1918 / 297 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

bur das eseß sein, nameatlich auch in den zahlreihen Zweifels- fragen der Lurxussteuer. E 2 e :

E Mit deu Umsaßfteuergefes ergingen gleidzeitig die neuen QDoOr|en-, Gesellshafts- und Geldumsatßsteuer- gelege in der Form von Novellen zum Yieichsstempel- und zum Wechselstempelgeseß nebst Ausführurgsbestimmungen. Die weitaus wichtigste der beiden Novellen, die zum MNeichsstempelgeset, ändert die Besteuerung der Gesellschaftsverträge (Gründung und Auflösung von Gef!ellschaften und Genossenschaften, Uebertragung von (Gesellschafts- reten und Gesellshaft8eigentum), der Kure und Auslandaktien, der Schuld- und Nentenverschreibungen und Genußscheine, des Umsatzes von Wertpapieren (Börsensteuer), der Gewinnanteilsbeine und Zins- bogen sowie der Vergütung der Gefell\chaften an Aufsichtsratsmit- glieder. Neu eingeführt wird die Besteuerung der Geldumsäge (An- meldung der Habenzinsen) bei Banken und Sparkassen. Die)e neuen, für den Geldverkehr bedeutsamen Bestimmungen des Reichsstempel- aeseßes erläutert Dr. jur. Ernst Cckstein in seinem Buche „Die neuen Börsen-, Gesellschaf1s- und Geldumsaßsteuergeseße vom 26. Juli 1918“ (446 Seiten, geb. 8,20 46, Judustrieverlag Spaeth u. Linde, Berlin). Unter Heranziehung von Beispielen und zahlreichen Gericht8entschei- dungen, besonders aus der jüngsten Zeit, erörtert er gemeinverständlidh die Fragen, die bisher die Praxis beschäftigt haben und sie voraus- sichtlich noch beschäftigen werden, berücksihtigt eingehend die Schwietig- keiten, die sih bei richtiger Auslegung und Anwendung des Gesetzes sür die Praxis des Börsenverkehrs, für das Bankwesen, die Gesell- shaftsgründung, Finanzierung usw. ergeben werden. Der Wert des Kommentars wind noch erhöbt durch den Mitabdruck der umfang- Me s S rungsel mungen, des Wechselstempelgelezes in der neuen Fassung und der im Laufe des Krieges e 2 inschlägig L A rieges ergangenen einschlägigen

Eine Terxtausgabe des ganzen Neichsstempelgeseßzes nebst dem an die Stelle von dessen §§ 52—61 getretenen Geseß über die Besteuerung des Perfonen- und Güterverkehrs vom 8. April 1917 jowie den wichtigsten Ausführungébestimmungen und den Auslegungs- grundsägen ; des Bundesrats er\hien im Verlage von Franz A E Berlin (geb. E &). Sie enthält den Wortlaut des Deleves in der zur Zeit geltenden Fassung mit sämtlichen Abänderungen und Ergänzungen über die Börsensteuer, den sogenannten Cffektenumfaßstempel, die Tantiemesteuer, den Stempel für Gesellshaftsverträge, dice Best-uerung der Geldumsäße und mit den Vorschriften über die Besteuerung des Personen- und Güterverkehrs. Die Ausführungsbestimmungen des Bundesrats und die amtlich veröffentlichten „Grundsäße zur Auslegung des Neichs- stempel ejeßes’, die für die praftuishe Anwendung des, Geseßes erheb- liche edeutung haben, sind als Anmerkungen zu ten einzelnen Paragraphen auszugsweise wiedergegeben. Cine dem Geseßestexte Se eer A, E kurz über die Entwicklung des 8 ) es und besonders über di eseß vei E T esonders über die Neuerungen des Gesetzes

Wohlfahrtsþflege.

Die Auskunftsstelle für Ansiedlungswesen, Ab- teilung des Vereins für ländlide Wohlfahrts- und Heimatpflege, Berlin ZW. 11, Bernburgerstraße 13, errichtete in der von Geheimrat T Fricdrich Seeßelberg geleiteten Ausstellung „Sparsame Bau- stoffe* in-den Ausítellungshallen am Zoologishen Garten in Berlin cine Nebenstelle, die täglih von 11—1 und von 3—5 Uhr ge- öffnet {t und in der unèentgeltlih Auskunft über die Siedlungs- angelegenheiten und Bedingungen in den einzelnen Landesteilen erteilt wird. Bei der äußerst starken Nachfrage nah Siedlungsgelegenbeit und dem lebhaften Interesse für alle Siedlungsfragen dürfte diese Auskunftsst- lle eine bedeutsame Vereicherung der vielgenannten Aus- ftellung sein.

Verkehrêwesen.

Nach ciner Mitteilung - der luremburgiscben Poftver- waltuug wird für die Zeit vom 15. bis 31. Dezember der ge- samte Paket-, Postanweisungs , Postauftrags- und Nachnahmever- lehr sowie der Austaush von Cinschreib- und Wertbriefen zwischen Deutschland und dem Eroßherzogtum Luxemburg eingestellt.

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Heft 6 vom Jahrgang 1918 des „Archivs für Eisenbahn- wesen“, herausgegeben im preußts{chen Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer, Berlin), ersien mit folgen- dem Inhalt: Die österreichishen Staatsbabnen im dritten Kriegs- jahre (von Dr. Krakauer); Kau männishe Rechnungsprüfung in der preußischen Oberrechnungékammer mit besonderer Würdigung der Staatseisenbahnverwaltung (von Haase), Schluß: Die ältesten Stimmen über die militärishe Bedeutung der Eisenbahnen, 1833—1842 (von Meinke); Die Berücksichtigung von Raum, Sewicht und Wert der Güter im Seefrachttarifwesen unter vergleichs- weiser Heranziehung des Eisenbahntarifwesens (von Dr. Giese); Die Grtragsfäbigkeit der bolländishen Cisenbahnen (von Dr. Overmann) : Die Eisenbahnen der Schweiz im Jahre 1916. Kleine Mitteilungen : Verschmelzung von 4 Cypreßgesellschaften in den Vereinigten Staaten von Amerika; Die holländiswen Eisenbahnen im Jahre 1917: Rotterdamer Hafenbahnhöfe; Die japanischen Staatseisenbahnen: Die Eisenbahnen in Siam im Iabre O De Ugen Cte (m Sale 101 E triebêéergebnisse der Katanga-Eisenbabn in den Iahren 1916 und 1917; die VBenguella-Eiscnbahn im Rechnungéjahre 1916; die Cisen- bahnen in den französischen Kolonien von Westafrikfa im Rechnungs- jahre 1916. Nechtsprehung : Unfallversicherung (Erkenntnis des MNeichsgerihts vom 19. November 1917); Haftpflicht, Postreht (Er- kenntnis des Neichsgerichts vom 3. Januar 1918). Gesetzgebung : Dew ses Neich: Preußen; Oesterreich; Schweiz: Frankreih.

