1918 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Oct 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Ln

Bit 17 erra me Arnd Mp Lr 2 MR: agr i cid Le B

BekanntmaQUng, betreffend Liquidation französischer und britischer

Unternehmungen und von Unternehmungen landes- i

flüchtiger Personen.

432) Auf Grund der Bekanntmachungen, betreffend Liquidation britischer Unternehmunaen, vom 31. Juli 1916 (Reichs-Geseßbl. S. 871), betreffend Liquidation französischer Unternehmungen, vom 14. März 1917 (Rerchs-Gesebb!. S. 227) und, betreffend zwangsweise Verwaltung und Liguidation des inländischen Vermögens landesflüchtiger Personea, vom 12. Juli 1917 (Reichs-Gesezbl. S. 603) habe ih in Ergänzung meiner Bekanntmachung Nr. 250 vom 14. Mai 1918 (Reichsanzeiger vom 17. Mai 1918 Nr. 115) auch die Liquidation der Ves teiligung britisher Staatsangehöriger und Ausgebürgerter an der Kammagarn)|pinnerei Erstein A.-G in Erstein angeordnet. (Liquidator: Rechtsanwalt Dr. Purper in Straßburg.)

Berlin, den 5. Oktober 1918. Der Reichskanzler (Reichswirtschaft3amt). Im Auftrage: von Jonquières.

Bekanntmachung,

betreffend Liquidation französischer Unternehmungen.

433) Auf Grund der Bekanntmachung, betreffend Liquidation franzöisher Unternehmungen, vom 14. März 1917 (Reichs- Gesepbl. S. 227) habe ih die Liquidation über den im Kreise Golmar belegenen Gruodbesiß der f:anzösishen Erben der Witwe Anton Guthmann, Karoline geborene Schreyeck. aus Colmar angeordnet. (Liquidator: Bürgermeister Geheimer Justizrat Diefenbah in Colmar.)

Berlin, den 5. Oktober 1918.

Der Reichskanzler (Reichswirtschaftsamt). Jm Auftrage: von Jonquières.

Bekanntmachung,

betreffend Liquidation französischer Unternehmungen.

434) Auf Grund dec Bekanntmachung, betreffend Liquîi- dation französisher Unternehmungen, vom 14. März 1917 (Reichs-Geseßbl. S. 227) habe ich die Liquidation weiteren, im Kieise Zadern belegenen parzellierten ländlihen Grund- besißes franzósiher Staaatsangehöriger angeordnet.

Berlin, den 5. Oktober 1918.

Der Reiche kanz!er (Reichswirtschaftsamt). Jm Auftrage: von Jonquières.

Bekanntmachung,

betreffend Liquidation französischer Unternehmungen.

435) Auf Grund der Bekanntmachung, betreffend Liqui- dation französischer Unternehmungen, vom 14. März 1917 (Reichs-Gesezb!l. S. 227) habe ich die Liquidation des Ge- \chäfteanteils des französischen Staatsangehörigen Felix Schmitt an der Spinnerei Coßmannsdorf (K. m. b. H. in Coßmanns- dorf bei Dresden angeorduet. (Liquidator: Kammerrat Rudelt in Deuben bei Dresden.)

Berlin, den 5. Oktober 1918

Der Reichskanzler (Reichswirtschaftsamt). Jm Auftrage: von Jonquières.

Bekanntmachung,

betreffend Liquidation französischer Unternehmungen.

436) Auf Grund der Bekanntmachung, betreffend Liquidation französisher Unternehmungen, vom 14. März 1917 (Reich3- Geseßbl. S. 227) habe ich die Liquidation der französischen Beteiligung an der Glashütte Meisenthal Aktiengesellschaft mit dem Siß in Meisenthal angeord-et. (Liquidator: Hüttendirektor a. D. Schulze in St. "Martinsbann i. Els.-Lothr.)

Berlin, den 5. Oktober 1918.

Der Reichskanzler (Reich3wirtschaftsamt). Jm Auftrage: von Jonquières.

Anordnungen

zu der Verordnung über zuckerhaltige Futtermittel.

Vom 9. Oltober 1918.

Die Anordnungen z3u der Verordnung über zuckerhaltige

21. Oktober 1916

Futtermittel vom 57 November 1917 (Zentralblatt für das

Deutsche Reich 1916 S. 379, 1917 S. 406) gelten auch für Erzeugnisse des Betriebsjahres 1918/19 und der folgenden Be- triebsjahre mit der Maßgabe, daß vom 1. Oktober 1918 ab A Schnitzel höchstens 12 vom Hundert Waffer enthalten

ürfen 1 Abs. 3 Sah 1 der Anordnungen). Berlin, den 9. Oktober 1918.

Der Staatssekretär des Kriegsernährungsamts. Jn Vertretung: von Braun.

Bekanntmachung.

