eT

Nichtamtliches.

Sizung des Preußiſchen Staatsrats. Der Preußiſche Staatsrat hielt am Dienstag, den 17. Ja- e Sigung im neuen Jahre ab. Die Rund- des Juſtizminiſters über Vereinfachun dex Aufſichtsbeſhwerden vom 31. Okto in Strafſachen

nuar, ſeine erſte verfügungen Behandlung wer und über Einſchränkung der Berichterſtaitung vom 18. Oktober 1932 wurden entſprechend dem Borſch ag des Verfaſſungsausſchuſſes dur< Kenntnisnahme für Die weiteren auf der Tagesordnung Punkte wurden abgeſeßt, da die Aus\ſchüſſe mii der Vor- beratung nicht fertig geworden ſind. Die nächſte Sitzung des Staatsrats 13 Uhr, ſtatt. Auf der Tagesordnung Un erſten Tagungsabſchnit Beratung Über die neue un Staatsvats, Ausführungsvorſchriſt e Straffreiheit und Wahl der Ständigen Aus\chü Vorausſichtlih dürfte das Präſidium des dex bisherigen Zuſammenſezung wiedergewählt werden.

EAT NNEN

indet am Mittwoch, ; wle alljährlih orſtandes, ferner dex Geſchäft8ordnung des ten zum Reichsgeſey über

1 E tôrats in

Wahl des

Preußiſcher Landtag.

29. SigungvomDienstag, 17. Januar 1933, 15,15 Uh x.

(Bericht d Nachrichtenbüros d. Vereins deutſcher Keitungsverleger.)

Nach der Weihnachtspauſe hält der Preußiſhe Landtag am Dienstag ſeine erſte Vollſizung im neuen Fahr ab.

Bei Situngsbeginn bringt Abg. Dr. Korinteuberg (Zentr.) einen Antrag ſeiner Fraktion ein, der die Einſegung eines 15 Mitgliedern ver- d Feſtſtellung: 1. welche Zechen ſeit 1925 ſtillgelegt worden ſind, aus welhen Gründen dieſe Stillegungen erfolgt ſind und wieviel Arbeiter und Angeſtellte durch dieſe Stillegungen zur Entlaſſung gekommen ſind; 2. wie ſih die ſtillgelegten Betriebe auf jtaatlihe und private Unter- nehmungen verteilen und wie hoch die Zahl der entlaſſenen Be- | den jeweils ſtillgelegten Nebvenbetrieben geweſen iſt; 3. welche Zechen dur e! tragung, Betriebskonzentration oder ſonſtige Maßnahmen ftill- ; 4, welhe Gemeinden von der Stillegung hauptſächlih betroffen worden ſind, in welhem Maße dies ge- ſchehen iſt, insbeſondere wie hoh der Prozentſay dex Bevölkerung 1ſt, welche infolge der Zechenſtillegungen in den einzelnen Ge- meinden aus öffentlihen Mitteln unterſtüßi werden muß. Weiter legt der Redner einen Antrag ſeiner Freunde vor, der das Staatsminiſterium erſucht, ſih mit größtem Nachdru> dafür Einſchränkung oder ſtilklegung der Zeche Neumühl im Duisburg-Hamborner Re- vier unterbleibt, Der Redner beantragt, daß über die Ein- des Unterſuhungsausſchuſſes ſofort entſchieden werde, während ſein zweiter Antrag ohne Ausſprache an den Handels- ausſ<huß gehen ſoll, der ihn heute noh erledigen könne.

Abg. Pie> (Komm.) hat gegen die Zentrumsanträge nichts elnzuwenden, meint nur, das Zentrum trage einen erheblichen Teil der Schuld an jener Politik, die zu den Zechenſtillegungen geführt habe. des Antrags über die Einſezung eines Unt Dieſer Antrag müſ beraten werden.

Nach nochmaligen Ausfü (Zentr.) ſtellt Präſident Kerr den Unterſuhungsausſchuß bis der Mitglieder des Hauſes geſ deutſhnationale Widerfpruch g Unterſuchungsaus\huß heute

Der zweite Handelsausſhu

Auf, Antrag der [laden (Komm.) und Anträge ohne Ausſprache in d Stellung nehmen gegen weite __ Auf Antrag des Ab ein nationalſozialiſtiſche ich gegen den Plan wendet, aus te Kulturbaubehörden zu entfern

Zentrumsanträge über den Bau einer Waſſerſtraße für das Aachener Wirtſchaftsgebiet, über die jure weiteren Stillegung von Schachtanlagen des Konzerns Rhein- preußen, über die Aufnahme von Waſſerbauprojekten in Ober- IR Oſtpreußen in das Arbeitsbeſchaffungsprogcramm ſowie über die Aufnahme der Schiffbarmahung von Moſel und Saar in das Arbeitsbeſchaffungsprogramm werden ohne Ausſprache den zuſtändigen Ausſchüſſen

Es folgt die Beratung eines kommuniſtiſhen Antrags auf ung eines Unterſuchungsausſchuſſes iſung der Zuſtände in den von den Fürſorgebehörden und Landesjugendämtern zur Unterbringung von Minder- jährigen benuzten Anſtalten.

___ Abg. Schwenk (Komm.) begründet den Antrag, der ſih u. a. bezieht auf die Vorgänge in der Fürſorgeerziehungsanſtalt Scheuen und im Erziehungsheim Schloß Dehrn vei Limburg a. d. Brandmarkung deer Mißhandlungen Jugendlicher in den Anſtalten habe die unerhörten Zuſtände nicht e Auch Anſtalten, die unter dec Obhut der Kirchen ſtänden, bildeten keine -Ausnahme. lih einmal der geſamte Fürſorgeerziehungsſkandal in- i Das preußiſche „Fü dringend der Durchleuchtung în einem

_JIn der Beſprechung des Antrags erklärt Abg. Frau Wachen- Die Schuldigen im Falle Dehen ſind bereits zur ir ſind daher der Meinung,

Unterſuhungsausſchuſſes vou

langt zur Prüfung un

legſchaftsmitglieder : Quotenüber-

gelegt worden ſind;

Rer LS aun UNE AIE IF a Uo a Beten KRE A E GH AU pe AET _

einzuſetzen,

ie Einſezung eines ausſ<uſſe-. le erſt im Geſchäftsordnungsausſhuß durh-

citta: anc

rungen des Abg. Dr. Korintenberg feſt, daß der Zentrumsantrag über her noh niht von einem Fünftel tellt ſei und daß infolgedeſſen der enUge, um zu verhindern, daß der noh etngeſeßt werden könne.

