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| Yos Abvovnemest beträgt 4 S6 | für dos Bierteljaßr.

Berlin, den 27. November.

Se. Majeſtät der Kaiſer und König haben Sich geſtern Nachmittag nah dem Saupark bei Springe begeben Und werden heute Abend von dort hierher zurü>kehren.

Se. Majeſtät der König haben Allergnädigſt geruht: dem Polizei-Kommiſſar a D. Grunow zu Düſſeldorf den Rothen Adler- Orden vierter Klaſſe; ſowie dem Steuer- Aufſeher Reupert zu Richtenberg im Kreiſe Franzburg das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen.

Se. Majeſtät der König haben Allergnädigſt geruht: den nachbenaunten Perſonen die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nihtpreußiſhen Ordens - Jnſignien zu ertheilen, und zwar: des Ritterkreuzes erſter Klaſſe des Königlich ſähſiſhen Albrehts-Drdens: dem Geheimen Sanitäts-Rath Dr. Eduard Levinſtein zu Schöneberg bei Berlin; des Ritterkreuzes zweiter Klaſſe des Herzoglich ſa<hſen-erneſtiniſhen Haus-Drdens: q dem Seminar-Direktor Bethe zu Weißenfels; der Ritter-Juſignien zweiter Klaſſe des Herzog: li<h anhaltiſhen Haus-Drdens Albrechts des Bären: dem praktiſhen Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer Dr. Piſſin zu Berlin, und dem Porträtmaler Guſtav Nichter ebendaſelbſt.

Aöntgreich Preußen.

Se. Majeſtät der König haben Allergnädigſt gerußt: dem Juwelier David Aron zu Königsberg i. Pr. das Prädikat eines Königlichen Hof-Lieferanten zu verleihen.

Miniſterium der geiſtlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der ſeitherige Kreiswundarzt Dr. Fieliß zu Lauchſtädt iſt zum Kreisphyſikus des Kreiſes Querfurt ernannt worden.

Miniſterium für Handel und Gewerbe.

Es iſt zur dieſſeitigen Kenntniß gelangt, daß eine beträht-

lie Anzahl ausländiſher Jnhaberpapiere mit Prämien in Umlauf ſich befinden, deren EE den gemäß $. 5 des Geſeßes vom 8. Juni 1871 (R. G. Bl. S. 210) von dem Bundesrathe erlaſſenen Vorſchriften publizirt dur Be- kanntmahung des Herrn Reichskanzlers vom 19. Juni 1871 (R. G. Bl. S. 255) nicht entſpricht. Namentlich iſt wahr- genommen, daß Stempelmarken von gezogenen Loospapieren abgelöſt und auf dergleichen im Uebrigen mit dem vorſchrifts- mäßigen Stempel nicht verſehene Papiere behufs Erhöhung des Courswerthes der leßteren geklebt worden ſind.

Zur möglichſten Verringerung der daraus für den Han- delsverkehr ſi ergebenden Ünſicherheit iſ es als angemeſſen erſchienen, die mit der Abſtempelung betraut geweſenen in Anlage A. der vorbezeihneten Bekanntmachung aufgeführten Amtsſtellen mit Anweiſung dahin zu verſehen, daß ſie über die Echtheit ſolcher Stempelkaſſationen, welche zu Zweifeln Veranlaſſung geben, eintretenden Falles nicht blos auf geriht- liche Requiſition, ſondern ſhon auf Erſuchen der Papier- inhaber bereitwillig Auskunft geben. Seitens des Herrn Finanz-Miniſters iſt deshalb bereits an die Königliche General- Direktion der Seehandlungs-Sozietät, ſowie wegen Anweiſung der Königlichen Hauptſteuer-Aemter und der Kreiskaſſe zu Frankfurt a. M. das veranlaßt worden.

Jndem ich die Handelskammer veranlaſſe, dem betheiligten Handelsſtande von dem Vorſtehenden Mittheilung zu machen, be- merkeich, daß es zur Beſeitigung des hervorgetretenen Mißſtandes ferner wünſchenswerth erſcheint, daß die ſtrafre<tlihe Verfol-

ung von Fälſchungen der Stempeliarken ausländiſcher An-

chenslooſe Seitens der Betheiligten dur< ungeſäumte Anzeige der zu ihrer Kenntniß gelangenden Fälle bei der zuſtändigen Staatsanwaltſchaſt erleichtert werde.