Dem zum Aufkauf beschlagnahmter ¿Fässer zugelassenen Faß- großhändler Mathias Hollmann in Cöln-Zollstod, Kalk- \ceurerweg 33, ist wegen UÜnzuverlä!sigkeit die Befugnis zum Handel mit beschlagnahmten Fässern entzogen worden. Mer an ihn beschlagnahmte Fässer veräußert oder wer folde von ibm erwirbt, macht sih gemäß S 8 der B.kanntmachung des Reichs- tanzlers vom 28. Juni 1917 (NGBl. S. 575) über die Ginrichtung

einer Reichsstelle für Faßbewirtschaftung (Reichsfaßstelle) strafbar. Berlin, den 7. Oktober 1918. Reichsfaßstelle, Verwaltungsabteilung. Dr. Schaller.

den Generalmajor Scheüch, Chef des Kriegsamls im | Kriegsministerium, unter Beförderung zum Generalleutnant, zum Staats? und Kriegêminister zu ernennen.

chster Ermächtigung Seiner Majc tät inijterium infolge der von der Hilden getroffenen Wahl als unbesoldeten

Auf Grund Allerhö des Königs hat das Staatsm Stadtverordnetenoe:sammlung Oeko :omierat geordneten de

Büren daselbst r Stadt Hilden auf feraere ses Jahre, der von der Stadtverordnetenversamm nen Wahl den Kaufmann Waldsch midt da-

Weytlar getroffe ; oldeten Beigeordneten der‘ Stadt Weßlar auf

selbst als unbes fernere sechs Jahre und

infolge der von Weßlar getroffen unbesoldeten

der Stadtaoerordnetenversammlung Postsekretär Georg daselbst Beigeordneten der Stadt Weßlar für die geseßliche Amtsdauer von sechs Jahren bestätigt.

en Wahl den

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der

in Siegen, Regierungsbeziuk Arnsberg, d. J. zu besegzen.

niglihen Kreiskasse ist im November

Bokanntmachung. Die am 2. Februar d. J. Ausführungsbestimmung zur und bierähnliche Getränke wir wird eingefügt: Absaz 3 und“. Berlin, den 9. Oktober 1918. Preußischer T

VIb 434 Verordnung über Bier L R d wie folgt ergänzt:

or „S D‘

kfommissar für Volksernährung. V.: Dr. Peters.

E E E R e L L Nichtamtliches,

Deutsches Reich. Preußen Berlin, 10. Oftober 1918.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern den Generalstabsvortrag.

Der Erste Generalquartiermeister General Ludendorff

traf aus dem Großea Hauptquartier gzu Besprechungen

Der mil der Wahrnehmung der. Geschäfte des Siaate- 19 des Reichsarbeits amts beauftragte Reichstags8- at heute die Leitung des neu errichteten Diensträume des Reichsarbeitsamt13 befinden sih zunächst N W. 6, Luisenstraße 33/34.

abgeordnete Bauer h Amts übernommen.

Sachsen.

Unter dem Vorsiß Seiner

in Gegenwart Seiner Königli prinzen fand aestern, mitteilt, eine Sißgung Jn ihr wurde als Tag der E lichen Landtags der 28. Oktober festgeseßt Ausarbeitung ei

Majestät des Königs und hen Hoheit des Kron-

„Sächsische Staatszeitung“ des Gesamtministeriums ftatt. inberufung des vertaaten ordent- und das Ministerium ner Geseßesvorlage die das bestehende Landtaagswahlrecht zur olches auf breiter Grundlage er-

des Junern beauftragt , Zweiten Kammer durch ein f segen soll.

Oesterreich-Ungarn.

Aeußeres der österreichischen 16. Oktober zur Entgegennahme eiaer Ministers des Aeußera einberufen.

Oesterreichishen Abgeordnete Ministerpräjident Hus ch - ungarishe MNegierung an den Friedensnote gesandt

Der Aus\chuß für Delegation ist | Erklärung des

nhause teilte bei Sißungsbeginn der saret offiziell öjterreichis Wilson am 4. Oktober eine e Ausführungen:

hmen das Deutsche und das Att stellt sih a1s d, aufrichtigen Friedensbereitshaft dar, Grundgedanten

Präsidenten habe, und knüpfte hieran folgend Schritt unterna

Den gleichen î Dieser neue hochbedeutsame

Osmanische Reich. eine Folge jener ehrlihen un von der die Monarchie, teidigungsfkrieges in Gemein|chaft holt Ausdruck gegeben lihe Vorschiäge enthält, f Seite gekennzeihnete Verhandlungsar! weis dafür, daß die Verbündeten Mächte jen reit sind, die auch nah den Kundgebungen zum Ziele zu führen vermögen. die Annahme

ausgehend, mit ihren treubewährten Insofern er ‘a

Verbündeten wieder- ber niht eigene sach- ondern die von hervorragender gegneri)cher arundlage annimmt, ift er ein Be- e Wege zu wandeln be- der anderen Seite tat-

Ich will niht ver- als Grund- wesentlichem vornherein

doch în manchen Einzelheiten eine Auffassungen bedin

unserer Seite eniger rechne ih darauf, daß das Haus den neuer- und ihm dadur namens der öôster- erleihen wird, dessen er bedarf, um ölfer der Welt ihre Zukunft selbst bruch zu gelangen. Der Kraft dieser Friedensgestaltung anver- aus der freien Selbstbestimmung d den gemeinen Zielen hervorwahsen wird. tung unserer Bereitwilligkeit ent- chtungswillen enthüllen würde, Seite der verbündeten Mächte mit der unbeugsamen Chre und Bestand geme'nsam bis zum Fn diesem weltgeschichtlichen Augenblick Hoffnung Ausdru geben, daß der gesamten are Ent'cheidung erspart bieiben, und Leidens durch das Tor der Versöhnung, nere Zukunft hinüber-

g die Stellung der

Verhandlungen

längst zu wärmstens begrüßen ftonnten, Aenderung der Orientiernng Nichtsdestow lichen Friedens\chritt billigen reihischen Völker jenen Nachdruck v in der Zeit, in der die münd bestimmen, erfolgreich zum Durch n wir ja auch unsere innere

an denen die festgehalten

íFdee wolbe trauen, boffend, daß auch hier ihr Zusammenwirken nach Die Antwort der Gegner, kie in Mißach gegenzukommen, bätte auf der Ent\chlossenheit zu renen, äußersten zu verteidigen.

dürfen wir aber doch Menschheit solche leßte furchtb daß sie aus der Zeit unsäglichen t aufgemaht haben, in eine

rüdcksichtslosen

das wir wet \chreiten wird.

