1916 / 242 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Oct 1916 18:00:01 GMT) scan diff

E Ee C a a R T S G E R A E S ats duen E

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sœilderb und darauf hinweist, taß taraus Zustände enilstehen können, deren An niht zu übersehen sind. Er bemerkt darin weiter, daß der Kartoffelmangel immer eintritt, wenn die Preise herabgeseßt werten, und immer erst beseitigt wird, wenn ‘die Preise er- höht werden. Ein Landrat berichtet, daß die Landwärte die Kar- toffelernte zurüdstellen, um die Drushprämien nicht / zw verlieren, Die Landwirte versorgen zuerst die Kartoffelverarbeitung8fabriken, weil diese einen - Aufsclag bezahlen. Deshalb lassen die Landwirte die Städte hungern, um zuerst die Fabriken zu versorgen. Auch die Brennereien zahlen für die unsortierten Kartoffeln dieselben Preise, wie für die Gßkartoffeln. Zugunsten der Industriebezirbe könnte die Kartoffelbrennerei zeitweise eingestellt. werden. Ein Landrat schreibt, die Landwirte bätten die Kartoffeln eingemiectet, um diè Preise im Frühjahr abzuwarten Das bestätigt also, daß die Kartoffeln zurück- gehalten werten. Die Landwirte sollten nur den Arbeitern höhere LWhne zahlen, dann würden sie {on kommen, um die Kartoffelernte zu besorgen. Auch darüber sind Klagen laut geworden, daß nicht nur die Bezieher von Kartoffeln, sondern auch die Produzenten an die Komnmissionäre 30 Pf. Provision zahlen müssen. Die \{chlesische und sächsische Industriébevölkerung kommt mit 1/4 Pfund Kartoffeln auf

den Tag nicht aus; es muß 1hr absolut mehr geliefert werden, min- bestens 214 bis 3 Pfund, und zwar gerade, weil sie kein Fett haben. Es ift für die Regierung die höchste Zeit einzugreifen. Der Präsident des Kriegsernährungsamts kennt doch seine Pappenheimer, er kommt do aus demselben Lager. Deshalb bitte ih 1hn: Greifen Sie in das MWespennest, aber fest, fest, fest.

