1918 / 18 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1918 18:00:01 GMT) scan diff

E R N O E E

samen fowohl für die bürgailiße wie die militärische Ver-

órgung, für die leztere ift eiwa 35 Vrozent des Gesamt- *

\ifsraums zu rechnen sih dauernd im Sperrgebict be- findet, eine Annahme, die gegenüber der Wirklichkeit zweifellos

zu hoch gegriffen ist, so erhält man folgende Prozentzifsern des |

Versenkungs8ergebnisses von dem sich nah vorstehender An- nahme im Sperrgebiei befindenden Schiffsraurn :

Ssziffêraura im Sperrgcbiet (7 des aut England, Fiantreich und Berfens Zralien fahrenden kfungé- Morzrat 1917 Gesamisc(hiffraunns ziffer Bar z «1'ck SOLTUOO 781 500 E . 8125000 885 000 April. , « @ TODBO00 1 091 009 Ma 817.000 §69 000 Fut s . 7667 000 1 0!8 C00 U . “T9208 000 811 000 Uuzust . . . 7367 000 808 009 September . «

Oktober . Neov:mberx 6 900 0C0 607 C00 D-zember 6 733 000 702 000

Eine ähnliche englishe Statistik dies sci hervorgehoben, kommt auf höhere Prozentziffern. Der Verlauf der Prozent- Le und die Höje des Dezember-Ergebnisses zeigt, daß troy

er Abnahme des Verkebrs, der erhevlichhen Verstärkung der Gegenwirfung, der Ungunst der Jahreszeit und der Ver- ringerung der Dichte des Verkehrs infolge GeleitszugE- bildung die militärische Leifliung, die in der Prozentzahl der Versenkung zum Ausdruck kommt, sih niht vermindert hat. Eines vor allem ncch kann tan schließen, daß die nicht ohne Grund mit fo viel Lärm in die ODeffent- lichkeit hinausgetragenen Behauptungen des englischen Minister- präsidenten Lloyd George, man sci der V-Bootgefahc Herr ge- worden, die Abwehrmaßnahmen hätten nunmehr den erwarteten Erfolg gehabt, die Verluste der deutschen Flotte an den U: Booten seien ungehcuerlich gewesen, einfa aus der Luft gegriffen sind, um im eigenen Lande zu beruhigen und in Deutschland bei den wenigen, die nicht oder nit fest an den Enderfolg des V-Bootkrieges glauben, Muilofigkeit und Zweifel zu erwecken und den Gedanken der Aufgabe dieses gegen E: g!and einzig winksamen Kiriegsmiitels, den man von seiten unserer Feinde auch auf dem Wege über das neutrale Ausland zu fördern sucht, ia das deutsche Volk hineinzutragen.

Die den Tatsachen so offea widersprechende Ausstreuurg énglischer Staatemänver beweist von neuem, wie schwer England die „U-Boo1spest“ empfindet und daß die führenden Staatsmänner unserer Gegner diesem Kuiegtmittel selbst ent- scheidenden Wert beilegen. (W. T. B.)

7 2C0 000 7 058 000

672 000 674 000

0 G e wms

Mstye nppatas naauke

Berlin, 22. Januar. (W.T.B) Am 29. Januar stießen türkische Streitträste, und zwar der Panzez:kreuzer „Sultan Javus Selim“ (früber „Göben“), der kleine Kreuzer „Mi- billi“ (früher ,„ Breslau“) und Torpedoboote aus den Dardaneilen gegen feindliche Streitïrätte vor, die durch Flieger- aufskläruag bei der Jusel Jmbros fejigestellt waren. Ein großer und ein fleinerer englisher Monitor rurden ver- nichtet, ein Trans8portdampfer von 2000 Tonnen ver- senkt, nehrere Hulks s{hweér beschäbigt und die englische S Lan an der Kephalo-Lucht zerstört. Beim Rückmarsch nah den Dardanellen ist der kleine Kreuzer „Mi- dilli“ durch mehrere Unterwasjertrefec von Minen oder Untetisceboten gesunken. „Sultan Javus Selim“ tam beim Einlaufen innerhalb der Dardanellen an der Enge bei Nagara leicht fest; er isi aict, wie n ber englischen amtlichen Bieidung behauptet wird, durch {were Beschädigung auf Strand gesetzt.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestrigen Reich8tagsersazwabl für den bis- herigen Äbgeordaüeten voò Vayer (Neutliogen-Tübingen: Roiten- burg) haben, wie „Wolffs Telearapheabüro“ meldet, von 16 878 Wahlberechtigten 4408 Wähler ißre Stimme für den Kandidaten der Volkspartei, Landtagtabgeordneten S checf ab- gegeben. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. Zersplittert und ungültig waren 142 Stimmen,

Statiflik und VolkëtoirtsHaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die kolumbianishe Gesandtsdaft teilt ,W. T. V.* zufolge wit, baz nach éinem amtliGen Telegramm aus 230(0?á tvegen Aus- flands im atlautiswen Küsteniande FKolumbtens der Be- Tagerung8zustanb über einige te- Häfen eitläii, die Octnung aber wiederbergest-Ut weiden ift, jodaß der Belagerungszustar.d bald wieder aafgehoben' roicd,

Kunft und Wissenscha?t.

In der Janucisigung ter Anthrovologischen Gesell- saft spra Profesor Änfkermann, Berlin, über CTotenfult und Seelengiaube bei afrikaniihen Völkern. Gecenüber der Aoschauunc, wonach fast aPgemein der Antmitmus ais Grundlage der primitiven Religonen angeuommen wird, hat man neuerdings eine boranimis1uis& e Wurzel der Religion aufzudedeu und den Antmismus felbst eist au die ztoctte Stelle in der Eniwick/prg der Meligton zu bringen versuck@t; au) der Magfe oder Zauberkunst hat man dev ihr gebütrenden Et: fluß auf bie religi8 e Entwickiuug wahren cler, Hinsihtlich des Arimitm5s schien du'ch die Masse und die Glei@- förmiykeit des Mateitals desscn Bedcutung fast übtrieugend er- wicier, aber etne ¿ritiche P:üfurg lef; dod gewisse Wider- \sprödhe und Unilarheiten zutage treten, tee auz vie:fcch daitn thren Grund hatten, vaß ziviiifierte Veobachier gcw!fie B'griffe aus ihrer eigenen Ärschauung obre besondeie Prüfu g auf dite An\chauungcn der pritgitiven Mersccn übertrugen. Sie nahen vielfa eine Gleich/ö migkeit ter BVerstellung von der Seele an, die den Anschavunaen der Priwitüiven wie den thn: n felbst etg-nen Vor- stellungen zu Grunde liegen follile; die Gin heit der geist, en Fähi- keiten und ECigcnschoften, glaubte sie, werte au von ten Primti- liben gedacht und empfunten, und auf tem alleeweiren See l-rglauben baute fh dann dcr Seelenl"li cuf, ta diese „Sceien*, nachdim sie den sterbliczen Körper veilasscn Lätten, gefährli® seien, und nun Be- fdofitgung von seiten der Lebenden erhetihten. Der Gedarke irshten reshaib naheli-gend, den Ahnerkult, d. h. deu Sceelerkuli der eigrren

