1917 / 141 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Jun 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 113 des „Reichs-Geseublatts“ enthält ior.

Nr. 5888 eine Bekanntmachung über die Verwendung- von Steinnußmehl als Backsireumehl, vom 13. Juni 1917.

Berlin W. 9, den 15. Juni 1917. Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

den Landgerichtsdirektor Ewald Schmidt in Königsberg i. Pr. zum Präsidenten des Landgerichts in Elbing, , den Oberlandesgerichtorat, Geheimen Justizrat Dr. Keiffen- Lee in Düsseldorf zum Präsidenten des Landgerichts in den Ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht I in Berlin, Oberstaatsanwalt Chrzescinefki zum Oberstaatsanwalt bei dem Oberlandesgericht in Stettin zu ernennen und zu genehmigen, daß der Erste Staatsanwalt Krause bei dem Landgericht IIT in Berlin in die Stelle des Ersten Staatsanwalts bei dem Landgericht T in Berlin mit dem Charakter als Oberstaatsanwalt verseßt werde, sowie den Oberlandesgerichtsrat Hasse in Cassel zum Amts- gerichtsrat in Allendorf zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen ordentlichen Professor Dr. Rudolf Unger in. Basel zum ordentlichen Professor in der philofophishen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg sowie

die Regierungsa\sessoren Dr. Poetsch in Altena (Westf.), Lange in Essen, Franz O ffenberg in Cassel, Dr. Emil Weber in Hannover, Dr. Ebersbach in Frankfurt (Main), Jaquet in Posen, Bernhard Fleck in Frankfurt (Main): Dr. Güldenpenning in Bremen, Dr. Tschier\s{chky in Breslau, Dr. Woycziechowski in Berlin, Dr. von Renesse in Saarbrücken, Dr. Robert Sommer in Magdeburg, Dr. Thayssen in Cöln und Dr. Koppin in Hannover zu Regierungsräten zu ernennen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Lauban getroffenen Wahl fh Ge R ar HEL a A ata Beigeordneten)

ander ro in gleicher Amiseigenschaft auf fernere ¿wölf Jahre bestätigt. A r

E Justizministerium.

Auf Grund Allerhöchster Eimächtigung Seiner Majestät des Königs ist der Oberlandesgerich18rat, Geheime Justizrat Stein in Marienwerder an das Kammergericht und

der Erste Staatsanwalt Schweißer in Allenstein an die Spt Gas bei dem Landgericht IIT in Berlin verseßt

orden.

L Dem Oberlandesgerichtspr äsidenten, Wirklichen Geheimen Oberjustizrat Hartmann in Naumburg a. S., dem Ober- staatsanwalt, Geheimen Oberjustizrat Hacker in Steltin und dem Landgerihtsrat Meyer in Dortmund ist die nahgesuchte Dienstentlassung mit Penjion erteilt.

Der Kammergerichtsrat Dr. Pape ist infolge seiner Er- eas zum Oberverwaltungsgerichtsrat aus dem Justizdienste geschieden.

Verseßt sind die Amtsrichter: Dr. Mende in Frank- furt a. M. als Landrichter an das Landgericht daselbst, Dr. Wasmund in- Fürstenberg (Oder) nah Zoppot und Dr. Gehm in Allenburg nah Rastenburg.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht die Rechts- anwälte: Dr. von Pomian-Dziembowski bei dem Ober- Tandes gericht in Posen, Nicolai in Königsee i. Th. bei dem Landgericht in Rudo'stadt, Nigmann bei dem Amtsgericht in Oderberg (Mark), Weiler bei dem Amtsgericht in Neuß und Dr. Mende bei dem Amtsgericht in Neuhaldensleben.

Mit der Löschung des Rechtsanwalts Nig mann in der Rechtsanwalktsliste ist zugleih sein Amt als Notar erloschen.

In die Liste der Rechisanwälte find eingetragen: der Rechtsanwalt Nicolai aus Königsee i. Th. bei dem Amts- geriht in Suh1, der Gericht8afsessor Dr. Heinrich Langer bei dem Landgericht T in Berlin, der Gerichtsassefsor Gilow bei dem Amisgericht in Weißwasser i. O. L. und der frühere Ge- richt8assessor Ka mberg bei dem Landgericht T in Berlin.

BekanntmachGung.

Der am 5. Januar 1917 auf Grund ter Bunrdeërailsverortvung vom 23. September 1915, ber‘ fferd Fernhalturg unzuvezläsiger Perscnen rem Hartel, geshlcsscne Vetrieb des Klelscher- meisters Gustav Rohde in Johannisburg ift wieder freigegeben worden. Die Kosten dieser Veröffentlichung trä,t ter Wetr offene. i:

JIchannisburg, den 9. Juni 1917. Der Landrat. Gottheiner.

Befkfanntmachung,

Dem Kaufmann Gustav Rasch, hier, FuWtwoall Nr. 6, hae i beute auf Grund der Bekanntmachung vom 23. September 1915 (Neich8geseßblatt Seite 603) zur Fernhaltuog unzuverlässigec Personen vom Handel den Handel mit Gegenstänven des täglichen Lebens, insbesondere mit Nahrungs3- und Futter- mitteln aller Art scwie rohen Naturerzeugnissen, Heiz- und Leuchtstoffen und mit Gegensiänden des Kriegs- bedarfs wrgen Unzuverlässigkeit untersagt.

Danzig, den 8. Juni 1917.

Der Polizeipräfident. Wessel.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. Juni 1917.