Abg. Hoff (fortshr. Volksp.) begründet die Interpellation seiner Fraktionsgenossen: Wir alle haben noch die große Kartoffelnot vor Augen, welche im Anfang des Jahres eintrat, weil mit der Kar- toffelernte des Vorjahres nicht vorsichtig genug umgegangen worden war: Daß die Volksernährung nicht noch mehr litt, danken wir nur der vorsihtigen- Verwertung der Ernte an Brotgetreide. Jene Kar- toffelnod wäre niht notwendig gewesen, wenn man den für die Volks- ernährung notwendigen Bedarf rechtzeitig sichergestelli hätte. Der Gedanke einer gewissen Zwangswirtschaft mit Bestand8aufnahme und nötigenfalls mit Beschlagnahme hat sich seitdem mehr und mehr durhgeseßkt Den Standpunkt, daß man durch Freigabe des Handels der Kartoffelnot begegnen könnte, fann ih niht vertreten, zumal jeßt nicht, wo die Knappheit in einer Reihe anderer Nahrungsmittel viel roßer ist, als Le je früher war. MRheinland-Westfalen, das König- reih Sachsen, Oberschlesien, haben früher ihren Kartoffelbedarf vor- wiegend aus dem Auslande bezogen; diese frühere Zufuhr aus dem Auslande hätte auch der Handel nicht erseßen können. Sicher aber wären die Preise auf eine s{hwindelnde Höhe gestiegen. Es handelt ih über die augenblicklihen Notstände hinaus darum, den Winter- bedarf zu decken, bevor die Frostperiode eintritt. Für das Durchhalten ist die Lösung dieser Aufgabe eine der allerwichtigsten, denn Brot und Kartoffeln bilden jeßt allein noch das Rückgrat der deutschen Volks- érnährung. Untev allen Umständen und vorweg muß die Versorgung der Bevölkerung mit Speifekartoffeln sichergestellt sein. Alle übrigen Verwendungszwecke haben dagegen zurückzutreten. Jn den nächsten 9 Monaten muß die Sicherstellung bewirkt sein, wenn wir nicht den größten Gefahren entgegengehen jollen. Hier hat das Kriegsernäh- rungsamt die erforderliche Energie und, wenn es sein muß, die er- forderlihe Brutalität zu entwickeln; hier steht das Amt vor der Generalprobe seiner Leistungsfähigkeit, hier wird sich zu zeigen haben, ob es seiner Aufgabe gewachsen ist. Der Mangel an Arbeitern, das \chlechte Wetter haben ja viel Schuld an dem unerfreulichen Zustand; den Vorwuref des Vorredners, daß die Landwirte die Kartoffeln zurük- halten, um sich den Säckel noch mehr zu füllen, kann ih in dieser Allgemeinheit auch nicht unterschreiben, wenn auch leider Ausnahmen vorkommen, wie ja die erwähnten landrätlihen Erlasse beweisen. Auf alle Fälle sind Kartoffeln genug im Lande gewachsen, um die mens{chlihe Ernährung sicherzustellen, und das ist die Hauptsache; wenn für die anderen Verwendungszwecke niht mehr Kartoffelvorräte übrig bleiben, so ist das bedauerlich, aber niht zu ändern. Den zahl- reichen berehtigten Klagen über die gegenwärtigen Mängel in der Kartoffelversorgung füge ih den Not\schrei Berlins und der west- fälishen Industriestadt Hagen hinzu. Unsere Interpellation hat sih nicht auf den Ruf nah Abhilfe beschränkt, sondern macht auch positive Vorschläge. Insbesondere sollte hinsihtlih der Gestellung von Ar- beitéfräften und Gespannen; nötigenfalls unter Mitwirkung der Heeresverwaltung, alles irgend Tunliche geshehen. Die Verordnung über den Verkehr mit Saatkartoffeln wurde leider erlaffen, ohne daß der Beirat gehört wurde; dadurch sind die ärgsten Mißstände hervorgerufen - worden. Man hat sich_ nicht gescheut, glatt die Höchstpreise zu umgehen und die Kommunen aufs s{limmste zu schädigen. Ist es doch vorgekommen, daß ein preußischer Landrat verständigerweise die Ausfuhr von Saatkartoffeln verbot, ober vom Minister angewiesen wurde, sie zu gestatten. Benn auf diesem Gebiete die Anordnungen des Kriegsernährungsamts durch Preußen durchkreuzt werden, wohin soll das führen? Ich appelliere an den Reichskanzler, daß er diesey Doppelregierung ein Gnde macht. Der jeßige Zustand 1 unerträglih. Heute muß in erster Linie für die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln alles geschehen. Es ist ferner notwendig, daß die Stärkefabriken und Trol- nungsanstalten niht mehr Kartoffeln verarbeiten als zur Brot- streckung notwendig ist. Es herrschen auch hier schr bedenkliche Zu- stände. Es it ja für die Landwirtschaft bequem, Kartoffeln an die Fabriken zu liefern, weil fortierte und unsortierte Kartoffeln gleich hoch bezahlt werden. Vielleicht könnten die Preise herabgeseßt werden. Das. Verbrennen von Kartoffeln muß folange ecingeshränkt werden, bis der Bedarf an Speisekartoffeln eingedeckt i}. Erst muß die Be- völkerung mit Kartoffeln versorgt werden, erst dann die Brennereien. (Ss kommt vor, daß große Güter nur an Brennereien liefern. Für Spiritus gibt es Ersabmittel, nicht aber für Speisekartoffeln. Wenn erst die Städte sichergestellt sind, dann sollen auch die Brennereien berüdsihtigt werden. Endlich verlangen wir, daß das erlassene Kar- toffelverfütterungsverbot unnacsichtlih durchgeführt und unter Um- ständen verschärft wird. Die Menschen haben unter allen Umständen dem Tiere vorzugehen. Es ist fals, die Versorgung des deutschen Volkes mit Fleish und Fett von der Zahl der vorhandenen Tiere abhängig zu machen. Es kommt auf die Qualität an, es kommt darauf an, daß die vorhandenen Tiere genügend gefüttert werden. Es ist die \{limmste Vergeudung von Futtermitteln, eine möglichst große Zahl von Schweinen usw. durchzuhungern. Die Viehpreise müssen herab- geseht werden. Zwischen den Viehpreisen und den Preisen für Ge- treide und Kartoffeln besteht ein zu großer Unterschied. Im übrigen fönnen wir durchhalten, wenn sich der Gedanke Bahn bricht, daß der Mensch dem Tiere vorgeht. Man darf hier niht vor den äußersten Konsequenzen zurücksckrecken. Unser Schweinebestand ist heute wahr- \{einlid um 4 Millionen Stük zu hoch, weil es an den nötigen Futtermitteln fehlt. „Wir können uns den Luxus niht mehr gestatten, moglichst viel Tiere durch den Winter durhzuhungern. Hier liegen die Grundfehler. Besonders notwendig i} es, die Gemüseproduktion zu fördern. Die Kohlblätter und Strünke des Weißkohls eignen sich besonders zur Schweinefütterung. Es ist auch sehr wohl möglich eine weitere Einschränkung des Braufkontingents auf 30 %. Es fönnten fo 300 000 bis 360 000 Zentner bester Gerste gespart werden. Aehn- lich liegt es beim Hafer. Schließlich möchte ih nur noch wünschen, daß der Reichskanzler und Herr von Batocki endlich aus dem Stadium der Erwägungen zu Taten übergehen. Jeder Tag vergrößert auf diesem Gebiete die Gefahr. Unsere Bauern ‘haben für Staatsnot- wendigkeiten durchaus ein Verständnis; bedenklich sind dageaen die Aeußerungen des Landwirtschaftsrats. Ich habe noch keinen Bauern gefünden,- der nicht Opfer bringen will, dessen Söhne nicht im Felde stehen. Man darf “ihm keine Mißstimmung suggerieren. (Sehr richtig!) Wenn -es nottut, werden die Bauern ihr leßtes Tier und ihte ‘leßte Kartoffel hergeben. Die nötige Aufklärung wivd ihre irkung nicht verfehlen. Ich kann nur sagen: Herr v. Batocki, geben Sie Kartoffeln!

Abg. Schiffer - Borken (Zento.): Die Kartoffelernte ist allerdings nit glänzend, aber es sind vollkommen genügende Mengen vón Speisekartofféln vorhanden, wenn sie nur gerecht verteilt werden. Die armeren und schwer arbeitenden Volkskreise müssen größere

Nationen von Kartoffeln erhalten. An die Landwirtschaft treten jeßt große Anforderungen heran, die s{wierig zu befriedigen sind. Wir verkennen diese Schwierigkeiten nicht, aber wir dürfen nicht an der Tatsache vorübergehen, daß in den Industriezentren eine außer- ordentlihe Kartoffelknappheit eingetreten is. Jn dieser Beziehung muß ih unterschreiben, was der Abg. Sachse hierüber gesagt hat: Bet den Landwirten scheint vielfa die Anschauung zu bestehen, daß do noch eine Erhöhung über den Höchstpreis von 4 # erfolgen werde. Man hat den Eindruck, als ob ein Teil der landwirt|chaft- lichen Organisationen sich im Kriege nicht so bewährt habe, wie man es bâtte erwarten dürfen, Gerade wenn man, wie ih, ein Freund der Landwirtschaft ist, darf man mit doppeltem Recht die Forde- rung erheben, daß sie ‘alles tun möge, was irgend in hren Kräften steht, um der bestehenden Not abzuhelfen. Es scheint draußen auch, als ob das Kriegsernährungsamt nicht die Machtmittel in der Hand habe, seinen Maßnahmen Nachdruck zu verschaffen. Fehlen die Macht- mittel, so müssen sie gefordert werden. Der Reichstag wird dem Kriegsernährungsamt dabei zur Seite stehen. Energisches Vorgehen ist unbedingt geboten. Die Verhältnisse haben sich in den Groß- städten, besonders auch in Essen, aufs äußerste zugespißt. Die bösen Vorgänge des Vorjahres dürfen \sih unter keinen Umständen wieder- holen. Der Präsident des Kriegsernährungsamtes muß klipp und klar erklären, daß von einer weiteren Erhöhung der Höchstpreise absolut nicht die Rede sein kann. Ebenso muß die Umgehung der Höchstpreise unterbunden werden, die darin besteht, daß die Not der Bedarfskreise von den Ueberschußkreisenw au8geuußt wird, um den ersteren statt der Speisekartoffeln Saatkartoffeln zu doppelten und dreifahen Preisen aufzuzwingen. Es muß der Bedarf der großen Städte und des Westens jo rasch wie möglich befriedigt und es muß auch die Ein- fellerung ermögliht werden. Unser Volk will durchhalten, es will die Schwierigkeiten der Ernährungsfragen überwinden; sorgen Sie dafür, daß unser Volk aguch duxhhalten kann.

