1917 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 May 1917 18:00:01 GMT) scan diff

E R A D L L I Ne A E Ema C A E Pir B

Die erste Beratung rief eine Debatte nicht hervor. Auch in zweiter Lesung wurde der Érgävzungsetat ohne Erörterung unverändert angenommen, desgleichen auch Antrag des Abg. Dr. Spahn (-) in sofort sih daran anschließender dritter Pakng endgültig.

aren kamen die Jnterpellation der Abgeordneten Arnstadt (kons.) und Genossen, betreffend die Stellungnahme des Reichskanzlers zu den Beschlüssen des sozialdemokra- tischen Parteiaus\husses über die Friedensbedingungen, und die Jnterpellation der Abgeordneten Albrecht (Soz.) und Genossen, betreffend Friedensbedingungen, zur Verhandlung.

(Schluß des Blaites.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Säuglingssterblihkeit in Deutschland

weist na etrer Statistik des Kaiserlihen Gesundheitsamts fortdauernd günstige Zzhlen auf. In den deutschen O1ten mit 15000 und mehr Einwohnern kamen auf je hundert Lebendget-orene Sterbefälle im ersien Lebensjahre vor: im Jahre 1913: 142, 1914: 15,5, 1915: 14, und 1916: 13,s. Für die 26 deutschen Großstädte mit 200 000 und mehr Cinwohnern stellen sih die Zahlen noch günstiger: Auf je bundert Lebendeeborene ftarben dort 1914: 15,5, 1915: 13,9 und 1916 nur 13,0 Kinder im ersten Lebensjahre. (W. T. B.)

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer von „W. T. B.* wiedercegebenen Meldung der holläyrdischen e ung eAlgemeen Handelsblad®* aus London haben am 13, d. M. ungefähr 5000 Angestellte der Londoner Omnibusgesellshaft die Arbeit niedergelegt. Ste ver- largen u. a. eine Kriegszulage von 10 S@illing. „Neuwe NRottcr- damshe Courant“ meldet aus Landon, dec Ausstand der Mechaniker dauert în vielen Teilen Englands noch fort. Eine Verscmmlung vcn Ausständigen hat etne Entschließung zugunsten etner nattonalen Besprechung gefaßt. Diese Be- spr-ch1ng wind in London abgehalten werden und tie Lage be- treffen. Die auéständiaen Mechan ker in Derby wollen in der sicheren Erwartung, daß die Negierung etne Untersuhung threr Beschwerden cinleiten werde, die Arbeit wieder aufnehmen (vgl. Nr. 114 d. Bl.).

Woßlfahrtspflege.

Landerholungéheime für junge Mädchen erwerbender Stände.

In ‘grofzügicer, über ganz Deutschland sich erstzeckender Arbeit sind jeßt mit dem Verein „Stadtkinder auf das Land“ evangelisce und tathclishe Wchifohrtsvereine in gemeinsamer Täti„keit dabei, vielen Tausenden von Stadtkindern den Segen etnes längeren Land- aufentbalis zu ver|chaffen. Nicht an legt-r Stelle wirkt bier die unter der Schtrmherr|chaft Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende „Frauenhilfe“ mit, die besonders in Rheipland und West- falen {on sett Jahren darin vorbildlih tätig gewesen ist. Aber nit bloß schulpflihtige Stadtkinder bedürfen der Erholung, au viele erwerbende junge Mädchen sehnen ih dana, die oft nur kurz bemessene Zeit ihres Urlaubs in gesunder Luft, \{öner Umgebung uyd guter Pflege zu erleben, und das |tne- besondere jet, wo die Kilegzzeit ene Anforderungen, an ihre A beiteleistung stellt. Der Engere Aus\hvß der , Frauen hilfe“ macht dethalb auf die vom Evangelishen Verband zur Pflege der weiblihen Jugend Deutschlands eingerihteten Landerbolungasheime aufmerksam, vcn deren vier, nämli „Eichberg“ bet Kuhrern, Kr. Strieaau tn Schlefien, ,Waldfriede“ in Wetterburg (Waldeck), Klein E-chstedt“, Post Niedershmon, Kr. Queifurt, und „Havs Sonven\hein“ tn Gägelow bei Witsmar in Mecklenburg, im Véai eröffnet werden. Die Heime sind sämtltch \ck&%ôn gelegen. Sie stehen unt-r der Leitung erfahrener Hausmütter. Für die Ernährung is noach Möglichkeit gesorgt. Aus dem Zusammen- leben uater christlicher Hau: ordnung habey \chon viele neuen Mut und neue Kraft gescköpft. Die tägliche Verpflegung wird für 1,45 4, 2 und 3 é dargeboten. Nähere Auskunft erte!len der Evanyzelische Berband in Berlin-Dahlem, Friedbergstraße 25/27, und dic Letterinnen der e!nzelnen Heime.

Kuust uud Wissenschaft.

Die Stcherung der Kunstsammlungen in Serbien. Wie die deuische, so hat auch tie K. K. Militärverwaltung in den beseßten Gebieten Polens und Serbiens den Schutz und dîie ur- geshmälerte Grbaltung ter Kurstsammluvgen ih cngelegen sein lafser. Dée amtlichen Mitteilungen der K. K. Zentralkommission für Denkmal pflege veröffentlichen eten Bericht von Dr. Paul Buberl, der auf Hrund yon Angaben ehemaliger Beamten te3 serbischen Nationalmuseums das Kriecsschicksal der Kunsisammlungen von Belgrad und tie Maßnahmen bektar del*, die das K. K. Militäraouvernement in Belgrad zu deren S&uy getrcf.n hat. Das Nationralmuseum war in zwei nebenetnandersiehenden einftöck gen Biedermec'erhäusern auf tem Königplaßze untergebracht, n unmtttelbarer Na&tbarschaft der Untreisität. Viele sollte dem Museum zum Veihängvis werden. Des Univeisitätsgebäude, 1857—1861 von tem rethen Salzhändler Mija a s Pripatyala!s erbaut und 1883 dem Staate für wifsenschaft- liche N geridmet, hat nämli eine Aussichtewarte, welche die umfassendste Rundschau cuf Belgiads relie\planartig ausgebreitetes Weic,bild bietet, und batte außercem eine Funkenstaiiov, die einzige in Belgrad, die die rat iotelegraphishe Verbindung Serbiens mit den Gnitentestaaten ermöglichte. Dieser Umstand, ter den K. K. mili- tärishen Stellen wobl Fekannt war, zwarg diese, b:ld nah Aus- bruch des Krieces der Monarchie mit Serbien das Feuer threr Ba!tertin und Monitore avf diese militärisch wicktige Stanal- und Madioftation rihten zu lassen. Bei dieser Beschießung erlitten au die Eelbäude tes Nattonaimuseums bezrächtlihen Schaten.

