1917 / 240 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Oct 1917 18:00:01 GMT)

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Die Anerkennung

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erste, Erbsen, Weizen | |

Bohnen | | 3 | Müller Gutebesiger TöollsŒûs T n

B. Regierungsbezirk Mersebur. 5 | Ludw. Uhle Gutsbefigzer Cort b, wafer.

1 | Heine, F., Ortginalzuht- | Amtsrat | Annarode Mansfeld Gerste, ; erdebohnen.

2 ote f O E Amtsrat Ms llendos b. Mansfeld Weizen, Gerst E N Nes VS L Dresven Y ; etne, F., Originalzuht- mtêra endorf b. ans\e eizen, Versie, Tz ; Hafer.

f a n für Weizen, Peèansfeld Grbsen. 7 | Sshadraß Slaategut | Nie N | 9a!

1| Beplate Gutsbesißer Oldendorf I | Suderburg afer. i ; z

2 | Burmester Gutsbesißer Horn | Dahlenburg Le Ns 1 | Klahre | Rittergutsbesißer Ren M R d ti ie O

3 E S bherb Bi eee: On | Ae Roggen, Hafer, Oekonomierat A M Plteß- |

4| G. u. J. Dobderhau ergutspächter ngen | ngen afer. y S j

5 | Ebstorf M Gbfiorf | Ebstorf Dafer, 2 | Richard Kumack Sutsbesizer L bei Hafer.

au}ule | z z j Winterroggen

7 | Früdte utsbesißer aarstor | or er. h

8 | Fuhrlop Hofbesiger Mtelbed | Deutsch - Evern | Hafer. 4 | Oberlichteiau Gutsverwaltung Dre nt E

N Dent Sa A | Ges | ge ¡ wow) enke Zut3besitzer nste | or | Hafer.

Nichkamfklicßes,

Hande! und Gewerbe. (Aus den im Reichsamt des Innern gestellten „Nachrichten für Handel, und Landwirtschaft“.) Spanien.

NAusfuhrverbote. Durch etne in der „Gaceia de Madrid“ vom 7. September 1917 kundgema(hte Königli®e Verocdnung ist die Ausfuhr von. Olivenöl aller Art verboten wordey. Ferner ist vom 12. September 1917 ab die Ausfuhr von Teigwaren ywerboter. (SŸhweizerisches Handelsamtsblatt Nr. 215 vom 14, September 1917.)

Dänemar!?.

zjzusammen- Industrie

Neuordnung der Butterversorgung und Butter-.

ausfuhr. Werhardlurgen mit Vertretern des Meiereigewerbes und der Butterausführer haben zu etner Einigung geführt. Den

Ausführern ist die auzreihende Versorgung des einheimischen A e ermäßigten Preisen auferlegt worden. (Nah Berlingeke T dende.

— Der Jahresabs{luß der Gelsenkirchener GBußstahl- und Eisenwerke ergibt, laut Meldung des ,W. T. B.“, nah Dbwg aller Unkosien einen Gewinn von 9003902 # (Vorjabr 5 501 241 6) vnd nach Abzug der Abschreibungen von 3981 251 (Vorjabr 2002519 A) einen Reiagewinn von 5 022 650 „#6 (Vor- lhr 3498 722 M). Der Aufßchtsrai {chlägt vor, 25 vH wie im Vorjahr auf das erböbte Altienkapital zu verteilen. Auf neue Nech- nung sollen 526 912 46 (Vorjabr 445 437 A) vorgeiraaen wecden.

— Der Wirtscafisstab der Militärverwaliung in Numänten Ab- teilung X1Y Bukarest gibt, wie ,W. T. B.“ meldet, bekannt, daß die Stadtgemeinde Bukarest mitgeteilt hat, die Ginlösung der S Ing lGeine der Gemeinveanleihe vom Jahre 1395 werde demnächst beginnen. Gleizeitig wurde der „Verband zur Wah-

rung deutscher

nteressen in Rumänien E, V.* ersucht, in geeigneter |

)

Weise dem Hinterlande davon Kenntnis zu geben, damit die Inter- essenten {G melden. Die Zins\heine wären unmittelbar nah Bukaresi an die Abteilung XIV des Wirtschaftsstabes oder an den genannten Verband, Hauptstelle Berlin C. 2, Burgstraße 26, zu senden, damit da3 Weitere veranlaßt werden kann.