Zentrumsantrag geht ohne Ausſprache an den

Abgg. Schmidt-Bohum (Komm.), Haus- (Komm.) werden kommuniſtiſche ie Ausſchüſſe verwieſen, die u. a. re Zechenſtillegungspläne.

g. Hinkler (Nat. Soz.) geht debattelos an den Hauptausſhuß, der x Grenzſtadt (Frankfurt/Oder

beſeitigen können. I erörtert werden. uhthaus“ bedürfe nterſuhungsausſchuß.

heim (Soz.): Verantwortung gezogen worden. daß der Fall Dehrn einen Anlaß zur Einſeßung eines Unter- uchungsausſchuſſes niht mehr gibt. Ur vorteilha\t für das Fürſorgeweſen, wenn man Zöglinge und Erzieher vor einen Landtagsausſ{Guß lädt, Kommuniſten.) Die ſozialdemokratiſhe Fraktion wird aber der

des Ausſhuſſes niht n iderſprechen. 1, daß das Ergebnis der

Wir halten es auh nicht

À

(Uncuhe bei den

Wir werden O ebnis Arbeit des Ausſchuſſes ver- jt, joweit ein vernünftiges Ergebnis. bei dec Zuſammen- hung dieſes Hauſes möglich erſcheint. ationalſozialiſten: „Jüdiſche Frechheit! __ Abg. Fiſcher (Komm.) beſchä ſtänden in den „Fürſorgehöllen“. < am 31. März 1931 im Reich 78632 Minderjäh orge befunden, davon 50 522 allein in Preußen, Wie die linge behandelt würden, ergebe ſi<h aus der wachſenden Selbſt- mordhäufigkeit in den Anſtalten.

(Lärm und Rufe bei den Unerhört !“)

ftigt ſich ausführlih mit den Zu-

Nach amtlicher Statiſtik hätten

rige in Für-

Allerdings habe ja Papen als

Neichs- und Staatsauzeiger Nr. 15 vom 18. Januar 1933. S. 2.

Reichskanzler ausdrü>lich exklärt, das Beſtimmungsrecht der Er- iehungsberehtigten ende, wo die Jntereſſen deé Staates ein- pen Die Kommuniſten riefen die Jungarbeiter innerhalb und außerhalb der Anſtalten auf, ſi<h dem außerpa-lamentariſchen Kampf der Kommuniſten gegen das auh von den Nationalſogzia- liſten unterſtüßte kapitaliſtiſhe Ausbeuterſyſtem . anzuſchließen. (Beifall bei den Kommuniſten.)

Die Abſtimmung über die Mitgliederzahl des Unter- fuhungsausſchuſſes exſolgt am Mittwoch.

Dann wird über den Jnitiativgeſeßentwurf der Sozial- demokratien und über die Regierungsvorlagè verhandelt, wo- nah die Friſt für die Erhaltung des Baum- beſtandes und die Freigabe von Uferwegen im Futereſſe dex Volksgeſundheit verlängert werden ſoll. Die. Regierungs- vorlage will die Schußfriſt für die Erhaltung des Baum- beſtandes und der Uferwege um fünf Fahre verlängern, während die Sozialdemokraten eine Verlängerung um zehn Jahre beantragen.

Abg. Parchmann (Nat. Soz.) betont die Bedeutung dex Er-

ltung der Baumbeſtände und Grünlandiläcen im xFntereſſe der Volk3geſundheit und der ſtädtiſchen Bevò terung, Die National-

zialiſten ſtimmten daher einer Verlängerung der Schußfriſt um ünf Jahre zu, verlangten aber, daß über dieſe wihtige Materie im [Guk no< beraten werde, wohin die Entwürfe zu überweiſen ſeien.

Abg. Leinert (Soz.) vertritt die Forderung ſeinex Fraktion auf eine zehnjährige Verlängerung der Schuyſriſt Und verlangt, daß die Entwürfe niht im Forſtauéſhuß, ſondern im Gemeinde- ausſhuß vorberaten werden, weil es ſh bei dem Ganzen um weſentliche kommunale Futereſſen handelt.

Abg. Schwenk (Komm) meint, die beiden ſeien jüngeren Datums, während die Kommuniſten {hon vor langer Zeit ihre Forderungen auf dieſem Gebiet echoben hätten. beſondexe beantragten die Kommuniſten, daß den fortgeſeßten Parzelliecungen und Abholzungen in dec bewaldeten Umgebung Berlins, wie der Köpeniter Dammforſt uſw., ein Ende gemacht würde. Siedlungsgelegenheiten gebe es ohnedies genug. Die Materie müſſe aber beſchleunigt verhandelt werden, ſonſt ſtehe der Landtag vor vollendeten Tatſachen.

Die Geſeßentwürfe und Anträge werden dem Forſt- ausſhuß überwieſen:

Bei Verhandlung eines vom Hauptaus\{uß zur Annahme empfohlenen nationalſozialiſtiſhen Antrags, der die Regierung erſucht, das Stadttheater Tilſit aus grenzpolitiſchen Gründen ſo zu unterſtüyen, daß eine Schließung des Theaters vermieden werde, erklärt

Abg. Kerff (Komm.), ſeine Freunde würden für den Antrag in dieſer 4 ſung niht ſtimmen können. Selbſtverſtändlih träten ſie dafür ein, e das Tilſiter Theater erhalten bleibe, ſoweit es die örtlihen Möglichkeiten erlaubten. Die Hervor- kfehrung des grenzpolitiſhen Charakters des Tilſiter Theaters machten die Kommuniſten aber niht mit. Wenn man Mittel für die öſtlihen Grenzgebiete habe, ſolle man ſie den Arbeitern zu- gute kommen laſſen, :

Damit ſchließt die Ausſprache. Die Abſtimmung findet am Mitiwoch ſtatt.

Dann werden Anträge des Landwirtſchaftsausſchuſſes be- raten, die, zurü>gehend auf kommuniſtiſche Uranträge, Maß- nahmen verlangen zugunſten der kleineren Bauern und Pächter im Großen MoosbLu < (Oſtpreußen). …...Abg. Rau (Komm.) erkennt an, daß der Afb zugeſtimmt habe. Der Ausſhuß habe aber den kommüniſtiſchen Antrag A der eine der hohen Pachtabgaben der Moosbruchpächter verlangte. clot die Nationalſozialiſten, die den Pächtern im Wahlkampf verſprochen hätten, für die Pachtermäßigung zu kämpfen, lehnten jeßt dahinzielende An- träge der Kommuniſten ab. (Abg. Hinklex [Nat. Soz.] ruft dem Redner zu: „Das iſt Schwindel!“ und wird dafür vom Präſidenten Kerrl zur Ordnung gerufen.)

Auch über dieſe Anträge wird exſt morgen abgeſtimmt.