Bei Kriegsausbruh hatte ter Direkior die ihm anvertraute Sammlurg im Stich gelaffen uyd das Musium tem Präparator überlaffen. Sechs \chwere Grara!en zersiö ten die Gebäude stark, zie Sawmlurgs, egenjtände erlitten meniger Schaden. Da madhte fi au der Puâparator davon. Véeitte November 1914 kehrien Direktor und Prôparator zurück, um im Auftiaçe des serbischen Unterr!ch!8m|nisteriums ie wtchticeren Gegenstände aus den halbzeistôörten Gebäuden zu bergen. Damals gingen 12 Kisten mit Gol®- uyd Silbersahen, wit den Erinaerungen an den serbishen Schrift eller Buk Karadzic und mit Waffen und Bildern der füdslawtschen Künstler nah Uesküb. Später wurden au die gesamten restlihen Bestände, Gewälde und vorgeschihtliche Gegensiäz.de, mit Ausnahme der größeren römuchen Marmorskulpturen und Sarktcphaze, 96 Kijler, nah Nisch geshickt. A1s darn die deutsh-sterreihi}/che Offeosive au diese Stadt çefäh1dete, gingen alle Kifiea weiter n1ch Mitrovic-. Einen Monat fpäler näherten sich bereits tie Tri ppen der Armee Köveß dieser Stadt. Der Weg nach Saloniki war dur die Bulgaren gesperrt, an einen Tranéport durch die unwegsamen albanishen Berge nicht ¿u denker, und so mußte die fluhtende serbische Re- giecung die Sammlungen ihrem Schicksal überlaffen, nachdem man in aller File eine MReißhe der we1tvollsten Stücke aus ten Kisten genommen katite. Als rach dem Eirmarsh in Mitrowica am 24. Norember 1915 unsere Truppen die Kisten fanden, war cin arofer Tel von ibnen aufgesprengt, manches fehlte. Auf Veranlassung des dôjterreldhijch - vngarishen Militärgcuvernements wurden dte Kisten dann lm Frühjahe 1916 nah Belgrad gebracht. Zur Juventiexung und Wiederordnung der Sammlungen, die jetzt

im Gefäute tes Ack rbauivini!e- tun 8 vuléufiz untergebracht sind, ¡og das Gouvernement au s:rbi\che &eli hre und Beawte heran. Die Gewmäldesammluäig enmhält urgefähr 520 Bilder, fast alle obne röß:re Bedeutung, die meisten von serbisden Malern des 19. Jahr- bunderts, und ungefähr 160 italienishe Barobilder. Reichhaltiger ist die vorgeshichtlihe Sammlung, ist ja doch der \erbishe Boden an vorgeshihtlißhen Funden außerordertlich ergiebig. Eines der interefsant:sten Stücke, d28 ornamental bemalte Tonidol aus Klicevac, feblt freilih; der Direktor dürste es auf seiner Flut mit- genommen haben. Auch die Antikensammluvg besißt eine Reihe wert- voller Gegenstände, wie die shône männlihe Bronzemaske aus Vinonia und den prächtigen Bronzekopf eines römischen Statthalte:8, der um 1850 bei der großen Trajantbrück: zu Turn-Severin an der Donau gefunden wurde. Weniger bedeutend sind die byzantinische Sammlung und die Waffensamnmlung. Die Ethnograpbisde Sammlung in Belgrad sandte eine Auswabl ihrer besten Stücke gleihfalls nah Nis und Ue(küb. Jet ist auch von dieser Sammlung der größte

Teil wieder nah Belgrad gebracht.

Theater und Musik.

Im Königliben Opernhause wird morgen, Mittwoch, Offenbachs phantastishe Oper „Hoffmanns Erzäblungen“ tin der br- kannten Beseyung aufgeführr. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.

öniglihen Shauspielhause geht morgen die Posse Kv phie “i Szene. In größeren Rollen sind die Damen Cofte, Dora, Heieler, von Mayburg, Schlüter, Sussin sowke die Herren Boetthtr, Eihholz, von Ledebur, Mühlhofer, Patry, Sachs und Vespxermann O Sptelleiter ist Dr. Bruck, musikalischer

Leiter Herr Schmalstich.

Das Gaftspiel des Darmstädter Hoftheaters in Bukarest brahte in der Eröffnungsvorstelung „Lohengrin“ und ein Beeth-venkonzert unter der Leitung des Ho'kapellmeisters, Hofrat Paul Ottenheimer, ferner Aufführungen von „Fidelto“, dem „Barbier pon Sevilla“, „Versiegelt“ und der „Gärtnerin aus Liebe“ im Nationaltheater, sowte ein Wacnerkonzert im Atheräum. Sämtliche Veranstaltuogen waren ausverkauft. Die Vorstellungen werden in zweiter Folge wiederholt. Außerdem findet noch ein Kammermusik- konzert von Mitgliedera der Großherzoglichen Hofkapelle jlatt.

Mannigfaltiges.

Neber die Wasserstauds- undEisverbältnisse der nord- deutshen Ströme im Monat April 1917 berichtet die L ndetanstalt für Gewäfferlunde im preußishen Ministerium der öffentlihen Arbeiten: Dem Eisabgang in den übrigen Stromgebteten {ist in der ersten Hälfte des April der des Memelstromgebtetes gefolgt. Bei den ungewöhnlich starken Eistildungen dieses Winters war von vornherein zu befürhten , daß der Memelelsgang, wenn er, was der Fa war, rasch zur Entwicklung käme, nicht glatt verlauten würde. In der Tat sind infolge \{chwerer Eisstopfungen die böhsten bekannten Wasserstände an einer längeren Strecke des Rußfiromes, des größeren der heiten Arme, in die sih der Strom beim Eintritt in das Memeldelta teilr, erheblih über- {ritten worden, womit die Gefahr eines verh-erenden Einbrechens der Flut in die bedeihte Niederurg links vom Nußstrom verbunden war. Es gelang jedoch, dieser Gefahr Herr zu werden. Die Schäden beschränkten sich im ganzen auf ein erträglihes Maß; zu ihnen gehört die Durhbrehung eines Leitdeiches rechts vom Ruß- strom, bei der ein Gehött zerstört wurde. Ein wentg ist der böchste hekanrte Wasse:stand auch am Pegel Tilsit übertroffen worden, so daß auch in und um Tilsit ausgedehnte Uebersch(wemmungen ent- standen. An den Abgang des Eises \chlcß #ich niht nur an der Memel, sondern auch an ter Wetichsel, Oder und Elbe „etsfretes Hochwasser, das an diesen drei Strômen aus mehreren Flutwellen bestand und an der unteren Oder stellenweise ebenfalls über den bödhsten bekannten W-\serstand hinautging. Mehr noch als der Höhe der Anshwellungen 1st es dem späten Eintritt und dec lancen Daver der E R Gr ¿uzuschreiben, ckaß das April-Mittelwasser der Vergleichtjahre 1896/1915 an der Memel, Wechsel, Oder und Elbe vom diesmaligen Mittel e: hebliß überichritten wird, während die Weser und der Rhein nur !kliinere Wasserstandsshwankunçen bet ungefähr normalem Monatôsmittel hatten.