Bügterschau.

Theater und Musik,

Im Opernhause wird morgen, Veitiwch, „Salome" mit den Damen Kemp, Hafgren-Waag, Birkenström und den Herren Kraus Schwarz, Sommer, Henke, Bachtnann, Funck, Habich, Krasa, Philipy in den Hauptrollen ausgeführt. Musikalischer Leiter ist Otto Urdak. Die Aufführung von „Figaros Hochzeit" am Donnerstag beginnt bercits um 7 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Heimat“ mit den Damen Arnstädt, Dora, Heisler, Pateag und den Herren Ehrle, Kraußneck, Mühlhofer und Patry besetzt, gegeben. Stpielleiter ift Albert Patiy. _ Die nächste Neueinstudierung des Deut schenDpernhauses ist Webers „Oberon" in der hrer s{on befannten Bearbeitung von (Georg Hartmann. Das Werk geht am 23. Dezember in Szene.

Fm D om veranstaltet der Homcrganist Walter Fischer am nächsten Donnerstag, Abends 8 Uhr, ein Orgelkonzert, bei dem die Kammersängerin Erna Denera und der Konzertmeister Hans Bassermann (Violine) mitwirken. Das Programm enthält Weih- nachtsmusik, Der Eintritt ist gegen Entnahme eines Programms frei. _ Am Donnerstag, Abends 6—-7 Uhr, veranstaltet der Organist r rip Heitmann unter Mitwiräung von Hildegard Braun in der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche ein Konzert. Aufgeführt werden Arien und Lieder von Hugo Wolf sowie Orgel- werte von Bach, Reger und Nheinberger.

Mannigfaltiges.

Mit Nücksicht auf die Kohlenknappheit muß die Staats- bibliothek (frühere Königliche Bibliothek) über die Feiertage hinaus vom 27. bis 31. Dezember geilossen bleiben. Aus dem- selben Grunde muß es auch bis auf weiteres bei den bisherigen Deffnungezeiten verbleiben.

S S T E A ER L

Neber die Witterung inNorddeuschland imMonat Oktober 1918 berichtet das preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Der Oktober war an der Küste und besonders im Osten zu warm (bis mehr als 25 Grad in Masuren), im übrigen etwas zu kühl (bis 1 Grad im Süd- westen), in Schlesien, Mecklenburg, im Südwesten und in einem großen Teil Mitteldeutshlands zu naß, sonst troduer als im langjährigen Durchschnitt. An der Mehrzahl der Sta- tionen berrshte hohe Bewölkung bei geringer Sonnenscheindauer vor. Sm östlihen Binnenlande erhob ih die Temperatur auf mehr als 90 Grad: sie sank andererseits in sehr vielen Gegenden auf unter 0 Grad (auf 44 Grad in Thüringen). Fröste traten vielfah bereits zu Anfang des Mouats auf und wiederholten sich zum Schluß des- jelben. Das mittlere Brandenburg hatte sechs Frosttage. Die Nässe ist bejonders im Nheinland bemerkenswert gewesen, während an der ostpreußishen Küste noch niht der vierte Teil der zu erwartenden Negenmenge herniederging. Im Osten fielen meist 10 bis 50 mm, im Westen 25 bis 75 mm Negen. Unter 10 mm sind vereinzelt in Ost- und Westpreußen, Pommern, Pesen und Brandenburg hernieder- gegangen, während im Gebirge weit über 50 mm (bis mehr als 200 mm aut den Höhen des Niesengebirges) beobachtet wurden. Im Westen wurde in den (Bebirgen über 75 mm, vielfach (besonders im Harz) über 100 mm festgesielt. Auch an der Westgrenze sind ähnlich große Mengen verzeihuet worden. Im Anfang des Monatê rückte hoher Luftdruck von Frankceih her gegen Mitteleuropa vor, so daß es zunächst bei südwestlichen Winden ziemlich milde und an der Küste regnerisch war. Als jedoch vom 3. ab das barometrische Maximum \ich weiter nach Osten entfernte, traten bei heiterem Himmel kalte östlißhe Winde mit Nachtfrösten auf. In den folgenden Tagen stand Norddeutschland andauernd unter der Wechsel- wirkung tiefer Minima über Nordwesteuropa und hohen Luftdrucks im Süden und Osten, so daß regneri\he und milde Witterung mit fälterem, aufflarendem Wetter abwechselte. Vom 12. bis 15. Oktober bestand eine außerordentlih glei{mäßige Verteilung des Luftdrucks bei mildem Wetter, das auch noch anhielt, als am 15. und 16. cin von den Alpen nah der Nordsee hin fort- \chreitendes Minimum außerordentlich starke NRegenfälle in West- deutshland hervorrief. Auch in der Folgezeit, als Depressionen über dem mitteleuropäishen Festland lagen, blieb gelinde und reanerisce Witterung vorherrschend, bis es etwa vom 22. ab unter der Ein- wirkung hohen Luftdrucks im Osten kühler und trockener wurde. Nach Abwanderung dieses Maxrimums wurde cin neues von Südwesten her vordringendes maßgebend, das mit der Zeit ganz Mitteleuropa, zum Schluß des Monats Osteuropa bedeckte und im Binnenlande heiteres oder nebliges, dabei faltes Wetter mit Nachitrösten erzeugte, während an der Küste, die mehr unter dem Einfluß der über Nord- europa lagernden Depressionen stand, trübes ‘und wärmeres Wetter vorherrshte.