Bei Beratung eines auf einen nationalſozialiſtiſhen An- trag zurücgehenden Antrages des Landwirtſchaftsausſchuſſes, der ſich für die Fntereſſen der Shwalm-Bauern (im Bezirk Düſſeldorf) einſet, führt

Abg. Fränken-Rheydt E aus, die Nationalſozialiſten

ätten einen alten kommuniſtiſhen Antrag zugunſten der Schwalm-Bauern abgeſchrieben und hätten dann dafüx geforgt, daß der fonimuniſtiſhe Antrag ſelbſt im Ausſhuß abgelehnt werde zugunſten des nationalſozialiſtiſhen. Der Redner bringt den An- trag ſeiner Fraktion wieder ein, der weitergehe als der nationalſozialiſtiſhe. Jm weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen

meint der Redner, als nationalſozialiſtiſhe Zurufe ihn unter--

brechen, die Nationalſozialiſten wagten es niht, in die kommus- niſtiſchen Verſammlungen der Shwalm-Bauern zu gehen. Als ex inzuſeßt, „Ein feigeres Geſindel, als Jhr ſeid, gibt es ja nicht mehr!“ kommen Entrüſtungsrufe von den Nationalſozialiſten. Zahlreiche nationalſozialiſtiſhe Abgeordnete gehen laut en,

egen das Rednerpult vor. Von der anderen Seite kommen eine 2 nas omumnniſtiſkez Faltionsmitalicder. b Ein FC ADI ſozialiſt verſeßt dem Abg. Fränken- t mehrere Fauſtſchläge A die Bruſt. Dann gelingt es Mit liedern dec N. S. D. A, R und dex Kommuniſten, die ſtreitenden Präſident Kerri, der während der Prügelſzene ſorigeſebt die Glo>e ſhwingt, den Abg. Fränken-Rheydt wegen ſeiner Vemerkung gegen die Nationalſozialiſten aus dem Saal weiſt und weitere Geſchäſts- ordnungsbemerkungen daran knüpfen will, ſtimmen die Natio- nälſozialiſten das Horſt-Weſſel-Lied an. Präſident Kerxl verläßt darauf ſeinen Sihß, womit die Verhandlung unter- brochen iſt.

Während dex Unterbrehung beenden die National- ſozialiſten ihren Geſang. Die lebte Strophe ſingen ſie mit zum Faſchiſtengruß erhobenen Händen. ie ſchließen mit einem- Heil-Ruf auf Adolf Hitler.

Als nach etwa einer Viertelſtunde Präſident Kerrl die Sivun wieder eröffnet, iſt die Ruhe im Sizungsſaal wieder

öllig Der Prâſident ſ<hließt den A Fränken-

Rheydt (Komm.) von der weiteren Teilnahme an dex Sißung aus wegen ſeiner gegen die Nationalſozialiſten gerihteten Be- \himpfung; zugleich {ließt der Präſident den Abg. Blei Met Soz.) aus, der die Fauſtſchläge gegen Fränken geführt atte.

Die Abſtimmung über den Antrag zugunſten der Schwalm-Bauern erfolgt am Mittwoch.

Gleichfakls morgen wird über einen fommuniſtiſchen An- trag entſchieden, der ſih mit der Errichtung einer Paſteuxi- iecungsanlage in dec Molkerei in Randow in Pommern

ſchäftigt und deſſen Ablehnung der Aus\huß beantragt.

, Abg. Kerfſ (Komm.) meinte, daß die Ablehnung dieſes kom- munliliſhen Antrags einem Betruge an der Bauecnſchaſt gleich- omme.

Gegen 17/4 VHx vertagt ſih das Haus auf Mittwoch 12 Uhr: Ausſprache über Schulfragen und Abſtimmungen.

rteien zu trennen. Als |

Parlamentariſche Nachrichten.

Aenderungen im Mitgliederbeſtand des Reichstags.

Beim Reichstagsbüro iſt jezt die Mitteilung von der Mandats- niederlegung des Abg. Stegmann (Nat. Soz.) eingegangen. Abg, Stegmann hatie im Zuſammenhang mit Vorkommniſſen in dex mittelſränkiſhen SA. in einer Beſprehung mit Adolf Hitler unter Beibehaltung ſeiner Mitaliedichait bei der NSDAP. von ſelbſt das Reichstagsmandat zur Verfügung geſtellt. Sein Nachfolger iſt noh niht benannt worden; liſtenmäßig käme Steuerſekretär A pplex - Gunzenhauſen in Frage. :

Für den verſiorbenen volksparteilihen Reichstag8abgeordneten Dr. Schneider, der Spivenkandidat im Wahlkreis iar, zieht Rehtsanwalt Höhne-Dresdén in den Reichstag ein.

Für den gleichfalls dur< Tod aus8geſchiedenen Abg. Loibl (Bayer. Vp.) wird vorausſichtlih Stadtrat Adlho<h nahrü>en, der ſchon früher dem Reichstag angehört hat.

Haushaltsausſ<huß des Reichstags. Siyung vom 17. Januar.

Jm Ausſhuß wurde am Dienstag, den 17. Januar, die finanz- und wirtſchaftspolitiſhe Ausſprache fortgeſetzt.

Abg. Dr. Hilſerding (Soz.) befaßte ſih im einzelnen mit den Ausführungen des Reichswirtſhafts- und des Reichsfinanz- miniſters. Er vermißte Zuſagen bezüglih der baldigen Borlage des Etats. Angeſichts der labilen Wirtſchaftsverhältniſſe werde es in dex nächſten Zeit auf eine internationale Wirt- ſhaftspolitik ankommen. Hier vermiſſe er Ausführungen des Miniſters über die Agrarkriſe. Er unterſuchte die Agrar- kriſe und die Methoden zu ihrer Behebung. Das bisherige Syſtem der Zollerhöhungen, Subventionen und des Protektionismus ſei auf die Dauer nicht aufrechtzuerhalten und führe auh nicht den erpoſſien Erfolg herbei. Troy der geringen Ein- fuhr an Lebensmitteln ſinken die Preiſe der inländiſhen Produkte immer weiter wegen der geringeu der Konſumenten und andererſeits wegen der planmäßig herbeigeführten Ueberproduktion an Getreide und Futtermitteln. Es ſei ein Wahnſinn, die ſtädtiſchen und die bäuerlihen Bevölkerungskreiſe gegeneinander aufzuhegen, da nur eine ſteigende Kaufkraft zu einer Rentabilität der Ver- edelungswictſchaft führen könne. Wenn die Mittel, die zu Zweden der Getreideſtüßung nuglos ausgegeben werden, verwendet werden würden, um den Erwerbsloſen das Fleiſh zu verbilligen, würde eine weſentlihe Hebung der Rentabilität -der Veredelungswirt- ſhaft herbeigeführt werden. E A