Seit dem Herbst 1916 wurden, wie bekannt, deutsche Kriegs§gefangene im Operations gebiet der englischen Ajrmee in Frankreich, zum Teil sogar in der Feuerzone,

t E E S

bei unwürdiger Behandlung und Unterbringung zu völker- rechtewidrigen Arbeiteu gezwungen. Demsche Proteste blieben erfolalos. Daher -- cit die deuishe Heeresverwaltung im Februar dieses Jahres zur Vérgeltung. Eine Anzahl englisher Kriegsgefangener wurde in die Feuerzone übergeführt und dort den gleichen Bedingungen unterworfen wie die friegs- gefangenen Deutschen hinter der englishen Front. England war diese Gegenmaßregel vorher angedroht und gleichzeitig mitgeteilt worden, daß fie in Kraft bleiben würde, bis alle deutshen Kriegsgefangenen mindestens 30 km hinter die Front zurückgenommen würden, wo sie nicht mehr durh deutsches Feuer gefährdet sind.

Wie amtlicherseits durch „Wolffs Telegraphenbureau“ mit- geteilt wird, hat die Gegenmaßregel ihren Zweck er- reicht. Die englische Regieruna hat die deutschen Forderungen erfüllt und erk‘ärt, daß die Nückführung allec deutschen Kriegs- gefangenen auf 30 km hinter die Front nunmehr beendet sei. Daraufhin veranlaßte die Heeresverwaltung, daß auch die englishen Kriegsgefangenen auf mindestens 30 km hinter die Front zurückgefährt werden.

Nach dem Poldhu-Bericht vom 14. Juni hat der Atlantic- dampfer „Kroonland“, der am 14. Juni in New York ein- traf, gemeldet, daß am 15. Mai ein großes U-Boot an der irischen Küste gerammt und gesunken sei. Wie durch „Wolffs Telegraphenbureau“ mitgeteilt wird, kommt ein deutsches U-Boot nicht in Frage; alle am 15. Mai an der irischen Küste in See gewesenen deutschen U-Boote sind wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt.

Nach längerer Zwischenpause sind in den leßten Tagen sechs Schiffe der belgischen Hilfskommission mit Lebensmitteln für Belgien in Rotterdam eingetroffen. Eine größere Anzahl von Schiffen war schon seit längerer Zeit fällig. Nach einer Mliitteilung des „Wolffschen Telegraphen- bureaus“ ist ihre verspätete Ankunft und die dadurch verursachte Verzögerung der Zufuhr von Nahrungsmitteln nah Belgien, wie festgestellt wurde, darauf zurückzuführen, das etwa 20 Schiffe der Hilfskommission durch die Engländer in Halifax festgehalten worden waren. Den Bemühungen der Proteftoren des Ernäh1ungswerks ift es gelungen, die Freigabe der Schiffe zu veranlassen. Durch die Ankunft der sechs Schiffe in Notter- dam ist für die allernächste Zeit eine empfindlihe Knappheit an Lebensmitteln in Belgien behoben worden, die infolge der durch die Festhaltung der Schiffe durch England verursachten Verzögerung der Zufuhr zu einer allgemeinen Herabseßung le N Brotration für die belgische Bevölkerung zu sühren rohte.

Die Anïfunft weiterer Schiffe wird in den nächsten Tagen erwartet.

Vayern.

Seine Majestät der König von Bulgarien ist mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Cyrill sowie dem Ministerpräsidenten Rados- laworw gestern vormitiag zum ersten offiziellen Bisuch in München eingetroffen und auf. dem: Bahnhof von Seiner Majestät dem König Ludwig, - mehreren bayerischen Prinzen, sämtlichen Ministern uad Vertretern der Staatse- und Stadtbehörden empfangen worden. Nach herzlicher Begrüßung und gegenseitiger Vorstellung der Gefolge fuhren die Majestäten und hohen Herrswasten durh die fahnengeschmüdckten Straßen, in denen die Garnison Reihen bildete, nach der Residenz. Jm Kronsaal des Hofgartenbave wurden Seine Majestät der König von Bulgarien und seine Söhne von Jhrer Majestät der Königin und allen Prinzessinnen bewilllommnet. Miitags fand in der Residenz Tafel siatt.

Seine Majestät der König Ludwig empfing im Laufe des gestrigen Nachmittags den bulgarischen Minister- präsidenten Nadoslawow in Uudienz.

Meeklenburg-Strelitz.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog vollendet morgen sein 85. Lebensjahr.

Oefterreich-Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus wählte gestern den_ ischechishen Soziatdemolzraten Tusar zum achten Vize- präsidenten und seßte sodann die exste Beraiung des vor- läufigen Haushaltsplans fort.

Lout Bericht des „Wolffshen Telegraphenbureaus" erklärte dec Abg. Wolf (Veutsh-Nabikal), daß die Deutschen das Pariament wünschten, jedo der Ansicht scien, baß gewifie Voraussetzungen für die Arbeitstähtgkcit des Hauses gesckoffen werten müßter. Der Medner befämpste die Idee des Eöhmischen Staaterechts, das eln für álle Val abgetan sein müßte, und verlançcte eine Neuozdnung dex Vei- hältntfie in Böhmen und tin Oesterreich im Sinne der deutschen For: derunigen, die aber nur im Wege von Oktiro!s geschaffen werden Iönve. Er wandte sih gegen des Schlagwort „Frieden ohne Anvexionen und Entschädigungen“ und exkläte: „Es darf nur ein folŒer Frieden geschlossen werden, der dauernd ist und uns noch außen dur entsprechende Regelung unserer Grenzen die Sicherheit bietet, baß wir und das Deutsche Reih uns auf neuem, agri- kfulturellem, jungfiäuligem Boden das erzeugen fönney, was im Lande zur Versorgung der anwalsenden Bevölkerung schlt.* Der polnit@e Scezialdemokrat Dazynski kritisierte scharf die gegenwärtigen Zustände in Galizien, rühmte den Heldenmut der polnischen Legionen und erklärte, er set ter legte, der nviht ofen mit größter Dankbarkeit der Kämpfe und der blutigen Opfer aller Volkéstämme ge- dâchte, die för die Befreiung Polens vom russishen Joche gekäwpft hätten. In Besyprehung der Krakauer Resolutton, betreffend tas unabhängige Polen, erklärte der Redrer, tas Verlangen nah einem Zutritt zum Meere bedeute den Zugang dur ein Stück l'analtfierter Weichsel zum Hafen von Danzig, und fragte, ob es niht im Juteresse Deutschlands liegen würde, die Bedeutung Danzigs zu heben und ihm ein riesiges Hinterland zu \{chafffen. Bei Er- wähnung des Verbällnisses der Polen zur Krone sagte er, die Polen berlören vit die pofnung, taß das Wert des Kaisers in Krakau, haß er fie verstehe, eiwas bedeute. Nicht aus Dankbarkeit, sondern aus Etkenntyis ter geweinsamen Interessen |preche die Resolution davon, daß Polen danernd mit Oesterreich vorgehen wolle. Der Redner wünscht, daß sich recht bald eine starke ziel- berwußte polnishe Regierurg und eine wiiklihe Vo'kevertretung im Köntgreih Polen bilde, bespriht {lie ß!ich die StoXholmer Konferenz und begrüßt hierbei das Wiedererwahen des internationalen Ge-

