1916 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Nov 1916 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen,

Seine Majestät der König haben Allergnädigst gerußt: die Militärintendanten, Geheimen Kriegsräte Pieszczek Und Haectel zu Wirklichen Geheimen Kriegsräten, den Obermilitärintendanturrat Runge zum Geheimen Kriegsrat und Militärintendänten, den Militärintendantürrat Bald zum Obermilitärinten- danturrat und den etatsmäßigen Militärintendanturassessor Haak zum Militärintendanturrat zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

‘den in die erste Pfarrstelle an der St. Nicolaikirche in

Greifswald berufenen Diakonus Pfeiffer, bisher in Stral- sund, zum Superintendenten zu ernennen.

Kriegs3ministerium.

Der Obermilitärintendantursekretär A mbost von der stell- vertretenden Jntendantur XXI. Armeekorps ist zum Geheimen erpedierenden Sekretär im Kriegsministerium ernannt worden.

Ministerium des Innern.

Landrat des Landkreises Minden Dr. Cornelsen ift E DNldenmn der Landesverteilungsstelle für Eier ernannt worden.

Das Tetanusserum mit den Kontrollnummern 10 und 68 gh geschrieben: zehn und ahtundsechzig aus dem Sächsischen Ran in Dresden ist wegen Abschwächung zur Einziehung

ejtimmt.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Dem Svperintendenten Pfeiffer in Greifswald ist das Ephoralamt der Diözese Greifswald-Stadt übertragen worden.

Errichtungsurkunde.

Mit Genehmigung des - Herrn Ministers der geistlichen und Uaterrichtsangelegenheiten und des Evangelishen Oberktrchenrats

fowte nah Anhörung der Beteiligten wid dur die unterzeichneten Behörden hterdurch folgendes festgeseßt:

: Fn - der evangelts\chen Kirchengemeinde Berlin- E De Didzese KöUn. Land 1, wid eine stebente Pfarrstelle eritdtet.

2 Diese Urkunde triit am 1 Drióbér 1916 in Kraft Berlin, den 26. Oktober 1916. Potsdam, den 30 Oktober 1916. (11S) (L. S.) Kövnigliches Konsiïtortum der Provinz Königl!he Regierung, Abteilurg Brandenburg, Abteilung Berlin. für Kirhen-*und Schulwe]en. Steinhausen. von Bardeleben.

Nichtamtliches,

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. November 1916.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sigung zusammen.

Die' vereinigten Ausschüsse des Bundes rats für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rehnungs- wesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausshuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sißzungen.

Der zur Zeit bei der Heeresverwaltung vorliegende Bedarf an Mannschaftsohrenshüßzern soll aus fertigen Beständen gedeckt werden. Wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, kann daher für diesen Zweck eine Freigabe beschlag- nahmter Rohstoffe oder Garne, sowie Ausstellung von Beleg- scheinen zur Anferligung nicht erfolgen.

Angebote beschlagnahmefreier Bestände sind von den Eigen- tümern auf den hierfür bestimmten Vordrucken an das Webstoff- meldeamt. der Kriegs-Rohstoff-Abteilung, Berlin SW. 48 (Ver- längerte Hedemannstiraße 11), zu rihten. Die Vordrue sind bei der Vordruckverwaltung der Kriegs-Rohstoff-Abteilung sowie bei den Handelskammern erhältlih. Den Angebotskarten find Muster beizufügen.

In der lebten Zeit wird der deutshe Markt vom Auslande, besonders von Holland aus, mit einem Angebot von Seife und Margarine geradezu überschwemmt, und zwar zu Preisen, die im Verhältnis zu den Werten, zu welchen in den betreffenden Ländern tatsählih gekauft werden kann, als ganz außer- ordentlih hoch zu bezeichnen sind. Die Ursache ist, daß diejenigen Stellen, welche die Angebote ergehen lassen, die Einkaufsstelle des Kriegsausschusses für pflanzlihe und tierishe Oele und Fette G. m. b. H. zu übergehen suchen, um bessere Preise zu erzielen. Verschiedene Käufer haben sih auch bewegen lassen, tolche Angebote anzunehmen, um z. B. Seife und Margarine nah Deutschland einzuführen. Nachdem laut Bundesrats- verordnuung vom 4. März sämtlihe hereinkommende Seife, Margarine usw. jedoch an den Kriegsausshuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette abzuliefern ist und nur durch diesen in den Verkehr gebracht werden darf, Jehen solche Käufer sich der Gefahr eines ganz erheblihen Verlustes aus. Der Kriegs- aus\{huß macht deshalb durch „W. T. B.“ auf die vorn- erwähnte Verordnung aufmerksam, laut welher aus dem Zoll- auslände bezogene Seife, Margarine, Oele, Fette und Fett- gemenge aller Art nur durch ihn in den inländischen Verkehr gebracht werden dürfen, und empfiehlt, daß sich jeder von solhen Geschäften zurüchält, wenn er niht Gefahr laufen will, einen großen Verlust zu erleiden.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staat3anzeiger5“ liegen die Ausgaben 1262 und 1263 der Deutschen Ver- lustlisten bei. Sie enthalten die 686. preußische, die 317. bayerishe, die 356. sächsishe und die 496. württem-

bergische Verlustliste,

Bayern.