Strom . . . . Memel Weichsel Oder Elbe Weser Nhein Pegel «Tilsit Thorn Stetnau Barby Minden Kaub tittel wasser April L 6 Unterschied gegen Mittelwasser : a f : April 1896/1915 + 102 +208 +175 +136 +10 —13

926 466 409 416 320 250 cwm

Cassel, 14. Mai. (W. T. B.) Nach der , Caffeler Allgemeinen Zetiung* ‘hat ein s{weres Bewitter tin der Naht zum Soantag an etnzelnen Orten großen Schaden ange1ihtet, besonders in G ux- hagen (Melsungen). Der Dorfbach wurde zum reißenden Strom, der bald dos garze Lal über|chwemmwte und dur sein Geröll Wtesen urd A-cker verwüiïtete, Gemüse, Kartoffeln usw. liegen in den Dorf- straßen. Hagel'chlcßen in Taubeneiaröße vernichteten die Saaten. Vetehrere Häuser wumten unterwaschen, und ein zweistödtger Bau stürzte ein. Lus dem übershwemmten Anwesen konnte das Vieh nur mit fnapyer Not gerettet werden.

London, 14, Mat. (W. T. B,) Die „Times* vom 7. d. M. reibt: Der Fettmangel nimmt zu. In den südneftliten Vor- siädten von London konnte man leßte Woche keine Margariye mehr bekommen. Den Kvonden wurde gesagt, daß vielletht einige Wcchen vergehen werden, ehe neue Vorräte kommen. Die Nachfrage m Butter nimmt befoaders stark zu. Dasselbe Blatt erfährt, da angesihts der Knappheit der Körnerfruchtvorräte und der Begrenziheit tes Schhiffsraums die Regterung beschlossen habe, denPaket ver sand von ganz oder teilweise aus Körner- frucht hergestellten Lebensmitteln an die Frontsoldaten zu verbteten. Ferner teilt die „Times“ mit, daß viele Gastwirt- haften sib jeßt weigern, einem Gaste mehr als eine halbe Pinte Bier zu verabfolger. - Der durch den Unterseebootskrieg in England entstandene Mangel an Grubenholz hat in legt-r Zeit einen fo:chen Umfang angenommen, daß im Distrikt New Canhle seit einiger Zeit viele Swhihte nicht mehr befahrbar sind und die Außerbetriebstelung wekterec Shächte zu erwarten steht.

Handel und Gewerbe.

Die Graz-Köflacher Etsenbahn vereinnahmte im April 1917: 268 316: Kr. (pril 1916: 352998 Kr.), tom 1. Januar bis 30. April 1917: 1 099 002 Kr. (1916: 1 338 852 Kr.). Die Ein- nahmen für 1916 sind endgültig, die für 1917 vorläufig.

Brüssel, 10. Mai. (W. T. B?) Ausweis des Noten- devartements der Soctéts Gönórale de Belklgique vom 10. Mai (in Klammern vow 3. Mat )* Aktiva. Metall- destand und deutsdbes ŒSeld 21740789 (21 187 582) Fr., Gut- baben im Auslande 358 503 567 (358 803 244) Fr., Darlehen gegen Guthaben im Auslande 87056 626 (86,756 948) Fr., Darlehen egen Schapscheine der belgisWen Provinzen (aemäß, Arttkel 6 Ziffer 7 der Vorschriften) 480 000 000 (480 000 000) Fr. Wechsel und Schecks auf belgische Baye 73 972 691 (67 538 437) Fr., Dar. lehen gegen tnländisbe eitpaviere 2 923 954 (2944 654) gr. sonsttge Aktiven 17 579 398 (17573 093) Fr., zusammen 1 041 377 025

Nr c » y . as 92 59 413 316 904 605 (914 218 901) Fr., Giroguthaben 91 30 698 (925991 Fr sonstige Pafsfien 7 281 722 (27 985 916) KBr., zusammen 1041 377 025 (1034 803 958) Fr.

Börse in Berlin

(Notierungen des Börsenvorstandes) vom 15. Mai vom 14. Mai für Geld Brief Geld Brief

b E d

New York 1 Dollar —_- pr s A 100 Gulden 264} 2604 Ms änemark 100 Kronen 1844 185 1 L Schweden 100 Kronen 194 194 18at L Norwegen 100 Kronen 1883 1894 188} 189 Schweiz 100 Franken 126è 1267 1263 1261.

Wien-

Bud 100 Kronen 64,20 64,30 64,20 64,30 Bul Ee 100 Leva 804 811 801 814 Kont 0 Piaster 20,50 20,60 2045 20,55

adrid und j : Mina 100 Pesetas 1254 1264 1254 1264

Bap

eutige Wertpaviermarkt zeigte eine schwankende aber shwädece Seude . Bet Srössunng war die Tendenz fest, um si i-toh später cbzuschwäten; namentlich mußten Montanwerte, wie hônix, Bochumer und andere Werte, im Preise nachgeben. ielten sih dagegen Daimler sowie Schantungbahnaktien. Schiffahrts- werte waren \chwankend, elektrishe Werte behauptet, Bankaktien zeigten ziemli feste Grundstimmung,. Der Schluß war eher wad»

