1916 / 269 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber die beabsichügtie prat.;jce Durchführung dèr Neu-

egelung, die seit längerer Zeit mit Interessenten aus allen

igten Kreisen eingehend beraten wurde, kann heute das Folgende mitgeteilt werden : :

Ja Holland werden in Zukunft die frischen Seefische, soweit diese nah Deutschland ausgeführt werden können, aus\{!teßlih dur eine unter Führung der Zentral-Einkaufsgesellshaft w. b. H. ge- gründete Vereinigung der größten, bereits best:henden Exportfirmen aufgekauft und durch diese Firmen an thre alte Kundschaft nah Deutschland eingeführt werden. Die Preise, die in Holland bezahlt werden müssen, werden si{ch nach den Marktverbältnissen richten: es ist Vorsorge getroffen, daß die beteiligten Händler im Weitexrverkauf nur einen mäßigen Aufschlag für ch berechnen dürfen.

Aehnlih wie für Holland ging man bei der Regelung der Zu-

fubren von Dänemark, wo die Verhältnisse infoloe der großen Anzahl von Fangpläyen ganz anders lagen als in Holland, und bet der Regelung der \chwedts\chen Zufuhr davon aus, die altgewobnten Verkehrswege nah Möglichkeit bestehen zu lassen. Jn Zukunft werden jämtlidje sfkandinavischen frischen Fische (abgesehen von den weiter unten zu behandelnden Ausnahmen) nur dann frei nach Deutsh?and eingeführt werden dürfen, wenn die Sendungen unter ausdrüdliher oder stillschweigender Anerkennung der von der Zentral- Cinkaufsgefellshaft m. b. H. festgeseßten Bedingungen an etnen der fünf Zentralfischmärkte Altona, Berlin, Bremer- haven, Geestemünde und Hamburg adressiert sind. Diese Märkte besißen die erforderli@en EinriGtungen, um cine große „Zufuhr von frischen Fischen sowie die damtt verbundene Ab- rechnung an die ausländischen Lieferanten bewältigen zu können. Die an diefen Märkten etntreffenden Fishe werden in Zukunft nit mehr versteigert, fondern von den Maiktverwaltungen an den Fachhandel abgeseßt werden. Es werden unter bestimmten Vorausseßungen \o- wohl die an den ZentralfisGmärkten ansässigen Händler als auch die- enigen Firmen der übrigen Pläye Deutschlands berücksihtigt werden, ie bisher nicht von den Auk'!tonen der fünf Zentralfishmärkte, son- dern unmittelbar aus dem Ausland größere Mengen Fische bezogen haben; die jeweils aus Holland bezogenen Fishmengeu werden den Firmen in Anrehnung gebracht. Die inländischen Importeure von fcishen Fischen, die für eine Belieferung durch die Zentralfischmärkte in Frage kommen, werden gletdzeitig durch eine besondere Bekannt- machung zur Einsendung der erforderlichen Angaben aufgefordert,

Die Preise, zu welchen die an die Zentra! fishmärkte vom Aus- land gesandten Waren abgeseßt werden dürfen, werden von der Zentral-Einkaufsgejell|chaft m. b. H., jeweils bestimmt, sie werden derart zu bemessen sein, daß wohl die Auswüchse der leßten Monate beseitigt werden, daß aber andererseits den ausländischen Fischern etn starker Anreiz zu möglichst großen Fängen gegeben wird. Die Ver- waltungen der fünf Zentralfischmäkte werden bezüglih der Be- dingungen, unter denen die von den Zentralfis@märkten kaufenden Großhändler abseßen dürfen, besondere Vereinbarungen mit diesen treffen. Durch diese Vereinbarungen soll u. a. gewährleistet werden, daß die Fische mit einem mäßigen Aufschlag woeiter abgesetzt werten.

Von vorstehend beshriebener Regelung sind folgende Fischarten ausgenommen.

1) Friscbe Heringe und frische Sprotten. Diese Fise werden in Zukunft aus \chließlich dur eine unter der Führung der Zentral-Ginkaufsgesellshaft m. b. H. gegründete Vereinigung der Frishheringstmporteure im Auslande eingekauft und in Deutschland auf den gewohnt:n Handelswegen abgeseut werden.

2) Karpfen, Schleie, Hehte, Plözen und Notaugen, Brachsen oder Bleie, Barie u d Aländer. Diese Sorten sollen in der Regel lebende auts{l'ecklch —- dur die Fluß- fischbandel8gesellschaft m. b. H., Berlin (Dircksenstraße 28) naÞ Deutschland eingeführt und yach bestimmten Grundsätzen ab- geseht werden. (Die Flußfishhandelsgesellshaft. m. b. H. besteht aus einer Rethe führender Firmen, die bi€thec den Import von Süß- wasse! fischen. vornahmen.

_3) Einige Luxusfishe, wie z. B. Aale und Forellen, dürfen bis auf weiteres fret eingeführt werden. Eine Regelung bieibt vorbehalten.

Wenn es si leider im allgemeinen nicht als durchführbar erwiesen hat, die alten Verbindungen zwischen den einzelnen ausländischen Lieferanten und den deutshen Händlern aufrecht zu erhalten, so ist doch versucht worden, eine Regelung zu finden, die sih someit angängig den bestehenden Verhältnissen anpaßt. Zur möglichst schnellen Ueberwindung etwaiger Ueber- gangs\swierigkeiten, die angesichts der in unser Wirtschaftsleben tief einshneidenden Maßnahmen kaum zu vermeiden sein werden, darf auf die Unterstüzung aller beteiligten Kreise ge- rechnet werden.