Präsident des Krüiegsernährungsamts von Batocki: Es ist mir Jehv lieb, daß ih {hon heute Gelegenheit habe, mi über diese Fragen, die uns alle in Deutschland und mi persönlih noch viel mehr Tag und Nacht beschäftigen, öffentlich zu äußern. Jch muß es mir freilich versagen, heute {on auf alle die Punkte einzugehen, die die verschiedenen Redner berührt haben, und die in den nächsten Tagen den Gegenstand unserer Beratungen im Ausschuß und im Plenum bilden werden. Die Beunruhigung über die Versorgung mit Kartoffeln ist durchaus begreiflih und berechtigt. Es hat tatsäcblich jeden, der mit dem Kartoffelwesen vertraut 1}, überrasht und erschreckt, daß ausge- rechnet im Oktober ein akuter Kartoffelmangel eintritt. Wir waren davauf gefaßt, daß cin solher Mangel ctwa Mitte Septembev ein- treten werde, weil da die Frühkartoffeln verbraubt und die Winter- fartoffeln noch nicht zur Ernte gelangt sind, in der Negel auch die landwirtschaftliche Bevölkerung mit ihren anderweiten Arbeiten be- sonders 1n Anspruch genommen wird. Mütte Septembev ist ohne Stockung vorübergegangen; die Stockung, die jeßt eingetreten ift, liegt zunn großen Teil daran, daß unsere ganze Wirtschaft durch die Ungunst

des Wetters sich um 14 Tage verschoben hat. Die Landwirtschaft ist überall ganz außerordentlih zurück; sie mußte etwas zurück sein troß aller Anspannung, weil die Menschen- und Pferdekräfte fehlten, al sie aber so weit zurü ist, liegt überwiegend an der besonderen Ungunst der Witterung - dev leßten aht Wochen. Wir müssen alles daran seßen, um niht nur den Tagesbedarf zu decken es darf nicht so weiter gehen, die ganz wnerträgliche Stodœung seit etwa 14 Tagen A lieber morgen als übermorgen behoben werden —, aber außerdem mu

verboten werden, die Vorräte anzusammeln. Alle dazu nötigen Maß- nahmen waren gestern vorbereitet; ih habe aber gewünscht, noch mit den preußischen Negierungspräsidenten zu verhandeln, um möglichst viel objektives Material zu gewinnen. Diese Verhandlungen haben statt- gefunden, und gestern sind die Maßregeln festgeseßt, welche, sobald die heutige Bevatwng zu Ende ist, zur Ausfühvung gelangen sollen. Mit den übrigen Bundesstaaten soll noch weiter n gleichem Sinne ver- handelt werden. Ein kurzer Nüblick auf die Geschichbe der Kartoffel- versorgung ist erforderlich. Im Herbst 1914 hatten wir eine normale Mittelernte. Aus dem Frieden wußten wir, daß nur ein kleiner Teil der Kartoffeln gegessen wird, die bei weitem meisten übrig bleiben, und es in reichen Jahren schwer war, sie zu verwenden. Daraufhin erfolgte ein allgemeiner Ansturm auf die Kartoffelvorräte, die man für umer- \chöpflich hielt. 1915 sehen wir zu unserem Schrecken, daß die Kar- toffeln verschwunden waren. Dann kam die Tötung der Schweine, die, wie die Statistik nachgewiesen hatte, unbedingt geboten war. Dann zeigte sich, daß die Statistik getrogen hatte, die Kartoffel war da, und die Ernte reichte so lange aus, daß die-Frühkartoffeln laum in An- spruch genommen wurden. Es kam zu großen Verlusten. Aus diesen Borgängen sollte gelernb werden; es wurde alles darauf eingerichtet, und doch war die Kartoffel im Frühjahr. 1916 wieder verschwunden. Als ih Ende Maù die Geschäfte übernahm, waren die allen Kartoffeln absolut verschwunden, und es konnten nur dur ganz rigorose Maß- nahmen, die viel Erbittevung hervorgerufen haben, ein paar Millionen Zentner gerettet und für die Ernährung der Bevölkerung herangezogen werden; tim übrigen waren wir auf die Frühkartoffeln angewiesen. Die Frühkartoffclwirts{aft wird immer eine Leidenswirtschaft sein; wenn ste kommen sollen, sind sie noch nicht reif, umd wenn sie reif find, kommen sie in Massen, in solchen Massen, daß sie verderben müssen, weil sie si nicht lange halten, und dann wird einem vorgeworfen, daß man falsche Maß- regeln getroffen hat. Auf den noch vor meiner Zeit beschlossenen Höchst- preis von 10 4 gehe ih nicht ein, es läßt sih manches darüber sagen. Er wurde evlassen in der Meinung, daß er nicht in Kraft treten, daß er quf dem Papier stehen bleiben würde. Die Angst um die Kar- toffeln dauerte bis Mitte September; jeden Augenblick mußten wir die scwerste Stockung, befürchten. Für den Winter waren die Maß- nahmen so qut getroffen, wie es irgend möglih war, auch der Abg. Hoff hat anerkannt, daß das System das richtige wäre. Aber eim System it gerade bev der Kartoffel, der laumenhaftesten aller land- wirtschaftlichen Früchte, falsch, wenn es zur Ausführung kommen oll. Zunächst müssen alle Kartoffeln gesichert werden, die zur Versorgung der Bevölkerung notwendig sind; erst der Rest soll der Landwirtschaft zur Verfügung bleiben. Die Versorgung mit Speisekartoffeln be- zieht fich zunächst auf die Volksernährung, dann ist auf die Heeres- versorgung, dann auf die Stärkefabriken Rücksicht zu nehmen, denn auch diese sind zur menschlichen Crnährung bitter nötig, weil sie zur Brotstreckung dienen. Das System war also so sorgfältig wie mog- lich ausgebaut. Auch für die Beförderung war alles getan, was sich erreichen ließ; die Eisenbahnfahrpläne sahen Kartoffelshnellzüge vor, die den Vorrang vor anderen Zügen haben. Aber der Plan war aufge- stellt in der Annahme einer einigermaßen normalen Kartoffelernte. Wenn der Abg. Hoff von 40 Millionen Tonnen spricht, so würde tch meinen S&óöpfer danken, wenn er Necht hätte. Es ist aber nit an- zunehmen, daß das Ernteergebnis so groß ist; wie groß es ist, läßt sid noch nit sagen, denn jede Ernte ist \chwer zu s{äßen und. die Kar- toffelernte noch \chwerer als die anderen, besonders da in diesem Jahre das außerordentlich unnormale Wetter von September ab ganz ver- chieden gewirkt hat. Wir haben Bezirke, wo wkr eine ungewöhnlich qute Kartoffelernte haben, aber diese Bezirke sind nicht sehr zahlreich. Andererseits gibt es große Bezirke mit besonders \{chwerem oder empfindlichen Boden, wo die Ernte hinter den Erwartungen zurückge- blieben ift. Man muß sich also klar machen, daß von einer guten Kartoffelernte nicht die Rede ist, daß die Ernte mcht eine unbedingt schlechte, aber eime fnappe ist. Zum Glück wird dies aufgewogen durch die sehr viel bessere Körner- und Nauhfutterernte gegenüber dem Vorjahre. Wir haben also nicht ein solches Angst- und Notjahr vor uns, wie im vorigen Jahre. Unsere Körnerevnte ist sichergestellt und ebenso die Versorgung, wenn nur die Organisation richtig durhgeführt wird. Ich kann heute nicht über diese Körnerernte abscließende Zahlen geben. J würde es tun, weil ich glaube, daß Offenwheit däs einzig Nichtige ist. Das Ausland erfährt von seinen Agenten die richtigen Zahlen mehr oder weniger, und wenn wir keine Zahlen geben, so- würde das dazu ausgenußtzt werden, die Hoffnung auf unsere Aus- Hungerung noch zu vergrößern. Jeder Agent gibt natürlich die Mel- dungen, die ihm gefallen. Jch beabsichtige also später genaue Zahlen- angaben zu machen, aber mit einer Einschränkung. Die Schäßung einer Ernte ist das Schwierigsbe, was es geben kann, Selbst bet