vie Voferkunbs die Zusammenbänge dtr Kulkurerscbet-uncen und f

deren psvdotoalsde Entwickiung ¿u eiflôören, fle fudt Nuldur- \Hchten und Kaltuifceise z7 gruppteren und dann erft gerte Zz:sammenbänge zu finden. Der ZWortragende bat 2s unternocunen, für die afrifonischen Völker festzustellen: Welhes find ti2 Seeler- vorstelunzen und welches die Sale rcr Seele und woie bilder. fie die Grundlagen des Toienkallu6s? Fragt mon vancch, welden Seelen- Fegrtiff die Steger baten, fo ift cs wichtig, fesizustellen, daß Europàzx fd s&wer vorzustellen vermögen, es geb2 Völker, bie für „Seelz“ Fein Wart haden, Talsäczlih abec erislierea hei den Zulu urd bei dSielen Bantujitämwen wei perschledene Worte fär : die „Tebende Seele“ und ven um Cotengeiit gewandelten „Scbotien“ des Verstorbenen, dec drobeno und ratend den Lebenten im Trcuxe erscheint. Die Balonga unters@eiden das lebende Prinz p im Adipec, den „Atem“ von dem .Schatien*, der in dic Unterwelt zieht; fiholih reaibált es sid bet den Wesarcnco, ten Basuto, den Wa'chagga und anderen. Aber die gleideu Birbtältilsie haben wir aub bei den Sudamniegero, den Chilluf urd vet ben Vödikern der SDolt- und dec SUavealüste, den &oe- und den Dschistämmen, wo ch für See/e „UÄiem* und für Seele als „SwWaiien" besgetere Begriffe vorhanden sind; später wird dann der irs Loten- rit gegangene „Schatten“ zum Schuhgetst; auch glauben bie Ewe und Di an eine Wiederbeledung. Wir fehen also daß es in Afrika an etixem einheitlichen Seclenbegriff jeblt. Dex Lfrifaz er scheidet zwiscken „Leb ntseele* und „Bild- seelc*, d. b. Schatten ode: Äbdild der mensw!ihen Gestali; die „Birdseele“ ist aiso ¡as Grinnerune8oid an tes Toten, im Ge- däLtn!s der L binden, das dem Toten im §Seist:rreih zur Weiter- eristenz verbilft, mithin die Grundloge für den „Tot: nkult* bildet, aus dem sich dann der „Seel-nkult“ der Vor'ahren entaick-lt, der gewöbrnl® nur bis zum Großvater aufwäits geübi wird. Wiikelm Wundt, der dieje Dinge in seiner „Völkerpsvchologie" bebandeit kat, fchridei drei Siufen des arimist {en Fuits: 1) bie Abwehr der SHätigung, 2) den Knimali8mus und den ‘Manicraus, d. b. derr Ahuenkult, jet et, baß die Ahnen als Ttxre oder als Ver. schen verehrt we. den, uud 3) deu Dämonenkult. Dagegen stellt Ankexrmann vach ten Ergebnissen der eibnologisGcn Forschung die Sohe umge?ehrt tar. Di- Ver- ehrung der Toten ist danach älter ais der Seelenglauve. Durch ten Tod cines Patri2rcch n gerät der S:amm, die Gemeinschaft in Be- fahr, deshalb br'ugt maa dem LToten Speise unv Lrank dar uud he- handelt ibn, als lebe er noch. Sonach eisheint der Anfan des Abnenkulis cis eine soziale Pflicht, die über das G:a hinaus geübt wird: Das L ben der Sippe ktldet mit ibren Ahnen ene Eirbeit, die du ch feste Sitte 1usammençchalten wird; 1i&t der Tod btldet eine Gren. e für das Dascir, sondern vas Eriöschen ber Erinne: uxg an den Versicroenen bet den ?Nuchtebenter. Demnach if der Ahnenkult mehr eine soziale a!s eine rveliciò e Ersd:eir.uag Erst cuf den Lbnenkuit folgt in weiterer Eniwicklung der all- gemeine Tct-nkalt un» ene noch spâtere Stufe nimmt over Seelenkult cir, De Atirkaner nehoen tarif das Totenreich als unter der Erde gelegen au, maucze Siämtne suGer es im Waäil“e und ta der Wildn's, was mit gewissen Bestattungtbräuchen