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Jm Anschluß an die vorstehenden aufklärenden Dar- stellungen bittet die Zentral-Einkaufs gesellschaft mit beshränkter Hastung um die Verbreitung der folgenden Auf- forderung:

Mit Nücksicht auf die geplante Regelung der Frischfis{einfubr ift es erforderli, daß die nicht in Altona, Berlin, Bremerhaven, Geestemünde uno Hamburg ansässigen Fri|{fi\s{himp"rteure, die in Zukunft von einem der Zentralfishmärkte unmittelbar zu beltefern find, unverzüglih die notwendigen Angaben der Zentral-Ein- kaufsgesellshaft m. b. H., Abteilung 15a, Berlin W. 8 (Behrenstraße 64/65), einsenden.

Vorausseßung für die Beteillgung ist, daß die betreffenden Firmen cinen Umsaß an unmtttelbar vom Ausland eingeführten frischen Fischen im Berkaufswert von mindestens 100 000 6 während des Kalenderjahres 1915 nahweisen, wobei diejenigen Mengen nicht eingerehnet werden dürfen, die von der anmeldenden Firma in Altoxa, Berlin, Bremerhaven, Geestemünde und Hamburg versteigert oder an einen der an diefen 5 Plägzen ansässigen Großhändler ab- gtseßt wurden.

Déêmenrsprehend werden alle in Betraht kommenden Firmen gebeten, baldmöglihst an die vorgenannte Abteiturg der Zentral- Can m. b, H. eine Erklärung des folgenden Inhalts zu rihten:

a N è i A Se erkläre hierdurch nach bestem Wissen, daß a während

des Kalenderjahres 1915 frishe Fische aus Holland im Vezikaufswerte von M4... Dänemark , z S Norwegen ,„ s E E E « Schweden ,„, z e E Zusammen M .. .. nah Deutschland eingeführt habe ; in vorstehanden Verkaufsziffern find ketne Umsägze enthalten, die etwa in Versteigerungen der 5 Fisch- märkte Altona, Berlin, Bremerhaven, Geestemünde und Hamburg oder dur Lieferung an Großhändler dieser Märkte erzielt wurden.

(Unterschrift)

Diese Erklärung muß von der zuständigen Handels- Tammer beglaubigt sein. |

E3 wird den Firmen, die in Uebereinstimmung mit der vor- fiehenden Aufforderung eine ordnungsgemäße Erklärung einsenden, mit möglichster Beschleunigung mitgeteilt werden, an welchem der in Frage tommenden 5 Zentralfischmäikte Altona, Berlin, Bremerhaven, Geestemünde und Hamburg in Zukunft ein entsprechendes Kontingent zur Verfügung gestellt wird.

Baummwollene Nähfäden werden, wie „W. T. B.“ mitteilt, neuerdings vielfah durch Fabrikanten und Händler pon dea Holzrollen oder Spulen, auf denen sie sich befinden,

abgehaspelt und äls Wéb- oder Wirkgarn zur Fabrikatión von Schnürriemen und zu ähnlihen Zwecken verwendet. Dieses Verfahren ist nicht bloß eine Vershwendung wertvollen Materials, sondern verstößt auch gegen die bestehenden Vor- schriften. Leßtere gestatten zwar die Verarbeitung von Näh- fäden, die am 1. April 1916 fertig waren, aber selbstverständlich nur zu Nähzwecken. Eine zweckwtdrige Verwendung von Näh- fäden würde strafrehtlihe Verfolgung nach sih ziehen können.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsanzeiger5* liegen die Ausgaben 1260 und 1261 der Deutschen Ver- lustlisten bei. Sie enthalten die 685. preußische, die 316. bayerische, die 355. und die 356. sächsische sowie die 494. und die 495. württembergische Verlustliste.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph hat gestern nah einer Mit- teilung der „Korrespondenz Wilhelm“ den Generalobersten Erzherzog Karl, den Fürsten Wilhelm von Hohen- zollern und den Minister des Aeußern Baron Burian in Audienz empfangen und die üblichen Vorträge entgegengenommen. Die fkatarrhalischen Erscheinungen, die noch nicht völlig ge- shrounden find, behindern die gewohnte Tätigkeit des Kaisers nicht.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Handsch reiben an den Ministerpräsidenten sowie eine Ver- ordnung des Gesamtminisleriums über die Errichtung eines mit weitgehenden Befugnissen ausgestatteten selbständigen Amts für die Volksernährung, zu dessen Präsi- denten der Kaiser den Finanzdirektor Kok stein ernannt hat. Das neugeschaffene Amt ijt unmittelbar dem Minister- präsidenten unterstellt, der damit die verfassungsmäßige Verantwortlichkeit für die Tätigkeit des Amts übernimmt. Der Schwerpunkt des neuen Amtes wird in das Zusammen- arbeiten erprobter Verwaltungsbeamten und tüchtiger Fach- leute des praktischen Lebens gelegt, welch leßtere besonders in der Frage der Verteilung aller vorhandenen Lebens- mittel auch die Verbindung mit den bestehenden Konsumenten- organisationen herzustellen haben werden. Dabei wird nicht nur einem Forl!schreiten der Teuerung entgegen- gewirkt, sondern auch eine Senkung der bereits erreihten Preis höhe angestrebt werden. Die Bevölkerung, die bisher gegenüber den Widrigkeiten des Krieges ein rühmenswertes Maß von Geduld, Anpassungsfähigkeit und Disziplin bewiesen hat, darf von der Tätigkeit des neuen Amtes erwarten, daß, wenn sih auch gewisse Hemmungen in der Lebensmittel- versorgung, die si heute troy des ihnen offen stehenden Meeres auch in den Ländern unserer Feinde geltend machen, als unver- meidlich angelehen werden müssen, die der Bevölkerung dur den Krieg auferlegten Beschwernisse auf ein möglihst geringes Maß vermindert werden können.