Die Handelskammer wolle au< hierauf die Herren Mit- glieder des dortigen Handelsſtandes hinweiſen und eintreten- den Falles, ſoweit ſolche Fälle zu Jhrer Kenntniß gelangen, Jhre Mitwirkung nah derſelben Richtung hin eintreten laſſen.

„Hierbei wird bemerkt, daß in Berlin und Breslau in zweifelhaften Fällen die betreffenden Effekten von den Börſen-

_Tommiſſionen für nicht lieferbar erklärt worden und in Folge

deſſen nah dem Berichte der hieſigen Kaufmanns-Aelteſten die

Vorkommniſſe hierſelbſt ſeltener geworden ſind, weshalb der

1 | 3nſertiouspreis für den Raum einer 80.4 |

Berlin, Donnerſtag, Y

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Alle Boſt-Auftaiten nehmen Seſtellung anz

für Berlin gußer den Peſt- Anſtalten muh die Expr- |

dition: 80. Wilhelmſtr. Ne. 32.

Handelskammer zur Erwägung geſtellt wird, ob eine gleiche oder eine ähnlihe Maßnahme ſih auch dort empfehlen möchte. Berlin, den 18, November 1879. Der Miniſter für Handel und Gewerbe. Hofmann. An ſämmtliche Handelskammern (mit Ausnahme der zu Breslau) und kaufmänniſche Korporationen (mit Aus- nahme der zu Berlin).

Miniſterium für Landwirthſchaft, Domänen und Forſten.

Dem kommiſſariſhen Kreisthierarzt Shubert zu Wal- denburg iſt, unter Entbindung von ſeinem gegenwärtigen Amte, die kommiſſariſhe Verwaltung der Kreisthierarztſtelle des Kreiſes Creuzburg O.-S. übertragen worden.

Miniſterium der öffentlichen Arbeiten.

Der Baubeamte für den Baukreis Heiligenſtadt, Kreis- baumeiſter Karl Dittmar iſt von Langenſalza nah Hei- ligenſtadt verſet worden.

Nichtamíliches. DBDeutſc<hes Neich.

Preußen. Berlin, 27. November. Se. Majeſtät der Kaiſer und König ſind geſtern Nachmittag 51/4, Uhr mittelſt Extrazuges in Hannover eingetroffen und haben nah einem kurzen Aufenthalte, während deſſen die neuen Empfangs- Qu des Bahnhofs beſichtigt wurden, die Reiſe nah Springe

ortgeſeßt. a y

Sn der Begleitung Sr. Majeſtät befindet fih Se. Kaiſer-

lihe Hoheit der Großfürſt Wladimir von Rußland.

Se. Kaiſerliche und Königliche Hoheit der Kronprinz iſt heute Mittags 121/, Uhr auf dem Anhaltiſchen Bahnhofe hierſelbſt eingetroffen

Jm Höchſten Gefolge befanden ſih der Hofmarſchall Graf zu Eulenburg und der perſönliche Adjutant, RNittmeiſter Frei- herr von Nyvenheim.

Jm weiteren Verlaufe der geſtrigen (13.) Sißung

ſele das Haus der Abgeordneten die erſte Berathung des Antrages des Abg. Frhr. von Schor- lemer- Alſſtt auf Annahme eines Geſezentwurfs, be-

treffend die Vererbung der Landgüter in der Pro0- vinz Weſtfalen und in den rheiniſchen Kreiſen Rees, Eſſen, Duisburg und Mülheim a. d. Nuhr, fort. Ueber die Zuläſſigkeit des vom Abg. Dr. Kögler geſtell- ten Antrages in erſter Leſung entſpann ſich eine längere Ge- ſhäfſtsordnungsdebatte, an der ſih die Abgg. Dr. Schellwiß, Dr. Windthorſt, Grumbrecht, Dr. Miquel und Dr, Köhler be- theiligten. Der Präſident entſchied \{ließli< dahin, daß Nebenanträge in der erſten Leſung nicht zuläſſig ſeien. Der