zusau1nenhängt, ardere jenseits des Meeres. Vie Lerwaudiung der Toten tun Liere, wie fie die Zulu keanen, mag ihien leyten Grund in ‘der Eischeinung haben, daß aus dem zersezten Leichnam Würmer hervo' geben, die fi rah Arsihi der Zuu irâter zu ESchilangen autwraGse. Wenn ater- auch LWwe?n varkfommen, tian ble sich die Toten verwande!n, fo Llicat der Grurd_ ia dem Totemismus, d. h. der Tote verwandelt ih in sein „Scuttier*, gewdöbnlih wird irbessen nur der Häuptling zum Lôwen, J dite Vorfiellurg der Verwardlung tn Tizce mit der der Wiederceburt als Kind (NReirkarration) vertunten, so Eabea wir die Idee der Seelenwanterun', die dei Siäwmen der E:frnbeinküste, nörtlih vom Nigerbozen, si fi1d.t. Man faßt au) die Gesamt- heit ter Toten als „Erd2* zusammen und kann fo zu en:r Gottes- potrsteVvrg gelanger, woraus si ein Kult der „Erde“ ergeven fanz. Geheimrat SGucWardr ercänzte die Daileguögen dur den Hinweis, daß die Vöik.r Eurcpas dur die Sitte der Bei- gaben an die Toten diesea nur für elne gewisse Zeit Segen- fände ber Nabrung und des Gebrauchs boten, demnach nicht an deren Unsterdlißkeit taten, arders die Völker d:8 Mittel:necr- g’bieis, vor allem die Seiechen, die aa das Ende der Grabsäule den Sig hr Seele rerlegten, die fie für ursterblih Etclten. So ag der Duolismus si exflärer, daß den noraischen Bdikern, deren Cin- fluß bis in die Hoaciifch? Zeit 1H 1:5 Veittelineergek izt erstreckte, die LersieYung von einer „Unierweit*, etrcm „SSattenzeih* entitammt it, während den Völk-rn des Mittelme rgebiets jene Vocst-lung etgentiünnlck war, rona die Toten si in geistize Wesen verroandelten, dle die „Inseln der Seligen" oder den „Himmel“, wie tic Aecypter glaubten, zum Wohrsig hatten.

Theater und Mufik.

Am Köntgli@cn Opernhause wtrd morgen, Miitwo§

„Fidelio“ mit ben Damen Lesfler-Burckard, Eugell urd den Herren Knüpfer, Kirchner, van de Saude, Habih und Phtiilpy {a den Hauptrollen aufg:fükri. MusßikalisGer Leiter {s Dr. Sticdzry. In Franz von Liïz!8 „Legende von der Heiligeu Glisg- beth“, die am Gebdu:isay Seiner Majestät des Kaisers und Köntgg unler der musikolishen Leltiung des G. nera!musildirekltors Bie hi Szene gebt, fiad die Partien wie folgt besett: Die Heiltze Glisaveih: Frau Dux, Lanvgräfin Scpkte: Fiäulein Leisner, La! dgraf Ludwig: Herr Schiusnus, Landgraf Hermann: Herr yan de Sande, ungatrk- ser Magnat: Herr Habich, Senesall: Herr Sto. _ Im Ksnialichen Schausptelbouse ist die morglge Auf- fübrung von Stillers „Braut von Mi ssina* tin der reuen Ein- fudterung 1ote folgt feft: Isabe9a: Fräulein Su'sr, Manuel: Herr te Vogt, Caesa!: Heir Eh1le, Beatiice: Fräulein Coste, Cajetan: Her Maußneck, DVerergar: Herr Liffler, Pianferd: Herr Manrf1ädt, Tritian: Hetr Zimwerer, Brkernur d: Hetr Mhlbcfer, MNoger: Herr Kepp!ec, Dippolyt: Heir Weira®, Di-go: Herr Eages ling, eriier Bote: Herr Vetperma1n, zweite: Bote: Herr don Ledebur Speellciter tj Dr, BruckE. Die Vorstellung beginnt um 7 Ühr.

Mannigfaltiges.

Seinc Maiestät der A und König bat, wie ,W.T. Y,* meldei, an den Oberprästdenten der Vheinprovinz fo!gendes Telegramm ge:tchtet:

„Das ¿were Uvclück, das die Hochwasser der Nohe über zah!- xelche Familten tn Krecuzncch, Kirn und anderen Gemeinden gebra&t hat, e1füllt Mich mit wäcmtier Anteilnahme, Ich babe veran!cßt, baß Ihnen zur Vnderuna der Not 50 000 4 \G&leunigst überwtesen werden. Im übrigen seße Ih Ihrem ctrgeh:nten Bericht baldigst entgegen. Sagen Sie din Betcsffenen, wie herilih Ich Ihrer ge- denke, zumal der Kriegerfamilten, die ktie schwerin Tage ohne männ- ligen Sh1ÿ haben durchmachen müssen.

Wilhelm R.*

Eine Gedächtnitfeier sür den Wirklidien Gebeimen Nat Professor Dr. Adolf Wagnex fiatet morgen, Mittwo®, Abents 8 Ubr, im Sipungsfaal des Preußischen Herrer hauses in Lerlir, Leipziger Straße 3, statt. Der Geheime Regterun. trat Profissor Dr. Schumacher hâlt den Hauptwortrag, Gesänge des Madiiga!- chers umrahmen die Feter. Der Eîntritt ift {ür j2ederu1ann frei.

Die Zahl der Störungen in den Fernketiturgen is

Vorfahren a!s Havplbesta: dreil Ler piimitiven Religion arzuseben. Dos genügt diese Arsckauung hevie n'ckt mebr, wo wretir diese Vor- fielungen der cin¡e!nen Vélker nickt mehr ohne Nüssi@t ‘auf

WBerwan:ts{aft zueinander und auf die Leiwand1sd, aft dec betreffenden Katturktreise miteinander zusammeubiiagen köuncn, Heute versudht

deren .

„W. T. B.“ zufo!ge geringer geworden. Vrrrehmlch sid n Wesifalen und Röbeinland betroffen. Bet dem A e werden bie mit cllen Kräften betriebenen Wiederhersicüungëa beiten

alsbald den Viegelstand Herbeiführén.

In dec k. u. k. Qrteg8gräberausstallung l Sezeiston, Kuitürsteadazum 232, fiatet am 4 dae Bell Mb2nde, cin Litbi!lbderyortrag dur Karl Vionnari 29 lh Entuitt st:tt. Der Gegen!tand des Voitrags heißt: K G feht und Kriegsdenkmäler unserer großen Zeiten.“ O ite,