Der Oberste Landwehrgerichtshof hat der „Kor- respondenz Wilhelm“ zufolge in der Sipung vom 28. Oktober d. J. die Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung der Reichs- ratsabgeordneten Choc, Burival, Vojna und Netoliczky gegen das Urteil des Landwehrdivisionsgerihts, das Choc zu 6 Jahren, Burival zu 5 Jahren, Vojna und Netoliczky zu einem Jahr schweren verschärften Kerkers wegen Verbrechens nach § 61 des Strafgeseßes verurteilte, verworfen. Das Urteil ist somit rechtskräftig.

Jn einer gestern in Budapest unter dem Vorsiß des Finanzministers und unter Teilnahme der Leiter der dortigen Finanzinstitute abgehaltenen Konferenz wurde festgestellt, daß der gegenwärtige Zeitpunkt zur Ausgabe der fünften Kriegsanleihe in jeder Hinsicht geeignet sei. Die neue Anleihe wird vorausfihtlih schon in nächster Zeit aufgelegt werden. Neben sechsprozentiger Rentenanleihe ist eine fünfein- halbprozentige amortisierbare Anleihe in Aussicht genommen.

Polen.

Der aus allen Schichten der Bevölkerung geäußerte Wunsch, an den Aufgaben der Landesregierung mitzuarbeiten, noch bevor ein geordnetes, verfassungsmäßiges Staatswesen Plaß greifen kann, hat den Generalgouverneur in Warschau, General der Jnfanterie von Beseler, wie „W. T. B.“ meldet, be- stimmt, eine Verordnung zu erlassen, die die Bildung eines aus Wahlen hervorgehenden Staatsrats im König- reih Polen anbahnt. Die Teilnahme der in österreichischer Verwaltung stehenden Gebietsteile des Königreihs Polen an dem Staatsrat wird noch durch Vereinbarungen mit den öster- reichisch-ungarishen Behörden geregelt werden.

Jm Generalgouvernement Warschau finden die Wahlen zum Staatsrat in folgender Weise statt: Fn den ländlichen Bezirken wählen die Kreistage, in den Stadtkreisen Warschau und Lodz die städtishen Körperschaften insgesamt 70 Ab- geordnete. Diese Abgeordneten wählen ihrerseits nah den Grundsäßen der Verhältniswahl acht Mitglieder des Staats- rats, vier weitere Mitglieder werden von dem Generalgouverneur ernannt werden, der auh den Vorsiß übernimmt.

Der Staatsrat berät die ihm vorgelegten Geseßentwürfe, hat das Recht von Jnitiativanträgen und bereitet die Beschlüsse des Landtages vor. Dem Landtag können ebenfalls Gesetz- entwürse und sonst für das Land wichtige Fragen zur Be- ratung und Beschlußfassung vorgelegt werden. Jhm steht ein Steuer- und Anleiherecht zu. Damit er {on von vornherein bestimmte Aufgaben hat, ist ihm. die Beschlußfassung über den in der Kreisordnung vorgesehenen Dotationsfonds, über cinen Landesmeliorationsfonds und über einen Fonds zum Aufbau der zerstörten Ortschaften übertragen.

Die Verhandlungen des Staatsrats und Landtages, an denen der Verwaltungschef als Kommissar der Regierung teil- nimmt, werden in polnischer Sprache geführt. Es soll damit ein erster Schritt zur Vorbereitung einer polnishen Staats- verwaltung getan werden. ;

Da die Durchführung der Wahlen und die erforderlichen Vereinbarungen mit dem K. und K. Generalgouvernement in Lublin noch längere Zeit in Anspruch nehmen, soll sobald als möglih im Einvernehmen mit den österreichisch - ungarischen Behörden ein provisorischer Staatsrat für das Königreich Polen berufen werden.

Die Veröffentlihung der Verordnung erfolgte in der Montagsnummer der „Deutschen Warschauer Zeituna“ und im „VBerordnungéblatt für das Generalgouvernement Warschau“ vom 13. November.

Grostibritannien uud Jrland.

Am Sonnabend wurde in Cardiff eine pazifistische Ver- sammlung abgehalten, bei der der Vorsißende des Berg- arbeiterverbandes von Südwales Winston präsidierte. Wie „W. T. B.“ berichtet, drang eine Menge von Friedens - gegnern in Stärke von 10000 Mann unter Führung des Arbeiterführers Tupper und des Abgeordneten Stanton troß des Widerstandes der Polizei in die Versammlung ein und sprengte sie. Die Vereinigung zur Verteidigung der bürgerlihen Freiheit will deswegen im Unterhause eine Anfrage an die Regierung richten.

Niederlande, Die Königin hat gestern mittag den Kaiserlich deutschen Gesandten Dr. Rosen in Audienz empfangen.

Griechenland.

Nach einem Telegramm des „Petit Parisien“ haben ariechishe Offiziere am 11. d. M. französischen Offizieren alle Munitionsvorräte der riehischhen Flotte über- geben, die sih in den ee a und in den Munitions- depots der Jnseln Leros und Kyra befinden. Die griechische Wache wurde durch eine französische abgetöst und die Uebergabe protofollarisch aufgenommen.

