1917 / 119 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 May 1917 18:00:01 GMT) scan diff

e Ürkundli unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und

vetgedrudtem Königlihen Instegel. p Gegeben Großes Dauptquartier, dan 19. Mai 18317. fl: (L.8) gez. Wilhelm R.

; gez. d, Bethmann Hollweg, v. Breitenbah, Beseler, Sydow, ,- d. Trott zu Solz «Frhr. v. Schorlemer, Lenpe, v. Loebell, v. Stein, ; Graf v, Noedern. I habe die Ehre, dem Herrn Präsidenten die beglaubigte Ab- [Grtift der Verordnung zu überreicen,

(Geschieht.)

„_ Präsident Grof von Arnim-Boißenburg: Meine Herren! Bevor wir nach einer nicht besonders ergebnióreichen Tagung

1

uns für längere Beit in die Heimat begeben, gestatten Sie mi

3 gere 8e . eben, e mir, daß i no drei Wünschen Ausdruck gebe, die uns allen wohl gemeinsam am PVerzen liegen: Sieg unserem derrlicen, todesmutigen, ruhm- Führung Veere und unseren meerbeherrshenden U-Booten unter der

ührung des unnahahmlisten, glänzendsten und bewährtesten Offizier- Prp8 der Welt! Frieden, Frafentsaltuna, Entwicklung A Zukunft ichernden Frieden unserem siegerprobten, opferfreudigen, lieben deut- chen Volke und seinen treuen Bundesgenossen! Und Heil unserem Kaiser und Kön1g und unserem teuren, ‘in deutschen etge tief ge- wurzelten fest gegründeten Hohenzollernhaus! Diesen drei üatt lassen Sie uns dur den Ruf Ausdruck geben, der noch in Jahr- bunderten deutshe Einigkeit, Stärke und Treue kennzeihnen, im Augenblick aber die entshlossene Antwort auf dreiste amerikanische Zumutungen sein ga Seine Majestät der Deutsche Kaise Preußens Hohenzollerntönig, lebe hoh! (Das Haus stimmt dreimal gei tert in he per gn der Lou daß wir uns im Herbst esserer Zeit . wiedersehen mögen, lege ih di ; (Lebhafter Beifall.) Y e l

Schluß 134 Uhr.

Nichtlamkliches, (Fortseßung aus dem Haupiblait.)

Oesterreich-Ungarn.

Jn dem Prozeß gegen Dr. Friedri Adler wegen Ermordung des österreichishen Ministerpräsidenten Grafen Stürgfkh ist vorgestern das Urteil E worden. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde der Ange lagte wegen ge- meinen Mordes zum Tode verurteilt. Jn der Urteils- beg1ündung wird ausgeführt:

Der Getrichtohof jet auf Grund des Geslärdnisses des An- geklagten, auf Grund der Zeugenautsagen und des Gut: chtens der Hafultät zu der Ueberzeugung von der Schuld desg Angeklagten ge- langt. Was den Beweggrund zur Tat anlange, so habe der G:r'{chtshof die von dem Angeklagten angegebenen Angaben oals rihitg argenommen. Das Urteil ter Fakuliät ließe keinen Zweifel an der Zarechnungsfähtgkett d s Ang-klagten aufkommen. Das E L ene Ne der E L als gegeben an, weil

eklagte keine angewandt habe, um das Opfer | besonde1s schwierige Lage zu bringen. . A

Großbritannien und Jrlanv,

Das „Reutersche Bureau“ erfährt, daß die Regierung fi mit Rücksicht auf den Schuß der britischen Fntérefsen v Recht vorbehält, neutrale Schiffe, in deren Besiz ein größerer Betrag britishen Kapitals steckt, zu requi- rieren, da es unmöglich ist, die britischen Jnteresjsen zu schüßen, solange solhe Schiffe unbewaffaet unter neutraler Flagge fahren.

Im Unterhause ersuchte der Abgeordnete Bryce in der Sißung am 14. Mai die Regierung um die Erklärung, daß sie nicht beabsichtige, mit ODesterreih-Ungarn, Bul- garien und der Türkei einen Sonderfrieden zu ließen, und betonte dabei, daß Oesterreih in erster Linie für den Krieg verantwo1tlih sei. Bonar Law lehnte, wie „W. T. B.“ meldet, mit der Begründung ab, daß kein Schlag die Feinde Englands, die sich vergeblich bemühten, die Verbündeten zu entzweien, {werer treffen würde, als wenn einer ihrer Bundes- genossen abtrünnig gemacht würde.

Jn der vorgestrigen Sipung erörterte der Arbeiterparteiler Ee Cen Me e t A en.

nder]on tadelte die N-gierung, daß die allzu strenge 2-nsu die Arbeiter niht zu Worte kor men E Aae daß S beispielsweise unter den Ma\chinisten in Woolnich die Laçe be- deutend verschäft worten eti. Anscheinend glaube die Ne- gierung, die beslebenden - Schwie1igkciten tadurch beheben zu Innen, daß fie deren Vorhandensein nicht zugebe. Der Redner bezichligte tie Regierung ferner des Worl1hruchs hinsihtlih endgültiger, gewissen Ärbeitervertänten gemackten Zu- fagen und wies warnend darauf hin, daß die Entrüstung unter den Arbeitern nicht durch Maueranshläge mit Strafand1obung beseitigt werden könne. Er stellte fest, daß zwischen den Arbeitern und deren Führern etne stetig wachsende Kluft bestehe. Er set bet seinen unlän.„}t unternommenen Reisen betroffen gewesen, an verschiedenen Pläyen unter vielen Arbeitern eine ausgesprohen revolutio äre Stimmun vorzufi ‘den, Die Regterung vermöge nicht, diese Stimmung dur Nepresfivgeseße und Strafverfolgung einzudämmen. Falls fie nicht äuf. erst umsichtig handle, werte sie das Land an den Abgrund der Revolutton bringen.

__— Die „Times“ vom 10. Mai enthält Verlusilisten mit den Namen von 112 Offizieren (35 gefallen). Außerdem meldet das Blott, daß das Kriegsamt eine Verlustliste mit den Namen von 2200 Mannschaften ausaegeben hat und die Admiralität eine Verlustliste mit den Namen von 414 Mann-

schaften. Frankreich.

