1916 / 256 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Oct 1916 18:00:01 GMT) scan diff

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Magistrat die Mitteilunz gemo@cht, daf ü

tagift 2 \ rot, er 100 000 für gemein- “ay vaterländische und mildtätige Zwette stiften will. Die Zinsen fon 0 000 k follen zur Unterstüßung erkrankter bedürftiger Ange- stellten und Arbeiter der Fabrik dienen, während 70000 4 zum Besten der Stadt Minden, zum Bau von &tnfamilienbäufern pver- wendet roerden follen.

Kuust und Wissenschaft.

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. i Zaigald daf, in der Hauptversammlung rei m r Ghemiker in Leipzig einen Vortrag über Ancalvie und Syuthese der Farben gehalten. Der Bortrag, der ble jüngsten Atheiten Ostwalds zusammenfaßt, darf nit nur wêègen seines theoreiisden Fnhalts, sondern au wegen seiner yrak- tisGen Ergebnisse auf weitachendes Interesse renen. Da die Farbe eine Empfindung ist, betont Ostwaïd, daß die Farbenlehre grund- räßlih zur Psyologie geh3re. Wie weseatlih diefer Umstand sei, gehe ¿us der Latfache hervor, daß man bei völlig unveränderter Beschaffenheit des Lichts dennoh dieselbe Fläche bald in gelber, balb in brauner Farbe sehen Tann, je nochdem die Untigebung dieser Fläche entweder liilo3 oder mehr oder weaiger beleuchtet t. Es tei deshalb nôtig, grundsäßli solhec Farben zu unterseiden, die allein für si in einem im übrigen lichtlosen Vesihtsfeld auftreten, O 8 erein mit anderen Garben an den Gegenständen A o elt Leden werd n. Jene nennt Vstwald bezugsfreie, eje bezogene Farden. Die Erfahrung erweist, daß die bezug#freizn Farben eine geringere Manntgfaltigkeit besligen als die bezogenen. Es fehlen bet ihnen die braunen, olibgrünen, grauen und anteren trüben Farben vollständig, die bet den bezoaenen richt nur vorhanden sind, sondern deren größten Teil bilden. Ostwald ging nun daran, etne bestimmte Fa1be durch Messungen festzulegen. Mit H lfe etnes Bunderttetligen Fazbenkreises und etnes einfabenovtisch:n Apparats bestimmt er den Farbenton, was, wie die Vorführung er- vies, in wenicen Augenbli@®n leiht durGführbac ist, Dann wird der Wetß- be:w. Schwaizzehazalt der Farbe ermittelt, w:s daduch geseht, daß man die Farbe etnerseits mit dem übezreiyi1immenden, andre: seits mit entzegengesentem Licht be- leuchtet, wobet der {hwarze bezw. weiße Anteil fichiba& wird und nun gemefsen werden kann. Aus dresen beiden Weiten vermag man durch einfacze Nechnung die Reinheit der Farbe zu ermitiela. Da nun fowohl die Nun mer im Faibenkie!s wte auch die Neinheit und bec Weißgthalt durch zweizffiize Zahlen ausdrückbar sind, so stellt ihre Zutammenfstellung, eine sechsziffrtge Zabk, die Ergebnisse der KFarben- analyie dar. Eintat man fich au? eine bestimmte Neibenfolge der Angaben, so sind in diesen feck&8zlffrigen Zahlen die Formein für alle Farbzn g?aeben. Wéan ift iet also in dec Lage, alle Eigen- schast-n einer beitebigen Farbe in ch8 Z ffern auszudrücken und un- abhängig bon jeder Willfür mit Hilfe oteier ses Z fern stets au toteder die Fa1be aufzufinden, die durch jene bezeichnet wurde. Daß dies eiren großen Fortschritt au im praktishen Leben bedeutet, wird jeder eitennen, der jemals geziwungen war, auf Grund etwa der üblihen Farbenkarten eine bestimmte Farbe zu bezeichnen.

Die Königlich bayerl!sche Regier1ng hat an Stelle des verstorbenen U iversitäteprofessors, Gehetmen Hofrats Dr. Johannes Ranke den T ateome vatorc der Kunstdenkmale und ültertümer Bayerns Or. Heoig Dager als bayerische8 wWeitalied der rômisch-germanisen Kommission des Archäolozischen Instituts auf die sazungömäßtge Dauér von fünf Jahren berufen.

Literatur.

Von ter Sammlung „Wissenschaft und Bilbung", die im Ver- lag bon Quelle und Vtècyer in Leipzig ersceint, Uegen einige neue Bänden vor. Im 136. betandeit der Professor D. Dr. A. W. Dunztuger- Hamburg „Hauptifragen der Leben3gestaltung“. Der Lesec wk:d in dem gedankenreichen, gut disponierten Büchlein, bos aus einer. Reihe von Vorträgen entstanden ift, mit den ver- ibiedenen Sruntausfassurgen bekannt acmacht, die si die Menschheit im Laufe ihrer geifikgen Entwicklurg von Sinn und Wait des Lebens gebildet hai: der naturalisilsGen, idealistishen, intellefiualistisdcn, ästbet!sch:n und ethifhen Lebensauffassuna. Nach Darlezung tes Persönlichkeitzideals und einer Kritik des Pessimismus wid daun das religiöse Gefühl der Menscenseele von seiner Quelle an, d. d. Lon der S?bnsuch!, tie über das Empirische hinausweist und in ihm Telne Befrtetigung und ketne Möglighkeit zuc erjehnten Veryoll- kommunüng fiadet, unt&:sucht. Angesichts der Unerreichkaikett der bösen fittlden Foidérungen : Fantis®Wen fategorisfßen JIm- pèratio8_urd des L chlelecmazaishen Persönlichkeitsidea!s seien nur zwei Möalichkeiten geboien, ein WVerharren im ethis%en