| dankens,

er ristlih-foziale Abgeordnete Mataja gedachte dank

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bar der lauserd’aden Brmüßungen tes Popfles um dstn Fr'eden vnd um tie Besserung der Lage der K-'iegsgefan, eren und Interrierten wnd sprach den Anmegein und Fö:dzern per Konferenz in Zürich, wo sich Kalboltifen verschiedener Siggien im Februar zusammengefunden hâäiten, um Lten Fitedent, willen zu bekunden, wärmsten Dark aus. Der Abg. Reizeg (wid) brate Beschwerden bezüglich der Behandlyng der Juden vor deren Staa!streue er hervorhob. Der Redner forderte den Lardet:- verteidigur gêminister auf, gegen die Verdächtigungev, taß die Juden miiliärsheu vnd Drückeberger seien, im Namen der Wahrheit erergish aufzutreten. Der Abg, Hruban (Ti@eche) sprah de-m Monarchen für die Heranziehung der Voltsvertreier zur Mit, arbiit seinen Dark aus und hob dankbar die Bemühungen des Monc:chen vm einen gerechter, ehrenvollen und tauerzd-n Frieden hervor. Gr erflärte, das tschechiiche Voik wolle Oesterreich und halte zu Oesterrei. Es wolle treilih s.ine weit: ste Se!h, ständigkeit urd Selbstbejtimmung, tedoch uur im Rahmen der Monarchie und unter dem Zepter H-:vöburgs. Der Redner sprah die Hoffvung aus, daß Tichehen urd Deutiche zu einer Einigung ge- lanyen werter. Der Pole Gladinsfi beschwerte sih gleichfalls über das Regiment tin Galizien wäßrend des Krieges. Dex Ftalienex Bugatto trklär!e, jofera de Vestretung der süd, stavishen Poliuk darauf abziete, arch von Jtalicnem bewohnte Gebiete der Véono' hie einem südstavisden Staatskö1pe; arzu- gliedern, werde dies bet den Vertretern der ttalieni)chen Bevölkerung auf dn entchiede: sten Widerftard soßen, da avch diese für ibr Bolk cin Recht tec Mitb:stimmung über ihr eigenes Shicsal beanspruc:n. In Besprechuna ter Friedenetprobleme erklärte der Redner, ale Nationen ter Welt müßten die Frieder8besirebungen des Pavstes unterstüßen, @r \{chloß mit dem Wunsche, daß dem t'alienischen Bolke ein bescheidener, aber ehrenvolzr Play im Schoße dec ge» festigten österreihisen Familie gegönnt werde. Der deutswe Sozial- demokrat RNeuner verlangte cire gewisse verfassungsrehtiihe Siche- rúng der naticnalen Existerz der Veuishen im ganzen Reiche und tiat im Junteresje der U beiterklafse für das aligemetue, gleidze Wahl- ret in ben Landtagen und Gemeinden etn.

Jn der gesirigen Sißzung stellte der Abgeordnete Wilhelm Neumann folgenden ResolutionS8antrag:

Das österre chsœe Ab. eo1dnetenhaus, tn dem Vertreter aller Nölker des Reichs zur verfafsun 8mäßigen Arbeit vereint sind, erhebt Einspruch gegen die Vergewaltigung der Rechte eines Volks, die nter Führung der britisWen Tyrannet auf der griecht) chen Halhb- injel vor sich geht. De s{chma@&volle plarmößige Er- niediigurg des helleniscen Voikes, tas in ter erzwurgenen Abdankurg scines heldenhatîten verfafsung!mäßicen Führers den \chär!sten Autdruck fand, stebt ira offenkundigen Wider- \pruhe zu dem voa England und feinen Verbündeten so oft er jlärten Eintiéten für das Selbstbestimmungsreht der Völker. Das öslerreichiide Abgeordnetenbdaus spricht die ti: fste Entrüstung aus über die UnterdrüCunz des verfafswasmäßtgen Nechts des hellenisen Boikes durch die impertolinisden Pläne Englands und fseinec Ver- bünditen und erklärt, daß die Gecner der Mittelmächte infolge thres Borgehens gegen das Heller envolk, dessen einstige Befretungekämvfe die Begeisterung ganz Guropas crweckten, nit berufen find, si weiterhin irgendwie als Ynwälte der Freiheit und Demoktratie auf- zujpieler.