Im Senat interpellierte vorgestern der Senator Ques- nel über die Gleichstellung der verschiedenen Mini- sterien zur Sicherstellung der für die Erntearbeiten not- wendigen landwirtshaftlihen Arbeitskräfte und forderte, daß alle zurzeit verfügbaren Arbeitekräfte für den Ackerbau frei- gelassen werden müßten. Der Ackerbauminister David er- widerte, Lyoner Blättern zufolge :

Durch Freilafsung der Klassen 1888/89 feln 75000 Ack&-rbauer frei g worden, zu denen demnädst noch 50 000 treigelafsene Mann- schaften des Reserve- und dcs Terrktorialheeres kämen, Außerdem seten 35 000 deutihe Krieg8gesangene sowte 17 000 Tunesier, Indo- chinesen und andere Ausländer iu landwir!\{a!tlichen Arbeiten be: an- gezogen worden. Für die ausländischen Arb. itektäfte ct ein Lohn- zushlag von 3009/6 festgeseßt worden, um einen größeren Zuzug zu erreihen.

Es wurde eine Tagesordnung angenommen, in der der Senat die Regierung auf die ernsten Schwierigkeiten der land- wirtschaftlihen Lage aufmerksam macht, die den Hauptgrund für die Naurunasmittelfrise bildeten, und in der die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Regierung durch Heranziehung A verfügbaren Arbeitskräfte die Lage zu bessern trachten werde,

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Der Ministerpräsident Ribot erklärte, die Regierung nehme die Tagesordnung an, die die Schwierigkeiten, denen die Regie.ung begegne, anerkenne. Es sei notwendig, in den vershiedenea Ministerien Uebereinstimmung zu erzielen. Er gebe gern zu, daß nicht überall wünschenswerte Zustände h-rrshten. Die Offiziere sähen aus\hließlich ih:e militärischen Interessen. Es sei Pflicht des Kriegsministers, seine Unter- gebenen auf die Erfordernisse des Wirtschaftslebens aufmerksam zu machen. Der Kriegsminister werde sicher mit aller Krast die Wünsche des Senats berücksihtigen, die derjenigen der Regierung entsprächhen. Die Tagesordnung- wurde L mit großer Mehrheit angenommen und die Sizung au Dienstag vertagt.

Die Kammer wird am 22. Mai die Sizungen mit der Erörterung der infolge der Ferien in der Schwebe ge- bliebenen Angelegenheiten wieder aufnehmen. Die Zahl der Jnterpellationen über die lezten militärishen Ereignisse beträgt elf. Die Zunahme der Versenkungen bildet den Gegenstand von sechs Jnterpellationen. Siebzehn YJnter- pellanten werden zu den Verpflegungs\chwierigkeiten das Wort

ergreifen. Rußland.

Laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- Agentur“ ist der Fürst Schahoiw sky zum Minister für öffentlihe Hilfeleistung ernannt worden. Mit der Führung der Angelegenheiten der Verpflegung wurde bis zum 14. Juni der Finanzminister Schingar ew betraut.

__— Die neue zusammengesezte provisorische Re- gierung hat obiger Quelle zufolge nachstehende Erklärung veröffentlicht :

Die nea zusammengeseßzte und durch die Vertreter der revolu- tionären Demokratie verstärkte provisoris&e Rezierurg erkiäit, daß sie tatkcäftig die Gedankcn der Freiheit, Éleichbeit und Brüderligzfeit verwiiflihen wird, unter deren Fahne die große ru'\sishe Revolution g-boren wurde, Die Einheit der provisorish-n Negterung beruht auf den folgenden Grundlagen ihrer künftigen Täti„keit :

In der auswärtigen Politik lehnt die provisorishe Re- gierung in Uebereinstimmung mit tem gesamte Volke jeden Gedanken an einen Sonderfrteden ab und stedt sih offen als Ziel die Wieder- herstellurg etnes allgemeinen Friedens, der weder eine Beher: hung aodeier Völker noch eine Beschlagnahme threr nationalen Güter, n-ch elne gewaltsame Enteiznung yon Gebieien Anderer ersir-bt, alfo tinea Frieden ohne Annexionen und ohne Entschädi- gungen auf der Grundlage des Selbstbestimmungs- rechts der Völker. In der festea Ueberzeugung, daß dir Fall der mischen Regierung in Rußland und die Befestigung der demo- kratishen Grund)äge in der inneren uxd äußeren Politik für bie ver- bündeten Demokriten neue Bemöhungen für einen tauer- haften Frieden und die Brürerliclhkeit der Völker geschaffcn haben, wird die provisorische Regierung Scritte unternehmen, um ein Abkommen mit den Verdündeten auf der Grundlage der Erk ärung vom 9. April vorzubereiten. Ueberz-ugt davon, daß eine Niederlage RNußlants und seiner Verbündeten nid;t nur eine Quelle des p ößten Unglüds für das Volk wäre, sontern auch den Abschluß eines Welt- ciedens auf den oben erwähntea Grundlagen h.naus|shteten oder un- mögli machen würde, gloubt die provisorishe Regierung fest, daß das revolu'ionâre Heer Nußlauds nicht gejtatten wird, daß die deut- hen Truppen un!ere wesilihen Verbündeten ve:nihten, um sich dann mit der ganzen Macht ihrer Waffen ‘auf uns zu werf-n.

Die Stärkuyg der Grundlagen der Demokratisierung des Heeres und die Stärkung setner milttärishen Macht, sowobl im Angriff wie in der Verteidigung, werden die wichtigste Aufgabe der provisorishen NMegierung bilden. Die provisori\ch2 Negierung rotrd entshlossen und unbeugjam gegen die wirtschaftliche Geseylosigkeit des Landes ankämpfen. Sie tvird eine planmäßige Aufsiht der Regierung und der sozialen Kreise über Erzeugung, Beförderung, Auttausch und Verteilung der Grzeugnifse einrihten, und wird nöligenfals auch zu einer Organt- sation der Erzeugung reiten. Maßnahmen zum völligen Schutze der Arbeit werden welter kraftvoll entwidelt werden. Die Frage der Verteilung des Landes an die Arbeiter wiro- der konstt- tuierenden Versammlung zur Lösung überlassen bleiben. Die provi- forishe Reglerung wird die vorbereitenden Arbeiten hierzu in Angriff nebmen und alle nötigen PVéaßnahmen ergreifen, um eine mbalichst große Ereugung der für das Land nôtlgen Körnerfrüchte zu sichern und die Bestellung des Landes im Interesse der Volkswirtschait und der arbeitenden Klasse zu regeln. Mit der Absicht, das Finanz- wesen auf demcfralischer Grundlage largiam umjugestaltev, wicd die provisorische Negierurg der Stäikung der direkten Besteuerung der besigenden Klassen (Erbschaf1s"euer, Besteuerung der außero’dentlihen Kriegsgewinne, des Besitzes usw.) ihre besondere Au'merksamkeit zuwenden. Die Arbeitea zur Einführung und Stärkung der demokrati chen Organe der Selbstverwaltung werden mit aller Ausdauer und Schnelligkeit fortgeseßt werten. Dte provisorische Regierung wird außerdem alle Anstrengungen darauf rihten, die verfassungsgebende Versammiung so shnell wie möglich nach St. Petersburg einzuberufen.