Mle (U) 16 Dezenber (Q T B) Die am 7. Dezember verhafteten Mülheimer Großindustriellen Thyssen, Stinnes usw. haben bei der Staatsanwaltschaft in Duisburg Strafantrag wegen vorsäßlicher und rechtswidriger Freiheitsberaubung gestellt. Ferner wird die Bestrafung des Schriftleiters C. Minster von der dort erscheinenden unabhängigen Zeitung „Die Fieiheit“ wegen \{chwerer Verleumdung und die des zweiten Vorsißenden des A.- und S.-Nates in Mülheim wegen verleumderisher Beleidigung verlangt. Der Berliner Polizei- präfident wird beschuldigt, die Vorführung der Verhafteten vor dem zuständigen Amtsgericht niht sofort veranlaßt, sondern sie redts- widrig drei Tage in Haft behalten und sie s{ließlich nur infolge Ein- M des Mates der Volksbeauftragten und des preußischen Ministeriums aus der Haft entlassen zu haben.

Mr nberg 16 Detember (Wi B) Wie dèr ranbisGe Kutries" berichtet, versammelten sich heute vormittag im Hofe der MNegimentskaserne die aus dem Felde zurückgekehrten Mann- schaften des 14. Infanterieregiments zu einem feierlichen Akt. Nach den hierbei gehaltenen Neden zweier Offiziere wurde das Lied „Deu1schland, Deutschland über Alles" angestimmt. Als darauf der Gemeindebevollinächtigte Gtermann im Namen des Ar- beiter- und Soldatenrats zu sprehen begann, wurde er dur Widerspruch unterbrochen, Giermann mußte s{hließlich auf die Fort- sezung seiner Ansprache verzichten.

I O e S O Da e De A Da: tung“, berausgegeben im Ministerium der bdöffentlichen Arbeiten, vom 14. Dezember hat folgenden Inhalt: Ansprache des Ministers der öffentlichen Arbeiten Hoff bei seinem Ämtsantritt, Amtliches: Zur (Fntbindung der Neichs- und Staatsbeamten von ihrem Treueid. D Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Das NRudolf-Sophien-Stitt in Stuttgart. (Schluß.) Die Landeswasserversorgung in Württem- berg. Vermischtes: Ehrenpreise an Negierung baumeister in Preußen. Prüfungen für den Staatsbaudienst in Württem- berg. Technische Hochschule Darmstadt. Baukostenüberteuerung. Aufhebung der militärishen Beschränkung der Bautätigkeit in Bayern. Gegen Wohnunasmangel und Obdachlosigkeit in Bayern. Deckung des verlorenen Bauaufwandes in Bayern. Siemens- Ning-Stittung. Lokomotivbau und Lokomotivfabrilen in Frank- rei). Ostpreußishes Pfannendah. Berechnung des Brücken- staues. Treibende Kraft und Widerstand bei fließender Bewegung des Wassers. Bücherschau. i

Daudel und Gewerbe,

_— Der Jahresablu} cer Cleblriiitas- Ubltien gesell: schaft vorm. Shuckert u. Co., Nürnberg, verzeichnet einen Nein- gewinn von 74594 0 46 (im Vorjahre 7 504 216 A). G8 wird vor- ges{lagen, 8 v. H. für die Aktie zu verteilen. :

__ Paris, 12. Dezember, (W. T. B.) Bankausweis. Gold tin den Kassen 3 437 274 000 (gegen die Vorwoche Zun. 6 753 000) Fr.,, Gold Lm Ausland 2 007 108 000 (unverändert) Fr, Barvorrat in Silber 319 373 0009 (Abn. 568 000) Fr., Guthaben beim amerikanischen Staats\chat 1 036 000 000 (unverändert) Fr., Guthaben im Ausland 1319 324 000 (Abn. 48 683 000) Fr., vom Moratorium nicht be- troffene Wechsel 933 788 000 (Abn. 64 638 000) Fr., gestundete Wechsel 1 035 584 000 (Abn. 1 226 000) Fr., Vorschüsse auf Wertpapiere 1 196 651 000 (Zun. 26 945 000) Fr, Vorschüsse an den Staat 16 500 000 000 (unverändert) Fr.,, Vorshüse an Verbündete 3 516 000 000 { Zun. 6 000 000) Fr., Notenumlauf 29 028 387 000 (Zun. 295 683 000) Fr. Schauguthaben 227 853 000 (Abn. 30 047 000) Fr. Privatguthaben 2 388 093 000 (Abn. 169 001 000) Fr. /

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten. _ Wien, 16. Dezember. (W. T. B.) Nach lustlofer Eröffnu gestaltete sih der Börsenverkehrx in éin Veiláufe Freund Be

Besestigend wirkten d'e Aeußerungen des Präsidenten Wilson für cinen Nech1sfrieden, das Kohlenabkommen mit Prag, die Grholung Don Berliner Börse im Anschluß an die Verlängerung des Waffenstil] stands und Käufe ciner Kommisfsiontfirma in Montanatktien. :

Kulisse war das Geschäft nur in Alpine Montanaktien und in Stag! babnattien lebhafter; im Schrankea waren besonders Eisen, S6. fahrts- und Elefktrizitätsaktien gefragt. : s

Wten, 16. Dezember. (W. T. B.) Amtlihe Notierungen der Devisenzentrale. Berlin 185,85 G., 186,15 B.,, Amsterdaux 671,50 G,, 672,50 B.,, Zürich 324,50 G., 325,50 B.,, Kopenhagen 41750 G. 418,50 B., Stockholm 461,75 G., 462,75 B., Christiania 442,25 G., 443,25 B., Konstantinopel —,— G., —, B., Mark. noten 185,85 G., 186,25 B. Rubelnoten Romanows 250,00 G, Nubelnoten Duma 235,90 G. '

Wien, 16. Dezember. (W. T. B.) (Börsens{lußkurse.) Türkische Loose 359,50, Ortentbahn 1123,00, Siaaisbahn 779,00, Süg. bahn 99,10, Oesterreichische Kredit 614,00, Ungarische Kredit 836 09 Anglobank 396,00, Unionbank 499,00, Bankverein 459,00, Länder- banf 452,09, Tabakaktien 946,00, Alpine Montan 804,00, Prager Eisen 2300,00, Rima Muranyer 820,90, Skod1werke 649,00, Salgo Kohlen 835,00, Brüxer Kohlen 1470,00, Galizta 1016,00, Waffen 952,00, Llovd-Aktien 2000,00, Poldihütte 921.00, Daimler 582,09 Oeiterreichisbe Goldrente —,—, Ungarische Goldrente —,—, JIuli- rente 6625,00, Februarrente 6725,09.