Börse în Berlîtn (Notierungen des Börsenvorstandet)

vom 9. Oktober yom 3. Oktober für Geld Brief Geld Brief E 4 b bé b New York 1 Dollor — — — — Holland 100 Gulden 3033 3034 304; Dänemark 100 Kronen 221 221 221 221f Schweden 100 Kronen 5 2461 2451 246} Norwegen 100 Kronen 222 222} 22: 2222 She 100 Franken 1522 153 1522 153 ens Budapest 100 Kronen 64,20 64,30 64,20 64,30 Bulgarien 100 Leva 807 817 802 811 Könstauti- \ nopel 100 Piaster 820,50 20,60 20,40 20,50 Madrid und Barcelona 100 Pesetas 130 131} 1304 1314

Der beutige Wertyapiermarkt zeigte eine feste und zum Teil recht belebte Haltung. Im Vordergrünte des Verkehrs star den versckziedene Jodusirièwerte sowie die von der Wiener Börse abhängigen Werte, die im Preise anzogen. Der Schluß war fest.

Kursberithte von auswärtigen Fondsmärkten

Wien, 8, Oktober. (W. T. B.) Ohne taß neue Anregungen vorlagen, nahn} die Auswärtsbewegung an der heutigen Börse eiue weitere stürmische Entwicklung. Oertlihe und Budapester Käufe in großem Umfange und Mangel an genügendem Angebot sührten eine |prunghaste Steigerung sowohl in Banken und Transportwerten wie auch in Industriepapteren herbei. Nur Bergwerks- und Nüstungswerte unterlagen einer Äbschwähung, Besonders hervorzuheben ist die er- bebliche Besserung der leitenden Bankwerte, der Staatseisenbabnaktien, ferner der S@diffahtrts-, Holz-, Maschinen-, Baumaterialien-, Dregén-,- Papier- und Chemischen Fabriksaktien sowie der türkishen Werte mit Ausnahme der Lospapiere. Die Auswärtsbewegung blieb bis zum Sélusse in Gelturg. Anlagewerte blieben gut behauptet.

_ Amsterdam, 8. Oktober. (W.T. N Ruhig. 5 9/6 Niedere läândishe Staatsanleihe 1003, Obl. 3°/ Niederländ. W. S. 7l1i, Königl, Niederl. Petroleum 569, Holland-Amerika-Linie 4714, Niederl.- Indische Handelsbank 2564, Atchison, Topeka u. Santa Fs 978, Rock Island —, Southern Pacific 914, Southern Nailroay 243, Union Zit 134, Anaconda 1484, United States Steel Corp. 1045 ranzösish-Englishe Anleihe —, Hamburg-Amerika-Linte —.

„Gewerbe- und Kaufmannsögeriht“, Monatsschrift des Verbandes deutsher Gewerbe- und Kaufmannsgerichte (Verlag von I. Heß, Stuttgart), enthält im ersien Heft des 23. Jahrgangs folgende Beiträge: „Die deutshen Gewerbe- und Kaufmanns- gerihte im Kriege“ von Muagistratsrat Qr. Landsberger ; „Zum H 9 des Hilfsdtenstgeseze8* von Magistratèrat von Schulz, —- Rechtsprechung deu!sher Gewerbe- und Berufungsgertte sowie deutscher Kaufmanns- und Berufungögerihte. — Verfassung und Verfahren: Gesegentwurf über die Ergänzung der Beisizer der Gewerbegerichte, der Kaufmann9gerihté und der Jnnungsschledögerlchte | ia E es ¿en es A I UTRE „Die Grebis | rveilneomers als Entlaffungögerund“ von Werle | afsefjor Dr. Ernst Eckstein, Dr 0

Zweite Beilage

zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staaksanzeiger.,

1 240.

