1917 / 124 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 May 1917 18:00:01 GMT) scan diff

R R Am E O | A S E

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Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

: Auf Grund der Verordnung, betreffend wirtschaftliche Vergeltungsmaßregeln gegen Jtalien, vom 24. No- vember 1916 (RGBl. S. 1289) habe ich nach Zustimmung des Herrn Reichskanzlers für das in Deutschland befindlihe Ver- mögen der Firma Società Jtaliana Cines in Rom und die deutsche Cines G. m. b. H. in Berlin die Fh angs- verwaltung angeordnet. (Verwalter: Kaufmann W. Regen- berg in Berlin, Hohenstaufenstr. 37.) Berlin, den 21. Mai 1917.

Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Lusens ky.

Minifterium der geistlihen und Unterrichts angelegenheiten.

Dem Königlichen Musikdirektor Walter Josephson in Duisburg ist der Titel Professor verliehen worden. P

Bekanntmathung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (NGBI. S. 603), babe ih dem Slähter Bernhard Lis, Berlin, riebigstr. 10, wohnhaft, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglihen Bedarfs, tns- besondere den Handel mit Vieh, wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Berlin-S{höneberg, den 21. Mat 1917.

Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegöwucheramt. J. V.: Machatius,

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreff-nd die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGB!. S. 603), habe ich dem Gal1wirt Gustav HAälicher, Inhaber des Restauran1s Krziwaneck, Berlin, Fr!edrichsir. 88, durch Verfügung vom heut!gen Tage den Handel mit Gegensiänden des täglichen Bedarfs, insbesondere die Abgabe von Speisen und Getränken in Gastwirt schaften, wegen Un- auverläsfigkeit în bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Bezlin-Schöneberg, den 21. Mat 1917.

Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. V.: Machatius.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Buvydesratéverortnung vcm 23. September 1915, betrefferd die Fernbaltung unzuveclä!figer Personen vom Handel (NGBI. S. 603), habe ih dem Gastwirt Gustav Kiesewetter, Inhaber des Rejtaurants Krztwaneck, Berlin, Friedrichstraße 88, dur Verfügung vom heutigen Tage den Handel mtt Gegen- ständen des täalichen Bedarfs, insbesondere die Abgabe von Speisen und Getränken in Gastwtrtschaften wegen Un- auverläfsigkeit in bezug auf ti-sen Handelébetrieb untersagt.

Berlin- Schöneberg, den 21. Mai 1917.

Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. V.: Machatius.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsvero1daung über die Fernhaltung unzuver)ässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 tit dem Friy Theis in Nemschetd, Getuntheitstraße 20, der Handel mit Lebensmttreln für die Dauer des Krieges unter Auferlegung der Kosten der Veröffentlihung untersagt warden.

Remscheid, den 23. Mai 1917.

Der Oberbürgermeister. J. V.: Gertenbah.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratt verordnuna über die Fernbalturg un- zuv:rläjfiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 ijt rec Chetrau Paul Greinaher, Remscheid, Balisieperitraße 15, der Handel mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglihen Bedarfs unter Auferlegung der Kot:en der Veröffent- lihung untersagt worden.

Nems\eid, den 23. Mat 1917.

Der Oberbürgermeister. J. V.: Gertenbach.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen Berlin, 26. Mai 1917.

Der Präsident der Reichsentshädigungskommission läßt unter Bezugnahme auf feine vor einigen Tagen er- folgte Bekanntgabe nochmals durch „W. T. B.“ darauf hin- weisen, daß die Anmeldung vor Kriegsausbruch entstandener Forderungen von der Neichsentschädigungskommission n ur nochch bis zum 31. Mai 1917 entgegengenommen wird, und daß eine Verlängerung dieser Frist aus zwingenden Gründen ausgeschlossen ist. Eine spätere Anmeldung wird nur noch ausnahmsweise zugelassen werden, wenn der Gläubiger nachweist, daß er ohne sein Vershuldeu an der recht- zeitigen Anmeldung vergindert gewesen ist. Jn allen Fällen werden aber solhe ausnahmsweise zugelassenen verspäteten An- meldungen unabwendbare Nachteile gegenüber den rechtzeitig angemeldeten erleiden.

Da die bestehenden Strafbestimmungen nicht ausreichen, um den unbedingt erforderlihen Shuß der kommenden Ernte vor Gefährdungen und Schädigungen durch Diebstahl zu gewährleisten, hat der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel auf Grund des § 9 h des Gesezes über den Belagerung8zustand für das Gebiet der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg folgende Verordnung erlassen:

Es ift verboten, ausgelegtes Saotgut sowie angebaute Garten- oder Feldfrücbte aus Garten- oder Dbstanlagen oder von Aeckern, Weesen und Weiden zu entwenden.

Wer das Verbot des § 1 übertritt oder zu selner Uebertretung aufo dert over anretzt, wid mit Gefängnis bis zu einem Jahre, bei »Borliegen mildernder ÜUmslände mit Haft oder Geldstrafe bis zu 1500 A bestcaft. i

Diese Verordnung tritt mit dem 27. Mai 1917 in Kraft.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser hot in Baden den Präsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses P. von Beöthy und den Vizepräsidenten Karo! von Szasz, ferner den Grafen Julius Andrassy, den Grafen Albert Apponyi, den ehemaligen Minister- präsidenten Grafen Khuen-Hedervary und den Grafen Aladar Zich y empfangen, um deren Ansicht über die Bildung des Kabinetts zu hören.