Amsterdam, 16. Dezember. (W. T. B.) Amerikanishe Werte behauptet, andere Werte flau. Wechsel auf Berlin 29,50, Wechsel auf Wien 15,15, Wechsel auf Schweiz 48,75, Wechiel auf Kopenhagen 63,40, Wechsel auf Stockholm 68,70, Wehl auf New Yock 233,00, Wechsel auf London 11,14, Wecchi-4J auf Paris 42,85. 4} 9/9 Niederländische Staatsanleihe 87}, Obl. 3 09/9 Niederländishe W. S. 64, e Niederländische Petroleum 4284, Holland-Amerika-Linie 387, Niederländ.-Indisdz Handelsbank 193, Atchison, Toveka u. Santa Fs 913, No® Ssland —, Southern Pacific 943, Southern Railway 28, Union Pacific 132, - Anaconda 137, United States Steel Corp. 882, Französish-Englische Anleihe —, Hamburg-Amerika-Linte —.

Kopenhagen, 16. Dezember. (W.T.B.) Sichtwechsel auf Hamburg 45,75, do. auf Amsterdam 158,75, do. auf {{weiz. Pläye 76,75, do. auf London 17,59, do. auf Paris 68,25.

tokholm, 16. Dezember. (W. T. B.) Sichtweck(sel auf Berlin 42,50, do. auf Amsterdam 146,50, do. auf schweiz. Plêze 70,75, do. auf London 16,25, do. auf Paris 63,00.

New York, 14 Dezember. (S) W. L. B) Lie Stimmung an der Fondsbörse war anfangs g?drückt, namentlich für niedrig im Kurse stehende Eisenbahnen. Im weiteren Verlaufe wurde die Haltung freundlicer. unter Deckungen und stärkerer Nachfrage für Schiffahrts- und Oelwerte. Der Schluß war als fest zu be- zeichnen. Aktienumsaßz 220 000 Stück. Tendenz für Geld: Stetig. Geld auf 24 Stunden Durchschnitts\saß nom., Geld auf 24 Stunden leßtes Darlehn nom.,, Wechsel auf London (60 Lage) 4,73,50, Cable Transfers 4,76,50, Wechsel auf! Paris auf Sicht 5,45,92, Silber in Barren 1014, 3 9/6 Northern Pacific Bonds 61, 49/9 Berein. Staaten Bonds 1925 106, Atchison, Topeka u. Santa Fs 93, Baltimore und Ohio 532, Canadian Pacific 1594, Chesapeakïe u. Dhio 561, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 45, Denver u. Rio Grande dé, Fllinois Central 96, Louisville u. Nashville 119, New Yor Central 762, Norfolk u. Western 106, ennfylvania 46d, Reading 84, Southern Pacific 101}, Union Pacific 1294, Anaconda N Mining 644, United States Steel Corporation 255, do, Pres d &

Berichte vonFfauswärtigen Warenmärkten.

New Vork, 14. Dezember. (W. T. B.) (SÞhluß.) Baumwol"le loko middling 29,20, do. für Dezember 27,73, do. für Januar 26,35, do. für Februar 25,40, New Orleans loko middling 28,75, Petroleum refined (in Cases) 19,25, do. Stand. white in New York 15,50, do. in Tanks 8,25, do. Credit Balances at Dil City 4,00, Shmalz prime Western 25,90, do. Nohe & Brothers 2020 Suder Zentrifugal 7,28, Weizen Winler 2374, Mehl Spring - Wheat clears 10,75—11,10, Getreidefraht nach Liverpool nom., Kaffee Rio Nr. 7 loko 103, do. für Juli —,—.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Mittwoch: 276. Daucer- bezugsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Salome. Diuama in cinem Aufzuge nah Vsfar Wildes gleichnamiger Dichtung in deut\der UeberseBung von Hedwig_ Lachmann. Musik von Richard Strauß. Muskikalische Leitung: Otto ÜUracê. Spielleitung: Hermann Bachmann. Änfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch : 281.Dauer- bezug8vorstelung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Heimat, Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. Spielleitung: Aibert Patry. Anfang 7F Uhr.

Donnerstag : Opernhaus. 277. Dauerbezugsvorstellung. 1 und Freipläße sind aufgehoben. Figaros Hochzeit. Komische Dper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nah Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche ÜUebersegung dur} gesehen von H. Levi. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 282. Dauerbezugsvorstellung. Dienst- urd Freipläße sind aufgeboben. Kater Lampe. Volksstück in vicr a von Emil Posenow. S pielleitung: Albert Patry. S LUOY:

Diensk-

rramilieicnachrichten,

Verlobt: Frl. Marita Pappriß mit Hrn. Oberleutnank Dscar Bechile (Naumburg a. S. Ulm).

Verehelicht: Hr. Nittmeister d. N. B. S. von Waldow- Mehrenthin mit Frl. Ulla von Winterfeld (Stralsund).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Nittmeister d. Nes. Kyril von Jerin (Berlin).

Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Monrand Frhr. Köller von Veldegg und Münchenstein (Berlin). Hr. Baron Cuno von Hahn auf Ploniau- Kurland (Berlin). Frau Elisabeth von ¿Nhaden, geb. von Pfuel (Weimar).

Verantwortlicher Shriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburt Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstella Rechnungsrat Mengering in Berlin. '

Verlag der Geschäftsstelle (Menger in g) in Verlin. J

Dru der Norddeutschen Buchdruckterei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32, “s

Sieben Beilagen (etnschließlid Bö1senbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 99)

Anfang .

d Ea t E; Laa. d h: BA i: Ee RZ is

s Erfte Beilage” zum Deutschen Neich9anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

1918.

M 2DT

Berlin, Dienstag, den 17. Dezember

SKichtamtligßes,

Kongreß der Delegierteu der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands.

Eröffnungssißung von Montag, 16. Dezember 1918, Vormittags 10 Uhr.