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in Holländer tr Frankreich wegen ; Tode verurteilt. Vit wel unerbörten A Spion Bolkes unwürdigen Dittein die Franzosen selbt g geaen Angehö:ige neutraler Staateu vorgehen, um Fülle angeblldez Sptionaze handelt, ibt i aufg pol eincr v91 „W. T. B.* wiedergegebeuen Meldung deg Sp aut Piesse-Telegropben* aus Geuf vom 10. Januar: „Dag Wey aericht von Lyon verurteilte den teutschen Síaatéangehn Otten, dex feinerzcit vnter meckwürdigen Umständen der fran Zal wrenipeliiet in die H de geraten ivar, wegen Spiongee Tode.“ Dazu wird folaender Tatbestand festgeitellt: , N gin 3 März 1€89 in Holland als holländifer Siaatsarg-hör; e, ® torer. Er tit Kaufraann in Hambura und reiste oft ra dET Sh Seine holländise Staaitangebör igkeit bat ec nit verloren weh, war nie beuts@er Staotsancehöriger. Diz Verbafiung des de bur die französischen Bebö: den spielte sich auf folg: nde Weis ia Sm 1. 8. 17 ver chward Otten sp1u!os aus Genf, Sehr bald l F dur Nath'orivigen seiner Frau beraus, daß Otten auf ei t Motorboot unter Bethilfe fran ¿fiser Poliziiten mt Chlgreies Fetäutt und willenïos den französishen Gendarmen fn Herne d le Hände gesplel! wurde, Er rourde zunäck&st in has Gefängnis y Thonon, später nah Lzon verschleppt.* il

London, 21. Zwuar. (W,. T. B) N19 einer meldung“ fam-n geftein 320 brttisce Kriegdgefangeg aus eutichland zurückgekeht find, an Bord der Ea , Sindoro*, „Zeeland“ und „Konigin R gentes“ in Boston (Urcch, shire) «a. Ein zweiter Transvort deuts%Her Kriege, efangener, die zur Irternierung in Holland oder zur Hey, fenbuna nah Deut) and bestimmt sind, geht heute voa Boîst:g di

Bern, 21. I11uar. (W. T. B,) Die Leben83mittelknapy, beit bar in Manchester am 16 Januar bemerkon3 werte Fun, gebungen vcrrorgezufen, Am Vormittage um 11 Uhr kegten sn, lie Axbetiter und Urbeiterinnen ter aht (1ößien Vèunililens, \abri?en im Oppershaw- und Gortondistcikt? die Ardett nieder u) mars&ter zum Rathhaus, um die national? Zwangdration er mt ctner gleiGmößigen Berte!lung der Lebensmittel fit ale Gesellscafislcelse zu verlangen. Die Zeitungtberihte ketong daß ble Kundgebung unm fo eindrucéroll r war, als fle in völ Ordnung und ohne Zwischenfall per f. Gine aue sechzehz Person bestehende Abordiunz tcug dem Obeibürzertmeiiter die Beswety der Ardettershafi vor, die si ha: piiächiih gegen die unglei@miße Verteilung d-s Fietshes 1icbieten vnd. den Argwohn bek.rdeten, dh jeitens der Spekuiar.ten etne künstiihe Knopph: it hervorgerufen wer, Gin Mitgliev der Abordnung versicherte, die Arbetter hätten nunh die Grenze tessen er eit, was sie aushalten könnten; Fe vermöhig vit, bet t-cckŒ-vem Brot? tägl ch 14 Stunden zu arbeiten, fle wür vielleicht f selbst, Teineesalls ihre under auf dem Altz d Nahtruncémitte!wuchers cpfern. Der Oberbürgermeister sagle j, sein Möalichstes zu tur, um Abhilfe zu |chaffen. Er jandte Rhontha einen telegrapbis@en Bericht über die Kundgebuvg. Etne wein, einem Generalstirei? g'eidfommwerde, bunderitausend Perionen uy fafsende Veranstaltung gegen die ungieiche Leben8mittelyersorquy wucde bon den Mar@Sestere und Salfcrd-G-wcrkschafien für nitsu Sonnabendmorgen bteschlosse 1.

(Fortsehung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

Et E C O T S L4E T O Li E A L: T L PIPDEAR Ti Adi

Theater.

Zönialiche Schauspiele. Mittroch: Opernbaus. 23. Dau bezugêvorstclung. Vienst- und Freipläßze sind aufgehoben. Fidclis, Oper în zwei Akten von Ludwig van Beethoven. Text nah det Framöôsiîhea von Ferdinand Treitshke. Zu YAofang: ¿Ourerlltt u Fibello“, Vor der lchten Verwandlung: p¿Ouverlüte Teouvore (Nr. 8)“. Musikalisc)e Leitung: Herr Kapellmeiskt Dr. Stiedry, Shielleitung: Herr Bachmann, Chöre: Herr Pw fcfior Rüdel. Anfang 75 Ukr.

Schausytelhausg. 23. Dauerbezugsvorstellung. ODienst- ud Freiplipe find ou‘geboben. N u einstudiert: Dice Vraut vot Messina oder Die feindlicheau Vrüder.* Ein Craue:}piel mi Chören ia vier Aufzugen von Schiller, Sprelleitung: Herr Dr. Bud Anfang 7 Ubr.

Donnerstag: Dyerrhaus. 24. Dauerbczugsvorstelung, QDlcisb urd Fretpläge find aufgehoben, Nigoletto. Oper n vier Alu von (iuseppe Berdi, Lext von Ptave. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 24 Dauexrbezugsvorsteüung. Heimat. Shw 0 in biez Aftten von Hermann Subermann, Spielleitung: Pit

berspielleiter Patry, Anfang 7F Uhr.

Familiennachrichten.

Verch-liht: Hr. Vrofessor H. Sandmann mit Frl. Edelgard Eicksiedt (Nitte:gut D Gez. Stettin).

Seboren Cine Tochter Hrn. Regierunge präsidenten von Etn é k Hrn. Hauptmann CErich- Hünther von der zune (Greifs œald). Hrn, von Rott (Luiseohof bet Daber, Pont) Hin. von Menges-Wingritten 0k Mörigsbera). wn Göy Frbrn. von Minnigerode - Wagthausen (Enniglob Bünde, Weftf.).

Gestorben: Hr, General a. D. Weddo von Slümer (9) d'ev: now, Pomm.). Hr. Konteraduiral 1 D. Hans N (Caffel), Hc. Gehe mer Regieruagsict, Re terungf- Schulrat a. D. Dr. Ernst Progen (Berlin-Wilinerédot!). Hr. Realgymnastaldircttor Dr. Hermann Caspari (üben) Ht, Oberiileutaant # D. Otto von Dew gen. v hi a. d. H Weiienhagen (Berlin), Fr. Fianziska von Lu j g:5. Grâäfia Find va Kinckenstetn (Collm nei Sproiß j Fr. Laura von Hänisch, geb. von Hippel (CharloitenvurL, fr. Emma von Normann, geb, Anderss-n (Greifswald). f 10 Marie von Koge (BVectia). Oovershwester Verouika Wechmar (Konstanz),

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Verantwortliher Shriftleiter: Direktor Dr. T y r s l, Chlor! A für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäfts Technungsrat Mengering in Berlin. | Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. ; Orud der Norddeutschen Buckdruckcrei und Verlagsanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32.