} oder eine? Wendurg zur Religion. Das führt ven Verfasser u Jesus und seinex „Frohen Botschaft*, d-en Personlhtait und dessen Heilélehr zwei rwoeitere Ubichni fte gewitmet find, Das S@&lußkapitel „Vollendung“ be- \Güitigt fi mit den leßten Wirkungea der chri)tlihen Lehre auf tie PVieaiœweniecele und deren úbtec das trdische Dastin binautgehenden Hoffnungen ind Eniwickiungsmöglihkeiten. Im 116. Bändchen bietet Professor Dr. #Friedrich Lienhard cine „Einführung in Guoeihes Faust“. Nach einleiterden Ausführungen Byetbes Ges fjamtpefönlichke!t wotrd in großen Zigen der Gedankeng2ng ber ! dißtung sfizziert und tin cinem welteren Kapitel! die der Dichtung geschildert. Die Heiden leuten handein „Faust* ais Ku Ci und ais (Erlötjungsreerk. Lienh1ud, der sid ia füh:re citten bereits als K WSoe1hes und als fteinfinnigec Rutdeutecr seiner Dichiungen beroähr hat, bietet aud in diesem LBüHlein Wertyolles und Eig:nes, wollte is etnen neuen Faustkommentar li-fecn, f i ber Dichtung in großen Linien zusammenhängend darstellen. Der Leser wird felnea Kusführunzecn mit Interesse folgen und au luß füc manche Muftiärung dankovar setn. Jm 60. Bändchen, bas gletch dem vors» gevanunten in 2. Auflage vorliegt, behandelt der ordentlihe PDro- fessor an der Ualyersität Fretburg i. Br. Dr. L. Sütterlein ie Lebe Von der Lautbilvung”. In einex Dar- jtellurgéweise, die wissenschaftliche Z 1werlässigkeir mit Gemein- verständiihkeit glödlih verbindet, werden der Apparat und Veechanis- mus dec SpreGorgane, das Wefen der Laut? und der Lautverbindungen sowie tóre ECintii!ung behanvelt. Etn -biscnderer Abschnitt tit der „Muster-“ uvd der mundatlicen Aussprache, der Bühnen- und Ge- Jangssprae eingeräumt. Gut gewählte Betlpiele aus deim Deutschen und seinen Dialekten sowie zabli eid Äbbildurgen unterstützen bas Ver- jtändnts der thecr-tischen Aufführungen. Cin alphabetishes Ver- zeichn'8 ter in dem Buche erwöhnten SaGen und Personen, der *ortfor:nen, Lauie und Schreiburgen ist dem Büchlein beig-geben. Fedes Bäntchen der Sammlung kostet gebunden 1,25 6, :

Theater nd Musik.

Morgen, Abends 74 Uhr, findet lm Königlihen Opern- bause das Is Symphoniekonzert der Köntglihen Kapelle unler der Leitung des Seneralmusildirektors Dr. Richard Strauß att. Dos Mittagékonzert hierzu beginnt morgen um 12 Ubr.

Im Königlicen Schauspielhause wicd morgen das Lust- \viel „Li2 Sournalifien* gegeben. In den Hauptrollen sind die Damen A: nsiâdt, Conrad, Heisler, dle Herren Boettcher, Cl. wing, (sichho z, Engels, ven L-tebur, Leffler, Patry, Sas und Vesper- mann bc:\4äfutgt. Spielleiter ift der ODbertegtsseur Patry.

Mannigfaltiges.

Seine Majestät der Kaiser und Köntg und Ihre Majestät die Kaiserin und Köntgin bejubten, „W. T. B,“ zusolge, am Sonnabendbormiitag die s ädtishe Volks) peisung in dex Zeutralmartthalle.

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__ Der Hauptmann Boelcke isi, wle „W. T. B.* meldet, im Verlaufe eines Luftkramvyfes am 28. Oktober mit etnem anderen Flugzeuge zufsammengesioßen und bei der darauf erfolgten Landung bioter unferen Linizu tödlih verunglü cki. Am 27. Ok- tober haite er jen 40. feindlihes Elugzeug abgesWofsen,

Bet der Berliner Mission sind, wle ,W. T. B." miiteilt, weitere Nachrichten über die Lage der deutschen Gefangenen in Blantyre eingelaufen. Vie Zahl der dort eingebrachten Missionare, Farmer, Kaufleute und Sotldaten ist im Laufe des August weiter gefäegen. Unter den leyteren befindet G auch der Chef der Militärstation Iringa, Hauptmann S!yx, der in einem Sefecht bei Sidugala verwundet und in dem dortigen Hosy des Berliner Vereins für ärztli®e Mission von der Njassabundschwester G. Franke gepflegt wurde, am 5. Juli mit seiner Pflegerin gleichfalls in die Gefangenschaft abgekührt ist. Der Missions- aczt von Kidugala, De. Grimm, war mit seiner Gehilfin, der NjassabundsGwester B. Alexander, seit Mat 1916 zum Sanitäts- dienst an die Küste geruten. Jn Blantyre find dite Männer in den Räumen der Niederlassung der Firma Deuß untergebracht, Frauen in einem Lager, das us ‘den Gouvernementsgebäuden und schnell errihieten Eingeboreneahütten besteht. WBrehand- lung und Verpflegung sind zufriedenstellend. Auf dem be- s{werlih:n Tranèport vom deutschen Gebtet bis nah Blantyre, bet dem e in hohem Grade an der nötigen Fürsorge und an Schuß gegen tropishe AniteXungen gefehit hat, haben sich mehrere der Gefangenen, besonders der Frauen und Kinder, Er- krankungen zugezcgen. Glüdkliherweise fehït es in Blantyre nicht an ärztlider Hilse; unter den Gefangenen befindet ch auch der Negierungsarzt Dr. Meyer. Am 9. August ltef tn Biantyre die \chmerzlihe Nachricht ein, daß der um das Schuzgebiet hoch verdiente Misstonsarz des Berliner Veretns für ärztliche JMisston, Dr. Rudolf Dehme, der Begründe der iden nonen Kidugala und JIsumba, de fett »es Krieges bet der S{hußtruppe von Langenburg ftand, in adi! den Anstrengungen seines auf- opfecndea Dienstes erlegen it. Sein früher Tod er wax nochck nt 39 Misfion ein neuer