Parlamentsberiht.®)

Deutscher Reichstag. fz 122, Sißung vom Sonnabend, 6. Oftober 1917, Mus Vormittags 11 Ühr. i Q Nachtrag

Die Rede des E E Stellvertreters des Reichs- kanzlers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Helfferich, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht reröffentiuazt werden konnte, lautet:

Meine. Herren! Ich habe den Ausführungen des Herrn Kriegs- mimisters nur, wenig hinguzuseßen (Hört, hört! links), da Ihre JInter- pellation, die, soviel ich weiß, heute allein auf der Tagesordnung steht, sich auf die Frage der Agitation im Heere erstreckt und der Herr Kriegs- minister — nach aneiner Ansicht — diefe Frage beantwortet bat. (Nufe links: Nein!) — Meine Herren, dann gehen unsere Ansichten eben auseinander. (Zuruf.) — Jch weiß, daß Absay 2 der aveiten Interpellation mit der Interpellation eins verbunden ist, aber am Kopfs der Interpellation zwet steht toh die Frage der Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechts dur die General.kom- mandos. (Zurufe.) Jh habe auh nt gesagt, daß ih den Aup- führungen des Herrn Kricgsministers n i chts binzuzuseßen habe, sendern gesagt, daß ih nur wenig binzuzusegen babe, Also warten Sie bitte ab, was ich zu sagen habe, cha Sic mit ciner so lauten Kritik mir ins Wort fallen.

Der Herr Reichskanzler it si mit dein Herrn Kricgsminister

if s

und allen militärisen Stellen darüber einig, daß die Politik

ni{htindie Armee hbineingetragen werden darf und hincingetragen werden soll. Von keiner Seite, weder von rechts noch von links! Das unterstreice ih mit allem Nachdruck. (Zuruf links.) Damit ist de: Rahmen für die Aufklärungstätigkeit, von der der Herr Begründer der Interpellation und der Herr Kriegsminister gesprccken haben, gegeben. Jch gebo zu, die Grenza ist flüfsig, die Gegerstände berühren sich. Es wird von dem Urteil und dem Takt derjenigen Persönlich- keiten, die die Auffklärungsarbcit ausüben, abhängen, diese Grenze innezuhalten, und es ist Sache der vorgeseßten Stellen, dafür zu sorgea, daß da, wo Mißbräuche vorkommen, gegen diefe Mißbräuche cinges{ritten wird. Daß dies geschieht und ge\ceken- soll, hat der Herr KriegêEminister auésdrücklib und bestimmt zugesagt. Jch wieder-

holo: dex Herr Reichskanzler ist sih.mit den militärischen Stellen über

dieses Prinzip und seine Dur&führung durchaus einig.

Jch. wende mich nun zu: einem Punkt, der das Gebiet der Zivil- verwaltung berührt. Er steht zwar nicht in ter Interpellation; aber da der Herr Begründer der Interpellation auf diesen mit dem ersten eng zusammenhängenden Punkt eingegargen ist, so darf ih mir wohl dia Freiheit rehmen, hierüber aud) einige Werte zu sagen.

