1918 / 155 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jul 1918 18:00:01 GMT) scan diff

"82. Liste.

Nachlaßmassen: Di: N1Hlaßmazsse der am 25. März 1918 verstorbenen MReninertn Adetbeio Loolouse aus Straßourg (Zwangsoerwalter: Exzellenz Mandel, Unterstaatsselrerär a. D. in Straßburg).

Straßburg, den 21. Juni 1918.

Ministerium für Elsaß-Lothringen. Abteilung des Jnnern. J. A.: Dittmar.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem vortragenden Rat im Kriegsministerium, Wirklichen Geheimen Kriegsrat mit dem Range" dec Räte erster Klasse, Lehmann den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz zu verleihen, ferner

nachstehende Aenderungen in der Zusammenseßung des Wissenschaftlihen Senats bei der Kaiser-:Wilhelms-Akademie für das militärärztlihe Bildungswesen zu bestimmen. Es werden ernannt :

zum etatsmäßigen Mitgliede: das außeretatsmäßige Mit- glied, Wirkliher Geheimer Obermedizinalrat, Professor Dr. Kirchner, Direktor der Medizinalabteilung im Ministerium des Jnnern,

zuin gußeretatsmäßigen Mitgliede: der Obergeneralarzt d. D. Dr. Landgraf auf die Dauer von fünf Jahren.

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Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

deti Geheimen Regierung3rat Bertrand in Berlin zum Oberverwaltungsgerichtsrat zu ernennen.

Dem Deutschen Neih Reichsmarineverwaltung wird hierdurch das Recht verliehen, die zu öffentlichen Anlagen erforderlichen, in den Gemarkungen Baden und Uesen, Kreis Achim, belegenen, auf dem beiliegenden Plan rot angelegten Grundflächen im Wege der Enteignung ‘auf Grund des Gesezes vom 11. Juni 1874 (Geseßsamml. S. 221) zu er- werben. Berlin, den 30. Juni 1918. Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs. Das Staatsministerium. von Breitenbach.

I,

Finanzministerium.

Der Oberzollsekretär Weißhuhn in Berlin ist zum Ge- heimen Registrator im Finanzministerium ernannt.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Die durch Erlaß vom 9. Dezember 1917 angeordnete. A über die russishe Beteiligung ‘ät der Firma Märkische Lederwerke G. m. b. H in Berlin, Köthener- straße 76, zurzeit in Altruppin, ist aufgeho ben. j

Berlin, den 28. Juni 1918. Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Neuhaus.

Ministerium des Jnnern.

Der Regierungs3assessor Dr. Freytag in Oppeln ist zum Mitgliede des der Regierung in Oppeln angegliederten Ober- versicherungsamts ernannt worden.

Bekanntma@Gung.

Der Händlerin Ehefrau des Hermann Leuker, hierselbft, Flaßhofstraße 10, habe ih die Wiederaufnahme des Handels mit Lebens- und Futtermltteln sowte Gegenständen des täglihen Bedarfs gestattet.

Essen, den 29. Junt 1918.

Die Städtische Polizeiverwalturg. J. V.: Rath,

Bekanntmachung.

Der Ehefrau des Wilhelm Weber hlerselbst, 11. Weber- ftraße 16, habe ich die Wiederaufnahme des Handels mit Lebens- und Futtermttteln sowie Gegenständen des täglihen Bédarfs gestattet. :

Essen, den 29. Juni 1918.

Die Städtiscke Polizeiverwaltung. I. V.: Rath.

Bekanntmachung.

Dem Kaufmann Michael Jhlo, hterselbst, Heinißstraße Nr. 7, habe ich die Wiederaufnahme des Handels mit Leben3- und Futtermitteln sowie Gegeuständen des täglichen : Bedarfs gestattet.

Essen, den 29. Juni 1918.

Die S1ädtische Polizeiverwaltung.

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BekauntmacGung

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässizer Personen vom Handel (RGBI. S. 603), habe ich dem Kaufmann Richard Seegers ili Berlin SW. 47, Kaßbachstraße Nr. 13, dur& V:rfügung vom heutigen Tage den Handel mit allen Gegenständen des täglichen Be- darfs und des Kriegs bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbeirieb untersagt. :

Berlin, den 22. Juni 1918, Der Polizeipräsident. J. V,: Hoffmann.

F, V.: Rath.

BekanntmackGung,

Auf Grund der Bundesratisverordnung vom 23. September 1915, betr. die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBIL. S.: 603), fowie-der' Ausführungsbestimmungen zu ti-fer Verordnung vom 27. September 1915 und- 2, August 1916 habe ich der Händlerin Katharina Almkermann in Werne, Hellwegstraße 141, die Ausübung des Handels mit Lebensmitteln und sonstigen Gegenständen des täglihen Bedarfs wegen Unzuverlässig- Teit untersagt.

Bóochum, den 27. Junt 1918,

Der Landrat. Gerstein.

Bekanntmachung.

Auf Grund d/8 § 1 der Bundedra!'sverordoung zur Fernhalivng unzuverläfigr Persoren vom Handel pom 23. September 1915 (RGBl.S. 603) in: Vabinduna ott § 4 tes Gefezas über den Br- lag*rungszuftand vom 4. Junt 1851 habe ih dem Uron Rotko pf in Côln, Engelbertstraße 26, und dem Stegfried Slodownnick tn Cöôln, Roonstraße 21, IT. Etage, den Handel mit Metallen und Segenständen, bei deren Herstellung Metalle verwandt find, untersagt.