Indem sich die provisorishe Regierung die Verwirklihung des obenerwähnten ‘Arbeitsplans eatschloss-n zum Ziel fey!, erklärt fie entsbieden, daß eine fruchtbare Aibeit nur möglich ist unter der Bedingung vollen uxrd vunumschzränkten Vertrauens des gesamten revoluttonären Volkes und der Vöglich- keit, wirkli die volle Fülle der Gewalt auszuüben, die zur Befesti, uag der Eroberungen der Revolution und ihrec späteren Gniroidlung fo notwendig ift. Indem sie an alle Bürger einen entiíchlossenen und dringenden Aufruf zur Aufrechterbal- tuvg der Et: heit der Gewalt richtet, die von der provtsorischen Neg'erung verwirkiiht worden ist, erklärt sie, daß sie zum Wohle des Vaiet! landes die tatk äftigsten Maßnahmen gegen alle Versuche einer G-genre ‘oluiton sowie gegen ungeseylihe, gewaltsame und arnarchische Handlungen ergreifen wird, die das Land zerfeygen und d-n Boden für eine Gegenrevolution vorbereiten. Die provisorisde Regterung glaubt, daß sie auf diesem Wege die entshlofsene Unterstützung aller haben wird, denen die Freiheit Rußlants t-uer ist.

_ Es folgen die Unterschriften des Ministerpräsidenten Fürsten Lwow und aller anderen Minister.

Der Kriegêeminister Kerenski hat auf dem Kongreß der Bauernvertreter in St. Petersburg laut Bericht der Pes genannten Telegraphenagentur folgende Ansprache gehalten:

„Wir müfsen vor allem dke bürgerliche Freibeit, die uns die Revolution aeaeten hat, befestigen. Das wird uns nur gelingen, wenn jeder von uns mit völltaer Selbstverleugnunrg seine Pfl cht gegen das Vaterland tut. Wir müssen der Welt zeigen, daß wir nicht nur zu zerstören, sondern auch zu schaffen veistehen.“ Keren-ki wandte sich dann an dte zahblreiden, dem Heer a"gehörenden Bauernvertreter und sagte: eSoldaten, Matrcsen, Offiz'ere! Ih fordere Euch auf, eine leyte, heldenmüttce Ansirengung zu wachen. Ich bin- Euer Dtener. Helft mir, zeigt der Welt, daß das russishe Heer uickt ein ze1störtes Gebäude i, sondern elne furdtbare, mädilige Fistung, die ch Achtung zu ve1shasffen weiß und die freie demokratische russi Nepudhlik vertetdigen kann. Es mag sonderbar e \{chetnen, raß ih, ein Zivilist, ter niemals S-ldar gewesen 1, mi der {weren Ausgabe unterzogen habe, die Manntzucht im Heere wieder berzustellen, ab»r ih habe die Aufgabe angenomwen, weil ih der Meinung bin, ‘daß die Manyszuht auf Ehre, Pfliht und g'gen- seitige Achtung gegründet ist, Wenn ich die Manntzucht

Î au níemals

kennen gelernt Habe, will {h trogdem im

Heere eine eiserre Mann8zucht cirführen. Ih bin sicher, daß es mir gelirgen wind. Wir brauchen diese Mannezucht nicht rur an der F:ont, fordern auch im Innern des Landes, um die eroberis Freideiut bis zur verfafsungegekenden Versammlung zu erhalten. Dieser große Vationalrat, mit so: verânec Macht bekleidet, wird zeigen, daß cr die traurigen Ereignifss der Reooluticn von 1905 nicht wiederholen wil, in Her die Bauen das Land eroberten, es acec riht haiten konnten. Ich werde nächstens an die Froni geben. Gestattet mir also dort in den. Grâten zu sagen, daß die russischen Bauern das Land haben woll-p, tas ihnen gehört, vnd daß keine Macht es ibnen wteder wi1d nehmen könuen. Aber gcstattet mir auh zu sagen, daß die Bauern, um dies zu erreichen, verlangen, daß jeder gewissenhajt setne Pflicht tut.“

Der Rat der Arbeiter- und Soldatenvertreter hat in seiner Vollsizung fast einstimmig eine Entschließung an- genommen, die der neuen Regierung das Vertrauen des Nates ausspriht. Die zu dieser Sizung erschienenen Minister waren Gegenstand lebhafter Kundgebungen.

Der Hauptausshuß der Kadettenpartei hat einen Aufruf erlassen, der dahin lautet, daß troß des Rücks tritts Miljukows und seines endgültigen Scheidens aus dem Kabinett und troß der shwierigen Lage, die sih für seine im Kabinett verbleibenden politishen Freunde daraus ergi»t, der Ausschuß der Meinung sei, daß die große dem Vaterlande drohende Gefahr von diesen Parteimitgliedern vollklommeneSelbsto verleuanung und bedingungslose Hingabe verlange. „Jndem die Kadettenpartei“, heißt es, „die tatkräftige Verteidigung dec internationalen Jnteresjsen Rußlands durch Miljukow billigte, erklärt sie jeßt wie früher nur einer Politik zustimmen zu

| können, die sich gründet auf der engen und unlöslichen Ver-

bindung mit den Verbündeten und die die Wahrung der Rechte, der Würde und Leben sinteressen Rußlands erstrebt.“ Deshalb beauftragt die Partei ihre Vertreter im neuen Kabinett, genau die vollständige Aufrechterhaltung dieser grundsäßlichen Forde» rungen zu überwachen. j

Ftalien.