Im großen Sipßungssaale des preußischen Abgeordneten- Fauses trat heute der Delegiertenkongreß zusammen. Das Präsidium und die Rednertribüne sind rot drapiert. Der Saal ist bis auf den leßten Plaß mit den Delegierten beseßt. Am Regierungstische haben sich die Mitglieder des Kabinetts der deutschen Ne l n! jugsrats der Groß Berliner Arbeiter- und Soldatenräte nebst dem Chef der Reichskanzlei, Unterstaatssekretär Baake, vollzählig eingefunden. -

Nach 10% Uhr eröffnet der Vorsikende des Vollzugsrats

, H L s 4 T 4 Nihard Müller die Sißung mit Gruß und Willkommen:

Hier in diesem Saale, wo ehemals die brutalsten Herrenmensen, die preußischen Kraut- und Schlotjunker, versuchten und leider auch oft erreichten, das deutschbe Volk in Fesseln zu s{lagen, hier sollen Sie die Errungenschafien der Revolution, die von den Arbeitern und Soldaten eroberte politische Macht. für alle Zeiten fest verankern und dem deutsben Volke den Weg zur Freiheit, zu Glük und Wohl- fahrt vorzeichnen. Darum heiße ih Sie nochmals herzlich will- fommen au dieser großen, erbabenen, Menschheit befreienden Arbeit. Jhnen ist eine große und {were Aufgabe gestellt, in Ihren Händen lieat die Zukunft des deutsben Volkes, Wobl beseelt uns alle der Gedanke, an diesem aroßen Werke mitzuarbeiten, aber ich fürchte, wir find nicht alle einig über den Weg, der am scnellsten und sichersten zu diesem Ziele führt, ih fürchte, der Kampf der Geister, der beute und die nächsten Tage in diesem Saale tobt, wird arg und scarf sein. Aber wenn jeder bestrebt ist, alles Persönliche auszuschalten, nur der Sache zu dienen, dann werden wir fruchtbare Arbeit leisten, dann werden wir dem Wohl des Volkes dienen. Das werktätiae Volk Deutschlands, Hande und Kopfarbeiter, gemeinsam mit den Soldaten bat während des [anges Krieges unsagbar {wer gelitten, Das gestürzte kapitalistisch-militaristisde RNegerunassystem ermöglichte es einer dünnen Oberschicht, ein Siebz1gmillionenvolk wirtscaftlih und volitish zu knehten. Aber so fest dieses flubwürdige System uns allen erschien, so morsh und faul war es, daß es nur eines An- stoßes bedurfte, es zu stürzen. Die Arbeiter und Soldaten waren es, die dieses verbrecherishe System stürzten, sie sind es, die heute die politische Macht in den Händen halten. Ueberall haben st{ch Ar- deiter- und Soldatenräte als Träger der Nevolution, als Vollstrecker des Willens der Arbeiter gebildet. Die bürgerliche Presse hat {on wenige Tage nah der Revolution den Kampf gegen die Ärbeiter- und Soldatenräte gepredigt und in einer Form, die aufs O ZU- rüdgewiesen werden muß; man hat Verleumdungen auf Verleum- dungen Ne Niemand von uns wird sich von dieser Presse beein- flusien lassen. Wir werden den Weg weitergehen, den uns die Re- volution gezeigt hat. Das ganze werktätige Volk richtet heute seine Blide auf diese Tagung; in unermeßlihes Unglück gestürzt, erwartet es, von dieser Versammlung den Weg gewiesen zu erhalten, der es aus diesem Unglück wieder herausführt; Me dem Ertrinkenden späht ez aus und sucht Rettung. Hier 1} die Stelle, und Sie sind die- jenigen, die den Weg zeigen sollen, die die Trümmer des zusammen- gestürzten Regimes aufzuräumen und ein neues Fundament zu legen haben. Ihre Aufgabe ist, die Grundlagen für die deutsche sozialistische Republik zu legen die ein Staatswesen, das keine Herrscher und feine Beberrsbten, keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten fennt sondern nur feeie, gleide Brüder in einem Staat. Zuvor aer wollen wir tener unglücklichen Opfer gedenken, die N ges fallen sind (die Versammlung erhebt sch) als Opfer des fluchve- ladenen gestürzten Regimes, aber auc aller, die gefallen s als Kibibeitatumfer im Kampfe für die sozialistische Nepublik. Das gesamte arbeitende Volk dankt diesen Helden, und unvergessen werden sie fortleben als die großen Toten der sozialdemokratischen Republik; wit goldenen Lettern werden ihre Namen eingegraben sein in das Bucb der Geschichte, Sie baben si zu Ehren dieser Gefallenen von den Sißzen erhoben. J4 konstatiere das und danke Ihnen.

Velifébecuftragier GCbert: Arbeiter, Seldaten der deutsden Vollörepubl;?l Gestatten Sie mir im Namen des Rats der Volls- beauftragten einige Worte. Jn einer Stunde leidenschaftlider Guit- Ftosseribeit balt Vhr in den ersten Novembertagen zerbrümmort, was in Laufe der Zeit morsch geworden mar, habt Ihr die Abhängigkoit ¿evrissen, die (man alls gottgegeben anch, und den deutschen Voltéstaat pollfräftig ins Leben gasezt. Die Könige sind auf und davon, Die Neuf muß nach erem Wert unseres großen !fremgosifcen Genossen und Friedensfreundes Jaurès eine Nation von Königen sein. Die elten Stützen sind mit einem Sdllage gerbrochen, das Recht des Volkes ist die Grundlage des deutsden Staates. Aber wir sind uns Uar dar- Wer, daß die Republik erst dann den Fern übres Wosens erfüllt, wenn sie niht nur die Herren, sondern auck die Autbeuter beseitigt, Die tapferen Kämpfer der Mevolkution, welde die Fürsten vom Throne, das Junkertum und die Schaerindustrie aus der _Herrschant Des Sitaxtes vertrieben Haben, sollen die Republik der Freiheit encbern, die freie sozialsti\ckce Vollsrepußnt. Diese junge MNetpustllik macht &testweilen nech einige Knderkranlheiten dur. Fünf Wochen na der Revolution ist dor nouo Staat noch nit so gefestigt und geordnet wie die alte fünshunktertiährhz: Herrschaft der obenzollem und bie tausendjälhrige der Wittelétacher war. Alle, die ein großes Geschrei darilber eubeben, wir vermêchten der Anarchie nicht Herr zu werden, seien nit imstande, den normalen Verkauf des Sitaatslobons herbei- führen, haken nie ten Aufbau cu nur ber ffleinsten Organisation mitgeschaffen. (Sehr wahr!) JZhr Arbeiter und Soldaten, 4 der Wergroßen Mehrzcihl alte t@tige Mitglicder der Arberterbewegung, ist, wie viel Mühe die Gründung bes fleinsten Parteivereins, der Ältinsten Gewerlschaft mat, wie liamge es dauert, cha sie thre Auf- gabe richtig erfüllt. Jbr wertet Gud aud idt wundern, monm der gewaltige Umsdavung der Novembertage nicht alsbald einen Apparat ¿ustande gebraht bat, der reibungslos mit dem größten Nußeffekt arbeitet. ewiß drängt die Zeit. Nach ter aroßen Leichtfertigkeit der früheren Gewalten, die alles auf eine Karte gescbt hatten und, als sie feblshlug, ratlos dastanden, nit mehr aus und ein wußten, und Gließlich feige deserticrten, steht die junge Volksrepublik vor den Owierigsten Aufgaben, die fe einem erst zu schaffenden Staatswesen gestellt waren. Inmitten eines allgemeinen Mangels an Bedarfsgütern oll sie für ungezählte Millionen Arbeit schaffen, während alle Rohstoffe fehlen. Während der Auflösung aller politischen und %zialen Ordnung muß; sie unbedingt dafür sorgen, daß das Wirtschafts- ¿eben nit cinen Tag still steht, und Sicherheit gewähren, da Yahrung, Kleidung, Beleubtung und Heizung vorhanden sind, Die uns gestellte Aufgabe ist wahrhaft aigantis, thre Lösung 1st unm0g- id, wenn jeder nad seinem eigenen Kovf darauf loswirtscaftet.