Côln, den 2. Juli 1918,

Der Gouverneur der Festung Cöln. Kruge, Generalleutnant.

ant 4 # Bekanntmachung.

Dem Wirt und Händler Matthias Shmiß îtn Osterath, Verdingerftr. 265, untersage .ich bis auf weiteres auf Grund der Berordnung, betr. Fernbaltung uvzuverlässiger Personen vom Handel, vom 23. September 1915 (RGB!. S. 603) teglihen Handel mit Lebensmitteln. Die-Kosten dieser Veröffentlihung trägt 25, Schmtg.

Grefeld, den 24. Junt 1918.

Der Landrat. Eichhorn.

————— Bekanntmachung. Der Geschäststnhaberin Witwe RNingeler in Eickel, Herner-

straße 32, habe ih auf Grund der Verordnung des Bunded9rats vom -

23.9. 1915 und den dazu ergangenen Ausführungbbelfiinimungen des Herrn Ministers für Handel un». Gewerbe -vom-27.-9,-1915- den Vaundel mit Brot, Kolonial- und Backwaren wegen Un- zuverlässigkeit în bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. Gelsenkirchen, den 2. Juli 1918. ¿he Der Landrat. Dr. zur Nieden.

Bekanntmachung. i

Dem Kaufmann Felix Schachmann, Leiter des Sh»hwaren- hauses „Zum Stiepelköntg“, hier, Schmtiedestraße 24/25, ist durch Verfügung vom heutigen Tage auf Grund det Verordnung des Bundesrata zur Fernbaltung unzuverlässiger- Personen vom Händel vom 23. Septewbzr 1915 der Handel mt Schuhwaren aller Art und jede sonstige Tätigkeit im Schuhwarenhandel untersagt worden.

Königsberg, den 27. Juni 1918,

Der Polizeipräsident. J. V.: von Wedel, Negierungsassefsor.

Bekanntmachung.

Dem Drogeriesnhaber Ernst Nieszytka, hier, Große Schloß- teihstraße 2, ift durch Verfügung vom: heutigen Tage auf Grund der Verordnung des: Bundesxats zur Fernhaltung - unzuverläsfiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 der Handel mit Gegensländen des 1äglihen Bedarfs und des Krieggsbedarfs untersagt worden.

Königsberg, den 29. Junt 1918. d

Der Polizeipräfident. J. V.: von Wedel, Negicrungsassessor. fem M Bekanntmachung. :

Auf Grund der Buvdesrat8verordnung vom 23. September 1915 zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGLl. S. 603) habe-ih dem Kleinhändler Peter Schmiyz- in M.-Glad- bah, Eickenerstraße 71, durch Vertüaurg vom heutigen Tage den Handel mit Naäahrungags- und Genußmttteln wegen Unzu- verläisigkeit in bezug auf diesen Handelsbetcieb untersagt.

M.-GBladba§, den 24. Junt 1918.

Der Obarkürgermeister. F. V.: Dr. Porzelt,

Bekanntmachung.

Das gegen die Händlerin Frau B. Jehne in Schiffbek ge- rihtete Verbot des Handels mit Gegenständen des täg- lichen Bedarfs vom 16. Mat 1918 wird htermit aufgehoben.

" Wandébek, ben 1. Jult 1918, Der Landrat des Kreises Stormarn. von Bonin.

Bekanntmachun g-.

Dem Gaslwirt und Metzger Heinrich Thiel aus Wittlich, Triererstraße, ist wegen wtederholter verbotswidriger Schlahtungen der Handel mit Leben3- und Futtermitteln, einf{lteßlich der Abgabe von Speisen- und Getränken tm Güäst- wirtschaftsbetriebe, auf Grund der Buodesratsyerordnung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel“ vom 23; Sep- iember 1915 untersagt worden. Die Kosten dieser Bekanüt-

machung find voi dem Betroffenèn zu erflatten, Wittlich, den 28. Juni 1918.

Dex Landrat. Dr. Simons.

ANichkamlliches, Deutsches Reith.

Preußen. Berlin, 4. Juli 1918.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Voll- sißung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Aus\hü}sse für Handel und Verkehr und für NRechtntäinamksett, die vereinigten Ausschüsse! für Justizwesen, für das: Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rehnungswesen sotviè die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für: das Landheer und die Festungen Sißungen.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Der türkishe Finanzminister Dschavid Bey ist, laut „W. T. B.“, von Wien kommend, gestern vormittag hier ein- getroffen. Zum Empfang hatten sich auf dem. Pf der türkishe Botschafter mit den Herren: der Botschafi sowie der

Graf ‘Rex ‘in Vertretung des Staatssekretärs: von Kühlmann

eingefunden.

Der finnishe Gesandte Staatsrat Dr. Hjelt hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Freiherr von Bons dorff die Geschäfte der Gésandischaft.

Oefterreich-1tngarn.