Die Beiseßzung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Bayern in der Wittelsbachergruft in der Cajetanshofkirhe in München fand gestern mittag unter über- aus großer Teilnahme aller Schichten der Beoölkerung und der offiziellen Welt statt. Seine Majestät der König hatte fih mit Ihrer Majestät der Königin zur Trauerfeier eingefunden, ebenso die in München weilenden bayerishen Prinzen und Prinzessinnen, Seine Königliche Hoheit der Herzog zu Braun- \hweig und Lüneburg und Seine Durchlaucht der Prinz von und zu Liechtenstein. Der Stiftspropst von Hecher leitete die Trauerfeier mit einer Ansprache ein, in der er die Tugenden des gefallenen jungen Helden pries und den Verstorbenen dem Gebet der Trauerversammlung empfahl. Nach einer feierlichen Totenmesse, die der Kardinal Erzbischof von Bettinger abhielt, und der Einsegnung der Leiche wurde unter dem Ehrensalut von Jnfanterie und Artillerie und unter féierlihem Glocktengeläute der Sarg nach der Gruft getragen, wo der Gefallene neben seinem Vater, dem vor neun Jahren in Venedig gestorbenen Prinzen Arnulf bei-

gesezt wurde. Oldenburg. Seine Königliche Hoheit der Großherzog vollendet morgen sein 64. Lebensjahr.

Oefterreich-Ungarn.

Der Kaiser, dessen Befinden zufriedenstellend ift, nahm gestern die üblichen Vorträge entgegen.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht eine Verordnung der Ministerien der Finanzen, des Handels und des Ackerbaus, betreffend die zeitweilige Aupßerkraftseßung der Zölle für Kriegsleim zur Papierfabrikation.

: Polen.

Am 5. November empfing der Generalgouverneur in Warschau, General der Jnfanterie von Beseler im Schloß Belvedere eine Abordnung von Anhängern der Unab- hängigkeitspartei, unter denen sich vom „Klub der An- hänger des polnischen Staatswesens“ und anderen Professor Humnicki, Schriftsteller Studnicki und Rechtsanwalt von Makowiecki befanden. Der Generalgouverneur beantwortete die Anrede der Abordnung laut Meldung des „W. T. B.“ ungefähr, wie folgt:

Ich danke Ihnen für den Ausdruck der Dankbarkeit, den Sie meinem hohen Herrn übersenden, und hoffe, daß auch er zufrieden sein wird. Ich sage Ihnen frei und offen, daß -wtr in diesem Kriege, zu dem wir gezwungen worten waren, und in dem wir an so vielen Fronten kömpfen, vor allcm an uns selbst und unseren Schuß denken müssen. Wenn cs uns gelingt, auch andere politische uno Kulturfragen zu lösen, sind wir sehr zufrieden. Unter den Fragen, deren Wsung uns {on länge am Herzen liegt, is vor allem die *Angelgenheit dec Gestaltung unsecer Neich8grenzen wichtig. Zwi\chea Polen und Deutschland gab es im Laufe der Ge- schichte ver|chtedene Streitigkeiten, do denke ih, ebenso wie dieter Krieg mit dem Often hoffentlich der leute ist, daß auch Ihre Streitig- keiten mit Deutschland fch nichi mehr wiederholen werden. Es unter- liegt keinem Zweifel, daß Polen der wesilihen Kultur angebört, und damit muß es au mit vem Westen jcine Front geaen den halb- afiatishen, byzauntini\hen. Osten wenden. Aus diesem Grunde habëêa wir, tndem wir Ihren uns mitgeteilten Wunsch er- füllten, das Fundament ves polnischen Staates geschaffen. Auf diesem Fundament wroerden wir auch weiterhin mit Ihnen zu- sammen bauen, wobet i bemerken muß, baß der Krieg fortdauert und daß e? verichtedene Kriegsno1wendtgkeiten gibt, die unvermeidlih sid und mit denen man fich aut söhnen muß. Ste haben den Wunsch geäußert, ein pol, ise» Heer zu gründen, das gegen Rußland kämpfen soll. Cs unterliegt keinem Zweifel, daß wir auch dazu kommen werden, und Sie fönnen, was die Fachbildung anbelangt, auch iu dieser Hinsicht ruhtg sein, da unsere in hundertjährtiger Er- fahrung erzogene und în hundert Schl:chien erprobte Armee Jhnen die Gewähr gibt, daß auch Ihr Heer in gleiher Weise organisiert werden wird. Zuleyt füge ich noch binzu, daß in dieser Kiiegszeit nit jeder Ihrer Wünsche fh ohne weiteres erfüllen laffen wird, doeh hoffe ih, daß wir bei gegenseitizgem Vertrauen mtt einander zufrieden sein werden.

Grofßf:britannien und JFrland.