Ich hcba den Herrn Begründer der Jnterpellatien n i ch t dahin rerstanden, daß er den Beamten die Freiheit der politischen Ge- sinnung, ‘der politischen Betätigung abstreiten will. Das würde auch durhaus im Widerspruch zu den Traditionen der Partei stehen, der er angehört. Den Beamten muß 0s seGftverständlih freistehen (Zuruf), muß es felbstverständlich freistehen, Herr Abgeordneter, 'inner- halb der Grenzen, die ihnen dur ihrew Treueid, ihre Beamtenpflicht (Nufe liaks: Aha!), ihren Takt — und ib sch2 hinzu: dur ihre Zugeborigkeit. zu unserer staatebürgerlichen Gemeinschaft — gogen simd, thre politische Gesinnung zu betätigen. Gine weitere Grenze ist yegogen, und auch hier spreche ich im Namen des Herrn Reichskanzlers: ein Beamter darf seine amtliche Stellung nicht dahin mißbrauchen, daß er auf Personen, die ühm- unterstellt smd oder die \sonstwie von ihm abhängen oder sich vou thm abhängig fühlen, einen Dru in politischer Beziehung ausübt. (Sehr richtig! — Zuruf.) Das t die Grenze, die hiev innegehalten- werden muß (Zuruf), und wenn Sie, Herr Ab- geordreter Müller-Meiningen, fragen: was geschieht? (Zuruf), so gebe ih ohne weiteres zu, daß in diesem Punkt hier und da ein Ver- stoß vorkommen mag. (Zuruf.) — Meine Herren, lassen Sie mich dec bitte einmal aussprechen. Wir haben doch vorhin anit einer wirk: lih greßen Nubz und Geduld die Ausführungen des Herrn Abgeord- neten LandWerg mit angehört (Unruhe und Zurufe links), obwohl wir nicbt in allen Punkten mit dem Herrn Abgeordneten Landsberg über- einstimmen. Wenn’ jeder von Ihnen oder von uns sofort, wenn ein Redner elwas sagt, was ihm nicht gefällt, selbst, das Wort ergreift, dann hört — für mi wenigstens — jedo Möglichkeit des Sprechens auf. — Jch habe also gesagt, daß nach der Auffassung des Herrn Reichskanzlers ein Mißbrauch, wie ih ihn gezeilnet habe, nicht geübt werden darf, und daß, wo ein solcher Mißbrauch sich cinstellt, der Herr Neichékanzler entschlossen ist, für Remedur zu sorgen.

- Jin übrigen ist dieser Mißbrauch indem konkreten Fall, der uns beschäftigt, zweifellos nicht in dem Umfange vorhanden, wie es der Derr Abgeordnete Landsberg angeführt hat. Dev Herr Abgeordnete Landsberg bat cinen Fall, über ten ih mi glei erkundigen konnte, genannt. Er hat behauptet, das Büro der Deutschen Vaterlandsparîci in Potsdam sei im Königlichen Regierungsgebäude untergebraht. Da es zwischen Berlin und Potsdam ein Telephon gibt, habe ih veranlaßt, deß Erkundigungen cingezogen worden sind. Jch kann mitteilen, daß mir gesagt worden ist: es ist daran kein Wort wahr. (Hört, hört! rechis. — Zurufe links.)

Ich kann weiter hinzuseßen, taß der Herr Reichskanzler in der Auffassung von den Grenzen, die ter politischen Betätigung der Ve- amten gezogen sind, sich auch eins weiß mit den Bundesregierungen und speziell auch mit der preußisd;en Regierung, und daß sowohl von seiten des preußischen Ministers des Jnnern wie auch von seiten des preußischen Eiscnbahnministers — da ging ja-«eulih au ein Fall durch die Presss — nach dieser Richtung hin gehandelt und cingegriffen Wird, wo Uebergriffa vorkommen.

Nun, meine Herren, ein weiteres! Dev Herr Abgeordnete Landsz berg hat an den Herrn Reichskanzler einen sehr starken Appell ge- S D E L E D L A Lr

M»): ini d Staithstficthe idt mit Ausnahme der Reden der Minister un

‘Teben und die Bautätigkeit ersckbwert wird.

Berlin, Dienstag, den 9. Oktober

richtet, er möge sich darüber ausfprecen, wie er zur Vaterlandépartci stehe, und die Herren bier baben ihm secunWiert, indem sie sehr laut nach dem Herrn Reichskanzler riefen. Jcy bin hier als Stellvertreter des Herrn Reichskanzlers und spreche in feinem Namen (Zuruf links — das „leider“ berührt mich nicht, meine «Herren —. (Heiterkeit.) Jch glaube, wenn Sia die Interpellation ansehen, wie sie auf der Tages- ordnung steht, so lag für den Herrn Reichskanzler, der doch gewiß mit wichtigen Geschäften über und über: beladen ift, keine Ver- anlassung vor, zur Beantwortung der In.terpellation hier persönlich zu erscheinen. (Lachen links.) Wenn Sie «aus der Interpellation cine große politiscke Debatte machen wcllen, medne Herren, dann ist das ein anderer Fall. Aber diese große politische Deb atte steht heute nicht auf dev Tageéordnung. Das, was guf der Tagesordnung steht — ih glaube, das kann ich für mi in Anspruch nehmen: dazu bin ih Manns genug, tarauf die Antwort hier vor dem MNeicstag in Vertretung des Herrn Reictskanglers zu erteilen.