Nach Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korrespy.- Büros“ erschienen geslern vormittag die Abgeordneten Waldner, Hofrat Schöpfer, Teufel, die Freiherren Penta und Mataja beim Ministerpräsidenten Dr. von Seidler, um ihn ‘auf die seit einigen Tagen im Umlauf befindlichen Gerüchte aufmerksam zu machen, welche sich in einer die Gefühle der patriotischen Bevölkerung tief verlegenden Weise mit den Allerhöchsten Personen des Kaisers und der Kaiserin beschäftigen, und stellten an den Kabinettschef die Anfrage, was seitens der Regierung vorgekehrt worden sei, um diesen empörenden Machenschaften wirksam zu begegnen.

Der Ministerpräsident von Seidler erklärte, daß ihm die in Frage stehenden He:üte wohl bekannt seten. Er mache sfih zum Dolmetsch der Gefühle oller Bevöikérungskreise, iudem ec seine tieje Entrüstung über diese niederträchtigen und geradezu sinnlosen Aus, slreuungen aus\preche. Bezüglich der Quelle dieser unerk ört-1, planmäßig betriebenen Verheyung könne ein Zweifel nihht be- stehen. Sie gehörten ins Arsenal unjerer Gegner, bie kein Mittel s@euten, um das Gefüge der Monarchie zu erscküitern, und felbst vor dem Versuch wächt zurôckihreckten, jene felten Barde innizer Liebe und Verehrung, die das Allerhöchste Kaiserhaus mit der getreuen Bevölkerung v!1koüpyfen, zur Lockerung zu bringen. Er- brauche nicht zu sagen, daß dieser Erfolg diesem s{amlcs:n Beginnen nicht bes@ieden sein könne. Kein vernünftiger Mensch wede an deraïtigen Unsinn glaubzn. J-denjalls verbürge er, der Ministerpräsident, sch persönlich dajür, traß alle jene ab- \sheulihen Gerüchte, die in legtec Zeit über Zhre- Majestäten ver- bceitet worden seter, niGt etnen Scha't:n vo1 Wahrheit enthalten. Die Verbreitung derartiger Märchen set demna etn böchst rver- werfliches Vorgehen, dem mit aller Strenge des Gefeßes werte ert- gegengetreten werden, ta dur * fle ‘den! Manövecn unserer Feinde geradezu Vorschub geleistet und das Vaterland {wer g: \chädigt werde. Es3 werde obne Ansehen dex Person rüccksihislkos vorgegangen werden. Es sei Pflicht jedes Staatebürgers.. dte öffentlickche Verwaltung bei der Urterdrücckung dieset ruchklofen Umtriebe zu unterstüßen, wie dics sehr- erfreuliherweise au -hereits gesche. Er verwete intb:soadere auf die mahtvolle Kundgebung, die: der Kathoiische Bolks- bund kürzlih veranstaltet habe. Aa die Herren Abgeordneten w-nde fich die Neg'eruug mit der bringenden Bitte, in dem glchén patrio- tishen Sirne wirken zu wollen. :

Die erschienenen Abgeordneten nahmen diese Mitteilung des Ministerpräsidenten mit Befriedigung zur Kenntnis und sicherten ihm ihre und ihrer Parteien loyale und pâtriotische

Mitarbeit zu. Großbritannien und JFrland.

Nach einer Reutermeldung wurde in der parlamen- tarischen Besprechung der Alliierten beantragt: die be- teiligten Regierungen sollen entsprehende Maßregeln gegen die „deuishe Vershwörung zur Beherxshung des Welthandels“, gegen das Dumpingsystem, Handelsspionage und“ ähnliche Machenschaften ergreifen. Sau wurde vorgeschlagen, Ver- treter zu ernennen, um eine Handelsenténte der Alliierten herbei- zuführen.

Bekannilich richtete die aus Nationalisten, Sinn Feinern und Anhängern der Arbeiterpartei bestehende Konferenz der Dienstpflihtgegner in Dublin vor einiger Zeit eine Adresse an Wilson, in der er gebeten wird, zugunsten Jrlands in London zu vermitteln. Der Bürgermeister von Dublin sollte diese Adresse nah Amerika bringen und Wilson persönlih überreihen. Wie si jeßt herausftellt, machte in- dessen das britische Auswärtige Amt “dié “Erteilung des Reisepasses von der Bedingung abhängig, daß zuvor die fraglihe Adresse dem Lordlieutenant, Feldmarschall French vorgelegt werde. Die“ “Jren “ließen sih aber nicht auf diese Bedingung ein, sondern der BVürger- meister übergab die Adresse dem amerikanishen Botschafter in London nebst einem an leßteren gerichtetèn Schreiben, dessen Wortlaut der Dubliner Berichterstatter ‘der „Times“ mitteilt. Dieses Schreiben, das den Sachverhalt eingehend darlegt, be- tont, daß die von der englischen Régierung gestellte Bedingung durch keine geseyliche Bestimmung gerechtfertigt werde; da aber die Entscheidung des Außenamts es ‘dem Bürgermeister un- möglich mache, dem Präsidenten persönlich die Adresse zu über- reichen, so übergäbe er sie hiermit der Botschaft, die ja einen Teil Amerikas darstelle, mit der Bitte’ um! Beförderuna im Depescheusack. Das Schreiben schließt mit der Bemerkung, daß die Adresse am 4. Juli, wo sie Washington erreicht haben könne, in Jriand werde veröffentlicht werden.

