1891 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Division fich arif dem rechten Flügel, die 8. Division im Centrum und dre 7.,_ von Go.ha kommend, auf dem linken Flügel hefanden. Die taktische Aufklärung hatten dort die 7. Kürasiiere, die 16. Ulanen und das kombinirte Reserve- KavaUeriNRegimßnt übernommen. Das Fl. ArmeßCorps, welches; von E1_chwege - Heiiigenfiadt in östlicher Rich- tung im Anmarsch iki. marichirte aleichfalis in drei Ko- lonnen:_rechts die_ 21., in der Mitte die Großherzog- lich hesnsche _ 25. _, links die 22. Division. Den Me_ldedien1t hier hatten das Dragoner-Regiment Nr. 23, das Huiaren-Regiment Nr. 14, unter Befehl des General-Majors ?ohn Maffow, und die Mühlhauser Ulanen Nr. 6 zu ver: e en. daß fie dem Meldedienst voll und ganz gewachsen ist. Bei den Stäben und Kommandos liefen Übsr alis Bewegungen und heionders bei dem General-Kommando des )(]. Armee- Corps, das bis um 10 Uhr noch westlich Mühl- haussn war, rechtzeitig Meldungen über den Rechts- Ahmarfck) des 11'. Armee-Corps ein, welchen dasselbe, verdeckt durch die Bérgkette, die sich zwischen Rothenheilingen und Bolistädt himieht, ausführte. Die beiderseitigen Kavalleriz Divisionen befanden fich beim Rl. Corps auf dem rechten, heim 11'. Corps auf dem linken Flügel. In der elften Stunde stießen endlich die Teten der beiderseitigen Csntren unmittelbar östlich Mühlhauien zusammen, Artiilerie fuhr auf, und begann den Infanteriekamps einzulsiten. Bald eniwickslte fich ein intensives Gefecht aiif den Höhen bei BoUstädt, Batailion auf Bataillon der 25. Div_i1,ion griff in den Kampf ein und rang nach hsftigem GEWEHUSUEL, das vierisistundenlang und unmiterbrochen andauerte und die Luft Erschüttern machte, dem Feinde, der 8. Division, Position auf Position ab und zwang ihn zum Abzug. In den ersten NachmittagZstunden wnrde die Uebung abgebrochen; di? Truppen bézogen östlich und nördlich Mühlhausen Biwaks. Nach Beendigung des Manövers hielt Seine Majestät der Kaiser und König eine Besprechung drr Uebung, worauf die kämpfenden Theile getrennt wurden. Seine Majesiät ühxrnahm darauf dsn Befehl über das ITT. ArmeSCorvs, das Aiierhöckziiderselbe heute führen wird und das durch Infanterie und Artiilerie vsrstärkt worden ist. Heute (Freitag) verlixß Seine Majestät der Kaisér vor 7 Uhr Morgens Mühlhauisn und begab Sich über Grabe na_ch Volkenrsda, von wo das Zl., heute von Ssiner Majestät „geführte Corps in drei Kolonnsn auf Schlotheim marschirte. Nach derselben Richtung war daß 17. Corps um 4 Uhr aus den Biwaks aufgebrochen. Bis 11 Uhr war, wi€ tslegraphisch gegrileldet wird, dsr Zuiammsnfioß béider Corps TWch nicht erw g .

Im Deutschen Reich find fiir die Zeit vom 1. April 1891 bis _zum Schluß des Monats August 1891 von Einnahmen (eimchließlich der krsditirten Beträge) an Zöllen und ge- mernschastlichen Verbrauchssteuern, sowie von anderen Einnahmen zur Anichreibung- gelangt:

Zösle 158 559 071 „45 (gegen denselben Zsitraum dss Vor- jahres.? _ 6 928 233 „FH), Tabacksteuer 3709 393-1é ( +104874 «M), Zuckermaterialsteuer 60 124 032 „46 (_ 334404 «FH), Ver- drauchsabgabe von Zucker 21992959 «14 (+ 1264 593 „W), Sqlzsteuer 15641535 „16 (+ 436441 „FH), Maischbottich- und Branntweinmaterial"ieuer 2265 369 „44 (+ 644 955 „W), YerbrauchSabgabe von ranntwein und uschlag zu der- 1815911 49 608506 «16 (+ 143 707 «sé. , Braufteuer 10 908 445 „44 (_ 114 547 914), UebergangeZahJahe von Bier 1 357 488 «44 + 36 720 „FH); Summe 203 918 734 „45 (_ 4 745 894 „FH). _ Spielkartenstempel 416 563 „(ck (+ 38 286 044), Wechselstempelsteuer 3 372376 „ik: (+ 164000 «Z, Stempelsteuer für 3. Werthpapiere 1 396 979 „44 (_ 911 81234 , d. Kauf: und sonstige Anschaffungsgeschäfte 4906671 „44 (_ 394 254 36) , c:. Loose zu Privatlotterien 459 547 „46 (+ 269 464 „FH), StaateZlottsrien 2 722 468 „16 (+ 298 006 «(H),

'Die zur Reichskaffe gelangte Jst=Einnahme ad: züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten d& trägt bei den nachhezeickmeten Einnahmen bis Ende August 1891: Zölle 144 086 583 «1x: (_ 9069 708 «M.), Tadackiieuer 3 436 386 „46 (+ 376 755 „E),Zuckemnaterialsieuer 14 874 685 „44 (+ 5 341 985 „W), VerbrauchSahgabe von Zucker 22 550 560 «46 + 175 620 „((-.), Salzsteuer 15697 285 “(€ (+ 781121 »ié), Maischdottich- und Branntweinmaterialsteuer 7 911 750 ;.16 +_ 81980 4,46), Verbraucbsabqabe von Branntwein und

u1chlag zu derselben 44800 400 „16 (+ 2142301 446),

rausteuer und Uebergangsahgade von Bier 10 425 233 „15 (_ 65 783 ,ckck); Summe 263 782 822 „44 (_ 235 729 914), _ Spielkartenfiempel 497 277 „FH (+ 45148 «(H).

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, Commaner der 4. (Harde Jnfanterie-Brigade, ist vom Mgnöver zurückgekehrt und hat sich zur Theilnahme an den Kaistrmanövern nach Gotha begeben.

Seins Hoheit dxr Erbprinz von Sachsen-Meinin- gen, General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde: JnfantsrieDiviüon, ist zur Theilnahme an den Manövern des 17. und Al. Armee-Corps nach Kassel angreist; im An- schluß hieran wird Seine Hoheit einen längeren Urlaub nach Coburg und Süddeutschiand antreten.