Blättermeldungen zufolge hat der Minister für Galizien Dr. Bobrzynski in der vorgestrigen Audienz beim Monarchen die Gründe seines Rücktritts dargelegt. Der Kaiser hat sich die Entscheidung über das Rücktrittegesuch vorbehalten.

Der Kaiser hat laut Meldung des „W. T. B.“ nach- stehendés Befehls\cchreiben, betreffend die 1865 und 1866 geborenen Landsturmpflichtigen, erlassen :

Ich befehle, daß die den G-burtejabrgängen 1865 und 1866 an- gehörenden, zum Landsturmdienjte herangezogenen Persoren, insofern fle niht selbst um weitere Belassung tm akiiven Mitlitärtienste bitten, mit Au2xahme der Gagisten des Rußestandes und des Ver- bältaisses aut ec Dienst, dann der Aagebörtgen ter landwirtschafilihen Körperschasten, ehestens, längstens aber am 30. Junt 1917, zu beurlauben find. Personen dieser Geburtsjahrgänge, die im Wege der freiwilligen Assentterur g tin das gemeinsame Heer (Kr!ez8marine) oder die Landwehren auf Kriegödauer etngetreten sind und sih dakér für diese Zeit zur Kriegsdiensiletstung besonders verpflihtit haben, kommen für diefe Beurlaubung nicht in Betracht.

Jn einer offiziósen Erläuterung zu dem Befehls\chreiben des Kaisers heißt es :

Berihiedei e organisatorisch?: Maßnahmen haken den vem volks- wirtfchaftlihen Siandpunkie niht hoh genug einzushäßenden Erfolg gezetttgt, daß die betden ästeïten Landsturmjahrgänge, troßdem sie au meiterhtn landsturmpflchtig bleiben, auf unbestimmte Zit b:- urlaubt wecden können. Damit wird eine namhafte Anzahl - von Männern ihren Familien sowte dem Wirtschaftsleben w iedergeaeben.

Nach dem von der „Reichskorrespondenz“ veröffent- lichten Bericht über die vorgestrige Sizung des Senioren- konvents des österreichishen Abgeordnetenhauses wurde das Ergebnis der Erörtezungen in der Zenjurfrage vom Prä- fidenten Sylvester dahin zusammengefaßt, daß im Hause selbst volle Redefreiheit herrshen und die Zensur dem Prä- sidenten zukommen solle. Was die Veröffentlichung anbelange, so müsse das Haus sih das Recht wahren, die Zensur selbst durch das Präsidium zu üben.

Polen.

Der Generalgouverneur, General von Beseler teilt nach einer Meldung des „W. T. B.“ mit, daß der Reichskanzler im Hinblick auf die Verkündigung des Königreichs Polen seinem Vorschlage einer anderweitigen Regelung der Entschädigung für die vom Deutschen Reich im Generalgouvernement Warschau beschlagnahmten Güter zugestimmt hat. Die Reichsentshädigungs- kommission in Berlin ist ermächtigt, den Einwohnern des Ge- neralgouvernements für die in dessen Gebiet enteigneten Gegen- stände Entschädigung zu gewähren, und zwar im allgemeinen in voller Höhe des deutschen Friedens8wertes. Außerdem sollen die Zinsen und Kosten in demselben Umfange erstattet werden, wie es bei den Neichsdeutschen und den Verbündeten geschieht.

Laut „Przeglad Poranny“ ist aus dem Nationalrat außer der Volksvereinigung auch die polnisch: demokratische Partei ausgeschieden mit der Begründung, daß der Voll- ziehungsaus\{chuß des Nationalrats eine den Staatsrat ver- leugnende und sein staatlichhes Nealisierungsprogramm uknter- grabende Potitik betreibe, daß ferner die zum Nationalrat ge- hörenden Parteien sich den Anordnungen des Staatsrats nicht unbedingt fügen wollen, und schließlich, daß die Politik des MNationalrats die Lösung der Regentenfrage ecschwere und ver- \{hleppe. Gegenüber dieser Spaltung im polnischen Parteileben gewinnt die Tatsache besondere Bedeutung, daß der Erzbischof Kakowski jüngst eine Versammlung sämtlicher politischer Ver- treter des Königreichs zusammenberiefk. Wie der Krakauer ¡„Czas“ erfährt, erschienen Fürst Lubomirski, Prälat Chelmidki, drei Vertreter des politishen Ausschusses beim Staatsrat und je ein Vertreter der im Königreich tätigen Parteien. Es erfolgte die Konsolidierung sämtlicher politischer Lager im Königreih auf der Grundlage der monarchischen Idee. Die Anwesenden waren darüber einig, daß die Kon- solidierung auf dem Boden konkret gesteckter Ziele erfolgen könne, deren erstes gegenwärtig die Person des Regenten sei.

Großbritannien und Frland.

Das Parlament ist gestern bis zum 5. Juni vertagt worden.

