1917 / 100 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Apr 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Dampfer „Zenobia“ (4000 Br. -Reg. -To.) mit Kohlen von England nah Jtalien; am 17. 4. ein unbekannter, tief beladener Dampfer von etwa 3500 Br. Reg.-To.; am 18. 4. der bewaffnete englische Dampfer „Rinaldo“ (4321 Br.-Reg.-To.) mit Kohlen wahrscheinlich für Jtalien. Die versenkten Segler hatten hauptsählich Schwefel nach italienishen Häfen geladen. Nach eingetroffenen Ergänzungsmeldungen befanden sih unter den am 16. April bekanntgegebenen U-Booterfolgen im Mittelmeer noch folgende Dampfer: Der bewaffnete eng- lishe Dampfer „Britannia“ (3129 Br.-Reg.-To.) mit Baumwolle von Alerandrien nach Liverpcol, der bewaffnete englishe Dampfer „Calliope“ (3829 Br.-Reg.-To.) mit 9100 t Kohlen von Cardiff nah Malta, der bewaffnete englishe Dampfer „Trefuses“ (2642 Br.-Reg.-To.) mit 4000 t Kohlen von Cardiff nach Alexandrien, der bewaffnete englishe Dampfer „Tremorvah“ (3674 Br.-Reg.-To.) Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Kopenhagen, 26. April. (W. T. B.) Das Ministerium des Aeußern teilt mit, daß nach einer Meldung der Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellshaft der Dampfer „Ydun“ auf der Reise von Frederikshavn nach Christiania mit Reisenden und Ladung von einem deutschen Kriegs\chiff aufgebracht und nach einem deutshen Hafen übergeführt worden ist.

_ London, 26. April. (Reutermeldung.) Die amerika- nischen Blätter berichten: Der Kapitän des amerikanischen Dampfers „Mongolia“ (13639 Br.-Reg.-To.) meldete, daß sein Schiff von einem deutshen U-Boot dur Geschüß- feuer zum Sinken gebracht worden ist.

Wohlfahrtspflege.

Seine Königliche „Hobeit der Großherzog von Sachsen stiftete, wie dem ,W. T. B.“ aus We'mar berichtet wird, aus Anlaß der Laufe seines zweiten Sohn-:8 100000 4 für die Wokblfahrt des Landes; die Summe soll zur Förderung wohltätiger und gemein- nlitziger Zwecke dienen. i

Bevölkerungspolitisch nußbringende Stiftungen.

Die Deuishe Gesellschaft für Bevölkerungs8politik teilt mit: Dbwobl der Kiteg alle verfügbaren Kräfte in den Dienst der militärtsWen und S Organisationen gestellt hat und man glauben sollte, daß das Denken und Wollen der Menschen und die zur Verfügung stehenden Mittel gänzlih durch diese Maßnahmen in Anspru genommen seten, zeigt fh doch die erfreulihe Tatsache, daß in arößerem Umfange und mit viel größerer Häufigleit Mittel für wohltätige Zwccke aufgewendet werder. Wir denken hler garnicht an die Liebcszaben, die in der ersten Zeit des Krieges überreih und auch jeßt noch über Erwarten reichlich geflossen sind, sondern wir denken an die Fülle von Stiftungen, von denen man jetzt fast täglich lesen oder bôren kann. Es ift dies nicht nur ein Zeichen dafür, wie tief die Zelt die Gemüter gepackt hat. Naturgemäß sind diese Stiftungen fast ausnahmslos der Linderung der aus dem Kriege und seinen Folgen entspringenden Not gewidmet und sollen entweder derKriegswaisen- und Witwenfürsorge oder der Fürsorge für die in thremErwerbe hehinderten oder beschränkten Kuegsverleßten dienen. Es hat den Anschein, als wenn die Art der Stiftungen auch eine andere wäre als in Friedenszeiten. Viel mehr als sonst s@einen auch Personen, die nicht zu den sehr begüterten gehören, bie Urheber folher Stiftungen zu fein. Daraus darf man \chließen, wie fehr es dem einzelnen Stifter Herzensfahe is, zur Un- derung der Folgen des Krieges beizutragen. Dabei bleibt nun eines verwunderlich, daß garnicht oder uur in versWw!ndendemm Maße Stiftungen gemacht sind für einen Zweck, der eigentlich seit Monaten den Geist ola Volkes beschäftigt und der wieder und immer wieder în der Tagespresse bebandelt wird, wir meinen, daß bither ver- schwindend wenig Stiftungen sich in den Dienst der Be- vöôlkerungspolitik stellten. Es fehlt an Stiftungen, die den Kriegs- walsen, die beranwachseny, die Gründung eines etgenen Hauthalts ermöôg- lichen, es fi hlt an Stiftungen, welche die Begründung eines selbstär digen Erwerbes unter der Voraussetzung der Gründung einer Familie erleichtern, und es fehlt vor allen Dingen in fast sämtliä;en Kriegsstistungen, die gemahcht wurden und es find nit wenige, die dafür tu eiraht kommen —, die Bestimmung, daß aus thren Mitteln in erster Linie ktinderreihe Familien oder die Abèömm- linge aus kinderreihen Familien bedacht werden follen. Dies ist vmso erstaunliher, als man seit BVèonaten fast täglich in den Zeitungen von Beratungen und Verhandlungen darüber liest, wie dem Geburtenrückgang entgegenzuwirken und wie der Verringerung der Bevölkerung duxch den Krieg en!fgegen- zutreten sei. Nicht laut genug kann daher die Stimme ez:hoben rwoerden: Ibr alle, die Ihr ch aus warnmem Herzen von Eurem Hab und Gut hergebt, um Stiftungen zu machea, die die harten Folgen des Krieges lindern wollen, Ihr alle denkt daran, wie Zhr durch von Eu zu treffende Deitlmmungen Eure Gaben in den Dienst defsen stellt, was vor allem dem deutshen Wolke nottut: in den Dienst der Erhaltung und Mehßrung setner Volkskraft.