Die Maßnahmen, die die Regierung Brüning zur Preisüber- wachung auf unſer Verlangen ſeinerzeit eingeführt Hatte, hatten auf dem Lebensmittelmarkt gewiſſe Erfolge erzielt. Damals habe die Brotpreisentwi>lung in einem gewiſſen Verhältnis zur Ent- wi>lung der Getreidepreiſe geſtanden. Sinnlos ſei es auh, daß das Reichsernährungsminiſterium die beiden vom Reich bzw. von der Preußenkaſſe eingerihteten Marktforſhungsſtellen auflöſe und plane, die Marktforſhungsſtelle als Annex an den Landwirtſchaftsrat anzugliedern, wodurh die Forſhungsſtelle, die unabhängig jein müſſe, den überlaſſen werde. Auf der anderen Seite ſei in bezug auf die Lage der Landwirtſchaft eine Beſſerung inſofern eingetreten, als die Hi nſenla ſt ſtark vermindert worden ſei. Dieſe ſei von 1005 Millionen im Fahre 1931/32 auf gegenwärtig 630 Millionen en und werde in dieſem Jahre noh weiter auf 580 Millionen ge rü>t werden. Die Verſchuldung erfordere alſo im Durſchnitt 5 vH gegenüber 4,3 vH in der Vorkriegszeit. Dieſe Zinslaſt beträgt 8 vH des Ver- faufserlöſes der Landwirtſchaft von 7 Milliarden, während im Vorjahr noch 14 vH des Verkaufserlöſes für die Zinſen beanſprucht wurden. Auch dieſes Verhältnis ſei niht mehr viel ungünſtiger als in der Vorkriegszeit. Redner ging dann noh auf die Welt- wlLUſhufiotvnfereung, Vle er Jux notwendig hielt, ſowie anf die Stillhaltefragen ein. Die Frage der Rückzahlung der ausländiſchen privaten Kredite ſei eine Angelegenheit dex géſamten deutſchen Wirtſchaft, ausſließlih der deutſchen Arbeiterſchaft. Ein ſo eigen- mächtiges Eingreifen, wie das der Herren Hugenberg und Quaag, die nihts anderes als eine weitgehende Kapitalabwertung aus péigenem Recht“ anſtrebten, ſhädige den deutſhen Kredit im Aus- and, den die deutſche Wirtſchaft bei der Wiederherſtellung dringend brauche. Dieſes Moment müſſe man ſi< vor Augen hallen, wenn man au< als Sozialdemokrat prinzipiell keine Veranlaſſung habe,

egen eine Streichung der" privaten Auslandsſchulden kapitaliſtiſche Rechtsgeſichtspunkte geltend zu machen. Die der Zinſen ſei niht ſo brennend, denn, wenn man die Banken- proviſionen abziehe, dann komme man zu einem von etwas Uber 44 %. Natürlih müſſe Vorſorge getroffen werden, daß nicht plôßlih neue Kapitalabzüge ins Ausland ſtattfänden.

Die Regierung jollie ſih namentlich, wenn ſie ſih autoritär nenne, von Quertreibereien der Großagrarier beim Herrn Reichs- präſidenten niht beeinfluſſen laſſen. Was jeut wieder vom Land- bund erfolgt ſei, ſei nihts weiter als eine klaſſenmäßige Sabotage der Großgrundbeſißer gegen die Siedlung. Jeder Miniſter, der eine vernünftige Siedlungspolitik habe treiben wollen, wie 3. B. Sehlange-Schöningen, ſei von den Großagrariern geſtürzt worden. Eine Ausdehnung des Vollſtre>kungsſhußes auf das

anze Reichsgebiet ſhädige nur die Landwirtſchaft ſelbſt, da die tarken Beſſerungserſcheinungen, die ſih auf dem Gebiete des land- wirtſchaftlichen Kredits bemerkbar machten, dadur<h zerſchlagen werden würden. Fn dem Moment, wo England alle Anſtrengungen madhe, zu einem Sterlingblo> einen großen Handelsblo> zu ſchaffen, ſollte ſi<h Deutſchland von einer Handelspolitik abkehren, durch die es in den Ländern, wo wir noh ein Aktioum an Außenhandel aufweiſen könnten, ins Hintertreffen gerate und durch die die Haſen nuc in Englands Küche getrieben werden.

Abg. Dr. Neubauer (Ee Ne Hilferding hat Sorgen und Vor- behalte gegen die Regierung vorgebracht, aber keine grundſäßliche Ablehnung. Er hat geſprochen wie die „D. A. ZZ.“ oder wie die „Köl- niſche Zeitung“ ſchreibt oder wie etwa die Deutſhe Volkspartei im Kreiſe der Miniſter ſpriht. Hilferding hat geſagt, er . habe kein Fntereſſe daran, die pſychologiſchen Wirkungen des Regierunas- optimismus abzuſhwächen. Die Kommuniſten nehmen eine völlig andere Stellung ein. Man muß dem Volke die Wahrheit ſagen, ſolhe Jlluſionen, wie ſie amtlihe und nihtamtlihe Stellen künſt- lih erzeugen, rächen ſi; denn ſie müſſen zerplagen. Der Redner polemiſier! ſcharf gegen die tendenziós gefärbten Konjunktur-

erihte Wagemanns und des Jnſtituts für Konjunkturforſhung,

die je nah den jeweiligen Bedürfniſſen der amtierenden Regie- rungen eingeſtellt ſeien. Abg, Neubauer unterſcheidet zwiſchen ſtruktureller und konjunktureller Kriſe des Kapitalismus. Man kann den Charakter der gegenwärtigen Kriſe und ihren Verlauf niht erkennen, wenn man nict ſieht, wie der Konjunkturablauf in der gegenwärtigen Kriſe dadur<h beeinflußt wird, däß die konjunkturelle Kriſe. auf dem Boden einer ſtrukturellen Kriſe ſih entwi>elt. Aus der ſtrukturellen Kriſe, die die eigentliche Syſtem- kriſe des Kavitalismus iſt, findet die Bourgeoiſie keinen Ausweg. Hilferdings Theorie vom „organiſierten Kavitalismus“, als einen Ausweg aus der Kriſe des kapitaliſtiſhen Shſtems, iſt vollſtändig zuſammengebrohen. Die „Planwirtſchaft“, Exverimente des „Tat“-Kreiſes, ſind ebenſowenig ein Ausweg. Der japaniſche Jmperialismus hat einen dritten Ausweg aus der Kriſe verſucht, den Krieg in Oſtaſien; aber ſchon jezt kann geſagt werden, daß auch der imperialiſtiſhe Krieg kein Ausweg iſt.

Abg. Neubauer betrachtet die konjunkturelle Lage in den ver- ſchiedenen kapitaliſtiſhen Ländern und beſonders in Deutſchland. Er hält den Miniſter die Vorratsſtatiſtiken vor und fragt, ob angeſihts dieſex ungeheuren Vorräte der Miniſter eine Ueber- windung der Kriſe zu hoffen wage. Die Preisentwi>lung für 1932 zeigt, daß eine große Reihe Warenpreiſe ſeit Mitte des Jahres weiter abgeſunken ſind. Der internationale Währungs- und

andelskrieg wickt niht in der Richtung einer Kriſenüberwindung, ondern einer Krifenverſhärfung. Abg. Neubauer weiſt auf die

Neichs- und Staatsauzeiger Nr. 15 vom 18, Januar 1933.

