oesterreih und Rußland auf den erwähnten Festungsvertrag von Aachen zurück, wozu nach Bildung des Staates Belgien besondere Veranlassung gegeben war; denn einerseits war die Unterhaltung und die Besetzung der Festung-n neu zu regeln, andererseits follte dem neuen Staat nahdrücklih eingeshärft werden, daß er als NRechts- nachfolger Hollands auch in die Lasten dieses Staates einzus treten habe. Aus diesem Gedanken ging der Festungévertrag ¡wischen den vier Mächten und Belgien vom 14. Dezember 1831 bervor, der sieben ofene und einen aecheimen Ariifel enthält. Die sieben offenen Artikel wurden au Frankreich mitgeteilt, der Geheimartikel aber blicb geheim (bis er im Jahre 1863 enthüllt wurde); er lautet in deut|her Uebersezung: „Es besteht Ueberein- stimmung darüber, daß, wenn S. M. der König der Belgier in alle Nechte eintritt, die S. M. der König der Niederlande über diejenigen Festungen ausgeübt hat, welche ganz oder tetlweise in Belgien auf Kosten der Regierungea von Oejterreih, Großbritannien, Preußen und Rußland errichtet, wiederhergestellt] oder erweitert worden find und welche kraft der offenen Vereinbarung vom heutigen Tage erbalten bleib-n sollen, gleihfalls Uebereinstimmung darüber herrst, daß hin- fihtiih di-fer Festungen S. M. der König der Belgier fsich in der gleichen Lage befindet, in der sich der König der Niederlande gegenüber den vter obengenannten Regie - gierungen befand, vorbehalilich der Verpflichtungen, welhe die dauernde Neutralität S. M. cem Kön!g der Belgier und den vier Reaiterungen selbst auferleat. Demzutolge wird, falls unglücklicher- weise die Sicberbeit der fraglihen Festungen gefährdet werden sollte, S. M. der Köntg dec Belgter sich mit den Regierungen von Oester- rei, Großbritannien, Preußen und Raßland über alle Maßnahmen verständigen, welhe die Erhaltuna dieser Festungen nôtig machen wird, immer unter Vorbehalt der Neutralität Belgiens. Mit dem hier erneuerten Besetungdrecht hätte sih die Unoerleßtzlichkeit Belgiens natürlih nicht vertragen; auch dies war mit etn Grund dafür, daß die Klausel übr die Gebietsunverleßlih!lett im Neutralitättabkommen wegbiieb.

: Die 24 Artikel vom 15. November 1831 standen beim Ausbruch des Krieges zwischen Belaien und Deutschland formell nit mehr in Keaft ; denn im Jabre 1839 wurde dieser Vertrag anläßlich des Friedens- \{lu}ses mit den Niederlanden dur drei andere erseßt, die alle vom 19. Apcil datiert siod. Aber materiell im Hinblick auf die Neu- tralität Belgiens, auf das Fehlen einer Garantie derselben und auf die Nihtgewährleistung der Unverleßlichkeit seines Gebiets haben die endgültigen Verträge von 1839 die 1831 geschaffene Lage nicht ver- ändert. Somit hat die Unverleßlichkeit des belgischen Gebieis Deutsch- land erwtesenermaßen nit angetastet; denn diese Unverleßzlichkeit war in einem Vertrage mit Belgien felbst S worden, und was nicht vorhanden ist, kann man niht verlezen. Die belgi\he Neutralität hat Deutshland erwiesenermaßen ebensowenig verleßt: denn es be- absiŸhtigte weder Belgien zum Aufgeben seiner Neutralität zu zwtngen, noch die Unversehrtheit des belgischen Gebietes anzutasten. Wohl aberhat sein Vertragsgenosse Belgten, wie fh inzwischen bestäligt hat, hon lange

genükt, der Nachwets erbracht, däß tim Sinne der strengsten“ Rechts-

Seestreitkräfte am Eingang zum Rigaishen Meer-

auf{afsung Deutschland nur getan hat, was cs zu tun berechtigt war.

vor dem Beginn des Krieges die ihm auferlegte Neutralität verleyt; giud da Deutschland bereits triftigena Grund zu der Vermutung einer Neus