Der Hauptaus\{Guß der Gesellschaft für Volksbil- dung hielt am 21. d. M. unter dem Vorsiß des Prinzen Heinrich zu Shoenai-Cazrolath eine Sißung ab. Die Gesellschaft gab im verflossenen Jahre 479 947 46 aus, u. a. für Volksbüchereten 143 000 4, für Kriegs8büchereien 125000 e, für vaterlän- dische Vorträge 20600 46, für d:tlihe Bildungszwr cke 25 000 e. Seit Beginn des Krieges gab die Gesellshaft für die Truppen im Felde und in den Lazaretten rund 800 000 Bücher unentgeltiliÞh ab. Vaterländishe Vortrags8abende wurden In Groß Berlin von der Gesellschast seit Begirn des Kiieges ins- gesamt 694 veransialtet, im Winter 1916/17 196. Die Friedens- arbeit der Gefellshaft erfuhr manche Ginschränkungen, konnte aber im verflossenen Jahre ungeslör!er fortgeseßt werten als in den beiden exsten Kriegsjahren. Der Haushaltungsplan für 1917 sieht eine Ausgabe von 630500 # vor; davon sollen au*- A werden für Volksbüchereien 250000 46, für Kriegs-

üchereien 150000 4, für Verträge und vaterländische Voxr- tragsabende 40000 #4, für Lichibilder, Bildrwoerfer und das Warderkino 85 000 46, für Verbreitung gem*tinnüßiger Schriften und Lehr- und Uebungöbücher für Kriegsverlotite 25 000 4. Die von der Gesellschaft verwalteten Stiftungen (Abegg-, Rickert- und Schulze- Delißsh-Stiftung) babeo ihre Tätigkeii: Verbreitung von gemein- nüßzigen Schriften, Unterstüßuyg unbewittelter Volksbüchereien und Nersorgung von Kriegébeschädigten mit Lehr- und Uebungöbücherv, in erhöhtem Ümfange fortgesegt. Der Vorsißente hob besonders hervor, daß die Gesellschaft auch erböhte Unterstüßuvg uxrd warme An- erkennung bon vielen Seiten céfunden babe. Die diesjätrige Haupt- versammlung wird wieder in Berlin stattfinden und u. a. über VBolks- und S aganbbe is verhandeln.

Nach ekner Frelbusg von „W. T. B.* aus Wetßenfels hat der Kommerzienrat Nolle dkser Stadt ur Grerichtung einer Säuglingskrippe, die in etnem ebenfalls von Nolle geschenkienGebäude errihtet wird, 100000 # zur Verfügung gestellt. ou gemeia- vüßige Zwede scherkten die Schuhfabrikanten Wenzel u. Lewin - fohn 10,000 6.

reerenrmer n

Verkehrêwesen.

Es liegt Anlaß vor, darauf hinzuweiseu, daß Auf - oder Einklebungen irgendwelher Art außer auf Post- farten sowie Abschnitten von Pa on rgen und Pafketkarten auch auf Umschlägen usw. zu Briefen, Drucksachen, Geschäfts- papieren und Warenproben nach dem nichtfeindlien Ausland (einshließlich der mit Deutschland verbündeten Länder) und nach den beseßten feindlichen Gebieten bis auf weiteres nicht angebraht werden dürfen. Das Verbot gilt auch für Zettel mit der Aufschrift der Sendungen.

Vom Reichs-Kursbu h erscheint Anfana Juni eine neue Ausgabe zum Preise von 2,50 #4. Bestellungen nehmen sämtliche Postanstalten und Buchhandlungen entgegen. Der Postbezug für mehrere aufeinanderfolgende Ausgaben ist zurzeit aufgehoben. E

um Postvertrieb aus Deutshland nachdem General- E Warschau sind fortan widerruflih alle Tage ®- zeitungen in deutsher oder fremder Sprache, alle Zeiischriften in deutscher Sprache sowte cine beschränkte Auswahl von fremdsprachigen Zetischriften zugelassen worden, :

Theater und Musik.

Lesstngtheater.