Jataſtcophale Lage der Millionen Bauernwirtſchaſten hin und fragt en Miniſter, ob er angeſichts dieſer Lage auf eine wirtſchaftliche eferung a hoffen wage. Er kritiſiert aufs Schärſſte die Agrar-

Und Handelspolitik der Regierung. Das Schrumpfen des Außen-

hanpels ſei ein ſehr ernſter Gefahrenpunkt, Der Redner nennt eine nzahl weiterer E die prekäre Lage gewiſſer Truſts

und Konzerne, die „faulen Sanierungen“, die Pole ver Reichs- bank und hebt die engen Zuſammenhänge zwiſhen Wirtſchaft und olitiſher A hervor. Gegenwär ig ei der Zuſtand der deut- en- Wirtſchaft ſo, daß neue Einbrüche der Kriſe erfolgten und neue uſpigungen der Lage bewirken könnten. Das deutſche

Volk über dieſe Lage zu täuſchen, ſei ein Verbrehen. Dex Redner

verlieſi zum Schlu ein gedru>tes Rundſchreiben der ſozial-

demokratiſchen e MIN toa rv die die Methode des

Conéismus für die Beruhigung und Täuſhung der Maſſen

empfehlen.

Abg. Dr. Wifſell (Soz.) die Lage der Sozialver- [i <erung und betont 1nsbejondere, daß die Leiſtungsverminde-

ung bei den Krankenkaſſen um 42 vH gegenüber 1929 ſih auf den des Volkes noh kataſtrophal auswirken werde,

Dringend warnen müſſe man davor, daß der Zuſtand der Jn-

validen- und Knappſchaftsverſiherung benußt werde, um von

dieſem ungünſtigen Stand ausgehend eine grundſäglihe Ein- <ränkung der beiden Verſicherungen - vorzunehmen. Bei der

Þ rheitsloſenverſiherung könne man von Verſicherung überhaupt

niht mehr reden, da das ganze Syſtem der Verſicherung zer-

ſagen worden ſei. Immer mehr gehe man dazu über, die Ver- iherungsmittel für alle möglihen Zwee en, Die

Zuſammenfaſſung zu einer einheitlihen Arbeitsloſenfürſorge

verde von der Sozialdemokratie ſeit Jahren gefordert. Ueber das

Ergebnis des Arbeitsbeſhaffungsprogramms habe

offenbar auh die Regierung’ thre Hoffnungen weit zurügeſte>t.

Während die Papen-Regierung mit 1 Milliarde faſi 2 Millionen

Arbeitsloje in Arbekt bringen wollte, rehne der Retchswirtſchafts-

miniſter bei einer um 500 Millionen höheren Summe jeßt nur

noch mit einer Mehrbeſchäftigung von 1—1%4 Millionen Arbeir3- loſen. Selbſt wenn dieſes Biel erreiht würde, blieben aber

4!4 Millionen Glaube die Regierung wirklih, daß

der Wirtichaftsaufſhwung ſo ſein werde, daß auch dieſe ver-

ſ{hwinden? Schon die Verbeſſerung der tehniſhen Produktions- mittel in den lebten 15 Fahren werde dieſes Ziel unerreihbac machen. Daraus ergebe ſi<h die Notwendigkeit einer Aendecung in unſerer geſamten Wirtſchaft, insbéſondere einer Verkürzung der Arbeitszeit. Der Redner fordert eine ſcharfe Kontrolle, dam1t

Hilfsmaßnahmen der Regierung, wie die Abwra>prämien, niht

zu einem Geſchäft für die Beteiligten gemacht würden. Die Wege,

die Dr. Albrecht als Allheilmittel empfohlen habe, ſeien für ein

Land wie Deutſhland niht gangbar. Eine einſeitige Bevor-

zugung der Landwirtſchaft zu lngunſten der Jnduſtrie müſſe ſih

auf die Dauer auh für die Landwirtſchaft kataſtrophal auswirken.

Jn Sachſen gingen beiſpielsweiſe 70 vH der Junduſtriewaren in

das Ausland. Der Redner fragt, wie man es rechtfertigen wolle,

dort den Arbeitern ihren Verdienſt zu. nehmen,

Abg. Dr. Quaat (D. Na.) wendet ſi<h zunächſt gegen den Verſuch, die Befugniſſe des Reichspräſidenten einzuengen, der ſelbſtverſtändlih das Recht habe, politiſhe Anregungen zu geben, Er nehme an, daß die Reichsregierung die ſtaatsrechtliche Stellung des Reichspräſidenten verteidigen werde. Ein Grundelement zur Beurteilung der Lage ſei die Verengung des Abſatßraumes für die deutſche Fnduſtrie in der Welt. Dieſe Einengung zwinge uns, Bedacht zu nehmen auf eine ſtärkere Ausnügung des hetmiſchen Bodens. Die bisherige Politik habe zu dem Zwangsexport ge- führt, den der Abg. Wiſſell kritiſiert habe. Konſequenterweiſe müſſe auch die Sozialdemokratie dem Schuß der zu- ſtimmen. Wiſſell habe auh mit Recht die Kreditpſycho]e der vergangenen Jahre kritiſiert. Das ſei die Aera Streſemann- Hilſerding geweſen. Das Reſultat ſei nah gewaltigen Abtragun- gen eine Nettokreditſumme vou über 20 Milliarden, die wir dem Ausland ſ<hulden. Das Beſtreben der Deutſchnationalen Partei gehe dahin, dieſe Lebensfrage zu regeln. Ein neuer Kapitalentzug müßte aufs höchſte verderblih wirken. Die Kritik des Herrn Hilſerding an der Beſprehung mit den Amerikanern gehe voll- tkfommen Hol Erx wiederhole, daß die Grundauffaſſung, von dex die Deutſchnationalen ausgehen, auf der anderen Seite voll- kommen gewürdigt worden jei. Hilferding aber wolle, wie er klar geſagt habe, den Weg ſreihalien zu neuem Schuldenmachen, d. h. zu einem neuem Kreditſyſtem, wie es Wiſſel mit Recht kritiſiert habe. Eine Heilung müſſe von der Landwirtſchaft ausgehen. Das Ziel ſei niht überhöhte Preiſe, ſondern gere<htePreisverhält- niſſe Fiſchen ſtädtiſhen und ländlihen Produkten. Die Ver- mehrung der Produktionsmenge ſchaffe billigere Preiſe, wie die bisherige Wirtſchaftspolitik bewieſen habe. Auch die heutige Zins- laſt ſei für die Landwirtſchaſt und die Produktion E unerträg- lih. Sie gehe auch heute noch in .vielen wihtigen Punkten bis über 10 %. Die Zentraliſierung des Bankweſens, wie ſie immer weitec fortſchreite, bedeute den Tod des Mittelſtandes. Der Redner ſchilderte eingeheud die Kreditnöte der mittleren und kleineren Jnduſtrie und forderte die Reichsregierung auf, endlich Klarheit zu ſchaffen über die Pläne mit den neuen Kreditinſtituten. Die bisherigen Bankgründungen und Umgründungen hätten der ſchaffenden Wirtſchaft keinerlei Hilfe gebracht.