der größten Siorgfalt und bei ciner gut geleiteten Buchführung kann der größere Bestßer nicht genau angeben, was er geerntet hat, Nun baben wix in Deutschland neun Zehntel kleinere Wirt- sdaften, die namentlih im “Kriege feine Buchführung haben, wo also die Emteshäßung außerordentlich \chwer ist. Viele sonst tüchtige und zuverlässige Gemeindevorsteher sind im Felde, und von ibren Frauen kann man eine Statistik kaum verlangen. (Es sind also alle Zahlenangaben, ohne etwa Böswilligkeit vorawszuseßen, mit größter Vorsicht aufzunehmen. Deshalb bedauere ih, daß wegen falscher Zahlenangaben manche {were Strafen ergangen snd. Vie Zahlen, die ih später über die Ernte zu geben hoffe, werden also mit großen Vorbehalten zu betrachten sein. Schon im Frieden waren die Angaben nicht vollkommen richtig. Die Kartoffelstatistik war außer- ordentlich mangelhaft. Es sind im Frieden um 20 % höhere zahlen angegeben worden als jeßt. Ernste, wissenschaftliche Männer hatten darauf hingewiesen, daß die Friedensstatistik um 10 % auf dem Papier höher gewesen ist, als sie in Wirklichkeid wax, auch in bezug auf die Flächenshäßung. Das erklärt sich daraus, daß die Angaben, die von den Ortsvorstehern über die Flächen gemachb wurden, fUr zu wemg ge- balten und die Ortsvorsteher um Aufklärung ersuht wurden. Die Folge war, daß die Ortsvorsteher zu viel angaben. Jene ernsten, wissenschaftlihen Männer meinten, daß, wenn wir 20 Jahre so weiter die Statistik betvieben hätten, wir mehr Anbaufläche gehabt hätten, als Deutschland überhaupb Boden hat. Man begeht auch vielfach den Fehler, von der eigenen, guten Wirtschaft auf viele anderen zu schließen. Ich glaube nicht an die 54 Millionen Tonnen 1m vorigen Fahre, diese haben zu einem guten Teile auf dem Papier gestanden. Damit entfällt ein großer Teil der Vorwürfe, daß die Kartoffeln verfüttert wurden. Es hat eine ganze Masse Papierroggen, Papier- weizen und Papierkartoffeln gegeben, die sich nachher zum Verfüttern als unbraucbbar erwiesen. Jch trete durhaus der Meinung dei, daß unter allen Umständen den Menschen an Kartoffeln gegeben werden muß, was irgendwie gegeben werden kann. Jch bitte, der Auffassung entgegenzutreten, als ob wir in Kartoffeln s{wämmen. Einé Ber- {wendung wäre vom Uebel. Es fragt sih nun, in welcher Jüchtung gespart werden kann. Hierbei möchte 1h zunächst die Saatkantoffeln erwähnen. Es ist empfohlen worden, den Saatkartoffelhandel Mitte Februar zw verbieten, Jch habe mich entschlossen, davon abzrsehen, auf die Bitte der Süddeutschen, weil man dort mit den Sorten weseln will, und weil das vorige Saatgut mangelhaft war. Viele Landwirte mußten das Saatgut zusammenkraßen, und das h viel zur Schädigung der Ernte beigetragen. Nun haben sich aber titsädh- lich Mißstände auf diesem Gebiete ergeben, vor allen Dingen durch die Inanspruchnahme von Eisenbahnen und Fuhrwerken, was bi der