Die interparlamentarischeHandelskonferenzinNom behandelte am Donnerstag, wie die „Agenzia Stefani“ berichtet, die Frage der Fälschung von Waren und der falschen Er klärung über deren He1kunft. Die Konferenz nahm einstimmig Schlußanträge an, die internationale Uebereinkommen vorsehen, um Fälschungen zu verhindern. Die Vertreter berieten hierauf über die Frage eines Schiedsgerichts in Handelsangelegenheiten und nahmen mit großer Mehrheit eine Tagesordnung des Be- rihterstatters Theodore an, die das Schiedsgerichtsverfahren auf dem Gebiete des Handels auf nationalem und inter- nationalem Boden erleichtern will. Die Konferenz prüfte hierauf die internationale Regelung der Seetransporte. An der Er- örterung der Schlußanträge des Berichterstatters Sybille nahmen mehrere Vertreter teil. Schließlich wurden die Anträge Sybilles einstimmig angenommen.

Jn der Freitagssißung wurde eine Entschließung ange- nommen, daß bei allen Regierungen der Verbündeten und be- freundeten Staaten eine Werbetätigkeit für die Einführung des metrischen Systems der Maße und Gewichte zu entwickeln sei. Hierauf rourde der Vorschlag des Ausschusses für eine Ver- einfahung der Klasseneinteilungen und der Zollbenennungen angenommen und gleichfalls eine Vereinheitlihung der Handels- verträge gefordert, um ihre zweideutige Auslegung zu vermeiden. Schließlih wurde eine Entschließung, die Entschädigungen für Kriegsschäden fordert, angenommen. -

__Am Sonnabend prüfte die Konferenz die Frage eines Wirtschaftsbundes, der ein zwischenstaatlihes Abkommen über die Seetransporte im allgemeinen und ein Ueberein- kommen über eine zwishenstaatlihe Ordnung der See- transporte zur Grundlage hat. U. a. wurde eine Ent- [Genug Landry, welche die verbündeten Regierungen auf- ordert, sih vor Kriegsende zu verständigen, da die Feinde sich bereits verständigten, einstimmig angenommen, ebenso eine Entschließung Pantanos und mehrerer anderer italienischer Abgeordneter, welche die Regierungen ersucht, rechtzeitig Vor- schläge zu machen zur Ausführung des Beschlusses der Pariser Konferenz über die Ersayabsaßgebiete, die für diejenigen Nationen erforderlih sind, die vor dem Kriege ihre Haupt- absaßgebiete, _ besonders für landwirtschaftlihe Erzeugnisse und Frühgemüse, in den Mittelmächten hatten. Damit waren die Arbeiten beendet.

Portugal.

Der Korrespondent der „Epoca“ meldet aus Lissabon, die Frage der Lebensmittelversorgung habe eine weitere Ver- \härfung erfahren. Trotz aller Regierungsmaßnahmen her {ch? Brotmangel. Jn Lissabon stürmten die hungrigen Volte- massen die Väkerläden und nur durch das energisd- Ein greifen von Polizisten und Truppen, die von den Waffen Gebrauch machen mußten, habe die Ordnung wieder hergestellt werden können. Aehnlihe Vorkommnisse wieder- holten sih in der Provinz. Aber niht nur Lebensmittel, sondern auch viele andere Artikel fehlen. Viele Fabriken und Werkstätten dürften bald feiern müssen. Die Seetrar spork- mittelfrise scheine unlösbor. Die durch den verschärsten U-Boolkrieg in Portugal çeshaffene Lage sei höchst beun- ruhigend und biete einen düjterea Ausolick für die Zukunft.

Niederlande.

Das Ministerium des Aeußern teilt nach einer Meldung des Korrespondenzbureaus mit, daß auf Ersuchen der britischen Regierung dem Kapitänleutnant zur See Craig gestattet worden ist, die Reste der Bomben zu untersuchen, die in der Nacht vom 29. auf den 830. April auf Zierikzee ab- geworfen wurden. Craig ist im Haag angetommen.

__ Die Versicherungsfirma Blom und van ter Aa ver- öffentlicht eine Liste von feindlihen und pveutralen Schiffen, die in der Zeit vom 16. April bis 15. Mai A Kuiegshandlungen verloren gegangen sind. Danach sin in diesem Zeitabschnitt 195 Dampfer, 84 Segler, 47 ischer- fahrzeuge und ein Schlepper, zusammen 327 Schiffe ge-

sunken. Belgien.

__ Eine Abordnung des Rats von Flandern hat vor einigen Tagen dem Generalgouverneur, Freiherrn von Falken- an Wünsche und Ziele der aktivistischen flämischen ewegung vorgetragen. Der Generalgouverneur erwiderte, wie „W T. B.“ meldet, _daß er entschlossen sei, in den bewährten Bahnen seines Amtsvorgängers weiter- shreitend, den Rechten des flämischen Volkes auf seine eigene Muttersprache, auf selbständige: Verwaltung

Flanderns und guf freie eigene Entwicklung zur Geltung zu verhelfen. Der Generalgouvernieur gab der festen Zu-

Kanada auf derselben Grundlage zu regeln, wie die Be-

- Mtinung drivglichst die Forderung nah Vornahme einer allgemeinen

versiht Ausdruck, daß dieses Ziel erreiht werde, und das der Ausgang des Kampfes der Waffen das Errungene fichérstellen | werde. Die Flamen wie die Deutschen hätten das geschichtliche | und fittlihe Hecht auf ihrer Seite, wenn sie dem niederges | drückten germanishen Wesen Belaiens wieder aufhelfen und daher eine bessere nationale und wirtschaftlihe Zukunft Flanderns

vorbereiten. 7 Schweden,

Der Auss\chuß der Sozialisten Hollands und Sfkändinaviens hat eine Kundgebung erlassen, in der laut Meldung des „Svenska Telearambyran“ nah einem Rückblick auf die Entstehung der Stockholmer Konferenz dargelegt wird, daß der Zweck der Vorbesprehungen sei, die gegenwärtige Stellung der verschiedenen Parteien im Hinblick auf die Weltkrijis und die Möglichkeiten der Lösung der Friedens- frage fesizustellen, ferner, wenn möglih, ein gemeinsames Programm aufzustellen und die Möglichkeit der Ein- berufung einer allgemeinen Versammlung zu prüfen. Die vom | russishen Arbeiter- und Soldatenrat ausgehende Einladung zu einer allgemeinen Zusammenkunft werde mit Freuden begrüßt. Der Ausschuß weise von vornherein jede etwa be- absichtigte Einflußnahme einer Regierung auf die gep!an- ten Zusammenkünfte zurück. Die FJnternationale ver- trete die Joteressen keines der Kriegführenden. Gerade ein Meinungsaustaush könne die Mißverständnisse und Meinungs- verschiedenheiten am besten zerstreuen, und dechalb müsse sich die Jnternationale wieder zusammenfinden. Um dieses Ziel zu erreichen, werde dieser dringende Aufruf an die sozialistischen Arbeiter aller Länder gerichtet.