Abg. Schla> (Zeutr.) hielt die des Reichsfinanz- miniſters an und (Ye e fte cihtig, daß das Defizit im Etat an- geſichts der ſ<hweren Kriſe niht allzu groß ſei, meinte aber, daß man bei Vergleichen mit anderen Staaten die großen Reſerven berüdſfihtigen müſſe, die dort noh Vorhanden ſeien, beim deut- ſven Volk dagegen nicht. Dieſes an, ſih relativ günſtige Ab- hueiden in der Reichshaushaltsocdnung ſei ohne Zweifel ein Verdienſt des Kabinetts Brüning, das die Einnahmen erhöht und die Ausgaben verringert habe. Das Kabinett Papen und das jeßige Kabinett lebten von dem, was das Kabinett Brüning ge habe. Die Reichsregierung ſollte ſi< das vor Augen alten und weiter bedenken, Ur die Ertragsſteuern eine ab- ſinkende Tendenz aufweiſen. teuererhöhungen ſeien nicht möglih. Jm Gegenteil müßten Steuerſenkungen durbaeſührt werden, denn ſeien das beſte Mittel zux Arbeits- beſhaffung. Die des Reiches führe immer mehr zu Staatsmonopolen und zu einem Zuſtand, bei dem kein Menſch mehr eine wirtſchaftlihe Juitiative ergreifen werde, wenn er beſürhten müſſe, daß ſhon am nächſten Tage ſeine Kalkulation durch neue geſeßli e Eingriffe über dea Hauſen geworfen werde. Die notwendige Wirtſchaftspflege des Reiches dürfe niht zum Staatsmonopol oder zur Zwangswirtſchaft ausarten. Welche Lächerlichkeit ſih ſonſt ergebe, ſehe man bei der Marga- rine. Früher ſei der beſtraft worden, der Butter der Margarine

beimiſhte. Heute dagegen werde der beſtraft, der ſie niht bei- : miſche. Früher fei der beſiraſt worden, der niht die Zuſammen- |:

ſeybng eines Lebensmittels deklarierte, heute der, der die Bei-

miſchung der Butter zur Margauène ankündige. Die Preiſe für

die landwirtſ aftlithen Produkte würden durh die vielen und hohen bei jedem e el fälligen Steuecn und Gebühren Uberſteigert. Dur<h Zollmaßnahmen uſw. ſei der Landreirsi ait nicht zu helfen, ſondern nur dur<h Angleihung der Kauſkraſt an das Angebot. Die Produktion ſei niht größer als der Be- darf, ſondern nur größer als die Kaufkraft. Arb eiternot= Bauernnot, dieſes wahre Wort habe Schlange-Schöningen geprägt. Die Wirtſ aft ſei an einem Punkt angelangt, wo Re- gierungsmaßnahmen nicht mehr helfen. yt ſollte einmal der deutſchen Wirtſchaft eine Zeit Ruhe gewährt werden. Deutſch- land habe nur die! Wahl zwiſchen. Menſchenausfuhr und Waren- ausfuhr. Deshalb ſollte die Warenausfuhr geſteigert werden. Die Hineinziehung des Reichspräſidenten in den Juntereſſenten- kampf ſei unerträglih geworden und nur geeignet, ſeinem An- ſchen zu ſhaden. Der Reichstag ſollte bei der Geſev ebung viel mehr als bisher eingeſchaltet werden. Aber es liège e nicht an ihm ſelbſt, ob er endlih ſeinen eigentlihen Beruf und ſeine

Miſſion exkfenne. Die einheimiſche Produktion könne und müſſe dur geſinnungsmäßige Einſtellung des deutſchen Volkes, nuc R EN Erzeugniſſe zu kaufen, mehr als durch ſtaatliche Eingriffe behoben werden. Dieſer geſinnungsmäßigen Einſtellung jollte ſih der Reichswirtſchaſtsminiſter annehmen. E

Abg. Morath (D. Vp.) erörterte ebenfalls die Möglichkeiten zur Behebung der Schwierigkeiten der Landwirtſchaſt, wobei er mit den andecen Rednern übereinſtimm.e, daß mit Zwangs- maßnahmen nichts zu erreichen ſei, ſondern nur dur<h Hebung der. Kaufkraft. Der Gedanke der Autarkie ſei in der Ausſchuß- debatte von einem Redner verteidigt wooden, Aver ihr großes Vorbild Muſſolini habe eine andere Auffaſſung. Dafür aber falle jedem Fiakienreiſenden die große private Pro- paganda zur Bevorzugung der einheimiſchen Erzeugniſſe auf. Der Redner kcitiſieri ſcharf den Butterbeimiſhungs8zwang und warnt im Fntereſſe der Vieherzeuger vor einer Verteuerung der Oelfuttermititel. Die Aufnahme ausländiſher Kredite ſei kein Fehler geweſen, aber es hätten bedauerliche Fehlleitungen ſtatt- gefunden, und das Mißverhältnis zwiſchen kucz- und langfriſtigen Krediten ſei ſhädli<. Die Dreiteilung der Arbeitsloſenverſiche- rung ſollte ſobald als möglich aufgehoben werden. i

Miniſterialdirektor Krohn vom Reichsarbeitsmin1ſterium be- antwortete einige Anfragen. Die Unfallverſicherung be- reite auh: im Fahre 1934 noh Sorgen. Denn den geſenkten Leiſtungew ſtänden die no< größere Senkung dex Lo nſumme gegenüber, aus der der Unternehmer die Beiträge zur Unfallver- cherung zu zahlen habe. Die Solidarhaftung der Berufs- genoſſen (aſien und ihre Selbſthilfemaßnahmen würden aber nah Auffaſſung des Reichsaobeitsminiſteriums die gewerbliche Un llverſicherung au< über die Schwierigkeiten des Jahres 1934 hinwegbringen, Fn Notzeiten gewinne das Problem der Unfall- verhütung eine ganz bejondere Bedeutung. Jede Einſchränkung der Unfallverhütung müſſe vermieden, im Gegenteil ihr Ausbau verſucht werden. Üeber die Tilgung dec immer noch erheblichen Rückſtände der landwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaften bei der Poſt müſſe no< verhandelt werden. Das Hauptproblem der Gegen- wart in der Sozialverſicherung ſei die Samierung der Fn- validenverſihecung, es ſei bisher gelungen, den zur Bezahlung dex Renten erfordexrlihen Vermögenszuſhuß ohne un- angemeſſene Kursverluſte flüſſig zu machen. Fndefſen ſei das auf die Dauer bei der Empfindlich eit des Papiermarktes äußerſt ſchwierig. Die Jnvalidenverſicherung werde vocläufig noh einen monatlichen Vermögenszuſhuß von 10 Millionen brauchen. Wir müſſen das Problem der auh auf weite Sicht zu löſen verſuchen, da die Beibehaltung des reinen Umlage- verfahrens \{<ließli< e einex Kataſtrophe dec «Fnvalidenverſiche- rung führen müſſe. Die Verhandlungen über die Sanierung der JFnvalidenverſicherung ſollen innerhalb der Reichsregierung ſ<leunigt zum Abſchluß gebracht werden. Die Sanierung der JFn- validenverſiherung ſei zwar ſ<hwer, das Prob'em ſei aber durh- aus lösbar. Jm Zuieunne ang damit ſolle geprüft werden, welche Milderungen des belie ſeien. Auch die Knapp- ſchaftspenſionsverſicherung ſolle iîn Zuſammenhang mit der Sanie- rung, dex Juvalidenverſicherung behandelt werden.