Ter Königliche Gesandte in Weimar von De'renthall hat 12111611 ihm AUerhöchst bewiiligten kurzen Urlaub angetreten.

Der Großherzoglich hesfische Gesandte am hiesigen Mier- höchsien Hoie, Wirkliche Geheime Rath ])r. Neidhardt ifi vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Geiandtschast wieder übernommen._

Die RegierungE-Räthe Buchholß zu Schle-Zwig und Maisan zu Oppeln sind an die Königliche Regierung zu Düsseldorf verseßt worden.

Der RegierungZ-Ratd Heinke zu Marienwerder und der NegierungS-Affeffor von _Ascheherg zu Merseburg sind der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern zu Berlin zur weiteren dienstlichen Verwendung über- wiesen worden.

Der Regierun H-Affsffor Dr. jur. Richard Lucke zu Merseburg ist der öniglichen Regierung zu POsM und

der bisher bei der Königlichen Direktion für die Verwal- tung_der direkten Steuern zu Berlin beschäftigte Regierungs- Affenor ])r. Frixdheim ,ist der Königlichen Regierung zu KobÖenz zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen wor en.

Tie Kavallerie bewies auch an diesem Tage wieder,-

Bayern.

Miinchen, 17. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent wird üch der „Allg. Ztg.“ zufolge nach Beendigung der gden im Algäu nacb BerchteSgaden be- geben und am 3. ktober hierher zurückkehren.

Seine Königliche Hoheit der rinz Leopold, unter deffen Leitung die Manöver stati anden, hat unter dem 12. d. M. folgenden Armeebefehl erlaffen:

.Der Armee wurde die Ehre und Freude zu Theil, in den letzten Tagen zeigen zu dürfen, was sie in unermüdlicher Friedensarbeit e- lernt bai. Jbre Haliung bei der groß-n Parade sowohl als auch ißre kriegSmäßige Ausbildung im Manöver haben in kobem Maße die Aller- höchste Anerkennung gefunden. Das Lob sowohl Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten sowie dasjenige Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, unter deffen Oberbefehl wir im Kriege sieben, bilden den schönsten Lohn, den die Armee im Frieden erringen kann. Indem ich die Oberleitung am heutigen Tage niederlege, be- glückwünsche ich die Armee zu der ihr gewordenen Außzeicbnung und erwarte, daß auch in Zukur-ft rüstia weiter genrbeitrt werde, damit wir auch im nächsten Kriege den Sieg an unsere aUzeit glorreichen Fahnen zu fesseln wiffen.

(gez) Prinz Leopold, General der Kavaüerie

und kommandirender General des 1. Bayerischen Armee-Corpß.“

_ Die Reichs-Schulkommission beendigte heute Vor- mittaggm 11 Uhr_ ihre Sißungen. Die Verhandlungsn der Kommisnon hetrafen in der Hauptsache _die Frage, welche Mittelichulaniialten Befähigung? eugniffe für den Einjährig- Freiwiuigendienft ausfteUen dürZen. Der gleiche Gegenstand xvurde von der Kommisfion bereits im Vorjahre behandelt und 11) diesem Jahre, n_ach Einholung näherer Informationen über die Leistungen ver1chiedener beanstandeter Ansialten, wieder- holter Berathung unterstellt. Was die staatlich geleiteten An- stalien in den deutschen Bundesstaaten b_ “171, so soll es, nach Amahauung der Reichs-Schuikommisfion, ' ihrer Berechtigung zur, Ertheilung von Reifezeugniffen für "den Einjährig- Freiwilligendiensi selbßverständlich _sein Verbleiben haben, ebenso mit der_Berechtigung der fiädtischen Mittelschulanstalten. Den Privatamtalten dagegen wird nicht als solchen die gw nannte Berechtigung ertheilt, sondern dieselbe wird an die Person ihrer Direktoren oder Leiter geknüpft, deren Befähigung einer genauen Prüfung zu unterziehen ist; auch darf die Be- recht1gu_ng' _nur (ruf je fünf Jahre znerkannt werden. Nach Verlauf d1e1'er Fett hat der Direktor der Privatanfialt neuer- dings ,um die erechtigung zur Eriheilung des mehrgenannien Befähigungszeugmffes einzukommen.

Sachsen. Dresden, 17. September. Seine Majestät der König

ist,_wie_ das „Dr. J.“ meidet, gestern Adsnd von Leipzig Wieder in PiÜniß eingetroffen. Reuß ä. L.

(_+) _Greiz", 17. September. Ihre Durchlaucht die Fiir1ttiz'1ühlte nch gestern recht malt, doch blieb der Zustand leichmäßigxr, die Schwan_kungen im Befinden waren weniger "erg. Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Die Temperatur 111 normal. _ ' _Ter Geyundheitszustand der jüngst geborenenPrinzes s in ist ein guter, die Entwickelung derselben eine erfreuliche.

Reuß i. L.

„(Berg, 17. September. Ihre Durchlaucht die Erb- psrinze1sin ist, wie die „Ger. Ztg.“ meldet, heute früh von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden worden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 18. September. Seine Majesiät der Kaiser und König ist nach einem Telegramm des „W. T. B.“ gestern Mittag in Miramar eingetroffen uns vom Erzheriog Lud- wig Salvator am Bahnhof empfangen worden. Zur Be- grüßung waren ferner der Statthalter Rr. von Rinaldini und der Stations-Komxnandant anwesend.

Die ungari1chen Minister Graf Szapary und ])1'. Wekerie _treffen heute hier ein, um an den gemeinsamen Minister-Konserenzen, welche fich mit der Feststellung des den Delegationen zu unterbreitenden Budgets zu befassen habe_n werden, theilzunehmen. Heute und morg€n finden Konferenzxn unter den Ministern statt, am Sonntag beginnen die Schlußberathunaen unter dem Vorst? des Kaisers.

Das „Fremdenhlatt“ glaubt, daß ei der gestern aufge- nommenen zweiten Lesung des HandelSvertrages mit Italien ernste aber wohl nicht unbefiegbare Schwierigkeiten erst hervortreten werden; es lasse sich deshalb erwarten, daß die weiteren Verhandlungen noch einen Zeitraum von drei Wochen beanspruchen werden.