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auaenbli&liden Notlage sich nicht rechtfertigen läßt. _Jch habt des- halb die Absicht, anzuordnen, daß der Saatguthandek und -vnkehr bis auf weiteres verboten wird. Nur in dringenden Fällen sollen Gaat- fartoffeln versandt werden. Damit soll dem jeßigen Mißstand ge- steuert werden. Uebrigens werden die Angaben über Halle vor der Stadt selbst bestritten, der Magistrat muß do wissen, velce Mengen von Saatkartoffeln er erhalten hat. Von etner Reben- reaierung ift hier keine Rede; tatsächlich 1st der Saatkartoffellandel bisher frei, und der Minister konnte gar nicht anders, als di Ab- sendung der Saatkartoffeln zu gestatten. Sine weitere Möalwhkeit von Ersparnissen von Kartoffeln liegt bei den Fabriken und rcne reien. Sie brauchen 64 Millionen Zentner, die mt verschwindaden Ausnahmen nur. für die Brotstreckung, also für die mens{liche&Cr- nährung verwendet werden. Ob eine Streckung durch Hafer 1nd Gerste möglich ist, ist eine andere Fwage. Für das nächste Wirtschäts jahr soll ein Handinhandarbeiten zwijchen der Heeresverwaltng und den verantwortlichen Stellen der Zivilverwaltung stattfindn. Auch die beseßten Gebiete, die Etappen, werden dabei berüdsichigt werden. Erst dann wird es möglich sein, festzustellen, ob eine Strecktg

mit Gerste und Hafer später möglich ist; einstweilen muß es bei tn Kartoffeln bleiben. Die Trocknereien und Fabriken haben lange il

gestanden, weil es thnen an Material fehlte. Man hat Roggenbpt mit Weizen \trecken müssen, und es is notwendig, daß die Trocka

fabriken jeßt in Gang kommen. Es ist nit richtig, daß jeder Lan- wirt darüber entscheidet, ob er an eine Fabrik oder ob er Spe} fartoffeln liefern soll. ‘Dos ist genau bestimmt, je nach der Qualitt der Kartoffeln, nad der Postverbindung usw. Jeder Kreis wet genau, wieviel Kartoffeln er an die Fabriken und wieviel er fu Speisezwecke liefern muß. Ih beabsichtige aber, zu verfuaen, daß di Trocknereien nuv so viel Kartoffeln bekommen, als zur Fortführum ihres Betriebes notwendig ist, eine Ansammlung von Kartoffeln soll vermieden werden. Es soll ferner angeordnet werden, daß die Trockne reien Kartoffeln nux zur Streckung der Ernährung verwenden. „ZN der Brennercifrage is au der Auffassung der Bevölkerung Necbnung getragen. Man denkt immer noch an die Friedenszeit, aber cs ist jeßt wirklid anders, Schnaps wird überhaupt nit mehr gemacht, jondern nur noch Spiritus für die Anforderungen des Heeres zu technischen Zweckten. Dafür haben die Brennereien sofort in Betrieb gejeßt werden müssen. Es haben darüber Verhandlungen mit dem K rieg8ministerium stattgefunden, es war leider nit möglich, die militärischen Forderungen abzulehnen und die Brennereien _stillzuseßen. Gs wird nodmals versudt werden, den Spiritusbedarf für diesen Iweck herabzuseßen, und es i} zu hoffen, daß neue Methoden aus- Tearbeitet werden, damit erspart werden kann. Aber allzu. große Hoffnungen darf man darauf nicht seßen. Trinkbranntwein aus Kartoffeln witd für die Zivilbevölkerung nicht gemacht. Auch in dev Brauereifrage ist das Interesse der Industrie nit maßgebend, sondern nur das des Heeres und der Bevölkerung. Verfüttert werden dürfen die Kartoffeln nur noch, so weit sie zuy amenschlichen Nahrung ungecianet sind, wir beabsichtigen wenigstens diese Be- \{chränkung auZzusprehen. Das ift ein neuer Eingriff in die Wivt- chaften, die große Schweinewirtschaft haben, aber der Notstand 1st fo, daß diese Beschränkung hingenommen werden muß. Ueber die Negelung des Verbrauchs sind die Verhandlungen noch nit ab geslossen. Aber als Nichtlinie gilt, daß wir nichf alle Menschen gleich mit Kartoffeln versorgen können, jondern ein Unterschied zwischen der schwerarbeitenden und der übrigen Bevölkerung gema werden muß. Die übrige Bevölkerung muß si mit weniger be: gnügen, . damit die Arbeitskraft der \cwerarbeitenden Bevölkerung auf dem- Lande und in der Stadt ausreichend gewährleistet werden fann. Jch hoffe, wir werden cinen Weg finden, auf dem si mil den vorhandenen Vorräten mögli gut wirischaften läßt. Dix jeßige Stockung hat mit der im allgemeinen nicht günstigen Ernt nichts zu tun, sondern liegt an anderen Gründen. Die Herbstsaal hat sih in den meisten Gegenden um vierzehn Tage verzögert. Würt schaften, die sonst {on damit fertig sind haben jeßt noch mit deu Herbstbestellung zu tun, und das“ leßte Pferd wird dazu gebraucht. Senn man feine Pferde hat, fann man keine Kartoffeln fahren, darin liegt ein großer Teil der Schwierigkeiten. Was der preußi|\che Kriegsminister zur Verfügung stellen kann, bildet nur €inen Tropfen auf den heißen Stein. Aber es werden auch Militärpferde her- gegeben werden. Die Getreidevorräte waren in jeder Hinsicht er- bópft es ist schon aller Ehren wert, daß wir nah der vorjährigen Mißernte durbgehalten haben; das leßte Korn Hafer und Roggen mußte ausgeschüttet werden, die NReichsgetreidestelle war am (Ende ihrer Kraft, wenn - nit sofort erheblicde Mengen Brotgetreide herausfamen. Jeßt gehen ‘die Lieferungen weiter. Das Kriegs- ministerium hatte gleichfalls erklärt, daß damals, als die neue Ernte fam, die Haferbestände erschöpft waren und sofort neue geliefert werden mußten, Die Gerstewirtschaft lag so, daß die Brauereien stillstanden und nit einmal das unentbehrliche Malbier hergestellt werden fonnte. Wir sind aber über die kritische Zeit, wenn auch knapp, hinwêggekommen, aber dadur 1st der ganze Betrieb zurückgekommen. Der Landwirt hatte also die Pflicht, von der Frühdruüschprämie Ge- brauch zu anacen, und anan fann ihm daraus keinen Vorwurf machen, daß er schnell gedroschen hat. Es mußte eben in ein paar Wochen alles gemaht werden. Die“ Kriegsgefangenen sind weggenommen worden, weil sie außerhalb der Landwirtschaft gebraucht wurden, es