Der Präsident Dr. Groß erklärte: ma

Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den General der Artillerie von Stein auf seinen Antrag von dem Amte als Staats- und Kriegsminister zu entheben und

nsfrage wie immer sein, sie werden sich be- atuung darüber, doß wir endlich dem Frieden er Friede nur ein gerechter und ehrenvoller er verbündeten Heere, Die Behandlung der

unsere inneren politischen

Parteien zur Friede gegnen in der Genu entgeaengehen. Daß dies in kann, dafür bürgen die Heldentaten d afür bürgt die allgemeine Kriegslage Frage des Einflusses des Friedens auf

Verhältnisse sowie auf unsere Wicischafts!age wäre heute ver- früht. Das Haus begann sodaun entsprechend den Verein- barungen der Obmännertagung die Verhandlung der dbring- lichen Anfragen, betreffend die Ernährung und die innere Politië

Jm Finanzaus\chuß beantragte Mastalka mit Rücksicht auf die allgemeine Lage die Vertagung der Ver- handlungen. Der Finanzminister Freiherr von Wimmer trat dem Antrag entgegen und eiflärte, daß die Regierung selbst- verständlih auf dem Voden der gegenwärtig geltenden Ver- fassung stehe. Wenn auch Aenderungen im staatsrechtlichen Yau Oesterreichs bevorständen, werde die Arbeit, die im Aus- {uß geleistet werde, feine überflüssige sein, denn Steuecn seien auch für ein staatsrechtlih ausgestaltetes Oesterreich notwendig. Die Regierung müsse daher dringend bitten, die Verhandlungen im Ausschuß fortzuseyen und die Vorlagen ehestens der Ec- ledigung zuzuführen.

Eine von den „Deutschen Nachrichten“ veröffentlichte parteiamtliche Verlautbarung besagt: L j

Der Verbandsaus\shuß der deutshnationalen Parteien hat in täglih fortgeseßten Sißungen über die gemeinsame Grundlage für den Zusammenschluß aller deutshen Abgeordneten zu einer Gesamtversammlung und über eine gemein!ame nationale Kund- gebung beraten, in der die Stellung des deutschen Volks ia Veiter- reih neu bestimmt und für eine unabhängige Volfspcolinik die Zukun]ts- linie gezogen werden soll. Der Verbandsausschuß war dabei von dem Bestreben geleitet, alles zw vermeiden, was das Zustandekommen dieser nationalen Einheit aller deuischen Abgeordneten und damit auch die nationale Einheit des ganzen deut\chen Volts in Oesterreich

stören könnte. Polen.

Der Regentschaftsrat hai, Warschauer Biättern zufolge, an den deutshen Reichskanzler nachsteheades Dele- gramm gerichiet:

Der Regent\chaftsrat des Königreichs Polen strebt immer danach, das Verhältnis des auferstandenen FFöntgreichs Polen zum benadh- barten Deut)chen Neiche im Geiste der Geret&tigteit und des gegen- seitigen Verständnisses zu gestalten. Er begrüßt daher mit Be/riedt- gung die in den Worten Eurer Großherzog1uichen Hoheit enthaltene Ankündigung einer möglichst \chnellen Beseitigung der übrigen Lasten der Bejezung als bedeutiamen Schritt auf diesem Wege. Möge es Eurer Großherzoglichen Hoheit gegeben \cin, dem deutschen Volke einen dauernden Frieden nah dem Grundsaße der allgemein an- erkannten Rechte aller Völker auf Selbstbestimmung und ¡reie Ent- wicklung zu sichern. /

Der Ministerpräsident Kucharzewski richtete, wie das Pressebüro beim Ministerprästöium mitteilt, ein Schreiben aa den Regentschaftsrat, ia dem er um sofortige Enthebung von jeiner Stellung und um gleichzeitige Entbindung von dem Auftrage, ein neues Kabinett zu bilden, bittet. Der Ministerpräsident kündigt ferner ein ausführlihe3 Schreiben über die Gründe für seinen Rücktritt an und erklärt sein Ersuchen damit, daß er nicht wolle, daß seinetwegen irgend ein Aufshub in der Bildung des neuen Kabinetts eintrete. Kucharzewski fügte hinzu, daß sein Entschluß unwiderruflich sei.

Rußland.

Nach einer Reutermeldung aus Petersburg: ist der frühere Ministezpräsident Trepow am 29. September erschossen worden.