Frankreich. _ Paris, 18. S.ptemher. Der Vorbeimarscb der In- 7anterie bei der gestrigen Revue in Vitry-ie-Franxois erfolgte, wie „W. T. V.“ berichtet, in Carrésormation, .die Keryallxris formirte sich nach dem Defiléx zu einem Zie1ch1offenen Corps, das in einer Stärke von 16000 8eitern eine Scheinattaque nach der Tribüne zu, auf welcher sich der Präsident befand, ausfimte und in einer Distanz von 100 m vor der Tribüne kurz parirte. Dieses Manöver rief den besonderen Beifall des Publikums hervor. Nach Beendigung der Revue nahm der Präsident Carnot die Vertheilung der verlieh9nen Ordens-Aus- zeichnungen vor und kehrte darauf nach der Stadt Vim) zurück. Der Revue hatte eine wohl 50000 zählende Zu- schauexmenge beigewohnt. Bei dsm Dejeuner, welches der Vrä1ident zu Ehren der Generale der besichtigten Truppen gab, brachte er einen Toast aus,: in welchem er hervorhob, daß die Revue einen würdigen Ab- schluß der Manöver bilde. Die Armee habe erneut gezeigt, was Frankreich von ihr zu erwarten habe. Das Land ssi der Armee dankbar dafür, daß fie sein Vzrtrauen und seine Liebe zu ihr gerechtfertigt habe. Das Land wiffe, daß, wenn Ruhe, Festigkeit, Besonnenheit und eine loyale Haltung nach Außen hin ihm aufrichtige Freundschaften erwerben könnten, das berechtigte Vertrauen auf seine 'Hülfsquellen ein sicheres Unterpfand des Friedens bilde, welchen das Land nicht gestört wissen wolle. Die Aimee gewähre dem Lande dieses Vertrauen. Er danke ihr im Namen des gesammten Frankreich. Die Anwesenden hörten die Worte stehend an und be leiteten die leßten Worte mit lebhaftem Beifall. Der riegs-Minifter de Freycinet dankte Namens der Armee und erwiderte mit einem Toast auf den Vrändenten Carnot. Die Militär-Atrachés der auswärtigen

Mächte nahmen an dem Festmahl Theil.

Ueber die Ausschreitungen am Abend der „Lohengrin“- Ausffihrung sz dem Operrzplaß meldet die „Köln. Ztg.“: . Die Polizei hatte ungemein scharfe Weisungen, denen sie mit fichibaxem Vergnügen nachkam. Wer ihren Befehlen nieht augenblicklich folgte oder sich Widmeden erlaubte, wurde ver- haftet. ' Selbst „Blätter„ die sonst dem scharfen Vorgehen der Polizei wenig günßtg find, billigen das gestrige Ver- fgbren und „verspotten die Verhafteten, die theilweise mit zer- rtffenqn Kleidern und arg mitgenommen auf die Polizeiwa e geschleift wurden. Meifi waren es junge Burschen, die mech ihre Skandalluft als dre Abneigung gegen den „Lohengrin“ auf den Opernplaß geführt _haben düriite. Der Deputirte Boyrdeau versuchte mit einigen zwanzig Burschen, meist- Elsaffern, der deutschen „Botschaft einen Besuch abzustatten, xvurde aber von der Polizei verjagt. Alle Blätter sprechen ihre grqße Genugthuung dariiber aus, daß der Abend so ver- lgusen ist, „nur der „Jntranngeant“ sucht den Spektakel als- eme gewaltige Kgndgebung pon ganz Paris hinzuftellen. Von der htengen spanischen Botschaft find für die von den Ueberschwemmungen in Spanisn Betroffenen Samm- lungen eröffnet worden.

Rußland und Polen.

_St: Perersburg, 18. September. Dem russischen Votjchaster m Berlin Grafen Schumalow ist laut Meldung des„W. T. V.“, der Wladimir-Ocden erster Klasse verlrehen_worden. Der Kurs er richtete gleichzeitig an den Grafen em huldvolles Handichreiben, in welchem der VsrdienFte gsdacht „wird, welche der Graf in Erfüllung der ihm auferlegten Wichtigen diplomatischen Pflichten fich um den Staat erworben.

_ _Den] neuen Direktor im afiatischen Departement des! Minißemums des Außwärtigxn, Graf Kapnist ist der Annen- Orden 1. Kiaffe verliehen worden.

„_ Laut 'em'er Meldung. der „Petersb. Wed.“ soüen in nachster Zeit m Teheran d1e_Verhandlungen des russischen Hesandten vgn Bützorq mrt der persischen Regierung uber den Ab_1chluß_i_21nes Handelsvertrages beginnen.

In Paris, MarjeiÜe und Bordeaux bestehen schon russische Genergl=Konsulatx, jest _soll, wie die „Köln. Ztg.“ er- fghrt, em solches aucy„noch si'xr Rouen und Havre er- richtxt werden. Das Vize-Koxiiulat in Cherbourg wird zum Konyuigt er_hoben,_und die Komulate in Mentone, Villafranca und Nizza 1_olien m em einziges Konsulat „Nizza“ zusammen- gezogen werden.

Italien.

Der„Osierv'ator'e Nonxano“, deffen gegen dsn Drei- bund gerichtete Artifxl Wir edenw wis die von der „Germania“ undanderen kathoiiickzzn deutschen Blättern, sowie von dem Freiherrn von Schorlemer-Ylit und dem Grafen BaULsirem dagegen ßrhobixnen Proteste Wiederholt erwähnt haben, hat jüngst Wieder emen in dein 2Ziisichen Sinne gehaltenen Artikel gebracht, worin er Italien die endung von dem „simkenden Gestirn des Drexdundeß“ zu der „arifgehendßn Sonne““Frankreichs anräth. Hiergegen wendet nch die „Kölnische VolkSztg.“ in einer ener- giickxn Betrachtung, welche darm aipfelt, daß die von dem „O)1_ervaxore quanoJ vertretene Politik eine Abenteurer- polmk sernujnd die kirchlichm Interessen, besonders in Deutsch- land, schad1ge. Auch der „Westf. Merkur“ spricht fich in gleichem Sinne aus.

Aus Rom Wird nun mit Bezug auf diese Kontroverse

von dem Depeschenbureau „Herold“ gemeldet: _ Betreff:“; der Svracbe einiger dxutschen Cen'rumsblätter über die irayzoienfreundlicbe Politik des .Onervaiore Romano“ wird in waxi- kant1chen Kreijen versickrert, daß die in Deutsckoland durch diese Politik hervyrqebrcxchten schlechten Eindrücke im Vatikan nicht unbemerkt gehlieden imd. Jedoch seisn die Wm „Offervatore Romano“ ent- wickelten Ansichten von hohen vatikanischen Persönlichkeiten weder inipirirr, noch getheilt.