Heinrih Manns dreiaktiges Drama „Madame Legros" fand bei seiner gestrigen Erslaufführung im Lessingtheater eine geteilte Aufnahme. Beifall)pendende und Zischer ‘kämpften zum Shluß den bei solden Gelegenbeiten üblichen, wenig érquilichen Kampf. Mit keiner der beiden streitenden Parteien kann man si bedingungs- los einverstanzen eazklären. Es ist zuzugeben, daß der hauptiählih als Eriähler erfolgreihe Verfasser in einigen Szenen seines Dramas Sinn für das Bühnenmäßige bewiesen hat; Spannungen werden er- z¡eugt, Gegensäßze werden S sGaffén, Mafsenstenen ges{chickt verwendet, und avch auf bildmäßige Wirkungen wird Bedacht genommen. Sleht man näber zu, so meikt man bald, daß Mann bei keinem geringeren als Schiller in die Lehre gegangen ist, dessen dramatischen Weiken er manWerlei Motive entnahm, um sie auf seine Art zu verwerten. Aber seine psychopathologi|he Art ist hon dem ge- \unden Sian Scillers so grundverschieden, daß man durch folche Nehnlichkeiten uur unangenehm berührt wird. Die Hauptgestalt der Mabawe Legros trägt die ins Krankhafte verzerrten Züge der Jungfrau von Orlear.s. Der ehsamen kleinen Bürgersfrau, von der man erfähit, daß sie kürzli ein totes Kind zur Welt brachte, fällt vor der Bastille Anno 1789 ein Zettel in die Hand, den ein seit einem Menscbenalter dort Eingekerkerter zum Kenster hinautwarf. Der Gefangene beteuert darin seine Unsuld und fleht um seine Befreiung. Der Bürgersfrau, die bisber friedlich ihren häuslichen Pflichten nachging, bemächtigt ih nun der Wahn, sie babe die Sendung, „den Unschuldkgen zu befreien“. Jhrem Gatten zum Troy sucht sie die Nabbarn aufzuwiegeln und vertraut ch, da das nichts fruchtet, einem fungen leihtsinnigen Chevalier an, der um den Preis thier Chre bereit ist, ihren MWursh zu erfüllen. Dieser dem Lord Le'cester ähnelnde Höfling hält Wort, tenn er ist ein Begünstigter Marie Antotinettes. In einem Parke (vgl. „Maria S führt er die Zusammenkunft der Madame Learos mit der Königin herbei, der die Bürgersfrau zunä leidenschaftlich ihre Meinung \aat. Aber diese Königin von Heinri Manns Gnaden ist anders ge- artet als die Schillershe Elisabeth; die Beaeanuna mit der Bürgersfrau ist für fie ein angenehmer Nervenkitzel, so daß sie schließlich die Befretung des Gefangenen anordnet und der Akademie die Weisung extetlen läßt, Madame Legros mit dem Tugendpreis zu krönen. Im dritten At Keht man die fesilih gekleidete Madame Legros nah ber Be- frejung des Unshuldigen und nah dem feierlihen Staatsakt von der Menge, die fie nun wie eine Heilige verehrt, nach Hause geleitet (val. w!ederum „Jungfrau von Orleans“, Krönungsakt); fie steht entgeistert da, „es rührt sie nit das allgemeine Glüd“, denn auch ihr ift das Herz veiändert und gewendet. Ihr leidenshaftlicher Tricb, den „Unshuldigen zu befrelen*, ist geflilt, Das Volk aber verlangt von ibr weitere Tater, es gilt ncch mehr Unsuldige aus Kerkerbaft zu befreien. Man tüstet h zum Sturm auf die Baistille. Uber Madame Legros, vor deren Augen der biaher threr Ehre na&- stellende, run plößlich zur Tugend bekehr'e Chevalier von der auf- geregien Menrg® ershlagen wied, s{hließt sich dem Yolkshaufen nicht an. Ste bleibt bei ihrem polternden, dem Musikus Miller nahe verwandten Gatlen im sorgfälrlg vershlossenen Heim zurüd, während draufen die ersten Sturmzeichen der Revolution \ih lärmend regen. Die Aufführung dieser absonderlien Schiller paraphrase war ohne Tadel. Es war nicht die Schuld der Darsteller, wenn sie die blutleeren, konsiruterlen Gestalten der krausen Handlung niht çanz mit Leben erfüllen konnten. Lina Lossen wirkte als Madame Legros mehr dur ihre sympathishe Persönlichkeit als duch die Fähigkeit, die kranlbafte Seelenvezfassurg der Titelgestalt überzeugend wieder- zugeben. Der von tem geschichtlich überlieferten Wesen der Marie Antoivette in diesem Drama fo stark abweichende Charakter der Königin aab etner neun Darstellerin, Emilia Unda, Gelegenheit, sid als geshmadckvolle, zart andeutende Künstlerin einzuführen. Bruno Zlener als Legros, Kurt Göh als Chevalier, die Damen Grüning und Carlsen, die Herren Schroth, John und andere in den wichtigeren Nebenrollen zeihneten fich ebenfalls aus. Die Sptelleitung führte mit ges{chickter Hand Viktor Barnowsky.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnabend, „Nigoletto* mit ten Damen Hansa, von Scheele-Müller, Birken- strôm und den Herren Kirhuer, Groenen, Schwegler, Habich, Krasa Bachmann und Funck in den Hauptrollen aufgeführt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlihen Schausplelhause ‘gebt morgen Wilden- bruchs Trauerspiel „Die Karolinger“ mit den Damen Durieux und Schlüter, den Herren Kraufneck, Sommerstorff, Clewing, Engels, von Ledebur, Müblhofer, Vespermann in den Hauptrollen in Szene.

Im Deutschen Opernhause findet am nächsten Sonntao, Abends 64 Uhr, elne Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg" zugunsten der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen stau, Di- Belegung isi folgende: Hans Sachs: Zulius vom Scheidt, Pognuer: Ecnst Lehmann, Becka.esser : Eduard Kand, Kothner: Jacques Bilk, Walier von Stolzing: Rudolf Laubenthal, Eva: Nelly Merz, Daptd: Gustav Werner, Magdalena: Luise Marck - Lüders. Dirigent i der Kapellmeister

Nudolf Krafseit. Mannigfaltiges.

Unter dem Titel Denkwürdige Stätten aus Nord- frankreich sind bei B. G. Teubner in Leipzig 12 Karten nah Originallithographien von Ka!l Logtze erschienen (Mapve 1 4, Einzel- farte 10 4). Die Bilder d-s feldgrauen Graphikers führen uns in jene dur Geschtchte, Sage nnd Kunst glei bedeutungévolle Landschaft Frank- reihs, die nun für uns auch durch die Chawyagne- und Argonnen- kämpfte, dur die Wonate währende Sommeschlacht ewig denkwündig ist. Manche ver Stätten, die hier von Künstlerhand festgehalten wurden, sind ees den sie umtobenten Kämpfen zum Opfer ge4 jallen; um fo dankbarer dürfen wir dem junges Zeichner sein, der troy des (Grauens der Schlachten den riffel führte, Die Karten, mit denen gus ein Stück Kunst- und Kulturgeschichte von mtttelalterli@er Romantik an bis zu der Zeit des

terlichen RNokoko, des Baros und Emptire an dem Beschauer vorüberzieht,

werden nfcht nur elne wertvolle Erinnerung für unsere Feldgrauen, die an ten Kämpfen um diese bedeutungsvolle Stätt- teilgenommen haben, sein, fie find aud für jeden, dem all diese Nawen au den Heeresberihten bekannt sind, den die weltbewergenden Ereignisse auf den Schlahtfeldern Nordfrankreihs ersüttert haben, von bleibendem Wert.

„Die deutshe See“, das dramatische Spiel von Geor Engel mit der Musik von Paul Scheinpflug, das am 24. d. M, unter der Spielleitung Fritz Friedmann-Frederihs im Zirkus Busch mit großem Erfolge aufgeführt wurde, ist bisher täglich vor ausver- kauften Häusern wiederholt worden. Dte Leitung der „Ehrenbeitis bilfe für die Marine“ hat sich infolgedessen entschlossen, die Festspiele bis einschließli 4. Weai zu verlängern. Am morgigen Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, e eine SchülervorsteDung, am Sonntagnochmittag (3 Uhr) eine ondervorstellung, zu der er Er- wadsene ein Kind frei einführen kann, statt. Die Abendvor tellungen becinnen um 74 Uhr. Der Vorverkauf findet bei A. Wertheim, Bote u. Bock, dem „Invalidendank“ und an den Zirkuskafsen für alle

Vorstellungen statt.

irs@berg, 26. April. (W. T. B.) In der vergangenen Nat E ix 2d Se Papierfabrik in Petersdorf im Riesengebirge zum größten Teil ntederg ebrannt. Der angerichtete Schaden ist sehr erheblih. Der Betrieb der Fabrik, die etwa hundert Arbeiter beschäftigte, wurde eingestelt. Man vermutet, daß der Brand dur das Heißlaufen eines Lagers verursaht wurde.