Die Telegraphenagentur „Rosta“ meldet die Ein- nahme Samaras durch die Bolschewiki in folgender Depesche:

Am 7. Oktober wurde Samara von unseren tapferen Truppen eingenommen. Nech vor der Einnabme der Stadt hatten sich die Arbeiter geen die Tichecho-Slowaten eihoben. Die Siegesbeute, die unseren Truppen in die Hände fiel, ist ungeheuer und 1äzt sich im Augenbli noch nicht annähernd überbliden. Damit ist auch der leßte Stüßpunkt der Gegentrevolution unter den wuchtigen Schlägen der Roten Armee gefallen. Jett ist das ganze Wolgagebiet in unseren Händen, jeß1 werden wir das für das junge Sowjetrußland so nôtige Brot erlangen. Dieser Sieg gibt uns neuen Mut im Kampf für die Ideale des Kommunismus. :

Ftalien.

Der „Tempo“ veröffentlicht einen Tagesbefehl des Generals Diaz an die Armee, worin gesagt wird, daß der Feind in Erkenntnis seiner verzweifelten Lage und seiner unvermeidlichen Niederlage dennoh den Kampf in Frankreich und Belgien hartnäckig fortseße, indem er gleichzeitig Friedens- angebote mache und dreist auf dem heiligen Boden des italieni- schen Vaterlandes verbleive, um den größimöglichen Teil seiner Eroberungen zu behalten. Die früheren wie die neuesten Aufrufe des Deutschen Kaisers an seine Soldaien bewiesen, daß der Feind noch nicht zum Bewußtsein dec von ihm ver- übten Ausschreitungen und der Nonvendigkeit, sie wieder gut zu machen, geklommen sei. Er bestätige, daß man noch nicht wisse, ob der Augenblick zum Aufhören des Kampfes gekommen sei. Das müsse klar von jedermann als die wirkliche Wieder- gabe der Lage und als Sicherung gegen die Fallen aufgefaßt werden. Leichtg!läubigkeit ohne positive Beweise wüde ein Vorteil für den Feind sein, dem es darauf ankomme, Zeit zu gewinnen und den Geist unserer Kämpfer zu ermatten.

„Die von Gerechtigkeitsgefühl erfüllte und nach der Gr- füllung unserer erhabenen Kriegsziele strebende Weiéheit unserer Staatsmänner und der alliierten Regierungen“, heißt es weiter, „wird uns den Weg weisen, die wir die Wertzeuge des Sieges in dem harten und langen Kampfe sind, die wir unserer zahllosen, auf dem Felde der Ehre gefallenen Waffengefährten gedenken, uns, deren Seele durch harte Opfer von unserer und unserer Angehörigen Seite gestählt ist. In dieser für die Zukunft entschéidenden Stunde müssen wir wehr als je bereit fein, den Feind zu schlagen, solange seine Angebote nicht von den notwendigen Bürgschaften begleitet sind und auf eine neue Falle hinaus- laufen, um die Niederlage zu verzögern. Kein Angebot darf uns jemals mattsezen, solange der Feind unser Land be!etzt hält und unser leidendes Volk bedrüct, das mit Furcht foine Befreiung er- wartet. Unsere Seele bleibe stack und ruhig, denn wir sind üm Be- wußtsein unseres guten Yechtes, selbst wenn neue Kämpse notwendig sind. Wir wissen, daß der Sieg uns jegt gewiß ist. Das Vaterland

vertraut seinen Söhnen ; wir werden uns seiner würdig zeigen.“

Niederlande.

Die „Niederländishe Telegraphenagentur“ veröffentlicht folgenden amtlichen Text einer Erklärung des Ministers des Innern und Vorsißenden des Ministerrates Ruys de Beeren- brouck in der Zweiten Kammer über die Urlaube:

Die Krieagslage in dem an Seeländisch-Flandern grenzenden west- lien Teile Belgiens macht es notwendig, g: die Regierung auf die Möglichfeiten, die daraus für unser Land entstehen können, Nücksicht nimmt. Wenn fremde Tiuppenteile eines der beiden Krieg- führenden oder beider unsere Grenzen überschreiten sollten, so erlegt uns das Völkerrecht die Pflicht auf, fie zu internieren. Auch bestebt die Möglichkeit, daß wieder cine. Anzahl Flüchtlinge

bei uns Gastfreundschaft suhen wird in der Lage sein müssen, die nöti Regierung hat si deshalb, um über g

sonderen Urlaube von kurzer Dauer für die i Truppen aufzuheben. Sollte is vie R Wr andere Provinzen oder überhaupt in Wettergel derartigen Aufhebung der Urlaube aa dazu erteilt werden. E

Zu dem Anerbieten der ameri Lebensmittel und andere Artikel

handlungen stattfinden sollen, eingetroffen sei. Es fönne jedoch

darauf gerehnet werden, daß di-ser Pankt ha i ? sein würde. Alsdann“ sollten die Verbcudinnen E Le \chleunigt werden. Was die Verhandlungen mit Deuts ch- land über eine Verminderung der U-Bootgefahr an- gehe, so habe das vorige Kabinett eine Vereinbarung mit Deutschland „über die Verleihung deutscher Freigeleitscheine vorbereitet, die noch nicht ratifiziert sei, obwohl sie in bestimmten Fällen bereits angewandt werde. Der Minister des Aeußern hoffe, daß es ihm jeßt bei den Verhandlungen mit beiden Par- teien glüken werde, die für die holländishe Schiffahrt und die wirtschaftliche Versorgung unhaltbaren Verhältnisse zu bessern.