(Fünf Beilagen [eini leGti® Warenzeichenbeilage Nr. 6)

und die Juhallsaungade Nr. 3 ¿u Ne. 6 des gfffczilidO Rugeigers. '

Parlameutsbericht. *) Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 112, Sihung vom 21. Januar 1918, vormittiags 11. Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphen-Büro.) Am Regierungstische: die Staatsminister Dr. Friced- icd, M Pon reifen a, Dr. Drews,

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LonEisenhart-Rothe und Hergt.

Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sißung um 1114 Uhr. L

* Es wird die erste Beratung des Staatshaushalts- ns fu Lo LS rortge]eßt. Verbunden werden damit je erste Beratung des Gejezentwurfs, durch den die egierung zur Erhebung eines Kriegszuschlages von 5 O. ¿U Den Frachtsäßen des Güter- und Sterve teht T ] ermächtigt wird, und die Beratung der schleunigen An- räge der Abgg. Ahrens -Klein Flöthe (kons) und Ge- E ; / Sig e

1) die Regierung zu ersuchen, eine wesentliche Vergröße- rung der Kartoffelanbaufläche zur Sicherstellung des gesteigerten Verbraucherbedarfs für das laufende Jahr herbeizu- führen, und zwar sowohl durch sofortige Festseßung eines aus- reichenden Erzeugerpreises für Kartoffeln, wie auch durch Aus- lobung einer Mehranbaupräamie, entweder in Barmitteln oder in unentgeltlich zu Tieferndem Saatgut,

9) die Negierung zu ersuchen, die Versorgung der Candwirtschaft mit den nötigen Düngemitteln, mnóbesondere dem Stickstoffdünger, sowie die Versorgung der Landwirtschaft und der Gärtnerei mit Gemüsesamen und anderen Sämereién'" für die bevorstehende Frühjahrs- bestellung ohne Verzug sicherzustellen.

Abg. Dr. von Trampczynski (Pole): Wir müssen Ver- tahrung dagegen einlegen, daß auch jeßt noch in diesem Etat die Po- tionen stehen, welhe angeblih zum us des Deutschtums ienen sollen, in Wahrheit zur Bekämpfung des Polentums bestimmt nd. Ich halte es für durchaus richtig, daß man in Brest-Litowsk unächst einmal erst die allgemeinen Fragen regeln wollte. Geht eser Krieg in einen fog. Machtfrieden aus, dann geht das allgemeine Vettrüsten weiter, da der Unterliegende seine Niederlage nur dem Imstande zuschreibt, daß er niht genügend gerüstet war. Auch ein Perständigungsfriede kann in Wahrheit ein Machtfriede sein. Jn en ersten Tagen der Verhandlungen in Brest-Litowsk, die sich sehr cffnungsvoll anließen, ging man von dem Grundsaße aus, daß die Volker über ihr Schicksal zu entscheiden hätten. Diese Verheißung inde jedoch in dem Augenblick vernichtet, als die Mittelmächte er-

rien, daß sie zwar théoretisch das Recht der Völker auf Selbst-

\immurg und das Recht der Minoritäten auf Wahrung ihrer

zinalen Jnteréssen anerkennten, daß fie diese Frage aber nicht für emational balten fönnten, sondern für eine innerstgatlihe An- genheit. Dies ist vollkommen falsch. Das beweisen fünf der ten großen Kriege. Diéser Standpunkt der Mittelmächte war cin dlag gegen die Friedensfehnsucht. Die polnische Bevölkerung in e hat ja den Kelch der verfassungsmäßigen Behandlung bis in è Gegenwart zu kosten bekommen. Da wundert sih Herr von Zedliß, ß wir kein genügendes Vertrauen in cine folche verfassungsmäßige ehandlung haben können, und eine zwischenstaatlichhe Regelung ünshen. Wenn die Mehrheit in cinem Staate regiert, und ihren billen der Minderheit aufdrükt, dann ist es sinnlos, daß die Mehr- eit allein über den Schuß der Minderheit entscheidet. Deshalb ist ler die Zulassung eiñes internationalen Schiedögerichtes das einzig tihtige. Wird ein Ehrenmann im Privatleben eincs Unrechts be- huldigt, dann strebt er eînen möglich# unparteiishen Gerichtshof n, Um sich von dem Verdachte zu reimgen. Jede Staatsregierung, ie ein reines Gewissen hat, braucht doch vor einem derartigen Ge- chtêhof keine Anast zu haben. Meine Landéleute in Ostgalizien urden auch beschuldigt, die dortigen Minderheiten zu vergewaltiaon le hätten sich gern einem internationalen Gerichtshof unterworfen, in nachzuweisen, wie wenig Wahres daran ist. Der Kanzler hat ja elbst seine Zustimmung zu der Papstnote gegeben. Gerade Deutsch- nd hat doch ein großès Interesse daran, seine Volkssplitter in emden Ländern auf diefe Weise zu hüten. Deshalb follte es das utsche Volk sich zweimal überlegen, ehe ‘es einen folhen Vorschlag blehnt, Kommt ein Friède zustande, der diese Frage offen läßt, dann nnen wir gefaßt sein, daß die bisher in Preußen geübten Prafktiken uh anderswo Schule machen. Dann würden solche Organisationen uch zum Schuße des Russentums in Rußland, zum Schuße des N agyarentums in Ungarn und ähnliche Bildungen in Brasilien und [tgentinien entstehen. Au dieser Krieg wird die Einsicht immer etter verbreiten, daß nicht die Macht, sondern das Recht auf der Erde as Erste ist, und desbalb hegen wir die Hoffnuno, daß man do zu nternationalen Vereinbärungen fommen wird, daß die Streitfragen er Nationen durch den Spruch eines zwischenstaatlichen Schieds- erichts entschieden werden, und wir versprechen uns von der mora- iben Kraft eines solchen Schiedssprubs einen höchst wirksamen chuß der nationalen Minderhbeiten. Mit der in gewissen" Kantonen ft Schweiz und in Mähren geseßlich durchgesührten Regelung der Pete der Nationalitäten in gemisctsprachiaen Gegenden sind alle Beile zufrieden. Wie kann man aber rechtfertigen, daß 400 000 f olen im Regierungsbezirk Bromberg hier keinen Vertreter haben nd ebenso wenig die 800 000 Polen Oberschlesiens? Wir hören ja [us dem Wahlrehtsaus\chuß die Befürchtung ertönen, daß die Wahl- clorm in den polnischen Landesteilen die Polen begünstigen, die eulsden benacteiligen werde. Wir haben in dem harten Kampf n unsere nationalen Lebensbedingungen stets und aussließlich das t egterunassysteni, aber niemals das deutsche ‘Volk bekämpft: durch k 2 Forderungen wird Recht und Freibeit der deutshen Mitbürger 1 feiner Weise beeinträcbtigt. Jn den leßten 400 Jahren hat eutschland vor dem bdftlichen, dem volnishen Nachbar noch immer cue N OBE Au jeßt, wo die Mehrheitsparteien uns die Fort- Febdeh E alten Polenpolitik angesagt haben, nehmen wir zwar. den diese Se NUD auf, aber in jener Befürchtung, daß die Wablreform JOM seßung ünmöglich macen würde, erblicken wir dèn Beweis,