Der König, der vorgestern in Budapest eingetroffen war ernannte gejiern, wie „Woifss Telegraphenbureau“ meldet, auf Vorschlag des neuen Ministerpräsidenten Grafen Moriß Ester- hazy folgende Mitglieder des Kabinets: Minister des Jnnern Gabriel Ugron, Finanzminister Dr. Gustao Groß, Handelsminister Graf Bela Serenyi, Unterrichtsminister Graf Albert Apponyi, Juslizminister Wilhelm Vazsonyi, Minister am Hoflager des Königs Graf Theodor Batthany, Mimster für Kroatien Graf Aladar Zichy, Honvedminisier Feldmarschalleutnant Alexander Szurmay. Der König empfing am Nachmittag die scheidenden Minister in Abschiedsaudtienz, nahm die Vereidigung der neuen Kabinettsmitglieder vor und reiste hierauf ab.

Das Amtsblait veröffentlicht ein Königliches Hand- schreiben an den scheidenden Ministerpräsidenten Grafen Tisza, in dem der König für dessen mit Hingebung, Eifer und Aufopferung unter schwierigen Verhältnissen geleistete ausgezeichnete Dienste seinen wärmsten Dank und seine volle Anerkennung ausspriht. Ferner werden die Verleibung von hohen Ordens8auszeichnungen an die scheidenden Minister und die Ernennung der oben gemeldeten neuen Minister befannt- gegeben.

Großbritannien und Frland.

Jm Unterhaus erklärte Lord Robert Cecil in Be-

antwortung einer Anfrage, daß folgende Staaten die diplomatishen Beziehungen zu Deutschland abge- brochen haben: Rußland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Serbien, Montenegro, Japan, Portugal, Jtalien, Rumönien, die Vereinigten Staaten, Kuba, Panama, China, Brcasilten, Bolivia, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Liberia, Haiti und San Domingo. Von den genannten Ländern be- finden sich die ersten 13 (Nußland bis Panama) im Kriegs- zustande mit Deutschland und müssen in dieser Hinsicht als im Bundesverhältnis angesehen werden. Darauf teilte der Staatssekretär des Jnnern Cave die lezten Berichte über den Luftangriff mit, denen zufolge 104 Personen getötel, 154 {wer verletzt, 269 leiht verlezt find. Der Finanzminister Bonar Law gab bekannt, daß der Präsident des Local Government Board Lord Rh ond da zum Lebensmittelkontrolleur ernannt ift.

Die amilien Verlusilisten in den englischen Blättern vom 7. und 8. Juni enthalten die Namen von 168 Offizieren (32 gefallen) und 7750 Mann.

Fraukreith.

__ Bei Eröffnung der Dorgent gen Sipung der Depu tiertenfkammer erschien der amerikanische General Pershing in der Diplomatenloge an der Seite des ametrikanischen Vot: schasters Sharp. Die Kammer bereitete dem General eine be- ge Kundgebung. Darauf bestieg der Ministerpräsident

ibot die Tribüne und erklärte, er werde der Kammer die von der Regierung geshuldeten Erklärungen über ihr Vorgehen in Griechenland geben. Nachdem der Minister- E daran erinnert hatte, daß die Shußmächte nach dem

terirag von 1864 verpflichtet sind, eine verfassungsmäßige Re- gierung in Griechenland sicherzustellen, sagte er laut Bericht der „Agerce Havas“:

Feankrech und England t!mmten vollkommen darin überein, daß die verfassung?mäßige Wahrheit verleßt worden war. Der König Konstantin konnte ait damit beauftragt werden, fie wteder in Kraft zu feßen, vnd ein neuer Versuch würde vergeblih gewesen cin. Die Swchuhßmächte waren darum gezwungen, einzuschreiten, um die griech|ische Verfassung threm wahren Geiste nah wiederherzustellen. Miibot rühmte sodann Venizelos (Beifall) und Fonnar!, der von Frank1eich, England und NRußlany auserwählt worden set, s{tlderte kurz das Vorgehen dér französish-englishen Truppen in Thessaliea und le- rihtete dann, wie Jonna1t in Salamis mit genügend starken Streit4 kräften eintraf, um dem Worte Frankreichs Achtung zu verschaffen, das die Ermordukg, seiner Seeleute niht vergessen konnte. Lec Ministerpräfident- G ‘die von Jonnart empfangenen Depeschen, in

y A N

dieser erklärt, wie er die ibm erteilten A.firäze augesüh:t denen ferner, wie er bet Zaimls vorgegangen sei, may die üb- baby Und 5 Königs zum Ergebis batte: ,D'eses Ergebnis", sagte Meno ‘hat ia der gan/ea Welt den kisten Etndruck gemacht. Aonpart zeigte, daß die Verbündeten, wenn sie eng verbunden sid, in I ad, thre Verpflihtungen einzuhalten niht nur gegenüber der igen Griechenland, sondern au g-g-nüber alen Vöhter, A schliezlih, daß das b-ste Mittel, die Unveishämtheit nieder- un rfen und die deutschen Wiandver zu bekämpfen, darin besi: h-, mit lnschlossenheit vorzugehen.“ Gine andre Stärkurg, fuhr Mibot fort, omme von den Vereinig!en Staaten. Gr begrüße den Seneral Pershing und den amerikanischen Botschaft-r Ska1p.

Golf von Paris mit scinem in allen Logen so sihzen Taitiakt hahe verstanden, daf: es eines der grcßen Ereignisse der Ge- shidite gewesen sei, a!s die Vereinigten Staat.n in Europa auf den Sóauplay getieten roûren, viht aus Gbrgetz und aus Greberunge- suht, sondern aus dem Geiste der Gerechtigkeit heraus. Ribot rief oh den Beifall der Kammer hervor, als er der Botscbaft des Präsi- denten 9Rilson an die ruisisde Regtierurg mit den Worten gedachte: (s handelt siŸ niht um Eroberung, sondern um Wiederher stellung ind Befreiung - der unterdrückten Völker. So wird die el'af- lothringisde Frage mit dec größten Gewissenhaftigke:t bc handelt. Etenso edel wird die Fiage der Wicdergutmachurg gestellt und ekber- falls die der Séaffurg einer Veretuigung der Nationen. (Lebha}ter Beifall.) Das sind Greignisse, die geeignet sind, uns aufrecht zu er- halten und zu stärken, falis wie uns niederdrüden lassen förnten. (Phlreiche Nufe: Das ist nit zu befürh'en.) Der Präsident Wilson hat die Frage gut gestellt und wir find alle cinmütig in unserer Ant- wort an ihn. Nein, wir werden nidt nochgeben und wir werden siegen!“ (Lebhafter Beifall auf allen Bänken.)