Einer Meldung der „Tribuna“ zufolge hat gestern dît Zurückziehung der Königlihen Truppen aus Thessalien, diesnach dem Peloponnes gebracht werden sollen, begonnen.

Bulgarien.

Gestern vormittag wurde anläßlih der Verkündung der Selbständigkeit Polens in der katholishen Kirche in Sofia auf Anregung der polnischen Siedelung ein feierliher Dank- agottesdienst abgehalten, dem der König Ferdinand, die Mitglieder der Regierung und die Gesandten der verbündeten Mächte beiwohnten.

Amerika,

Die kanadische Regierung hat Maßregeln getroffen, um der Preistreiberei auf dem Lebensmittelmarkt entgegen- zuwirken. Den „Times“ zufolge handelt es sih um die Ein- führung von Strafbestimmungen, falls sich Personen an Kombinationen beteiligen, die die Preissteigerung wichtiger Lebensmittel bezwecken.

-Der mexikanische Minister des Auswärtigen Aguilar hat die englische Note, die verlangte, Mexiko solle seine Neutralität bezüglich der deutschen Unterseeboote, die, wie man glaube, in mexikanischen Territorialgewässern opèrierten, streng einhalten, beantwortet. Die britishe Note, die durch den amerikanischen Staatssekretär Lansing gesandt worden war und davor warnte, den deutschen Unterseebooten Hilfe oder Unter- stüßung zu leihen, rief sehr viel Unmut hervor, der laut Meldung des „W. T. B.“ in der Antwort Aguilars zum Ausdruck kommt. Zunächst bemerkte Aguilar, daß er nicht einsehen könne, warum die britische Note dur das Staatsdepartement der Vereinigten Staaten anstatt direkt an das mexikanische Aus- wärtige Amt gesandt worden sei. Sodann erklärte er, daß die mexikanische Neutralität aufreht erhalten werden würde, wies aber darauf hin, daß Mexiko für die Taten der deutschen U-Boote vor der mexikanischen Küste niht mehr verantwortlich zu machen sei, als die Vereinigten Staaten für die kürzlich erfolgte Tätigkeit des Unterseeboots „U 53“ vor Nantutet, nach der es einen amerifanishen Hafen angelaufen habe. Die Antwort meint mit kaum verhülltem Sarkasmus, der beste Weg, fortgesegzt freundlihe Beziehungen zwischen den beiden Negierungen zu sichern, bestehe darin, daß die britishe Flotte verhindere, daß die deutschen U-Boote ihre Stüßpunkte ver- ließen, und so jeder Möglichkeit für Unstimmigkeiten vorbeuge.

Afrika. Die neue abessinishe Regierung ist einer Meldung des „Petit Parisien“ zufolge durch die Vertreter der Entente- mächte in Addis Abeba anerkannt worden.

Kriegsnahrihten.

Großes Hauptquartier, 14. November.

We stliher Kriegs\chaupla t. Heeres8gruppe Kronprinz Rupprecht.

Beiderseits der Ancre spielten sich gestern erbitterte Kämpfe ab.

Durch konzentrishes Feuer shwerster Kaliber vorbereitet, erfolaten gegen unsere im Winkel nah Südwesten vorspringenden Stellungen starke englische Angriffe, bei ‘denen es dem Gegner unter beträchtlihen Opfern gelang, uns aus Beaumont- Hamel und St. Pierre-Divion mit den seitlihen An- \{hlußlinien in eine vorbereitete Riegelstellung zurückzudrücen. Zähe Verteidigung brachte auch uns erhebliche Verlutte.

An anderen Stellen der Angriffsfront von östlih Hebu- terne bis südlich Grandcourt wurden die Engländer, wo sie eingedrungen waren, durch frische Gegenstöße unserer Jnfanterie hinausgeworfen.

Französishe Angriffe im Abschnitt von Sailly- Saiilisel scheiterten.

Heeresgruppe Kronprinz. ___ Auf dem östlihenMaas-Ufer war die Artillerietätigkei in den Abendstunden lebhaft; Erkundungsvorstöße der Fran- zosen gegen unsere Hardaumont-Linien wurden abgewiesen.

Oestliher Kriegsschauplas. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Keine besonderen Gefechtshandlungen.

Front des Generaloberst Erzherzog Carl.

Nordöstlih von Jakobeny in den Waldkarpathen wurden russische Abteilungen aus dem Vorgelände unserer Stellungen durh Feuer vertrieben.

Vor den Angriffen deutsher und österreichish-ungarischer Truppen ist im Gyergyo-Gebirge der Russe gegen die Grenze zurückgegangen; auch südlih des Toelgyes-Passes machten troß hartnäckiger Gegenwehr Bayern und österreichisch- ungarische Bataillone Forlschritte.

Beiderseits des Oito8-Tales haben auch gestern kleinere

(D, T D)

, Gefechte um einzelne Höhen staitgefunden.

An der Südfront von Siebenbürgen dauern die Kämpfe für uns exrfolgreih an. Es wurden wieder mehrere hundert Gefangene gemaht, am Roten Turm-Paß allein 6 Offiziere und 650 Mann.

Balk an-Kriegsschaupla y.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Jn der Dobrudscha nihts Neues.

Die bewährten österreichish-ungarishen Monitore brachten nah Feuergefeht vom rumänischen Donauufer bei G iurgiu 7 Schleppkähne, davon 5 beladene, ein.

Mazedonische Front.