Hierzu bemerkt die „Germania“:

Der [eßterenBerfiÖerung hätt- es kaum bedurft, da es keinem vernünftigen Munchen einfallen _wird, für die über die Maßen takt- loien und ,widersmnigen Auslanungen des .Offervatore" und des .Moniteur de Rome“ iraend eine maßgebende Stelle im Vatikan verantwortlich zu machen. Gegen eine solche Unterstellung haben _wir gleich Vom Beginn dsr unerquicklicben Diskussion an ent1chiedene Verwahrung eingelegt. Da aber die gegnerische Preffe in ihrer. auch in den Endzirlen bekannten bJSwiiligen Tandem fortwahrend fich bemüht, den 51. Stuhl zu den höchst albernen Artikeln der genannten beiden Blätter mehr oder weniger in Be- ziehung zu bringen, wäre es dringend wünschmßwertb, wenn diesen Blättern von autoritativer Seite ein für alle Mal untersagt- würke, über Dinge, für die ihnen, wie sie reichlich bewiesen haben, nun einmal jedes Verständnis; abgeht, zu phantafirm. Und zu diesen Dingen gehört im gegebenen Fall der Dreibund und das Verhältniß der deutsckoen Katholiken zu demselben.

Schroeiz.

Lausanne, 18. September. Die Kassationskammer des_ BundeSgerichts hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Ka1sationsbeschwerde der Cviipartei gegen das Urtheil der Kriminalkammer in Zürich in dem Tessiner Prozesse mit 3 gegen 2 Stimmen abgewiesen.

Schweden und Norwegen.

(17) Stockholm, 15. September. Kötzig Oskar“ empfing heute dsn hiefigen französischen Gemndten Mr. R. Millet, der einen Brief überreichte, in welchem der Prä- sident der Französischen Republik die Verleihung des Großkreuzes der Ehrenlegion an den Herzog von Nerike an- zeigte. König Oskar überreichte dem Prinzen Eugen die Ordens-Jnfignien und verlieh dann dem franzönfchen Gesandten das Großkreuz des Nordflem-Ordens.

Die von der Regierung eingeforderten gutachtlichen Aeußerungen über den in diesem Jahre zu erwartenden Ertrag der StaatSeinnahmen werden heute aus*zugsweise in der „Post och Jnr.-Tidn.“ veröffentlicht. zollvermaltun hält es auf Grund angksteater Be- rechnungen Für sehr wahrscheinlich, daß die Einnahmen aus dsn Zöüen im Jahre 1891 den in das Budget eingestellten Ertrag von 38000000 Kronen erreichen werden, wagt aber nicht anzunehmen, daß fie diesen Betrag in wesent- lichem Grade übersteigen wxrden. Die Staatseisenbahn- Verwaltung vermeint, daß die Ueberschüffe aus dem Betriebe die Einzahlung des berechneten Betrages vqn 6 500 000 Kronen gestatten werden. Die Domänenverwaltung ist u dem Resultat gekommen, daß die Einna men aus den

orsten zu 2200000 Kronen berechnet werden önnen,während im Budget 2500000 Kronen voraUSJeseßt find. Die Ver- anlassung zu den geringeren Einna men _ im Jihre 1890 betrugen die Einnahmen aus den orsien 3150 074'Kronen _ ist die herrschende schlechte olzkonjunktur, die ver-

ursacht hat, daß bedeutende Holzpartien in Norr- und

Die Gzneral- .

Westerbotten pnverkauft geblieben sind und au die lekäufer mit, mehrjährigen Kontrakten ihre Holzein chläge

d beschränken. Der Ehe des Kontrolo- und Juftirungs- Bureaus vermeint, daß die rannweinfteuer, den angenonz- menen Betrag von 13 700000 Kronen erreichen und dre Rübenzuckerfieuer auf 1 550000 Kronen fich belaufen werde oder 900000 Kronen mehr als der Voranschlag.

- Dänemark.

Kopenhagen, 17.September. Die „Pagen; Nyheder“ melden, dem Vernehmen nach beabsichtige die Regierung, dem alsbald zusammentretenden Reichstage eme „Vorlage zu unterbreiten , betreffend die Aufnahme einer größeren Lotterie-Anleihe. Es verlaute, daß der Ertrag aus dieser Anleihe dem König und der Königin an deren goidenem Hochzeitstage als Ehrengabe überrxicht und zur Wieder- aufführung des Schlosses Christiansborg verwendet werden 1olle.

Amerika.

Mexiko. Der mexikanische Kongreß ist _am 15. d. M, wie das „R. V.“ meldet, vom Präsidentrn Diaz eröffnet worden. Der Präfident erklärte, das; die Yezrehurzgen der Republik zu allen auswärtigen Nationerr vortrenitch _wciren un“) die innere Entwickelung des Landes gleichfalls bemedigende Fortschritte mache.

Asien.