Negensburg, 26. April. E T. A Ohre Königlich t Hoheit die Frau Perio en ax von Württemberg hat der Goldankaufsstelle in Regensburg einen herrlihen welen schmudck von hohem Werte zur Veräußerung übergeben lassen.

(W. T. B.) „Politiken“ meldet aus Sto bolm: Die Stadt war gestern der Schauplaß förmlicher Straßenkämpfe igen der Poltzet und einer Anzabl un« ruhiger Elemente. Die Unruhen dauerten von 9 Uhr Abends bis Mitternaht. Der Straßenbahnverkehr mußte eingestellt werden. Die Polizei versuchte lange, die Menge zu beruhigen und zura Ausetinandergehen zu bewegen, jedoch erfolgloë#. Zuletzt wurde ein Poltzeibeamter von einem Stein getroffen, was die Veranlafsung ¡um Zusammenstoß wurde. Die Polizei erhielt Verstärkungen und versuchte, die Straßen zu räumen, mußte aber ihren Angriff gegen die Vyolk8menge wieder- holen, bis diese \{chlteßlich zerstreut und die Ruhe wiederhergestellt wurde. Mehrere Personen wurden durch Säbelhiebe schwer verleßt.

Ueber „die Sonne und thre Flecken* s\pricht der Direktor Or. F. S. Argthenhold unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder am Dienôtag, dem 1. Mai, Abends 7 Uhr, im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte. Außerdem werden in den nächsten Tagen folgende Vorträge gehalten : Sonnabend, den 28. d. M., Nachmittags 2 Uhr: “Fecevièn und der Nil* (farbiger Lichtbilder- vortrag); Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Unsere Flotte* (farbige Uchtbilder), 5 Uhr neuer Vortrag: „Japan, Land und Leute (farbige Lichtbilder und Kino), Abends 7 Uhr: „Das bayerische Ho- lanb und die Köntgs\{lösser“ (Kino); Mittwoch, den 2. Mai, Nach. mittags 5 Uhr: „Japan, Land und Leute“.

Kopenhagen, 26. April.

Rom, 2. April. (W. T. B.) Lot Meldung der „Agenzia Stefani* wurde heute früh zwishen 11 Utr 30 Min. und 11 Uhr 40 Min. in den Provinzen Perusia uno ZTr-zzo ein Erdbeben wahrgenommen. In einigen Gemeinden der Provinz Arezzo wurde Sahschaden angerichtet, jedoch obne Menschenopfer. Nur die Ge- meinde Monterchi hatte außer Sahshaden Menschenverluste zu beklagen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

DRGESGRRE A E T E I E R E Ne E Ert S Ca S S A A RERR: FETET A E

Theater.

Königliche Schauspiele. Sonnab. : Opernhaus. 111. Abonne» mentsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Rigoletto. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave. Musi- kalishe Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Ober- regisseur Droesher. Anfang 7f Uhr. f A

Schauspielhaus. 113. Abonnementsvorstellung. Die Karolinger. R fünf Akten von Ernst von Mildenbruch. In Szens geseßt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 112. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehcben. Mignon. Oper in dret Akten von Ambroise e Text mit U des Goetheshen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Michel Carró und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Anfang 7F Uhr. E E Í

Sqhauspielhaus. 114. Abonnementsvorstellung, Biensi- un ree find aufgehoben. Der ueue Herr. Schauspiel in 7 Vor: gängen von Ernst von Wildenbruh. In Szenc geseyt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten,

Verlobt: Hildegard Freiin Quadt WBykradt-Hüchtenbruck® wit Hrn. A 4. S. Hans Adalbert von der Lühe (Altenburg, S.-A.).

Verehelicht: Hr. Leutnant Hermann Otto Sieveking mit #rl. C U Bülow (Wittmoldt bet Plön, Holstein). Hr. Ne- gierungsassefsor Carl Achatius von Kißing mit rl. Modefte Schneider (Schleswig). Hr. Domänenpächter Arnold Karbe a Gl. Marlene Gropius (Paßlow bei Seehausen—Labes,

omm.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitänleutnant Artur von Freuden- reich (Wilhelmshav n). Eine Tochter: Hrn. Dr. jur. Egon von Rieben (Berlin-&runewald). L ü

Gestorben: Hr. Wirklier Geheimer Rat Reinhold Gadow Berlin), Hr. Konteradmiral z. D. Alfred Gruner (Betrlin- Friedenau). Hr. Konrad Frhr. von der Goly (Weißer Hirsch bei Dresden). Hr. Landrat a. D. Or. jur. August Graf vou Koëpoth (Kritschen, Kr. Oels). Verw. e D Ts srat Olga Vormbaum, geb. Zimmermann (Berlin). r. Minna Bürxenstein, geb. Gericke (Berlin).

m——

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. T y r ol in Charlottenbura,

Verantwortlih für den Petenten Der Vorsteher der Expedition, echnungsrat Mengering iw Berlin, j

Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin. f Dru der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, M G Berlin, Wilhelmstraße 82. 2A Sechs Beilagen (etns{hließlich Warenzeichenbeilage Nr. 33)

[ (owie die 1437, Ausgabe dex Deztscheu Verlustlisieu;

vf G Fu tidlié

8 100,

ParlamentsberiGt.®)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 86. Sißung vom 26. April 1917, Nachmittags 2 Uhr. (Béricht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die zung um 214 Uhr mit der Mitteilung, daß er Seiner Kö- (lichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Leopold und Seiner hjestät dem Kaijer und König wegen des Ablebens Des nzen Friedrich Karl, der den Heldentod erlitten hat, das Bei- h des Abgeordnetenhauses übermittelt und daß der Prinz edrich Leopold und Seine Majestät den Dank dafür aus- prochen haben. (Die Mitglieder hören diese Kundgebung end an.)