de Mehrheit des deutschen Volkes nicht unser Gegner ift.

Minister des Junern Dr: Drews : :

i Be Ausführungen des Herrn Vorredners geben mir doch zi [rzen Erwiderung Anlaß. Er hat sich mit den Verhandlungen \ Best-Litomsk besckiftigt und dabei den Grundfay getadelt, Ler [N uns aufgestellt worden ist, daß die inneren Angelegenheiten P Skates den anderen Staat nits angehen. An diesem Grund jaße balten wir fest, und ih glaube au, daß vor allem gerade durch

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achtung dieses Grundsabes die größtmügliche Sicherung gegen

L ») Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und valöseltetäre, i |

dew Staatseisenbahnen.

. Erste Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

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Berlin, Dienstag, den 22. Januar

künftige Kriege geschaffen werden kann. (Sehr ribtig!l) Der Herr Borredner hat selbst eine ganze Anzahl. von Kriegen angeführt, die dadurch entstanden sind, daß ein Staat in die inneren Verhält- nisse des anderen Staates si einmischen wollte. (Sehr richtig!) Wir wollen das in Zukunft nicht haben. Wir stehen auf dem Stand- punkt: jeder Staat ist ein vollkommen selbständiger und mündiger Körper in der Gesamtheit der Nationen, und in seine inneren Ver- hältnisse hat kein anderer Mensch bineinzureden. (Bravo!) Meine Herren, der moderne Staat, wie wir ihn kennen, basiert auf dieser Idee der Selbständigkeit, der inneren Freiheit und der Unabhängig- keit. Die Jdeë der internationalen Scbiedsgerichtsbarkeit, die wir im Prinzip ebenfalls gutgeheißen haben und auch weiter gutheißen, teht dem in keiner Weise entgegen. (Sehr. richtig!) Da- handelt es sich lediglih um Streitfälle zwishen dem einen Staate und andern Staaten um einen konkreten Fall. (Sehr richtig!) Genau fo gut, als wenn sich zwei selbständige, mündige, unabhängige Persönlich- leiten um einen bestimmten Rechtsanspruch streiten und dann vor einen Richter hintreten, der über diesen Rechtsanspruch entscheiden soll, so ist es mit dem Prinzip der Selbständigkeit und Unabhängig- keit der Staaten durchaus zu vereinbaren, wenn diese beiden Staaten sich in einem bestimmten Fall einem von ibnen bestellten Schiedshof unterwerfen. (Sehr richtig!) Ganz etwas anderes ist es aber, wenn von einem Staat verlangt wird, nicht daß er einen streitigen Anspruch mit einem andern Staat, sondern daß er die Regelung seiner inneren Verhältnisse dem Spruche einer außenstehenden Macht unterbreiten soll. (Sehr richtig!) Meinem Gefühl von Ehre und Würde eines Staates widerspricht es in den Grundprinzipien, wenn man auch nur mit diesem Gedanken zu spielen wagt (Sehr richtig!), und wir werden ihn unbedingt von uns weisen. Unselbständigkeit und Abhängigkeit in innerer Angelegenheit ist das Kennzeichen eines Vasallenstaats. Wenn wir ein Vasfallenstgat sein wollen, dessen innere Angelegenheiten der Aufsicht und der freien Bestimmung einer anderen Vkacht unter- liegen, dann hätten wir dicsen Krieg nicht zu führen und dw Millionen unserer Helden hättèn nicht auf dem Felde der Ehre zu bluten brauchen. Das ist es ja gerade, was diejenigen wollen, die uns jeßt als Feinde gegenüberstehen. Sie wollen uns in unserer inneren freien Betätigung knebeln, sie wollen die freie, innere, unabhängige Entwicklung, die wir haben und die uns zu so hohen Bielen geführt hat, nicht bestehen lassen. Lesen Sie die Reden von Lloyd George und andern! Da steht es immer wieder drin: das Deutschland und Preußen in feinem Innern müssen wir umdrehen. Sie nennen es Militarismus, sie meinen damit aber diese strafe und starke Ordnung, diese innere Unabhängigkeit, daß wir in der Welt unsere eigenen Wege gehen wollen und daß wir auf Grund unserer eigenen freien Selbstbestimmung unsern Play an der Sonne beanspruchen. (Bravo!) Für einen deutschen Mann ist der Gedanke unmöglih und undenkbar, daß uns irgendeine dritte Stelle vorschreiben sollte, was wir in unserm Junnern zu tun haben. (Bravo!)