Í L it für die Berliner ‘M schwerer Verlust. U cas Geshick der an der Zentralbahn ‘in der Küstenlardschaft Uszramo und in Daressalam tättgen Mitsionare und der anderen deutsFen Familien liegen nähece Nachribten noch nit vor. i

_ Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat September 1916 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Jnstitut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Der September war Thl, dabet bis auf den trüben und nassen Südwesten metst iroden, heitec und reich an Sonnërscheta. Die Temperatur lag im mittleren Wesien und in Schlesien fellenwetse wentger als 1, fonfi 1 bis 2 Grad unter dem langjährigen Mittelwerte. VMarima von 25 oder mehr Grab sind nur an wenigen Tagen im Südweslen, an der mittleren Eibe und tn Oberschlesien vorgekommen. Im leßten Mona1sdrittel traten im Osten Na§tfröste auf. Die Niederschlags- mengen errelhien außer in Nieders{lesien, Htntervommern und einein zusammenhängenden Gebtete, das fich vom Südwesten her nordost- wärts nach Thüringen erstreckie, nirgends die normalen Werte, dite allerdings auf den Vöhen des Thüringer Waldes um mehr a!s 80 vom Hundert übersch:ilten wurden, Sehr wentg Regen (nur etwa 30 vom Hundert des langlährigen Durchschnitts) ist in der Gegend des Wethfeiknies gefallen, Besonders trübe war es tm Segensaße zum Nordosten (bis über 45 Prozent der möglihen Sonner.s{hein- dauer) im VYachen - Dürener Hügelland (nur 2% Prozent). Die höchsten Erhebungen des Niesengebtrges hatten veretts eine mehrtägize Schneedecke. Auch blieb hier das Mecrimum der Tempzratur an etnigen Tagen unter dem Gefrierpunkte. Die Karte der Niederschlag8verteiïung Läßt große Gleichmäßigkeit auf weiten Strecken erkennen: Vortwilegend find unter 50, tin größerer Ausdehnung fogar unter 25 mm MNegen gefallen. Mebr als 50 mm wurden in vielen fäfiennahen Gegenden, besonders Hinterpommerns (bis über 100 mm) beobaŸtet, ferner in versprengten Gebieten Hannovers und Braunsweigs, in Teilen von Schlesien, im Südwesten bis weit nach Thüringen hinein und in alien Gebirgen, besonders im Thüringer Walde (bis 150 mm). Am wentaften Regen (ftellenweise nur wentg über 10 mm) ift in der Weichselgegend herniedergegangen. -—— Fn den ersten Vonatstagen traten T'efdru@gebtete über Nordwest- und Ost- europa auf, die dur einen Nücken bohen Luftdruckes mit Matximal- fernen Über Südeuropa einerseits, Nordskandinavien anverleits yon- einander getrennt waren. Bei werchselnder Bewölkung und Wind- ag war es vorwiegend trocken, nux an der preußischen Küste 4 tegnerisck. Mit der WVerflaGung der nordwestlichen n nahm zwar das Hoidruckgebiet an Umfang zu, gleich zeitig. bildeten ih aber av TLeiittefs aus, sodaß am 4. und 5. in vielen Gegenven Nordyveutshlands Regen fiel, der aber nur zeßend war, da vom 6. ab wiederum hoher Luftdruck in TSefteu ] wurde, während as Minimum met im hohen Nerdven lag. Auch über dem Mittelmeer lagerten Dipre!sionen deren Einfluß zwar noch nördlih der Alpen, nicht aber mebr in Nocddeuts{land zu spüren war. Vom 13. ab drangen Ausläufer des norbdöstlihen Tieforucckgebtetes in jüdöstliher Nichtung vor, so 3 bet nördlihen Winden sehr veränderkihe, kühle d regnerisch Witterung maßg!bend wurde, die au anhielt, al î von Westen her nach der Nord- und Osisee ihrem Rücken wurde es zwar troEner, jedo fo falt, da Elbe in den klaren Nächt:n vielfah R-ifdilpungen, in | Weichselknies sogar mehr ais 2 Grad unter Null H Fin Wärmerücäsch!ag mit gleichzeitig heiterem und troFenem L machte {ih dei melst südli%en Winden erst vom 25. ab gelt-nd, einem ausgedehnten Tiefdrukgebiet über Westeuropa hoher Dru tm Südosten g?genüber lag; jedo erfolgte bereits in den letten Tagen erneute Ablühlung, indem zunächst ein barometrishes ; b

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r Abi | Hochdruckgeb ih von Skandinavien nach Kurland bewegte und in Osivreußen Net. frôste bedingte, während später etnem barometrisWßen Mariuium üher Jtordwesteuropa tiefer Luftdruck in Milteleuropa gegenüber so i in MitteldeutsWland mehrfaW Gewwttter mit tar

hecrschter, währenv im Ostseegebiezte die kühle Witte

Warschau, 28, Oktober. (W. T. der König Ludwig von Bayern traf he d mittels Sonderzuges auf dem feftlih geschmücckten Bahnhof ein, w Seine Majestät zunächst vie Meldung des Generalgouverneuxs von Beseler entgegennahm und ih hierauf die zum Empfang be- fohlenen Herren, den Gouverneur voa Warschau, von Eßtzdorf den Verwaliungthef von Kries, den Chef deg Stabes, Generalmajor von ._ der Es, dean Kommandanteu, Senetal- major von Kinzelbachß und andere, vorstellen ließ, Dann bes grüßte er die Chrenkompagnie und \ch{ritt deen Front gb, worauf ein Vordbeimars erfolgte. Hierauf begab fh der König mit Gefclge dur den mit Pflanzen und bay-rishen Fahnen ge\sHmüdten &mpfangsfaal zu der vor dem Bahnhof aufgestellten bayerischen Ghrenshwadron, auch diese freundlih begrüß:nd. Im offenen Wagen des Genera!gowverneurs wurde dann die Fahrt zum Palois Pot1ocki angetreten. in dem der König während feines Warschauer A»fenthalts Wohnung genommen bat. Später unter- nalm Setne Majestät einen kurzen Sp1ztergaog durch die tnnere Stadt, woran si etn Frühstück im Pakais Potocki chloß. Im Berlauf des Nachmittags besichtigte der König unter der Führung des stellvertretenden Polizeipräsidenten, Brafen von Lerchenfeld die A!tstadt und besuchte dort u. a. die St. Annenkir(e, die Fohannes- Tathedrale, das Haus ter Fürsten voa Mafovyien und das Fukt-r- haus, wroofelbst der König seinen Namen in das Gästebu@ cin- trug, Die Fahrt gig bierauf über den Krasinéfiplag zur Miadrwastraße, wo vie Presseabteilung und WVeclegsxbtetlung des Berwaltu"gste# durch elne BesiBligung ourgezcichnet