ist aber Sorge getragen, daß sie für die Kartossel- und Nübenernte

wieder zurückgebraht werden. Ven Ce ehlshabern ift zuu Pflicht gemacht, jede entbehrlihe Arbeitskraft zur Verfügung 31

Fellen; dasselbe werden auch die Kommandantew der Gefangenen- lager tun. Die Bestimmungen darüber ‘sind noch neuerdings in (chärfster Weise wiederholt worden. Es ist also aud vom Kriegs- ministerium alles gesehen, was den geäußerten Wünschen entspricht. Die Enteignung ist ein großes Machtmittel, aber sie steht zum Teil auf dem Papier. Kartoffeln, die in der Erde stecken, kann man enteignen, aber man bekommt fie darum noch nit, wenn man _n1cht pie Arbeiter hat sie herauszunehmen. Man muß sie au zur Eisen- babn führen fönnen. Es wäre eine große Härte, die Pferde dazu den Landwirten wegzunehmen. Also bei dem großen Pferdemangel ist mit der Enteignung nichts zu machen. Und doch sind alle Stellen angewiesen, die Enteignung rüdsichtslos durchzuführen, wo böser Wille herrscht. Das sind aber niht normale Fälle, fondern nur Ausnahme- fälle. In vielen Fällen dringender Notwendigkeit ist aber auch die Enteignung da, wo nicht böser Wille war, durchgeführt worden. Aus manchen Kreisen sind Fälle angeführt, daß die Bohörden nicht sach- gemäß verfahrem oder die Landwirte sih falsch benommen haben. Menn die Behörden nicht so {arf durhgreifen, wie es wünschens- wert wäre, so ist das erflärlih. Alles Gute wird nit erwähnt, wohl aber, wenn Fehler gemaht werden. Aber es wäre falsch, 1d dur die Febler das Bild trüben zu lassen, das Bild von den großen Leistungen der Verwaltung in den Städten und in den staatlichen Ver- waltungen. Es ist nicht leiht, die Wirtschaft im Kriege mit einem Male auf den Kopf zu stellen, das ist natürlih mit NReibungen verbunden, und man soll nit vergessen, daß etwas geleistet isb, was noob niemals von den Beamten einer Verwaltung ausgeführt werden mußte. Das sind große Leistungen. Jh kann das sagen, denn ic bin an der ganzen Entwicklung der Dinge unschuldig, weil ih bis vor wenigen Monaten die Dinge nur von unten gesehen habe. Es läßt sich leicht in der Zeitung schreiben, wie man die Sacke machen foll, aber draußen auf dem Felde i} es anders. Jch halte es nach manchen Vorwürfen für meine Pflicht, meine Ueberzeugung hier offen auszuspre{en. Wenn das Kriegsernährungsamt dem Gemeinde- vorsteher ciner kleinen Gemeinde gesagt haben soll, er solle sich selbst helfen, so war das nicht eine Aeußerung des Kriegsernährungsamtes, sondern ein Privatbrief eines Vorstandsmitgliedes, von dem ih bis dahin nichts gehört habe. I nehme an, daß er nur scherzhaft seinem Freunde geschrieben hat, er möge sich selber helfen. Jch kann nicht die Berantwortumg für alle Briefe übernehmen, die ein Vorstandsmitglied meines Amtes an einen Freund im Lands schreibt. Wenn auch darunter stand „Mitglied des Kriegsernährungsamts“, so kann man nicht daraus schließen, daß es amtlid geschriebew 1st. Der Abg. Sachse hat vieles verallgemeinert, was einmal vorgekommen ist. Denken Sie nar, was auf die Psyche des Landwirts alles eingestürmt ift, wie er durch die Preisgestaltung verdorben ist. Jch habe mich als OVberpräsident dar- über sehr geärgert. Erst hat man den Leuten zugeredet, ihre Erzeug- nissè abzuliefern, umd dann haben: die anderen, die es nicht getan haben, später dafür mehr bekommen. Ein sehr großer Teil unserer Landwirte sißt hier im Hause; ich habe die größte Hochachtung vor den fabelhaften Leistungen der Frauen and werde sie nie vergessen. Aber due Psyche der Frau ist doch anders geartet als die des Mannes. Die Frauen sehen mehr auf den Groschen, und die Hoffnung, mehr Geld zu verdienen oder zw ersparen, ist noch stärker bei ihnen entwielt als bei den Männern. Was da beù den Kartoffeln, beim Hafer, bei der Gerste passiert ist, ist psychologish nicht ganz unbegreiflich, so {wer cs zu tadeln ist. Damit aber wird tatsächlich die Gefahr tes Zurückhaltens gegeben, das i} unbestreitbar. Ich erkläre, daß, solange i die Ghre habe, Vorsißender des Kriegsernährungsamts zu sein, das unter keinen Umständen wieder passieren wird. Unsere Bevölkerung könnte es nicht ertragen, wenn in der Art weiter vorgegangen würde, und wenn fich einer doch noch darauf Hoffnung machen sollte, dann fönnte fie nur darauf begründet sein, daß ih mi nicht mehr im Amte befände, umd ih hoffe, daß cs meinem Nachfolger es sind ja sehr viele Herren da, die mit der Sacke vertraut sind recht leicht sein wird, zureht zu kommen, Unter keinen Umständen also darf eine Grhöhung einmal festgeseßter Höchstpreife, set es bei Kartoffeln oder sonstwo, eintreten. Jch würde dankbar sein, wenn auch Sie diese Auffassung im Jhrew Kreisen ver- breiten würden, es würde damit eine Quelle riesigen Aergers verstopft werden. Was vorgekommen i, waren Ausnahmefälle, aber Aus nabmen steten bekfanntlid an und müssew bekämpft werden. Die Frage des Abg. Schiffer, ob die mir zur Verfügung stehenden Macbl- mittel ausreichen, muß ich bejahen. Moch niemals is mir aus Mangel an Zuständigkeit irgend eine von mir beabsichtigte Maßnahme unmöglich aemacht worden. Aber ich warne Sie, dia Macht der Zen- tralinstanz in wirtschaftlichen Dingen zu übershäßzen. Die Macht hat ihre Grenze in der Natur der Dinge. Wir können nur allgemeine Nicktlinien ge die Verantwortung müssen und wollen wir tragen, aber auch sie ist ja leider auch mr auf dem Papier da, wia viele andere Sacken, die ih heute besprohen habe. Es kann nicht jeder Ortó- vorsteher und jeder Landrat absolut alles rihtig mahen. Aber den Fnftanzenzug zu untorbvechen, den einen ab- und den andern cinzuseßen, das wäre doch unvernünftig, und tatsächlich find mir doch solche Auf- fassungen ofl entgegengetreten. Erwarten Sie also von mir nit, daß ich alle Mißstände auf dem Gebiete der Kartoffelversorgung beseitigen werde. An gutem Willen soll es wahrhaftig nicht fehlen. Jch habe Jhnen die Situation ganz offen dargestellt. Jch hoffe, daß dur die heabsihtigten Gegenmittel, zu denen aub noch dia Verwendung pon Scbulkindern and die Verlängerung von Schulferien hinzutritt, die akute Kartoffelnot {on in den nächsten Tagen beseitigt sein wird. Unbedingt aber muß auch erreicht werden, daß wir vor dem Eintritt des Winters den Winterbedarf sichern, damit sich nicht die Gefahren des Vorjahres wiederholen, über die uns s{ließlich nur der milde Winier hinweggeholfen hat. Dieses Jahr stehen wir besser da, wir brauchen eine ernste Sorge nicht zu hegen, und auch die heutigen Beratungen werden zur Beruhigung beitragen. Der Kriegsminister wird die kom- mandierenden Generale anregen, daß sie threrseits die ganze Bevölke rung für die Mitarbeit an der Kartoffelernte durch den Hinweis auf die Bedeutung derselben für das Heer interessieren. Jch hoffe, daß auch das dazu beitragen wird, die Arbeit zw konzentrieren. Die An- lieferung muß in den nächsten acht Wocbew bewirkt werden, und ich bin fest überzeugt, sie wird bewirkt werden. Unseve Feinde haben auf unseren Zusammenbrucb gehofft; als die vorjährige Mißenite bekannt warde, hatten sie ausgerechnet, im Juni wären wir fertig, und diese Nachrichd ist bis in den leßten Schüßengraben gedrungen. Die Hoff- nung der Feinde ist zuscanden. geworden, das Notjahv 1915/16 ift überstanden, und mit großer Nuhe Tönnen wir dem uewen Wirtschafts- jahr entgegensehen, dessew Grundlagen, wenn auch in der Kartoffelfrage \chwierig, im übrigen nach den verschiedensten Richtungen unendlich viel besser sind, und auch diesa Schwierigkeit wird, wenn jeder seine Pflicht tut, überwunden werden können. Sie können dazu beitragen, indem. Sie in Ihren Kreisen und Bezirken auf die unbedingte Not: wendigkeit der rechtzeitigen Bergung dev Ernte und auf die entgegen- stehenden Schwierigkeiten hinweisen, denn nur dur volle Aufklärung, nicht dur gegenseitige Anschuldigungen kann der Grfolg, den wir alle wollen, erreicht werden.