Am 22, März ist der Abg. Fr n), am 13. d. M. der Abg. Mathis (nl.) gestorben. Ferner rachträglich befannt geworden, daß der Abg. Jmbusch ntr.) bereits im November 1916 bei einem Sturmangriff allen ist. Der Präsident widmet der Gewissenhoftigkeit h Pflichttreue der Verstorbenen ehrende Worte, und das 1s ehrt ihr Andenken durch Erheben von den Plägen.

Auf ‘der Tagesordnung steht zunächst die erste Beratung Geseyentwurfs, betreffend Abänderung des zführungsgeseßes zum Bürgerlichen Ge- hbuche vom 20. September 1899. Danach follen zur terlegqung von Wertpapieren auch die öffentlichen Spär- ¿n als Hinterlegungsstellen benugbar sein.

Die Vorlage wird“ auf Antrag des Abg. Dr. Wolff- rfi (kons.) der Gemeindekommission übérwiesen,

Der Antrag der Abgg. Frit fsch u. Gen. (nl.):

„Die Regierung wird ersucht, dahin zu wirken, daß die seit gerer Zeit betriebenen Vorarbeiten zur Schaffung einer deut- hen Einheitskurzschrift für den Verkehrsgebrauch einen möglichst e(hleumigten Fortgang erfahren“

d nach der Begründung durch den Abg. Fritsch ohne weitere hatte ¿ngenommen.

Es folgt die Beratung des Antrages der Abgg. Alt - {f (nl.) u. Gen.:

„die Königlichs Staatsregierung zu ersuchen, Anordnungen treffen, daß die im Disziplinarwege gegen Beamten verhängten trafen nah Ablauf einer angemessenen Frist in den Personalakten elóscht rverden.“

Die Petitionsklommission hat den Antrag mit dem Zu- daß er sih auch auf die Lehrer bezieht, angenommen.

Jn Verbindung damit werden beraten der Antrag der hg. Bartscher (Zentr.) und Delius (fortschr. Volksp.):

„die Köntigliche Staatsregierung zu ersuchen, Anordnungen treffen, daß von nachteiligen Eintragungen in den Personal- ften den Beamten Kénntnis und Gelegenheit zur Aeußerung ge- ben ünd ibnen aúf Wuns auh Einsicht in 1hre Persbnalakten

Freiherr von Marenholhß

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Ewahrt wtrd,“

ie der Añtrag der Abgg. Ju st- Harburg (n1.) u. Gen.: „die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Anordnungen zu ffen, daß den Beamten von ungünstigen Mitteilungen oder Ein- agungen zw ihren Personalakten über ihr diensblihes und außer- enstlihes Verhalten in geetgnéter Weise Kenntnis und Gelegen- tit zur Aeußerung gegeben, sowie daß ihnen auf Verlangen ge- attet wird, von der Eintragung Einsicht zu nehmen.“ E Diè Abg: Barischex, Delius Und Or. Lie P - nn - Teltow (nl.) beantragen zu dem Kommissionsantrag r den Antrag Althoff hinter den Worten „angemessenen t" die Einschaltung: durch Entfernung aller Vermerke. Abg. Ha eni s ch (Soz): Wie in der Frage der Arreststrafe die Unterbeamten, die endlih aufgehoben worden ist, so sollte Jin der Frage der Personalakten die Regierung umlernen. Die Fitstrafe war nur noch ein überflüssiges Ueberbleibsel aus alter , Es können auch tüchtige Beamte wegen einer Bagatelle eine plinarstrafe erhalten, dadur sind sie aber Jahrzehnte hindurch tend ihrer ganzen Laufbahn geschädigt. Andererseits steht in den onalakten nichts davon, wenn ein Beamter sich besondère Ver- fie erworben hat, die Personalakten geben also ein einfeitiges Bild dem Charakter und der Leistungsfähigkeit der Beamten. Bei Verseßung eines Beamten lernt der Vorgesebßte ihn nur aus den mmalakten kennen, und der Vorgeseßte wird umvpillkürlih gegen i Beamten voreingenommen, wenn in den Personalakten eine viel- t Jahrzehnte lang zurückliegende Disziplinarstrafe steht. Die betwaltung löscht die Disziplinarstrafe nah fünf Jahren aus den Ponalakten, und das könnte auch in der preußischen Verwaltung ih sein. Ebenso berechtigt ist das Verlangen, daß die Perfonal- i den Beamten offen gelegt werden. Wo das geschehen ist, hat gute Erfahrungen damit gemacht. Die Kommission hat den tag au auf die Lehrer ausgedehnt, denn die Lehrer dürfen nicht bier gestellt werden als die Beamten. Ich hoffe, daß das Haus ntrag annehmen und dann auch die Regierung ihm zustimmen

Geheimer Oberregierungsrat von Gröning: Ih habe namens Staatsregierung zu erklären, daß sie dem Antrage Althoff, der in Kommission zurückverwiesen werden soll, durhaus wohlwollend hubersteht und bereit ist, innerhalb der einzelnen Messorts Er- ingen eintreten zu lassen, wie dem Verlangen des Antrages ent- en werden kann. Was die Offenlegung der Dienstakten angeht, t auch dieser Punkt in der Kommission besprochen wörden. Die erung mußte sih damals auf den Standpunkt stellen, daß sie in der Lage wäre, dazu Stellung zu nehmen, und auch heute ‘ih mih namens der Regierung nicht äußern, ich glaube aber eser Stunde schon sagen zw können, daß dieser Antrag für das ? Beamtenverhältnis von außerordentlicher Tragweite ist und thm N sämtlichen Ressorts die größten Bedenken entgegenstehen.