In Beantwortung der amerikanischen Note über die sogenannten britishen Schwarzen Listen als will- kfürliche Einmischung in den Handel der neutralen Staaten wiederholt Lord Grey dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, daß das Handelsverbot mit gewissen Personen in fremden Staaten nur ein Akt der Landesgeseßgebung sei und sih lediglih auf Personen in Großbritannien erstrecke, und erklärt dann:

Dte britishe Regterung beabsichtige weder, noch nehme sie das Necht in Anspru, neutralen Einzelpersonen irgendwelche Behinde- rungen oder Strafen aufzuerlegen. Die Maßnahme zwinge nur dte- jentgen, dite großbritannishe Untertanen seien, die Handelsbeztiehungen mit denjenigen Per}onen, die den Feind unterstüßen, aufzugeben. Das Nechr Großbritanniens als fouveräner Staat, solhe ge- seßlihen Maßnahmen zu treffen, sei so zweifellos, daß er (Grey) sicher sei, daß der dagegen eingelegte Protest auf einer mißverständlihen Auffassung der mit dieser Maß- regel bezwedckten Ziele beruhe. Gegenüber den amerikanishen Be- fürhtungen, daß dieses System von Handelsverboten möglicherweise eine ungerechtfertigte Ausdehnung erfahre, weist Lord Grey darauf bin, daß der Vorteil des Handels zwischen britishea Untertanen und Ausländern auf Gegensettigkeit beruhe und daß das Handelsverbot für britische Untertanen mit Angehörigen eines fremden Staates not- wendigerweise eine Einschränkung des britishen Handeis nach #fich ziehe und die Regierung daran hindere, auf die SŸhwarze Liste irgend eine Firma zu seyen, die einen neutralen Handel betreibe, der bona side jet. „Es \@eint*, fährt Grey fort, „in den Veretnigten Staaten und anderêwo Leute zu geben, die man fast unmögli davon über- zeugen kann, daß die von uns ergriffenen Maßnahmen folche gegen den Feind find und nicht bezwecken, unsern eigenen Handel auf Kostèn detjenigen der neutralen Länder zu fördern. Ich kann nur wiederholen, was ich einganas wiederholt auseinander gesezt habe, daß ‘die Regierung Seiner Majestät kein so unwürdiges Ziel im Auge hatte. Wir haben in Wirklichkeit bet allen Schritten, die wir ergriffen haben, um britisWe Untertanen vom Handel mit diesen an- geführten Firmen abzuhalten, die größtmöglihe Sorge getragen, vm soweit als möglich eine Schädigung des neutralen Handels fo- wohl in unserem wie im Interesse der Neutralen zu verhüten.“

An einer anderen Stelle fagt Grey: „Lassen Ste es mtich wieder- holen, daß die Reaiterung Seiner Majestät keinen Anspruch erhebt, den Bürgern ter Vereinigten Staaten oder den anderen Neutralen vorschreiben zu wollen, mit welhen Personen sie Handel treiben dürfen oder nicht. Ste muß dagegen an threm Nechte festhalten, daß es in der gegenwärtigen s{wierigen Zeit sogar ihre Pflicht gegenüber der Bevölkerung des eigenen Landes wie der der Ver- bündeten ist, britishe Förderung denen vorzuenthalten, die thren Haydel zu Gunsten unserer Feinde führen. Wenn der Wert der britischen Förderung für diese Firmen fo groß ist, daß fie lieber den Handel mit unseren Feinden aufgeben, als daß sie Gefahr laufen, dieser Förderung beraubt zu werden, dann kann die Regierung Seiner

¿ ben, daß {hre Annahme von Bürgschasten dasür Wilifur ift Tee Lee uit dem internationalen Neht oder dem

j wischen den Völkern." En U erner den in manchen Kreisen herrs{enten

Gedavfen, die militärische Lage sei derart, daß es für die Regierur g; unnôttg set, irgendwelze Schritte zu unternehmen, die den Austausch- verf hr im geringsten behindern könnten, da das Ende des Krieges in Sicht sei und nichts, was \sich in fernen neutralen Ländern eretgne, den endgültigen Ausgang berühren könne. Hierzu sagt Grey: „Wir möchten wohl wünschen, daß die Lage so wäre, aber fe ist nicht so. Obwohl die militärische Lage der Verbündeten si bedeutend gebefsert hat, steht ihnen nochch ein langer harter Kampf bevor, der zur Anwendung jedes rechtmäßigen Mittels nötigt, um die Gegner zu überwinden. Was auch für Unbequemlichkeit den neu- tralen Nationen durch die Autübung der Nehte der Kriegführenden erwächst, so ist diese nit zu vergleihen zum Beispiel mit den Leiden und Verlusten, die der Menshheit durch Verlängerung des Krieges auch nur um elne WoŸhe verursaht werden.“ i: ;

Die Regierung hat nach einer Meldung der „Daily Mail“ beschlossen, heute folgende Resolution des Unionisten Hewins zur Debatte im Unterhause zuzulassen : „Nach An- nicht des Hauses ist es Pflicht der Regierung, weitere Maß- regeln zu treffen, um den Lebensmittelvorrat des Landes zu vermehren und zu erhalten, und so die Gefahr des Mangels und einer bedenflihen Steigerung der Lebensmittelpreise im Falle einer längeren Dauec des Krieges zu vermindern.“ Die Regierung habe dem genannten Blatte zufolge die Be- ratung darüber zugestanden, um dem Handelsminister Runciman zu ermöglichen, eine Erklärung über die Regelung der Lebensmitteleinfuhr abzugeben. Bekanntlich sei Runciman wegen der Schiffsverluste infolge des U-Bootkrieges in Sorge. g

Auch andere Blätter befassen sich mit der gesteigerten Tätigkeit der deuthen U -Boote. Die „Times“ drudcken an auffallender Stelle eine Liste der am Sonnabend und Sonntag gemeldeten Schiffsverluste ab. Der „Daily Chronicle bringt die Lebensmittelpreise und den U-Bootseldzug miteinander in Verbindung und \hreibt:

Das Problem des Schiffêraumes ist wieder in ein \chwleriges Stadium getreten, zum Teil, wenn auh ncht aus\{ltießlih infolge des U-Booikrieges. Man braucht nur die täglihen Verluste an Handelssifen, die in den Grund gebohrt werden, zu beohten, um zu sehen, daß der Kamvf zwischen der englischen Xdmtiralität und den Piraten, der seit 22 Monaten hin und her s{wankt, im Augenblick für die Piraten günstig fleht.