Der Lebensmittelkontrolleur Lord Rhondda ist ge-

storben. : Rußland.

Nach Meldung der „Kra8naja Gaseta“ hat Sinojew an alle an der Murmanbahnlinie und den Nordbahnen gelegenen Sowjets und alle Organisationen dieser Bahnen folgendes Telegramm gerichtet:

Am Murman gehen aufregeude Dinge vor si. Die Landung frembländisher Truppen und- die Umgruppierung dieser Kräfte auf vershiedene Stellen des Murmans läßt einen UNeberfall auf das Munrzmangebtet exwarten. Vorgehen Weißer Garde. ist möglich, ura

ch gegebenenfes mit ben Tscheho-Slotwaken zu veretnigen. Des- halb bestkmmt der Son j-t der Bolkétommlssare: Der Schug aller Stationen und Brlicken der Murmäar- Und Nordbahven ift unver- 4üpllh- zu versiätken. Jn allen Zügen find! bie Reisenden zu be- aufsihtigen. Alle untec dem Befehl der Sowjetmacht stehenten Streitkräfte sind in Kampfbereitschaäft zu seten. “Gegen alle gegen- revolutionären Glemente, die mit» den ausiändischGcn: Truppen Ver- ändiguvgen suchèn, sollen die {äften Maßregela getroffei weiden. Ueber. die getroffênen Maßnahmen ijt-sofort Veriht zu erstatten.

Die sibirishe Regierung hat ein Ausfuhrverbot für Getreidé und Vieh erlassen.

Das bisherige Wahlergebnis in St. Petersburg ist laut „W. T. B.“ folgendes: 406 Bolschewiki, 30 Boschewiki- anhänger, 51 Linke Sozialrevolutionäre, 19. Rechte Sozial- revolutionäre, 29 Menschewiki.

Niederlande,

Das „Korrespondenbüro“ meldet, daß die Kriegs- efangenenkonfere’nz gestern nachmiltag ihre Verhand- ungen wieder aufgenommen hat. Ueber ‘die restlihe Dauer

der Beratungen kann noch nichts Sicheres mitgeteilt werden.

Amerika.

Der Chicagoer Bürgermeister Thompson, der seit Amerikas Eintritt in den Krieg wiederholt gegen die allbritische Werbekätigkeit der Bundesregierung ‘auftrat, die Einladung der französishen Abordnung unter Joffre. nah Chicago ablehnte und! sih deshalb den” Verdacht deutschenfreundlicher Partei-

ängerschaft zuzog, bewirbt fich derzeit Um ‘die republikanische Nominatión für die im November stattfindènde Bundessenatoren-

A wahl in Jllinois, Er hielt im Chicagoer Coliseum am 25, Ma

A

cine Wahlrede, in der er seine vaterländishe Gesinnung dar- legte, gleichzeitig aber der gegenwärtigen demokratischen Verwaltung eine. Neihe bemerkenswerter Wahrheiten sagte.

. Hat das amerifanticche Volk vergessen“, rief der Redner, wie

W. T. B.“ gemeldet wird, aus, „wie die demokratishe Partei für die Wiederwahl ihces Piäsidenten eintrat, - weil er, wte sie behavptete, uns mit Ehrea aus dem Kriege gehalten habe, und wie bitter die republikanische Partei S wurde, weil sie behauptete, daß Amerika siŸer in den Krieg gestürzt würde, wenn der republikanische Kandidat Hughes nicht gewählt würde. Die Demokraten stellten ihren Kandidaten als Hort für deu Frieden hin. Auf diese Ver- sicherungen und Verspcehungen hin wurde Wilson wiedergewählt. Genau neunzig Tage nach dem Antritt seiner zweiten Amtödzeit er- suhte ec den Kongreß um föunli&e Kriegserklärung gegen Deutschland. Wir befinden uns im Kriegz, und“ unsere National- ehre und unser Nationalinterefse erfordezn eine energische Durcs- führung des Kiteges, bis wir einen amerikanischen Frieden auf Grund der ametikauishen Forderungen erlangen. Aber der Un stand, daß ih für mein Land, das sih im Krtege befindet, eintrete, bedeutet nit, daß ich die politis@e Partet verhenlihen muß, die nah meiner Ueberzeugung unfähig ist, selbst in Friedenszeiten die Regierung zu führen, geschweige denn in Kitegszeiten. Ih verdamme die demo- kratise Partel, weil ich aufrihtig glaube, daß wir infolge ihrer Untüchtigfeit, Unschlüssigkeit uad Zaghaftigkeit und wegen ihrer Waschloppendiplomatie, threr Verwaltungsfehler und ihres gänzlichen Unvermögens, die Probleme von derzeitiger G1öße zu meistern, uns jeyt im Kriege befinden. - Das, davon bin tch überieugt, ist der Preis, den das amerikanisGe Volk für seinen leßten Versu mit dem demokratishen Regime zu zahlen hat. Ich bia gegen jede Werkbearbett, die auf unnötige Verlängerung des Krieges im Interesse derer abzielt, die Hunderte von Dollar- millionen Nuz®tn aus den Opfern ziehen, die andere bringen müssen. Im Kongresse ist Anklage erhoben wo1der, daß einige unserer großen Zeitungen, die aa derartiger Werbearbett teilnehmen, si an zie Spige der Kriegsgewinner gestellt haben. Dise ur an Pazteipolitik und Geldverdienst denkende Piratenbande gibt \ich als -leubtendes Beispiel für Loyalität und Vater l1ndslt-be aus und \chwenkt, sich selbsiberäuchernd, die Flacge der Freibeit wte der Böosewicht, der das Gewand des Himmels fttehit, um darin dem Teufel zu dienen.“