Die unterbrochenen Verhandlungen über ein Wirtschaftsabkommen mit Deutschland wurden dieser Tage gemäß den Bestimmungen des Kohlenkreditabkommens

vom 31. Jali wieder aufgenommen.

Türkei.

Wie das Blatt „Vakit“ erfährt, hat ‘der Großwesir Talaat Pascha dem Sultan die Entlassung des E überreicht, die angenommen roorden ist. Die Leitung der Ge- schäfte bis zur Bildung des neuen Kabinetts ist dem früheren Botschafier in London Tewfik Pascha übertragen worden.

Bulgarien.

Vorgestern fand im Eisenbahnminlsterium in Sofia unter Teilnahme des Generaldirek:ors der Eisenbahnen und Tele- graphen Morfow, des Generals Luckow, des französischen Obersten Droussot und zweier englischer Offiziere eine große Sitzung statt, auf deren Tagesorduung die Uebernahme der bulgarischen Eisenbahnen, Straßen, Häfen und

Telegraphen durch die Ententeaufsichtskommission,

sowie die Besprehung über die Transportmöglichkeiten der Ententetruppen zu der ihnen vertragsmäßig zustehenden

Beseßung der strategishen Punkte in Bulgarien stand. Laut Meldung der „Transocean-Gesellschaft“ ist am 7. d. M. Gueschew an der aitbulgarishen Grenze von der Entente be- seßt worden und vorgestern Küstendil; in der Nacht vom 10. zum 11. Oktober soll ein französishes Regiment nah

Sofia kommen, wahrscheinlich über Kühtendil. Von den unter

den Waffen behaltenen 5 Jahrgängen der bulgarischen Truppen

(Jahrgang 388—42) werden die 4., 8. und 10. Division neu aufgefüllt und diese drei Divisionen bilden die den Bulgaren zugestandene Truppenmacht. Mehr und mehr bricht sich in der Bevölkerung die Erkenntnis Bahn, daß für Bulgarien noch lange nicht Frieden ist, sondern Besezung durch die

Entente und Krieg. Finnland.

Der in demokratischer Richtung geänderte neue Ver - fassungs8entwurf der Regierung wurde vorgestern in der Vollversammlung in dritter Lesung behandelt. Bei der Ab- stimmung wurde die Frage der Dringlichkeit mit 74 gegen 34 Stimmen bejaht. Da die erforderlihe Fünfsechstel- _ mehrheit somit nicht erreicht ist, kann die Vorlage während der gegenwärtigen Landtagssession nicht mehr zur An- nahme gelangen. Jhre Vertagung bis zu einem aus Neu- wahlen hervorgegangenen späteren Landtag wurde durch Zuruf beschiosson Die auf gesteru ubcraumte neue Vollversammlung wird ur Frage der Königswahl auf Grund des § 88 der alten

V1 fajjau, von 1772 Stellung zu nehmen haben.

Amerika.

Der ameritanishe Staatssekretär Lansing hat dem shweizerishen Geschäftsträger in Washington laut Meldung des „Woiisschen Lelegraphenbüros“ folgende Antwort auf

die deutscze Note übergeben: Staatsdepartement vom 8. Oktober 1918.

Mein Herr! Jch habe die Ehre, im Namen des, Präsidenten den Empfang Ihrer Note vom 6. Oktober zu bestätigen, die die

Mitteilung der Deutschen Negierung an den Präsidenten einschloß, und ich bin von dem Präsidenten beauftragt, Sie zu bitten, dem

deutschen Meichskanzler folgende Mitteilung zu machen: Che er auf das Ansuchen der Kaiserlich Deut1chen Regierung antwcertet

und damit die Antwort * so aufrichtig und gradfinnig erteilt wird, wie die wichtigen Interessen, die darin einges{lossen sind, er- fordern, hält der Präsident der Vereinigten Staaten es für not- wendig, sich des genauen Sinnes der Note des Reichskanzlers zu ver- sichern. Meint der Neichskanzler, daß die Kaiserlih Deut)che MNegierung die Bedingungen, die vom Präsidenten in seiner Botschaft an den Kongreß der Vereinigten Staaten vom 8. Ja- nuar und in den folgenden Botschaîsten niedergelegt worden sind, annimmt, und daß ihr Zweck beim Eintritt in die Grörterung nur der sein würde, sih über die vraktishen Einzel- heiten ihrer Anwendung zu verständigen ? Der Präsident der Ver= einigten Staaten fühlt fich perpflichtet, zu dem Vorschlage eines Waffenstillstandes zu ecklären, daß er ih niht berechtigt

fühlen würde, den Regierungen, mit denen die Regierung *

der Vereinigten Staaten gegen die Mittelmächte verbunden (asoziiert) is, einen Waffenstillsland vorzuschlagen, solange die Heere dieser Mächte auf ihrem Boden stehen. Die gute Glaube bei jeder Erörterung (thle good faith of any discussion) würde offensihtlich von der Zustimmung der Mittelmächte abhängen, sofort die Truppen überall aus dem beseßten Gebiet zurückzuziehen. Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt zu sein, ob der Kanzler nur für diejenig n Gewalten des Neiches spricht ( constitbuted authorities of the’ empire), die bisher den Krieg geführt haben! Er hält die Antwort auf diese Frage von jetem Standpunït aus für außerordentlich wichtig. | Os / Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versicherung meiner Hochschätzung. Nobert Lansing.