Jn der vorgestrigen Sißzung des Unterhauses führte der Blockademinister Lord Robert Cecil in Erwiderung auf eine Frage bezüglih der Tätigkeit der japanischen Flotte laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Die Tätiateit der japanischen Flotte ist nit zu Ende mit ihren au?gdehnten Unternehmungen, die in der ersten Zeit des Krteges zusammen mit der britis@en Flotte stattfanden und tn der völligen Vernichtung der deutshen Seestreitkräsee im Stillen Ozean giptelten, noch mit dem Beittande, dea sti* seitdem der briti|chen lotte vet dec Bewachung der östlihen Gewässer letstezxe. In neuerer Zeit entsandte dic KRaiserltde Hegierung mit Nüksicht auf die Lage zur See eine beträhtiihe Anzahl leiter Streiikräfte ins Mittelmeer, wo sie jeßt mit den Marinekräften Englands zusammen- wirken. Kreuzer find entsandt worden, um dite Seestreiikräfte Groß- buitanniens und der onveren Verbündeten zu unterstüßen. Außerdem find mehrere neue Abteilungen mächtiger s{neller Kieuzer entiandt worden, um die britische lotte bet dem Schuße der Schiffahrt im Juadlischen und im süditben Teile des S'illen Ozeans zu unterstügen. Diese UVtenste jür die Sache der Verbündeten gewinnen erhöhte Be- deutung ais ein Zeichen für die Gesinrung eines jeden unterer Ver- bündeten und als Anzeichen für die Größe des Beistandes, den wir zukünfttg von thnen erwarten können.

Im weiteren Verlauf der Sißung klagte der Schiffsreeder Holt über die neue Steuergeseßgebung, die für die Reeder besonders ungünstig sei. Der Finanzminister Bonar Law antwortete darauf:

Yan müsse fih, wenn Eng"!and si in etner \{chle{ten Finarzlage befindz, damit tronen, daß die Finanzlage Deut|chlands noch viel sch1iwmmer sel. Wenn der Kiieg noch lange fortdauere, was leiht der fv sein könne, so würde Cngland nur durch Zwangömaßnahmcn im- tande sein, das für die Fortsezung des Krieges notwendige Gel» auf- zutreiben. Cr würde nicht zözer"r, notwendigen Falles zum Zwang überzugehen. Was die Klage der Reeder betreffe, so könne er si damit rehtfertig-n, daß er selbst Anteile an 14 Schiffen besitze und leßtes Jahr davon eine durchs{nittli%e Dividende von 47 Prozent nah Abzug der Kitegsgewtnnsteuer erhaiten habe. Die Needer jeten ganz gerecht: behandelt worden.

Wie der Londoner Korrespondent der „Humanité“ meldet, n der Abgeordnete Doktor Lynch im Unterhause folgenden ntrag eingebracht:

In Anbetracht der Tats1che, daß dwaastishe Elaflifs- eine der Kriegtursachen find und vershtedene Zwi:ch2nfälle des Konflifts geieigr habey, daa dieje Eirflusse .das demokcatii@ze Jzeal und di: Sie! e't der Verbündeten getäzudetên, ist die Zit gekommen, den Weg für eine Verf :fsungsändeung vorzubereiten, welchck- das Köntgtum iowie die erblihzn und g?seßliWen Privilegien und Vorrecht? jedweder Art

abshaffi. Frankreich.

In der Deputiertenkammer führte der , Minister- präsident Ribot am Dienstag in seiner Rede, wle Pariser Blätter ergänzend berichten, noch folgendes aus:

Die Offensive vom 16. April hat vielleiit nicht alle Er- gebnisse gezeitigt, die man erwartete. Sie hat abec troydem und troy der außerordentliß-n Hoffcungen, die daran geknüpft waren, wiZtige Ergebnisse zur Folge gehabt und uns die deuishe Offensive b-mei¡tern lassen, die wir sonst über uns bäitcn ergehen laffen müssen. Die ganze deutsche Reserve wurde durch unsere Offensive immobilisiert. Wir haben 20 000 Gefangene gemacht uno einen Teil unser:5 Bodens wieder erobert. Man darf das Resultat weder über- treikea uo vntershäßean. Dle Veränderngen im Ober- kommando waren nah Ansicht der MNegierung notwendig. s wurden Strafmaß-ahmen (sanctions) ergriffen. In der Organisation und im Betrieb des Großen Hauptquartiers mußten Veränderunge1r durhgeführt werden. Dietes muß von allem entlastet sein, was nichr dite Vortereitung und Führung der militärischen Operationen anbelangt. Die Regierung hat eine Reorganisation dunchgeführt und es für gut

befunden, neben dem Großen wauptq-artier und der Negieruvg zur .

Seit? cinen technischen Beirat zu schaffe-. Die Regierung hat alle Entschlüsie unter ibrer Verantwoitlick.it gefaft aus\{ließ1ich im Hinblick auf die Wekblfahrt des Lantes und der Armee. Der U-Bootsfrieg ist ernt, fühnte Rivot weiter aus. Man darf ihu jedoch nit übertreiben. Im April war man über die Verluste dec Berbündet:n erschreckt. Slüdiiherweise sind die Matergebnisse weniger beunruhigend. Die französiscke Regierung sucht in Ueberein- st!mmüung mit den verbündeten Negierungen wirkiame Bekämpfungs- moaßnahmen. Der Wearineaus|chuß der Kammer wtrd bis nächsten Freitag (wo die da’ auf fi bzziehente Interpellation in ter Kammer erörtert werden soll) Zeit haben, die Zahlen und Tatsacen zu prüfen. Bezüglich der Ginschränkungen muß man dem Lande die Wahrhett sagen. Es ist unvermetidlih, daß nach ziweteinhalb Kriegtjahren alle Völker, felt die reut aler, zu Ctnschiänkungen uny Leiden gezwungen find. Das Land wird verstehen, ich zu füger, wenn ihm VWioletie die Wahrheit gesagt haben wird. Bezüglich der russischen Nevolutton gab der Ministeryräsident zu, daß die Ententeregierungen die Entwicklung in Rußland mit Sympathie, aber zé¿itweise auch mit großer Besorgnis verfolgen.