I

Kursdecihte von auswärtigen Fondsmärkten.,

Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Bei uaverändert zuversichtli{er Auffassung und dementsprehend fester Sttmmung bewegte ch der Verkehr an der Börse in Grwartung der Rede des deutshen Reichs- kanzlecs in recht engen Grenzen. Lebhafte Umsäße zu wesentlich er- böbten Kursen fanden nur in Staatseisenbahnwerten und Austro- Americana- Aktien ftatt, welhe von ern ab im Privatverkehr nicht mebr gehandelt werden dürfen. Sonst blieben die Umsäße vereinzelt, wobei die Preisbewegung unetnbeitlih, jedoch vorwiegend aufftrebend

te waren aut behauptet. dae E 14, Mai. (W. T. B.) Uneinhetilih. Wechsel

auf Berlin 37,4237, Wechsel auf Wien 23,624, Wechsel auf a ei 47,75, Beesel a Nag 69,75, Wechsel auf Stock- bolw 72,75, Wechsel auf New York 243,75, Wechsel auf London 11,623, Wesel auf Paris 42,65. 5 9/9 Niederländishe Staats- anleibe 1014, Obl. 3% Niederländ. W. S. 748, Königl. Niederländ. etroleum 5443, Holland-Amerika-Linie 359, Niederländ.-Indische andelobank 235, Atchison, Topeka u. Santa Fs 99/16, Rock gland °/;s, Southern Pacific 924, Southern Railway 244, Union Facife 1364, Goa ibe Anne E E, as [161 -Gnglise Anleihe —, Hamburg-Amerila-Lin I E e 11, Mai. (W. T. B.) Wechsel auf

London 1311/6.

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkter. Amsterdam, 14. Mai. (W. T. B.) Santos -Kaffee für Mai 58. terdam, 14. Mai. (W. T. B.) Rüböl loko 1094. -— S Diet, für Juni 727, für Juli 74, für August 75.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) O Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opernhaus. 129. Abonne- mentsvorstellung, Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Hoff- manus Erzählungen. Phantastishe Oper in drei igt einem Prolog und einem Cpilog von J. Barbier. Musi von J. Offenbach. Mae Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Stiedry. Meaie: Herr Oberregisseur Droesher. Chöre: Herr Professor Nüdel. Anfang 7 Uhr.

Stauspielhaus. 131. Abonnementsv- rstellung. Kyritz-Pyrig. Alt-Berliner Posse mit Gesang und Tanz in 3 Angen (5 Bildern) von H. Wilken und O. Justinus. "Mußfik von Gustav Mihaelis. Mustkalische Leitung : Herr Schmalslich. Inszenierung : Herr Regifseur Dr. Bruck. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 130. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Freipläye find aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Text nach GSoethes „Faust“, von Jules Barbier und Michel Carré. Anfang 7 A j vit 4

Scauspielhavs. 132. Abonnementsvorstellung. ienst- un Freipläte find aufgehoben. Der neue Herr. Spe in 7 Vor- gângen von Ernst von Wildenbruch. In Szene geseyt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten,

Verlobt: Anna Niedesel Freiin zu Eisenbah mit Hrn, Rittmeister Marx Frhrn. Heyl zu Herrnsheim (Darmstadt). Frl. Jdoline Angerstein mit Hry. Leutnant Adolf Friedrih von - Quast (Schwerin i. M. z. Zt. Garz, Kr. Ruppin).

Geboren: Etn Sohn: Hrn. Realterungsassessor Frhrn. von Wangenheim (Stettin). Hrn. Oberleutnant Unger (Char-

lottenburc). Hrn. Oberleutnant Otto Neubaur (Berlir-

olwit (Marschwiy bei Ohlau).

Gestorben: Hr. Gereralleutnant z. D. Paul Frhr. Schuler von Senden (Schwerin i. M.) Hr. Generalmajor z. D. Gustay Brandt (Dresden). Hr.- Projefsor - Dr. Gustav Jäger (Stuttgait). nh Pastor em. Arnold Schuly (Ebers- walde) Hr. Negierungsrat Willibald Plehn (Breslau).

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, Necnungsrat / Verlag der Expedition (Man gerin g) in Betlin. éi

Berlin, Wilhelmstraße 32, Sechs Beilagen (etns{chließlih Warenzeichenbeilage Nr. 381

und die Juhaltsaugabe Nr. 19 zu Nr. 5 des öffeutlichen Anzeigers

(1 034 803 958) Fr. Pa]}jiva, Betrag der umlaufenden Noten

sowie die 1454, Ausgabe dexr Deutschen Verluftltseu,

Pal, Eine Tochter: Hrn. Siegfried von Eike und

Verantwortlicher Nedakteur: Direktor Dr. T y r ol in Charlottenburg. :

engering in Berlin. L

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, E

«=… Aa _- —_R

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußishen"Staatsauzeige®,

2 115.

Berlin, Dienstag, den 15. Mai

Parslamentsberiht.*)

Deutscher Reichstag. . 108. Sißung vom 14, Mai 1917, Vormittags 11 Uhr. É! (Beriht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Am Bundesratstisch: die Staatsminister, Staatssekretär des Jnnern Dr. Helfferich und Staatssekretär des Neichsschazamts Graf von Roedern.

Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sißung um 11 Uhr 20 Minuten.

Jn _gweiter Beratung wird die zweite Ergänzung ¿wum Staalsyaushaltsetat für 1917. dur die als erste Rate 2400 000 (6 zur Ermeiterung der Ge- schäftsräume des Kriegsministeriums in Berlin angefordert werden, auf Grund des mündlichen Berichts der Staatshaus- haltsfommission (Berichterstatter Nacken (Zentr.) unver- ändert chne Debatte angenommen.

Es folgt die zweite und dritte Beratung der Novelle zUM Kali gL\eß.

Abg. Stöve (nl.) Die Megierungsvorlage bat eine Er- höbung der Kalipreise nicht vorgesehen. Das kann. einigermaßen unrecht erscheinen, da die Regierung die Notwendigkeit einer folchen Grhöhung nicht in Abrede gestellt hat. Es ist in der Kommission bon thr darauf hingewiesen worden, daß sie bei Einbringung der Vorlage noch nicht gewußt hat, ob sie das Kohlensteuergeseß bringen würde oder nicht. Die Kommission hat nun ihrerseits die Erhöhung der Preise: vorgeshlagen. Wir werden dafür stimmen. Das Kali ist jeßb das einzige Düngemittel, das in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Jch persöonlih bin der Meinung, daß die Kali- industrie 1m besten Sinne des Wortes Hilfsdienst für unser Vater- lnd leistet, insofern, als sie in Verbindung mit der Landwirtschaft durch ausreichende Düngung dafür forgt, daß die Ernährung des Vaterlandes nicht s{lechter dasteht, als es sonst leider der Fall wäre. (Ss ist auf das Aeußerste zu beklagen, daß der große Wagenmangel seit dem vorigen Herbst die Kaliindustrie verhindert hat, so viel Kali an die, deutsche Landwirtschaft zu liefern, als diese tatsächlich bestellt hat. Viele tausende Waggonladungen mit 5 Millionen Doppelzentnern im Werte von 30 Millionen Mark haben nicht geliefert werden können.