Thompson stellt als Richtshnur seiner Polílik folgende Grundsäße auf:

. Ich bin Gegner jeder Verbreitung des Hasses, die unser Volk nah Rassen zu zerteilen sucht. Jh bin für elre ins i E Erklärung der amerikanischen Kricgzitile dur den Kongreß. Ich bestehe auf der Avfrehte! haltung unserer konstitutionellen iF:eiheit. Es ist selbst in Kriegs,eiten etne Gefahr für “das Dasein unserer Republik, die cesamte- Gewa't in die Hänte- eines Mannes oder etner Handvoll . Männer zu legca uvd unt-r dem Dek- martel patriotischer Notwendigkeit unser Volk feines Necht?e3s der Selbstregterung zu beraukten. Ich halte es für unklug, urs durch kürstlihe Bande in “die europäticke Politik und deren ublice Ver- lettungen bon Freundschasten und Feindschaften einzuszalten. Jch E Pitt Teri O festgelegten Grundsay, die belle Poutil für unsere N-glerung ifi, uns vou den Zwisten und Eisersüchteleièn Europas fernzuhalten.* M

Kriegsnachrichten.

Die wiederholten Angriffe nördlich Albert haben den Engländern hohe blutige Verluste gekostet. Das Vorfeld liegt voll englisher Toten. Auch sonst bezahlten Engländer, Amerikaner und Franzosen ihre Versuche, durch Pätrouillen- unternehmen und Teilángriffe die deutschen Linien zu erkunden, mit erhèblihen Opfern. Jm Kenimelgebiet zwischen Nieppe- wald und* La: BassééKanal büßten die Engländer bei miß- glüdten Patrouillenunternehmen mehrfach zahlreiche Gefangene ein. Eine französische Großpatrouille, die östllch Reims nach starker Artillerievorbereitung vorzustoßen versuchte, kam im deutschen Sperrfeuer nicht über das eigene Hindernis hinaus. Den Amerikanern wurden nördli Largizen zwei Maschinen- gewehre abgenommen. Schwere deutsche Flachfeuer bes{hossen französische Jndustrieanlagen bei Pompen, Dieulouard nnd Dombasle mit beobachteter guter Wirkung.

Unsere Bombengeschwader waren in den Nächten vom 28 /29. und 29./30. Juni mit großem Erfolge tätig. 100 000 kg Vomben wurden auf Truppenunterkünfte, Munitionslager, Bahnanlagen und Flugpläze geworfen. “Zahlreiche Brände in den Zielen wurden beobachtet. Eigène Jnfanterie- und Schlacht- fliegér griffen aus niedrigen Höhen in den Kampf éin und übershütteten feindlihe Jnfanterie- und Balteriestelungen mit Maschinengewehrfeuer und Bomben. Der oft bewährte An- griffsgeist unserer Jagdstreitkräfte fügte dem Gegner besonders shwere Verluite zu. Jn den leßten 3 Tagen des Juni wurden 37 feindliche Flugzeuge im Lustkämpf und 8 dur Flugabwehr- fanonen abgeschossen. Unsere eigenen Verluste betrugen dem- gegenüber nur 14 abgeschossene Flügzeugé und Ballone;- 5 Flug- euge werden vermißt.

Aus einer Anzahl kürzlih von den Deutschen erbeuteter Vefehle gedt hervor, daß die Franzosen immer noch an der so oft gebrandmarkten Gewohnheit festhalten, Kopfpreise auf die Gefangênnahme ‘von Deutschen zu seßen. So ent- hält ein von General Humbert unterzeihneter Armeebefehl Nr. 336/2 ‘vom 15. April 18 einen genauen Tarif dieser Be- lohnungen, der 75 bis 100 Fr. für einen Unteroffizier und eiñfachèn Soldaten, 150—200 Fr. für einen Offizier: verspricht. Auch sind bestimmte Säge und demenlsprehende Preiserhöhungen

für das Einbringen mehrerer Gefangener’ vorgesehen.

semi]

Funkspruch Lyon vom 29. 6. 8 Uhr Nachmittags be- pauptet, bei einem deutlWen, Flugzeug Folfer & VII Nr. 2371, as fkürzlih in die Hände der Franzosen gefallen sei, hätte sich cue besondere Art Explosivgéschosse gefunden. Diese Ex- plosivge\chosse sollen den Bestimmungen des Völkerrechts wider- sprechen: Die französische Meldung“ träat {hon dadurch den lempel der Lüge, daß fie ‘eine offenfichtlih "gefälschte Flüg- öeugnummer angibt. Die Nachforschungen, die die deutschen ehörden nah “der fraglichen Munition änstellen wollten, er- gaben die Fefistellung, daß ein Flugzeug Fokker d VII1 Nr. 2371 in einer deutschen Fabrik überhaupt niemals gebaut und von

reushen Luftstreitkräften niemals über“ “den Feind geflogen

Berlin, 3. Juli, Abends. (W. T. B) Dertliche Kämpfe nördlich der Aisne.