Nach einer Mitteilung des oben genannten Telegraphen-

“büros liegt die Antwort des Präsidenten Wilson in

Berlin in einem amtlichen Text noch nicht vor. Eine genaue Prüfung des Wortlautes sei vorerst noch nit möglih Jmmet- hin ergèbe sich aus dem Text, daß weitere Ecflärungen von Seiten der deutschen Regierung notwendig würden. Dazu seien sorgsame Erwägungen der Regierung erforderli. Die Ant- wort auf die Schlußfrage sei durch die Rede des Präsidenten Fehrenbach in der Reichstagssißung vom 5. dieses Monats ge-

n welchem ezalle die Behörden gen Maßregeln zu treffen. Die zie 4 : y jenügende Truppen zu verfüge

genötigt geîeben, die allgemeinen (methodischen) Ürlaube E g in Seeland stehenden igkeit ergeben, auch für endem Maße zu einer jen, so wird der Befehl

fanishen Regierung,

) unter näher zu bestimmenden Bedingungen zuv, Verfügung zu stellen, teilte E Minister

Ruys de Beerenbrouck mit, daß n i : ; 10 mi, 10ch nicht von alle - bündeten Regierungen Bericht über den Ort, wo We Ver-

geven, der im Namen des deu!shen Volkes und des Neichs- ! 1ages erklärte, daß der Reichstag das FriedenSangebvot billige |

und sich zu eigen mache. Wie „Reuter“ meldet, wich in Washingion amtlich be-

FriedenSsvorschläge augenblicklich nihti in Erwägung ge- zogen werde.

Kriegsnachrichten.

Berlin, 9. Oktober, Abends. (W. T. B.) An der Schlachtfront zwischen Cambrai und St. Quentin haben wir rücwärtige Stellungen, bezogen und damit auch Cambrai geräumt.

Teillämpfe in der Champagne. Auf beiden Maas- ufern haben si erneute Angriffe des Feindes entwickelt.

Aus Gefangenenaussagen ergibt sich, daß die Verluste der Franzosen in der Champagne und der Amerikaner zwischen Argonnen und der Maas ganz außerordentlich hoh sind. Besondecs {wer litt die 4 französische Dioision bei ihß‘em Angriff am 1. Oktober gegen die Höhen südlich Liry. Das Regiment 147 haite dabei über 50 vH Verluste. Die 3. Kompagnie des Jägerbataillons 18 wurde vollständig aufgerieben. Am 1..Oftober wurden bei St. Matie à Py

3 Bataillone des Regiments 983 hintereinander eingeseßt. j

Sie wurden sämtlich zusammengeschossen. Den Leuten des ulezt eingeseßten Bataillons wurde, um sie zum Vorgehen zu veranlassen, vorgeredet, daß der Graben vor ihnen schon von Franzosen beseßt sei. Als sie“ den Jrrtum erkannten, fluteten sie im wirksamen deutschen Feuer zurück. Am 3. Oltober wurde bei Binarville eine ganze Kompagnie des 9. Kürassierregiments zu Fuß gefangen. Die Gefangenen be- ziffern die Verluste im eigênen Bataillon bei dem Angriff am Vortage auf 50 vH. Bei dzm Angriff auf Monthois erlitten zwei hierbei eingeseßte amerifanishe Negerregimenter Verluste bis zu 75 vH. Die Neger mußten noch am gleihen Tage abge löst werden.

Die erste Woche der feindlihen Großangriffe in Flandern brahte unseren Luftstreitkräften unvergleihlihe Er- folge. Seit dem 28. September, dem Beginn des Groß- fampfes, bis zum 5. Oktober haben unsere Flieger allein in Flandern 96 feindliche Flugzeuge abgeschossen und selbst nur 6 Flugzeuge verloren. Eine SJagdstaffel errang 17, eine andere 15 Luftsiege. Leutnant Jacobs brachte 9, Leutnant Degelow 7 Flugzeuge zum Absturz.

Großes Hauptquartier, 10. Oktober. (W. T. B.)

Westliher Kriegsschauplaß.

Auf dem Sqylachtfelde zwishen Cambrai und St. Quentin nahmen wir rückwärtige Stellungen ein. Cambrai wurde von uns geräumt. Durch erfolgreiche, von Panzerwagen unte: slügte Gegenangriffe, die uns am Abend des 8. Oktober südöstlih von Cambrai wieder in den Besiß von Seran- villers und der Höhen beiderseits von Esnes brachten, habea in erster Linie bayerishe und rheinische Negimenter sowie Truppen der deutschen Jägerdivision die Loslösfung vom Geaner wesentli erleichtert. Jm Laufe des gestrigen Tages ist der Feind beiderseits der Römerstraße in Richtung Le Cateau mit N arfereti Kräften gefolgt. Unsere Vortruppen wehrten seine

hier in Verbindung mit Panzerwagen angeseßte Kavallerie ab; ! ot: ß ' | das große Schauspielhaus am Bülowplatz eine ‘glückliche Wahl war,

| ist zu bezweifeln; denn es ermangeit fast jedes äußeren Gescheheus,

stärkeren Jnfanteriea: griffen wichen sie \hrittweise kämpfend auf ihre neuen Stellungen aus. Am Abend stand der Feind östlich der Linie Bertry—Busigny—Bohain.