Frankreich.

Jn der gestrigen Sizung der Deputiertenkammer wurde der Minister der öffentlichen Arbeiten Sembat wegen der Transportkrise interpelliert.

Laut Bericht der „Agence Havas“ erörterte der Minister Sembat tn Beantwortung der Interpellation eingehend die Fragen des Cijenbahnresens, der Schiffahrt, der Einfuhr, sowie alle Bemühungen, die darauf abziesten, die Bedürfnisse der Armee mit den übrigen öfentlihen Bedürfnissen in Ein- klang zu bringen. Betreffs der Anregung, daß die Leitung des Gisenbahnwesers dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten über- iragen werde, drückte Sembat die Ansicht aus, daß diese Frage ganz bejondere Schwtexigkeiten im Kriegsgebiete auweise, wo die Milttär- behôrden in drtngendster Weise die Eisenbahnen brauchen. Sodann legte der Minister ausführlich die zur Beseitigung der Transportkrise ergriffenen Maßnahmen dar. Der ratikale Abg. André Hesse be- onvagte, daß zunächst über die von thm und mehreren Parteigenossen eingebrachte Tagesordnung abgestimmt werde, in der der Regierung wegen ihres Maogels an Tatkraft das Vertrauen verweigert wird. Der Mintisterpräsident B rtand forderte die Kammer auf, die Frage in ihrer Gesamtheit zu erwägen. Wenn Amerika, dessen E senbahn» wesen so wunderbar auêgeftaitet sei, seine Verkehräwege üverlastet sebe, so könne man si nicht wundern, daß F'ankrelch eine Transport- Fife duihmache. Aber man dürfe nicht sagen, daß die Lage in Frankreich kein Vertrauen verdiene. Denn îm Lande Tebe das tiefe Gefühl, daß der Krieg in eine entiheidende Phase eintrete und dem Stege entgegengeh-e. Was das Laad woüe, sei, daß die Regierung die Schwierigkeiten übecwoinde, die notwendig entstehen mußten, und etnen allgemetnen Plan annehme, der das gegenwärtige System unter Mitwirkung aller zusiändigen Stellen und aller beteiligten Keceise abändere. Briand appellierte an das Vertrauen der Kammer.

Die Regierung nahm eine Tagesordnung des Nadikalen Nabier an, in der eine einzige Leitung und die Annahme eines allgemeinen Planes verlangt sowie die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Regierung alles aufbieten werde, um die Ver- wirklihung dieses Programms durchzusezen. Die Priorität der Tagesordnung wurde mit 413 gegen 103 Stimmen an- aenommen, dem Paragraphen, der der Regierung das Vertrauen ausspricht, mit 415 gegen 86 Stimmen zu- gestimmt. Die gesamte Tagesordnung wurde durch Handauf- heben angenommen.

Ftalien.

Wie der „Corriere della Sera“ mitteilt, wird die Kammer aus Gründen verschiedenster Art erst am 5. Dezember wieder eröffnet werden.

Dänemark.

Die dänische Generalpostdireklion gibt bekannt, daß von dem dänishen Dampfer „Botnia“, der sich in inländischer Fahrt auf der Reise Kopenhagen—Faröerinseln—Jsland befand, bei der Durchsuchung des Schiffes in Leith die gesamte Paketpost beshlagnahmt worden ist.

Türkei,

Der deut!she Botschafler von Kühlmann ist Montag- nacht in Konstantinopel eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Geschäftsträger von Radowiß, den Herren der Botschäft und des Generalkonsulats und Vertretern des Großwesirs, der Minister des Auswärtigen und des Krieges empfangen worden.

Griechenland.

Der französische Kriegsminister General Roques ist in Athen eingetroffen und vom König Konstantin in Audienz empfangen worden. Dem „Reutershen Bureau“ zufolge war der Hauptaegenstand der Unterredung die Errichtung einer Zone, die Réibereien zwishen der Armee des Königs und der der Venizelisten verhüten soll.

Die Gesandten der Entente haben den „Times“ zufolge der griechischen Regierung Beweismittel vorgelegt, daß die Reservistenbünde troy des gegebenen Versprechens ihre Tätigkeit fortseßzten.

Eine Meldung des „Matin“ besagt, daß die S alonikier Regierung beabsichtige, bei der Bank von Athen eine An- lei he aufzunehmen, die in den an der Nationalbewegung teil- nehmenden Provinzen und in den griehishen Auslandskolonien untergebracht werden solle. |

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Asien.

Nachckeiner amilichen, von „W.-T. B.“ verbreiteten Mel- dung berihtet dec Generalgouverneur von Niederländisch Ostindien, daß am 1. d. M. zwischen den niederlänñndishen und den portugiesishen Behörden auf der Jnsel Timor der Austausch der Distrikte stattgefunden hat, die in de Artikeln 1 und 2 des mit Portugal geschlossenen Grenz- veriräges vom Jahre 1904 erwähnt sind.

Kriegsnathrichten.