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wur e. Um 65 Uhr pelle Seine Mujestät dex Köaig

(C 2 N . ri Seine Maiesl vormtttag um 10 Uh

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bei dem Genetralgouverneur von Beseler im Schloß Belvedere und begab -sch Abnds 8# Uhr nah dem Allgemeinen deutschen Kasino zu einem Bayernabend, zu dem aus Anlaß des Besuh28s des hoken Landesvaters alle in Warschau und Umgebung wirkenden Bayern geladen waren. Seine Majestät wurde von dem Stadtkommandanien General von Kinzelbah, dem Grafen von Lerchenfeld und dem Hauptmann Cresserer empfangen und nahm an der Ghrentafel neben dein Generalgouverneur von Bejeler Plag. Der stellvertretende Polizeipräsident, Graf von Lerchenfeld begrüßte den König mit folgenden Worten: „Eure Majestät ! Dte Stadt Warschau i} von einem Wittelsbaßer erobert worden. Heute weilt wieder cin Wittelösbacher, unser Allergnädigstec König, in diesen Mauern. Viele treue Bayern sin® heute hter versammelt, um thn zu begrüßeu, um ißm zu danken für dle Gnade, daß er uns einen Abend hier gewidmet bat. Wir begrüßen Eure Mat-\tät hier hinter deim Schuzwall unserer tapferen Truppen wte im Frieden und doch au) im Kciege; denn keinen KAugenblick vergessen. wir der großen G 2 sch auf allen Kriegs[chauplägen ab- spielen, ket lugenblick vergessen wir unsere Pflichten und ert | { Felde, feinen Aucenblick auch PfliGten gegenüber i Herrs{erhaus. Wir ) Fürst zulammentiehen müssen, daß das Volk uldet, Seiner Majestät erbabenem Beispiel er Majestät geloben wir die Treue der Bayern, buldigen wir mit dem Nuf: Unser Allergnädioster ie Anwesenden _in die! Darauf erwiderte Seine

r König Ludwtg mit folgender Ansprache: Zonen, Herr Graf, für Ibre Worte. Ich habe mich Stadt wiederzusehen. Als {h vor Jahren zum ersten Zale hier war, „hätte ih nit gedacht, daß es bei etner solchen Gelegenkeit geshähe. Der Herr Graf hat eben erwähnt, daß Prinz Leopold es tar, der mit einer deutshen Armee in Warschau ein gezogen t, id kann Sie versihern, es is mir wirllih eine herzliche Freude Gf ade meinem Bruder, der sein ganzes Leben der Armee gewidmet i, besGieden war 18 sieg-

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reicher Feldherr hier einzuzteßen. Mtr, Ihrem Köntg, ist es eine ganz besondere {Freude bera), wo i hinkomme, zu horen, Laß die Bayern. in d Krieze fich ganz hervor- ragond geschlagen haben. Ich zweifle nit, daß es so bleibt, bis wir einen_ ichen und ehrenvollen Frieden errungen haben. Ihnen, de Sie nicht als Soldaten hier find, obliegen andere [chwiertge Piliczten. Sie baben niht nur für das Wohl der deutshen Armee, fondern auch für das Wohl des Landes und setner Bewohner höre ih, daß Sie es verstanden

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zu jorgen, und mit Befriedigung ht

haben, der Bevöôlkeruag vorzusieben. Deshalb wünsche i, daß, wenn Sie wieder in un\ere Hetmat zurückkommen, Ste sch darüber freuen können, gute Mibeit geleistet zu haben, der Sle O [les mit Genugtu»unz erinnern werden. Wenn der deutsche Soldat seine Pfli&t tut, so tut er fie nit als Söldner, fondern er tut fie als Vaterlandsverteidiger. Das ganze deutsche Heer i kin Söldnerheer, es ist etn Volk in Waffen. Jung uad alt, ledig und verbeiratet, arm und rei, keiner steht zuüdck, und jeder tut seine P So wünsche ih Ihnen denn uohmals, wenn Si? zurüclkommen, daf Sie mit stolzer Freude Jhres Aufenthaltes hier gedenken können. Jh danke Ihnen, daß Ste meine Anwesenheit in der polnischen Hauptstadt benußzt haben, um mich hier zu begrüßen. Id weiß ja, daß viele zu dem heutigen Tage von weit her gekommen find, und somit Gott befohlen, meine üteben Bayecn!“

Im Verlaufe des Abends trug der deutsche Männerchor unter der Leitung des Kapellmeiltecrs Peter Ney, eines Berchtesgadener Kindes, etne Anzahl Vo!kelieder für Männerhor von Um 10 Ubr verlteß Setne Majestät da F #, nachdem er ih von einer großen Anzahl vou Hèzrren persöalih verabschiecket hatte. E

Paris, 29. Oktober. (W. T. B) In einer Pulverfabrik in St. Médard (Arr. Bordeaux) eatstand im Trockenraum ein Brand, der einen großen Umfang annahm. Dem , Matin“ zufolge wurdten 65 Personen mebr oder minver {wer verlegt. Der Sach- schaden ijt ziemlih erhebitY. /

(Fortsezung des Nichtamtlichen i

lid n der Ersten und Zweiten Beilage.)