Jn der Champagne wurden feindliche Teilangriffe beiderseits von St Etienne abgewiesen. Zwischen den Argonnen und dem Rücken von Ornes brach der Ameri- kaner, am östlihen Maasufer in Verbindung mit Franzosen, erneut zu einheitlihen Angriffen vor. Am Rande der Ar- gonnen scheiterten sie unter |chweren Verlusten für den Gegner. Cornay, in das der Feind eindrana, wurde wiedergenommen. Haupistoß der zwischen Aire und Maas geführten Angriffe war gegen Sommerance und Romagne gerichtet. Beide Orte blieben nah wechselvollen Kämpfen in unserer Hand. Den über Romagne und östlih davon bis Cunel vor- dringenden Feind warfen badische Regimenter wieder zurü.

Auf dem östlichen Maas ufer schlugen wir den Feind bei und östlich von Sivry ab und nahmen Sivory, das vor- übergehend verloren ging, wieder. Nordwestlih und östlich von Beaumont ist der Ansturm des Gegners vor den Linien österreichish-ungarisher Jäger und rheinisher Regimenter gescheitert.

5 Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

en dieses is der Freien einz’ce f E G L 2 F T 4 h Pflicht: Das Reich zu schirmen,

V * / c .

e das sie felbst leschieme. A E b =Scitiler.

E rsullet iele Prlicht! Le Que Li cuUn ce!

d

Oesterreihisch-ungarisher Bericht.

Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Jtalienisher Kriegsscchauplaß.

Das italienische Artilleriefeuer erfuhr an der ganzen Ge- birgsfront beträchtlihe Steigerung. Im Daonetal, an der Etsch und unmittelbar östlih der Brenta kam es zu Jn- fanteriekämpfen, die für uns günstig verliefen.

Balkan-Kriegs8schaupla ß.

Jn Albanien sind Franzosen und Serben in das von uns aeräumte Elbassan eingerüdckt. :

Jm südlihen Alt-Serbien keine besonderen Ereignisse.

Wesiliher Kriegsschaupla t. An den gestrigen s{chweren Abwehrkämpfen bei Verdun

haben die österreichish-ungarishen Truppen des Feldmarschalls

leutnants Metzger rühmlichst Anteil genommen. Der Chef des Generalstabes.

Der Krieg zur See. Washington, 9. Oktober. (Reuter.) Der ameri-

j oa Dampfer „Tampa“ ist .am 26. September an Sts s e: Ee | der englishen Küste mit allen an Bo efindlihen Personen fanntgegeben, daß eine Antwort auf die österreichischen | E O x rd befind Perjonen,

bestehend aus 10 Offizieren und 107 anderen Perionen, untker- gegangen.

Haag, 9. Okiober. (Korrespondenzbüro.) Bei dem Minister des Aeußern ist die Nachricht eingelaufen, daß der japanische Dampfer „Hirano Maru“ (7936 Br.-R.-To.) am 4. Oktober auf der Reije nah Japan torpediert worden ist. Unter den Vermißten befinden sich neun Holländer.

Statistik und Volk2wirtschaft.

Die übertragbaren Krankheiten als Todes- Ursawe In Preußen m Zahre VU919

Ohne die verstorbenen Militärpersonen sind von den Standes- ämtern Preußens als an übertragbaren Krankheiten im Jahre 1915 Gestorbene 86595 männliche und 83 030 weibliche, zusammen 169 629 Personen gemeldet worden. Davon entfallen nach einer in der „Stat. Korr.“ gegebenen Uebersicht etwa drei Viertel auf die Crkrankungen der Atmungsorgane. Auf 10 000 Lebende berechnet, weist die höchste Sterbeziffer die Tuberkulose mit 14,1 auf; daran |chließt fich die Lungenentzündung mit 12,3 an; in weitem Abstand folgen Diphtherie und Krupp mit 3,5, ferner Scharlach mit 2,8, Masern (nebst Iöôteln) und Keuchhusten mit je 2,0, Influenza mit 0,3, Wundinfektionskrank- heiten außer Nose mit 0,6, Typhus mit 0,5, Kindbettfieber mit 0,4, Nose mit 03, übertragbare Tiertranktheiten mit 0,006; andere übertrag- bare Krankheiten hatten zusammen 0,7 Todesfälle auf je 10 000 Lebende zur Folge. Troß des Krieges ünd der damit verbundenen Gefahr der Verbreitung von Epidemien haben die Sterbefälle an übertragbaren Krankheiten gegen die Friedenszeit nur in geringem Maße zugenommen.

Kunst und Wissenschaft.

An der Universität Göttingen wird in der Zeit vom 15. November 1918 bis zum 15. Februar 1919 der dritte H o ch - \chulkursus zur Ausbildungvonkriegsbeschädigten UAkademikern in Statistik stattfinden. Näbere Anfragen der Teilnehmer, die auh noch im Heeresverband befindliche g. v. und a. v. (Heimat) Afademiker sein können, sind an das Institut für mathematische Statistik, Göttingen, Loßestraße 33, zu richten.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Oldenburg, 9. Oktober. (W. T. B.) Infolge heftigen Auf- tretens der Grippe sind in versbiedenen Bezirken die Ferien verlängert worden. Viete Fälle find bei hinzutretender Lungen- entzündung tödlih verlaufen.