Die Gestebungskosten der Kaliindustrie sind dur die Teuerung der“

Kohle, die Kohblensteuer, die Teuerung anderer Materialien und vor allem durch die Erhöhung der Löhne ganz gewaltig gestiegen. Die Kalindustrie befindet sich tatsählih zurzeit in einer Notlage. Da ist es um so wunderbarer, daß man erst den Notschrei der Industrie abwartet, ehe man eingreift. Manche Werke haben Schulden machen müssen. Wenn die Kaliindustrie auch vor Ausbruch des Krieges ver- dient hat, so darf man doch nit vergessen, daß sie ihren Absatz an Amerika verloren hat, der einzige, von dem sie überhaupt einen Nußen hatte. Wie sähe es jeßt um unsere Landwirtschaft aus, wenn unsere deutschen Kalischäbe in England und Amerika wären? Dann müßten wir auf Kali bohren. Der Preis spielt jeßt die geringere Rolle, die Hauptsache ist, daß wir Kali haben. Das geht niht nur die Landwirtschaft an, sondern jeden von uns, daß unser Boden (Fr- träge liefert. Es muß so viel Kali herangeschafft werden wie möglich. Man kann aber von etner solchen Industrie niht erwarten, daß sie zu Preisen liefert, die niht ausköómmlich sind. Allerdings sind im Kriege auch andere Gewerbe in unangenehme Verhältnisse geraten.

Aber wenn das Kaligeseß nicht bestände, würde die Kaliindustrie jeßt"

während des Krieges glänzende Geschäfte machen, denn man würde ihr jeden Sack Kali mit Gold aufgewogen haben. Man sagt, man könne der Kaliindustrie die Preise nit erböben, um nit die Er- nährung des Volkes zu verteuern. Aber die vorgeschlagene Preis- erhöhung verteuert die Düngung pro Morgen bei Weizen nur um 45 Pfennig, bei Roggen um 60 Pfennig, bei den Kartoffeln um 90 Pfennig. Um dieser 99 Pfennig willen wird kein Landwirt den Kartoffelpreis erhöhen. , Die Kaliindustrie muß \o erhalten werden, daß sie leistungsfähig bleibt. Eine Gegnerschaft gegen eine erhebliche Preiserhöohung besteht au im gangen Hause niht. Wir müssen die Kaliindustrie instand seßen, nah dem Kriege wieder Kali in das Ausland abzuseben, denn die anderen Länder werden die größten An- strengungen machen, sich Kali von uns zu besorgen. Unsere Kali- industrie muß ihren großen Vorsprung behalten wie bisher, vorläufig hat Deutschland nob das Monopol für Kali, und so \s{nell, wie es in Deutschland gegangen is, wird anderwärts die Kaligewinnung nicht von statten gehen, wenn in anderen Ländern große Mengen Kali gefunden werden sollten. Wir müssen mit der größten Schnelligkeit und Emsigkeit unsere Kalischäße ausnußen. Es ist zu begrüßen, daß eine große Anzahl von Kaliwerken die Förderung aufrecht erhalten hat. In nicht zu langer Zeit werden alle Schächte wieder voll arbeiten konnen und das Zehn- und Zwanzigfache leisten. Allerdings ist das Ver- bot des Bundesrats, daß keine neuen Schächte niedergebraht werden dürfen, begründet. Aber im gegebenen Zeitpunkt muß das Verbot wieder aufgehoben werden. Für die von der Kommission vorgeschla- gene (Frhöhung der Arbeiterlöhne im Kalibergbau werden wir stunmen. Die Arbeiter werden dann einen Lohn haben, an den man vor dem Kriége nicht denken fonnte. Wenn auch die Arbeit im Kalibergbau nicht gerade zu den Annehmlichkeiten gehört, so sind doch die Kali- iverke nah den neuen Erfahrungen vortrefflich eingerichtet; in den Bergwerken ist es trocken und gut gelüftet, es herrscht feine sehr bohe Temperatur. Nichtsdestoweniger gönnen wir den Arbeitern dic Aufbesserung der Löhne. Selbstverständlih muß den Angestellten und Beamten die gleiche Fürsorge zuteil werden, und im großen und sangen besteht au bei den inéistén Werken das Bestreben, den Angestellten und Beamten in den Kriegsläuften eine Besserung thres (Finkommens zukommen zu lassen. In der Eingabe des Kalisyndikats ist hervorgehoben, daß nah, dem Kriege die Werke außerordentliche Aufwendungen machen müßten, um einen geordneten Zustand wieder herzustellen. Zu einer solchen Instandseßung ist àber eine Industrie im eigenen Jnteresse verpflichtet. Allerdings haben mangels der Mannschaften, namentli der eingeübten Leute, und des Materials, die notwendigen Erneuerungen und Wiederherstellungen von der Kali- industrie niht gemacht werden können, und deshalb werden die Werke nach dem Kriege tatsächlich zu außerordentlichen Aufwendungen ge- nötigt sein. Jch bitte Sie deshalb, die Vorlage anzunehmen.

Abg. Sa he (Sioz.): Die kolossale Ueberproduktion und die E Vermehrung der Zahl der Kaliwerke ist an den jeßigen unbefriedigenden Zuständen in der Kaliindustrie huld. Wir batten {chon 1910 die ÜVebernahme dev Kalibergwerke auf das Reich als den einzigen Ausweg beantragt. Wir sind damit damals nicht durch- gedrungen, Es bestehen jeßt nicht weniger als 207 Werke und noch 21 weitere sind in der Abteufung begriffen. Wir hatten den Antrag in dem Aus\{huß wiederholt, wiederum ohne Erfolg; die Megierung hat ihn ebenfo bekämpft wie die Aus\Gußmehrheit. Die Novelle will die Preis- und die Lohnfrage regeln. Der Mindestlohn, den das Geseß vorsieht, bezieht sih niht auf den einzelnen Arbeiter, sondern auf die einzelnen Arbeiterklassen, so daß der einzelne Arbeiter troßdem nicht erkennen fann, was er an Zulagen erhält. Wir legen daher déèm Hause den Ergänzungsantrag vor, daß die neuen Zulagen

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*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und Slaalssekretäre.