(Sehr riti 2 nbeitlider Wille kann der unendliben : rihtig!l) Nur fester, einheitlidzer Bi A Be

AOwierigkeiten der Lage Herr werden. S anbeitoyflasse im Waffenrock und in der Bluse, die im ozialistishen Kampf die alten Stüßen gestürzt und die neue reiheit herbeigeführt hat, darf nit dulden, daß Uneinigkeit, Oerplitterung, Gigensinn, Eigendünkel und Eigenmäcbtigkeit ne

teichsregierung und die Mitglieder des Voll--

U Hens

um die Früchte der Revolution bringen, (Lebhafte Zustimmung.) QUe muy undedingt verlangen, daß ein einbeitliher Meh r-

heitswille gebildet wivd und eine einheitlihe Linie bei allen prattiscen Maßnahmen der Staatsverwaltung innegehalten wird, wie sie die Lrager der Revolution vorschreiben. Als am 9. November das Bolk nch erhob, gab es feine regierende Gewalt in Deutschland mehr; als die alien Machthaber ausetnanderstoben und verschwanden, wie weggeblasen und verweht im Winde, in diesem Augenblick mußten die Sieger die provisorishe Regierung schaffen, die bis zum Zu- sammentritt der Nationalversammlung neu zu regeln und zu begrenzen Ihre Aufgabe it. Dazu haben Sie sich zusammengefunden, Ver- treter der Arbeiter aus allen Gegenden Deutschlands, Vertreter der Soldaten von allen Formationen. Ihr Zusammen\{chluß soll das Veieinanderbleiben des einigen Deutschlands verbürgen, Ihr Zu- sammenshluß soll die Einheit im Volk und in der Reichsleitung für die nächsten Wochen sichern, Sie sollen aus der Gewalt der Revolu- tion heraus den neuen Rechtsstaat errihten. In Zukunft kann es in Deutschland nur einen Rechtsstaat geben, das ist der Wille des ganzen deutshen Volkes. (Beifall.) Das war der Sinn der Re- volution. Die Gewaltherrscaft hat uns ins Verderben gestürzt, nun dulden wir keinerlei Gewaltherrshaft mehr, komme sie, von wem sie will. (Lebhafter Beifall.) Je eher wir dazu gelangen, unseren deutschen Volksftaat auf die feste Grundlage des Willens lder ganzen Nation zu stellen, um fo eher wird die deutshe Republik gesund und N werden, um so eher kann sie an die Erfüllung ihrer großen ozialistishen Ziele herangehen. Das siegreiche Proletariat a reine Klassenherrshaft auf. Es überwindet politish und wirtschaft- lih die alte Klaffenberrscaft und seßt an die Stelle die Gleichheit alles dessen, was Menschenantliß trägt. (Beifall.) Das ist der große ideale Gedanke der Demokratie. Wer den ganz und restlos in sich aufgenómmen hat, kann den dauernden Frieden erringen, kann voll- E E der Familie der freien Völker werden. Demo- ratie und Nationalversammlung bieten für die endgültige Ueber- windung der Willkürherrschaft dauernde Garantie. Das muß jeßt unsere Hauptsorge sein. Die Demokratie ist der Fels, auf den aléin die Arbeiterklasse das Haus der deutschen Zukunft stellen kann. Er- richten Sie, Arbeiter und Soldaten, hier ein großes Werk der Frei- heit und ider Demokratie, und die deutshe Volksrepublik wird aller Gefahren Herr werden und einer glüdlichen Zukunft entgegengehen. (Lebhafter Beifall und Haändeklatschen.)

Der Vorsißende erklärt darauf die Delegiertenrer- fammlung der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands für eröffnet. Auf feinen Vorschlag wird beschlossen, das Büro aus drei Vorsißenden und neun Schriftführern zusammen- zuseßen. ,

Bu Vorsißenden werden mit E Mehrheit ge- wählt: Leinert (Soz), Seeger (U. Soz.) und. Gro- wolka (Soldat); zu Schriftführern werden gewählt: Hau - \child- Cassel (Soz.), Geißler - Nürnberg (Soz.), - ferings- Königsberg .(Soz.), Rast (U. Soz.), Heer U e) Renner (U S Bart O (Solda), Lamprecht (Soldat) und Andelsberger (Soldat).

Die Geschäftsordnung des“ Kongresses wird nach einem von Leinert verlesenen Entwurf debatte-

los einstimmig angenommen.

Die vom Vollzugsrat vorgescblagene Tagesordnuag lautet:

1) Bericht des Vollzugsrats, Referent Richard Müller. 2) Nationalversammlung oder Rätesystem. 3) Sozialisierung des Wirtschaftslebens, Referent Hilferding, Korreferent Rosa Luxemburg. 4) Die Friedensregelung und deren U auf den Neuaufbau der Republik, Referent Ledebour. 5) Wahl des Voll- zugsrats.