Jn der Gegend von Korca kam es erneut zu Schar- müßeln unserer Seitenabteilungen mit französisher Jnfanterie und Kavallerie. Der Angriff der Ententetruppen in der Ebene von Monastir und nördlich der Cerna dauert an. Die Kämpfe sind noch nicht zum Abschluß gekommen.

mgen rar

Mit großem Erfolg hat auch im Monat Oktober unsere Fliegertruppe ihre vornehmlich auf dem we stlichen Kriegsschauplaß schweren und vielseitigen Aufgaben erfüllt.

Insbesondere gebührt den Beobachtungs fliegern der Artillerie und Jufanterie Anerkennung und Dank. Ihr wirk- samer Schuß war düurh die Kampfflieger, die auch ihre Sonderaufgaben glänzend erfüllten, und durh das Feuer unserer Flugabwehrkanonen voll gewährleistet.

Wir haben 17 Flugzeuge verloren.

Unsere Gegner im Westen, Osten und auf dem Balkan büßten 104 Flugzeuge ein, davon im Luftkampf 83, durch Abschuß von der Erde 15, durch unfreiwillige Landung hinter unseren Linien 6. ,

«In unserem Besitz befinden sich 60 feindliche Flugzeuge, jenseits der Linien sind 44 erkennbar abgestürzt.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Berlin, 13. November. (W. T. B.) Der französische Funkspruch vom 11. November, Eiffelturm, 4 Uhr Nach- mittags, meldet: Ein französisches Flugzeug überflog in der Nacht vom 9. zum 10. November Neu Breisah und Straßburg und warf sechs Bomben auf den Bahnhof Offenburg, wodur bedeutender Schaden entstand. Hieran ist kein Wort wahr. Jn der Nacht vom 9. zum 10. November sind weder auf Bahnhof Offenburg noch sonst in Baden Bomben geworfen worden. Es ist überhaupt kein Flieger in dieser Nacht über den Rhein gekommen.

Derlin, 13. November. (W. T. B) In der ‘Nacht vom 11. zum 12. Nooember wiederholten die französischen Flugzeuge ihre Angriffe auf das Saargebiet. Diesmal gelang es nur einem fleinen Teil von ihnen, bis zur Saar vorzustoßen. Jn Dillingen und Umgegend wurden einige Bomben abgeworfen, von denen eine einen Pferdestall, eine andere eine Waschküche traf. Dabei wurden vier Personen \chwer, zwei leicht verlezt. Getötet wurde niemand. Der Sach- schaden ijt gering. Viele Bomben trafen die den Ort um- gebenden Wiesen, wo sie in dem weichen Erdboden stecken blieben. Verschiedene Flugzeuge belegten die Orte Busendorf und Spittel mit Bomben. Dort wurde niemand verleßt, auch entstand kein Sachshaden. Endlich warf ein Flieger, der sih anscheinend über den Wolken verirrt hatte, in der Nähe von Neunkirchen einige Bomben auf eine Wiese.

ODesterreichish-ungarisher Bericht. Wien, 13. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Oestlicher Kriegs3schaupla ß. Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Carl.

Jm Bereich von Orsova, an der Szurduk-Straße und südöstlih des Vörös Torony-Passes rannte der Feind vergeblih gegen unsere Truppen an. Nordwestlich von Campolung warfen österreichish-ungarishe und deutsche Abteilungen die Rumänen aus dem zäh verteidigten Orte Candesti.

Beiderseits von Soosmezö wurden mehrere rumänische Angriffe abgeschlagen.

Im Abschnitt Tölgyes erstürmten österreichisch- ungarische und deutshe Truppen den Berg Bitca Arsurilor nördlich von Hollo. Angriffe starker russisher Kräfte, die südöstlih von Tölgyes und bei Belbor unseren Kolonnen entgegengeworfen wurden, brachen zusammen.

E ont des Generalfeldmarschalls rinz Leopold von Bayern.

Keine besonderen Ereignisse.

Jtalienischer und südöstliher Kriegsschauplaß. Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Bulgarischer Bericht.

« Pobl 13. November. (W. T. B.) Amlilicher Heeres- ericht.

_ Magzedonishe Front. Westlich der Eisenbahnlinie B itolia—Lerin lebhaftes Artillerieseuer. Gegen den Ab- schnitt Ostreß-Kenali rückten schwache feindlihe Abteilungen vor; sie wurden {hon durch Feuer verjagt. Jm Cerna- bogen wurden heftige feindlihe Angriffe durch deutsch-bul- garishe Truppen zurücgeshlagen. An der Moglenica- front und westlich des Wardar das gewöhnliche Artillerie- feuer. Oestlih des Wardar Ruhe. Am Fuße der Belasica Planina und an der Strumafront Scharmüßel zwischen Patrouillenabteilungen und {wache Artillerietätigkeit. Ein von unserem Feuer getroffenes feindlihes Flugzeug fiel in die feindlichen Linien nieder. An der ägäishen Küste Ruhe.

Rumänische Front. Längs der Donau |dmLMs gegenseitiges Feuer. Jn der Dobrudscha hat der Feind zweimal mit starken Kräften am äußersten linken Flügel unjere Stellung angegriffen, wurde aber jedesmal zur Umkehr ge- zwungen. Die Stadt Cernavoda wurde ohne Erfolg vom linken Ufer der Donau aus beschossen. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

Türkischer Berich.

Konstantinopel, 13. November. (W. T. B.) Heeres- beriht vom 13. November.

Jm Laufe des Vormittags des 11. November warfen vier feindlihe Flugzeuge Bomben auf Birelseba, die keinén Schaden verursachten; zwei Arbeiter wurden verleßt. Diese feindlihen Flugzeuge wurden durch die unsrigen vertrieben.