China. Die innere Lage Chinas giebt , wie dem_ „Standard“ unter dem gestrigen Datum aus Shanghgt gemeldkt wird, zu großen Besorgnissen Anlaß; em Aufstand im Thale des Yan-Tw-Kiana ftxhe bevor„ und eine große Anzahl für geheime, Gesellschanen bestimmter Waffen sowie Dynamit seien m Shangai und Chin- kiang mii Beschlag belegt worden.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Bei einer Hafeniagd im Novemker 1884 hatten K. und zreri andere Jäger auf einen durcb den Gastwirt!) D. ihnen wgetriehencn Haien je einen Schuß abqegeben. DUkÖ ein Sebrotkorn aus einem dieser drei Schüsse wurde Frau Sch verleßt, und wegen der Folgen dieser Verleßung klagt; der'EbernZinn der Verleßtkn gegen K. auf Schadensersaß Oleeich mÖt fe1tgestellt werden konnte, durch welchen der drei Schirme die Verletzung ver- ursacht worden, so verurtheilte da; Berufung-deriäzt _dennoch den Bikiag- 11n,ir.dern es annabm,daß das ganze Verfahren der Jager beim Aufsieüen, Zutrciheniaffen und Schießen ein fahrlässiges geweien sei, und daß jéder Einxelne, soweit gemeinschaftlich gehandelt worden, durch s'eine Verbindung mit den Anderen auch ihre Wirksamkeit zu der ieimgen aemacht hab?. Auf die Revision des Beklagten hob das ReiÖZ- gericht, 111. (Zivilsenat, durcb Urtheil vom 19. qui 1891, das Bsrufunßsurtdeil auf, indem es begiündend ausmbrte: „War wie hier der gemeinschaftiiebe Wille nur _auf Erlsguxa des Hafens, nicht auf Verleßung drr Ebenau __des Kläzsrs gerichtet, so können aus diesem Grunde nur fur jene, nicht für diese alle Theilnebmer der Jagd_ verantwortlich gemacht werdsn. Wer fahrlässig handelt, mag strafrechtlich, auch ohne Ver- letzung eines jubjektiven ReÖts, nach dem pofitiVen Rechte verant- wortlich sein. Das; er zam Schadenßersas verpflichtet ist, seyt noth- wendig voraus, daß seine Fahrlässigkeit kauial war fÜr den ent- standenen Schaden. Dabei kit gewiß mögliä), daß der Ochaden_ auf mehrere selbständige fahrlässige Handlungen verschiedener Perionen als Ursache zurückzuführen, oder daß die eine den Schaden xrzeugexide Handlung von Mehreren gemeinschaftlich fahrlässig außgeführt ist; dann haften ailkrdings die Mehreren solidarisch, aber nicht deshalb, w3i1 der Eine für die Handlungrn des Anderen bait-t sondrrn xrcßdem dies nicht der Fal] ist, seine eigene fahrlässige Handlung aher kausal war für den Eimritt des Schadens. Im vorliegenden Falle war nur) nicht das gemeinsÖaftlicbe Aufstellen der Scbüsen am Kohlielde kauial für die Verlesung; die Mitwirkung der beiden den rerlktzenken Schuß nicbt abfeuernden Scbügen war vielmehr vöilig glcicdgültig für den eingetretenen Erfolg, mag auch ihr gleichzeitiges Schießen eine Verveisschwierigkeit hervor,)eruien baden. Ursaehe der Verlesung war auch nach Annahme des Berufungögerichts nur der eine Schuß, welÖem das verleßende Schrotkorn angehörte. Die Ver- urrbeilung des Beklagten 1"th daher unter den_ vorliegenden Umstän- Zen Lothwendig voraus, daf; dieser fabrläjsige Schuß von ihm

errü rt.

Kunst und Wissenschaft.

Ueker den Fortbau des Doms zu Köln enthäl'c das .Centralb1.d Bauv.“ einen Bericht, dem Folgendes zu entnehmen ist: Im Laufe des Betriebx-iabres 1890/91 iii mit der Legung des Moiaikbodens im südlichen Chor-Umgange begynnen worden; die fertiggestellten fünf Felder, durcb farbige Marmorsriese getrennt, sind mit den Wappen und Namen von Kölnischen Kurfürsten und Erz- bischöien versehen worden. Das Feld von der Acbskavelle des Chor- Umganges ist dem Andenken des Stifters des Kölniscbm Doms, Erzbischof Konrad von Hochfiaden, die Fußbodenfelder des nördlichen Chor,- Umganges iind dem Andenken der Kölner Erzbischöfe von Hildebold bis Konrad von Hochfiaden gewiduzet; die Ausführung dieses Theils des Cborbodens wird noch im Laufe des Jahres 1891 erjolgm. Der Mosaikboden im Innern drs Chors, darstellend die men1chlichen Be- schäftigungen und Tbäiigkctten, das, menschliche Leben, die cbristliÖe Gemeinde, die kirchlichen und weltluberz Stände. die Personifikationen der einzelnen Narionm und Lander, der Hqupiflüffe und Städte wird im Jahre 1892/93 vollendet werden und damit die Neubefluruna des Domchors mit farbiger Siiftmofaik zum, Abschluß gelacngen. Jm Mai1891 wurde auch das 156 qm große Vierungsfeld rnit _reicher Mosaikbefiurunq versehen, nachdem der Pfarraltar pktZVlsOkUÖ nczcb Westen in das Langsibiff verlegt war. Nack) den Entwurfen des Direktors von Essen- wein bildet den Mütelpunkt der Darstellungen in der Vierung die Sonne, umgeben von den Mondphasen und_ den Tageßzeiien (Dün- ou1uw, Ueriäjas, Grspasaiüum und 110x113 Rox). Daß große Quadrat enthält außerdem die zwölf Zeichen „des Tbierkrerses, die vier Himmelögegenden, die vier Hauptwmde, dre vier Temperamente und die vier Elemente. Die pacb den Cniwürfen und Modeüen des Prof. Sckmeider in Kassel m der Kunsigzeßem vqn C. L Becker in Jserlobn gegoffene Probetbür zum westlichen Setteneinaanae des Südportals (Ursula-Pfotte) wurde im erbft 1890 fert'iggesteüt und an Ort und Stelle verseßt. Der fest e_bende Obertbul entbäix die vier Wappmstbilke mit dem deutschen RerchSwayven, dem preußticben Wappen, dem alten Stiftswapven und dern Kapitelsaxappen, wahrend auf den Tbürfiügeln die Inschrift „0 ck11: Serzvama ranx äeeoro genuine fir ' um arvato. 1388“ 00101115- prscioso saugmpe mr- tFknm äieata in reich versierter MaiUYkelscbrift angebraxvt tft. A,“ Zeitvunkt der Vollendung der beiden Muteltburen drs Sridvortals tft der Herbst 1891 in Aussicht genommen. Gletchzettta wird auch die 1111111 den Entwürfen des Bildhauers Mengelberg in Utrecht angefer- tiate Bronzefbür ihrer Vollendung entgegengeben und m die westliche Mitteltbür des Nordportals eingefügt werden. Als bildlichen Schmuck erhält diese Probetbür die Reliefs mit den DarsteÜungen der Tbökicbten IunÖfrauen, wie der vier Menschenalter und der vier Iabreözeiten. er in Folge der Abtragung des Dombofes von der