Amerika.

Der Präsident Wilson hat einen Aufruf erlassen, der die allgemeine Eintragung zum Heeres dienst füc den O, e daa und dem „Reuterschen Bureau“ zufolge u. a. sagt: i

Die Völker stehen ganz in Woffen. Die Zurükbleibenten, Landmann urd Arbeiter, sind n‘cht weriger ein Teil des Heeres in Frankrelch als die Leute unter den Kriegefahnen. So muß es auch bet uns ein. Wir müssen das Volk für den Krieg vo-: bereiten und fornen. Das Vo!k m. ß eine zusammenhängende Front gegen den aeme'nsamen Feind darsttller. Alle müfsen ein Ziel verfolgen. Die Nation braucht alle Männer, aber fie braucht jeden Mann an etnem Ploye, wo er am besten dem Allgemetnwohl dient. Die ganze Nation muß etne Truppe sein, in der j-der Mann die Rolle spielen muß, die Hm am besten liegt. Der Konareß hat Vorsorgc getroffen, daß die Nation für den Dienst in Klassen eingeteilt wird, um jeden Menn auf dev Play zu stellen, auf dem er am besten dem Allgemeinwchl dienen kann.

Nah einer Sondermeldung des „Petit Parisien“ hat das amerikanische Kriegsamt die Einberufung der Nationalgarde angeordnet. Diese soll am 15. und 20, Juli und am 5. August einrücken. Ferner hat das Kiiegs- amt den Ankauf von 25 000 Pferden und Mauleseln im Werte von 100 Millionen Dollar angeordnet.

Hervorragende Persönlichkeiten der englisch - fran-s zösischen Mission und mehrere Vertreter des Staatss departements haben, wie das „Journal“ aus Washington meldet, beschlossen, daß die europäischen Neutralen in be- shränktem Maße Lebensmittel erhalten sollen, daß sie jedoch eigenen Schiffsraum zur Beförderung stellen müssen.

Der amerikanische Senat hat einen Zusaßzantrag zum Kriegshaushalt genehmigt, der 400 000 Millionen Dollar zur sofortigen Erwerbung einer Handelsflotte vorsieht.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der fanadische Pemierminister Borden die sofortige Einführung des auf Auswahl beruhenden M CHAD Biene angekündigt.

Im Unterhause gab Sir Robert Borden eine Erklärung über das Reichskabinett und die Reihskonferenz agb und lud den Führer der Opposition Laurier ein, ihn als zweiter Vertreter Kanadas zu der Reichskonferenz, die nah dem Krieg in London stattfinden werde, zu begleiten. Borden teilte sodann mit, daß die Regierung angesihts der ehrlichen und gemäßigtn Haltung der Vertreter Jndiens beschlossen habe, die Bes- stimmungen für die Einwanderung von JIndiern nach

stimmungen sür die Einwanderung von Kanadiern nach Judien.

Die Republik Nicaragua hat einer Meldung des (O Bureaus“ zufolge die Beziehungen zu Deutsch- land abgebrochen,

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein Jahr Kriegs8ernährungsamt. Schluß. *) 2) Aufgaben und Arbeiten.

Dos Kriegsernährungsamt tiat ani 29. Mai 1916 in Wirksams- Feit. Das neue Amt fand auf dem Gebtete der Ernäbrungswtrt- chaft eine ävßerst schwtertge Lage vor. Die im Anfang des Krieges reihlih vorhandenen Vcr1äte waren fast gänzlih aufgebraucht, und die Einfuhr aus neutralen Ländern war mehr vnd mehr zurück- gegangen. Auch die Fett- und Zuckerversorgung der Bevölkerung er- forderte sckchuelle und vmfafsente Gingriffe, wie auch der uvlautere Handel mit Lebenémitteln und der Kriegswuh/-r \s{chärfîfte Ein- \{ränkungsmaßnahmen verlangten. Ferner erhob die öffentli he

Leben!mittelbestandsaufnahme.

Die Ein'etzung des Kiieg2ernährungsamtes wurde von der ge: fomten Bevölkerung mit Genugtuung, leider aber auch mit maßlos üb -rtriebenen Hoffnuyg-n b'arüßt. Man erwartete allgemein, daß nuvrmehr eine bedeutende Besse‘ung der allgemeinen Leberémittel- ver'‘ocgung eintreten würde. Man verkannte, daß diese Besserung nah der ganzen Lage gar nicht eintret-n konnt-, daß eine Vermehrung der vorhandenen Lebenämittel unter den obwaltenden Umständen einfach uvmögl‘ch war, da einer i!'s die Einfuhr dauernd zurüdckgirg und eine Steigerung der Inla*dserzeugung an Lebensmitteln wegrn des Mangels an Art eits. und Gespanukrästen, an Krastfutter und Kunsldünger, an Maschinen und Geräten aue gesck,1ofsen war. Für das Kcieasernäh:ung0s- amt galt es nur, die Versorgung voa 70 Millionen Menschen aus der eigenen Kraft eines dihtbevölkerten Landes und durch zwéeck- mäßige Verteilungsmaßnahwen sicherzustellen. Die Maga en des Kriegsernährungsamtes umfassen dem,„emäß im wesentlichen: die Grzeugung8höhe ron Nahrungsmitteln, soweit es die Knapphett an Arbeitökräflen und Betriebemitteln zuläßt, möglichst zu er- halten; die im Inland erze (gten und die wenigen noch vom Auslande hereink-mmenden Lebensmtitelmengen \o einzuteilen, daß sie bis zur neuen Ernte riichen; die Preise so zu astalten, daß Erzeuger und Verbraucher bestehen können ; avs den Wir!schajten der Erzeuger alles, was'tiele nicht unbedingt für sih und thren Betrieb gebrauchen, tür die nicht landwirtschaftlihe Bevölkerung herauszuholen, und endlich dfe erfáßbaren Lebensmittel aerecht' zu verteilen.