ab 1. Juli 1917 gezahlt und im Lohnbuch bezw. Lohnzéttel von dem

übrigen Lohn getrennt aufgeführt werden sollen. Die Löhne der Kalibergarbeiter haben Feineswegs Scbritt gehalten mit " der Er- bohung der Lohne der übrigen Bergarbeiter. Die Arbeit in diesem Zweige des Bergbaues ist durchaus nicht etwa ungefährlich; erst vor kurzem sind auf dem Werke „Einigkeit“ 31 neue Leute verunglückt. Blet muß die Bergverwaltung nah dem Nechten feben. n dem Ausschuß bat man auch gemeint, die Löhne dürften auch deshalb elwas niedriger sein, weil sih die Werke meistens in. landwirt schaftlichen Gegenden befänden und: die Bergleute vielfach felbst Landwirtschaft trieben. Dabei wird übersehen, daß dieselben Arbeiter sür Schuhwerk und dergleichen viel mebr bezahlen müssen als in den Großstädten. Unser Antrag, eine neue (Frböhung von 1,50 zuzugestehen, ist leider auch abgelehnt worden, ebenso das Ver- langen der Arbeiter nach einer sofortigen Teuerungszulage. Nicht nur die Kriegsgefangenen, sondern auch die Zivilgefangenen werden in den Kaliwerken mit ganz erbärmlicen Löhnen abgespeist: ganz bejonders miserabel werden die russis{-polnischen Arbeiter ab- gelohnt, weil sie sih ganz in den Händen der Polizei befinden. Auch hier bitte ih die Behörden, der Sacte nachzugehen und für Ab- hilfe zu forgen. Die Abmachungen, welche das Kalisyndikat mit den Arbeitern der Organisationen getroffen hat, sollten ‘aud dur die sämtlichen Tochtergesellshaften respektiert werden: was in der Beziehung geschehen ist, sind nur Scheinmanbvver, sind eine Ver- hohnung der Arbeiter, ja es sind sogar Lobnkürzungen vorgekommen. Gegenüber der immer steigenden Teuerung sind die Arbeiter durch aus berechtigt, böbere Löhne zu fordern. ] ._ Abg. Gothein (forts{r. Volksp.): Das Haus ist in cigen- tumlicher Lage. Wir haben mündlihen Bericht bes{lossen und der jonst jo pflichteifrige Berichterstatter Herr Bärwinkel ift nicht anwesend; 1ch nehme an, daß er verhindert worden ift, zu er- scheinen. Jch bedauere mit dem Abgeordneten Stöve, daß die Ne- gierung keine Vorlage über die eigentliche Preiéerhohung gemacht hat; da ist es denn gekommen, daß die Interessenten bier in den ¿Foyers berumlaufen und ihre Wünsce bei den Abgeordneten durch- zu)eßen mit mehr oder minder Glück sich bemühen. Uebrigens ist jeßt kaum die Zeit dazu, und es entspricht aub nit der Geschäfts- lage, uns lange Neden mit ausführlicben Belehrungen über den Kalibergbau zu halten. Notleidend ist die Kaliindustrie durch die Ueberproduktion an Werken geworden; solange bier nicht Remedur geschaffen ijt, Tann sie nit gesunden. Die kleinen unrentablen Werke sollte man s\tillegen; die Folge würde nit eine Verringerung, jondern eine Vermehrung der Produktion sein, während man jeßt einer Verplemperung ‘der Arbeiterschaft gegenübersteht. Es wäre dringend notwendig, die Werke zusammenzulegen. Wenn die Kali- industrie beute frei wäre, dann würden die Preise, wie sie beute bestehen, überhaupt gar nicht mögli gewesen sein. Drei bis vier Pfennige waren pro Kali-Prozent völlig ausreidend um die ge- stiegenen Selbstkosten auszugleichen: nun sollen aber fünf Pfennige se]tge]eßt werden. Die Gründe, die das Syndikat für eine stärkere G&rhöhung anführt, sind alles andere als durbs{lagend. Die Lobn- erböhungen betragen bödstens 5 Millionen. Die Kaliindustrie kann doch nicht verlangen, daß sie allein faniert wird, während foviele andere Industrien während des Krieges notleiden. Es ist zurzeit eine Unmöglichkeit, für 150 Millionen mehr auszuführen. Gegen eine Wegsteuerung der neuen Grböhung hätten wir unsererseits mcchts einzuwenden, aber welces Geschrei würde die Industrie dar- uber erheben und wie würde sie mit Löbnreduüktion droben! “Die Sozialdemokraten wollen die Löhne individuell erböben; das it nach der ganzen Konstruktion des Geseßes nicht möglich: wir können hier nur mit Durschnittslöbnèn réhnen: das fordert auch die aus- gleibende Gerechtigkeit. Die Durschnittslöhne sind ja au be- kannt, und es ist nicht zu befürchten, daß eine Abwanderung von den schlêchter_ lohnenden nach den besser lohnenden Gruben ftattfinden wird. J bin kein ¿reund bon Slaatsmonopolen industrieller Werke, weil der Staatsbetrieb“ teurer arbeitet als der Privat- betrieb; aber die Verhältnisse der Kaliindustrie sind so zerfahren, daß ich feinen besseren Ausweg kenne als das Monopol. Doch soll man solche Bestrebungen nicht an die große Glocke hängen, sondern wie bei den Eisenbahnen abwarten, bis die Aktien niedrig stehen und dann 1m Stkillen dazu übergehen. Die Sozialdemokraten “würden also am besten tun, in den näcsten Jahren so wenig wie möglich bon dem Kalimonopol zu sprechen. (Beifall links) /

__ Aba. Brockhausen (dkon\.): Die Erhöhung der Kalipreise, die die Kommission vorgeschlagen hat, halten au wir für notwendig. Vie Ausfuhr nach Amerika ift dabin, die Kohlenpreise usw. sind ge- stiegen und die Löhne der Arbeiter müßten erhöht werden. Wir sind deshalb einstimmig für die Erhöhung, und auch damit einver- standen, daß das leßte Vierteljahr bei der Bemessung der Löhne zu- grunde gelegt wird. Ebenso sind wir dafür, daß die Propagandagelder der Zndustrie zur Verfügung gestellt werden um sie lebensfäahig zu erhalten, die Landwirtschaft mit bünstlichem Dünger verschen und die Ausfuhr nach dem Kriege wieder aufnehmen gu können. Besonderen Wert legen wir auf die Annahme der von der Konmission ange- nommenen, aber aus Versehen nicht in den Bericht gekommenen Ne- folution, welhe Vorsorge verlangt, daß die Ware gleichmäßig qe- liefert und die Probenahme durch Beamte kontrolliert wird. So schr wir für die Rechte der Arbeiter eintreten, so können wir doc nicht der Bestimmung zustimmen, daß bei Beschwerden der Arbeiter über ac- setwidrige Lohnzahlungen den Arbeiterausshüssen von. der Werks- leitung die Lohnnachweise vorzulegen sind, damit die Arbeiteraus\{üsse die Beschwerde nachprüfen und für eino friedliche Ausgleichung der Streitigkeiten wirken können. Diese Bestimmung i} praktis un- durchführbar, wir schlagen statk dessen eine Resolution vor, die den MNevierbeamten die Prüfung der Streitigkeiten überläßt.