Nach dem Ministerpräsidenten berichtete der Justizminister Viviani zunächst, wie sich die französische Abordnung in dgn Vereinigten Staaten dort ihres Auftrages erledigt uld welch warmen Empfang sie gefunden habe. Er sagte:

| Kn Amerika bewunde1xt man nit nur den französishen Mut. Mas mon vor allem bewunde1t, das ift die Ruhe und Gelassenheit, nft der Frankreich die grausamsten Schläge h!nnimmt und erwidert, Ja Chicago sagte mir ein amerikanischer Beamter, daß Amerika dié Sache F'ankreihs bis zum leyten Monn und bs zum [eten Dollar unterslüßen würde. Ameaita is mit dem Gédanken in den Krieg eingetreten, daß ets keinen Frieden ojne Sieg gibi. Das muß avch unser Gedauke seir. 4merifa wind bis zum äußersten gehen, indem es urs eine dauernde Meta: beit [Tcistet. Wie Ribot erklärt hat: Man muß siegen oder sih ur t:2we1fey. Die Pflicht is heute tiafach und trazisch. (8 beißt, tis zum Ende kämpfev, weil wir nit eiren faulen Frieden annetmen könnten, ohre die Söhne unserer Söhre dem nächsten Massenopfer au2zuschen. (Lebhafter Beifall.) Die amerisanische Amee bringt uns ihre dauernde Hilfe. Versiedener Rubin wird unter verschiedenen Bannern geerntet. Alle freien Völker stehen auf- recht ta. Es wird keinen Frieden geben, solange diese blmige Auto- katie besteht, der wir bereits fo füblbare Streiche versegt baten. Sie werden den Weg der Pflicktt schreiten. Sie besteht einfach darin, bo: allem Männer zu fein. Wir werden bis zum Ende gehen.“ (Lang- aabaltender Betfall.)

Zahlreihe Abgeordnete forderten den öffentlihen Anschlag der Reden Ribots und Vivianis, der durch Handaufheben unter großem Beifall beschlossen wurde. Die Kammer begann darauf mit der Beratung der vorläufigen Haushaltszwölftel.

Bei G1ör1erung der etgentlicen Kriegskuedtte verlangie ter Abg. Brizon für die Soldaten Unteidrückung von St1afen, Verbesserurg ter Nahrung, Auszahlung der Scbüter grabenentichäd'gungen, mehr lilavb nd Heimsendung älterer Iahretklafsen. WBrizon tadelte die B-shlüsse Ribots, was Pro!esirufe ‘auf der M* brzabl der Börke, uêgerommen denen der Linken, heazvortief. Der Präsident Dedchanel rief B-.izon zur O1dnung, der hierauf Frieden um jeden Preis forderte. Derchonel erwiderte, és sei verwunderli®, deß ein Abge- odneter sid so &ußern kör ne, und bat die Abgeordneten, den Worten Biui;ovs nit allzugroße Bedeutung beizulegen.

__ Die Kammer nahm sodayn durch Handaufheben den Artikel über die eigentlichen Kriegsfredite an. Ein Zusaßantrag, wo- nah der Krieas\sold nur Frontoffizieren ausbezahlt werden soll, wurde nah längeren Ausfühnungen an den Budgetausschuß zurückgewiesen. Gegen Ende der Sißung forderten mehrere Abgeordnete, daß die Jnterpellationen über die Offensive vom 16. zum 20. April in einer der nächsten Sizungen be- sprohen würden. Der Kriegsminister Painlevé wünschte, daß ihre Besprehung in etwa vierzehn Tagen stattfinden solle. Die Kammer nahm seinen Vorschlag an und seßte die Debatte auf

den 29, Juni fett. Nuf;land.

Nach eîner Meldung der „Petersburger Telegraphen- Agentur“ hat der geschäftsführende Ausschuß des Arbe1ter- und Soldatenrates als Antwort auf den Brief der Minister Thomas, Henderson und Vandervelde eine Erklärung über das Programm der von dem Arbeiter- und Eoldatenrat geplanten internationalen sozialistishen Versammlung veröffentlicht, in der er darlegt, daß die russische Revolution die dringende Notwendigkeit eines Friedens\{!usses und einer Vereinigung der Arbeiterschaft aller Länder zu diesem Zwecke bewiesen babe, und war eines Friedens ohne Annexionen und ohne Entschädigungen, entgegen den Bestrebungen imperialistisher und militaristischer Kreise. Die Versammlungsmitglieder würden sich nah Ar- erkennung des Selbstbesiimmungsrechtes aller Völker mühelos über die Zukunft Elsaß-Lothringens und anderer Gebiete einigen und über die Höhe der Entschädigung für die vom Kriege ver- wüsteten Länder Belgien, Polen, Galizien, Serbien usw. ver- \ndigen, die nichts mit einer Entschädigung gemein habe, wie man "e einem besiegten Lande auferlege. Was die Bedingungen für die Uilnahme an der Versammlung angehe, so verlange der Arbeiter- ind Soldatenrat von niemandem einen Verzicht auf eine bisher befolgte Politik, halte aber auch ‘eine Verpflichtung, irgend- welhen in Aussicht genommenen Beschlüssen hon vor Beginn der Konferenz zuzustimmen, für unnötig ; die Versammlung der Sozialisten könne nur Erfolg haben, wenn ihre Teilnehmer nch nicht als Vertreter von kriegführenden Parteien, sondern als Vertreter einer einheitlichen Arbeiterbewegung für das ge- meinsame Ziel eines allgemeinen Friedens betrachteten.