Großes Hauptquartier, 15. November. Westlicher Kriegsschauplaß. | Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. i Die Schlacht nördlich der Somme dauert an. Vom Morgen bis zur Nacht anhaltendes Ringen rückt auch den 14. November in die Reihe der Großkampftage. Á Hoffend, den Anfangserfolg ausnüßzen zu können, griffen die Eugländer mit starken Massen erneut nördlich der Ancre und mehrmals zwischen LeSars und Gueudecourt an. Zwar gelang es ihnen, das Dorf Beaucourt zu nehmen, aber an allen anderen Punkten der breiten Angriffsfronten brach die Wucht ihres Ansturms verlustreich vor unseren E Stellungen zusammen. Besonders hervorgetan haben fsih bei der Abwehr des feindlihen Ansturms das Magdeburgische Jnfanterieregiment Nr. 66 und das Badische Jnfanterieregiment Nr. 169 sowie die Regimenter der 4, Gardeinfanteriedivision. Starker Kräfteeinsaß der Franzosen galt dem Gewinn des Waldes St. Pierre-Vaast. Den Angriffen blieb jeder Erfolg versagt; sie endeten in blutiger Niederlage.

Oestlicher Kriegs8schauplaßg. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

__ Auf dem Ostufer der Narajowka richteten sih gegen die kürzlich von uns gewonnenen Stellungen westlich von Folw. Krasnolesie wütende russische Angriffe, die sämtlich, an einer Stelle durh Gegenstoß, abgewiesen wurden.

Front des Generalobersten Erzherzog Carl.

_An der Ostfront von Siebenbürgen herrschte nur geringe Gefechtstätigfkeit. Ou den für uns erfolgreihen Wald- und Gebirgskämpfen längs der in die Walachei führenden Straßen haben die Rumänen gestern an Gefangenen 23 Offiziere und 1800 Mann, Ga 4 Geschüße und mehrere Maschinengewehre ein- gebüßt.

(W. T. B.)

Balkan-Kriegs\chauplagt. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madckensen.

Keine Aenderung der Lage. Die Festung Bukarest ist von Fliegern mit Bomben beworfen worden.

Mazedonische Front. ; Den heftigen französishen Angriffen in der Ebene von Monastir haben bulgarische Truppen, dabei das Regiment Yalkanski Seiner Majestät des Kaisers, unverrückt standgehalten.

Im Cerna-Bogen gelang es dem Gegner, einige Höhen zu nehmen. Um Flankenwirkung gegen die Talstellungen zu vermeiden, ist unsere Verteidigung dort zurückverleat worden.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oesterreihish-ungarischer Bericht. Wien, 14. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschaupla g. Heeresfront des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

L Unsere Donaumonitore erbeuteten nächst G iurgiu bei stärkster feindliher Gegenwirkung 7 teils beladene Schlepper.

Heere3front des Generalobersten Erzherzog Carl.

¿ Bei Orsova säuberten wir das rechte Cernau fer. Jm Norden der Walachei verlaufen die Kämpfe dauernd günstig. Jn den leßten 2 Tagen haben wir hier 1600 Gefangene, J Maschinengewehre und 1 Geschüß eingebracht. Anm Oitoz- Paß seßen die Rumänen ihre Angriffe fort. Jm Abschnitte von Toelgyes wurden die Russen aezwungen, mehrere Höhen westlih der Grenze aufzugeben. Nördlih von Jakobeny |cheiterte ein rufsfisher Vorstoß.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Nichts Neues.

Jtalienischer und südöstlicher Kriegs8schauplaß. Keine Ereignisse von Belang. Der Stelivertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

mae

Bulgarischer Bericht.

Sofia, 14. November. (W. T. B.) Amtktlicher Bericht.

Mazedonische Front. Südlich des Maliksees griffen unsere vorgeschobenen Abteilungen {wache franzöfishe Ab- teilungen an und warfen sie auf Korißza zurück. Zwischen dem Prespasee und der Eisenbähn Bitolia (Monastir)— Lerin lebhaftes Artilleriefeuer. Auf der Front Kengli— Polog-scheiterten alle Angriffe des Feindes unter \hweren Verlusten. Der Gegner wiederholte seine Angriffe während der Nacht zum 14. November. Er wurde aber wieder zurückgeshlagen. Jm Wardartale, am Fuße der Belasica- Planina und imStrumatale s{hwaches Artilleriefeuer und an einzelnen Stellen Patrouillengefechte.

R umänische Front. Oesterreichish-ungarische Monitore brachten, unterstüßt vom Feuer der Küstenbatterien, von i dbis auf unser Ufer Aédén Schlepper, darunter fünf

Jn der Dobrudscha näherten si vorgeshobene feindliche A UleNigen unseren Stellungen. Kein - Ereignis von Be- eutung.

Sofia, 14. November. (W. T. B.) Wie die „Kölnische Volkszeitung“ meldet, geht die Zählung der Beuté von Con- stanßa zu Ende. Es wurden gezählt: 30 000 t Petroleum, 20 000 & Benzin, 17 000 t Mineralöl, sehr große Vorräte an Getreide, Zucker und Kaffee, die für eine mehrmonatige Ver- pflegung der rumänischen Armee und Bevölkerung bestimmt waren.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht. Auf den Fronten kein bedeutsames Ereignis. Der Stellvertretende Oberbefehlshaber.

ien rae

Der Krieg zur See.