O Richter: Jn bezug auf den Abänderungs- anirag Antrick u. Gen. kann ih mich nur den Ausführungen des Ab- aeordnetenw Gothein anschließen. Jch weiß niht, ob die Antrag- steller si über die Tragweite ihres Antrages überhaupt klar sind. Wenn Sie diesen Antrag, so wie er vorliegt, annehmen, so wird an dem wvorausgehenden Absaß des § 20a nichts geändert werden, was zur Folge hätte, daß gewisse “Arbeiter unter gewissen Bedingungen keine Zulage mehr bekommen würden, Das i aber gerade das, was Sie vermeiden wollen. Die Tendenz des Antrages erkenne ih als berechtigt an und würde auch wünschen, daß nach der erheblichen Er- höhung der Kalipreise die Werke die Whne entsprehend erhöhen, Das 1st ein Postulat der Gerechtigkeit, und ih habe immer auf ein solches Verhältnis zwischen den Preiserhöhungen und den Lohnzulagen gehalten. Das erreichen Sie durch diese Bestimmung nicht, Sie können das nur in Verbindung mit dem Kalisyndikat erreichen, und ih bin bereit, dazu zu vermitteln, Daß bei der früheren geseßlichen Lohnzulage von 25 Pfennig diese“ nicht von allen Werken- gezahlt ijt, bedaure 1ch sehr lebhaft. Aber die Arbeitgeber haben es nicht aus Vöswilligkeit unterlassen, sondern weil die Verhältnisse so zweifelhaft lagen, daß sie es nicht konnten. Es wäre auch widersinnig, ein gutes oder \{chlechtes Gedinge von 1916 zugrunde zu legen. Es wäre durcb- aus berechtigt, wenn ein Arbeitgeber einem männlichen Arbeiter statt der Zulage von einer Mark eine solche von 1,30 Mark gäbe und dafür einem 17 jährigen wvielleicht nur 80 Pfennig. Das regelt sich durch die Durischnitslöhne. Das ist eben das Traurige, daß man alle diese Lohnfestséßungen niht durh geseßliche Bestimmungen regeln kann. Dazu sind die ganzen Verhältnisse zu verschieden. So sehr ih der Tendênz also recht gebe, so würden wir doch mit diesem Vorschlage nichts erreichen. Er steht mit dem vorhergehenden Absaßz

geradezu 1m Widerspuch, Was den Antrag des Grafen Westarp be

1917.

N lo, haben die Arbeiteraus\hüsse con ‘jebt das Recht, in Lohù- reltigteiten zu vermitteln, und der Arbeitgeber“ hat die Pflicht, mit dem „ArbeiterausschUß zu verhandeln. Vernünftige Arbeitgeber, die De Y rbeiteraus\chüsse als berechtigte Organe ansehen, werden gern mit thnen verhandeln und auch die Lohnlisten vorlegen. Aber es bringt die Arbeitgeber in eine sciefe Lage, wenn sie geseßlich verpflichtet werden, ihre Bücher den Arbeiterausshüssen vorzulegen. Aber die Hauptsache ist, daß diese Bestimmung geeignet wäre, gerade Miß helligkeiten in die Arbeiterschaft zu bringen. Der Durschnittslobn laßt nch eben niht so einfa feststellen, und wenn er festgestellt ist, o weiß der Arbeiter eigentlich damit nichts anzufangen. Wenn die Tomiijlen vorgelegt werden, dann muß auch jeder Arbeiterwesel und Verhältnis zwischen männlichen und weit!:hen Arbeitern in Detracht gezogen werden. Der Arbeiteraus\{uß wird kaum ein rich- Uges Nesultat dabei herausbringen. Die Vergleichung der Durch- [chmttslöhne untereinander ift eigentli die Tentenz des Antrags, und dagegen möchte ih mich entshieden wenden. D Weg des Grafen Westarp dagegen 1#t geeignet: der Revierbeamte kann bestvihtigend eintreten, er Tann die Lohnlisten einsehen und dem einzelnen Arbeiter jagen, ob die geseßlichen Bestimmungen hinsichtlich seines Lohnes be- solgt sind oder niht. Darauf allein kommt es an. Die Resolution Brockhausen wird mit dem größten Wohlwollen beachtet werden; diese Verhandlungen werden ein zufriedenstellendes Eraebnis haben. Die einzelnen Beschwerdepunkte des Abgeordneten Sachse werden im Reichsamt des Innern sorgfältig nahgeprüft werden.