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| hervorragend eingerihieten Bewirtschajtung des Brotgetreides nur | eine auf Grund des Glavbens an etne furze Kilegèdauer aufgebaute

Naturgewäß ?kornte bet der Vers&ledenheit der örtliden Ver- | hâitnifjse das K.te;seinährvngsamt zur Ertrcihung setrer Zieie nit für das ganze Reich aaf allen Gebieten des Ernähruncswe}ens gle ich- | lautende und ellagemein gült ge Verordnungen erlassen, 66s forpte | nur einen allgemeinen Ernährungsplan gustulleo, dessen Durh/ührung Sache der Landeszentralbet, örden, d. -h, der Ministerien in den einzelnen Bundesftaaten ist, Aber au die Ausstellung eines s\olchen Ernährungtplanes begegnet oußerordentitden Schwierigkeiten, da man wotl Pläne zur Bewirtschastung der Koh.e, des Eisens, der Textilwaren usw. an- gesih1s der genauen Kenntnisse über ten Umfarg ihrer Erz?ugvng aufstellen kann, aber auch ein mit aller Sorgfalt ausgearbeiteter Er- räbrungsplan durh den im vecraus nicht zu \{ägenden Einteertrog vcllständig üb-r den Haufen geworfen werden kann. Zu unserem |! Leidwesen haben wir das in diejem Jahr besonders bei den Kart feln erlcbt. Da gilt és dann, schnelle und durchgreifende Gntslüss? zu fafser, die allerdings meist hat in die Lebenegewohvheiten des Gin- | zelnen eingreifen und dadurch nur zu leiht Mißiimmung und Un- zufriedenheit hervorrufen. |

Vet seir er Einsttung fand das K tegternährung8amt avrßir der |

Höchstpreispolitik vor. Während die Mehl- bezw. Brotauëgabe bereits einheitlih für das garze Reich du1ch die Einführung der Brot- karte geregelt war, waren all: anderen Lebenemiltel, abgejehen von einigen rein örtliten Au:nabmen, noch durchweg im freien Verkehr uvd, nur dur Höchstyi eise gebunden, zu haben. Auf allen Gebieten des Nahrunge- wittelbandels machte sich außerdem ein vnvershämter Wucher- und Kel1tenbhandel bemerkbar, Diesem Uebelstand durch ES'nführung des Gilaubniszwanges zum Handel mit Lebens- und Futtermitteln abzubelfen, war eine der ersten Maßnakmen des neuen Amte. Am dringlihsten jedcch war die Prade der Kartoffelversorgung, da das dur kein Verbot besh1änkte Verjüttern und Verbrennen die Bestände derart veiringert hatte, daß die ganze Versorgung in Frage gestellt wurde. Schnelle und umfassende Maßnahmen (e- stalteten die Lage weniastens erträgllch. Bei der Aufstellung des Wirtschasttplans für die Ernie 1916/17 mußte ch das Amt auch mit den Bundesstaaten uud ten öitlichen Ausfuhrveiboten befassen, deren allgemeine Aufhebung von alen Seiten gefordert und deren tunlihste Beschränkung in die Wege geleitet wurde. Zur Sicherung der Fettversoragaung und zur gleihmäßigeren Verteilung der Butter an die Bevölkecung wurde in der Mitte des Jahres 1916 die Fettkarte für das ganze Neich einge)ührnt. Brei der Bewir1shaftung des Zuckters as der Ernte des Jahres 1916/17 mußte ebenfalls durchareifend vorgegangen werder, da übermäßiger Zukerverbrauh für Mens und Lier im Winterhalbjahr 1915/16 elne empfind!'ihe Zuckerknappheit htryor- gerufen hatte. Die am 2. Oktober 1916 eingeführte Reth sflet s ch- karte sezie die W-chhentöchstmenge für Fleisch etnhetitlich auf 250 Grawm für da3 ganze Reich fest. :

Da die Haupibcdingung für die Aufstellung der Wirtschafts pläne eine mözglihst genaue Ernte]häßung is, wurden die Ernte- \schätzungen mit ganz bejonderer Sorgfalt vorbereitet und durhgeführt. Wenn ihre E1gebnifs? dennoch zum Teil irreführend waren, so zetgt tas, mir welchen fast unüberwindlichen Schwiezrigk iten derartige Schößungen verbunden sind. Große Sorgfalt wurde ouch ter Nahrung9mittelversorgung der Rüstungsarbeiter dur besondere Zuwei}ungen von Brot, Kartoffeln, Nähcmtiitely, Hülsen- früchten usro. gewidmet. Um der minderbemittelten städ1uishen Be- völkerung auch in der Zeit der größten Schwierigkeiten elne aut- fômmlihe Grnährung zu gewähren, wurde die ECiarihtung von Massenspeisungen, Volks- und Mittelstandsküchen sowte Kriegs- spettehäusern kräftig: unterstützt. :

Natungewäß wandte das Kriegernährungtamt der Förderung der landwirtshaftlihen Erzeugung ganz besondere Aufmerk- jomkeit zu. Zu diesem Zweck wurde ein aus neun Mitzliédern be- stehender Ausschuß zu gemeinsamer Mitarbeit beim Kriegbamt und Kricggernöhrungsamt gebildet. Soweit es nur mögli war, sind der Landwirtichaft alle zur Aufrechterbha!turg des Betrietes nötigen Arbeitökräfte und Betriebsmittel zur Verfügung gestellt. Eine grur.d- legende Aenderung unserer Ernährungswhticha|t beveuiet die Berord- nung über die Preise für londwiitschaftlihe Erzeugrisse aus der Ernte 1917 und für Schlachtvieh. Duich diese Verordnvnzg wird bzab- sichtigt, auf Umfang und Art der Erzeugung dur die Preisgestal- tung einen Einfluß zu erlangen, alle zur menshlichea Grnährung geetgreten Nahrung®mittel voc tem Verfliitern zu bhewakbren und tadurch mehr zur men|chlichen Nahrung çeeignete pflanilihe Nöhr- stoffe in die Hand zu bekommen. Die leider notwendig gewordene Verkürzung der Brotration hat das Kriegdernährungsamt auszugleichen versuht durch die Ausgabe einer aus Neih3mitteln verbilligten e ish- zulage, teien Aufbringung allerdings einen harten Eingriff in uasern Viehbestaad bedeutet. /