…__— Die Stadt Kirsanoff in der Provinz Tambow hat "ih, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, zur selbständigen Republik erklärt. Bei einem Kampf zwischen den Bürgern nud den Vertretern der Vorläufigen Regierung wurden acht vetsonen getötet und viele verwundet. Der Präsident von Kirsanoff, Frunino, wurde festgenommen.

Schweiz.

In Ankehnung an den Beschluß des Nationalrais und emäß dem Antrag des Bundesrats hat der Ständerat der „S(hweizerishen Depeschenagentur“ zufolge beschlossen, den ver- iedenen Petitionen, durch die der Bundesrat ersucht werden lollte, die Initiative zur Herb ALYBER A eines Friedens N ergreifen, nicht Folge zu g, da die Schweiz augen- liflih niht in der Lage sei, die Vermittlung mit irgend welchen Aussichten auf Erfolg anzubieten,

Dänemark.

__ Der ordentlihe Haushaltsvoranschlag. balancieit mit 675 Millionen Kronen. Wie die „Berlingske Tidende“ mit- teilt, ist im oußerordentlichen Budget eine Forderung von 24ò Millionen Kronen enthalten, die für militärishe Maß- nahmen bestimmt ist. Die Pläne für den Bau eines Frei- hafens in Stocckholm werden jet veröffentlicht. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 20 Millionen Kronen; für die Durchführung ist ein besonderer Ausschuß eingeseßt.

__— Die konservative Reichstagsgruppe hat vor- gestern beschlossen, dur ihren Vertreter in der Regierung, den Minister NRottböl, an den Ministerpräsidenten Zahle die Auf- forderung zu richten, veranlassen zu wollen, daß die \ozial- demoïratishe Partei in der Regierung durch eine andere Persönlichkeit vertreten wird, als durch den Minister Stauning. Gegen den leßteren sind in jüngster Zeit ous fonsfervativen Kreisen wegen seiner Tätigkeit im Interesse des Friedens, wodurch er nach Ansicht dieser Kreise die Neutralität Dänemarks gefährde, heftige Angriffe gerichtet

worden. Griechenland.

Nach einer Havasmeldung haben sih der König Kon- stantin, die Königin Sophie, der Kronprinz Georg, der Prinz Paul und die Prinzessinnen-Töchter am Donnerstagvormiitag nah Tarent eingeschifft.

Das Kabinett hat, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, einen Amnestieerlaß für alle politische Vergehen ausye- arbeitet. Amtlich wird mi geteilt, der Oberkommissar Jonnart habe der Regierung bekanntgegeben, daß die Waren, die bei Salamis festgehalten werden, sofort ausgeführt werden sollen. Alle Schiffe nach dem Piräus mit Getreide und Kohlen haben Auftrag, ihre Neise fortzuseßen.

Amerika.

Der Präsident Wilson hat vorgestern in einer großen patriotischen Versammlung in Washington eine Rede ge- halten, in der er das amerikanische Volk darauf hinwies, daß Deutschland, nachdem es den größeren Teil seines direkten Eroberungsplanes ausgeführt habe, jeßt einen neuen Plan betreibe, nämlich die „Friedensintrige“, und daß die Ver- wirklihung der Kriegsziele Deutschlands gegebenenfalls die Ver- nihtung der ganzen Welt bedeuten müßle. Darauf fuhr der Präsident dem „Neuterschen Bureau“ zufolge fort:

Wir wissen jeyt klar, wie wir es {on wußten, bevor wir uns selbst am Kriege betctiigten, daß wtr nicht die Feinde des deutschen Volkes find und dieses Voik nicht un)er Feind (ft. Dleses Volk hat diesen ob\&eulthen Krieg nicht vean]aßt oder gewünscht, und auch riht gewünst, daß wir in ihn hineivgezogen werden jollten; und wir sind uns dunkel bewußt, daß wir seire Sache verfeh|e», eben !)owohl wle unsere eigene, was es eines Tages selbst einsehen wind. Der Krieg wurde pon den militärisden Gewaitbabern Deut)clands begonnen, die sich au als Gewalthaber Oesterreih-Ur garns erwiesen. Sie bet:achteten die Nationen nur als tienstbare Etrrichtuvgen, diesieenwederdunchGwalt oder dur List beugen oder für ihre Zwecke bestehen könnten. Sie betrahteten insbesondere die fleinen Staaten und die Vö.ker, die mit Gewalt von ihnen überwälttgt wer: en konnten, als hie natürlien Werkzeuge ihrer Herr|chaft. Ihr Plan war, einen Gürtel der deutschen militärischen Macht und der politischen Herrschaft quer dur die Mitie Guropas und über das Mitteliänduche Meer hinaus in das Herz von Asien zu ziehen, und Or sterreih-Ungarn war hierbei ebenso ihr Werkzeug, wie Serbien, Bulgarien und die Tufii, Dieser Traum hat sein Herz in Berlin. Er verwarf den Gedankin der Zujammengçehörtgkeit der Rasse vollkommen. Die Wahl der Völkei \ptelte keine Rolle in der geplanten Zusammenihweißung der polt- ti hen und Masseneinheiten, die nur durch Gewalt zusammen- gehalten werden tonnten. E8 ist nicht leiht, den Eifer für den rieden, der j t von Verlin kundgegrben wird, zu verjteher, Vom Frieden ist in Veutschland sett einem Jahr oder mehr die Rede, nicht von einem Frieden aus eigenem Willen, sondern auf Veranlassung der Nationen, denen gegenüber es jeyt der Ansicht ist, tm Vorteil zu setv. Dicse Megierung hat außerdem roch andere wertvolle Pfänder in ihren Händen, sie besigt einen wertvollen Teil Frankreichs, obwohl m't langsam ershlaffendem Griff, und so gut wie ganz Belgien. Jhre Aimee drückdt hart auf Nußland. Diese Regierung kann nicht weiter gehen und wagt nicht zurüdzugebev. Sie wünscht das Geschäft atzuschließen, bevor es zu spät ist, und fie hat nur noch wenig anzubieten für das Pfund Fleis, das fie fordern wird. Die militärischen Gewalthaber, unter denen Deut|\chland blutet, sehen sel,r kiar, bis zu welchem Punkte sie das Schidal cgebrackt hat. Wenn sie zurückgehen oder einen Zoll weit zum Rückzuge gezwungen werdey, so wird ihre Macht im Julonde und im Auslande in Stücke b. (cher. Jept denken sie mehr an ie Macht im Innern als an ihre Macht im Auslande. Tiefe Furcht ist in ihre Herzen eingezogen. Sie baben nur noh den cinen Weg, ihre milie Mot dauernd aufre@t zu erhalten und thren teherrschenden politi)en Einfluß zu behoupten. Wenn sie den Fueden j gt er- reihen könrntn, mit dem unçceheuren Vorteil, den sie noch in Händen hoben, tann werden sie sich ver dem teuticken Volke gerechtferti,t hoben, dann werden fie mit Giwalt gewonnen baben, tas sie hierdu!ch zu cewinren versprachen, nämli die giwaltige Autdebnung der deutschen Macht und die gewaltige E weiterung der Mög!ichkeiten für die deutshe Industrie und für den deutschen Hondel. Wenn es ibnen vit gelingr, wid sie ihr Voik stürzen, Wern sie Grfolg haken, ist Deut\chilend und die Welt veilorev. Wenn sie Miß-rfolg haben, ist Deut|ch!and çereitet und die Welt wird Fucden haden; und die Welt kann sih für den Frieden zusammenschließien und Deutschland kann der Vereintguvg beitreten. Verstehen Sie nun die neue Friedentintrige und weshalb die Herren Deutschlands nit zögern, jede Lältgleit anzuwenden, die den Erfolg ver- ipricht, ten sie ersireten? Die Täuschung der Naticncu? Jhr aucenbiicklihes besonderes Ziel ist, alle die zu täuschen, die in der garzen Welt für tie Rehe dr Völker und die Selbst- regierung der Nationen eintreten, denn sie seben ein, welch riesige Stärke die Kräjte der Gerechligfelt und des Liberalièmus aus ttesem Kriege ziehen. Ste benuyen Liberale bei {hren Unternehmungen, Sotaid sie einmal Erfolg baben, werden diese Männer, die jut hr Werkzeug sind, unter der Wucht des aroßen mili:ärischen Reiches zu Stoub zermohlen werdey. De trussishen Revolutionäre werden von jeter Hilfe und Mitaibeit Westeuropas abgeschnitten werden und eine Gegenrevolulion wird ge}ördert und unterslüpt werden. Deutsch- land selbst wird die (elegenheit, fret zu werden, verlterevy, uud ganz Eurcpa wird \sich ‘für den näcslen endgültigen Kampf dewaffnev. Die unheilvole Intrige wird in unserem Lande nit wentger tätig betrieben wie în Rußland und allen Ländern Europa#, in denen die Agenten und die von ter Kaiserlichen Megierung Betörten Zutritt haben. Jene Re- gierung hat hier viele Fürspreher, sowohl in hohen wie in niederen Stellungen. Ste haben gelernt, Zurückhaltung zu üben. Sie holten sich innerbalb der Geseße, Sie erklären, daß thre Herren liberale Ztele verfolgen, und sie sagen, daß dics ein auswärtiger Krieg ist, durch d-en Amerika keine Gefahr drobt, weder was sein Gebiet noch was seine Einrichtungen anbetrifft, Sie stellen Ergland in den Mittelpunkt der Bühne. Sie reden vcn Englands Eh'getz, seive wirtichaftlihe Herrschaft in ter ganzen Welt geltend zu mochen. Ste rufen unsere alte Uekerlieferung des Alleintiehens an und versuchen, die Regterung dur folshe Loyalttätserklärungen gegenüber ihren

Welt bkn t. De bemanken?wertete Tatsaße, die weit über allen anderen steh, tit die, t dies eia Sampr der Bölfer für Fri bei, Rei ujid-Selbiiregter-n3 bei alé Nationes rer Wet ist. Ein Kies, dinch den in dir-Weoit Sich2rbeit (e)chaffer werden ielt für alle Völker, de ouf 1hr leber, mit zns{luß des deutscher Volk: Wir taten die Wahl, alle diese HeuHelet und Mazuerung 1ohec Gewalt zu tw ckbr-chen und mi?zu1helfem, Die Welt zu befretev, oder abér set'ab zu st:-hen und zuzul v, Daß Fie nur dur tas. Gewicht dec Waffen und willkürliche *Véaßycabrmnen von f:1bft ein1esegten Her ea ter Nation, die die grêßtea Armeen und unwiderstehiid ster Rüstungen aufrechterholten fonn, bebercfchbt wirt. Für uns gab es nur eixe Wahl. Wir haben fie getrcfer, und wehe dem Yéann odec der Giuppe von Mênnerr, de uns in Den Weg tret:n wollen am Tage des En!|ck(!uf}- 6, an tem jer Sur Dsag, dey urs teuer ift, zu verteidigen und zu sichein ist für die-Me ttaxnrg der Nation.