Der Herr Vorredner hat ferner die Idee ausgesprochen, man sollte es hier im Innern Preußens etwa wie in Böhmen machen, durch Ein- führung eines Nationalitätenkatasters. Nein, meine Herren, Preußen ist ein ecinheitliher Staat (Widerspruch bei den Polen); dieser Grund- saß wird vow uns unverrückbar festgehalten werden. Die Gefahren eines Nationalitätenstaates liegen klar vor unser aller Augen (Sehr ribtig!), und die Wege wollen und werdew wir unter keinen Umständen gehen. (Bravo!) Und wenn insbesondere. auf ischechische Verhältnisse eremplifiziert noird, so glaube ih, daß wir gerade nah den (rlebnissen dieses Krieges, nach dem, was wir von den Tschechen erfahren haben, uns doppelt davor in acht nehmen müssen, diesen Gedanken auch nux zu streifen. (Sehr richtig!)

Es liegt dahinter auch noch ein anderer Gedanke, der hier nicht offen ausgesprochen, der aber in der Presse in der leßten Zeit wieder- holt berührt worden ist, nämlich der Gedanke, daß für die Provinzen Posen und Westpreußen so eine Art vem innerer Autonomie eingeführt werden möchte. Jch möchte von vornherein erklären, daß jeder Gedanke, die Einheitlichkeit des preußischen. Staates durch eine ‘derartige Auto- nemie zu gefährden und zu vernichten, vollkommen indiskutabel ist. (Bravo!)

Der Herr Vorredner ijt weiterhin auf die Etatspostitionen, die zum Schuße des Deutschtums seit Jahren im tat stehen und auch inm diesen Etat wiederaufgenommen worden sind, eingegangen. Die weitere Aufreterbaltung dieser Etatépositionen steht idurhaus im Einklang mit all den Erklärungen, die die Staatêregierung bisher zur Polenfrage abaeaeben hat. Die Staatsregierung hat sich im März vorigen Jahres bereit ertlärt, den Polen gegenüber in gewissen Beziehungen eine ent- gegenkommende Politik zu treiben, als das bióher auf Grund des Ver- haltens der Polen in früheren Jahren geschehen konnte. Die Richtung, in der si dieses Entgegenkommen erweisen follte, ift bereits in der WWablredläommission turz dahin ffizziert worden, daß der Versuch gemacht werden selle, von gewissen repressiven Maßnahmen gegen die Polen atgugehen, daß dagégen unbedingt auf der Aufrechterhaltung aller derjenigen Maßnahmen, die zur pesitiven Förderung des Deutschtums eingeleitet worden sind, und die dafür erforderlich sind, bestanden werden muß. Es ist tatsächlich ein Unterschiéd in den Maßnahmen, die wir draußen in der Ofstmark getroffen haben, zwischen positiver ‘För derung und zwischen Nepressivmaßnahmen. Man kann daran denken, daß man gewisse Dinge, begüglich deren für die Polen bisher nicht ein Nerbot bestand, freigibt; davon bleiben vollkommen unberührt Maß- nahmen wie unsere deutsche Ansiedlung und die Unterstüßung des deutschen Gewerbestandes (Hört, hört! bei den Polen), welche eine positive Förderung des Deutschtums durdy Hingabe bésonderer Staals- mittel bezwedckt. (Hört, bört! bei den Polen.)

An dieser Politik werden wir festhalten —, aber wie ih ausdrück- lich bemerken muß: wir fönnen und werden nur danw daran festhalten, wenn die Vorauésebung, unter der die Staatsregierung diese Zusage gegeben ‘hat, au erfüllt wird. Diese Vorausseßung, die seitens der Staatsregierung klar und deutlih zum Ausdruck gebracht ist, geht dabin, daß im der überwiegenden Mehnzahl unserer polnishen Be-