S 2% gie 4 M11 A1794:4:09

Dienéêtag: Opernkaus. Mittags 12 Uhr: Symphoniemittagskonzert. (Programm wie am Abend.) Abends (3 Uhr: l, Shmphontelonzert der Königlichen Kapelle zum Besten thres Witwen- und Waisenfonds. Dirigent: Herr Generalmusikdirektor Dr. Richard Strauß.

Schauspielhaus. 238. Abonnementévorstellung. nalisten. Zusiiptel in vier Aufzügen von Gustav Freytag. Herr Wverregtisseur Patry. Anf2og 71 Uhr. D h: Opernhaus. 232. Abonnementsvorstelluna. Dienst- lätze sind aufge Zum ersten Male: Ariadne auf 06. IPEL in einem Aufzuge nebft etnem Vorspiel von Hugo von Dosmannäthal. (Neue Bearbeitung.) Musik von Nichard Strauß. Anfang 74 Uhr.

: Schauspielhaus. 239. Abonnementsvorstellung. Zum 250. Make: Die Nabeusfteineria, in pier Akien von Ernst von Wildenbruß. Anfang 71

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__ _BDlitiwoch, den 1, November 1916, Abends 8 Uhr: Fn der Neven Philharmonie, Kpezider Straße 96/97 : :

fi. Bolkstlialiches Nouzert des Königlichen Opexrvrcfors its Tilt A C L Ae - Ao N A R unter ellung des Chordirektiors Herrn Professor Hugo NRüdel und 1er i Nor arn: ortZ avi N G y « Nitwirkung der Konzertärgerin Fräulein Hertha Dehmlow und des Konzerlsängers Herrn Wilhelin Gutimann. Karten zu 1,—, 1,50, a U 3 6 sind zu haben bei Bote u. Bock, Leipziger Straße 37 es itontktonsiraßs 7 5 + h ot 7 i (f und L enßreniiraße 7, A. Wertheims Konzertkafsen und Abends an der Kasse. i:

Familiennachrichten. Suika von Tilly mit Hrn. Oberleutnant Friy Ru-

1 Tochter: Hrn. Adolf von Bülow (Ezsow). Hrn. Hauptmann Heyder (Stralsund). S O in E E Sanden, e von Teuleben (Berlin). Fr. Henriette von Carnap, geb. Freytag (Cassel). Fil. Marie von Wethex (Kleinsoltikorw). I s

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verantwortlich für den _Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, NRechnungörat Mengering in Berlin. Rae C 141 Fa 2 F Verlag der Expedition (Mengering) tn Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelustraße 32.

Scchs Beilagen

sowie die 1235, unv 12828. Äutgnbe der Deutschen Wexlzustiisteu.

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußishen Staatsanzeigek

*Yarlamentsbericht.*) Deutscher Reichstag.

68, Sißung vom 27. Oktober 1916. Nachtrag.

Die Rede, die bei der Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaltsetat für das Rechnungsjahr 1916, der Staatssekretär des Reichsschazamts Graf von RNoedern gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Neichstag hat der Finanzverwaltung für die Kriegszwecte im Gtatsjahr 1914 zweimal je 5 Milliarden Mark und einmal 10 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt, zusammen für das erste für den Krieg in Betracht kommende Etatsjahr 20 Milliarden Mark. Im Etatsjahr 1915 wurden zweimal je 10 Milli- arden Mark, zusammen also auch 20 Milliarden Mark, bewilligt, und in diesem laufenden Gtatsjahre haben Sie die Finanzverwaltung ermächtigt, einen Kredib von 12 Milliarden Mark aufzunehmen.

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Die gesamten bisher bewilligten Kriegskredite belaufen sich danach auf 52 Milliarden Mark.

Meine Herren, auf Grund dieser Bewilligungen is die Finanz, verwaltung zunächst stets mit der Ausgabe kurzfristiger Schaßanwei- fungen vorgegangen, um in. ganz regelmäßigen Terminen, nämlich im September 1914, im März 1915, im September 1915, im März 1916 und wiederum im September 1916, Schaßanweisungen atur umzuwandeln, Die Summe auf diese Anleihen gezeichnet, und

diese Anleihen bereits eingezahlt ift (Hört! hört), beweist Ihnen, daß diese Anlethepolitik in einer Weise von Erfolg begleitet war, wie wir sie alle vor dem Kriege nih(b ahnen konnten. Das deutsche Volk hat im Karlender- jahr 1914 4,5 Milliarden Mark, im Jahre 1915 über 21 Milliarden Mark und im Jahre 1916 wiederum 21,5 Milliarden Mark in diesen Anleihen aus eigener Kraft aufgebracht (Bravo!).

Sie wissen, daß die vier ersten Anleihen im wesentlichen den-

lben Typus zeigten, nämlich einen fünfprozentigen Zinsfuß, und im entlichen auch denselben Ausgabekurs. Nachdem auf diese Weise 36 Milliarden Mark aufgebracht waren, konnte man fich wohl Frage vorlegen, ob wir es für die fünfte Anleihe bei demjelben s belassen sollten. An Gegenvorschlägen im diefer Nichtung hat

ey in fundierte Anleihen langfristiger N von über 47 Milläarden Mark, die die Summe von über 45» Milliarden, die auf d

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ht gefehlt, und, meine Herren, ih habe aus diefen Vorschlägen gelernt, daß nid nur unter uns Juristen, wenn wir zu dreien zu- sammenkommen, mindestens drei verschiedene Meinungen möglich

sondern daß auch in finanziellen Kreisen über eine so wichtige

anzfrage eine sehr geteilte Meinung herrschen tann.