Abg. Dr. Miquel exklärte ſi<h für den Antrag; er habe denſelben deshalb unterſtüßt, weil er in « einer derartigen Regelung in der Provinz Weſt-

falen eine Stärkung für diejenige Jnſtitution finde, welche in der Provinz Hannover bereits beſtehe. Die Frage müſſe in provinzieller Weiſe geregelt werden, die Anregung dazu müſſe aber aus der betreffenden Provinz ſelbſt hervorgehen. Fm vorliegenden Fall werde das zur Zeit fehlende Gulachten des weſtfäliſchen Provinzial-Landtags nicht dur die Zuſtimmung der Bauernvereine erſebt, ſo ausgedehnt ihr Umfang ſei, und er würde gern mit den Abgg. von Schorlemer und Windthorſt den Antrag ſtellen, daß der Geſeßentwurf der Staatsregierung mit der Aufforderung überwieſen werde, in der ſten Seſſion einen Geſeßentwurf vorzulegen, welcher die Erb- verhältniſſe, die Vererbung der Landgüter in der Provinz Weſtfalen und den betr. rheiniſchen Kreiſen im Sinne des Antrages von Schorlemers nah Anhörung des Provinzial- Landtages regele. Dagegen würde das Haus durch Annahme des Köhlerſchen Antrags jede Stellungnahme zum Antrage in materieller Beziehung ablehnen und lediglih zur Erwägung ſtellen, ob und welche Maßregeln wünſchenswerth ſeien. Er halte aber darauf, daß das Haus ſi< von vornherein für die Tendenz des Antrages entſcheide, und berufe ſi< daſür auf die mehrjährigen Erfahrungen in der Provinz Hannover. Dort habe man es jedem Jnhaber eines bäuerlichen Gutes freigeſtellt, ob derſelbe ſeinen Hof in die Höferolle eintragen laſſen wolle oder niht. Obwohl nun die Rolle noh bis 1885 i ſtehe, ſo hätten ſih bis jeßt ſhon 60 Prozent der

bäuerlichen Beſißungen in Hannover freiwillig eintragen laſſen, ein Beweis, daß hier niht eine künſtliche Geſeßgebung vorliege, ſondern eine Geſeßgebung, die ſih an die Sitte, die Rechtsbedürfniſſe und die wirthſchaſtlihen Bedürfniſſe der VBetheiligten ſorgfältig anſchließe und dieſelbe rihtig getroffen habe. Vielfa hôre man, namentlih von Juriſten, als handle es E