Berlin, 14. November. (W. T. B.) Am 13. November belegte eines unserer Marineflugzeuge den Luftschiff- hafen und Flugplaß St. Pol bei Dünkirchen mit Bomben. Es wurden einwandfrei Treffer auf eine Fabrik- anlage und einige Gebäude beobahtet. Das Flugzeug ist un- beschädigt zurückgekehrt.

Berlin, 14. November. (W. T. B.) Der italienische Dampfer „Mudros“, früher deutsche Levantelinie (3137 Br.-N.-T.), ebenso der italienishe Segler „Gio- vanni Anteri Beretta“ (332 Br.-N.-T.) sind versenkt worden.

London, 13. November. (W. T. B.) „Lloyds“ melden: Der englische Dampfer „Morazan“ (3486 Br.-Reg.-Ts.) ist versenkt worden. Der Kopitän wurde gefangen genommen. Auch die englishen Dampfer „Catterham“ (1777 Br.- Reg.-Ts.) und „Kapun da“ (3097 Br.-Reg.-Ts.) sind versenkt

worden,

London, 14. November. (W. T. B.) Wie „Lloyds“ nelden, sind die Fishdampfer „Our Boys“ und eSuperb“ versenkt worden. Die Besazungen wurden gelandet.

Christiania, 14. November. (Meldung des Norwegi- schen Telegrammbureaus.) Der Dampfer „Camma“ (794 Br.-Reg.-Ts.) aus Tönsberg ift laut einer Meldung aus Bilbao an das Ministerium des Aeußern am Sonnabend ver- sentt, die Mannschaft gerettet worden. Das Vizekonsulat in Garrucha drahtet: Der Dampfer „Tripel“ (niht im Lloyds-Register, auch als Kripel (4633 Br.-Neg.-Ts.) gemeldet) aus Drammen ist gestern vor Gaviao versenkt, die Mann- {aft gerettet worden. Das Vizekonsulat in Coruna meldet: Der

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Bergener Dampfer „Fonsdalen“ (2835 Br.-Reg -Ts.,) ist von einem deutschen U-Boot versenkt worden. Seine Mann- haft und die Mannschast des norwegishen Dampfers „Balto“, je 25 Mann, sind in Camarina gelandet. Mit den übrigen heute gemeldeten versenkten Dampfern hat die nor- wegische Krieg8versicherung einen Verlust von 91/4 Millionen Kronen erliiten.

Wien, 14. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Jn der Nacht vom 183. auf den 14. d. M. hat eines unserer Seeflugzeuggeshwader militärishe Objekte von Doberdo und das feindlihe Abwehrflugfeld von Beliang mit Spreng- und Brandbomben fehr wirkungs- voll belegt. Mehrere Hangars wurden voll getroffen und ein großer Brand erzeugt. Troß heftiger Beschießung kehrten alle Flugzeuge unversehrt zurück.

FlottenkTommando.

Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.

_Nach ekner von. ,W. T. B.* wiedergegebenen Meldung der „Times“ aus Sydney droht der Aus ftand der Kohlenberg- leute si au auf die anderen Industrien auszubreiten. (Vgl, Nr. 266 d. Bl.) Es bestehe die Gefahr, daß Sydney binnen wenigen Tagen ohne Licht sein werde.

TWWohlfahrtspfiege.

Am 29. Oktober 1916 hat in Leipzig die zwetunddreißigste Ges neralversammlung der Hilfskasse für deutshe Nehtsanwälte stattgefunden. Das Beschäftej1hr 1915/16 {ließt mit einer Mitg!teder- zahl von 6133 gegen 6098 im-Vorjahre ab. Das Kapitalkonto be- trägt 1319 017 #4 23 §5. Bis zum 1. Juli 1916 war für ordentliche Unterstüßung8zwecke für das Eeschäftejahr 1916/17 \chon über 134 070 „6 verfügt. Dem Kriegsfonds sind bis zum 29. Oktober 1916 von Anwälten und deren Organisationen 364 625 6 30 „§ zugegangen. Aus ordentlihen Mitteln der Kasse wurden dem“ Kriegsfonds 240 000 überwiesen. An Kriegsunterstüßzungen wurden bis zum genannten Tage 482 961 „4 63 4 bewilligt.

Literatur.

Die kurz vor Kriegsbeginn begründete „Gesellschaft für Er- forsung des Deutschtums im Auslande® bat stch durch die Ungunst der Verhältnisse nit davon abhalten laffen, rüstig an die Durþ- führuna ihres Arbel!eplans zu gehen. Von ihren Schriften liegt der ersle Band, in dem der Bischof in Hermannstadt D. Dr. Fr. Teutsch „die siebenbürger Sachsen in Vergangenheit und Gegenwart“ schildert, vor. (Verlag von K. F. Koehler in Leipzig; 9,50 F, geb. 13 #) Die Veröffentlihung bietet cine neue Zusammenfassung der Geschichte der ältesten noch fortblühenden deutschen Auslandssiedlung, einer Siedlung, die keine texrritorial ¡usammenhängende Einheit bildet, deren Glieder vielmehr über das halbe. Land zerstreut waren und sind, die, von Anfang an mit anders\prachigen Völkern durhfeßt, {wer um ihr Bestehen zu ringen hatte. „Die Geschidte des sächsisGen Volksstamme-s in Siebenbürgen“, führt der Verfasser einleitend aus, „ist die Geschihte eines Kolonistenvolkes, d. h. aiso voll Kampf und Leid, voll Kraftentwicklung und voll Entsagung. Es wiederholt #i® auch bet ihnen das Schicksal des Kolonisten, daß er anfangs aïs Bringer höherer Kultur Lehrmeister der Umgebung wird, von dieser aber, je mehr sie selbst fortshretltet, in steigendem Maße als Eindringling empfunden wird und von Anfang an gezwungen ist, in Verteidiaungsstellung fh gegen Angriffe zu wehren, die auf den ganzen Besi abzielen, und daß bet steigender Kultur der Um- gebung sein Einfluß aeringer, seine Aufgabe zum Teil etne andere wird und daß die Echaltung der Eigenart nur mit Opfern möglich ist." Mit diesen Säßen ist der Kern der Entwicklungs- eshihte der fiebenbürgisheèn Sachsen trefflich gekennzeichnet. ie Darstellung is in vier große Abschnitte gegliedert: in