Jn Beantwortung einer Frage des Abg. Dr. Wiſſell (Soz.) erklärte Miniſterialrat Dr, Lehfeldi vom Reichsarbeits- miniſterium, daß bei der Arbeitsloſenverſiherung von den Beitragseinnahmen des Jahres 1932 in Höhe von 1020 Millionen 721 Millionen für die Arbeitsloſenverſicherung verwendet würden, wobei eine zwanzigwöhhige Ünterſtüßungs- dauer zugrunde gelegt werde. Lege man nur die erſten ſehs Unterſtüßungswochen zugrunde, für die die Unterſtüzung ohne Prüfung der Hilfsbedürftigkeit gewährt werde, ſo vermindere ſih die Ausgabe für die Verſicherung einſchl, der von der Hilfs- bedürſtigkeit unabhängigen Koſten für Kuxzarbeiterunterſtüzung, Grundförderung uſw. auf etwa 515 Millionen. ts

Fn Beantwortung einer Frage des Abg. Dr. Schreiber (Zentx.) vom Freitag erklärte Miniſterialdirektor Dr, Mars, der Leiter der Preſſeabteilung . der Reichsregierung, daß es Auf- gabe der Preſſeabteilung geweſen ſei, das Wirtſhaftsprogramm der Reichsregierung dur<h Aufklärung ſo an die Oeffentlichkeit zu bringen, daß ſeine Vorausſezungen, ſeine Mittel und Ziele einer ſachlichen, von politiſhen Leidenſchaſten mög- lichſt reien Diskuſſion werden konnten. Demſelben Ziele dieue die Aufklärungsarbeit dex Reichszentrale für Heimatdienſt, die

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„die Reichsre

3.

für die Ausübung ihrer Tätigkeit an ſcine Weiſungen gebunden ei, thm allerdings organiſatoriſh niht unterſtehe. Aufgabe dex Reichszentrale ſei es niht, Propaganda für dieſe oder eine andere Regierung zu machen, ſondern ſie ſolle ein Element der Stetig- keit, Beruhigung und Einigung ſein, indem ſie ſahlihe Auf- klärung über alles das verbceite, was den Beſchlüſſen der Reichs- regierung zugrunde liege.

__ Gegen Schluß der Sigung wurde von der Zentrumsfraktion ein Antrag eingebracht, wonach die Reihhsregiecung vom Aus[<1ß erſucht wird, ihm eine Ueberſicht vorzulegen, aus der erſicht-

ird,

__ 1. wie groß die Summen ſind, die die privaten Gläubiger (Handwerker, Händler, Lieferanten uſw.) bei der Entſchul- dungsaktion im Oſten verloren haben:

a) bei Betrieben bis 100 ha, bþb) bei Betrieben von 100 bis 500 ha und bei größeren Betrieben,

2. die Verkuſte von Genoſſenſchaften, öffentlih-rehtlichen aller Art, Sparkaſſen in dex gleihen Größen- ordnung.

Ferner wurde in dieſem Antrag der Wunſch ausgeſprochen,

) gerung möge in Ergänzung der Aufſtellung des Reichs- komnriiſſars für die Oſthilfe mitteilen, wie ſih die umgeſchuldeten Flächen nah Ländern und Provinzen verteilen und in wie viel Fallen einzelne Grundbeſizer mit mehreren Gütern in die Oſthilfe aenommen worden ſind.

__ Abg. Erſing (Zentr.) führte zur Begründung an, ihm gingen ſtündlih neue Mitteilungen über ſchwere Schädigungen von Hand- werkern, Kaufleuten und anderen Gläubigern zu. Eine raſche Ausſprache mit dem Siedlungskommiſſar ſei dringend notwendig.

Ueber dieſen Antrag entſpann ſih eine längere Ausſprache mit dem Ergebnis, daß in der Abſtimmung zunächſt der Antrag einſtimmig ohne Stimmenthaltuug angenommen und außer- dem beſchloſſen wurde, de Ausſprache über die Mißſtände auf dem Gebiete der Oſthilfe >, 1 morgen ſtattfinden zu laſſen.

__ Darauf wurden die Morgen ſain für heute abgebrochen; nächſte Sizung Mittwoch, den 18. Fanuar 1933.

Der Wohnungsausſhuß des Reichstags

trat unter dem Vorſiß des Abg. Shumann (Komm.) am Dienstag, den 17. Fanuar, zu einem Tagungsabſchnitt zuſammen, um neben Petitionen einen Antrag der Ung oon Volkspartei zu beraten, der die Reichsregierung erſucht, den Erlaß vom 17. September 1932 dahin zu ergänzen, daß als zuſ<hußfähig nur JFnſtandſeßungen, Wohnungsteilungen und Umbauten ſolcher Gewerbetreibender an- erkannt und behandelt werden dürfen, die 1. ſeit mindeſtens dem 1. Fanuar 1932 einen Betrieb für den Gewerbezweig polizeilich Angemeldet haben, in deſſen Bereich die bezuſhußte Arbeit fällt; 2. die Mitgliedſchaft bei einer Berufsgenoſſenſchaft beſißen; 3. niht in einem Arbeitnehmerverhältnis ſtehen oder eine Penſion oder ein Wartegeld oder ſonſt eine ruhegehaltsähnliche Verſorgung beziehen.

Min.-Dir. Weigert vom Reichsarbeitsminiſteriuum äußerte Bedenken gegen den Antrag, namentlih dagegen, daß hier eine Art numerus clausus für die Handwerker. eingeführt werde. Der Gedanke ſei aus der Notlage der alten Betrieb zwar verſtändlih aber es gebe auh Handwerker, die früher gearbeitet hätten, dann ihren Betrieb ſtillegen mußten und jet wieder Beſchäftigung ge- funden hätten. Auch dieſe würden durch den Stichtag des 1. Fanuar 1932 ausgeſhaltet werden. “Jm übrigen habe ſih die Regierung ſelbſt ernitlih bemüht, die Schwarzarbeit auf dieſem Gebiet aus- zuſchließen.