Nun also hat der Herr Abgeordnete Lawdsberg an den Herrn Neichskangler dicsen Appell gerichtet. Dio matcrielle Frage der Stellung des Herrn Reichskanzlers zu ten politisden Zielen, zu den KriegSzielen, die ta und dort profklamiert worden sind, die auch von der Vaterlandépartei aufgestellt wordem sind, ist niht Gegenjtand der Interpellaticn, sie ist Teil einer großen politischen Debatte, die ia, wie ich höre, im Laufe der näcksten Wochs stattfinden soU. Also warden Sio bitte ab, meine Herren, bis diese Debatis kommt; der Herr Reichskanzler wird dann seine Sache vertreten.

Ich habe aber geglaubt, aus den Worten des Herrn Abgeordneten Landsberg noch etwas anderes berauszuhören, was mir näber mit tem Thema der Interpellation in Zusammenhang zu stehen s{chien. Fch weiß nicht, ob ih ret verstanden habe: er wünschte danah — ic will ® es. einmal drastish ausdrücken —, der Herr Neichskanzler möge gegen die Vaterlantépartei einen Acht- und Bannstrahl \chleudern odev — (Zurufe links). — Also, mecino Herren, wenn vas nit der Fall ist, dann brauchs ich über diesen Punkt nichts weiter zu sagen, dann bdbe ich fals verstanden. Ich stelle also set, daß cin sclcher Wuns von seiten des Herrn Akgeordneten Landsberg nicht ausgesprochen worden ‘ist.

Meine Herren, ich glaube, das, mas ich Ihnen gesagt habe, kann Sie beruhigen. (Widerspruch links.) Meine Herren, wenn Sie in die Männer, dis an der Spiße der Heeresverwaltung und an der Spiße der Neichsleilung stahen, nicht das Vertrauen hoben, daß fie ihre Worte wahr mache (Rufe links: Nein!), ‘dann hat cs keinen Zwet, daß ih vor Jhnen Worte mache. (Lebhaftes Bravo rets. — Zurufe links.)

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128. Sißung vom Montag, 8. Oktober 1917, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolsfs- Telegraphishem Büro.)

_Am S Staatsminister, Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Jnnern Dr. Helfferich. Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sißung nach 1214 Uhr. Auf der Tagesordnung steht ¿zunächst die Vorlage zur Ér- gänzung des Geseßes über die Privatversicherungs- unternehmungen. Dadurch sollen Unternehmungen, die der Förderung des Grundkredits durch Uebernahme des Hypothekenschußes dienen, insbesondere in der Weije, daß sie gegen ein von dem Hypothekenschuldner zu entrichtendes Entgelt sich für die ihm obliegenden Leistungen verbürgen oder Vor- L auf diese Leistungen zahlen, von der Aussicht des Ge- eßes über die privaten Versicherungsunternehmungen befreit