die Zeit der Einwanderung und des Zusammenwachsens zur

politis@en Nation (1141—1526), d'e Zeit der Käwpfe um uúd für die Neliaioa (1526—1711), die Zeit der Ausetnandersehung zwischzn Stacitsiewalt und fländls&er Fretheit (1711—1830) unv die at des Kampfes für Volkstum und Deftand (bis zur G-egeriwart). 26s Buch darf auf wetitgeheabes Interesse ouch bek reihsdeutidben Lesern renen, übermittelt es ihnen voch bie le:densvolle Geichichle deutscher Volfksgeness-n, die lhre naticnale Eigenart und ihren Glauben unter \ck{wierigen Verhältnissen fch treu bewahrt häken, und rührt bie Darst.llung doch von einem Manne her, der dur lange Jahre als Æührer selnec VolkskirWe, als Gelehiter und Schriftsteller uod 61s Yann der Tat uater den siebenbürgischen Sachsen eine führende Stelle inne hat.

ne Unter dem gemeinsamen Titel „Die russis6e Gefahr" erscheint im Verlag von I. Engelhorn ia Stuttaart eine von Poul Nohrbach herauêgegebene Scriftenfolge, von der biéher 2 Hefte vorliegen. Jui ersten, „Rußlands Ländergier“, bespricht Richard Pohle die von dem ESeneral Kuropatkin tim Idhre 1900 dem Zaren überreichte Denkshrift, in der der Gedanke vertreten wird, daß Rußland släcker rüsten müsse, um seine Westzrenze auszubauen, damit es die im 20 Jahr- hundert seiner barrenden Aufgaben [öfen könne. Non der Denkschrift tft nur eln Bruh\tück bekannt geworden; Pohle bersucht es aber, ihr-n Se- samiinhalt auf Grund der militärishen Schriften des Gerera!s Kurovaikin zu refonstrutecten, gewinnt fo die Richtlinien der traditionellen russischen Groberung?politif und weist nachdrüdckiih auf die Gefahren hin, die ihre Verfolgung für das Deutsche Neich in #ch ließt. Im 2. Heft, „Das Gndzkel Nußlands* betitelt, beleu&tet Are Smidt die russische Ottentpolitik, die auf den Besig ter Dardanellen hinzielt und mit deren Durhfübrung nah Ansicht des Berfassers Deutschland die leyte Möglichkeit verlieren würde, G zu einem Weltvolk neben England, Nußland und Amerikz aus8zuwachsen. Den beiden vorliegenden Heften sollen zwei weitere: „Aus den Geheimpyrotokollen des Zuren“ und „Nussische Kriegsztele nah ruisishen Quellén*“ folgen. Jedes Heft kostet 1,50 M.

Land», und Forftwirtscchaft.

Bern, 14. Novemker. (W. T. B) Nah Mitlieilung des franzöfischen ‘Aderbauministerlums sind die Feldarbeiten im Oktober durch \chlechte WitterungéverhäUtnifse in fast ganz Frank - rei în ziemllch großec Ausdehnung bebindert worden. Die SN L LEENEO ijt weniger befriedigend als der Futterrüben- ertrag.

_ Na den Nachrichten des amtliGen Bureaus für landwirtschaft- le Statistik in Nom beträgt die dieslährige Viaisernte Ztaliens nur 19,5 Millionen Dopve!zentner, was einen Ausfall gegenüber dem Borjahre von fa# 10 Millionen bedeutet. Der Mais- mangel wird befonbers hart in Oberttalien empfunden werden, da die dortige Landbevö!kerung die aus ‘Mais berettete Polenta als Haupt- nahrung genteßt. Die Aussichten ouf die italtienische Olivenernte, über die die Statistik auffallenderweise no& feine Zahlen gibt, find nach verschiedenen Presse- äußerungen geradezu trojtlos. SInfolgedessen ist seit einiger Zeit die Ausfuhr von Olivenöl ausnohmslos verboten. Die amtliche Statistik über den ttaltentshen Außenbandel für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres weist eine Unterbilanz von 1,8 Mil- liarde Lire auf. Die Ausfuhr betrug 1,2 Milliarde, die Einfubr über 3 Milltarden Lire. Der Landwirtschaftsminister gibt bekannt, daß in den Provinzen Grosseto und Nom, sowie in denen Süditaltens und der Jaseln für die Bebauung brahltiegender Felder mit Wetzen, Mais oder Hafer eine Prämie von 50 Lire für das Hektar

gezahlt wird. Theater und Mufik,

__ Im Könfglihen Opernhause wird morgen Offenbacks phantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“ mit den Damen Hafgren-Waag, Hansa, Engell, Birkenstrêm und den Herren Kirchner, Schwarz, Henke, Sommer, Habih und Krasa in den Hauptrollen aufgeführt. Dirigent ist der Kapellmetter Dr. Stiedty.