Der Herr Reichsbankpräsident, mit dem ich diese Frage in meh- reren Besprehungen vor Ausgabe der Anleihe zu klären suchte und dem die Finanzverwaltung auch bei dieser Anleibe für seine energische Mithilfe den größten Dank schuldet (Bravo!), hat in diesen Be- sprechungen wiederholt darauf hingewiesen, daß es besonderer An- reizmittel, wie fie vorgeshlagen waren, auch bei dieser Anleihe nicht bedürfen würde (Bravo!), daß die ethishen Momente auch heute bei dem deutschen Volk entscheidend fein würden. Die Finanzverwa?tung

fen ents{lossen, au bei dieser fünften Anleihe es be? demselben Typus zu belassen, und der Erfolg hab der Voraussage des Herrn Neichsbankpräsidenten durchaus . ret gegeben. 10 652 000 000 Mark find gezeichnet worden, und die Zeichnungen

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werden stch, wenn man die noch aus\tehenden Feld- und Üeberseezei: nungen hinzurechnet, auf annähernd 4 Millionen Zeichner verteilen. Das find ungefähr ebensoviele Zeichner wie bei der größten, nämlich der dritten Kriegsanlethe. Wenn Sie die Verteilung dieser Zeichnungen aud mit den Verteilungen auf die Neichsbank, die an- parkassen, genossenschaftliche Kreditinstitute, Versiche- ellschaften und Postanstalten vergleichen, so werden Sie die Verteilung im wesentlichen wiederum dieselbe geblieben ist und daß sih die Anleihe auh in dieser Beziehung nicht wesent- lih von ihren Vorgängerinnen unterscheidet. Gewiß ist in den mitt- leren Zeichnungsgruppen gegenüber dritten und vierten Anleihe.

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r, wie ich betonen mödte, gegenüber der zweiten Anleihe eine gewisse Verschiebung, die leiht erklärlich i}, eingetreten. Wohl aber beweist die Größe der Anleihesumme felbst und die Zahl der Zeichner auch în diesem Falle, daß es sich um eine wahre Volksan- leihe handelt, bei der sih die weitesten Kreise werbend und zeichnend beteiligt haben (Bravo!).

Meine Herren, allen diesen Kreisen gilt heute an erster Stelle unser Dank. Jn hohem Maße sind die Beamten aller Bundesstaaten bei der Werbe- und Aufklärungsarbeit wiederum durch die Geistlichen und Lehrer unterstüßt worden. Wertvolle Hilfe haben neben allen Banken die Sparkassen, Kreditgenossenschaften, insbesondere auch die Landschaften troß ihres verminderten Personals uns zuteil werden lassen. Besonders dankbar möchte ich aber heute auch an dieser Stelle der verständnisvollen Mitarbeit der Presse in allen Bundesstaaten ge- denken. Sie hat sih wiederum in den Dienst der Sache gestellt, und wenn manche dev Anleihe zunächst abträgliche Gerüchte bald zerstreut werden konnten und jedenfalls niht den Zweck ihrer Urheber erreicht haben, so haben wir das nicht zum wenigsten der Aufklärungsarbeit der Presse sowohl im politischen wie im Handelsteil unserer Blätter zu danken, der Aufklärungsarbeit, die bis in die kleinste Provinz- und Lokalpresse hinein geleistet worden ist.

Meine Herren, ih habe im Haushaltsauss{uß bereits hervor- heben dürfen, daß am 30. September schon etwa 514 Milliarden Mark auf die Anleihe eingezahlt worden waren. (Hört, hört!) Diese Mit- teilung möchte ih dahin ergänzen, daß die Einzahlung auf die fünfte Anleihe heute den Betrag von 8% Milliarden bereits überschritten hat (Lebhaftes Bravo!), obgleich der erste Pflichteinzahlungstermin, nämlich der 18, Oktober, bekanntlih nur eine Einzahlung von 30 Pro-

*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Neden der Minister und Staatssekretäre.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 30. Oktober

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zent auf die gezeihnete Summe vorschrieb. Diese Tatsache wider- legt am besten das immer wieder auftauhende Märchen von der Finanzierung unserer Anleihen durch die Darlehenskassen (Sehr richtig!), denn wer {hon vor dem ersten oder zum ersten Einzahlungs- termin, wie das offenbar geschehen ist, volle Zahlung leistet, wird sich nicht der Hilfe der Darlehenskassen bedienen und bei diefer Operation während mehrerer Monate 4 Prozent mehr zahlen, als er selber einnimmt.

Ich habe erst in den leßten Tagen in einer sonst ernst zu nehmen- den Zeitschrift des neutralen Auslandes die unsinnige Behauptung ge- funden, wir hätten die fünfte Kriegsanleihe zu 59 Prozent mit Hilfe der Darlehenskassen finanziert. Jch habe mir daraufhin die genaue Zahl, mit der unsere Darlehenskassen bis jeßt bei der fünften An- leihe in Anspruch genommen sind, gében lassen, und diese Zahl be- trägt 235 139 000 Mark. (Hört! hört!) Das sind noch nicht 3 Pro- zent der bisher eingezahlten Summe von 814 Milliarden Mark. Die gesamten zurzeit noch vorhandenen Kriegsanleihedarlehen aus den Darlehenskassen betragen für sämtlihe Kriegsanleihen 1 Milliarde 86 746 000 Mark. Das sind wiederum noch nicht 3 Prozent des gesamten bisher eingezahlten Betrages von 45 Milliarden Mark. Auch in dieser Beziehung finden Sie also im Vergleich mit der vor- hin von mir für die fünfte Anleihe gegebenen Zahl eine gewisse Gleichmäßigkeit.