Ug. Bartscher (Zentr.): „Vor Tische las mans anders" léses Wort wird man erinnert, wenn man die Worte des Ne- ingsfommissars zum Antrag Althoff hört. Jn der Kommission on fünf Negierungsvertretern, die nacheinander aufmarschierten, toßen und ganzen eine völlig ablehnende Haltung gegenüber diesem îge eingenommen worden. Jch freue mich, daß die eingehende tissionsverbhandlung die Regierung zu einer nohmaligen Prüfung aßt und zu dieser beutigen wohlwollenden Erklärung geführt Da der Gegenstand in die Kommission zurückverwiesen werden tann ih nur der Hoffnung Ausdru geben, daß au die neuer. Veratung zu einem befriedigenden Ergebnis führen wird. Was Veiter jeßt zur Beratung stehenden Anträge Bartscher-Delius und ann - Teltow anbetrifft, so lâge es, s nach der Dar- ) des Negierungsvartreters, nahe, hierbei die ganze Frags des ienrechts aufzurollon, walcss son vor mshr als Jahreñ

') Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und s U E

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E Erfte Beilaged _ Zum Deutshen Reichsanzeiger und Königlih Preu

Berlin, Freitag, den 27. April

versprochen worden, aber bis beute nit in die Erscheinung getreten ist, mäbrend man andererseits dazu übergegangen ift, Disziplinarmittel gegen die Beamten geseßlich festzulegen. Ich widerstehe aber dieser Versuchung und beschränke mich auf die Begründung unsercs An- Das jeßige Verfahren, mona die Perfonalakten in aller Heimlichkeit geführt werden und den Beamten keine Méglichkeit der Einsicht in dieselben gegeben ist, ihnen von nateiligen Eintragungen eine Mitteilung nicht gémacht wird, hat in der Beamtenschaft viel bôses Blut gema(t. Unter diesen Umständen wissen die Beamten vielfach überhaupt nit, daß hre Voraeseßten Nachteiliges in die Akten hineinscbretben, sie stehen diesen Eintragungen wehrlos gegen- iber und haben nicht die Möglichkeit der Verteidiguna, die doch jedem Angeschuldigten, jedem Verbrecher eingeräumt is. Jch darf ein be- sonders krasses Beispiel nach. der „Bresiauer Zeitung“ vom 31. März zitieren. Gin Revifor glaubte bei einem revidierten Beamten Schreib- frampf wabrzunebmen und {rieb cinen darauf bezüglichen Vermerk in die Personalakten. Dieser Vermerk stand dem betreffenden Be- amten später bei feiner Beförderung immer wieder im durch einen Zufall bekam er davon Kenntnis und konnte nun durch cin freisärztlihes Zeugnis nachweisen, daß keine Spur von Schreih- frampf bei ihm vorhanden war. Darauf if dann dieser Verméèrk ge- lust worden. Solche Falle ließen sich dubendweise anführen. Auch die Vorgeseßten sind Menschen und können irren, zumal ste, besonders bei aroßen Behörden, mit vielen Hunderten von Beamten, die Verhältnisse der einzelnen gar nicht kennen können. Nicht selten fommen bei folden Vermerken auch andere als rein dientbliche Ge- sichtspunkte, nämlich gesellscaftliche, soziale, religiöse und politische ins Spiel. Ganz in meinem Sinne hat sich über diese Frage schon am 17. Januar 1913 der Abg. Dr. Schrodey-Cassel ausgesprocben. Hierher gebört auch die folgende Grw@gung. Gcw1ß ist es die vor. nehmste Pflicht der Beamten, dem Publikum na jeder Richtung entgegenzukommen; es fommt aber auch vor, daß jemand aus dem Publikum sih den Beamten gegenüber umgebührlih benimmt. Wird eine solhe Ungebühr von einem sozial ‘hobherstehenden, von einem ge- bisdeten Flegel begangen, so soll man dem Beamten nicht verübeln, wenn er den Betreffenden in angemessener Weise darauf aufmerksam mat; in solchen Fallen dürfen also nibt ungünstige Vermerke in die Per- fonalakten der Beamten kommen, daß sie fic einer Ungebühr gegen das Publikum \{uldig gemacht hätten. Die Personalaktèn dér unteren und mittleren Beamten, in die nur fehr selten einmal etwas Gutes ei ragen wird, bilden im wesentlichen nur eine Aufzählung von kleineren Versehen und Verstößen, deren sie h scchuldia dematt haben, und geben uns ein ganz falsches Bild. bon der Persönlichkeit. Der gestellte Antrag erscheint danach durchaus berechtigt. Soweit er den Beamten Kenntnis von den nachteiligen Eintragungen, ihnen die Möglichkeit geben will, fich dazu zu. erklären, if ein entsprechenden Antrag von mix \ckon 1913 vom Hause angenommen worden. Db die Gelegenheit zur Aeußerung durch \chrifüliche Erklärung oder durch mündliche zu Protokoll gegeben werden foll, fann in das Ermessen der Beamten gestellt werden. Das MReichskolonialbeamtengeseß sta- tuiert ausdrudlih, daß bei solchen nacteiligen Gintragungen den Beamten Gelegenheit zur Aeußerung gegeben sein muß. Das: ist immerhin etwas, und hoffentlich wird unjere Kommission mindestens den gleihen Vorschlag machen. Unsere dritte Forderung, daß die Beamten von den Personalakten Kenntnis nehmen, rechtfertigt sich damit, daß ein Vorgeseßter sehr wohl der Meinung sein kann, daß eine Eintragung nicht nacteilig ist, die aber gleigwohl den Be aniten in seiner ghzen Laufbabn beeintäitnaun tkn. Alle solle Dunkelheiten müssen aus den Akten bejeitiät werden. daber unseren Antrag für besser als den nationalliberalen, der nur von nadteiligen oder ungünstigen Eintragungen spricht. Wird hier das Prinzip der Oeffentlichkeit durchgeführt, so wird viel Mißtrauen in der Beamtenschaft verschwinden, (Beifall)

Abg. Dr. Liepmann - Teltow (nl.): Wenn Herr Haenisch meinte, es kämen nur die \{lechtesten Zeugnisse und die Strafvermerke in die Personalakten, so irrt er;

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aub die guten Eigenschaften, die Belohnungen und Auszeichnungen werden den Perfonalakten eirnver- leibt. Auch von den Qualifikationsurteilen werden Vermerke. in den Akten behalten, und gerade die find ein Grund, weshalb wir einén be- sonderen Antrag eingebracht haben. Die Geheimhaltung der Personal- akten stellt eine Ungerechtigkeit dar, die leicht zu ungere{ter Behandlung führen tann; aber wir sollten das Kind nicht mit dêèm Bade aus- \cbütten. Es ist nur gerecht, wenn man den Beamten die Vêöglich- keit gibt, fich über eine ungünstige Eintragung zu äußern; aber mit der Offenlegung der Akten überhaupt erweisen wir der Beamten- schaft und dem Staatsinteresse keinen Dienst. Bei der Beurteilung der Geeignetheit des Einzelnen zur Beförderung oder zuy Wahrneh- mung eines Postens muß die vovgeseßte Stelle sib offen über seine bisherige Führung und über seine Talente äußern können, der Vor- gesetzte muß da frei von der Leber sprechen können. Das würde bei OÖffenlegung der Akten nicht zuaängig sein, und die Folge wäre, daß zwei Arten von Akten nebeneinander herlaufen würden, die offi- ziellen und jene anderen Schriftstücke, elbe eben dié ganz offenen Urteile enthalten würden. Ich hoffe, daß dur die Zurückverweisung in die Kommission eine Einigung der verschiedenen Ansichten zu- stande kommen wird, die der Beamtenschaft zum Nußen gereicht, ohne daß das diénstlihe Interesse eine Gefährdung erleidet.