Vorgestern standen in der Kammer verschiedene Anfragen bezüglih des Verpflegungswesens auf der Tages- ordnung. Laut Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Minister Violette in deren Beantwortung : |

Hamit jeder die Notreeadigkett von Eirs{ränkungen begreife, werde er sich ofen über die Lage aussprechen. Die von dena Präfekten ge- lieferten Ziffern ergäben, daß man nur bis Ende Jult reichen werde. Was Fleisch anbelange, so nähmen die von der Armee geforderten 52000 Stük Veh 15% der für die Zivilbevöikerung vor- behaltenen Mengen vorweg. Eefrierfleisch treffe nur noch in sehr çeringen Mengen ein. Für die Versorgung mit Kohlen set Vezentralisatton nôtiag. Was zur See an Kohlen eingeführt werde, bleide um über 800 000 t hinter der erforderliwen Einfuhrmenge zu- rück. Vtolette führte dann aus, Preibfestsezungen seten nur wirksath, wenn sie Erzeugung und Verkauf träfen. Nur freier Wettbewerb könne Preiésteigerungen für Lbensmittel verhindern. Lebensmittel- karten jeieu nur dann möglich, wenn die Bedürfnisse für alle Ver- braucher ungefähr gleich sien. Die Verteilung“ der Lebensmittel müsse unter Aufiicht der Negierung stattfinden. Der Minister sprach dann über die von ibm ergriffenen Maßnahmen und verwies auf die Nachtetile von Fleishkarten, worauf die Fortseyung der Besprehur g auf Dienstag vertragt wucde.

Bei Besprehung der Gefahr des Unterseeboot- frieges, die als außerordentlich s{hwer bezeichnet wurde, prüfte der Abgeordnete Cels die in jedem Vierteljahr zerstörte Handelstonnage und führte aus:

Bis Ende S ptember 1916 haben sich die Verluste ständiz ¡wisch:n 300 000 bis 350 000 Tonnen bewegt, setrdem aber haben sie immer zugenommen, um Lis auf 2400000 in den ersten vier Me-

f naten des Jahres 1917 anzuste!g'n, was dem Stand dec franzöfischen

Flotte vor dem Krteg gleichkommt. Der Neubau begeanet ter Gefahr niht und die Negierung tut in dieser Hinsicht nihis. Deutsc{lard wird von den Neutrcalen v:rxfleat und braucht keine Tounage, die Verbündeten abzr bendôtigen etne Mindesttonnage für thre Keteg8tndustrie und für die Versorgung der Bevölkerung. Uber üver diese Mindest- tonnage vetfügen die Verbündeten niht mehr.

Zur Prüfung der Verteidigungsmittel verlangte Cels eine geheime Sizung. Sein Begehren wurde angenommen; die Sißung wurde aufgehoben und einige Augenblicke darauf begann die geheime Sigzuna. Nach Wieder- aufnahme der öffentlihen Sißzung gab der Admiral Lacaze Erklärungen ab über das Ergebnis des Unterseebootfrieges, in denen er unter anderem sagte:

„Unsece Feinde haben behauptet, daß fie England und Fraukrecich ¿wingen würden, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Jch hab? erklärt uno wiederhole es nah Lloyd George und Lord Milner, daß die Unterseebootgefahc uns niht zwingen wird.“

Rußland.

Der Kriegsminister Kerenski hat Kundgebungen zur Wiederherstellung der Manneszucht im Heere erlassen und hält persönlih Ansprachen an jedes einzelne Regiment. Friedensfreunde sollen beständig im Auge behalten werden und nur mit Bewilligung des militärischen Ausschusses die Erlaub- nis zum Besuche an der Front erhalten.

Die Versammlung der Soldatenabordnungen in St. Petersburg hat über die Frage der Errichtung von nationalen Legionen beraten und dem „Algemeen Handelsblad“ zufolge den Beschluß gefaßt, es sei im Grundsatz zwar richtig, daß die Völker das Recht haben, selbst über ihr Los zu entscheiden, aber im gegenwärtigen Augenblicke würde die Aufstellung solher Legionen eine Gefahr für die Einheit des Heeres bilden. Gegen die Aufstellung von Freiwilligen- legionen sei nihts einzuwenden.

Der in St. Petersburg abgehaltene Kongreß aller Richtungen der Sozialdemokratie hat einen Beschluß- antrag angenommen, der den Eintritt Skobelews und Tscheretellis in die Regierung verurteilt.