Fch begreife, daß das Ausland sich immer wieder die Frage vor- legt, wie diese periodische Auffüllung unserer Kriegskasse aus den eigenen Mitteln des Volkes zu erklären ist. Die ethishen Momente, von denen ich vorhin sprach, sie können wohl vorhandene Kapitalien in die für das Vaterland jeßt notwendigen Bahnen lenken, aber, meine Herren, die Kapitalien müssen vorhanden sein, und sie sind auch bei uns vorhanden. Das Geheimnis liegt eben in unserem Abschluß nah außen, der auch, als Aequivalent für die verringerte Cinfuhr, eine er- heblih verringerte Zahlung an dàs Ausland zur Folge hat, in der angestrengten Arbeit, die hinter der Front in Landwirtschaft und Industrie geleistet wird, und an der nicht zum wenigsten auch die deutschen Frauen beteiligt sind (Bravo!), und sowie schließlich in der Sparsamkeit, an die wir uns ja auf manchen Gebieten haben ge- wöhnen müssen. Den besten Beweis für die Spartätigkeit auch im leßten Jahre ergibt die Sparkassenstatistik, die für die ersten acht Monate dieses Jahres selbstverständlih ohne Rücksicht auf die Ab- \chreibungen auf die Kriegsanleihe eine Zunahme von 1 710 000 000 Mark nachweist (Hört! hört!), annähernd denselben Betrag wie in den ersten aht Monaten des vergangenen Jahres, weit über eine Milliarde mehr als in den gleihen Monaten des in seiner ersten Hälfte ja noch als Friedensjahr zu betrachtenden Jahres 1914, Der Direktor der hiesigen Sparkasse hat danah auch die voraussichtliche Zunahme der Sparkasseneinlagen in diesem Jahre wiederum auf etwa 314 Müil- liarden Mark geschäßt. Zieht man aus dieser vermehrten und dur die Regierung gewiß nicht erzwingbaren Zunahme der Sparkassen- einlagen den Schluß auf Bankdepositen, auf die Einlagen bei den genossenschaftlichen Kassen, so wird auch dem Auslande die Aufbrin- gung der Milliardenanleihen um vieles verständlicher werden, um so verständlicher vielleicht auch deshalb, weil beim Ausland ein- Teil dieser notwendigen Vorausseßungen für eine Ansammlung von Kapi» tal im eigenen Lande fehlt. Während unser Geld im wesentlichen im Lande bleibt, werden die feindlihen Staaten mit jedem Tage dem Auslande in stärkerer Weise tributpflichtig. Erst vor kurzem hat der englishe Schaßkanzler Mac Kenna sih auf die Angriffe roegen d zu hohen Zinsfußes für seinen neuen fkurzfristigen Kredit mit dem Hinweis darauf verteidigen müssen, daß er in die Zwangslage ver- seßt sei, jeden Werktag zwei Millionen Pfund, das heißt 40 Millionen Mark, zu finden, die er an das Ausland bezahlen müßte. Zu diesen Zahlungen der englishen Regierung für Kriegsmaterial an das Aus- land kommt der Einfuhrübershuß, den die sonstige Volkswirtschaft des Landes sowohl in England als in Frankreich infolge der sehr er- heblichen Verschllehterung der Handelsbilanz beider Länder an das Ausland bezahlen muß. Eine wesentliche Förderung des Exports ist England auch in diesem Jahre nicht gelungen, und dabei geht der größte Teil des englischen Erports nicht in das neutrale Ausland, sondern in das England verbündete Ausland, er wird also nicht bezahlt werden, sondern gleichfalls kreditiert, und zwar in Form der Kriegs- vorschüsse. Diese Kriegsvorshüsse an die Bundesgenossen erreichen in England schon jeßt den Betrag von 800 Millionen Pfund, das sind 16 Milliarden Mark. Allein im diesjährigen englischen Budget sind hierfür 9 Milliarden Mark vorgesehen. Wie den Herren be- fannt ist, hat der englishe Premierminister Asquith vor einigen Tagen es bezweifelt, ob mit dieser Summe auszukommen sein würde.

Meine Herren, wir wollen uns nicht verhehlen, daß England mit feiner Steuerpolitik während des Krieges in energishster und rüd- sichtsloser Weise versucht hat, seinen alten Traditionen in der Kriegs- finanzierung treu zu bleiben, und daß es dur steuerliche und fonstige Einschränkungen, durch Einschränkung alles überflüssigen Luxus und durch Ausnußbung aller seiner Arbeitskräfte volkswirtschaftlih richtig handelt. Aber alle diese konsequenten Maßnahmen haben doch nicht verhindern können, daß der Diskont der Bank von England auf 6 Prozent hat festgeseßt werden müssen (Hört, hörb!), und daß der Kurs der Konsols zurzeit nux noch mit 5614 Prozent notiert. (Hört! hört!) Demgegenüber hat unsere Reichsbank seit Dezember 1914 den 5 prozentigen Diskond aufrehterhalten tönnen.

Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhange unter |teilweiser Wiederholung schon vorher gegebener Zahlen noch einige Gegen- überstellungen! Jn England bisher 13 Kriegskreditvorlagen über rund 62 Milliarden Mark denen aber nur zwei inländischo Anleihen und der Anteil Gnglands an der bekannten Ententeanleihe mit einem Ergebnis von sicher nicht über 19 Milliarden Mark folgten, während mindestens 30 Milliarden Mark kurzfristige Schaßanweisungen zur- zeit laufen, in Frankreih 55 Milliarden Kriegskredite und auch nur zwei langfristige innere Anleihen mit einem Ergebnis von etwa 13 Milliarden Mark, bei uns demgegenüber bisher sechs Kreditvorlagen über 52 Milliarden Mark, denen fünf langfristige innere Anleihen

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folgten mit dem bekannten Ergebnis von über 47 Milliarden Mark. In England zunächst bei der ersten Anleihe der 34prozentige Zinsfuß, dann 42s Prozent und jeßt bei den drei Jahre laufenden Erchequer Bonds 6 Prozent. Bei uns gleihmäßig bei allen Anleihen der 5 pro- zentige Zinsfuß. In Frankreich ein Kurs von 8714 Prozent bei der jeßt aufgelegten 5 prozentigen Anleihe, bei uns der Ausgabekurs, der lediglich geschwankt hat zwishen 9714 und 92 Prozent bei sämt- lichen Anleihen. Jn England und Frankreih bei den leßten An- leihen die Hineinnahme älterer Anleihen an Zahlungss\tatt; bei uns Ausgabe ohne jedes der bekannten besonderen Anreizmitte!,