werden. -

Wg. Mayer- Kaufteurew (Zentr.): J habe im Auftrage sämtlicher Fraktionen des Hauses zu erklären, daß sie der Vorlage zu- stimmen und bereit sind, den Gesetzentwurf ohne Ausschußberatung unverändert in zweiter und dritter Lesung anzunehmen. Es bestcht eine erfreuliche ŒEinmütigkeit des paulee in dieser Frage, daß der Grundbesiß, namentlih der städtische, ciner unbedingten Stüße be- darf, weil jonst die Gefahr besteht, daß durch eine Erschütterung des Immobilienkredits die Wohnungsnot nah dem Kriege wieder auf- Es ist deShalb zu be- grüßen, daß die führenden Verbände des Hausbesißes und des Bau- gerrerbes die Jnitiative zur Lösung dieser Frage ergriffen haben, und daß sie O Ziel im Wege der Selbsthilfe ohne Neichsmittel er- reichen wollen. Dies geschieht dur das System der Bürgschaften und eines besseren Schußes der Hypothekensculden. Der Grundkredit soll erweitert, erleichtert und verbilligt werden. Dies bedeutet zu- lei cine Erleichterung der Stellung neuer Wohnungen und die Möglichkeit der Erhaltung der Mieisäße in angemessenen Grenzen. Die Vorlage ist ein wertvolles Stück praktischer Wohnungsfürsorge. Die Vorausseßung dieser Aktion ist, daß diese Unternehmungen von den Fesseln des U befreit werden. Ein Verdienft an dem Zustandekommen E eseßes hat unser Kollege Dr. Arendt. Es wird notwendig sein, deß Reich, Staat und Kommunen dem Jm- mobilienkredit in weitestem Umfange ihre R gewähren. Die Verabschiedung des Gesetzes liegt auch im Interesse des Bau- bandiverks und der Bauhandwerker.

Damit {ließt die erste Beratung.

Jn zweiter Beratung und darauf sofort in dritter Bera- tung wird die Vorlage unverändert endgültig einstimmig an- genommen. | 1

Der Entwurf eines Cesepes zur Aenderung des Neichsstempelgeseßtes, der den Bundesrat ermächtigt, den Terminhandel 1n Baumwolle und event. auch in anderen

- Rohstoffen von der Stempelabgabe zu befreien, N eben-

falls ohne Debatte in allen drei Lesungen endgütig einstimmig zur Annahme.

Zur Geschäftsordnung bemerkt darauf :

Abg. von Payer (fortschr. Volksp.): Jch stelle den Antrag, eine Umstellung der Tagesordnung in dem Sinne vorzunehmen, daß wir sofort in die Beratung des Punktes 9 dev Tagesordnung: dritte Be- ratung des Enticurfs eines Geseßes, betreffend die Feststellung eines ¿weiten Nachtrags zum Reichshaushalt für das Rechnungsjahr 1917, eintreten und daran anschließend in die Beratung des Punktes 10, in die dritte Beratung des Entwurfs einer vierten Crgänzung des Be- soldungsgeseßes. ur Begründung habe ih zu bemerkten, daß diese Anträge zunächst gestellt werden, um es zu ermöglihen, wenn in die

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Ves

Beratung der Nummern 9 und 10 eingetreten wird, dabei den Antrag zu siellen, diese beiden Nachtragéetats an den Haushaltsausschuß zu- Tüdzuverweisen, Wir haben soeben eime Sißung des Seniorenktomvents abgehalten, wobei si herausgestellt hat, daß die weitaus überwiegende Mehrzahl der vertretenen Partoien der Meinung 1st, daß, so avis die Dinge jeßt liegen, es angezeigt sei, diese beiden Nachtragsetats noch einmal einer weiteren Vorberatung im Ausschuß zu unterziehen, ebe die Entscheidung über se im Plenum erfolgt. Weiter war mau der Ansicht, daß es zwecklmäßig sei, solange diese Beratungen im Aus- chuß noch nicht stattgefunden haben, auh die am Sonnabend ab- gebrochenen Beratungen über die Interpellationen aufzuschieben. Wenn die Zurückverweisung an den Ausschuß erfolgt ist, dann werden wir uns gestatten, den Antrag zu stellen, daß der Neichstag si vertagen möge, so daß heute nachmittag der Hauptauëschuß Gelegenheit hat, sich mit diesen Fragen zu befassen. Dann können wir morgen vor= mittag zu Beginn der Sibßung die Fortseßung der Interpellationen in erster Linie wieder auf die Tagesordnung segen. Ich bitte die Herren, die damit cinverstanden sind, zunächst einmal meine erste Bitie an den Präsidenten zu unterstüßen, daß die Tagesordnung umgestellt wird,