Nach einer Meldung des „Algemeen Handelsblad“ herrsht unter den Bauern Unruhe. Aus allen Teilen des Landes kommen M daß sie mit der Lösung der Landfrage nicht bis zur Verfassunggebenden Versammlung warten wollen. Die Gemeindebehörden übernehmen einfach die Eigentumsrechte und zahlen meistens keine Entschädigung. Wo eine Pachtsumme festgefeßt wird, ist sie außerordentlich gering, und in vielen Fällen wird die Einrichtung der Landbefißzer einfach von den Bauern mit Beschlag belegt und ohne weiteres benußt. Mit einigen Ausnahmen geht diese Beschlagnahme des Landes ohne Gewalt vor sich.

L a Le

- Der drohende Generalausstand in Naumo ist dnrch Eingreifen des Senats verhindert worden. Jn den leßten Lagen hat die Stadt ihr gewöhnliches Aussehen wiedergewonuen. Der Senat traf Vorbereitunggn, um die in finnischen Städten gebildete Miliz wieder aufzuheben und durch gesezmäßige Polizei zu ersezen. Die Folge hiervon wird sein, daß auch sämtliche Arbeiterräte aufgelöst werden müssen.

Jtalien.

Das Amtsblait veröffentlicht eine Verfügung, wonach die Aushebung der Klasse 1896 für die Marine statt am 1. Oktober schon am 1. Juni stattfinden muß.

Vorgestern fanden in Jtalien anläßlih des zweiten Jahrestages des Eintritts Jtaliens in den Krieg Kundgebungen statt. In Rom entsandten die Veranstalter der Kundgebung eine Abordnung zu dem Ministerpräsidenten B oselli zur Ueberreichung einer Jnterventionistischen Tages- ordnung, die, der „Agenzia Stefani“ zufolge, nahstehende For- derungea enthält :

1) Maßnahmen gegen die Kriege saboteure zum Nüenschut der zu Wasser und zu Lande kämpfenden Ftaltener, n

2) sofortlge IJnternierung aller feindlthen Staatsangehörigen,

3) Eothebung der kriegsfeindlihen Staatsbeamten von ihrem Amt und thre Eiseßung durch kriegsfreundlihe Beamte,

4) Verwendung der Kriegsiavaliden in der Kciegsindustrie und in der Beamtenschaft, an Stelle der zahlreihen Personen, diz sih dem Krteasdienst zu entziehen suchen,

9) Maßnahmen gegen kiiegs\{äßlihes T'eiben unter dem Deck- mantel d-r Relizion,

6) Maßaahmen, daß keinerlei klciegsfeindliGe Elemente aus wahl- polittichen oder parlamentarisdben Gründen geschüut werden,

7) Einfühzung und Durchführung sozialer Reformen ohne vor- berige parlamentai\\{e Erörterung zur allgemeinen Befserstellung der Krieg8beshädigten sowie überhaupt des nationalen Lebens.

Der Ministerpräsident nahm die Tagesordnung zur Prü-

fung an. Portugal.

Die Abgeordnetienkammer hat nach der Erörterung der Ereignisse vom 20. Mai, wie die „Agence Havas“ meldet, mit 66 gegen 18 Stimmen eine Tagésordnung ange- nommen, die der Negierung das Vertrauen ausspricht. Die Ruhe ist in Lissabon wiederhergestellt.

Belgien.

; Der Generalgouverneur hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Verordnung erlassen:

Unter Aufhebung des Befebls vom 20. November 1916 wird in Gemäßheit des Artikels 49 des Haager Abkommens, betreffend die Geseye und Gebräuche des Landkrieges, bierdurcz der belzishen Ve:- völkerung bis auf Weiteres als Beitrag zu den Kosten der Bedürfnisse der Hee1esverwaltung des besetzten Gebiets eine Kriegskontri- bution von monatlich 60 Milltonen Francs auferlegt. Die Beschaffung der Beträge hat dur die Provtnzen Belgiens im Wege der Anleihe zu geschehen.

Norwegen.

Dem Ausweis der norwegischen „Veritas“ zufolge beträgt der Reinverlust der norwegischen Handels flotte seit dem 1. Januar 240 Fahrzeuge mit zusammen 356 000 Tonnen, ausschließlich der aufgebrahten Schiffe und solcher unter

100 Tonnen. Schtveiz.

Der 7. Bericht des Bundesrats an die Bundes- versammlung über die von ihm getroffenen außerordentlichen Maßnahmen bringt, wie die „Schweizerische Depeschenagentur“ meldet, u. a. den Wortlaut des neuen Abkommens mit Deutschland. Nach dem Abkommen hat sich die deutsche Regierung verpflichtet, während der Monate Mai bis Juli 1917 für einen Fafturawert bis zu 18 Millionen Franken s{chweizerishe Erzeugnisse (Seidenwaren aller Art 359 Prozent, Slickereien aller Art 30 Prozent, Uhren aller Art 25 Prozent, Verschiedenes 10 Prozent) zur Einfuhr nah Deutschland zuzulassen. Der Bundesrat be- merft zu dem Abkommen, daß er gewünscht hätte, ihm längere Dauer zu geben, jedoch sei der Zeitpunkt für den Abschluß cines langfristigen Abkommens mit Nücksiht auf die Knapp- heit der von s{hweizerisher Seite verfügbaren Gegenleistungen dazu nicht geeignet gewesen. Auch mahne die stets wechselnde allgemeine wirtschaftlihe Lage zur Vorsicht. Der Bundesrat hatte, fährt der Bericht fort, sih bemüht, in bezug auf Kohlen und Eisen eine absolut formelle, von den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten losgelöste Lieferungsverpflihtung zu er- langen. Das war indessen nicht erreihbar, sowenig als die schweizerischen Lieferungsverpflichtungen diesen Charakter haben. Dagegen hat die deutshe Regierung im Laufe der Ver- handlungen folgende Erklärung abgegeben:

„Es it das ernste Bestreben dec Kaijerlichen Regierung, die Schwetz mit Kohle und Eisea zu versorgen. Ste wird deshalb auch während des we tren Verlaufs des Wirtschaftsabkommens alles unter den gegebenen Vérhältnissen Irgendmögaliche tun, um in den in § 2 vorgesehenen Mengen die Lieferer zur Lieferung anzuhalten und den Transport zu fördern.“

Der Bundesrat erstattet sodann Bericht über eine Anzahl von Vereinbarungen mit den Regierungen der Entente und teilt mit, daß im Anschluß hieran eine Ver- ständigung mit den Regierungen der Entente über Einfuhr von Futtermitteln und Ausfuhr von Vieh stattgefunden habe und die Kontingente für die Wareneinfuhr neu geregelt worden seien. Der Bericht des Bundesrats gibt sodann Auskunft über alle von einzelnen Departements getroffenen außerordentlichen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Lebens der Schweiz während der Kriegs3zeit.

Amerika.

Der amerikanische Senat hat, dem „Journal“ zufolge, das Gesetz über Of a en ges gegen Kriegs- gefahren angenommen und einen Versicherungskredit von 50 Millionen Dollar für in der Kriegszone fahrenden Schiffe

bewilligt. Asien.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ hat der chinesische Ministerpräsident Tuanschijui es abgelehnt, seine Entlassung, die nah einem Streit mit dem Präsidenten der Re- publik erfolgte, anzunehmen, und ist nach Tientsin abgereist. Diese verworrenen Zustände und Berichte über das Auftretén der Generale Lungtschikwang und Lujungting in Kanton werden als Vorspiel eines Kampfes um die Herrschaft zwischen den Militarijten und dèm Parlament bezeihnet. Der Pekinger

Korresponbent - der „Times“ bezeichnet als Ursache der |

Krisis die Frage, ob China Deutschland den Krieg er- klären solle.

Kriegsnahrißhten.

- Berlin, 25. Mai Abends. (W. T. B.) An der Artois-Front längs der Aisne und in der

westlihen Champagne Feuerkampf wechselnder Stärke. Im Osten nichts Wesentliches.

Der englische Angriff gegen die Höhe 70 östlich Loos am 24. Mai wurde am Abend nach stärkstem Arililleriefeuer untermischt mit Rauchgeschossen vorgetragen. Unter dem Schuße der Rauchwand war es den Engländern gelungen, in den vordersten Graben vorübergehend einzudringen. Gegenstöße der deulschen Bereitschaften warfen sie jedo bis auf ein kleines Stück wieder hinaus. Das Artilleriefeuer blieb auch die Nacht zum 25. über heftig. Weiter südlih käm es auf der ganzen Arrasfront lediglih zu Patrouillenkämpfen.

Im Raume von St. Quentin war die Artillerie- tätigkeit mäßig. Lebhafter war das Feuer lediglih in der Gegend Hargicourt und auf St. Quentin. Die Kathedrale erhielt wiederum einige Treffer.

An der Aisnefront beschränkte sich die Kampftätigkeit, mit Ausnahme der bereits aemelde'en Angriffe nördlih von Craonnelle und westlich der Straße Corbeny—Pontavert, auf Artillerietätigkeit.

Nördlih Reims kam es bei mäßigem Feuer, mit Aus- nahme eines erfolgreichen deutshen Patrouillenvorstoßes am Bois-Soulains und Handgranatenkämpfen bei Courcy, tagsüber zu keiner Jafanteriegefechtstätigkeit.

Großes Hauptquartier, 26. Mai, (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplag. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Die Kämpfe bei Loos endeten mit völligem Zurü- werfen des Gegners aus unseren Gräben; Gefangene mit Maschinengewehren wurden einbehalten.

Das Artilleriefeuer war wie in den Vortagen auf beiden Scarpe-Ufern lebhaft.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Am Chemin-des-Dames wurde südlich von Pargny mit geringem eigenen Verlust ein Angriff durhh- U der unsere Stellungen erheblich ver- besserte. Jn fkraftvollem Anlauf überrannten die aus Schlesiern, Mecklenburgern, Schleswig - Holsteinern und Hanseaten bestehenden Sturmtruppen den Gegner, machten 14 Offiziere, 530 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 15 Maschinengewehre und viel Gerät. Jn den ge- wonnenen Linien wurde ein französisher Gegenangriff glatt abgewiesen.

Jm Westteil der Champagne brachen nah heftiger Artilleriewirkung, die sich Nachmittags zum Trommelfeuer steigerte, starke Angriffe gegen unsere Höhenstellungen südlih und südöstlih von Nauroy in 4 km Breite vor. Jm Nahkampf wurden die Franzosen geworfen, durh Gegen- stoß Einbruchstellen gesäubert. Nach dem Mißlingen des ersten Ansturms seßte der Feind 2 weitere Angriffe an, die gleich- falls scheiterten.