An der Persijhen und dér Tigris-Front betätigen sih die Russen und die Engländer, da sie sehen, daß sié keinen militärischen Erfolg erzielen konnten, in Angriffen auf die un- verteidigten Dörfer und Stämme und in shamloser Plünde- rung und Verheerung. Unsere Truppen werden die Räuber E

aukasus-Front. Für uns günstige Scharmügzel. An den übrigen Fronten kein Ereignis von Bedeutung. Der stellvertretende Oberbefehlshaber.

Der Krieg zur See.

Berlin, 183. November. (W. T. B.) Jm Mittelmeer wurden nachstehende italienishe Schiffe versenkt: Dampfer „Torero“ (767 Br.-Reg.-Tonnen), Dampfer „Bernado“ (1346 t), ferner die Segelschiffe „Marinag a“ (124 b), „Gildar“ (100), „Dre Fratelli! (1901), „S. Antonia* (611 O) und ¿San GSioraio (258 b).

Malmö, 13. Noventber. (W. T. B.) Das „Bureau RNißau“ meldet: Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist der \hwedishe Dampfer „Rheder“, der am Sonnabend mit Stückgut von Malmö nah Stockholm abgegangen mar, aufgebraht und nah einem deutshen Hafen übergeführt

t worden.

Rotterdam, 13. November. (W. T. B.) Die „Zeepost“ meldet, daß das niederländishe Motorschiff „Oostzee“ zur Untersuchung nah Emden aufgebracht worden ist.

Bern, 13. November. (W. T. B.) Aus Brest erfährt der „Matin“, daß der italienishe Dampfer „Margad“ (800 Tonnen) versenkt worden ist; die Besaßung ist von dem Torpedoboot „Sainte Jeanne“ in Brest gelandet.

ion, 13. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Jn der Nacht vom 12. auf den 13. belegten unsere See- flugzeuge die Fabrikanlagen von Ponte Lagoscuro und die Bahnanlagen von Ravenna mit Bomben. Die Wirkung war verheerend. Jn ersterem Orte wurden Voll- treffer in zwei Zuerraffinerien, bei der Schwefelraffinerie, im Elektrizitätswerk und auf der Eisenbahnbrücke erzielt und mehrece Brände beobachtet. Fn Ravenna wurde das Bahnhofsgebäude

voll getroffen. Unsere Flugzeuge sind unversehrt eingerüdckt. Flottenfommando.

Kopenhagen, 14. November. (W. T. B.) Die hier eingetroffenen rusfischen Zeitungen enthalten die folaende Mel- dung des russischen Admiralstabs: Am 20. Oktober, 7 Uhr früh, brach auf dem wWinienschiff „Jmperatrizé Maria“ ein Brand aus, der eine Explosion verursachte. Der Brand brach in den Oelbehältern aus und ergriff trog aufopfernder Arbeit der Offiziere und Mannschaften die Mu- nitionskammern. Das Schiff sank. Vier Offiziere und 145 Mann sind ertrunken. Avßerdem starben 64 Mann an den erlittenen Brandwunden. Das Schiff liegt in untiefem Wasser auf der Neede von Sebastopol. Man hofft, es heben zu können. :

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutschen Studenten und der Krieg.

In welch hohem Grade die deutshe Studentenshaft an dem Krieg beteiligt ist, zeigt erneut der geringe Besuch der Hothschulen des Reichs im leßten Sommer, über den jeßt eine Uebersicht möglich ist. Sämtlihe Hochschulen des Reihs waren (mit Einschluß von etwa 2000 Ausländern und rund 5600 Frauen) von nur 20000 Studterenden hesucht geaen 79000 (eins{chließlich von 8500 Ausländern und 4800 Frauen) vor Krieasxusbruch. Man darf mit Sicherheit annehmer, daß die fehlenden männ- lichen reih?angehörigen Studierenden im Felde oder in irgend- welcher anderen militärishen Verwendung stehen, was neben etwa 400 Siudentinnen, die lm Sanitätsdtienst tätig find etne derzeitige Kriegsbeteiligung der deutshen Studentenshaft in Höhe bon etwa 58 000 Mann oder etwa 88% threr Friedenszahl ergibt. Dabet is angenommen, daß das Hinzukommen der während des Krieges herangewachsenen Abiturtenten niht nur den Abgang auf- wogen, }ondern die Zahl der studentishen Kiieger um etntge Tausend gesteigert hat. Wern man die Ausländer und Frauen außer Betracht 1äßit, zeigen die ctnzelnen Hohschularten folaendes Bild dér Be-

teiliguna: Von den Universitäts studenten sind etwa 45 000 oder

80 9%) ibrer Gesamtzahl (53 000) au8gezogaen, von den 9600 Stu- dierenden der Technischen Hochschulen 8600 oder 8909/0, von den 800 der Landwirtshaftlihen Hochschulen etwa 700 oder 87 9/0, von den 1800 der Handelsschulen 1400 oder 770%/9 und von den 600 Studierenden der Bergakademien 550 oder 90 9/0. Die 250 Besucher der Forstakademien dürften fast restlos im Bere stehen, da diese Anttalten tin der Kriegszett gar niht geöffnet

nd und an den Untyersitäten nur wenige Forstwirte studieren. Diese Zahlen können freillch nicht auf absolute Richttg- keit Anspruch erheben, weil, ganz abgeschen von ben Schwankungen durch die Einberufungen, die Hochschulen nicht in der Lage siad, ganz zuverlässige Statistiken zu führen, zumal da nicht alle ausgezogeuen Studierenden und Abtiturienten an einer Hochschule eingeschrieben sind. Von den 40 000— 45 000 Hochschülern der Donaumonarchie sollen etwa 36 000 îm Heeresdienste stehen.