Auf Antrag Lüdemann (Soz.) wird beschlossen, die Wahl des NReicbsvollzigsrats an die zweite Stelle der Tagesordnung zu seen. Im übrigen wird die Tagesordnung unverändert angenommen.

Ein Antrag bayerischer Abgeordneten fordert die Gencssen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. die sdb um die Re- volution so außerordentlich verdient gemaht haben (Heiterkeit), zum Konareß als Gäste mit beratender Stimme zu laden. (Heiterkeit und Sehr gut!)

Mit großer Mehrheit wird der Antrag abgelehnt.

Gin bayerishe- Abgeordneter protestiert dagegen, daß ihm nit die Möalichkeit zur Begründung gelassen worden sei. Vorsitzender Leinert bemerkt dazu, der Nedner hätte sich reht- zeitig melden müssen. : :

Hierauf verkündet Lenert das Ergebnis der Wahlen im Frei- staat Anhalt Et haben Stimmen erhalten die sozialdemokratische Partei 92 229, die dem kratishe Partei 54447. die konservative Partei 9225. die Mittelstandspartei 3 249. Gewäblt sind auf Grund des Verhältniäwablsvstews 23 Sozialdemokraten, 12 Deinokraten und 2 Konservative. (Lebbafter Beifall). Dieses Wablresultat wird ein gutes Omen für die Tätikeit des Rätekongresses sein, (Beifall).

Hierauf werden neun Mitglieder für eine Mandatsprüfungs- fommission gewählt, die sich in derselben Weise auf die einzelnen Grupven verteilen. “wie bei der Wahl der Schriftführer.

Ein Antrag fordert die Volksbeauftraaten auf neben dem Kon- greß gemeinsam mit den Soldatenräten über Volkswehr, Nangab- zeichen und andere militärishe Fraaen zu beraten. E ö

Volksbeauftragter Cbert erklärt die Erfüllung dieses Wunsches für unmögli, da die Volksbeauftragten {on die Nacht- stunden zu Hilfe nehmen müßten, um die drinaenden Neagierungsge- schäfte troß des Nätekongresses zu erledigen. Die Volksbeauftragten würden aber gern mit dem heute zu wählenden Reichsvollzugsrat die angeregten Fragen beraten. Der Antrag wird nach dieser Erklärung zurückgezogen.

Der Kongreß beschließt, beute die Mittagspause von 1—3 Uhr eintreten zu lassen. : ; 5 ;

Referent Richard Müller. (s ist mir unmöglich, diesen Bericht rein objektiv, ohne mein eigenes persönlihes Empfinden hineinzulegen, Ihnen zu geben; was i vortrage, wird deshalb mans mal nicht als die einheitlihe Auffassung des Vollzugsrats gelten fönnen. Der Berliner Vollzugsrat ist aus dem Reiche {wer ange- riffen worden; bei der Hebe gegen ihn hat sid nit nur die bürger- e Presse, sondern haben stch auch rechts}ozialistische Blätter be- teiligt. (Vereinzelte Pfuirufe.) Diese Angriffe haben allmählich eine starke Mißstimmung gegen den Berliner Vollzugsrat erzeugt, und mancher von Ihnen wird mit vorgefaßter Meinung hierher gekommen s und gründlich aufräumen wollen. Jch selbst verzichte auf meine Stellung und hoffe, daß mein Nachfolger es besser machen wird. Die Ursache dieser Heve licgt aber weiter zurück. Die Vorbereitung zur Revolution ift bereits im Juli 1916 getroffen worden, und fest iteht, daß die damals hervorragend an den Vorberatungen Betei- ligten aud Mitglieder des Vollzugsrats wurden, so daß die

eße der bürgerlihen Gesellschaft si zuerst gegen sie richtete, Nm meisten beschimpft und verleumdet worden bin 1ch, Der tiefere Grund der Heße liegt darm, daß der Berliner Voll- zugsrat das einzige greifbare Ergebnis der Revolution war als provisorisckes Zentralorgan der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands; so richteten denn diejenigen, die ibre Herrschaft verloren hatten, den {ärfsten Kampf dagegen. Tallen die Arbeiter: und Soldatenräte, dann bleibt von der Revo-

lution nichts übrig: diejenigen, die se bekämpfen, wollen bewußt oder unberoußt den alten Zustand wieder herbeiführen. (Dho!) Nuu haben wir zur Verschärfung dieses Kampfes auch unsererseits beige tragen dadur, daß wir uns als oberste Kontrollinstanz erklärten, Gegen diese Kundgebung wurde damals von keiner Seite Einspruch erhoben. Diese oberste Behörde des Reiches legte am 17. November ibre politischen Richtlinien fest, die allerdings allen reakttionären Glementen einen Scbreden einjagen mußten. Leider haben sich an der dann wieder einseßenden Hebe auch rechts\sozialistishe Blätter unter Führung des „Vorwärts“ beteiligt, und ein Teil des Ver- heßungsmatervalls, das gegen uns gescileudert murte, stammt, wie ih glaube beweisen zw können, aus Kretjen, dre dem Nate der Voliksbeauftragten sehr nabe stehen. Das ift natürlich meine persónlicha Meinung. Kritik, scärfs e Kritik muß sein; aber in der Art, wie ge» icheben, dürfen sogzialistisce Organe fie nicht üben. Der Wakhnsinnsplan der ollten Macbthaber, tie gesamte Flotte im leßten Verzme:fsungês kampfe gu vernichten, wurde rechtzeitig entdedt, vereitelt und führte zur MNewvolution, bevor sie in Beulin zum Ausbruch kam. Hier kam sie am 9. November zum Ausbruch, obwohl der „Vorwärts“ an diesem Tags die Arbeiter beshworen hatte. nicht zu streiken. Wir hatten nicht da- mit gerechnet, daß die alten Machthober so {nell ihre Pläße ver- lieren würden, Sofort am 10. November haben wir eine Versamm- lung der Delegierten der Arbeiter- und Soldatenräte nah dem Zirkus Busch berufen, die den inzwischen gebildeten Rat der Volks- beauftragten bestätigte, aber auh den Vollzugsrat wählte. In diesen weigerten sich die Unabhängigen einzutreten, aub 1ch habe mi geweigert und mich nur untex dem DypuUd der Soldaten zur Annabye bereit Cre klärt. Ich bereue aber jebt, mich der Diktatur des Soldaten gefügtzu haben. Aber auch der Vollzugsrat hielt einen Zentralrat für ganz Deutschland durhaus für notwendig. Dee Berliner Vollzugsrat hat si stets nur als Provisorium abgeleHn, und niemals i uns der Gedanke gekommen, eine Diktatur über das Reich ausüben zu wollen.