Es fonnte hier natürlih nur auzug8weise ein Bild- der Tätktg- keit und der Leistungen des Krtegernährungtamts gegeben werten. És darf au ruhig eingestanden werden, daß ib bei den Maßnahmen des Kriezsernährung8amts, wt?- Präsident von Batccki Hon in seiner Reichôtagörede dom 7. Junt 1916 voraus'’agte, Febler nicht immer vernieiden l'eßckn. Etae nabtcäzliche Kritik ijt aver immer l-ichter, «ls im ents: idenden AHugenblick und unter dem Druck ter Umstände die rihtige ‘Maßnahme zu treffen. Mag das Kriecsernährungeamt im Urteil der Gegenwart auch nofß so verschtedenartig gewertet werden, etr s steht doh schon h-ute fest, daß es die S:cherung unserer Gr- nährung und die gerechte Verteilung der Nahrungsmittel als einen allerdings in Einzelheiten vielfoGß umstrittenen Erfolg für sch buchen kann. Ein abschlteßendes Urteil über felne Tätigkeit wird erst eine spätere Zeit fällen können.

Zur Arbeiterbewegung,

Nach einer ron „W. T. B.* wiedergegebenen Reutermeldung aus London wurde der Ausstand der engliswen Maschinisten am 19. d. M. im Laufe einer Besprechung beim P:emierminister bet-

eleat. (Vgl. Nr. 116 d. Bl.) Ein abschließerder Berit ist ia Porbereituri, Nach .Nieuwe Rotterdam se Courant* drohen die Textilarbeiter in Lancashire, Yorkshire, Cheshire und Derbysbire, in8zesamt etwa 200 000 Mann, am 26 Mai in den Nus stand zu treten, wean ihre Forderung, 2009/6 Lohnerhöhung, nicht erfüllt wird.

Einer vom „W. T. B.“ übermittelten Meldung des „Avanti® aus Savona zufolge haben die dortigen Hafenarbeiter eine Lohn- erböhuvg von 259% sowie Teuerungs3zulagen gefordert, da die Preise für Lebensmittel si vielfach verdreifacht hätten.

Aus Stockholm wird dem ,W. T. B.“ telegraphfe1t: Wie „Svensfa Dagbladet* aus Haparanda ersäh1t, dauert der große Aus\tand in Naumo fort. Es find Un ruhen vorgekommen, und die Miliz weigert sich, gegen die Unruhestifter einzuschreiten.

Verkehrswesen.

Heft 5 vom Jahrgang 1917 der „Zeitschrift für Klein- bahnen“, herausgegeben im preußts{en Ministerium der öffent- lien Arbeiten, zugleich Organ des Vereins deutscher Straßenbahn- und Kleinbahnverwaltungen (Verlag von Julius Springer, Berin), erschien mit folgendem Inhalt: Beiträge zu Vorarbeiten für nebenbahn« äbnliche Kleinbabnen (vcn Regterungs- urid Baurat (&zygan, mit mebreren Abbildungen); Die Kleinbahnen von &roß Berlir. Geseygehunag: Preußen: Erlaß ves Königl. Staatsministeriums vom s. pril 1917, betr. Anwendung des vereinfahten EntetgnungEverfahrens bet der Erwetiefuog und Aenderung der Privat»nschlafbxhn der Deutsch- Aux: mburgis@in Bergwerks, und Hütteo-Altienge]elliaft, Abtetlung

Rechtsprechung: Urteil des Königl. preußtshen Öberverwaltungs- E L “v 4 vom 21. Dezember 1916, betr. Rectsmittel aegea die Enteignungserkiärur g. Kleine Mitteilur gen : Neuere Pläne, Norarbeiten, Genehmtaungen, Betriebseröffnungen und Be» trievbänderungen von Kleinbabnen; Bun desgefeßlihe Wermiti- lung bei Arbeitsjireiligkeiten iu den Ve1eliaigien Staaten von Amerika; Beseitigung von Personal'chwiertgkeiten tei Glekftrizitätswerfen. —— Wücherschau ; Zet! \chriftenschau. Mittetlungen des Vereins deut)cher Straßenbahn- und Kleinbahn- verwaltungen: Straßen- und Kietr bahi.-Berufsgenc senschaft : Ver- mbtlungsftelle für technisch-wisenaschaftl1he Yateriuhung?n; Leipz ger GlektrisWe Straßenbahn ; Patentberiht (mit 5 Abbildungen); *fut- züge avs Geshäftsberit-n. Statist.k der deutschen Kieintahnen

für den Monat März 1917.

Handel nund Gewerbe.

Die von der Reederei Emil R. Replaff, Stettin, ins Leben gerufere Schiffswerft ist 1aut Veeldung tes „W. T. B. vorgesiern gegründet worden, und nar unter der Firma Ostsee-Werft, Schiffbau- und Maschinenfabrik, Aktiengesellschaft, in Frauendorf bei Stettin. Das Aktienkapital bewräat 6 Millionen Mark. Hierauf sind vorläufig 25 9% mit 14 Miliionen bac eingezahl! ; der rest wird nah WBedarf von den “Aktionären, die die Zktten üb-rnommen baben, eivgefcrde1t werden. Zu Diuikiozen wurden der Kaufmann Æai:l Maap, Schiffkautngenteur Bockelmann und Mashineningenieur Drews bestellt. Die Werjit besfigt reichlih große Gelände in Frauen- dorf am linken und rechten Ote: ufer; Kontorräume und Beamiten- wohnungen sind vorhanden. Ein grßes Schwimmdcck, das Gnde d. I. geliefert werden sell, ift bereits tn Auftrag gegeben worden; es fann Schiffe, die bis 16000 Tonn n Schwergut laden, aufne{men. Alle nöôtigen Borbereitongen find getroffen, sodaß der Betrteb, joweit die jeßigen Verhältnisse es gestatten, bereits Ende d. F. aufgenommen werden kann. Fn Anbetracht der Kriegszeiten dürfte indes die voll- lar pas Fertigsiellung der Werit noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

In ter vorgestrigen Aufsichtsrattsißung der Felten u. Guilleaume Carlswerk A.-H., Cöôlu-Mühlheim, wurde laut Meldung des „W. T. B.“ der Abshluß für das abgelaufene Geschäitsjahr vorgelegt. Gr eratbt nach Abschreiburg von 3 120804 4 (im Vrerjahr 2993 133 „#) «einen Reingewinn von 8 308 700 A (7 069 224 „&), aus dem cine Dividende von 12 /o (11 9%) verteilt werden so). Für Kriege beihilfe wurden größere Be- träge bewilligt, v. a. 200000 # für die Nattonalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kuege Gefallenen. Die Beschäftigung des Werkes ift andauernd befriedigend, der Austragébestaud wetentl:ch böber ais im WBorjahre.