Meine Herren, die Finanzverwaltung verkennt durchaus

chweren Lasten nicht, die auch wir finanziell in diesem Kriege

)er auf uns nehmen mußten. Aber eins steht doch auch heute daß diese Lasten, gemessen an den gegenseitigen Kraftanstrengungen und Leistungen der Völker Guropas, geringer sind als die unserer Gegner. Mein Herr Vorgänger hat Ihnen im vorigen Jahr eine Reknung über die damaligen gesamten Kriegskosten Guropas aufgemaht: ih habe an der Hand der leßten Daten denselben Versuch für die Ge- genwart gemacht, und 1ch glaube, ih {äße nicht zu hoh, wenn ih danach dite bisher aufgewendeten Kriegsfkfosten der europäischen Staaten auf 250 Milliarden Mark angebe, auf 250 Milliarden Mark ohne Ein- rechnung der zerstörten Werte und ohne Einrechnung der noch aus dem Kriege entstehenden Rentenverpflichtungen. Von dieser Summe von 250 Milliarden Mark werden auf uns und“ unsere Verbündeten etwa ein Drittel, auf die Länder der Entente zwei Drittel entfallerr,

Meine Herren, Sie haben die Aeußerungen der führenden Männer der Entente in den lebten Wochen ebenso verfolgt wie ih. Sie wissen, daß wir weiterkämpfen müssen und daß nicht auf uns die Verantwortung fallt für einen weiteren Verbrauh nit nur von Geld und Gelde8wert, sondern vom besten Kapital, das jeder Staat in dem Leben seiner kämpfenden Landeskinder hat. Sie werden sich der neuen hohen Anforderung, die ich im Namen der ver- bündeten Regierungen heute an Sie stellen muß, nicht entziehen, Der Kredit, den Sie zuleßt 1m Juni dieses Jahres zur Verfügung stellten, nähert sich seiner Erschöpfung. Die monakichen Ausgaben haben mit der weiteren Ausdehnung unserer Fronten in Siebenbürgen und in der Dobrudscha eine weitere erklärlihe Anspannung erfahren. Sie betragen in den leßten vier abgeschlossenen Monaten im Durch» {nitt 2 187 000 000 Mark und bleiben damit noch erheblih hinter den englischen monatlichen Kriegskosten von 3 Milliarden Mark zurü.

In diesem Monat tritt noch hinzu die vorschußweise Zurück- erstattung von über 250 Millionen Mark an die Bundesstaaten bes- ziehunasmweise Kommunalverbände für die von ihnen verauslagten Fa- milienunterstüßungen. Die Finanzverwaltung glaubt, für die vor- \ch{ußweise Erstattung von einem Viertel dieser verauslagten Familien- unterstübungen angesichts der Dauer des Krieges und der \hweren Belastung vieler Kommunalverbände JFhrer Zustimmung sihèr zw sein. Eine Hälfte dieses Viertels wird in diesem Monate bezahlt mit einer Summe, wie ih \chon angegeben habe, von 250 Millionen Mark. Die andere Hälfte soll in drei Monaten gezahlt werden.

Ebenso wie diese von mir erwähnten 250 Millionen Mark sind niht alle Ausgaben der bisher verbrauchten rund 48 Milliarden als reine Heeresausaaben zu betrachten. Wie Ihnen bekannt, sind auf Jhre Anregungen zweimal je 200 Millionen Mark zur. Verfügung aestellt worden zu Beihilfen an die Kommunen für Wohlfahrtszwecko. Diese Beihilfen sollen weiter gewährt werden, und es {weben zur» zeit noch dem Abschluß nahe Verhandlungen über eine Erhöhung der hierfür aufzuwendenden Monatsbeträge aus. Reichsmitteln.

Sodann wird ein Teil der in Kriegsgefellschafter und Krtegs- bedarfsindustrien angelegten Gelder teils zurüdgezahlt werden, teilt aber auch wieder im Frieden nußbar zu machen fein. Ich erinnere da vor allem an die Stifstoffanlagen, mit denen wir hoffen, der Landwirtschaft nah dem Kriege zu billigen Preisen mehr Stickstoff zur Verfügung stellen zu können, als sie vor dem Kriege zur Verfügung hatte. In Betracht kommt dabei auch der Ersaß eines Teiles unseres Kupferbedarfs durch Aluminium. Ebenso sind hierbei noch die ver- chiedenen Anlagen für Ersaßfuttermittel zu erwähnen.

Fh hoffe, daß auch ein Teil der heute von Jhnen erbetenen zwölf Milliarden Mark friedlihen Zwecken weiter dauernd nußbar ge- macht werden können. Daß aber weitaus der größte Teil dieser Summs den direkten Bedürfnissen unseres Heeres zu dienen hat, darüber. meine Herren, werden Sie mit mir einig sein, und weil dies der Fall sein wird, weil wir aus diesem Kredit unsere Kämpfer an der Somme, in Kurland, in Polen, in Galizien, in Siebenbürgen und in der Do- brudsha wieder mit dem notwendigen Bedarf an Munition, an B Fleidung für den Winter versehen müssen, hoffen die verbündeten N gierungen auf Ihre einmütige Zustimmung zu dem im Nachtrags- etat von Ihnen erbetenen neuen Kredit von 12 Milliarden Mark (Lebhaftes Bravo!).

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69. Sißung vom Sonnabend, den 28. Oktober 1916, 3 Uhr. Am Bundesvatstische: Staatssekretär Dr. Helfferich. Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sißung

um 314 Uhr.

Zur ersten Beratung steht zunächst der von dem Abg. Schiffer - Magdeburg (ul.) eingebrachte, von allen Parteien des Hauses mit Ausnahme der sozialdemokratischen Arbeits- gemeinschaft unterstüßte Entwurf eines Geseßes, betreffend Auskunfterteilung über Kriegsverord- nungen.

Der grundlegende Paragraph 1 des Entwurfs besagt, daß eine strafbare Zuwiderhandlung gegen eine auf Grund des 8 3 des. Ermächtigungsgeseßes vom 4. August 1914 er- lassene Anordnung nicht vorhanden is, wenn. die Handlung von einer zuständigen Stelle für zulässig erklärt worden ift. Nach § 2 werden die zuständigen Stellen durch Anordnung des Bundesrats bestimmt; nach § 83 sind diese Stellen verpflich- tet, den Bezirkseingesessenen auf Verlangen mit größter Be- hleunigung eine schriftliche oder gedruckte Auskunft über das Ce den Jnhalt und den Sinn einer Anordnung zu era TCuen,