Abg. Dr. Arendt (deutsche Fraktion): Es if ein \chwerc! Zrrkum der Kaliindustrie, daß im Reichstage für sie wenig Wohl wollen vestehe. Der Reichstag in allen seinen Teilen erkennt die große Bedeutung der Kaliindustrie an und will ihr in ihrer Notlage helfen. Wenn wir in diesem Kriege durbhalten, verdanken wir es wesentlich der Kaliindustrie, ohne welche die Landwirtschaft nit so erfolgreich hatte sein können. Jh wäre noch zu einer weiteren Er- höhung der Kalipreise bereit, und in nicht zu ferner Zeit könnte si wenigstens für die 40 prozentigen Salze eine Erhöhung des Preises als nôtig erweisen, aber in diesem Geseß mußten wir das Mögliche sicherstellen und die mittlere Linie innehalten. Bei einer WVer- \chärfung der Kalikrisis könnte es kommen, daß das Kali für unsere Landwirkschaft nicht ausreicht. Die Kaliindustrie muß möglichst stark und leistungsfähig in die Uebergaangswirtschaft eintreten und ree in der ersten Zeit nah dem Friedens\{luß Vorräte auf den Markt werfen können. Wenn der Kaliindustrie der Export freigelassen wäre, so würde über die neutralen Staaten Kali auch in Feindésland gk qangen sein. Die Kaliausfuhr i} also mit Recht verboten worden. Aber die {were Beeinträchtigung der Kaltindustrie rechtfertigt auc eine entsprechende Preisgestaltung. Ich beklage das ganze jeßige System der Preisaestaltung. Es 1 nur ein Notsystem, aber wir können es jeßt unmöglich ändern, und was nach dem Kriege kommt, ent- zieht sich noch der Beurteilung. Jch bin kein grundsäßlicher Gegner von Monopolen, aber das Kalimonopol läge nicht im Meichsinteresse. Daß die Arbeiterschaft ihren Anteil an der Besserstellung der Werke durch Lohnerhöhungen bekommt, ist berechtigt, aber diese ganze Negelung der Lohnverhältnisse ift grundsäßlich sehr bedentlih und es handelt si nur um Notmaßregeln, Deshalb müssen. wir das Geseß annehmen. Die richtige Grundlage für die Lohnerhöhungen mwâre allerdings nicht das leßte Vierteljahr 1916, sondern die normale Zeit vor dem Kriege. Aber troßdem habe ih kein Bedenken, die Vor- lage anzunehmen; folange das 1eßige System bleibt, gibt es keinen anderen Weg. Dagegen muß ih den Antrag Antrick ablehnén. -Ueber den Antrag des Grafen Westarp waren die Ausführungen des Unter: staatssekretärs MNichter. vollkommen überzeugend. Die Bestimmung, deven Streichung Graf Westarp beantragt, würde nicht das Verhältnis zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern fördern, sondern das Gegen- teil erreihen. Eine eingehende Prüfung dieser Bestimmung ist in dér Kommission aus Zeitmangel gar niht erfolgt; sie war auth nicht für die Durchschnittslöhne, fondern für die in der Unter- kommission angeregten Jndividuallöhne bestimmt: für die im s angenommenen Durchschnittslöhne paßt die Bestimmung nicht. Mit den Durchschnittslöhnen würden die unglücklichen Arbeiterausfchüfse gar nichts anzufangen wissen. Wie, wenn das Werk sich weigert, die Lohnlisten vorzulegen, weil die behauptete Geseßwidrigkeit der Lohn- zahlung bestritten wird? Soll dann der Arbeiteraus\{uß obne Nach- prüfung entscheiden? Das Geseß soll doch Frieden und Eintracht schaffen. Wollen Sie das unterstüßen, so nehmen Sie den Antrag des Grafen Westarp an, der das Gewollte in eine durchführbare Form bringt. Wird dem Arbeiteraus{uß das Mecht gegeben, die bezügliben Beschwerden des Arbeiters an den RNevierbeamten zum Zwecke dieser Prüfung weiter zu leiten, so wird die ganze Frage in zwmeckentsprehender Weise geordnet.

Abg. Dr. Cohn - Nordhausen (Soz. Arb.-Gem.): Es ist geradezu erheiternd, wie die Kalinteressenten im Interesse ihres Profits mit der Wahrheit umspringen. Der Hauptführer diéser Industrie hat kürzlich es fertig gebracht, Klage darüber zu führen, wie unglaublih man thr mitspielt; man habe sie gezwungen, Schächte zu bauen. Solange wir hier im Reichstage über die Kaliindustrie ver- handeln, is das Bemühen darauf gerichtet gewesen, die Üeber- produktion an Werken cinzudämmen, die Zahl der Werke zu ver- mindern, Der Antrag Antrick wird von uns gebilligt: der“ Arbeiter muß in dieser Beziehung das Necht der Kontrolle haben. Der Me- folution des Ausschusses werden wir ebenfalls zustimmen; dagegen [chnen wir den Antrag der Konservativen ab, der den Kommissions- vorshlag betreffend die Funktionen des Arbeiteraus\{usses bei Be- {werden wegen geseßwidriger Lohnzahlung wieder beseitigen will. Gerade diesen Vorschlag halten wir für einen wesentlichen Fortschritt, für einen so wesentlichen, daß wir unsere Zustimmung zu dem ganzen Geseß von seiner Aufrechterhaltung abhängig machen. Die Kali- industrie muß in einer Weise organisiert werden, daß die bisherige Ver- \hwendung von Naturschäßen, wie sie durch die E iväbtete Neu- gründungen bewirkt wird, aufhört: das kann nur auf dem ‘Wege des von uns schon lange geforderten Monopols geschehen. Der Vêonopol- gedanke wird sich dunchseßen, darüber “ist kein Zweifel.

Abg. Bre y (Soz.): Die Verhandlungen mit dem Kalisyndikat baben für die Arbeiterorganisationen durchaus nit zu “den amn- genehmsten gehört. Die Verhandlungen dieses Hauses haben uns ebensowenig befriedigt. Die UÜnklarheit und Undurchsichtigkeit der ganzen Lohnberechnung ist durch die Bemühungen der Hexren von der Rechten in den Entwurf hineingekommen. Jeßt will man auch den gesunden Gedanken des Arbeiterrehtes, der fh in der Bestim mung über die Befugnis der Arbeiteraus\{chüsse bei geseßwidriger Lohnzahlung ausdrückt, durh die Resolution Westarp im Keime er- stiken, an dem Rechte des Herren im Hause soll auf keinen Fall auch nur das geringste geändert werden. Die NRNegierungsvertreter und die GPerren rechts fämpfen gegen den Aus\chußvorschlag mit einem

Kräftequfwand, der einer besseren Sache würdig wäre; es spricht O darin immer wieder dey Widerwille und die Abneigung gegen Ar- beiterausschüsse aus. Die formellen Einwände des Herrn Di. Arendt könnten bei jeder einzelnen Bestimmung jenes Gesebßes ethoben werden; damit werden nuv der Industrie die Wege gewiesen, wie sie sih den Forderungen der Arbeiter und der Moral entziehen kann. Ich habe selbst zu der Kaliindustrie das Vertrauen, daß sie tiese Wege nit wandeln wird. Die Bergrevierbeamten stehen gesellschaft: lich und räumlich den Arbeitern ungeheuer fern; auch haben sie eine riesige Arbeitslast zu bewältigen, der sie {on heute kaum gewachsen sind; und diefen Herren soll die Nachprüfung der Beschwerden der Arbeiter überwiesen werden? Das geht {on deshalb nit, weil dann die Arbeit verzögert wird, die Arbeiter wer weiß wie lange auf die Crledigung warlen müssen, und damit ein Moment der Unzu-