Abg. Delius (forts{r. Volksp.): Mit der Zurückverweisung an die Kommission bin ih einverstanden und bitte um bäldiaste Er- ledigung, damit nicht etwa die aanze Sache wegen S{lusses der Session unter den Tisch fällt. Die heutige überræschende Grklätung der Regierung dürften wir als einen erfreulichen S{hritt auf dem Wege der Neuorientierung begrüßen. Jh empfehle Jhnen au die Annahme meines Antrages, der dem Kommissionsantrag hinzu- fügen will: dur Entfernung aller Vermerke. Die Dffenlegung déêr Personalakten soll namentlich den unteren und mittleren Beamten zugute kommen; natürlich ift fie auch für die höberen Beamten er- wüns\cht.

Abg. Wallbaum (kons.): Meine politishen Freunde halten eine nochmalige Kommissionsberatung nicht für notwendig, wollen ihr aber nicht widersprechen, nachdem sie von verschiedenen Seiten be- antragt worden ist.

Abg. Dr. Wagner- Breslau (freikons.): Auch wir wollen uns der abermaligen Kommissionsberatung nihk widerseßen.

Abg. Adolf Hoffmann (Soz. Arb.-Gem.): Daß die Mehr- beit des Hauses ebensowenig wie die Regierung umlerneu will, bo- weist der Antrag auf Zurückverweisung an die Kommission, man will damit die Sache vershleppen, weil man es nicht riskiert, den Wünschen der Beamten mit einem glatten „Nein“ entgegenzutreten. Die Be- amten sind den s{chwarzen Listen der geheimen Disziplinarakten auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Ein folcher Zustand i} eines Kulturstaates, wie es doch Preußen sein will, nicht würdig.

Nach weiterer Geschäftsordnungsdebatte, an der sich die Abgg. Wallbaum, Schmiljan, (fortshr. Volksp.) und Lüdidcke "ieg G S, wird der Antrag Althoff mit den sämtlichen dazu gestellten Anträgen der auf 28 Mit- glieder verstärkten Gemeindekommission überwiesen.

Es folgen Petitionsberichteé.

Der Zentralverband der angestellten Deuts{Glands ft Borlin bittet um Aufhebung der Gesindeordnung. Die inbeordnüngen in

Preußen sollen aufgehoben und die Dienstboten unter die geseßlichen Bestimmungen des Bürgerlichen Geseßbuchs und der Gewerbeordnung .

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Wir halten /

ißishen Staatsanzeige®

1917.

Die Petitionskommission \{lägt vor, die Petition der Staats- regierung als Material zu überweisen und folgende Entsc{ließung an- zunebmen: „Die Staatsregierung wolle baldmöglidst dên Entwurf einer Gesindeordnung für Preußen als Auelhrungggges zum BürgeT- lichen Gesebbuch unter Aufhebung der bisberigen Gesindeordnüngên vorlegen.“ i __ Berichterstatter Dr. Wagner - Breslau (freikons.) empfiehlt diesen Antrag zur Annahme.

Abg. Hi r \ ch - Berlin (Soz.) beantragt namens der Sozialdemo- kfraten, die Petition der Staatsregierung zur Berüeksichbigung zu übêr- weisen. Der Koömmissionsbeschluß geht ihm nicht weit genug, er hebt die veralteten Bestimmungen der Gesindeordnung nicht auf. Die bis- berigèn Gesindeordnungen mit dem Züchtigungsrecht der Herrschaften tragen einen mittelalterliben Charakter, fie passen nicht in unjere moderne Zeit hinein. Die Erklärung der Regierung in dêr Kom- mission, eine Neuregelung der Rechtsverhältnisse des Gesindes könne zurzeit nicht in Aussicht gestellt werden, da die geseßgeberishen Vor arbeiten sehr viel Zeit kosteten, sei Tediglih eine Ausfluht. Wir haben in Preußen niht weniger als 18 verschiedene Gesindeordnungen. Man sollte doch endli den alten Schutt wegräumen und eine Örd« nung beseitigen, die ein Ausnahmegeseß, eine Rechtlosmächung der Dienstboten bedeutet.

__ Abg. Paul Hoffmann (Soz. Arb.-Gem.); Wenn die Re- gierung für die Ausarbeitung des Fideikommißgeseßes Zeit. gehabt hat, jo. kann sie aub für die Regelung diéser Materie Zeit haben.

_ Abg. von Oerßen (freikons.): Wir sind alle darin einig, daß die Gesindeordnung für die beutigen Verhältnisse nicht paßt und mog- lichst bald abgeändert werden muß. Wir meinen aber, daß das Ge- finde wegen der Kompliziertheit ter Verhältnisse niht pure unter das. Bürgerliche Geseßbuch gestellt wetden kann. Es gibt viéle Falle, die eine möalidst schnelle Erledigung fordern, und darum muß eine bes sondere Regelung dieser Verhältnisse eintreten. In solchen einzelnen ¿ällen muß die Polizei eingreifen. Jh bin der AnsiGt, daß baäld- möglichs an den Grlaß einer neuen Gesindeordnung herangegangea werden muß.