Zur Ge\chäftsordnung bemerkt

Abg. Graf von Westarp (dkons.): I muß diesen An- trägen witersprehen. Der Herr Abg. von Payer hob bervor, daß der Plan im Sentoren(konvent gefaßt sei. Das ist richtig. Jch hade dort schon widerfprochen. Der Plan, wie er hier entwickelt wurde, 1st auch vorher son in den interfraktionellen Besprebungen festgeseßt worden. Wir haben daran nicht teilgenommen, und mir waren auch nit dazu eingeladen. s sollte damit zum Ausdruck kommen, daß auch die an- deren Parteten meinten, daß wir toh niht die Verantwortung für die Politik in den jeßigen Werhandlungen des Veichstages- mitüber- nehmen würden. (Sehr rihtig!)) Wir sind der Meinung, daß das Bild der Neichstagsverhandlungen vom Sonnabend und auch die Be- schlüsse, die bevorstehen, nah außen den (Findruck von Konfliften und Spannungen machen müssen (Sehv rächtig!), cin Gindruck, der, wähs- rend draußen die Schlachten. toben, 1m Interesse des Landes zua be- dauern ist. Das ift der Grund, aus dem heraus wir mit dem Er- gebnis zufrieden find, daß wir die Verantwortung für all die Ver- handlungen ablehnen können. Der Borscblag ift außerdem unpraktisch. Ér widerspriht dem Beschluß des Seniorenkonvents der vorigen Woche. Dreser 1} aufs außerste in Frage gestellt, wenn erst noch einmal Aus\chußrerhandlungen geführt werden. Im übrigen erkennen wir nicht einen Grund, der es berecktigt erscheinen [äßt, den Nach- tragsetat in den Aus\{Guß zurückzuverweisen. Die Nachtragsetats sind ausgiebig beraten worden. Die Verhältnisse sind vollständig ge- klärt. Herr von Payer war ferner der Meinung, diese Verhandlungen in Verbindung zu bringen mit der Behandlung der Interpellation. Ein solcker S inelilaua besteht nicht, die Dinge haben nichts miteinander zu tun. |

Abg. Haase (U. Soz): “Im Gegensaß zu- dem Grafen von Westarp bin ih damit einverstanden, daß die Umstellung der Tagesordnung stattfindet. Sie sehen, wie gut cs war, daß meine Fraktion. der dritten Lesung widersprechen. hat. Sie würden so nicht in der Lage sein, in eine nähere Prüfung noch cinmal eintreten zu können. Sb meine, daß wir jeßt wohl im Plenum sofort in der Lage sind, über Punkt 3 der Tagesordnung, über die Interpellation, be- treffend Agitation durch Vorgeseßte im Hcere zugunsten alldeutsckder Politik, uns \{lüssig zu maten. Es sind vollig klare Verhältnisse. Wer noch nach den Verhandlungen am Sonnabend nicht weiß, woran wir im Deutsken Neiche mit dem Kriegétminister und mit dem ur NAuésiht genommenen Herrn Vizekanz!er sind, dem ist niht mehr zu helfen. Diz2 Verhältnisse find so klar, daß ofort ein Urteil ellt werden kann. Der Posten tes Vizekanzlers foll für einz bestimmte Pexrscm, für Herrn Dr. Helfferih, gesTaffen werden. Rach scinemn Auftreten darf darüber do wobl kein Zweifel herrschen, ob er ge-

eignet ist für die Aufgabe, für die er. in Ausficht genommen ist. Tritt

jest noch eine Verschiebung ein, so liegt die Gefahr, wenn nicht der dringende Berdacht vor, daß diese klaren Verhaltnisse ctwas verdunkel werden. Dazu dic Hand zu bieten, haben wir feine Veranlassung.