Auf Antrag des Abg. Ebert (Soz.) wird die Besprechung der Jnterpellationen beschlossen.

Darauf vertagt sich das Haus.

Schluß gegen 634 Uhr. Nächste Sißung Freitag 12 Uhr. (Anfragen, Besprechung der Kartoffelinterpellationen, Beratung der Ausschußanträge zur auswärtigen Politik usw.).

Parlamentarische Nachrichten.

Das Mitglied des Herrenhauses Gans Edler Herr zu Putliy, Erbmarschall in der Kurmark Brandenburg, in Bear ‘auf Philippshof bei Putlit, ist am 10. d. M. in Berlin-Westend gestorben. :

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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperruugs- maßregeln.

Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Oesterreich-Ungarn am 4. Oktober 1916.

(Kroatien-Slavonien am 27. September 1916.) (Auszug aus den amtlihen Wochenausweisen.)

2

Nr. des Sperrgebtets

KöntgreiHe und Länder

Komitate (K.) Stuhlrichterbezirke (St.) Muuizipalstädte (M.)

Zahl der verseuhten

Höfe

Gemeinden

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2] Gemeinden

n D 4! Gemeinden

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a. Oesterreich. z Niederösterreih

1 Oberösterreih

Salzburg s Steiermark .

Kärnten E Krain . s Küstenland

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V orarlberg Böhmen .

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Shlesien Galizien

Bukowina Dalmatien

Hh. 1lngarn. K. Abauj-Torna, M.Kaschau

See)

St. Arad, Borosjens, Elek, Kisjens, Magyarpscsfa, BUEROo, M. Arad

St. Borossebes, Mäária- radna, Nagyhalmägy, Tornova

K. Arva, Lipta Turócz .

Bácsalmás, Us Topolya, Zenta, Zombor, Städte Magyarkanizsa,

enta, M. Baja, Maria heresiopel (Szabadka), Obr iss

St. Apatin, Hódsûg, Kula,

Reis, Palánka, Titel,

Neu a (Ujvidék), 3sa- blya, Vè. E LGLA

K. E . Fünfkirhen

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K.Bars, Hont, B A (Selmecz-6s Bólabánya

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K. Bereg, Ugocsa .