—- Der langjährige Voi sigende des Aufsichtsrats des N ord- deutschen Lloyd, Präsident Ächelis, ist, einem Telegramm aus Bremen zufolge, nach kurzec )chwerer Kcankheit dort gt storben.

Laut einer dw ch „W. T. B." verbreiteten Meldung der „Times“ betrug die Golbausbeute in den der Lransvaal Gbamber of Mines vereinigten Minen im April 1917 717 598 Unzen Gold im Werte von 3 048 161 Pfund Sterling, der Außendistrikte 25 180 Unzen Gold im Werte von 106 960 Pfund Sterlivg. Die Gesamtausheute betrug daher im April 1917 742778 Unzen Gold im Werte von 3 155 121 Pfund Sterling gegen 3 343 369 Pfund Sterling im März 1917 und gegen 754672 Unzen Gold im Werte von 3 205 643 Pfund Sierlivg im April 1916. Ende des Monats waren in Goldminen 188 975, in Koblenbergwezken 11435 und in Diamantminen 6314 Arbeiter beschäftigt.

Bern, 20. Mai. (W. T. B.) „Journal“ erfährt aus Wasbington, die Neuausgabe der Staats\ch1bsheinë im Betrage von 200 Milltonen Dollar werde demnächst erfolgen.

Paris, 17. Mai. (W.T. B.) Bankausweis. Gold in den Kassen 3 315 713 000 (aeaen die Vorwoche Zun. 818 000) Fr., Gold im Ausland 1 948 706 000 (unverändert) Fr., Barvorrat in Silber 257 232 000 (Zur. 158 000) Fr., Guthaben im Ausland 660 437 000 (Abn. 100 736 000) Fr., vom Mora'o.ium nit betroffene Wechel 483 356 000 (Ubn. 62 269 000) Fr., gestundete Wechsel 1 234 245 000 (Ubn. 6 660 000) Fr., Vorschüsse auf Weripapiere 1 129 851 000 (Abn. 10 135 000) Fr., Vorschüsse an den Staat 10 500 000 000

un. 200000) Fr, Vors%üfe an Verbüntrete 2425 000 000 (3 un. 65000000) Fr, Notenumlauf 19344045000 (Zun. 68 874 000) Fr., Schaßguthaben 67 839 000 (Zun. 36 083 000) Fr., Privatguthaben 2 511 567 000 (Abn. 6 587 000) Fr.

St. Petersburg, 14. Mai. (W. T. B.) Bankausweis. In Vétllionen Nubel. Aktiva: Bestand an Gokd 1478,2 (1480,3 Vor- woe), Gold im Ausland (2118,9 2118,8), Silber u. Scheidemünzen 119,1 (122,7), Wesel 252,8 (265,6), lurzfristige Shaß)\chelne 9101,3 (9242,7), Vorschüfe, fichergeitellt durch Wertpapiere 878,0 (827,8), Bor\hüfse, sichergestelt durch Waren 42,6 (42,8), Vor|shüfje an Ansialten des kleinen Kredits 66,3 (66,7), Vorshüsse an Lant« wirte 17,5 (17,3), Vorschüsse an IJndujtrielle 9,4 (9,1), Guthaben bet den Filialen der Bank 775,4 (640,9); Passiva: Betrag der um- [laufenden Noten 11 457,1 (11 315,5), Bankkapital 55,0 (55,0), Eins lagen 23,7 (21,2), laufende Rechnung des Staatsfchaßes 211,2 (400,3), laufende Rechnung ter Privaten 2164,9 (2197,9).

Börse in Berlin, (Notierungen des Börsenvorstandes)

vem 21, Mat | vom 19. Mat

für Geld. Brief | Geld Brief

vit | é E

1 Dollar -— 100 Gulden 264} 24 | 2644 265 100 Kronen 1844 189 « 1947 185 100 Kronen 1944 194 194 1943 100 Kronen et ia | a 1894 Ee 100 Franken 126 126 126 1264 ten-

Budapest 100 Kronen 64,29 64,30 | 64,20 64,30 Bulgarien 100 Leva 804 L f 804 8Íf Konjtanti- |

nopel 100 Piaster 20,50 20,60 | 90,50 20,60

Madrid und Barcelona 100 Pesetas 125F 1206 \ L208 1264

New York Holland Dänemark Schweden Norwegen

Die Börse zeigte beute cine fefte aber ruhige Haltung. Besondere Anregungen waren dem Ma1kt nicht geboten; gleichwohl zeigte sich für einige Industriewerte eine gewiße Na%bf' age, die zu leihten Preié4 gen führte. Weniger fest waren Schiffartsaktien. Der Schluß war fest.

KursberiSte von auswärtigen Fonbsmärkter

Wien, 19. Mai. (W. T. B.) Im frelen Börsenverkehr neigte die Stimmung în dec Kultsse- nnier dem Drucke fortgeseßter Gyntlastungsverkäufe eber zur Schwäche, wogegen die Haltung der Schrankenwrtte unverändert freundltich blieb. Das Geschäft war auf sämtlichen Gebieten eng begrenzt. Die Haltung auf dem ÄÜnlage- mankte blieb unverändert ruhig und feft.

London, 18. Mai. (W. T. B.) 24 9/0 Englische Konfols bof, H 0/4 Argentinier von 1886 944, 4 %/ Brafilianer -von 1289 —, 4 9/0 Saparer von 1899 748, 3% Poftugtésen 654, 99% Russen

*) Vergl. Nr. 1183 b. Bl.

, Dortmunder Unton in Dortmund, an den Staatsbahnhof Dorstfeld.

von 1306 754, 44% Russen von 1909 674, Baltimore ‘and Ohio