Abg. Eber t (Soz.): Der Abg. Graf von Westarp bessert sich, doß feine Partei nicht zu den interirattionellen Besprechungen zugezogge1r ist. Das Nat der Parteien, interfraktionelle Besprechungen zu halten, kann von niemandem bestritten nerden. Graf von Westarp und seine Freunde sind am wenigsten berufen, sh über die Konfliktstimmung zu beshweren. Denn gerade das Verhalten seiner Parteifreunde und der Leiter der deutschen Vaterlandspartei war es, was die Konflift- stimmung veranlaßt hat, (Sehr richtig! links: Lacben rechts.) Wenn dadurch die Interessen des Landes im Ausland ge|chädigt werden, so trifft Sie die Verantwortung. (Abg. Kret h [dkonf.]: Sehv unrichtig!) Die Zurücrerweisung des Nachtraosetats an den Ausschuß ist not= wendig, weil der Nadtragsetat die Bestimmung enthält, daß der NMNeicbskanzler zur Stärkung der Betriebskasse bis zu 3000 Millionen Mark weitere Schaßanweisungen auégeben kann, Wir haben durch die Verhandlungen am Sonnabend ein groß2s Intevesse, festzustellen, wie weit Müttel des Reichs für die Agitaticm ium Heer für die Vatera landspartei verwendet werden. (Sebr richtig! links.) Wir müssen diese Prüfung sehr ernstlih vornehmen. Diese Prüfung ist nicht im Plenum angedbrat, jondern Sache des Hauptausschusses. Wi: L nach der Richtung Klarheit ckaffen. Das ift keine Ber- dunklung, Wir haten gewiß nicht die Absicht, dem Herrn Staats- [rets Dr. Helfferih und anderen Regicrungsvertretern im Aus=- chuß Liebenéwürdigkeiten zu sagen, wir wollen aber Klarheit scckaffen, wie Reichsmitiel für diese Zweke verwendet worden sind. Möglich, daß dann Konsequenzen in Dezug auf den Nathkrags?-tat im ganzen ezogen werden. Man kommt viellei{t zun der Ueberzeugung, daß die Nanuna der Neogierung in ganz anderer Weise vorzunehmen ist. Entscheidend ist für uns, daß die sacklide Erörterung der Inter- vellation morgen mit derselben MRednerlistz fortgceßt werden kann. Lan diescm Sinne stimmen wir dem Antrag Payer zu.

Abg. Dr. Mertin (Deutsche Frakticn): Jch Habe namens meiner Fraktion zu erklären, daß wir der Zurückverweisung des Nacl- tragsetaîs nit zustimmen, weil wir den fachlichen Zusammenhang T Den dem Nachtragsetat und der Debatte üter die Intervellation nicht zu erkennen vermögen. Den Ausführungen des Abg. Haase über die Cignung des Staatssekretärs Dr. Helfferich für die Aufgaben des Vizekanzlers kann - ih mcht beistimmen. Denn diese Aufgaben dienen nach der Begvündung der Uebergangsöwirts{aft und den Fragen des Friedens, die vom Reichskanzler zu erledigen sind. Daß darüber Uneinigkeit am Sonnaghend entstanden ift, ist nicht zutreffend. Wenn der Abg. Ebert darauf hinwies, daß die Deutsche Vaterlandspartei die Konfliktstimmung im Lande veranlaßt habe (Sehr ridtig! links), fo muß ich das auf das R zurückweisen. Daß es der Vaterlands- partei ernst ist mit ihrem Bestreben, Konflikte fernzuhalten (Wider- [pruch links), kann nah meiner Reberzeugung ibr bei objektiver Bo- urteillung der Pariet niemand absprechen. Es ist ihr volliommen ernst mit ihrem Bestreben der Einigkeit.

Abg. Graf von Westarp (dkonf.): Jch habe mich nicht bex schwert, daß wir nicht zu den interfraktionellen Besprechungen hinzu- gezogen sind, sondern im Gegenteil meine Genugtuung darüber aus» gesprochen, da wir eiue solche Politik nicht mitmacten können. Wenn der Abg. Ekert meinte, daß die Vaterlandspxartei oder meine Freunde die Konfliktstimmung am Sonnabend bervorgebracht hätten, so wider-

»veche ich aus denselben Gründen wie der Ab. Mertin. Jch lege Ihnen nur die Frage vor, wer denn die Interpellation eingebraht hat. (Laien links; Lärm) Wir sind es gewesen, die zu vera

hindern gesucht haben, daß der Kriegêministex ynd dex Stgatsa

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