völkerung durch die Tat und durch ihr praktishes Verhalten bekräftigt wird, daß sie jeden Gedanken einer Lostrennung vom preußischen Staat, sei es direkte Lostrennung oder \ei es in Form irgend ‘einer Autonomie, endgültig fallen läßt. Staatsangehörigen gegenüber, welche mit diesem Gedanken noch weiter spielen, würde es unmögli sein, ein soldes Entgegenkommen noch weiter zu beweisen, (Sehr richtig!) Mit Genugtuung hat die Staatsregierung es b f fich in der polnischen Bevölkerung Stimmen gœeregt haben, diesen Boden treten wollen, (s würde uns freuen, wenn diese Stimmen sih mehrten und wenn wir in der Lage wären, das, was wir unter dieser Vorausseßung in Aussicht gestellt haben, auch weiter zu verfolgen. In der Hand unserer polnischen Bevölkerung felbst liegt es, welche Luft in den deutshen Oftmarken wehen soll. Die polnische Be- völkerung ‘hat selbt gu wählen, ob fie auf den Boden der Versöhnung und des Ausgleis treten will oder ob sie es niht will. Die Folgen einer Ablehnung der dargebotenen Hand hat fie sih dann aber au selbst und ganz allein zuzuschreiben. Preußen ist ein einheitlicher Staat, ein deutsches Land; das ist der Wahlspruch, unter dem die Polenpolitik auch in Zukunft stehen muß. (Lebhafter Beifall rehts und bei den Nationalliberalen.) Abg. Dr. Hoe sch (kons.): Der Abg. Winckler hat vorgestern ibt, wie berichtet ist, Posen als den Estein des Deutschtums im Diten bezeichnet, sondern Ostpreußen. Wir haben es überhaupt nit für. zwedmäßig gehalten, in diefer Beratung die polnishe Frage besonders zu behandeln, behalten uns aber für den geeigneten Zeit- punkt eine ausführliche Darlegung unserer Auffassung in dieser Frage vor. Der Vorredner hat sich allerbinas in maßvollen Bahnen be- wegt, während aus seinem Parteifreund Korfanty nichts wie Haß gegen das preußische Volk und Feindseligkeit gegen den preußischen Staat gesprochen hat. (Sehr richtig! rechts.) Nur den Gedanken weise ich zurück, als ob ausländische Einflüsse auf unsere Regierung Geltung haben könnten. Fürst Bismarck hat seinerzeit dem Kaiser Friedrich als treuer Diener nur dienen wollen unter der Bedingung, daß niemals einem ausländischen Staat Einflüsse auf deutshe und preußische Verhältnisse gestattet werden dürften. In handels- politisher Beziehung wird Preußen in der kommenden Zeit ent- Iprechend seiner wirtschaftlichen Entwiklung in Industrie und Land- wirtschaft überwiegend die Lasten und Sorgen Deutschlands zu tragen haben. Wir müssen die wirtshaftlihen Verhandlungen in Brest- Litowsk, in Petersburg, Odessa, Wien und Berlin aufmerksam ver- folgen, damit nicht durch voreilige Zugeständnisse an unsere Feinde, wie auh an das verbündete ODesterreih-Ungarn, eine langfristige Bindung unserer Beziehungen herbeigeführt wird, die uns anderen Ländern gegenüber \{wächen könnte, Wir müssen eine handels» politishe Uebergangszeit konstruieren, in der unser freies wirtschaft- liches Leben wieder erstehen soll und gleicgeitig uns Sicherheiten durch unanfechtbare und sichergestellte Vorverträge verschaffen. Solche Sicherheiten sind nicht leiht zu erringen, jedenfalls niemals, wenn wir nicht, wo wir Sieger sind, auch als Sieger auftreten. (Sehr richtig! rets.) Die russischen Unterhändler müssen von der falschen Ansicht zurückkommen, daß Rußland durch den früheren Handelsver- trag unter dem Eindruck jeiner Schwäche nah dem japanischen Kriege außeröordentliche Schädigungen erfahren habe. Das trifft niht ge- nügend zu, Rußland ist bei dem früheren Handelsvertrag sehr gut gefahren, es ist ihm z. B. die Vergünstigung der Zollsenkung auf Futtergerste mühelos in den Schoß gefallen, die sih eigentlih gegen Oesterreich richtete. Gleichzeitig haben seine Industriezolle zum Teil einen sehr hohen Stand behalten; in einer ganzen Reihe von Artikeln haben wir den mehrfachen Zoll wie Rußland zu zahlen. Tatsächlich, ist unsere Handelspolitik mit Rußland passiv gewesen, deshalb ist es Pflicht unserer Unterhändler, den Bolschewiki niht Zugeständnisse zu machen, die unsere zukünftige Vertragspolitik festlegen und sie zu einem stumpfen Werkzeug machen. (Sehr richtig! rechts.) Wenigstens sollte man darauf dringen, daß ein fester Tarifvertrag geschlossen wird. Das harte Urteil Mehrings über die Verhandlungen in Brest» Litowsk trifft zuerst unseren Unterhändler von Kühlmann. Nachdem Herr von Kühlmann noch kürzlich vom Lobe der Demokratie gestreichelt wurde, wird das von ihm erzielte Ergebnis gegenüber den Taten der Bolschewiki als kläglih hingestellt. Wenn Herr Mehring von der weltgeschihtlichen Bedeutung der Handlungsweise seiner Gesinnungs- genossen in Rußland sprach, so werden auch die Dinge eine welt- geshichtlihe Bedeutung haben, die jeßt seitens der Marimalisten in Nußland, so namentlih bei der Eröffnung der verfassunggebenden Versammlung, geschehen sind. Ein jeder kann überzeugt sein, daß die Millionen der Stillen im Lande eine größere weltgeshichtlihe Be- deutung haben werden als er'* mit feinem Worte: „Klar zunt Gefecht!“, das ih niht so harmlos wie der Justizminister er- klaren fann, sondern das tch als einen unerhörten Frevel am bvater=- ländischen Geiste bezeichnen muß. Die Handelspolitische Uebergangs- zeit dürfen wir niht mit der UÜebergangswirtschaft im Sinne der Kriegswirtschaft remen, die alle Schichten durch die Rationierung be- lastet und mit dem Friedens\chluß kaum sofort aufgehoben werden kann. Mit aller Kraft haben wir darauf hinzuwirken, daß auch hierfür sobald als möglich die Stunde der Befreiung kommt. Mit den Ländern, mit denen wir in Verhandlungen jtehen, müssen wir bald in den Aus- tausch von JIndustrieerzeugnissen und von Nahrungsmitteln usw. kommen. Zu unsérer großen Freude haben wir heute morgen gesehen, daß die Megierung der Ufkraine sich willfährig gezeigt hat, auf die Bedingungen einzugehen, die einen Friedens\{luß nicht mehr in weiter Ferne mögli erscheinen lassen. Erfreulich ist dabei, daß für die Durchführung eines gewissen Verkehrs alles in die Wege geleitet ist. So soll der freie Importhandel herangezogen werden. Dem Import- handel muß dabei auch eine gewisse Bewegungsfreiheit zugestanden werden. Das kann eine ganz besondere Bedeutung für den guten Ausgang des Unternehmens haben. Es muß anerkannt werden, daß die Zentraleinkaufsgesellschaft ih bei der Ueberleitung in die Friedens» verhältnisse und in der Wiedereinführung des freien Handels hervor- ragend beteiligt. Jhr Charakterbild {wankt ja, aber das lebte groß- zügige Urteil über sie wird erst_nach vollständigem Frieden gesprochen

werden. Eine Auffüllung unserer Vorräte 1#t äußerst erwünscht, weinde n

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troßdem wir den Krieg in dieser Beziehung, wenn unsere wollen, noch weiter ertragen können. Doch stnd wir nit blind, daß ein in seinen Nahrungsverhältnissen auf längere Zeit eingeschränktes Volk zeitweise unruhig werden kann. Abgekämpft ift unser deutsches Wirtschaftsleben kéineöwegs. Das erkennen wir am besten aus einem Vergleich mit den feindlichen Staaten. Unsere Nahrungsmittel sind zwar knapp, aber wir können auch über- die neue Ernte hinwegkommen, wenn wir fürderhin etwas eiñsichtiger die Schaffung von Vorräten durch die tinländishe Produktion anregen. Jtalien hat feine Er- nährungsunmöglichkeit erflärt, falls ihm keine Zufuhren garantiert werden. Frankreich fehlen 36. Millionen Doppelzentner Brotgetreide, die herangeschafft werden. amüssen, will Frankreich niht zusammen- brehen. Das Wenige, was England Frankreich geliefert hat, hat es alles für die englischen Truppen in Anspruch genommen und dazu noch die Vorräte der französischen Bevölkerung in den vom ibm beseßten Teilen des Landes. Unsérèn gefährlihsten Gegner England * können wir beim Fortschreiten unseres V-Boot-Krieges in seiner Nahrungs- versorgung mit größter Sicherheit als geradezu verloren ansehen. Uns steht dabei England gegenüber das Achtfache an eigener Produktion