K. Bistriy (BVesztercze- A e Ha

St. Berettyóujfálu, De- recsfe, Érmibálvfalba, SUOUG Sárrót, Szs- Del bid: e

St. Biharkereszt Élesd, Központ, Szalärd, M. Großwardein (Nagy- Mas

Si. Belónyes, Bél, Ma-

arie Nagyszalonta,

ente, Bao. K. Borsod, M. Miskolcz K. Kronsladi (Brasss), QAromaST kd viue K. Csanád, Csongrád, M. ódmezd Bbsärhel ; zegedin (Szeged) . . O K Gran (Esztergom), Raab (Gydör), Komorn Komárom), M. Györ, D erd Cn K N S Ie D M. Stuhlwetißenburg (Szókesfehörvár) . . K. Fogaras, Hermannstadt (Siebe) eas ade K. Gömör 68 Kis-Hont, Sohl (Zólyom) . .. K. Hatdu, M, Debrecztn (Vebreczen). «+6» K. E Ca Ca M Ua e ca aae vos K, Jász- Nagykun- Szolnok

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(Schweineseu b. in Uugaru (aus\{l. Kr

Rot 26 (32), Maul- und Klaue pest (Schweineseuche) 1001 (5852),

Außerdem Pockenseuche der 21, 25, 27, 35, 38, 50, 53, 56 in 20 Kroatien-Slavonten : Roy 35 (66), Maul- und Klauenseu

) 36 (298), Rotlauf der

Außerdem Pockenseude der Schafe im Sperrg 2 Gemetnden und 3 Gehöften, euche der Schafe ist in Oesterrei, eschälseuhe der Zuchtpferde sind în De

(Schweineseu

Poten viehs und nit aufgetreten.

K. Kleinkokel (Kis-Küküllö), Großfokel(Naav-Kükülld) }- K. Klausenburg (Kolozs), M. Kanicaaer BRe 8bár) |— St. Bôga, erión ánya, E es,Lugos, aros, Temes, Städte Karánsebes, Lugos. . - St. Bozovics, Jám, Ora- viczabánya, Orsooa, Re- czabánya, Teregova, Iob o 0000 Q. Márúmacr0d. «s 59 K.Maros-Torda,Udvarhely, M. Maros-Vásárhely . K. O Colon, Dedenburg(Sopron), V. 7 E K. Neograd (Nógrád) . « « |—- K. Neutra (Nyitra) . . . . |- St. Aszód, Bia, GodoUl3, omáz, Waizen (Vácz), tädte St.Andrä (Szent- E, Vácz, Ujpest, M. Budapest « « « » « - St. Alsódabas, Gyöômrös, Kispeit, Monor, Nagy- fäta, Náczkeve, Städte Nagykörös, Czegléód, M. Nette A 4 St. Abony, Dunavecse, Kalocsa, Kiskörös, Kis- funfélegyháza, Kunszent- miklós, Städte Kiskun- fólegyháza, Kiskunhalas K. Preßburg (Pozfony), Do onY Sve 6 6

A Särod. ca an S St. Igal, Lengyeltöt, Marczal, Tab .. St. Barcs, Csurgó, Ka- posvóár, Nagyatád, Sziget- vár, Stadt Kaposvár « . K. So e a ou ors K. Szatmár, M. Szatinär- a ane (S; ; K R K. Zips (Szepes) « . « R K. Szolnokt-Doboka . . St. Buziäsfürds, Központ, Uppa, Temesrókas, Uja- rad, Vinga, M. Temesvár St. Csák, Detta, Oa, kirdjen (Fehértemplom), Kevevár, Werschet (Ver- secz), Stadt fe órtem- plom, M. Verseczi « « « O K. Tohrenburg, (Lorda- Aan e S St. Cs\ene, Großkikinda (Nagykikinda),Nagyszents- miklós, Párdány, Per- E 08, Törökbecse, Török- anizsa, Haßfeld (Zfom- bolya), Stadt Nagy- Mia L St. Alibunár, Antalfalya, Bánlak, Módos, rohr becskerek (Nagybecskerekt), Pes Stadt Nagy- ecskerek, M. Pancsova K. Trentschin (Trencsón) . K. Ung, St. Homonna Mezölaborcz, Sjzinna, Sitroplo l ce aia ues St. Bodrogköz, Gälszscs, Nagymihály Sárospatak, Sátoraljaujhely, Sjze- rencs, Tokaj, Naranns, Stadt Sätoraljaujhely . St. Czelldömölk, Felsôör, Güns (Köszeg), Nöômet- ujvár, Sárvár, Stetn- amanger (Szombathely), Städte Köszeg, Szom- Bathelv Ges T S. Körmend, Olsnist (Mu- raszombat), Szentgott- bhárd, Gisenburg (Vasvàr) K. Weszyrim (Veszpröm) . St. Balatonfüred, Kes8z- thely, Pacsa, Sümeg, Tapolcza, Zalaeger8zeg O Stadt alaeger3zeg « « « « « St. Alsólendya, Csáktor- nya, Letenye, Nagykanizsa, Nova, Perlak,StadtGroß- kanizja (Nagykanizfa) . « lite. C

Kroatien-Slavyonten

K. Beloväár - Körôs, Va- rasdin (Varasd), M. Va- L E L Ea A

K. Uka-Krbaya. . « « « « «|-

K. Modrus-Ftiume « « « + +

N Pole «ae as

K. Syrmien (Szeróm), M. Semlin (Zimony) . . - 13

K. BELIe, M. Effeg

(ŒEsz K. Agram (Zägräb), M. Zágrá

Zusammen Gemetnden Roy 15 (18), Maul ih Slquense de o8 15 (18), Maul- und Klauenjeu@e N Ge) 106 (314), Rotlauf der Schweine 176 (421),

oatien-Slavonien):

euche 1314 (10844), Shweine- Rotlauf der Schweine 312 (1205). Schafe tn den Sperrgebieten N Gemeinden und 28 Gehöftev.

weinepest s | Nr. 68 in

‘des Rind- R e Ragara

t 440 (2838), S{weinepest