Stadt Köln auszuführende Umbau der Südportaltreppe ifi. im April 1891 mispretkend dem von der Dombauvmvaltvug ausgearbeiteten Ent- wurfe zur Ausführung gekommen. Eine Verzögerung des Beginns der Arbeiten wurde durch die von der üädüséim Verwalfung in Vor- schlag gebracbten baulichen Abänderun en des Entromfs, bestehend in der Anlage einer Rampe an der W eüe und die Bssckoräukung des Podeste! und der Seitenirevpen auf eine Breite von zwei Meter, b'rbeigkfübtt. Durch Minifierial-Erlaß ifi eine endgültige Entscheidung dahin aetroffen. daß von den Abänderungen, welche die Stadt Köln dem Entirurfe des Dombaumeisters Voiatel gegenüber vorgelegt kat. Abstand zu nehmen. und mithin an Stelle der Rampen - Anlagen eine Treppe ausmführem deIgleicben die Breite des großen Podestes nebst Seiten- treppen auf mindeftcns 3 m zu bemeffen sei. Nachdem durcb Minifterialerlaß eine entsprechende Beschränkung der Breite des Treppenpodeßes am Sütportale Behnfs Anlage eines 1,4011: breiten Trottoirs genehmigt war, konnte der Bau der Südporialtrevve in Angriff genommen werden. und erhielten der Treppenpodeft wie die Seitentrepven bei der Ausführung eine Breite von 2,885111, Auf Grund des festgeseßten Aliar-ementsvlanes znr Freilegung des Domes an der Süd- und Weüseite sind zivei Häuser niedergeleaj, einweiteres durch den Central-Dombauverein angekauft worden. Die Erben des in Köln verstorbenen Dr.meä Piecq, Miialieres des Centrai-Dombcm- vereins, haben die Abtheilung eines Fensters in der südlichen Tkmrm- halle zum Andenken des Verstorbenen gcstifjet; bisher sind im Ganzen vier Abtheilvnsen der Glaßgemälde in den Thurmhailen von Gesrrenkgebern aegen Zahlung eines Geldbetrages von 1050 „“ übesrrZommen und mit den Wavpen und Donatoren-Inschriften ver t en.

01; In der „Bayerischen Gewerbe- eitung“ wird die Aufmerk- samkeit auf einen neuen Stoff iür das am und Kunstgewerbe ge- lsnkt, Unter dem Namen .Vitrii“ bringt nach der ._(Hew-Scbau' die Glasfakrik zu Burzlau in Schlefien ein ibr in Devtichl_and vateviirtes eigenartiges Material in den Handel, welches geeionet !ein dürfte, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise in Ansvrucb zu nehmen. Das Vitrit kennzeichnet sich als eine innige _Vereiviguna einer Glas1chicht mit einer Ur-terlage aus zähem Kunststein; es _find also_ die beiden Aufgaben, welcbe der aus Glas und Stein zuiammengeießte Körper erfüllen sol! _ das Ansehen und die Festigkeit _ zwei verschiedenen Trägern zugewieicn, indem die dünne Glasschicbt _durcb ihre Schön- bait glänzen und die Haupticbicbt durch ibre Feitigkeit wirken 1011. Die äußere Fläckye, welcher alle die mannÖ'Ziacben Verzierunaen des Glases verliehen werden können, giebt dem itrit nach außen bin die monumeniaie Wirkung, den paxfiven Widerstand gegen Wetter, Feacbtizkxit und rost. __

_ Der Vor teher des an intermanten Funden. namenilicb aus der Altmark. reichen Museums des Aitmärkiicben Vereins nir vater- ländische (Geschichte rc. in Salzwedel Gymnasiallehrer K. (Hasche und der Apotheker Zechlin unternahmem nach einem Bericht der „N. 521.3." vor Kuriem auf dem nächst der altmärkischszi Grenze gelegenen Urnengräderfeld von Rebenßdorf Auß- grabungea. welche von außerordentlicbem Ersolqe gekrönt Waren. Sie fanden außer vielrn cmderen Urnen eine solÉe mit Mäanderverzierung, wie sie. wenn auch selten, auf Gräberfeldern der späteren römischen Koi'erxeit vorkommen, ferner ein höchst seltenes Fundstück, k-ä'RÜck) eine ,Fenfterurne', eéne_ Urne, in deren Boden bei der Hersteüung ein Stück Glas eingesxyt iit, und zwar in den feucbten Thon, 3170 vor dem Brennxn des Geiaßes, Von diesen k:itbaren Urnen birgt das Muieum_in Oldenbnrg eine, welche bei Lüérie, Amt Wildbausen, gefunden iii; zwri hei Berstcl, nabe Stendal aefundene Erfinden sich im Stendaler Museum. Im Museum zu Hannover steht eine Fensterurne von Hohenwekel_bei Stade; ferner wurde eine solche bei Brockenwalde nabe Nüßeduttxl gefunden, sowie eine angeblich bei Mogilno 'in „Poien. Die Von Hrn Gaedcke gefundene_Fensierurr.e iit formt dre _fiehente, welcbe überhaubt aus Deuiichland bekannt wird; sie ist eme der schönsten, da sie außen _reicb verziert und außerdem das_Fensier, das aus einem_ BruÉitück eines römischen Becherglaws her- gestellt ist, vou beionderer (Größe und kreisrund is_t. _ Diese Fenster- urnen entstammen sämmilicb der sräierrn römi1chcn Kaiierzeit; bei den oben genannten Stücken aus Borstel wurden unter Anderem als besonderer Beweis dafür eine römische Scha1e_ aus “[€]-ra zjijata gefunden mit dem Stemwel 0137117637377, jowie sogenannte p_ro- vinzialrömiscbe Bronz-fibeln (Gewandnadeln). _ Außerhalb _Deutxcb- lands sind drei Fensterurnen, eine aus Norwegen. einc aizs Schweden und eine aus England bekannt, im (Gcznzen alw elf, davon sieben deuticksc. Ueber den Zweck dieß]: eigen- artigen Vorrichtung an Urnen, die stetL mit Leichenhrandreiten gefüllt gefunden wurden, gehen 'die Ansichten der Gelehrten weit auseinander. Das letzte Wort dürfte auch wohl noch nicht zu spreckyen icin, da erst so wenige derartige Funde bekannt geworden. auch bei dxn meisten die näheren Fundumsiände nicht genügend beobaÖtei sind. Einige Forscher nehmen an. das; dieie Fen11er, wie auch die an einigen andrren, meist älteren Urnen bei der Verfertigung hergestellten kleinen runden Löcher im Boden oder der Bauchwandung als ein neuer Beweis für den Glauben an ein Fortleben nach dem Tode,_eine Auferstehung, an- zusehen seien, wofür ja die ganzen mytholozi1chen Vormllunaen der alten (Germanen, namentlich die lichterfüüte, himmlische Ruhmes- hakle für die aefaÜenen Krieuer, _ die Walhalla, iowie die Mitgabe der Waffen und Schmuck1achen bei der Bestattizng auf das Dsutlichfte Zeugnis; ablegen. Es wären dann die Feniter und abficbtlich angebrackoten Löcher der Weg für die Seele, 11111 zu den irdischen Reiten des Todten zurückzuzelangen. Bei den _mit LöÖern versehenen Urnen würde für diese Ansicht der Umstand Wrcchen,_ _daß sie mit der Mündung nach unten über die Knochen _aeiiulvt iind. Die Fensrerurnen sieben indeffen mit dem Boden, al1cZ au_ch dem darin befindlichen Fenster, nach unten; letztere batten alw fur den angegebenen Zweck feinen rechten Sinn, da die nach_oben stehende Mündung des Gefäßes einen bequemeren Zugang gewahrt, Andere Gelehrten halten die Fenfierurnensür Lampen oder _Ampeln_; doch fehlen dafür die AufhängungsvorrtÖtungen, auch wiirden die sehr kleinen Fenster am Boden nur eine sehr geringe Lrchtmetzge, und zwar nur nach unten, durchlassen, was gegen emen derartrg'en Ge- brgucb spricht. Die Lösung dieses Rätbsels aus der Vorzeit steht al1o noch aus.

Verkehrs-Auftalteu.

Die Königliche Eifenbabn-Direktion zu Berlin macht zugleich Namens der übrigen beibeiligten Verwaltungen bekannt, daß die Main-Neckarbahn noch nicht, wie früher anqe_ae_ben zvar, dem allgemeinen AuSnabmetarif für Getreide_, Hulienfrucbte _und Mehlfabrikaie beigetreten ist, da die Bahn dre Genehmigung bterzu noch nicht von allen betheiligten Regierungen erhalten hat.

Der heutigen Nummer dies es Blattes „liegen die W in t e r : F ab r p n e der den Königliiben Eisenbabn-Drrektionen ztz _M a 9 _d e - b u rg , E rfu rt und E l b e r f e l d unterstellten Eisenkabnlmtm bei.

Bremen, 17,Sevtember. (W. T. B.) “Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldamvfer „Kaiser Wilhelm U.“, von New-York kon'mend, vassirte heute früh Lizard. Der Schnell- dampfer „Trave' bat vorgestern Nachmittag,:znd der Schnell- dampfer .Elbe' gestern Nachmittag die Heimrene von New-Yoxk nach der Weier angetreten. Der Schnelldampjer .Havel' ist von New-York gestern Morgen in No rdenbam eingetroffen. Der Schnelldampfer .Labn' ist gestern Nachmittag von Sou- thampton nach New- York weitergefabren. Der Dampfer „Habsburg' ist gestern in Baltimore angekommen. Der Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm", vom La Plata koxnmend, hat gestern von Vigo die Heimreise nach der Wes er fort- : e t. g L_ 18. September. (W. TB.) Der Poitdampfer Ohio“ nach dem La Plata bestimmt, hat am 16, September NaÖmitiags

Quessant passirt.

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Hambura, 18. September. (W. T. B,) Hamburß-

Amerikanische Packetsabrt-Aktienaese [schaft. Der Po dampfer „Fürst Wißmarck' ist, von New-York kommend, heute Morgen 9 Uhr auf der Elbe einaetroffm.

London, 17. September. (W.T.B.) Der Union-Dampfer

„German“ ift auf der Auöreife heute von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater. Das gestern Abend zur ersten Aufführung gelangt; Lustspiel

.Der blaue Brief“ errang im Allgemeinen einen iogenannten Achtungserfolg. welcher aber nach den beiden leßten Akten durcb einigen Widerspruch _ Rudolf Straß, deffen Name als dramatiikber Dichter hier zum ersten Male erscheint, bat srinenkStoff dem Soldatenleben entnommen, welches schon manchem modernen Lustspiel zu einem kyrÖsÖlaZenden Erfolge derbolfen hat; man erinnert sich gern des Moier-Schönthan- sÖen Lußsdiels „Krieg im Frieden“, der SÖUUiatin-lexozxen'ichen „Kinder der Cxcekienz“, ganz abgesehen von dem „vor:; couaoarß“ stehenden klassischen und freilich schon mehr als bunicrtjährigen _Vorbild, welches Lessing mit seiner „Minna von Bamheim“ gc- 1chaffen bat.

etwas beeinträchtigt wurde. Der Verfaffer

Die gestrige Noviiät erhebt den Anspruch, der kOknLÜMULN Gattung des Lustspiels, welches in seinen ernsteren Konilikten fick; rem gehaltvolieren Schauiriel anreibt, zugezäblt zu werden. In der Seele der Heldin irielt sicb der alte Kamvf zwischen Reicbthwm und Liebe?- glück ab; schon brreit, ihre Hand ohne ihr Herz zu vericbenken, rrird ihr dies Opfer durch eine Reihe ebenso theatralische]: irie unnatürliche: Vorfälle erspart, und die 75071 jedem jangen Mensckenkinke heiß er- sehnten Güter, Liebe und Reicbtbum, fallen ihr in den Schoß,.

Der Veriaffer Verdient lebhafte Anerkennung für das eriolgreiÖe Bestreben, seinem Lüftspiel eir-en eigenartigen, durch den Rang und Stäkd der handelnden Pétionen hxdingten Stemvsl auixukrücken. Das Perionenvemicbnii: weist mit einer einzißcn unbadéutenden Au?- nabme nur Offiziere und Oifizirrsthxbter auf, deren Kümmerniffe diirch die Anschauungen der Standesgenonen und die Rücksichten aui fie entstehen, aber auch gehoben werden. Eine lebendige Üderzeuaenke Wirkung übte eigentlich nur der erste Akt aus, welcher das Leben und Trriben in einem Militär-Casino sCiider; bier treten die einlenen Figurkn _ zumeist nur Episodenfiguren - plastisch hervor; mii behaglicher Breite Werren bumorvoile Persön- lichkeiten und ihre ioldatiichen Scherze und Wise vorgeführt, sodaß man zriiwsiie an die harmloie und liebenswürdige Heiterkeit der Hacklä-drr'scben Soldatengeschichten gemahnt wird. Weniger günstig für das Lustspiel erweist es sich freilich, daß der noveliistiicbk Eindrch _kes ersten AkieL fich in den folgenden Akten eher steigertxrls adichwäcbt. Die Handlung entbehrt der Einheitliäzkeit, drs straßen Zuxammeniaffens; fie zerfiatiert in viele einzelne Fäden. Welche, anstatt lebendig in einander einzugreifen, lose nebeneinander her laufen. Wenn der Verfasst, der auf drm Gehiete der dramatiickokn Tichtung hier den ersten Schritt that. in künitigén Arbeiten den Vorgängen_ auf der Bühne den hier noch mangelnden inneren logischen Zuiammenbang zu geben dermaß, '"o wird dadwrck) auch die Charaktrrscbilkerrmg an Tiefe und Lebens- fciiche gewinnen; daß er Aniagen dazu hat, die komischen und heiteren Seilen des menskblickoen Gsmüths mir knappen Strichen zu zeicbmn, bewies dcr €kste_Akt.

_ Die vortra'nlicbe Darstsllung, we1che dem Stück zu Theil wurde, Hzli über manche Sckwächen_de§ Luiiipiels glücklich hinweg. Die weibliche _Hauvtrokle Valeskg wirlte Frl. Heinßdorf mit treffenden: Ausrruck für ichmerilickye Entiagung und schwermütkige Empiindxmg. Frl. Lehmann als EW; War L_)oU liebenSWÜrdiger Schelmerei, aher oitzu un- genirt und derb für einEkeisräulein, währendFrl.M e v e r in ihrer einfachen, soliden Anmut!) den Typus einer leickztberxigen Operetteniängerin nicht darzustelien vermag. Durch Frifckxe und Natürlichkeit des Spiels trat Frl. Rettv (Käthe von Herg) erfreulick: hervor. Einen toUen, durch eine ernste Likde umgewandelten Ulanen-Lieutenant Wolfstcyrz spielte Hr Kadelburg mit Verve und (Geschmack. Hr. Nisien als ErceUenz von Lindow erfreute durcb die maßooüe Sprache und vornehme Haltung, die er allen seinen Figaren 311 geben vermag. Einen köstlichen, poltkrndsn Rittmeister a. D. Was" Hr. Exigels in der Rol]? res Freiherrn Kunz.

Lcdhaiter Veifaii veranlaßte den Verfasst, nach «Urn Aktichlüffen dankend Vor der Gardine zu erscheinen.

Berliner Theater.

Gestern Abend wurde das SÖausviel , Die Neuvermädlten“ von Yiörnion, aus dem Norwegischen von Wilhelm Lang? in das Deuticde übertragen, zum ersten Male gesehen. 'Das im Jahre 1872 entstandene und von seinen Aufführungen im DeutsÖen Theater der hier wohlbekannte Stück ist_unnatür1ich in seiner Anlage, indem es eine junge Frau doriührt, die, ganz von der Liebe zu den (Eltern eingenommen, fick,) an die (Hattenliehe nicht gewöhnen kann, darin von den Eltern unterstüßt wird und ein 1301126 Jahr dazu braucht, um durch die Eifkriucbt auf die in ihrem Hause lebende edle, drnseihen Mann unglücklich und entsagangßdoü liebende Freundin zur Erkenntnis; ihrer eigenen Liebe zu kommen. Die geiiivolle Behandlung dieses Gegenstandes durch den nordischen Dichter und das voliendeteS-viel sämmtlicber DarsteÜer verhalfen dem Stück auch an dieser Bühne zu einem guten Erfolge. Die Aus- führung dot ein besonderes Jntereffe dadurch, daß die beiden beliebten Künstlerinncn Agnes Sorina und Nuscha Buße als Laura, die Neuvermählte. uxd als Mathilde, ihre Freundin, zum ersten Mal gemeinschaftlich auftraten. Das Elternpaar wurde von A n tonie Baumeister nnd Ferdinand Suske, der junge Ehemann, die einzige glückliche und natürliche Rolle dieses "Stückes, von Ludwig Stahl dargestellt. _.

Das darauf folgende auch bereits von früher bckannte Luitjpiel .Die Jugendliebe" don Adolf Wilbrandt bot Agnes Sorma in der Rolle des übermütbigen Backfiiches .Adelheid' (He- leaenheit zur Entfaltung ihres ganzen Talentes. Pic ihr m_Tbe'il gewordene RoUe in diesem fein angelt ten Lustspiel entwricbt voilitatidig der Eigenartder eschäßten Künstlerin. m böchsten Grade ergößlichzeigte sie sicb in dem leßrhaften Ton, den sie in ihrer unreifen Liebe dem Jugend- gesvielen gegenüber annimmt, und vol] unübertrefflicben Humors war sie im Verkehr mit dem fremden Mann, der es fick) berauégendmmen hatte, ihr nach dem Sturz vom Pferde aus dem Graben FU heisen. und sie auf ihre Schwächen aufmerksam zu machen. _Das Adstrerie'n ihrer unreifen Jugendliebe und die allmähliche Entitebung _der Lixbe zu dem verbaßten Lebensmut und Lehrmeister wurde meisterhaft _von ihr dargesteüt. Auch die übrigen Rollen waren ut be1eßt. Antonie Baumeister als die taube Tante de_s verwöJnterZ Back- fisches, Frau von Rosen; Ida Bauer als icine Freundin, die Gärtnerstocbter Betty; Albert Schindler als der Jugendgewiele Heinrich Roller; Ludwig Stahl, dem es als Ferdinand von Bruck gelingt, die Liebe der Adelheid zu erringen, und Theodor Weiß als Gärtner Hildebrand fanden mit Agnes Sorma durch den lei)- baften Beifall des gut keseßten Hanies die wohlverdiente Anerkennung.

Concertbaus.

Das Eröffnun s-Concert, welches gestern stattfand, war ungemein zahlreich besucht. ußer beliebten Ouvertüren von Weber, Wagner und Thomas führte die Kapelle noch die Jntroduktion und den Frauen- chor aus .Lohengrin', eine Fantasie aus „11 'kroxmtore“, das Vorspiel, die Sicilianu und das Intermezzo „aus der neuen Oper „08781161'11 rustioana“ von Maßcagni aus. Diesen reibten sich noch ein neuer Walzer von Waldteufcl. eine Balietmusik von Tschaikowéiy, zwei neue Märsche des Dirigenten rn. Mevder und einige SolZZortrage des Frl. M. inzer (Harfe), des Hrn. A. Smit (Cello) und, des Hrn, Böbme (Cornet) an. Die Leistungeri der Kavelie wie_ die der Solisten, unter denen nur die Harfenistm dar!) das Springen eixter Saite im Vortrag gehemmt iyurde, erfreuteri sick) lebhaften Beifalls. Einen ganz besonderen An- ziehungwunkt bildete der neu erbaute Wagner-Saal. Die wenig