hier um einen Rü>ſchritt ins Mittelalter. Die römiſchen Juriſten erklärten gern Alles, was den wörtlichen Beſtimmungen des römiſchen Rechts zuwiderlaufe, für einen mittelalterlichen und jeden lezten Reſt des deutſchen Rechts für eine Ruine, die vor dem höheren Prinzip des aufgeklärten römiſchen Rechtes weichen müſſe. Er fei aber dur ſeine langjährigen Erfahrungen zu der feſten Ueberzeugung gekommen, daß das römiſche Net für den deutſchen Bauernſtand abſolut niht paſſe. Durch die Einführung der neuen Juſtizgeſeßgebung ſchaffe man jeßt in Deutſchland gegen den Willen der römiſchen Juriſten ein deutſches, nationales, und deutſchen wirthſchaſt- lichen Verhältniſſen entſprehendes Recht. Die römiſchen Erb- re<tsbeſtimmungen paßten niht für die deutſchen Verhältniſſe, am wenigſten für die Bauerngüter, weil ſie niht nur die Abſchäßung eines wirthſchaſtlih nicht theilbaren Werthobjekts nah dem Kapitalwerth, ſondern ſogar na<h dem Verkaufswerth erzwingen wollten. Man wolle aber gerade den. Verkauf verhindern. An die Stelle des kapitalen Werthes müſſe der Ertragswerth geſeßt werden, das liege in der Natur der Bauernwirthſchaft, ebenfo auh, daß der Hof ungetheilt bleibe. Materiell ſeien die Bauerngüter untheilbar. Die Gebäude entſprächen der Grund- flähe, der Beſiß ſei in dieſer Größe fähig, die Laſien zu tragen und den Unterhalt der anderen Erben außerhalb des Hofes auſzubringen. ‘Das formelle Bewußtſein des gZuriſten, der im Landrecht und im römiſchen Recht zu Hauſe ſei, möge ſi dieſer Forderung entgegenſtellen: das wirthſchaſtli Je Bedürfniß, der Wunſch der Bevölkerung, ſehr wichtige ſtaats- und finanzpoliliſhe Geſichtspunkte ſprächen dafür. Das ma- terielle Recht ſei auf Seite dieſes Antrages, das formale Recht müßſe weichen. Die einzelnen Beſtimmungea dieſes habe der Abg. von Schorlemer {on mit denen des han- noveriſchen Geſeßes verglichen. Er gebe gern zu, daß das leßtere in einzelnen Punkten verbeſſerungsbedürſtig ſei, dieſe PVunklé ſeien aber damals von der Staatsregierung gegen Wunſch des Provinzial-Landtages aufgenommen worden Und ſeien niht vom Provinzial-Landtage beantragt. Hierher ge- e namentlih die Beſtimmung, daß das Anerbenreht nur ür diejenigen Höfe gelten ſolle, wo es bisher hergebracht ſei, während der Provinzial-Landtag einſtimmig die gleichmäßige Behandlung aller Höfe vexlangt habe. Die Regierung werde ſih inzwiſchen überzeugt haben, daß auh bei denjenigen Höfen, auf welche das Geſeß keine Anwendung finde, die Familien- väter dur<h Teſtament, Gutsübergabe u. \. w. ſtets dafür ge- ſorgt hätten, daß der inneren Nothwendigkeit der Dinge ent- ſprechend der Hof auf einen Anerben übergehe. Jn dieſer Beziehung ziehe er alſo den vorliegenden Entwurf vor. Db die Größe der Güter, auf welche ſich derſelbe beziehen ſolle, in der Vorlage richtig bemeſſen ſei, vermöge er nicht zu be- urtheilen. Jedenfalls ſtimme er mit domſelben darin überein, daß es unvernünſtig wäre, Rittergüter blos deshalb,. weil ſie Rittergüter ſeien, von dem Geſe aus uſchließen. Daß der Entwurf niht wie das hannoveriſche den Neinertrag des Hofes jedesmal taxiren laſſe, ſondern den Kataſtral-Reinertrag zu Grunde lege, ſei ein Vorzug. Dieſe mechaniſche Regel ſei zwar auc oft ganz unpaſſend, aber die Abſhäßung im einzelnen Fall beruhe auf großen Zufällig- eiten, man wünſche deshalb auch in Hannover ihre Abſchaf- fung. Bei der feſten Taxe könne -der Gutsinhaber klar über- ſehen, wie ſtark der Anerbe durch die Abfindung der Miterben belaſtet werde; dadur< allein werde es ihm möglich, eventuell auch die nöthigen teſtamentariſhen Dispoſitionen zu treffen. Ob der Eingriff in das ehelihe Güterreht nöthig und nicht eber zur Vereinfahung der Frage zu vermeiden ſei, wolle er niht entſcheiden, aber er bitte den Juſtiz-Miniſter, bei allen ſolchen provinziellen Beſtimmungen ſih mehr nah den in der Praxis hervorgetretenen Bedürſniſſen und Wünſchen der Be- völkerung, als nach juriſtiſhen Anſichten zu richten. Auch mit der Uebertragung des Geſeßes auf die darin erwähnten rheiniſchen Kreiſe ſei er einverſtanden, weil die Verhältniſſe und das Recht hier ganz gleich ſeien mit den weſtfäliſchen. Dem Proteſt des Amtmanns Brüning könne er eine proto- follariſhe Beurtheilung des landwirthſchaftlichen Kreisvereins zu Hamm entgegen ſtellen, welcher ſih entſchieden zu Gunſten des Geſeßes ausgeſprochen, nur den Eingriff in das eheliche Güterre<t gemißbilligt habe. Er bitte daher dringend, das Haus möge durch einen Beſchluß erklären, es halte eine der- artige Geſeßgebung auf der von dem Antragſteller vor- geſGlagenen aſis für einen Segen für die Provinz Weſt- falen. Ob auh für andere Provinzen eine ähnliche Regelung erforderli ſei, wolle er nicht beurtheilen, meine aber, daß diejenigen, welche den Antrag unterzeihnet hätten, es auh als

* ihre Aufgabe erachten müßten, dahin zu wirken, daß das alte

deutſche Recht gegenüber dem rômiſhen und dem Landrecht wieder zur Geltung komme. ;

Dex Abg. Dr. Hänel erklärte, gegen die Tendenz des Ge- ſees habe er nichts einzuwenden, doh erſcheine ihm die Moti- virung der Vorlage von Seiten des Antragſtellers viel al A lE Dee STIA rs A e ha ue

egenüber möchte er n /

RES ET dem jeht in Deutſchland geltenden Recht

und den Anſchauungen des deutſchen Rechts durchaus nict