Zur Arbeitsrbewegung.

Nach mehrtägigen Verhandlungen, die im Reichsamt des Innern unter dem Vorsit des Direktors im Reichsamt des Innern, Wirk- liden Geheimen Rats Dr. Caspar zwishen dem Arbeitgeber- Schußhverband und den drei Arbeitnehmerverbänden des Holz- gewerbes stattgefunden haben, ist, wie „W. T. B," mitteilt, am 10. d. Vè. etne Veretnbarung zustandegekomimen, wodur die Geltungs- dauer der bestehenten Tarifverträge um ein Jahr, bis zum 15. Februar 1918, verlängert worden ist. Die Bedingungen, unter denen dte Verlängerung vereinbart worden is, find folgende:

Die vor dem Kriege vereinbarten Vertragslöhne werden,

soweit fie betragen mit der Teverungszulage

bis 45 A, sämtli auf 45 , von 20 auf 65 4 L O R B Sab E 18. TL ¿i O Wi; 10 D g G 15 80 e 60 it, Redr, 5 10 ¿4 15 85

festgeseßt. Siädte; die cinen Vertragslobu bisher nit ‘vereinbark haben, find bei der nächsten Vertragterneuerung in eine den örtlichen Verhältnissen enisprehende Lohnklafse einzurcihen. Auf alle bestehenden, d. h. zurzeit gezahlten Löhne ist gleichfalls die nah der Lohnklafse für den Beschäftigungtort maßgebenden Teuerungcszulage, und zwar in * Höhe von 15 5 für die Stunde vom 15. Noveniber 1916 an, in Höhe des (Gesamtbetrages vom 15, Februar 1917 an zu zahlen. Die vestehenden Löhne der Arbeiterinnen weiden: rom 15. November 1916 ab um 10 H füc die Stunde exhöhi. Um den gleihen Betrag erhöhen ch auch die vor ‘dem Krteg vereinbarten Vertrags!öhne der Arbeiterinnen. Jugenbliche Ar- beiter unter 18 Jahren erhalten dieselbe. Teuerungszulage wie die Arbeiterinnen, also 10 4 für die Stunde auf die bestehenden Löhne vom 15. November 1916 ab. In den Städten, in denen seither schon auf Grund örtlicher Vereinbarung der beiderseitigen ckeaganisa- tionen Teuerungszulagen gewährt werden, können biese bet der Durchföbrung der jeh*gen Zulage bei männlichen Arbeitern bis zur Höhe von 10 3, bei Arbeiterinnen und jugends lihen Arbeitern unter 18 Jahren bis zur Höhe von 5 Pfennig für die Stunde augerehnet werden. Die vorstehenden Teuerungszulagen auf die Stundenlöhne finden auf die bestehenden Akkordtarife und einzelnen Akkordpreise finngemäß Anwendung. Das gleiche gilt für die Mons- tagegelder mit der Maßgabe, daß der ‘Nindestanshiag für Vtontagen mit Ueberaahten 4 Marf für den Tag einschließlich des Sonntaas be- tragen foll. Wo höhere Teuerung8zulagen als die vorstchenden ö,tlch vereinbart find, bleiben dteie besteßen,

Als Ergänzung der bestehenden Tarlsperträge wird vereinbart, daß Kriegöbescäd'gte Anspru barauf haben, na Beendigung des Heilverfahrens in threm aiten Ben iebe wied-r in B. sckäftigung zu treten. Jhre Entlohnung erfolgi bei Akkordaibett nah den für alle übiigen Arbeiter geltenden Akkordsäßen und Akkordtarifen. Lohn- arbeiter sind, wenn thre Verleßung si? an voller Arbeitsleistung bindert, ihren Leistungen entsprehend zu bezahlen. Etne geringere Entlohnurg unter Berufung auf die dem Verlezien zueikannie Nente ist unzulässig. Steigende Erwerbsfähigkeit ist durch entsprehende (Erhöhung des Lohnes gebührend zu berücksichtigen. Streitigkeiten find dur die Schlichtungskommission zu entscheiden.

Kunst unnd Wissenschaft.