——

Großes Hauptquartier, 4. Juli. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplagy. Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht.

Die Gefechtstäligkeit lebte am Abend in einzelnen Ab- schnitten auf. Seit frühem Morgen starkes Feuer des Feindes beider-

seits der Somme. Hier haben \i nsanteriekäm entwickelt. 9 R S gle Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

eftige Teilangriffe der Französen nördlih der Aisne. Oestlich von Moulin sous Touvent wurde der Feind im Gegenstoß in unsèren vorderen Kampflinien ab ger elen Jm übrigen brachen seine Angriffe vor unseren Hindernissen zusammen. Erneute Vorstöße d¿s Gegners westlih von Châ- teau-Thierry scheiterten. D

Heeresgruppen Gallwiy und Herzog Albrecht.

Ein stärkerer Vorstoß des Feindes auf dem östlichen Maasufer wurde abgewiesen. Jm Sundgau machten wir bei erfolgreicher Unternehmung Gefangene.

Leutnant Udet errang seinen 40., Leutnant RNumey seinen 29. und 30. Luftsieg. Der Erste Generalquartiermeister. Ludend orff.

Desterreihisch-ungarisher Bericht. Wien, 3. Juli. (W. T. B.) Amllih wird verlautbart:

Gestern am frühen Morgen seßte an der ganzen Piave- front von Susegana abwärts heftiges italienishes Ge- \hüßfeuer ein, das si südlih von San’ Dona in mehreren Abschnitten “bis “zum Tr ommelf euer steigerte. Einige Stunden später ging ' im Piavemündungsgebiet die“ feindlihe Jnfantérie zum Angriff über. Jn er- bittertsten, den ganzen Tag über währenden Kämpfen ver- mochte der Gegner, abgesehen! von kleinem Raumgewinn bei Chiesanuova, nirgends einen Erfolg zu erringen. Auch ein Versuch am Südflügel, bei Revedoli, unter dem Schuße Ga Seesireitkräste, Jnfanterie ans Land zu werfen, cheiterte in unserem Feuer.

Ein italienisher Uebergangsversuch bei Zenson wurdé vereitelt. __ An der venetianischen Gebirgsfront war die Kampf- tätigkeit gleihfalls außerordentlich rege. Westlih des Asolone wurde ein starker Angriff durch das bewährte niederöster- reichishe Jnfanterieregiment Nr. 49 ‘im Gegenstoß aufge- fangen. Auch nördli des Col del Rosso und’ bei Asiago wiesen wir“italienische*Jnfanterievorstöße ab.

An der Tiroler Westfront mäßiger Artilleriekampf.

Wie nachträglih festgestellt wurde, war es Oberleutnant Barwig, der mit Zugfühker Kauer als Pilot den vielgenannten italienischen Jagdsliegèr, Major Barcca, am 9. 6. abge- schossen hat. Der Chef des Generalstabes:

Der Krieg zur See.

Berlin, 3. Juli. (W. T. B.) Jm Sperrgebiet um England wurden durch unsere U-Boote 14500 Br.-N--T. versenkt. Der Chef des Admiralstabes- der Marine.

Kopenhagen, 2. Juli. „Politiken“ wird aus Mandal gemeldet, daß die Besaßung des dänishen Motorschiffes „Cronding Thyra“ gestern dort eingetroffen ist. Das Schif} wurde Sonnabendabend von einem deutschen U-Boot 20: Seemeilen westlih von-Lindesnäs versenkt. Es war von Göteborg nah: Rouen mit“ Holzmasse unterwegs.

Amsterdam, 2. Juli. Nach einer Reutermeldung aus Washington hat ein deutshes UV-Boot- den: belgischen Dampfer ,,Chilier (2366 Brutto-Registertonnen) 1400 Meilen von’ der atlantishen Küste“ am “21. Juni versenkt. 25 Ueberlebende wurden am 27. Juni geborgen.

Stockholm, 3. Juli. Wie „Nya Daglight Allehanda“ aus Gotenburg erfahren, ist der \{hwedische Dampfer „Grekland“ (2756 Br.-R.-T.) auf der Reise nah London versenkt worden. :

Parlamentsberiht.*) Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus.

166. Sißung vom 3. Juli, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)

Am Ministertische: die Staatsminister Dr. Friedberg und Dr. Drews. i i L j

Präsident Graf von Schwerin-Löwiß eröffnet die Sißunñng 2 Uhr 20 Minuten und teilt mit, daß ein Antrag der Negierung auf Vertagung des Landtags vom 12. Juli bis. 20, September vorliegt.

Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Beratung des Nachtrags zur Denkschrift fiber die Beseitigung der Kriegsschäden tin denvom feindlihen Einfall berührten Landesteilen.