- Der amerikanishe Senat Hat vorgestern nach einer Meldung des „Matin“' das Geses angenommen, das dem Präsidenten Vollmacht über die amerifanische Ausfuhr gibt. Ferner wird der Präsident die Kontrolle über die Handelsscchife aller Staaten aus üben. Kein Schiff wird künftig ohne besondere Er- slaubnis die Häfen der Vereinigten Staaten verlassen, noch Waren ausführen können. Die augenblicklich in Häfen der Vereinigten Staaten liegenden neutralen Schiffe, die aus Furcht vor deutschen U-Boocten nicHt ausfahren, müssen die Schiffahrt sofort wieder aufnehmen oder die Häfen der Vereiniaten Staaten verlassen. Wilfo1t beabsichtigt, wie das Blatt behauptet, das Geses in ganzer Schärfe anzuwendew und besonders die Ausfuhr an Die Neutralen Europas, die unter der einen oder der anderen Form Deutschland ver- proviantierten, \chärfsiens zu überwachen.

Die „Morning Post“ erfährt aus New York, daß die neutralen Länder in Zukunft erst Dann Waren aus den

¿Vereinigten Staaten werden beztehen können, wenn die

Erfordernisse der Verbündeten gedectt sind. Die Neutralen werden die Ladungen in ihren eigenen Schiffen befördern müssen, und wenn die Umstände es erfordern, werden neutrale: Schiffe gezwungen werden können, auf Der Ausreise einen Hafen der Verbündeten anzulaufen oder, rmoenn dies im militärischen Interesse der Vereinigten Staaten für geboten erachtet wird, eine Rückfraht für einen verbündeten Hafen mitzunehmen.

Der Präsident der Amerikanischen Arbeiter- vereiniguna sandte eine Depesche an den Veitreter der organisierten Arbeiter bei der amerikanischen Abordnung für Rußland, in der er, wie das „„Meutersche. Bureau“ mit- teilt, sagt:

E für die Amerika in ten Krieg eingetreten ist, war dle Sicherheit der Grundsäße der Demokratie für jedes Land fowie die Notwendigkeit für alle Völker jedes Landef, ob groß oder klein, ihr eigenes Leben zu leben und nach ibrer etgenen Bestimmung zu arbetten. So schr wir cu den #Frieren wünshen, so follte doch feine treufose Na1ton die Oberband gewinnen. Die Welt kann nicht länger eine halbe Autokratie over eine Halbe Demckcatie ertragen. Entweder trie eine oder die andere wird otfieaen, Die amerikanischen Arbeiter werden für die Vernihtung der Zutokiatie und die fiegreiche Aufrichtung und Erhaltung ter Demokratie kämpfen. :

Der niederländishe Dampfer „Frisia“ mit dem deutschen Gesandten Pauli an Bo:d, dem die Verbündeten freies Geleitzugestanden haben, ist der, Daily Mail“zufolge bei Montevideo von einem englischen Kreuzer angehalten worden, der Gepä und Ladung untersuchte. Hierauf Fuhr der Dampfer nach Santos weiter und setzte am 11. Juni Die Reise nah New Yo1k fort. Englishe Kreuzer folgten ihm.

Kriegs8nahri{ten.

Berlin, 15. Juni Abends. (W. T. B.)

Jn Flondern Feuertätigkeit wechselnder Stärke. Jm Artois sind morgens bei Loos und Bullecourt englische Angriffe gescheitert.

Sonst keine besonderen ESreigni}se.

An der flandrischen Front bedurfte es eines großen englischen Angriffs, der am 14. Juni 8 Uhr 30 Minuten Abends einsezte, um die schwachen deuiihen Sicherungen, die vor der neuen Stellung zwishen Hollebeke und Waineton standen, an einigen Stellen etwas zurüczudränger. Nichts charakteristiert besser die Zähigkeit der deutshen Verteidiger 1:1D diegeringeStoßkraft der Engländer als die Tatsache, daß diese schwachen Sicherungen seit dem 10 Juni alle Erkundunasvorstlöße der Engländer ab- zuweisen und die neuen deutschen Ste ungen erfolgreich zu ver- \{leiern vermochten. Die Engländer Haben es durch eine sofort einseßende Propaganda verstanden, ihre Erfolge vom 7. maß- los zu übertreiben. Je mehr EinzelHeiten über die Kämpfe im Wytschaetebogen bekannt werden, desio geringer er- \heinen die wirklich erzielten englishen Erfolge und desto größer die gebrachten Opfer. Nur in einem Ge- lände, wie dem Wytschaetebogen, wo die Engländer in einer wasserundurchlässigen Tonshicht im größten Stile unbe- obachtet Minenanlagen vortreiben konnten, da die wasserhaltige Sandschicht der deutshen Stellungen ein Gegenminieren un- möglih machte, konnte eine derart umfangreiche Anlage aus- ebaut werden, ohne daß es der Gegner bemerkte. Demgemäß bo waren auch die Hoffnungen, Die die Engländer auf die Sprengungen und auf den Angriff setken. Uebereinstimmend berichten die Gefangenen von den riejigen Vorbereitungen, die sie überall hinter der Front gesehen Hatten, und nantcn diesen gegenüber das Resultat des fo woHloorbereiteten Angriffes fast fläglih, Ein Sergeant der 4. auftralishen Division, der in seinem Zivilberuf Rechtsanwalt ist. äußerte, er hätte diesmal fest an das volle Gelingen des Durchbruchs geglaubt. Zahl- reiche Gefongene äußerten, nur wenige von ihnen würden ein derartiges Feuer aushalten, rie es Die Deutschen im Wytschaete- bogen ertragen hätten.

Großes Hauptquartier, 16. Juni. (W. T. B.) Westlicher KriegSschauplaß.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Wieder steigerte sih die Kampftätigkeit an der flandri- \chen Front erst in den Nachmittags ftuuden. Starkes Feuer lag in Gegend von Hollebeke und wesilih von Warneton, wo ein englisher Angriff durch die zusammengefaßte Wirkung unserer Batterien niedergehalten wurDe.

An mehreren Stellen der Artols-Front kam es

M geo zu untergraben. Sie werden aber niht weit kommen. Shre Falshheit verrät fie überall, Diese Tatsahen find der ganzen

zu heftigen Kämpfen. Nach dern Scheitern der Angriffe