Heeresgruppe Herzog Albrecht. Nichts Neues.

Auf erfolgreicher Streife bewarf eins unserer Lusft- Geschwader an der Südküste Englands Dover und Folkestone mit Bomben.

Auch über dem Festland zeitigten Fernflüge gute Er- gebnifsse.

Jn zahlyeichen Luftkämpfen büßten die Feinde gestern 20 Flugzeuge, ein weiteres durch Abwehrfeuer ein.

Leutnant Allmenroeder {oß seinen 19. und 20. Gegner ab.

Oestlicher Kriegsschaup laß.

Zwischen Düna und Beresina sowie von der Bahn Zloczow—Tarnopol bis ins Karpathenvorland und im Grenzgebirge der Moldau war bei guter Sicht die Feuertätigkeit lebhafter als sonst.

Mazedonische Front. Keine wesentlichen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Wien, 25. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet :

Oestlicher und südöstlicher Kriegsschauplag. Unverändert.

Jtalienisher Kriegsschauplaßt.

Der gewaltige Ansturm der Jtaliener gegen die Jsonzo-Front führte auch gestern wieder zu einem außer- gewöhnlich erbitterten Ringen. Ja siegreiherAbwehr hielten unsere Truppen stand: Unsere Stellungen wurden aus- nahms8los behauptet. Der Nordflügel der italienischen An- griffsarmee wurde abermals gegen die Höhen von Vodice und den Monte Santo vorgetrieben. Besonders wütender und hartnäckiger Kampf um die Höhe 652 südlih von Vodice, die, von den Jtalienern in den Abendstunden überrannt, in der Nacht aber in stundenlang dauerndem Nahkampf durch unsere Tapferen zurückerobert wurde. Hièr wie auf dem Monte Santo ließ der weichende Feind hunderte von Leichen liegen. Die Karsthohflähe wurde wieder zum Schauplatz eines groß angelegten Durchbruchversuhes. Schonungslos warfen die Jtaliener* ihre Massen gegen unsere Ver- schanzungen. Mochten diese auch dur die vorangehende Be- \chießung beträchtlich gelitten haben unerschüttert und kaltblütig empfing dahinter der Verteidiger den Feind. Den ganzen Tag über und vielfah auch während der Nacht wurde auf dem Fajti Hrib, bei Constanjevica und südlih davon bis zum Meere hinab um unsere Stellungen gerungen. Alle An- s]strengungen des Feindes blieben vergeblich, nirgends drang er dur.

Anfanterie und Artillerie teilten sich in den Erfolg des Tages. Am 23. Mai wurden 130 italienishe Offiziere und 4600 Mann als Gefangene eingebracht. Jhre Zahl ist gestern beträchtlih gestiegen.

Der Chef des Generalstabes,

d

Wien, 25. Mai. (W. T B) Aus dem Krieg8presse- quartier wird am 25 Abends mitgeteilt: Am Jsonzo wird weiter gekämpft. Schlacht steigert sich zur Stunde bis zu größter Heftigkeit.

Bulgarischer Bericht. Sofia, 26. Vial, (W. T. B)

Mazedonische Front. Vom Ochridasee bis zum Butkovosee hwaches Artilleriefeuer, das im Cernabogen und auf dem Dobropolje südlich von Huma zeitweise leb- hafter wurde. An der unteren Struma zwischen Butkovo- und Tachino-See ziemlich heftiges Artilleriefeuer, das sich von Zeit zu Zeit zu großer Erbitterung steigerte.

Rumänische Front. Bei Tulcea Gewehrfeuer.

Heeresberiht vom

2%. Mai.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 26. Mai. (W. T. B.) Amllicher Heeres- beriht vom 25. Mai.

Sinaifront: Am 24. Mai ließ das heftige feind- lihe Artilleriefeuer eiwas nach. Unsere Artillerie er- widerte das Feuer mit gutem Erfolge. Unsere Flieger Leutnant Falke und Leutnant Felmi gingen bei Lir Salmane westlich von Gaza nieder und zerstörten die Wasserleitung und die Telegraphenleitung sowie mili- tärishe Anlagen. Unsere tapferen Flieger kehrten troß des Feuers der herbeigeeilten feindlichen Kavalleriepatrouillen heil zurü. s

An den anderen Fronten keine wichtigen Ereignisse.

Dér Krieg zur See.

Berlin, 25. Mai. _(W. T. B) Neue UV-Boots:- erfolge im Atlantishen Ozean, im englischen Kanal und in der Nordsee: 19200 B.-N.-To. Unter den ver- senkten Schiffen befanden sich u. a.: ein Dampfer mit Kohlen- ladung von England, ein Sealer mit Eisenladung und ein Segler mit Kakaobutter nah Frankreich.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Haag, 25. Mai. (Meldung der Neederlandsch Telegraaf Agentschap.) Hier liegen E Meldungen vor, daß die niederländishen Dampfer „Bernisse“ (951 To.) und „Elve“ (958 To.), die sich auf der Heimreise nach Rotterdam befanden, am 28. Mai torpediert worden find. Nach einer anderen Meldung ist nur die „Elve“ gesunken. Der Dampfer „Bernisse“ wurde auf den Strand geseßt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Durchschnittsalter beim Tode und mittlere Lebensdauer in Preußen.