Abg. Dr. Wagner - Breslau (fortshr. Volksp): Jh kann. dem Abg. Hirsch nicht ret geben, daß mit dem. Kommisjwonsbescklufß; die veralteten Bestimmungen der Gesindeordnung-aufrecht erhalten werden. (Fin Ausführunasgeseß zur Bürgerlichen Gesehgebung unter Aufhebun: der bisherigen Gesindeordnungen kann doch nicht ein veraltétes Ge genannt werden. Wir haben die Absicht, ein neues modernes Grie zu schaffen. Hieran sind aber nit nur die Dienstnehmer, söndem aus die Dienstgeber intéeressiert. Es ist also notwendig, das für beide Seiten klares Recht geschaffen wird. Darin liegt: eine Verbéssérung und ein Fortschritt. Es könnten z. B. die Streitigkeiten grgen beiden Teilen durh SiedSgerichte ges{lichtet werden. YE ánn Ihnen deshalb nur die Entschließung dêr Kommissivn zut Ännähme empfehlen.

Abg. Lieber (nl.): Wir wünschen keineswegs die SachE den Kommissionsbes{luß auf die lange Bank zu schieben, sondern da

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mit der Gefintgordnung reiner Tisch gemacht und die Gésindëotd aufgehoben werden. Ale Bestimmungen dér- Gésindeordnüng heben, ist mt mögli, da sie nicht. nur Nachteile, sondern- au. Wo: He rold (Zentr.): Die heutige Gesimdeorbnung- entsprißt nit-mehr der neuzeitlichen fogzialen Manu es muß moglidit- „eine andere an. ihre Stelle, treten. Das Gestüde. unter die Go r __ Die Diskussion wird gesc{lossen vnd dex Lana ors ittag in seinen beiden Teilen unter Ablehnung des sozialdemoträtisdeni Arr trages angenvmmen. schaffung dër Arteststräfen für Uniterbeämte. Dié Kortinrisfivn Gläu vor, die Petition der Staatsregierung zur Berüäfichtigüng ¡u übaxr- weisen. bier derselbe Hergang wie vorhin. Män will den Béamtén, bie an ter Grenze ihr Leben opfern, iht vôr den Kopf stoßen. it überhaupt ein unwürdiger Zustand, däß man Beamte mit ines Nei: gesebes, daß in Preußen diè Arteststrafen aufgehoben wurden. hat aber sehr lange gedauert, bis die preußische Régierung ad ábsurdiin geführt wurde. : Z Die Arreststrafen sind. nit

teile für die Dienstbotên enthalten. ordnung zu stellen, gebt in manchen Fällen nicht. Der Bund deutscher Militäranwärter in Berlin bittet üt Aba. Ad. Hoffmann (Soz. Arb.-Gem.): Es wiederholt sh belegen kann. (Zurufë.) Erlauben Sie, & bébürfte ést eines Nei Abg. Delius (fortshr. Volksp):

durch das Neichsgeseß abgeschafft worden, sondérn dur einen Be- \ckluß der preußischen Staatsregierung. Die Petition ift viel früber gestellt wordén, die ganze Materie ift also eflediât.

Abg. A d. Hoffmann (Soz. Arb.-Gem.): Die preußische. Re- gierung hat die Arreststrafe nur abgeschafft, weil sie wußte, baß Ein Reichsgeseß eingreifen würde, wenn nicht Wandel geschaffen würde. Lachen.) ¿

Das Haus bes{ließt na dem Antrage der Kommission.

Der Verband der katholishen Arbeiterverèine in Berlin erfucht

um Ergänzung des Knappschaftskriegsgeseßes. Es genüge nubt, ‘dak die zum Krieasdienst einberufenen Mitglieder der Khapp!{baftsberäine von der Verpflichtung zur Zablung von Anerkennungsgébühten befte:t werden, wenn ihnen die in Kriegs-, Sanitäts- oder äbnlihèn Diénsten verbracte Zeit sowie die auf die Entlassung aus diesen Diënstêri felgenden zwei Monate auf die Wartezéit und auf das: Dienstältèr gerechnet werden, auch wênn ihnen die Fortseßung der Mitgliedschaft nach threr Rückkehr aus dem Kriegsdienst bezw. die Grhaltüng ber erworbenen Ansprüche ermöglicht werde, es müsse vielméhr éine We- stimmung darüber erlassen werden, daß die einberufeièn Bérgltüte während der Zeit ihrer militärisGen Dienstleistungen wirkli Mite glieder der Pensionskassen bleiben. Auch genüge s nicht, däß bie Grbaltung der erworbenen Änfprücbe an den Knüappscbaftsvérein bbue Zahlung von Anerkennungs8gebühren . nur den zum Kriegsdienst bezo vor der Mobilmachung zu einer Uebung einberufenén Mitgliedèrn vorbebalten bleibe, es müssen vielmehr aud den Hinterbliebenen Vintéx- bliebenenbezüge gewährt werden. Abg. Hus (Soz.) beantragt, die Petition der Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, während die Kommisßon Kür leberweisung zur Erwägung beantragt und außedèm eine Eâüt- \{liefung, wonach tunlicst, und zwar baldmöglichst, dem Abgeordnétëet- bause eine Donkschrift über die mit den Knappschaftskriegsgesehön und in déren Ergänzung mit der Durchführung der Petition voraus tWbtlih verbundene finanzielle Belastung deë Knappscbaftspensionskälsen vör- zulegen. Der Hinmkßeis der Regierung auf die eventuelle finanzielle Belastung der Knappschaftspensionskassen sei nit durdscklägekd, äUG die Bergleute gehören zu dènen, die unter dem Granaländaaget Lêr- bluten und denen der Meichstäg gestern durch stinen Haus3bali2güs- \chuß den Dank des Vaterlandes au8gesprochen hät.

Abg. Bru st (Zentr.) bittet, es bei dem KommissionbesElüse zu lassen. Für wettergehende Beschlüsse müsss män erst dis i nterlagen haben. y

Geheimer Rat Ne u ß: Zk bitte Sie, den Antrag Hus ah und bei dem Kommissionsbeschluß stehen zu blèibén. “Die Belästun der Knappschaftsvertine während des Krieges ist {on eite U ordentli bobs, und win wissen nicht, wis hoch sio spätér fh gef

wird. us Abg. S Grad frei? minen S Belasa s m U An e der Pattaian

g Belastung ña l sei ebenso unübersehbar, wie die Lösung der Decküñ

gestellt werden.

Abg. H u s (Soz): Das Geseß will do@ dén Ar die Anwartschaft in den Knappfchaftskässeu fithern. Waruin sollt