Im Köntglihen Schausptieihausfe wird morgen Hebbels3 „Judith“ gegeben. Beschäftigt sind darin die Damen Durte x, Sussin, Schlüter, die Herren Kraußneck, Pobl, von Ledebur, Mühl- hofer, Engels, Boettcher, Eggeling, Leffier, Veëpermann und de Vogt.

Konzerte.

A Haîten iín den beiden vorhergehenden Wochen Max Neger und Richard Strauß im WVordergrunde des Berliner Musiklebens ge- standen, so brahten die jüngit verflossenen acht Tage einen wetten Abschniit aus dem Schaffen Max von Sgchillinas?, der an zwei Abenden selbst nicht nur als Komponist, sondern auH als Dirigent und als Begleiter am Flügel in htesigen Konzeri\älen er sien. Der erste „Max von Schillings- Abend" fand in der Sin A“ akademie unter Mitwirkung des Getgers Pcotesso18 Felix Berber, des: Kammersängers Ludwig Heß und des Philharmonischen Vrchesters ftatt, der zweite war ein Liederabend im Beethoven- saal unter Mitwirkung des Kammersängers Alfred Goltz. Von den am ersten Abend vorgeführten Orchesterwerken überragte der „Sym- phonisde Proleg® zu Sophokles? „König Oedipus* (Op. 11) die ältere Arbeit „Seemorgen“ (Op. 6) bei weitem. Schillinzs weiß mit setner farbenreihen Instrumentierungskunst nit alletn herr- lihe Siimmungen zu erwecken, sondern auch dramatisch zu gestalten und sein Tongewebe motivisch klar zu wirken. Er zwingt den Hörer in seinen Bann. Eine rübmenswerte L'istung darf die Ausführung des fast einstündigen Violinkonzerts (Op. 25) genannt werden, die wohl auch nur einem Geiger vom Schlage Felix Berbers so gelingen mag. Dieses an und tür fich starre, melotizn- arme Werk wurte unter den Händen dieses Künstlers, der es blühend im Ton und technisch schlackenrein vertrug, zu einem Erlebnis, Die vokalen Schöpfungen Schillings?, besonders scire „Glocken- Iteder“, Op. 22 (nach Gedichten von Spitteler) mit t Orcheflèr- bogleitung, sowie bie Liedhen mit Klavier: „Im Ents(lafen“, „Aus dem Takt“, „Das mtitleidige Mädel* und vor allem „Märchen“ teugen von seiner Befähigung, dea geisttgen Gehalt der Dichtungen mußiklalis{ auszuwerten. Heß sang die „Blodenklieder“ mit warmer Hingäbe und teinjiem musikalischen Sch!iff. Auch Alfred Gol war ein deruüfenier Autdeuter der Schilltnos\chen Schöpfungen, nur entfaltete erx in der Höbe seine metallishe Stimme zuweilen zu zügellos und übertrteb dadur gewisse Steigerungen. Marx von Schtllings wurde au betben Abenden lebhaft gefetert, desgleihen die anderen Mitwirkenden. -— Für das ersie der drei angekündigten Konzerte von Heinri Grünfeld in der Singakademte hatte der bekannte Kniegéhjer namhafte Künster (Birgit Engell, Wilhe!m Backhaus, Alfred Witten- berg, Nobert Köneke, Max Poike und Otto Bake) zur PDitwtikung herangezogen. Ein Quintett für Klavier, Violine, Bratshe, Cello und Kontrabaß in C-Moll (Op. 16) von Hermann Göt, das dur feine blühende Melodik und einfahe Form auffiel, fowle das ?ösilide „Forellenqutntett" (Dp. 114) von Franz Schubert wurden vollendet gespielt. Ganz bescnders trat dabei das technisch reife und fein- finnige Klavierspiel von Wilhelm Backhaus3 wieder in die Grsheinung. Die Köntglihe Sängerin Birgtt Engell trug mit inniger Hingabe Lieder von Brahms, Pfißner und Mahler vor. Einen „Neger-Abend*, der auss{ließlich Kompositionen für Orgel bracht», veranstaltete der Organi\t Wolfgang Reimann in ber Jerufalemskirce. Sein dur hohentwidckelte Technik und Meisterschaft in der Negistrierungskunst autgezeichnetes Spiel wies sicher den Weg durch manche Wirrnisse Regerscher Musik. Das zeigte fich besonders bei der Wiedergabe der Richard Strauß aewidmeten Phantasie und Doppelfuge in D-Moll (Op. 135b). Andererseits lernte man Neger aud als den bedeutendsten Neuerer auf dem Gebiete der Orgelmvsik \{chäßen und würdigen. So brate der Abend des Belehrenden und Anregenden die Fülle. Sehr groß war wiederum die Zahl der Konzerte, in denen Gesangs- und Insirumenta!künstler einzeln oder vereint auftraten. Zu den bedeutenden Sängern, die \ich in leßter Zeit hier hören ließen,

gesellte sich der hier wohlgelittene [chwedishe Kammersänger Jo hu