Das Vur@schntitéalter beim Tode wird ermittelt, indem man die Anzahl ver Gestorbenen in etner jeden Altersklafse mit der Anzahl der Altersjabre beim Tode vervielfältigt, sodann die für alle Altere- klassen erhaltenen Beträge aufrechnet und durch die Anzahl aller Gestorbenen teilt. Das Durchschnittsalter beim Tode ist viel- fah von Schifistellern, die mitt den verfeinerten wissenschastlich- statistischen RNechenmethoden nidt bertrout find, mit der mittleren Lebensdauer verwechfelt worden, d. h. cs tft vielfah angenommen worden, dieses Ducchschntitsaliter sei die wahre mitticze Lebensdauer. Ta!fäch!ich hängt das Dur(schnittsalter betm Tode aufs ergste mit der Alte'óbesepung etner gegebenen Bevölkerung zusammen: tin einer Geburtsklinit würde sich das Durch'chnittealter beim Tode auf 8—14 Tage stellen, in cinem Gymnasium auf 10—12 Jahre, im \tehenden Heec tm Frieden auf 22—23 Fahre, in einer Inoaliden- anstalt auf über 70—80 Jahre. Ja ctner arwachsenden Bevölkerung findet eine Ueberbesetzung rer juaendlihen Altersklafsen statt, wodur das Durchschnittsalter beim Tode herabgedrüdckt wird. Nur in etner sett 100 Jahren völlig stillfiehenden B: völkerung würtea ch Dut1ch- \hnittgalter beim Tode und mitilere Lebensdauer völltg teten. Wie sehr das Durchschnittsalter beim Tode und die wissen!chaftlich richtig aus Sterbetafela ermittelte mittlere Lebensvauer in Pceußea aus- etnanderaehen, lehrt di: folgende Gegenüberstelung. Es betrug im Staate Preußen

das Durchschnittsalter beim Tode die mittlere Lebensdauer

männl. wetbl. männl. weibl.

1876/80 . 25, 274 LOGTIT as 0088 37,99

1881485 299 27,7 IRST 00. 3C60 40,70

1886/90 . 26,0 98 1891/1900 41,07 44,59

1891/95 . 26, 20, 1901/05 . 43,72 47,33

1896/1900 27,8 30, 1906/10 . 46,4 50,03.

1901/05 . 28,3 3

1906/10 . 30,6

19114. 824

Man sieht also: das Durchchschnitt3alter beim Tode hat in Preußen beim männlihen Geshlecht von 1875/80 bis 1906/10 bon 25,4 auf 30,6 Iabre, aljo um 5,2 Jahre zugenommen; 1911/14 ist eine weitere Erhöhung um 1,8 Jahc eingetreten. Betm wetb- liden Gesblecht it eine Zainahme des Alters betm Tode ron 1875/80 bis 1906/10 um 6, Zabre zu verzeihnen; dieses Alter ist A auf 340 Jahre und 1911/14 weiter um 2s Jahre an- gestlegen.

Ganz ayders, und zwar erbeblich stärker, ist das Anwachsen der mittleren Lebensdauer gewesen; thre Zunahwe von 1867/77 bs 1906/10 beträut bem männlichen Geshleht 11,04 Zahre (sie stieg von 35,388 auf 46,42 Jahre), alio mehr als das Doppelte des gleich- zeitigen Anstieces des Durhschuitisalters beim Tore! Dabii war die mittlere Lebensdauer beim mäanlihen Geschieht glei in der ersten Periode um rund 10 Jabre böher als das Dur(schnitisalter beim Tóde, in der Periode 1906/10 fogar um 15s Jahre höher (46,42 anstatt 30,6 Fahre). Beim wetiblihen Ge\chl-e@ {t ein Anwathsen der mittleren Lbenstauer von 1867/77 bis 1906/10 um 12,4 Jahre (von 37,99 auf 50,03 Jahre) eingetreten; die wittlkere Lebenddauer war in der ersten Periode um etwa 10,9 Jahre, 1906/10 dagegen um 16,0 Jahre höher als das Durchschntt13alier beim Tode. Diese Gegenübe1stellung ze'‘gt zur vollen Klarheit, wie sehr das so oft geübte Verfahren, tas Dur \chniitsalter betm Tode der mittleren Lebensdauer gleihzuseyen, zu fals@en Ergebnissen führt. Will man etnen wissenschaftlich einwandfreien Vergleich über die Abwandlungen der Sterblichkeit durchführen, fo bletbt nichts anderes übrig, als auf die aus einer Sterbetafel ermittelte „m.ttilere Lebensdauer“ etnzugeber, béi der alle Abweihunçen, die \ich aus der Altersbeseßung erklären, voll in Rechnung gezogen sind. (Nach der „Stat. Korr. “.)

e eam

Zur Arbeiterbewegung.

Einer von ,W. T. B.* übermittelt-n Havasmeldung zufolge sind die Angestellten einer großen Pariser Kredit- anstalt am 24. d. M. in den Ausstand getretev. Sie fordern Teuerungszulagen und Etyführung der englishen Woche. Der Ausstand der Scchuetidertnnen, Puzmacherinnen ust, dauert an, Mehrere große Geschäfte haben geschlossen.