Abg. von Pllehwe (kons.): Die Provinz Ostpreußen hat den Dank“ für den Wiederaufbau der ‘Provinz dadurh zum Ausdruck ge- bracht, daß sie eine große ‘Anzahl Stadtkinder zur Pflege aufgenommen hat. Wir sehen _jebt, wie aus den Trümmern verbrannter Städte und Dörfer in Ostpreußen unter der Hilfe der Behörden und der Arbeit der Bewohner neues Leben erblüht. Der Wiederaufbau war besonders schwierig für “die Landwirtschaft, da die Ländereien zum großen Teil verwüstêt und verkrautet waren. Die Angaben der Fest- E follten nicht mit allzu \{harfer Kritik auch settens der Behörden aufgenommen werden. Es ist ja richtig, daß der preußische Staat insbesondere durch Sparsamkeit groß geworden ist, aber in diesem Fall! ist eine zu große Sparsamkeit nit am Plah. Der kleine Zwist dèr ausführenden Behörden steht in direktem Gegen- saß zu der E und großzügigen Art, in der die Staats- regierung die Hilfsafktion leitet. Wir sind stolz darauf, daß Preußen unter Führung des Königs den Wiederaufbau Preußens begonnen hat, und smd gewiß, däß “er glücklih durchgeführt werden wird nah dem Grundsaß: Jedem das Seine. (Lebhafter Beifall.)

*) Dhne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und

: inie ia i i LA Sd U E J Jae al G HÍONA O G D bai i La) adiaiam

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kosten erstattet werden.

Die Abgg. Gr aw (Ztr.) und Kanz ow (fortschr. Volfsp.) treten für möglichst schnelle Durchführung der Hilfsaftion etn, ebenso Abg. Dr. Rewold t (freikons.).

Hierauf nimmt der Minister des Jnnern Dr. Drews das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Steno- gramms in der nächsten Nummer d. Bl. im Wortlaute wieder- gegeben werden wird.

…_ Abg. Braun (Soz.): Die Forderungen nach Ersaß des wirkli eingetretenen ‘Schadens sind gerechtfertigt. - Den Versuchen aber, durch die Entschädigung sih zu bereihérn, muß mit Enktshiedenheit ent- gegengetreten werden. ___ ‘Abg. Dr. Gaigalat (b. k. Partei): Den aus Ostpreußen Ver- s{leppten, die auf eigene Kosten zurükgekehrt sind, sollten diese Un- Tosten Die Einkommensteuer sollte für die Ge- schädigten herabgescht werden. Ferner wünscht man in Ostpreußen, daß die Grenzen nah Osten wieder eröffnet werden. _— Abg. Menze! - Dirschau (nl.): dankt der- Regierung für das Hilfswerk.

Hierauf wird die Denkschrift durch Kenntnisnahme für CLCDTOA erLlärt Es folgt die Beratung des Antrags des Abg. Dr. He ÿ (Ztr.) über die HandhabungderSammlungvongetra- genen Kleidern. _ Abg. Dr. Heß (Zentr.): begründet den Antrag, in welcbem die Staatsregierung ersubt wird, bei der Reicbsbekleidungéstelle tahin zu wirken, 1) daß für die abgeliefeèrten Kleider Preise gezahlt werden, die dem heutigen Werte entsprechen, 2) daß Familien mit mehr als 3 Kindern von der Kleiderabgabe befreit werden, 3) daß bei der Ablieferung auch auf die Einkommens- und Vermögens- verhältnisse Rücksicht genommen werde, 4) daß außer der Arbeiter- bevölkerung auch anderen Bevölkerungskreisen, die sih gleichfalls in s{wierigen Verhältnissen befinden, der billige Bezug von Bekleidungsgegenständen ermögliht. werden kann. Redner führt aus: das deutscbe Volk ist bereit, wirtschaftlich durczuhalten. Vas wirtschaftliche Durchhalten muß aber ermöglicht werden. Voragus- seßung dazu ist, daß wir niht Staatëmänner haben, deren Meden das Gegenteil von dem besagen, was sie bedeuten sollten. Wenn dies geschieht, so kann man sih nicht wundern, wenn das Volk nervös3 wird, Durch solche Dinge wird troß unserer glänzenden militäriscben Lage unser Volk in die größte Un1uhe v:rseßt. Keine Kricasverord- nung hat so aufreizend gewirkt, wie die Verordnung über die UUbgab- von Kleidern. Die städtische Bevölkerung hat die Verordnung als

einen Eingriff in das Privateigentum aufgefaßt. Sie ist auch er- j E

bitte:t über die geradezu läderlihen Preise, die vielfa für die ab- gelieferten Kleider gezahlt werden, während die Arbeiter, die sie er- halten, sie nach ihrem vollen Wert bezahlen müssen. Vor allem muß au bei der Abgabepfliht die Notlage des Mittelstandes berüc- fichtigi werden. Vor allem soll män die Festbesolteten im Staats- und Privatdienst von dieser Maßnahme ausnehmen. . Leider wird m11 Kleidern ein s{bamlosr Schleichhandel getrieben. Hier müßte mit eiserner Faust zwishen gefahren werden. Wir verlangen, daß neue Grundsäße über ang: messene Preise aufgestellt werden. Ich bitte um Annahme meines Antrags. (Beifall.)