Nach längerer Ausſprache wurde der Antrag der Bayeriſchen

Volkspartei in einer veränderten Faſſung angenommen. Dauach ſollen als zuſhußfähig nur Fnſtandſezungen, Wohnungsteilungen Und Umbauten bei denjenigen Hausbeſißern anerkannt und bes handelt werden dürfen, die die bezuſhußte Arbeit ſolchen Gewerbe- treibenden übertragen, welche die Mitgliedſchaft bei einer Berufs- genoſſenſchaft beſißen, nicht gleichzeitig in einem Arbeitnehmer- Der ältnis ſtehen und ſhließli<h ihren Arbeitern den Tariflohn ahlen. : Bei dex Beratung von Eingaben wurde von ſeiten der Regie- rung die Erklärung wiederholt, daß zwar das Wohnungsmangel- geſeß aufgehoben werde, daß aber das Reichsmietengeſez und das Mieterſchubgeſeß über den 1. April dieſes Fahres hinaus in Kraft bleiben ſollen.

Statiſtik und Volkswirtſchaft.

Schlachtviehpreiſe an: deuiſhen Märkten in der Woche vom 9. bis 14. Fanuar 1933. Durchſchnittsvreiſe für 50 ke Lebendgewicht in NM.

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Notierungen am 10., 13, 11. 9, |99. 99. | 12. | 11. 9, 19) 9., 12.) 10. 9, NA

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Ochſen: a1 32,3 26,0| | 31,5| 28,0 26,5| 29,5| 31,0 | 4 ] 32,0 m i a R N Ro

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Cc 7, 9,5 wm _— 22,5 e —— _— A , 1 , “À, Butlen: a 27,3 25,0| 27,5| 29,0| 26,0| 26,0| 26,5! 27,0| 26,8 | 27,0| 23,0/ 23,0/ 23,0/ 23,3 27,0 b 2418 20/5 24/0| 26,0| 22/5| 22,0| 22,5| 22,0 24,5 | 23,5| 21,0| 20,5| 20,0| 21,5 23,5

0 228 12,0 21,0| 21,5| | 17,0| 19,0 21/8 |‘ 19/5 18/5| 18/5! 17,5| 205 Kühe: a 23,3 23,5| 28,0| 27,0| 23,0| 23,5| 24,5| 26,65| 26,3 | 25,0| 23,0| 20,5) 22,5) 22,0 27,0 ) i | ; b 19,8 17,5/ 24,0| 23,0 200 20'5s| 20/5| 2200| 23/0 | 21/5| 21/5| 16,0| 18,0 16,0 23,5 0 16,0 11,5| 20,5 17/0| 17,0 ‘13,5| 16,5| 17,0| 19,6 | 17,0| 14,0| 12,5| 13,5| 12,0 19,5 d 12,0 76| 1615| 11,0| 13/5) 8,5| 12,0| 13,5 14,5 | 12,5| 11,0 10,0| 9/0 90 14,5 Färſen: Þ 26,8 19,0| 27,0| 27,0| 26,0| 27,0| 23,0| 24,5| 27,0 | 25,0| 25,5) 20,5| 22,0 24,5 26,0 Kälber: b 39,3 |. 32,5| 40,5| 35,5| 33,8| 37,5| 35,5| 38,0/ 34,5 | 32,0| 35,0| 38,511) 43,0/ 32,5 36,5 o 30,8 26/5 33/0| 29/5| 29,0| 30/0| 27/,0| 32,5 31,3 | 23,5| 31,0| 33,51)37,5| 27,5 | 32,0 d 20;5 20/5s| 26/0| 24/0| 23,6| 23,5| 19,9| 25,5| 27,0 | 17,0| 27,5| 28,01) 32,0 23,5 24,5 ZSchafe: a1 CL pe 26,5 28,5 o ' a 31,5 2330| | 340 | 8A a b [1)29,3]2)20,8| 24/5) | 2756| 20,66) 25,5 ®) 23,0| 25,10 | 25,0 850 —|—— ; : “ae Ur ann |

Schweine: o 36,8 38,0| 39,0| 37,6| 38,17) 35,1| 34,5| 37,5| 35,5 | 35,5| 39,5) 365) 38,0 939,5 d 35,3 36,0 37,5| 365,3 8701) 33,5| 31,5) 36,0 34,0 LL 38,022) 36,0 | 9/95 36,3 39,5

1) Þb 1 = mittlere Maſtlämmer und ältere Maſthammel. 2) Þ 2 = gut genährte Schafe. 9) Für Kälber b, e und Schwveine 9 und 12, 4) Für Kälber, Schafe und Schweine 9. und 12. ?) Für Kälber 10., für Schweine 10. und 13. 8) Mittlere Maſtlämmer und -hammel ſowie beſte junge Schafe (Weidemaſt), ?) Mittelware. *) Gute leihte Ware. 9) Stallmaſtſchafe. ") Für Ochſen, Färſen und Schafe 9, 11) Vollfleiſchige Schweine von 100 bis 150 kg. 2) Vollfleiſchige Schweine bis 100 kg. ) Angaben nach Schlachtge- wicht. 24) Vollfleiſchige Schweine bis 120 kg, ®) Für Ochſen und Kühe 10. Ag

Bezeichnung der Schlachtwertklaſſen: Ochſen :8= vollfleiſchige ausgemäſtetehöchſten Schlachtwerts (a 1 junge, a 2 ältere) 4h ioniige

vollfleiſchige (b 1 junge, b 2 ältere); e = fleiſchige. Bullen: a = jüngere, vollfleiſchige höchſten Schlachtwerts; b = ſonſtige vollf

iſchige oder

ausgemäſtete; o = fleiſchige. Kühe : a = jüngere, vollfleiſhige höchſten Schlachtwerts; b = ſonſtige vollfleiſchige oder ausgemäſtete; c = flei- \chige; d = gering kühe en: b u ſonſtige vollfleiſhige. Kälber: b = beſte Maſt- und Saugkälber; o = mittlere Maſt- und Saug- fälber; d = geringe Kälber, Schafe: a = beſte Maſtlämmer und jüngere Maſthammel (a 1 = Weidemaſt, a 2 =. Stallmaſt; b = mittlere Maſtlämmer, ältere Maſthammel und gut genährte Schafe, Schweine: c.= vollfleiſhige Schweine von 100 bis 120 kg; = vollfleiſchige

Schweine von 80 bis 100 kg. Berlin, den 16. Januar 1933.

Statiſtiſches Reichsamt. J. V.: Dr. Player.

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