Man weiß, daß Leibniz {ih mit allen Wisserschaften befaßte, da er den Grundsay verirat, daß gerade turch die Vereiniguna mehrerer Wiss-n8gebiete die Erkenrtnis neuer Wahrheiten er)cid!ert werde. So ist es ouch selbsiverständlih, daß {ih Leibniz mit Chemie sehr viel beschäftigte. Wenn man die umfangreihe Arkeit Hermann Petir3 sie geht durxh drei Hefte des „Archivs für die Geschichte der Naturwissenshaften und der Technik" über Leibniz als Chemifer verfolgt, wird man erkennen, daß Leibniz sowoh! reine wie angewandte Chemie getrieben, mit allen führenden Perfönlih- teiten in pzrfönlihem oder brieflihem Verkehr gestanden, aber felbst befruhtend auf die Chemte niht einvewirlt bat. Dennoch aber bieten Leibntiz Beziehungen zur Chemie sehr viel des Interefsanten, nd nicht selten finden J Aevßerünrgen, dte an die jüngste Gegenwart anklingen So {reibt Leibntz über die Leistungen der Deutschen auf chemis@em Gebiet: „Wir haten zuerst Eisen in Stahl verwandelt und Kupfer in Messing; wtr haben das Eisen zu überzinnen erfundea und viele andere nütliche Wissenschaften entdeckt, also daß unsere Künsiler in der edlen Chymie und Berg- werksachen der ganzen Welt Lehrmeister worden.“ Als Leibniz, 20 Jahre alt, Doktor der Nechte geworden war, besuchte er seinen in Nürnberg wohnkbaften Onkel Juitus Leibniz, Senior des getsilichen Ministeriums. Damals befaßte sich în Nürnberg die (Kesellihaft der Nosenkreuzer mit alhemistisGen Künsten. Der junge Leibntz ritete an den Vorstand dieser Gesellschaft ein mit ihm selbst unverständ- lichen alWemistischen Ausdrücken überladenes Schreiben, wotin er um Aufnahme bat. Ler Erfolg war: „man meinte nicht anders, als der junge Leibniz wäre ein würklicher adeptus, introduzteite ihn nit allein ins Laboratorium, sondern bat ihn auch, für eine gewisse Pension ihr Gehilfe und Secretarius zu sein“. Letbniz nahm an und war damit für die Chemie gewonnen. Später als Letbniz Biblio- thekar und Historiograph in hannovers{chezn Diensten war, stand er viel mit einem Dr. med. Kraft in Verbindung, dur den er vor allem auf den eben entdeckica Phosphor aufmerksam gemackt wurde. Au@ den Entdecker des Phoëphors, Brand, lernte Lelbntz kennen und [ieß ihm mancherlei Förderung zuteil werden. Im Auftrage feines Fürsten {loß Leibniz mit Brand etnen Vertrag, in tem dicser ihm dais Nezept der Phoepborbereitung preisgab. Leibriz dachie den Phosphor nit nur als Zünèmittel, sondera au als Leuhtmittel zu verwenden. So meinte er, daß dieser immerwährende Leuchtkörper auch geetgnet wäre, die ewigen Lampen zu erseßen. Als die Franzosen mitten im Frieden die Pfalz geplündert und. Straßburg geraubt hatten, meinte Leibntz: „man muß mit Frankreih in pace Krteg führen“ und ging daran, den Wirtschaftskrteg dadurch zu beginnen, daß er den Franzbranntwein, den Kognak, zu eisegen suchte. Von dein {on erwähnten Dr, Kraft hatte er nämli erfabren, daß tn Amerika aus Zucker Branniwein unter den Namen CTaffia, Nataffia und Num destilliert würde. Diese Industrie wollte Leibntz in Deutschland heimisch machen; doch scettente das Unternehmen an dem hohen Zucke: preis und auch daran, daß Amerika aroße Nummengen auf den europäisden Ma:kt warf. Sebr enge Beziehungen unterhielt Leibniz auch zu dem Frethertn von Tscirnhaus, dem E. finder des Porzellans. Im August 1704 besuchte der Sckretär von Leizntz Herrn von Tschirnhaus in Dredden. Er beriht:te dann an Leibniz, daß ihm Tschirnhaus eine „weiße porzellinene“ Tasse zeigte, welche er verfertigt habe. Durch diesen Bericht ist erwiesen, daß Tschirnhaus und nicht Böttger als Eifinder des Porzellans zu gelten hat. Auch mit dem Berg- und Hüitenwesea hat fih Leibuniz theoretisch und praktis beschäftigt. So unterbreitete er dem Kurfürsten Ernst August einen Vorschlag zur Entfernung tes wilden Wassers aus den Gruben des Harzes. Interessant sind auch die Eiklärungen, die er für die Namen Kobald und Wolsram gibt. Den ersten leitet ex nicht ab von Kobold (weil er die Bergteute foppt), sondern von Knoblauth, weil feine Adern Knoblaugeruh ab- geben. Ueber Wolfram sagt Leibniz : „Den Wolfram nenren Berg- leute Wolfert, und das ift vielleicht dér rechte Name, nämlich Wolf-ärt, weil es vom Zinn m Schmelzen raubt.“

Im Wirischaftskurs über die Türkei an der Handels- hochschule wird der für den 15. November angeseßte Vortrag des Direktorstellvertreters der Dresdner Bank S. Nitscher über „Geld- und Bankwesen der Türkei“ wegen berufliher Ver- r des Vortragenden exst am Freitag, den 15. Dezember,

altfinden.

Literatur.

Die Kriegsgeseße und Verordnungen über die Höchst- preise, Sicherstellung der Volksernährung, der Roh- stoffe, Metalle usw. mit den Ausfsührünasbestimmungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden, heravsgegeben und erläutert von Viktor Szczesny, Regierungsrat a. D., unter Mitarbeit von Rectzanwalt Or. Hetnrih Neumann, Berlin, Verlag von I. Heß, Stuttgart. Im gewöbnlihen Lauf des wirt- schaftlichen Lebens bestimmen im wesentlihen Angebot und Nachfrage den Preis einer Ware. Kommen große Mengen einer solchen auf den Martt, so sinkt ihr Preis und umgekehrt. Dieses Auf und Ab bildet einen Teil der „ges{äftliden Konjunktur“. Seit Ausbruch des rue ist auch dieses Verhältnis, das fast auf einem wirts{aftlien Naturgeseß zu beruben s{chien, anders ge- worden, wenigstens für eine Anzahl Waren. Zum Besten der allae- meinen Wohlfahrt bat die Reichsregierung gewisse, namentltch für die Leben8haltung wichtige Waren Lebensmittel, Bekleidungs- stoffe usw. mit Beschlaa belegt und bringt sie nah einem be- ftimmten Schlüssel, unter Festseßung von Höhslyrelsen auf den Malt. Hier ij also Angeoot und Na@frage ausgeschaltei, damit