Vorsißender Leinert unterbriht ‘hierauf den Redner mit der Mitteilung, daß draußen vor dem Hause Tausende von Arbeitewx eine Deputation entfandt hätten, die ihre Forderungen hier verlesen wolle.

Der Obmann der Deputation erklärt: Im Auftrag der revolutionären Arbeitersbaft Groß Berlins, die heute demonstriert, und zwar in einer Anzahl von mindestens 250 000 Menschen (lebe hafte Oho-Nufe), unterbreite ih dem Zentralkongreß der Arbeiter- und Soldatenräte folgende Forderungen:

L M eine freiheitlihe sozialistische Republik eifall),

/ 2) die ganze Macht den Arbeiter- und Soldatens-

râäten (Beifall),

3) der vom Zentralrat gewählte Vollzugsrat ist das rehte Organ der Geseßgebung und Exekutivgewalt, so daß auch die Volksbeauftragten vom Zentralrat zu ernennen und ab-

zuseben sind,

4) Beseitigung der Volksbeauftragten Ebert- Haase. (Stürmisce Rufe: Pfui! Das nennen Sie Freiheit?)

5) Gnergisce Durchführung aller zum Schutze der Revolution tr forderlichen Maßnahmen dur den Zentralrat, vor allem Entwaffnung der Gegenrevolution (Beifall. Nuf: Wer ist da8? Gegenruf: Das Proletariat!), Bildung der roten Garde. (Stürmische Nufe: Nein, nein! Andauernder großer Lärm.)

6) Aufruf des Zentralrats an die Proletarier aller Länder zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten und zur Weltrevos- Uo

Dagu bitten wir Sie, Jhve Zustimmung zu geben. (Lebh. Nufe: Wir protestieren, wir protestieren! Andauernder Lärm. einer Ede des Saales entsteht besondere Erregung; man hört die Rufe: Naus die Offiziere! Die Offiziere gehören nicht hierber!)

Borsißender Leiner t: Jch bitte, den Arbeitern draußen zu er» flären, daß der Kongreß die Forderungen zur Kenntnis ganommen hat und in seinen Verhandlungen darüber entscheiden ward (Sehr richtig!)

Nichard Müller fährt in seinem Bericht fort: Der Groß» Berliner Vollzugsrat maßt sich keine Diktatur über die Arbeiter- und Sosldatenräte Deutschlands an. Der Vollzugsrat hat vielmehr erflärt, er wolle keine Trennung zwishen Nord und Süd, um die Schqierigkeiten des Friedensshlusses zu beseitigen; diese Ausgabe fönne nur durch harmonishes Zufammenhalten aller Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands erfüllt werden. Deshalb wolle er, daß (o \chneTll wie möglich die Delegiertenversamm- [ungin Berlin zusammentrete. Der Vollzugórat hat sich auch durch Mitglieder aus dem ganzen Neich ergänzt, so daß er jeßt nicht mehr 28 so:dern 45 Mitglieder hat. * Der Berliner Vollzugsrat hat sih als oberste Reichsbehorde konstrutert, um gegenrevolutionäre Putsche gegen die Errungenschaften der Revolution zu verhindern, Daß unter den überaus \chwierigen Umständen unverantwort-4 e Dinge passiert sind, ist selbstverstärdlich, zumal bei der Auswahl der Soldatenvertreter zum Vollzugsrat nicht dis nötige Vorsicht geübt war. Diese Leute haben unverantwortilich ge- handelt, ih habe einen großen Teil von ihnen.auf die Straße geseßt, Es waren darunter Offiziere, wie Haupimann Kohler, Leutnant Willner usw. Sie vegierten lustig drauf los, auf Rechnung tes Vollzugsrats. Sie sind an die Luft geseßt worden. Diese Leute shimpfen in der Versammlung der Soldatenräte über die Mißstände im Vollzugsrat, die sie selbstgeshaffen haben. Auch der „Vorwärts“ hat zur Herabsetzung des Vollzugsrats beigetragen. Colin-Roß hat das meiste gesündigt. Er verlangte von mir die Be- rehtigung, jeterzeit Geldanweisungen bis zu 5000 M auszuschreibenz; das babe id selbstverständlih abgelehnt. Er hat eine Menge Voll- machten auêgestellt Jn einer Blankovollmacht, für einen Vertreter der italienischen Armee verlangte er freie Gisenbahnfahrt und Ge- stellung von Kraftwagen wud Flugzeugen. Er hat die ungeheuersten Gerüchte über die Finangwirtschaft des Vollzugsrats verbreitet. Diess Leute, Colin-Noß, Gerhardt, alß, haben unser Vertrauen aufs \chwerste mißbraucht. Der Vollzugse rat ist stets sofort eingeshritten, wenn etwas niht in Ordnung warz; eine Kommission kontrolliert täglih die Bureaus. Aber es ist Tleudt all die wilden Bureaus, die sich gebildet hatten, auszuräuchern. Vor allen Dingen mußten wir die Lebensmittelbe\chaffung \sicherstellen. Durch Sch{bleicbhandel sind ungaebeure Vors räteund Heeres8gerät von Millionen an Wert vers \chleudert worden, Wir haben ferner Hunderte von Personew in alle Teile Deutschlands schicken müssen um Differenzen zwischen Arbei- tern und Soldatanräten zu \{chlichten, und mußten diese Leute wre bezahlen. Auch die Beseßung der Aemter in Berlin kostet Geld. Er behauptete man, wir hätten 800 Millionen verbraucht, jeßt sollen es hon 1800 Millionen sein. Es ist wer bei- diesen niederträchtigen Verleumdungen die Ruhe zu bewahren. Die Blätter haben si nit gescheut, O in dem politischen Misthaufen zu wühlen, Der Schabsekretär Schiffer hat hier beweisen wollen. daß das System der Räte fkostspieliger sei, als das alte System. Aber er sollte für seine E ger auch die Belege vovlegen, statt allgemeine NRedewendungen zu gebrauchen. Wir haben gerade die Versckleuderung

pon Nationalvennögen verhindert, Der Herr Schiffer mußte wissen,