Abg. Conradt (fons.): Wir legen Verwahrung dagegen ein, daß auf dem Wege des Staatskommuniémus in derselben Weise fortgeschritten wird, wie das jeßt allen: Anschein“ kat. Wir sehen das bei der Metallbes{lagnahme, und wir erleben es Jebt bei der Verordnung über die Kleiderabgabe. Das sind Eingriffe in das Privateigentum. Ueber die Abgabepflicht herrscht große Unklarheit; es müssen deshalb“ gewisse Grundsäße - fest- gelegt werden. ß

f (2 Es wird geklaat, daß man aegen die aroßen Städte viel nabfihtiger sei als gegen kleinere Orte. Auch über die Bezahlung müssen feste Grundsäße aufgest:llt werden. Wenn z. B. cin Anzug, für den 20 M bei der Ablieferung gezahlt sind, für 120 (A verkauft wird, so da:f man sih nit wundern, wenn man von Wucker \prit. Die Anzüge sollten niht nur für die industriellen, sondern auch für die ländlichen Arbeiter abgegeben werden. Alte Militäruniformen sollten zur Arbeitskleidung verwandt werden: Das Volk ift zum Durchhalten bereit. Wenn aber Wo: te aesproden werden, der Krieg könne noch 30 Jahre dauern, so ist das nicht geeianct, das. Durchhalten zu erleihtern. Meine Freunde werden für den Antrag Heß stimmen. Ein Vertreter der Reichsbekleidunagsstelle:- - Der Abge- ordnete Heß hat die Maßnahmen der Meichsbekleidungsstelle sehr scharf fkritisiert, Diese Maßnabmen find das Ergebnis langwöchiger Verhandlungen - mit den- maßgebenden Stellen des Neichswirtschaftsamts, der Heeresverwaltung und der Vertretung dor größeren deutschen Bundesstaaten. Jch fürchte, daß dic Ausführungen des Abgeortmeten Heß die Wirkung haben werden, daß sie die Maß- nahmen der Reichsbekleidungsstelle nachteilig beeinflussen. Die Maßnahmen sind und zwar in unrihtiger Weise infolge ciner Indiékretion durch die Presse gegangen. Es ist \{wer, das Gift der falschen Jnformation zu beseitigen. Immer nimmt das Publikum lieber auf, was seinem Sensationsbedürfnis, als was den tatsäblicten Verhältnissen entspriht. Jch habe ten Eindruck aewonnen, daß die Herren die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Maßmahme noch nit genügend eingesehen baben, die Versorgung der kricaswichtigen Betriebe mit Kleidung is unbedingt erforderli, wenn wir die Kriegswirtschaft weiter betreiben wollen. Was die Preise betrifft, so müssen wir so viel zahlen, als die abgegebenen Kleider wirklich Wert haben. Es muß bei der Preisfestsezung berücksihtigt werden, daß die Anzüge her- aerihtet werden müssen, was erheblihe Kosten verursaht. Die Kommunalverbände sind verpflichtet, keine Gewinne zu macken. Bei den Maßnahmen der Neichsbekleidungsstelle handelt es sib nicht um eine ‘Zwangsabgabe, so daß von einer Beschlagnahme oder Enteignung nicht gesprochen werden kann. (Widerspruch links.) Die ganze Aktfon ist von vornherein auf freiwillige Abgabe eingerichtet. (Erneuter Widerspruch links.) Die Kommunalverbande sind angewiesen worden, diejenigen Kreise heranzuziehen, die wirklich leistungfähia sind. Wenn es überhaupt zu einem Zwang zur Abgabe kommen“ sollte, so werden nur diejenigen Kreise herangezcgen werden können, bei denen die Entbehrlichkeit der Kleiderstücke außer Fraçe steht. Daß bei der Abgabe die Kinderzabl, die Einkommen- und Vermögensverhältnisss

im Betracht gezoaen werden, ist selbstperstäntlich. Die ' ganze Aktion * ist keine soziale Maßnahme, sondern ledigli cine Kvicasnotwendiakeit. Gs sollen nicht nur NRüstungs- und Muntitionsarbeiter belrefert werden, fondern die Arbeiter in sämtlichen Verkehrsbetrieben, auc bei der Eisenbahn, in der Landwirtsckaft und die Bergarbeiter. Auf die \ck{wieriae Lage des Mittelstandes wird Rücksißt aecnommen werden. (Beifall)

Hierauf vertaat sih das Haus.

Nächste Sißung Donnerstag 12 Uhr: Fünfte Lesung der Wahltechisvorlage, Antrag - auf Vertagung - des Lândtagas. S{hluß 6146 Uhr. i

Die heutiage (167.) Sißuna des Abaeordn etenhauses, welcher der Vizepräsident des Staatsministeriums Dr. Frie d- bera und der Finanzminister Hergt beiwohnten, eröffnete der Präsident Dr. Graf von Schwerin gegen 12!/, Uhr mit der Mitteilung der Trauerbotschaft von dem gestern abend erfolgten Hinscheiden- des Kaisers. der Osmanen Mehmed V. (Das Haus erhebt sich.)

© ““eMit * dem- türkisben Volke trauvert das deutshe Voik an der Bahre des edlen Hexrsckers, ‘der in diesem unsagbar sGweren WVöl?erringen in waffenbrüderl|{her Treue zu unserem Käiser und König geslanden und zöblreile Siege über ‘unsere gener same Feinde “errungen hat. Sein «Andenken wird “Uns immerdar teuer seln. Den hohèn Nawfolger des Entschlafenen, Seine Majestät Wabid-eddin, nunmehrigen Padishaäh des osmanischen Reichs, dexr im 58, Lebensjahre den Thron seiner Väter he: