1896 / 95 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Apr 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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tendieren , überhaupt auSgescbloffen ist. (Sehr richtig!) Will Man' also diese Gegenden wirklich mit guten VerkehrSmitteln versehen, so muß der Staat sich entschließen, eine solche Haupt- linie herzustellen in der Hoffnung und Erwartung , daß nun die Interessenten, die Nächstbetheiligten sich mit Kraft auf die Her- stellung von Tertiärbabnen werfen. Das wirkt dann andererseits auch wieder günstig ein auf die Rente, welche die Sekundärbabn dem Staat gewähren kann. Man kann ja auf den Gedanken kommen, ob es unter diesen Umständen nicht geratben wäre, namentlich um dem häufig unbegründeten Andrang der Bezirke entgkgenzutreten, ein voll- ständiges Netz von Linien zu bestimmen, welche für Sekundär- babnen, und von solchen, welche für Tertiärbabnen reserviert werden sollen. Diese Frage haben wir erwogen. Ick) p€rsönlich bin durch meine Erfahrungen namentlich in der Provinzialverwaltung bei dem Landstraßenbau und beim Chauffeebau von vornherein bedenklich gewesen, ob das möglich sei. Je weiter wir in die Sache hinein- gekommen find -- ick) glaube auch, daß mein Herr KoUege eine ähn- lickze Auffassung bekommen hat -, haben wir doch gesehen, daß eine solche Feststellung eines gesammten Reyes, welch9s die großen durchgehenden Linien von den Sckundär- und Tertiär- babnlinien scheidet uud gewiffermaßen von yornberein für längereZeit Bestimmungen darüber trifft, Welche Strscken dem einen odxr andsren System zufallen sollen, das; das an und für fich fast unmöglich ist und daß, wenn ('s obne Mißgriffe möglich wäre, das Ney im Laufe der Zeit der größten Veränderung unterliegén, auch gerade unberech- tigte Ansprücke auf der einen Scite, Beschwerden über Zurück- seßung auf der anderen Seite im ganzen Lande hervorgerufen würden. Daß ('s dabki vicüc-icbt richtig ist, daß die Vcrwaktung für sich auf der Karte fich einen Plan macht, oßne ibn geiviffdeßkn gesejslich festzustellen oder mit dkm Landtag zu Versinbarkn, kann jedoch wohl nicht bezrvcifclt werden. Ich erinnere mich daran, wie ick) noch als Hannovkrankr mitgsarbkitet babs an ein(m großen Landstraßknncß-Z, das wir für das damaligkz Königreich HanttoVer feststLUten, und wie fich nachher herausgesteüt hat, das; dies doch schließlich auf Sand gebaut war, obwohl wir uns jeden- falls die aUetscbönsten Ideen gsmacht haben und glaubtsn, mm allkn Bkdiirfniffkn entsprccbcn zu baden. Aber wie gesagt, in 126!) Richtung müssen wir bleibkn: wenn wir [)ka? noch Sskundärbadnen bausn, so dürfen wir nicmals die Frage dabei zugleich außer Augen lassen : wie wird dicse Bahn wirkcn auf die Bßlkbung nnd Hersteüung dcr Tertiär- babnen? Das muß eine der Hauptfragen s(éin, die in Zukunft der Landfag und di“.- Régierung sicb ftLÜSU. Ich hoffe, daß man fich in der Kommission überzxugkn wird, daß schon bci dicse'r Vor1age dieser GesiÉtspunkt in den Vordsrgrund getretcn ist.

Ich habe mir im übrigen nic darüber dis geringswn JÜufionsn gkmackxt, daß im Vorlikgenden FQUL von cinem, wcnn ich so sagkn darf, spekulativsn Finanzgeschäft gcwif; nicht die Reds ist. Ich thlilé diE Anficdt, daß, wenn der Siaat gswiffermaßey das ganze Eisenbahn- wesen monopolifiert, die großen und gutsn Linisn für fich in Vesiß genommen Hat, es seiner Kulturaufgabe durchaus entsprickzt, nun auch mal LiniLn als MLTiorationsbahnen zu bam'n, Von denen er überzeugt ist, sie werdsn fich Einzeln nicbt rentieren. (Ssbr richtig! rechts.) Diese Anfickyt habe ich immer werxreten, auck) schon als Ab- geordneter, und ich habe auch jLßt mich auf d(en Standpunkt gestht: wo wir auf der einen Seite eine große Rente aus unscrewn Eiscnbahxxkn nichr und nichr zu zishen 136911111211, ivo auf d(r anderen Seite diess wirtbschaftlicben Notbständc vorkxandkn fiiid, mich nicht Erst drängen zu lc1sscn, wi? Hcrr von (511in zuÜ, d(“haupten sich erlaubt?: sondern ici) [*in Von ddrniiyrcin auf den Boden getrstkn, da?; die ZSiWCrlyältiiisis durchaits dazu ami?- tban waren, in dieser Bszicbung amch g-xgcnwärtig 6110115011? Opis: zu bringkn. (Vlado!) '

Mkinc HSUM, auf die Fragk, ob ss richtig ist, di? .Hkrgaiw dxs Grund und Bodéns dLn ZunäÖstbÉbeiliglcn auizul-«ikn, bsi Baixncn, Wclche doch Mientlich eiu? tnkbrlokachedc7'1ung babs", will ich MJA!- wärlig nicht kingxbcn. Ich bin ja für diesks System nicht V(*]'Ü!11WOL'111ch. Man hat das scit dsr (Einführnng dsr Sekundäibabm'n lwfdlgi, und (s ist msinés Wiffkns von i1'g('-:d ("11161 in Bcéracht 11*1i12nk11d(1( S-“itc im Landtage bisher als rich1ig nicht bcsirittkn wwrdkn. Abri“ (((-„*:("n- wärtig, naächm wir in UUsrl'L'k StaatSvcrwciltunzi 1156155551 das System wieder mcbr und tnkkér cisgsfübrt [WM, 6111 S1)i1(*1n,w(*lch('s ich um als (3111 gercchs bkzciädncn kann, bei wirkbfcbxitlicÜcn Untcp nebmungsn, dic die (**-i(sammidkit Unicrnimntf, mag dias? (Iicssiximt. [)611 nun drr Staat skin odcr dic Prodiiiz odcx dsr Kieis oder (*in? Gknikiixkc l)cif'2(*n, dicjkiiigcn, dic 597311,»- weife daraus Vorckck! für fish zisbcn, bésondch licranziiiickikii ((oben der Alixikmcinlxit, --- nachdem, sagk ich, dies Systsm jstzt Ust ((Indi'dinx'xs Von ngicrum; und Landtag inauxiuriett (ind k011s('ch1115'111(*k dnrch: geführt wozdcn ist, nun [)icr Plößlick) eiiie 51114253an nmel)?" zu WoÜen, 61116 Einrichtung, di“: s(“it dsr Vérstnatliäynmg dsr Bahnen bc. stedt Und fibkmll zur Aimvcndung gekommm: ift, jkyl 5519115551 51! wollen, ist ddcl) 61116 Anfordsrnng, Von dexc ich unmöglich glauden kann. das; Ne bicr i;]! L'aridt-Ixik Boden findi't. ('S-chr sichtig!) Es würde diss ([Uch dahin fijizxkn, z(m; NMTWÜL “dcr 1111111171011 E11!"- wicklung, daß cine große Anzahl von Skttiidärbawnkn 111ch1 (Want Werden, die aUci-t 1nö«_,lich siiid durch das Z((sammsnwirkcn ch Skaats und der Nächstbetbeiligtcii. Dahcr kommt es dc'tm aUch, daß„ solange die Badnmi ivkuigstsns noch nicht da siiid, dic? näciysjbctbkiligtcxi Kroiss in der Regel sehr gern bxreit sind, dies? Opfsr anf sick) zU nchtm'n; freilich binie'rbsr, wcnn die Balm da ist, wie Es g(wöbnlich ac'bt, bcdaumt man znwkilc'n, diss? Opfßr (:(-brakbt zu 551011. Nachher sagt man sich, (8 wäre angsncbmcr Nkwsscn, wir bäMn die Bahn umsonst h(kormm-n und d(r Staat hätte sic ailsin gsdaut.

Daß abcr in dem jryigkn Vorschlag, dcn wir Ilznkn (i(macht babki-I, dcn nächstT-“ctbciligtcn Krciicn die Wahl erstcbt, (*Utwédk'k den Grund und Bodsn zu geben oder ('in besiiimntksxéapitnl, ivo dkr Staat das Risiko der Expropriation üßcrnimmt, ein WSsEjÜlickAr Fortschritt liegtzu Gunstkn der Kkkisf', kann, gland? ich, nicht d(m mindestekn waifel unkerlik'gen. Ich habe mehrfach ankrkannt, das; das bisbkrige aus- schließliche Syst(*m der freien Hergabk von (Grund und Boden in vielen Fällen zu großen Erschwetungen und Belastungen der Bstbei- ligten geführt hat. Es wird in mavicben Fäücn, namentlich, wenn man garnicht übersehen kann, welche Exprovriationösumme schließlich herauskommt, richtiger sein, daß der Staat das Risiko über- nimmt, als ein einzelner Bczirk. Haben wir dock) FäUe gehabt -- wir haben in der nächsten Nähe des Herrn Abg. von Eynern einen solchen Fall - wo eine Stadt fick) geradezu, Wenn ich den Ausdruck gebrancben sol], für bankerott erklärt, wenn man die Summen, welche

ihr aus den übernommenen Verpflichtungen zur Last faUen, einfordern würde,'und wir haben nicht riskiert, diese Einforderung eintreten zu lassen, weil wir diese Stadt, die um!) meiner Meinung ohne ihre Schuld in diese Schwierigkeit gekommen ist, nicht geradezu ruinieren onen.

Solche Fälle werden in Zukunft von den Kreisen vermieden werden. Sie werden eine bestimmte Summe sich vorstellen können; sie werden sich klar machen können, ob sie dieselben übernehmen können oder nicht. Sie werden mit einem selbstbegrenzten Risiko zu thun haben, während sie in der Vergangenheit es vielfach mit? ganz unbegrenztkn, garnicht zu überséhenden Risiken zu thun hatten. Ick glaube daher, es liegt auch hier ein sehr wesentliches Entgegenkommen der Finanzwerwaltung vor, Weil das heutige Expropriationsxzeseß gar keine genügénde Garantien giebt (sehr richtig! rechts), um die richtigen Preise zu erreichen, und oft die Interessentkn, die so beklagt smd, Häufig das allerbeste Gkschäft bei solchen Exyropriationen machen. (Sshr richtig! rechts.)

Ick) hoffe - und damit will ich schließen -, daß es uns gslingen wird, in dieser Beziehung noch einmal Line angemessene Reform einzuführen. (Zuruf.) - Ja, dic Sache ist sehr schwierig, Herr Abg. Sattlkr, so leicht ist ein solchks Gksstz nicht zu machen; aber die Regierung behält es im Auge, sie Hält es für 6111? dringende Rothwendigkeit, und wir hoffsn, daß dann ein richtiger Ausglsicb zwischkn d(én Jiifereffkn des kasinwcskns und den Pridntintereffen des einzelnem Grundkigcntbümers fich ermöglichen lassen wird. (Brain)! rcchts.)

Abg. Von Brockhausen (kons.) wünscht eine Bahn in Pommern don Nordyn nach Süden, ctwa Von Schlawe über

(Gollnow, Kamenz. Bärwaldc „n(zck) Kanes; im Interrcffs dps Krciscs Dramburg müsse absr dies€ Lime Über Falkenburg oder Dramburg

geführt Werden. Abg. Gump (frkons.): Der Finanz-Minister hat mit Nkcbt

den Vc'rsuck) des Abg. yon Eyncrn zurückgcwisfen, hisr wied-Zrum ein('n Gegsnsaß zwischeii Stadt und Land zu konstruieren, und bat richtige Grundsätze für die Vermendung der StaatSmittcl aufgestküt. Die Juisresssnten müssen ab€r dLn Plan dsr Rc'gierimg über die SLkundär- bahnen kennkn, damit sie danach ibke Entschließungen WLJM dar Klsin- babnbautkn fassen könnsn. Eine Bai)" KaÜiss-Märk-Fri(-dland haben die Jntereffentsn z.B. bausn wac'n, der Staat hat das Projskt aber nicht (ienchmigt, weil (?r hierfür im 1111111ä11sch6n Jntere eine lelbahn Verlangt. Dis StaatIregiLruna hat um so MLU" die Pflicht, in Pommern Bahnkn zu bauen, als gérade Pommern durch 016 Staffcltarifpolitik geschädigt ist. Rxdzicr bittet fsrnsr um eine Linis Von Schlobitt2n und Mehlsack nacb Gerdausn.

Minister der öffentlichen Arb-sitcn Thielen:

Meins Herrkn! D(ér Hérr Abg. (Ham!) hat fich kkkéagt, daß dcr Minister dsr öffentlichen Arbc'iten fich in das goldknc Schiveigen 511111 gygcnübéi' all dcn Wiirischmi, dis ibm !)isr vorgetragcn wsrdkn. M?Sine Herrkn, ich folgc da mix ciner kaflogsnbéit, dis ichdxi mcink .Herrkn AmtIvorgängcr in dcr Erstsn Lesung ÖT!" s:)gsi'anntcn Skkiiridärbabn- Vorlage immsr bsfoigtcn, und die auch axis rein g(sckyäftliMn wic aus sonstigka Rückfichtcn ssbr (mpfeblcnswcrtl) ist Meine Hkrrsn, ich béabsicbtige da[)sr auch nicht, übc'r dis d(idcn BÜÖUM, die der Hcrr Abg.Gamp Empfohlen bat, mich [)ikr zn äiißern, sondcrn nur dikk (([l- gcmxinen G€fichtspunktc, die cr aiifgsstcllt hat, ?inigcrmafzen zu Er- örtcrn. Meine Hkrrcn, schon d(ér HCT]? Finanz-Minister bat Vorhin (lltMLfÜbÜ, daß der an Und für sich ja schr Verlockend ausséande Plan, ein Programm Für dsn fcrnc'rcn Aus- bau dss Staatscisknbabnncßks, iNÖÖKsVUdeé dss Ncbsnbahn- UMTS &ufzustellsn, sciiie (ikofzkn B(Mnksn l).".i. Ich kann di('s(* Bcdknken 11111“ in 11011611] Maße 11ckii€ii 11111) [iin dsr fe'stsn Usbcr- Z("UJUUF, ddf; wir mit 061“, Amstciliiiig 111-“1'“1*10110('W abcr mir dcr Bc- kaxiittgabs 611160 d(rmtich P(OJMMMÖ, sci (**:, wie (: 155116, in dsr Pkkffc, im Lälldtklkik viel 1118131“ S:?!)adcn (([-„** Nut,“,(“ii diirickyfcn wiirdcn. (“Schr richti,;!) M*.inä H("rrpn, (1116 di? A*adxisii, dic [Mute bist zur Syrackxc (;cbmckxt wcidsn sind, find Von den Okkrsffcndcn Hkrrcn Rednsrii ald; d(ix'cbam; ÖlillzJIUO dkzcichmct. WM" iyi; (in P(UWKUUM (WfstCULU jvslltc, so 10111116 dikö in 561“ (“i:“(fnch-In W(iik ,](sthn, das isl) in di('s('s Proxxkainixi (211€ dics-x Badiii'n anfnkkxms. Das würd? ab(r Mitcr kcinkn N(ixzx'ii babsii, chm da;“- degramm kann nur dami Simi (md Zinkck dabcn, 11Min d.)?scidc 511 gleicbcr Z("it 61116 91.7.2147,- ordmmg «((ist 111 59211305") d("k zwixiéckymi AUIfÜPN-W dsr 255171311, (md cim" solch».- ?)Tangwrdmmxx :( [111011 fÜr Jahr“ [hinaus f(sizusiklleiy würd? msinks (ZrzckU-x'iwz ("(Er bsdenklici) s(iii. T5“ YU. [*äitniff(', wia schon dcr H(rr Fiiiaiix-J1.'éitii'-'icr aus,](fiibrt [*(it, ä11d('111 sich don Jahr zii I).!“W; ('s 1101611S*"!TLU'Äxixillzxc'n auf, die 110191111- stcllimg d(s PrwxxmniUis ((ttmögliÖ Ückaimt sciii konntcn '.».d kik, W(“Uli sik [RkslUUt (]?Wisi'li wä-mi, du:? PW,]WMM jdeUfélUI (111.ri€!t babs" wiirdcn. Wir, d("i" H'kk Fiiiaiiz-Yi'inistkr und ick), ai'dsitkn nicht ins Blinde '.“ixikiii, sdiidkrii ((ist-(*.“ uns Vc'rabrcdc'n wir (in gswiffsö, iibkr dic 115ckckstc Zuin „it binausgwbkiich PW- «kamm, das abkr (*im' 5Zle'ndchig (11 jedem Jahr (*i'lsidct, W(i1 dsm ji'il'i'UjJiU Vcrbälinif; N(ärimng 311 traxz-x“;i ist, und (1116) ("7161C611 imm, Mil ("*I nicbt 01.41111 ;]eirordcn ist. Wär? [(N-:rcs drr Fall, so iiätfcii noir ('i-“7.011 chxxk-él aus,]sstcllt, dsr *.*-((s bsi jkder (558193354500 [110161111th ivcrdkii würds Und das wäre mcincs Cr- achtcns 11icht !111B11ck).

Wir sind nun ("-ximal im Stzaiöbsi»x=s5stcm, nnd die Staats- rsgikrung bat nickiies (8156910115 (:iiä) die Vkrpflickxjimg, dasselbix aufrkcht zu (:'()dltcn; sii." kam“. U1:::(:i,3[ich (ins wichtig“ Linic', wickUig sei es mit ?)TückficlU (:((f dic VlkkklUWZrbäünisse, ski ('s mit Riickficht «((f polikisch odc'r (iar militärischk Erwägungsn, nicbt danm aus d(x' Hand gsdcn, We'il (ine Privatgsscllsäxaft sich darum bmuübt. Mcinc Ökrrcn, dic Staa!sr**gicr1(ng muß andcrssits ankrksmn'n, daß sie damit cim? wichtige, fiir das Vcrkcbrsdkdürfniß dsr [skireffknden Gcgend dringend nothivcndigs Balm nicht aai un- gewiffe Zukunft hinaussshichn darf. Das ist auch nicht geschedcn.

Méme Hskrcn, ich habe auch kkincn Anstand genommcn, wenn im Einzelnen Falle die Fragc! an mich g(ricbtct ivorden ist, und ich habe zu dieser Frage bei dcnjenigen Jutercsientsn, die psrsönlicb bei mir gejvescn sind, auch jedrrzeii provozisrt --: beabsichtigt der Staat, in absehbarer Z(“it die Linie von A nach B selbst auszuführen, oder wird er fie eincr Privatgescklschaft, sei es in Form Von Neben- bahncn oder in Form von Kleinbabnen, freißeben - soweit es mir irgend möglich gewesen ist, diese Frage zu beantworten. Selbst Herrn Abg. Gamp babe ich eine solche Antwort ertheilt; ich habe ihm bezüglich der 23an Von Kallies nach Friedland gesagt, daß ich bereit sein würde, Kallies und Märkisch-Friedland zuzulassen, wenn der Kreis Deutsch-Krone sich auf die Kleinbahn Kallies-Märkisch-Friedland beschränke. (Zuruf.) - Gewiß! Es lagen aber eben bier wichtige Erwägungen Vor, die es unmöglich machten,

einen Theil des Projekts aus der Hand des Staats zu geben. (Hört hörts) Das wird in Zukunft voraussichtlich mal wieder der Fan s.„“ das ist gar nicht zu vermeiden; die staatlichen Interessen geben in de; Beziehung vor.

Meine Herren, es ist in den vergangenen Jahren selten eine so große Summe von Bahnen ausgeführt worden. Es sind beispiels, weise eröffnet 1880 520, in den folgenden Jahren 475, 574, 457 dann einmal 759, 587, 603, 573, 600, 392, 903, 247, 184 km, sodaß, man annehmen muß: mit 765 km in einem Jahr ist die Leistungs. fähigkeit der Staatßeisenbabnverwaltung so ziemlich erschöpft.

Ich möchte glauben, daß der Herr Abg. Gump fich wobl bei diesen Erklärungen einigermaßen bkrubigen könnte.

Abg. von Arnim (kons.) hält es für ganz gerechtfkrtigt, daß im Osten mehr Bahnen gebaut werden als im Westen, der sehon Bahnen genug habe, und bittet darum, daß die längst beschlossene Bahn Templin-Prenzlau endlich auSgeführt werde.

Abg. Sander-Elze (nl,) bemerkt, daß die Provinz Hannover noch des Ausbaucs des Sekundärbahnne (xs bedürfe. Die im vori en Jahre beschlossene Linie Gandersheim» [ze sei noch nicht ausgefü ri er bitte den Minister um möglichst baldige Ausführung dicses Baues, sowie um Fortführung dieskr Bahn nach Wulfen. '

Abg. Von Bandenisr (kons.) bittet darum, daß bsim Bau der Linie Leba-Bütow d€r Hafen in Leda auSgebaut Werde, und empfiehlt eine mehr westliche Führung der Linie Leba-Bütow. Vds einigcn Jahren sei die Linie Bütow-Bersnt ("iber Gostomie be. MFM? worden, und jsxzt wolle man leider dafür die Linie über Lippusch

Abg. von Mendel-Ste'infsls (kons.) wünscht, daß der Staat mit dkn Konzessionkn iii: Privalbabnen möglichst fieigebig vorgebs, und bittet, in Zukunft auch die Mitte 1361" Moriarchie mit Bahn. bautsn zu bedenken; diese Vorlaac enthalt? iiur eine Linie in der Vkittc dcs Landks; der Kréis Gatdélkgen ici fast noch gar nicht mit Bahnen dcrssbcn. Redner empfishlt besondcrs dic Lind: Biswarck- Wittingen-Ceüe.

Abg. Knebel (ml.) bkspriclyt die für den Hunsrück Vorgkschlagene Babu Simmsrn-Kirchd€rg-Kast€llaun und bkfürivortet die Wsiter. führung diessr Linis ("(er Kircbbkrg nacb H(rmeskeil. Der Bau von Privat-K1einbalwen könne nicht (7er unternouitnkn wsrdcn, als bis die Sekundärbalinprojsktc des Staats feststehcn.

Abg. Von Christen (fr.kons.) tritt für ein? Bahnvkriiindung Von Schmalkalden nnch Brottkrode und für eine Linie EfchWLg€-* Eisenach Lin.

Minister dsr öffentlichen Arbeiten Thielen:

Mkine Hsrrsn! Dic ganz besondkrcn Umstände dss Faüs Vrotterode nöthigcn mich Hier zu ciuér Erklärung. Die Stxats- régicrung hat das Brotterodcr Unglück mit dcr größten THLilnabme deksZé'it bebémde'lt und bat ihrerscijs sofort Wegsn (inks angcmsffknen Anschlusses von Brotterdc an das bkstcbsnde Eiskukakynnev die VEY- bandlungcn ÜUngtWUUUM. Nack) ViklfQÖL'U (Erörtsrungcn, di? gcpflogkn wordcn sind an Ort und Stel]? sowohl wie in Caffcxl untkr Borsig des H(rrn ObCr-Präfidcntsn, ist sch116ß11ch 61116 Vsrständignng dahin zu stande gckommcn, da;“: dcr Staat fich bcrc-it crklärt [',-ai, für (in? normal- spurige K'lsinbnbn Klein-Schmalkalden«Brottcrdde dic Hälftk dcs Kapi- tals zinsfrci bcrzngcbcn (((-„ch cine ?lniortisaiion von ck90 untkr der Vorausskßung, daß dcr Provinzialdsrband scincrskits das Gleiche 15111. Die Amorjisation wird dann crböht, n(n" (inc Rknts 11er 30/0 s(sitcns dcr bctrcffsndln Babu aufkommcn wird. Dkk Staat hat fich fcrnkr bcrcii Erklärt, dsn Betrikb disscr Badu s(incrscits zu 5585 nehmen.

Es find daS Bcdingumicn, dis bisher 1196) in kcinkm Falle scifkns der Staaxsrcgikrimg ("iner GSMLindC ddsr andcrkn K*OtntnUUäl- dkrbänden gkgciiübkr anfgestküt worden sind, und ich darf mich wohl der Hoffnung bin,](dkn, daf; d(“k F[('(k('l1 Brottkrddc die' günstigcn Bcdingnngsn sciiikrscits 51cm Nillelnkll irird.

Abg. Kirsch (Wir,; wiedsrbdlt skins" im Vorigcn Judt? mts- g(WkOckWUM W((iisck), kasxrchabniidf in Düsicldorf (:tngkbam wcrdé, mid dkrlangt, das; die' läilgst Urojcktisrtc Angertbalbabn von Ratingsn («.itx'wäits gebaut w-err.

Vlbg. Schr0('d('1* (PMT) bcmänziclt dis Linicnfübrimg Komik." Ziyxnsä) , 11'1.*1*lech dit? fxüiwr 1*(*11*1[11(*51(' Lisi? BütOi1**-Bcr€iit so adgkändert M'rdcn solle, daß (Gdstomic ("(*it dsr Babndcrbindiiiig a::Ö(11'fch10ffk11 11161136.

Alb,]. don Tzsciwk'pc (fukoni) 507,1 B(fürckdtniigcn für di( Mkntadiiität dsr .chindabncn. JL mcdr dax» Radfabrkn ans (*ii'.(m Spkrt für W(nizxs zn sin("r Voilc-gcwoanit irkrde, Mido d(r *1.*srf(**11-:1;Vcrkcdr d-Zr .kilcindabm'n sicb (*inschränkcn, donn kin iiichii,i(ér kiiadfabrkr babs dM Wcttlxmf mit cinsr R'lciiibabn nicht 511 sch-.(1('1(. Dei" (Hiijcrykrkklir W(idc ami) dorf nicbt scdriiroß icin, wc) c111kichfés Cdausscc'nch déi! Tmndportcn z11k erfiixiumg stehe. B(“i dcr Ausfüh- run,] dcr Öl'11"11[j(11('11LNÜMÖQUNÖU sollc man ((ck?) dcr Priorität Vll- favrcn. R(str ("li]1*fi('1)11 Wi Bau cincr Linic Uklzcn-chisfslde bezw. Gifhorn.

Abg. Ndcllk (ni.) brüsgc--Hn[dcr«- Wixpsrfürllk---Licxxi.-©1.1dbach Und chncm-Warst-Jin.

bssijrn'dktkt dcn Bau der Linie» Okkl- F1111761111'1*P"“

AM. *.*-710611618111.) (711511 (5 f("(r__gai(5 scidstwérständlick), daf: dsr Wcstm mcdr (?iicndalinsii 1**!_(?;,cx1_ni1'im(' als d*'r_Istcn, da (r 0181 stärkcrsn Vcrfcbr [)ubc; dcr We'itcn iki abcr [)er11, dem Off?" zu

bels» Dcr Fiimni-Miixistar 6,158 dix? Audfüdrumgén d(s' Abg. won Eynern falsch anf,i('fasit. Man kann 85, führt I)iednér aus, dem Staat tiicht vcrdcnkcn, 511“; ('r da, wo (*in-: chtabilität (111§,](*sl1ck[011611 crschcint, Zuscbiiss: Vondx'n Intkr.sf('11t('1( Verlangt; andcrs müssen €(th die' Vcrdältnisse (iedrdnkt wcrdsn, 11Min 61116 ?lic'ntabilität sichsr lit- chrsuliäp ist, daf; wir zu 61116)" ((cmxii Acta Links gcmischtcn Systems von Staats:(indPriVatbabncn kOtUML'U sollen. Wie Mit die Z(itnngs* gcrüévtc [„icxmündut sind, das: man bsi Babnbautcn von dcr Stadts- rczzic urPrivat-Eninéprisc übcrxicdcn ivoklc, dariibor sollte der Minister kim' rklärung abgeben. Dic Privat-Entreprisc empfiehlt fick) 11lcht- wsil die Staatsregie billigkr (md sichcrcr baut. Die Privatuntex- (((()mcr bci Kleinbahnbautcii müsscn dic VoUc Vkrantwortuns] 1,117 ihre Arbcite'n übsrnsdmkn. Dic I)ikgicrung muß bei dcr Konzcsfionl?“ rung der Kleinbabnkn dic nötbigkn K'autklkn treffen, daß fi€_dlk Bahn M*ntuell sklbst in ihren Bktricb übérnehmen kann, um ClZWk Konkurrenzikrung der Staatsbahn Vorzubkugkn. Re'dner sHrlbe schließlich seine Freude darübm' aus, daß in der Vorlage die Linie)1 Bassum Salingsn und Korbach- rankenberg enthalten smd, wt?!1 dadurch eins kürzc'rc' Vkrbindung zwi (19611 Frankfurt und Brkmen bk? JLstLUt werde.

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

, zum Dentichen Reichs-A

„75,6, 95.

Zweite Beilage

Berlin, DienStag, den 21.211161

(Schluß aus der Ersten Beilage,)

Minister dcr öffentlichen Arbeiten Thiclsn:

Meine Herrkn! Der Herr Abg. Möller hat 2 Punkte Von allgemeiner Bedeutung berührt, die mich zu einer kurzen Erwiderung veranlassen.

Er hat zunächst die Frage an mich gerichtki, ob es richtig sei, daß seitens der Staats-Eisenbahnvexwaltung der Vcrsuck) nnternotnMLn werden sollte, im Wege der Generalentreprise einzelne Nebenbahn- linien zu vergeben. Diese Frage kann ich im aÜgemeinen bejahen.

Meine Herren, sowohl hier im Landtag wie im Lands selbst ist sehr häufig die Behauptung aufgestellt worden, der Privatunternebmer baue biUigkr, baue rascher wie die Staats-Eisenbahnverwaltung, der Privak- unternehmer sci vielfach in der Lage, Schwierigkeiten zu beseitigen kurzer Hand, wvzu die Staats-Eisenbabnverwaltung nicht die Formen und Mittel finden könne oder erst dic Hilfe so und so Viklkk Behörden in Anspruch i(ehnéen müßte. Meine Herren, Sie werdkn sich alle erinnern, daß daß derartige Klagen auch hier in diesem hohen Hause vielfack) geführt worden find, und zwar namentlich dann, wenn darüber Beschtverde geführt Wurde, das; Linien, die längst vom Landtag der Monarchie be- wiUigt waren, noch nicht ausgeführt wordcn seien, ja noch nicht der erste Spatenstich an denselben geschehkn sei.

Diese Erwägung hat es dem Herrn Finanz-Ministcr und mir nabe gslegt, in Erörterung zu treten darüber, ob nicht ein Versuch nach der Richtung hin bei geeigneten Bahnlinien gemacht werden könne. Ich habe mich dem Wunsch des Herrn Finanz-Ministers ohne Bedenken angeschlossen, umsomehr, da die Staatseisenbak)nyerwaltung in der Lage ist, (1116 Unzuträglichkeiten, die fich aus einxm derartigen Versuch crgkben könntkn, Von Vornhercin durch die Bedingungen, unter denen dsr Versuch unternommen wird, auszuschlisßkn. Namentlich kann auch nicht im Entferntesten davon die Rede sem, daß dieser Versuch Gefahren nach sich ziehen könnte, wi? der Hkrr Abg. MöUer be- fürchtete. Es kann auch nicht die Rede dadon sein, daß einem Untsr- MbMLs nun ohne Weiteres die Konstxukiion des Oberbanks oder die Brückankonstruktion odcr die sonstigen Herstküungen, die nicht (?in- fachcr Natur find, übcrlasskn Werdén, sondern es wird denn Unternehmer genau die Vorschrift ertheilt, dic nothivxndig ist fiir eine durchaus betricbssichsre, 1cchnisch und ökonomisch richtige Herstellung der Linie-

Meine Herren, wie gesagt, ich habe mich diesem Versuch nicht Entziehen können, und es smd nacb gründlicher Erwägung mit dem Hsrrn Finanz-Minisier für denselben Linien ausgewählt worden, die an und für sich geeignet sind, ein sichercs Ergebniß zu liefkrn. Die Angelkgenheit ift soimitgedieben, daß in der nächsten ZeitmitderAusscbrei- bung der für diesen Versuch angewählten Linien vorgegangen Werden kann. Naturgemäß wird dieser Versuch mit aller Vorsicht (insgeführt auch nach der Richtung hin, daß eine ständige Tschnische und wirtbschastliche K'ontrole stattfindet; denn nur dadurch können wir uns die Ueberzeugung davvn verschaffen, ob wirklich untcr bcstimmtkn gegebenen Voraus- sc-izungcn cs angrzsigt und wirtbschastlich richtig sein könnte, einem Untsrnebmkr eine derartige, nicht zu lange Strkcke in Gcnkral- Entreprise zu übergeben. Es sind mit der General-Entrcpriss in frühcren Jahren ja unzweifelhaft recht ungünstige Erfahrunge'n gemacht worden. Es ist der Name Strousberg bier auSgesprochen wvrden. Daß die Erfahrungen ungünstig ausgslaufxn find, liegt aber an ganz anderen Dingen. „Die Erfahrungen sind außerhalb der Staatsbahn- vcrwaltung gcmacht wvrdcn ohne die Vorfichtige, in jedem Punkte attente Kontrole, unter der jedenfaUs diese Versuche gemacht werden. Ich glaube mit gutem Gewissen aber sagen zu können, daß das hohe Haus sich durch einen derartigen Vexsuch nicht beunruhigen zu lassen braucht. Wir find Weit davim entfernt, grundsäßlich aus dcm Negiebau und aus dem Bau mit kleinsn Untkrnehmern mit bkidkn Füßcn in die Gencral-Entrkprise hincinzuspringen. Wir kcnnen dic Bedenkcn, di? dem cntgcgcnstchcn, ebenso gut wis Sis, Aber sich einmal nach so langer Staatsbauzeit zu vergegenwärtigen, was thun die großen kapitalkräftigen Untkrnehmcr in aÜen Vor- kommenden Fällen, wie 116111611 fie fich Ein, wie fassen fis die Dinge an, und bei der Gclcgcnbcif zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, meine Herren, das baljc ich für eine Staatsverwaltung ganz richtig und zwcckmäßig.

Der zwsite Punkt allgemeincrcr Natur, den der Abg. MöUer rrwäbnte, betrifft die Zulassung won Privaibabnen. Ich kann wiederum aus der mehrfach yon mir ziiikrten Nachweisung dem Abg. MöUer ein für ihn erfreuendcs Ergebnis; mittbeilen. Wir haben im vorigen Jahre an Privatunternebmer von Nebenbahnen, nicbt Kleinbabncn -- Sie haben, ich bitte das zu cntschuldigcn, das einiger- maßen durcbeinandergeworfen -- also wir haben an Nebenbahnen im vorigen Jahre 222 km konzessioniert. Das ist mehr als in irgend einem Jahre seit dem Jahre 1884, und zwar sind die einzelnén Linien an größere bereits bestehende Privatunternebmungen vcrgeben worden, Wie z. B. Lippstadt-Warstein, Altdamm-Kolberg und noch verschiedene andere.

Wir haben überall da kein Bedcnken getragen, eine derartige Konzession zu ertbeilen, Wenn 68 s1ch wirklich um neue Aufschlüsse in Linem Landestheil handelt, wo die StaatsbabnverWaltung voraus- ßchtlich in der nächsten Zeit nicht ihre Linien hinein erstrecken wird, und wo (“8 fiel) auch nicht darum handclf, durch einen Abkürzungsbau dEr Staatsbahn die Verkehre zu entziehen, ohne neue erhebliche Ver- ,kkbrsbedürfniffe zu befriedigen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten 111 verpflichtet, das Staatsbabnsystc'm nach allen Richtungen bin zu schützen, soweit das mit deni Interesse des Landes vereinbar ist, und "“ck der Richtung Werden wir auch in Zukunft verfahren.

Ick glaube, daß damit die beiden Punkte, die eine allgemeinere Bedeutung für fich in Anspruch nehmen dürfen und auch in Anspruch "kbmen müssen, erschöpft sind. Auf die einzelnen, zu einem ziemlich umfangreichen Bouquet vereinigten Wünsche innerhalb des Wahl- kreises des Herrn Abg. Möller findet fich vkelleicht ein andermal Gelegenheit einzugeben.

Abg., Krawinkel (ul.) empfiehlt verschiedene Bahnbauten im Siegerland.

Darauf vertagt das Haus die weitere Berathung.

Abg. von Eyne'rn bemerki persönlich, daß ihm allerdings ein Ypsus Yasfikrt sei; (»: Habe mit dkn 7 0/0 nicht die Rentabilität der Sekundarbabncn, sondern die allscmsine Eisenbabnrcnte gemeint.

Schluß gegen 41/2 Uhr. Nächste Si ung Dienstag 11 Uhr (Fortseßung der ersten BeratHung der ekundarbahnvorlage).

Literatur.

_ Die Reception des römischen Rechtes und die soziale Frage der“ Gegenwart. Von Amtherichts-Ratb C. Wixmanns.' wette Auflage. Verlag von Friedrick) Luckbardt in Berlin und Lewzgß - Diese Schrift giebt eine zusammenfasssnde Darstellun? unserer isberigen Rechtsentwickelung. Sie zeigt durch Gegenüber teüitng des antik-römifchkn und des alt-ge'rmaniscben Rechts, Gegensaß zu dem Geist rückßcbtsloser Selbstsucht, Welcher für römischen Rechts bestimmend ewesen, das

in der altesten Zeit ein eist erfülle, welchcr, 11211211" der individuellen Selbstbehauptung die Pflichten ?,?Ken d(n Nachsten mit Nachdruck betonend, jenen an sitt- 1 er Treis rveit überrage; wie aber unter den EirYüffen dxr xömtichen Kultur und des dieselbe erfüllenden eistes dix grazie Saat verdorrt sei, bevor die Frucht habe reifen können; wre wetxer in der ganzen romanisch - germanischen Welt das römische Recht dte_ erricbait erruzigen habe, und wie der römische Geist seit der fran 0 schen Revolution durch den wachsenden Erfolg seines Stre- ben], fi, ip aUer12xbenßVerbaltniffen zu Verkörpern, die ganze mo- derne Zivilisation niit Vernichtung bedrobe. Die Schrift zeigt aber fernex auch, wie diese Entwickelung eine historisch Notwendigkeit und insbesondere die Rezeption des römischen Rechts eine durcb die Konttnuität der Geschichte de_n Völkern der Neuzeit gestellte Aufgabe gewesen se_i, welche dieselben (m Dienste_der Menschheit hätten über- nehmen myffen, um durch Erfüüun der m ihnen heranreifeuden n€uen Kultur mit den Scbäßen des Altert ums das Leben der neuen mit dem der alten Welt 315 verknüpfen. Sodann wird darzutbun versucht, wie der Gegenwart die Aufgabe zufalle, den durch das römische Rccht in die Völker ein edrungenen Geist zu überwindc'n, iktdxm sic“ die:- Ent- xvickelung des ersönlichkeiisprinzips, durck) welcixes dic (MHM (&Wx'ci'ii tm Rechtsleben der Mknschbeit bestimmt wütdcn, zu Um P((ixét iüerk, wo anstatt des egoiitisckycn lelxens dcr fich in den Dienst der Ge- sammtbeit steUende Wille den Kern der Persönlichkeit bilde, und wie vor aUen das deutsche Volk bkrufxn e:sche*ine, Babubrecher dieser Ent- wickelung zu werden. Die Schrift schließt mit dem Hixweis darauf, daß dieScheidung der Geister begonnsn habe und fowobl auf dem Gebiet der Wiffensxbaft als auch auf denn der Praxis der P(ils'chlag des durch ihr Ringen erWeckten neuen Lebens immsr krärtiger Ack geltend mache. Ein sprechendes Zeugniß Y_on diesem geistigen Ringen lege die Geschichte der Bestrebunzen ab, deren Frucht_ der jeyt_ dem Reichstag Umliegende Entwurf dcs BürgerliÖen Ec» x.?uckis isi. _Zu diesem _nimmt der Verfaffer in einem die FWTÖU' Aukqakx iciner Schmit einleitenden längeren Vorworte STAMM.- Cc iübrt darin aus, der Entwurf sei nach “Wiprung und Inhalt ein Werk der gesammten Nation, welches yon vornherein wohl das Vertrauen in Anspruch nehmen dürfe, daß in ihm das Bsste geleistet sei, was man unter den zur Zeit egebenen Verhältnissen erwarten könne, und eracht-.t demgemäß die nnabme des Entivurfs für dringend wünschenswkrtb. „Sowohl bei den Regierungen als bei (16611 Parteien, welcbe gegenüber der bestehenden Necht§ordnung nicht einen [Jöllig negierenden Standpunkt einnehmen, walter darüber kein Streu mehr, das; die Einheit des bürger- lichen Rechts ein Wesentliclyss Postulat der RechtSeinbeit und zur Er- füllung der Aufgaben, welche die Gegenwart dem Reich steUt, unent- bebr1ich ist: die wirtbschaftltche und_ soziale Entwickelung der leßten Jahrzehnte hat es zunx Bewußtsein gebracht, daß gegenüber der kosmcpolitiscben roletarter-Bewegung, welcbe baßerfüllt die besichende Staats- und Ge eUscbaftsordnung mit gewaltsamem Umsturz bedroht, die einheitliche Zusammenfassung aÜcr staatSerhalfenden Kräfte der Nation geboten erscheint, und daß ein bürgerliches Recht, welches die Grundlagen der GeseüichaftWrdnnng, die Ehe und Familie, das Eigenthum und das Erbreckot, auf eine einheitliche feste Basis stellt, die bestehende staatliche Ordnung stärkt, wie kein anderes Mittel.“

» Von der neucn JUSgabe dsr Werk“: Fricdrich Rückert's, welche die I (5). Cottaffcbk Buchhandlung in Stuttgart Veranstaltet, liegcn jeyt 6 Likferungen Vor, wclche dcn erstkn Band zum Akschluß brinxien und auch den zweiten erheblich fördern. Zweck der Ausgabk, welcbe Ludwig Laistnsr besorgt, ist es, wie schon bei Gelegenheit des Er- scheinens der ersten Licferung gesagt Wurde: den poetischenScböpfungcn Rücksrt's dadurch eine wcitere Verbreitung zu verschaffen, daß aus der UkberfüUe derselben hiermit eine Auswahl des Besten dargeboten wird, auf dem sich skin Ruhm und seine Stellung in der deutschénLitekatur ründrt. Die Sammlung beginnt also mit dym ewig jungen „Liebes- Lrühling' n-kbst einkm Anhang, enthaltknd den sogcnanntkn „Vor- frübling' („Agnes' Todtenfc'ier“ und .AmaryÜis“). Im zweiten Band folgen die .Gebarnischten Somttc', dis datkrländiscben Ge- dichte, kik ,Bausteine', Jugendlikdcr, italiknischen deicbte, Oktaven sc., sowie die Volks agen und ykrmiscbten Gedichte. Weiterhin wcrden sich ans lisßen dic .Makamcn des Hariri' und die' „Wcixbeit des Brabmanen“. Es wird also in dieser Rückert-Ausgabc alles das enthalten sein, was den Dichter noch hcule jcdem g(bildcten Deutschen lieb undxvc'rtl) macht, nicht bloß als Poxtsn, sondern auch als Denker und Sprachkünstler. Die in Druck und Papier gut ausgestattete Edition soÜ im Ganzen 20 vierzehntäglicb erichcine'nrs Lieferungen zum Preise von “e 40 „3 umfassen. Diese kalseilbkit gexzenübcr der kdstbarcn groéen Aus- gabe der sämmjlichen Werke verd ent noch als ein besondere? Vorzug

Erwähnung. , _ Tino Moralt.“ Kampf und Ende eines Künstlers. Von wei Theile in einem Bande. Zweite

Waltbér Siegfried. Auflage. München, Carl upprecht's Verlag, 1896. ( r. 5 96) - in diesem

Wie schon der Titel lakonisch andeutet, bandqlt es si Roman ausschließlich um das tragische. Geschick emos Malers, der mit allen Kräften nach seinen Idealen ringt, aber, da er _ Zugleich nieder edrückt von der Enttäuschung über eine unerwidert ge liebene leiden chaftlicbe Neigun *- siebt, daß'cr _die ihm vorsZhwebenden hoben Ziele wedkr in k nstleriscber noch in literarischer Tbatigkeit zu erreichen vermag, schließlich in Verzweifluzig und Irxfinn endet. Der Charakter des Helden und der Verlauf seines Schicksals find so inth aus ührlich und erschütternd lebenSivabr eschtldert, daß man annehmen te, es habe dem Autor eine wirkli e Persönlichkcit vorgeschwebt. So sorgfältig wie die psyckxologiscbe AuSarbZitung des Charakters ist auch der Stil, der troß aUer Jndividualitat und SulÉkktivität an- ziehender wirkt, als dies von vielen anderen modernext . riftstellern gesagt werden kann. Eine leichte Unterhaltungslekture it es nicht, die das Buch bietet" aber wer an dem ernsten Verlaufeines Menschen- scßick als ungewöbniicher Art Antbeil nimmt der, wird den Roman mt nterex'se lesen und bis zum Ende gefesselt bleiben.

- De im Verlage von John Henry Schwerin bésxselbst er. scheinende iüustrierte Zeitschrift „Mode und Hauß“ hat mit der kürzlich ers ienenen Nr. 7 das zweite Quarta! ihres )(11. Jahrganßs be onnen. icht mitUnrecht nennt ck diese vrerzebntäglich erscheinen e

wie im den Charaktkr des deutsch: Recht schon

Zetschrift ein .Universalblatt' fr die Familie, denn ihr Inhalt

nzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

189.6.

umfaßt, außer dem im Haupttitel gekennzeichneten Stoff, eine rei - haltige belletristisckxs Beilage mit Romanen, noveUistiscben Beiträgén und thizeu _aus Kunst und Wissenschaft, ferner die Beilagen .Jllustrmte Kinderwelt“, _.Humor“ und „Aerztlicher Rathgeber'. Die zahlreichen Illustrationen (im Text und auf farbigen Tafeln) zeichnen fi diirch Sorgfalt aus; die Toiletten sind geschmackvoll und, wie xs si fur ein Familienblatt geziemt, frei von E travagam. Schnittmuster geben Anleitung zur eigenen Änfertigung dersslben. ' Au_ch zur Herstcüung der mannigfacbsten Hand- arbeiten. wixd in Wort und Bild Belehrung ertbeilt. Troß diesks v'relset'tzßen. r€icheri Inhalts beträgt der Abonnementspreis nur 1 „_ck Viksteljalelck) (mit farbigen Stablstichen 2c. 1 „16 25 „Z) . - Muttern und H(nderfreundinnenzu empfehlen ist ferner das im gleichen Vexlage erschetnerzde Monatsblatt „Kinder arderobe“ mit der Betlgge „Für die Jugend“ (Pr. viertelj hrlicb 60 43), welches Anl'ettung zur Selbstanfertigun der Kindergarderobesowie von allerlei Sptexzeug mittels zahlrxicber Uustrationen und Schnittmusterbogen ertbezlt und auch mannigfachen Stoff zur Unterhaltung der Kleinen darbietet. Gratts-Probenummern beider Blätter versendet dsr db(n- genannte Verlag von John Henry SchWerin, Berlin 127. 35.

Handel und Genterbe.

Leipzig,20.'april. (W.T.B.) Kammzug-Termixibandel. La Plata. (Grundmuster 13. pc. April 3,35 „je, pr. Mai 3,35 „41, pt. Juni 3,37z „FQ, pr. Juli 3,40 „;(-., pr. August 3.40 «sé, vr. September 3,42Y „zs, pr. Oktober 3,42z «ji, pr. November 3,45 .“, pr. Dezember 3,45 „M, pr. Januar 3,47H .“, rc. Fybruar 3,47Z „ji, pr. Marz 3,47? „M, pr. April -. Umsay: 65 000 [(Z. Ruhig.

Bremen, 20. April. (W. T. V.) Böxskn-Scbluß-Bericht. Raffiniertes Petroleu'm. (Offizieüe Notierung der Bremer

etroleum-Wörfe. Ruhig. Loko 5,65 Vr. Russisches Petroleum. oko 5,40 Vr. chma1z. „Ruhig. Wilcox 27 2 „Z, Armour shield 271 43, Cudaby 28é „5, Cbotcc Grocery 28Z Y„ White label 285 „z, Fairbanks 25-1“ „3. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 25T .z

eis uxxverandert. Kaffee unverändert. Baumwolle ruhi . Upland middl. lofo 41ck „z. Wolle. Umsaß 79 Bauen. Tabax. 390 Seronen Carmen, 244 Kisten Seedleaf.

'Haivburg, ' 20. April. (W. T. B.) (Getreidemarki. (WAHR ;ofo ruhig, aber_ fest, „holsteinisckper Toko neuer 154-156. ;)(m-„x-n loko ruht,], ab€r fest, hiesiger -, mecklenburger loko neuer 130- 132, russischer, [oke fester, 83 -85. Hafer und Gsrste ruhig, aber fest. „Rubölxunvsrzouw stiÜ, loko 47. Spiritus ruhig, per April-Mat 16§ Br., Vr. Mai - Juni 162 Br., pr. Zuni- Juli 16F Br., per Septkmber-Oktober 17Z. Kaffee fest. Umsatz 4500 Sack. Petroleunx behauptet, Standard white loko 5,60.

Kaffes. (Nachmittagsbericht.) Good average Santos pr. Mai 67, pt. September 64, pr. Dezember 60, pr. März 595 Behauptet. - Znckermarkt. (Schlußberichk) Rüben-Robzucker ]. Prodizkt Basis 88 0/0 Rendement neue Usance, frei an Bord amburg pr. April 12,75, vr. Mai 12,80, pr. Juli 13,02É, pr.Augu 13,1%, Vr. Dezxmber 11,90, vr. März 12,20. Rubi .

„Wien, 21. April. (W,. T. B.) Die * tutto - Einnahmen der Orient_babnen betrugen m der 14. Woche (vom 1. April bis 7. April 1896“) 127 329 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 75 301 , r. Seck Beginn des Betriebsjabres (vom 1. Januar bis 7. A rt 1896) betrugen die Brutto-Einnabmen 2 772 697 Fr., Zuna me gegen das „Vorjahr 392 730 Fr.

Baron Moriz Hirsch ist heute früh auf seinem Gut bei Komorn (Ungarn) an Herzschlag gestorben.

London, 20. April. (W. T. B..) An dsr Küste 1 WSiZCsi- ladung angeboten.

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Florenz, 20. April. (W. T. B.) Auf der italiknischen Merididnal-Eisenbabn bxtrug in der 10. Dekade vom 1. bis 10. Avril 1896 czuf dem Hauptney die Einnahme 2656 349 "45 554.) Lire. Sc1t1.Januar1896 23 437 909 (+1604 338) Lire. m Erganzungsneß betrug die Einnahme seit 1. Januar 1896

1824 341 (+ 236 409) Lire. Amsterdam, 20. April. (W. T. B.) Java-Kaffee good Die Börse eröffn te

ordinary 51z. - Vancazinn 362. ist Newd-York, 20. WKN (ij Z). fB.) sch

(- , wure im we eren erau (? atund lo ünti. Der Umsatz in Aktien betrug 233000 Stück. ß 9 s g

' Weizen durchweg scbwacb während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Regktionen auf bessere Ernteaussichten, sowie an Reali- sierun en_und medrtgc Kabelme'ldungc'n. - Mais , entspre end der MattLertt dcr Wcizenmarfce durchweg schwach mit wenigen Reaktionen.

garenbericbt. Vaumwoljx-Preis in New-York 715/1 do.do. m New-Orleans 711/16 Petroleum Stand. white in New- o 6,80 do. „do. in biladelpdia 6,75, do. rohes (in Cases) ,70, do. Pipe line Certi . pr. Mai 121, Schmalz Wcstern steam 5,20, do. Robe &, Brothers 5,45, Mais pr. April 362, do. pr. Mai 36 , do. pr. Juli 37.1, Rother Winterweizen 78ß, Wei en ve. April UF, do. pr.Mai 723, do. pr. Juli 72, do. pr. Septem er 724. Getreide- fracht nach Liverpool 1,1, Kaffee fair Rio Nr. 7 13j, do. Rio Nr. 7 pr. Mai 1280, do. do. pr. Juli 1240, Mehl, Spring-Wbeat clearsV2i,6i5ö lZuYr 1313/11» ZimFZiW, Kupfer 10,95. e u p v an e en 58483000 u cls, do.an

Mais 11170000 Busbkls. ; V M Chicago, 20. April. (W. T. B.) Weizen gab im Preise na, wahrend des anzen Börsenverlaufs mit Mut en Reaktionen, we: die sichtbaren orrätbe geringer abgenommen atten, als er- wartet wurde, sowie infolßk günstigerer Wetterberichte, geringen Exportbcgebrs und großer nkunxte im Nordwesten. - Mais infolge von großen Ankünften a geschwächt, während des ganzen Börsenderlaufömit wenigen Reaktionen. Weizen pr. April 64k, do. pr. Mai 65. Mais pr. ULM WF. Schmalz c. «14,85, do. pr. Mai 4,87F. Speck orx ckear 4,624. Po vr. ril 8,50.