Hamburg, 9. Oktober. (W. T. B.) Nach Mitteilung der Oberpostdirektion ist unter dem Personal des Hamburger Fern - \prechamtes wieder die Grippe ausgebrochen, an der allein in den leßten Tagen über 200 Personen erkranfl find. Da mit weiteren Erkrankungen zu rechnen ist, werden die Teilnehmer zur Vermeidung empfindlicher Betriebseinschränkungen aufgefordert, in allen nicht unbedingt notwendigen Fällen auf die Benugung des Fernsprechers zu verzichten.

Theater und Musik.

Volksbühne (Theater am Bülowplaß). Als dritte Gabe brachte die Volksbühne unter Friedrih Kayßlers

} Leitung eine bislang hier noch nit aufgeführte Komödie von Anton

Tschechow: „Der Kirschgarten“. Ob gerade dieses Stück für

ist ganz auf St.mmung und auf das Gespräch getitellt, das M De Welle Zuschauerraum allzu oft verloren geht. Doch ist das ein Bedenken, das mit dem Wert dieser eigenartigen Bühnendichtung, die einen tieten Bli in die russishe Seele tun läßt, nichts zu schaffen hat. Der große und berühmte Kirschgarten, welcher der leihtlebigen adligen Guts- besigerin Ranewskaja gehört, dessen Bäume wegen Neberalterns feinen lohnenden Grtrag mehr liefern und der nun unter den Hammer fommen soll, ist so redit ein Sinnbild jenes Nußland, dessen Zu- \ammenbruch wir shaudernd erlebt haben. Frau Nanewskaja, die unbetümmert in Paris und an der NRivicra lebte und Schulden auf Schulden hâufte, kann O nt - ente ließen, dem Rat des Kaufmanns Lopachin folgend, die geliebten, aber gänzlich vernachlässigten Kirshbäume fällen und das Gut parzellieren zu lassen; so geschieht das Unvermeidliche, daß sie Haus und Hof, an dem für sie und ihre ganze Familie alle lieben Sugenderinnerungen bängen, für immer verlassen muß. Ersteh r des Gutes ist eben jener Kaufmann Lopachin, dessen Vater einst Leibeigener auf dem Hofe war. Aber nicht dieser Vorgang ist es, der die Aufs merksamkeit fesselt, sondern die Beziehungen der Menschen zueinander, die kurz vor der Schikjalsstunde des Kirschgartens im alten Guts- hause zusammentreffen, geben dem Stücke erst Sinn und Gepräge- Sie sind mit Dichteraugen gesehen und haben alle, fo verschieden fie find, den gemeinsamen s{chwermütig stimmenden Zug der mangelnden Gnergie, der Ziel- und Zweklofigkeit in ihrem Tun, ob das Schicksal sie auf- oder niederwärts führt. Selbst Lopachin, der erfolgreiche Kaufmann, hat n'cht einmal den Mut, sein Herz der Tochter der Gutsherrin zu offenbaren, die er liebt und von der er wiedergeliebt wird. Er allein Eönnte die Familie retten, aber er tut es nicht, teils eben aus Mangel an Entschluß'ähigkeit, teils weil es ihm, dem Sohne des Leibeigenen, eine Genugtuung ift, Haus und Hof in seinen Besiß zu bringen. Ein zwecklos seine Tage hinbringender, fentimentaler, s{chwaß- * hafter alter Junggeselle: Ut der Bruder der Gutsherrin, Gajew. - Dann geht ein philosophierender junger Mann durch das Stück, der ewige Student genannt, der auf seine Weise die zweite Tochter der Frau RNanewskaja anshwärmt, obne das Geringste zu ‘tun, um sie zu erringen. Ein uralter Diener der Familie, chemals Leibeigner, der sich in der neuen Zeit nicht zurehtfindet, ein s{rullenhafter Buchhalter" ein trinkfester, ver- \chuldeter Gutsnahbar und ein paar jüngere Dienstboten vervoll-

D

ständigen den Kreis der in der Komödie vorkommenden Gestalten.

| Schwermütig endet se mit dem Zuschließe® * der aus- | geräumten und verdunkelten Zimmer des Gutshauses, in dem der alte

Diener, den man ganz vergaß, cinsam zurückbleibt und stirbt. Die Auftührung, die unter Friedrich Kayßlers eigener Spielleitung ftand, rüdte, soweit die ungünstigen Naumverbältnisse des Hauses das zu- ließen, alle Vorzüoe der Komödie in das rechte Licht. Eine Meister- leistung shuf Frau Fehdmer als Gutsherrin ; allen Lichtern und Schatten, die über die Seele dieser Frau huschen, wußte sie Ausdruck zu geben ; ebenbürtig stand ihr in der Scch{wächlingsrolle des Bruders Friedrih Kayßler zur Seite. Den Lopachin gab E. Stahl-Nachbaur mit gebührender Betonung des Bäuerischen im Wesen dieses Kauf- manns, und als besonders feine Cpisodisten bewährten sich Julius Sachs als Gutsnahbar und Guido Herzfeld als alter Diener. Die

al Le

| Damen Hofer, Wolff, Bergsma, Veannheim, die Herren Berber,

Fehling und Siedel fügten {ih in den anderen Nollen gut in den Gesamtrahmen.

em prnn: Mer Tae