1828 / 106 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ter einruͤcken⸗ Eine Nachricht, welche allen Denen sehr an⸗

; 2 sein muß, die sich für die Sache der Freiheit der

oͤlker interessiren, und deren Bestätigung hier mit Unge⸗ duld erwartet wirö, ist die Entlassung des Herrn v. Villk'le aus dem Französischen Ministerium. Obgleich die politischen Angelegenheiten unserer Regierung in keiner genauen Be⸗ rührung mit denen von Frankreich stehen, so können wir doch die Freude nicht bezähmen, die uns die Gewißheit, daß jener Minister nicht mehr das Ruder der Franzoͤsischen Monarchie fuhrt, verurfachen wuͤrde. Ueberzeugt, daß meine Meinung von allen Freunden des Gemeinwohls getheilt wird, schlage ich vor, den Commandeur des w nene von Neu⸗ Orleans zu ersuchen, den Tag, an welchem die Bestaͤtigung jener Nachricht hier eingeht mit einer Salve von 100 Ka⸗ nonenschuͤssen zu begrüßen.“

Der Fee or Cousin hat vorgestern vor einem zahl⸗ reichen Auditorium, seinen Eursus der Geschichte der . losophie mit einer glaͤnzenden Einleitung eroͤffnet, welche we⸗ nigstens den Bewels liefert, daß der Redner in den acht Jahren wo ihm der Lehrstuhl verschlossen gewesen ist, Don seinem oratorischen Talente nichts eingebüßt hat. Der Zufluß von Zuhsrern, sagt der Courier fran gais, war so bedeutend, da und alle Plätze schnell eingenommen waren. Dennoch reich⸗ ten diese Letzteren nicht fuͤr die 1 der Neugierigen hin. Das Erscheinen des Lehrers war die Veranlassung zu enthusiasti chen Belfalls-⸗Bezeigungen von Seiten der Anwesenden. Dies war,“ aͤußert das Journal des Debats, „nichts; ein

schöner, seinen Talenten wie seinen Gesinnungen gebühren—⸗

gen gelangt ist. Dies waren auch die ersten Worte des Feuer und patriotischem Gefühle aus,

ber, Tribut. Denn nicht genug daß Hr. Cousin der Philo⸗ fophie große Dienste geleisset hät: er hat auch für sie gelit⸗ ten. Durch die ersten Streiche der mißtrauischen Verwaltung, die nunmehr ihr Ende erreicht hat, von seinem Posten entfernt, besteigt er jetzt den Lehrstuhl ju einer Zeit wieder, wo Frank reich aufs Neue zum Besitz seiner constitutionnellen 6

edners; und doch mit nicht geringem is, so daß sie nicht ver⸗ sehlen konnten, die ganze Versammlung tief ju bewegen. Man erinnerte sich hier lebhaft derjenigen Zeit, wo die Wissen⸗ schaften zugleich mit der Freiheit geächtet waren, und welche noch viel unglücklicher gewesen 6 würde, wenn bei dem

er sprach sie mit Ruͤhrung,

Mangel der ten aus andern Zeiten uns nicht wenlgstens die Gedanken, mit denen sich der Gelst des freien Menschen schäftigt, ins Gedächtn zuruͤckgerufen hätten. an hofft baß diese Zeiten nicht mehr wiederkehren. und daß es Frankrei vergönnt sein werde, nach seinem efallen sich großartig, ernst und frel zu zeigen. Hier einige Stellen aus dem 2 der Nede des Hrn. Cousin: „Nicht ohne tiefe 3 „, so begann derfelbe, / bestelge ich aufs Neue diesen Lehrstuhl, den ich sechs Jahre hib eingenommen und auf welchen die Wahl meines derühmten Freundes und Lehrers, Hrn. Royer Collard, mich gerufen hatte. In dem Innern meines erregten Gefuͤhls empfinde ich das Bedurfniß, meinem Vaterlande, dem Koͤ⸗ nige und der neuen Verwaltung meinen Dank darzubringen. Seit acht Jahren von dem Publikum geschieden, habe ich bereits die Fertigkeit verloren, meine Stimme in Versamm⸗ inngen, wie die gegenwärtige, vernehmen zu lassen. In meiner Zuruückgezogenheit an org en mn Denkformen gewohnt, weiche, wie sehr sie immer uns selbst genügen mögen, viel⸗ leicht doch nicht an ihrer Stelle sind, wenn wir zu Andern sprechen, muß ich befürchten, meinen Vorträgen nicht dieje, nige Klarheit leihen zu koͤnnen, die der oͤffentliche Unterricht * cht. Gleichwol habe ich es, sobald mir der Gebrauch der Stimme aufs Neue vergönnt war, fuͤr meine Pflicht ö mich derselben zu bedienen, um die unterbrochene eihe meiner fruͤhern Vorlesungen fortzusetzen und die Sache der Philosophie zu foͤrdern. Sie empfangen also in mir densel⸗ ben Lehrer, denselben Unterricht, die elben Grundsaͤtze, denselben Eifer. Möge ich auch bei Ihnen dasselbe Vertrauen finden!“ An einer andern Stelle sagt der Redner: Der Mensch hin⸗ ö mitten in eine Welt, welche ihn selbst zu vernichten strebt, efindet sich in der . Vorsicht anzuwenden und Kenntnisse sich zu erwerben. ichts hat er zum Schutze ge⸗ en diese Welt empfangen, als den Verstand und die Frei⸗ eit. Mit seinem Verstande gelangt er dahin, sie zu ver⸗ n mit seiner Freihelt, sie ganz nach seinem eigenen We⸗ en und nach seinen Wunschen umzubilden. Die mathema⸗ tischen Wissenschaften sind eine Eroberung, welche der mensch⸗ liche Verstand von der Natur sich zu erwerben gewußt, die Industrie eine Eroberung, eberall Verstand und uͤberall Freiheit! Der Mensch formt Vissenschaft und Industrle ju seinem Vortheile um. Das hoͤchste

alle Zugänge auf das Dichteste besetzt

hilofophie und der Geschichte, gelehrte Schrif⸗ un o gern be⸗

welche die Freiheit ihr abrang.

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Erzeugniß des menschlichen Geistes aber ist die Phllosophbie,

und der Kunstler selbst wird, sobald er sein Kunstbestreben zum Enthusiasmus steigert, ein Philosoph. Die Religion umfaßt auch alle Wahrheiten; aber sie begründet diese allein auf den Glauben, und gewiß ist es ein Zeichen menschlichen Werthes, das, was nicht zu begreifen ist, doch durch den Glauben anzunehmen. Die Phile derfelben, will helles Licht. Das ist in allen Dingen das letzte und höchste Wort. Und nun das Ganze aller inneren Bedaͤrfnisse;: bildet es nicht die Seele des Menschen? Reli⸗ gion, Kunst, Staat, Gewerbfleiß gerathen oft in wechselsei⸗ tigen Kampf. Aber die Philosophie vereinigt Alles, und nie

soilte diese Allgewalt, die sie so ehrenvoll ausuͤbt, deutlicher

hervortreten, als in dem Jahrhunderte, in welchem wir leben. Außer Hrn. Cousin werden im Laufe dieser Woche auch noch die Herren Gutzot und Villemain ihre Lehr-Vorträge wieder eröffnen. Alle drei Professoren haben die Erlaubniß gegeben, ihnen nachzuschreiben; ihre Vorlesungen werden da⸗ her in der Regel schon am folgenden Tage, jedoch erst nach⸗ dem die Lehrer sich von der Genauigkeit bar,, uͤberzeugt haben, im Druck erscheinen. . Großbritanien und Irland. Parlaments- Verhandlungen. Das im Ober⸗ Haufe am 17ten vom Grafen von Wainchelseg in Vor⸗ schlag gebrachte Amendment fuͤr die Bill, wegen Aufhebung der Test⸗ und Corporations-Acten, enthält zuerst mehrere Einleitungs-Paragraphen, worin unter Andern ausdruͤcklich gesagt wird, daß die Lehre, der Ritus und die Regierung ber vereinigten Kirche von England und Irland unverändert fuͤr immer bestehen und als die Grundlage der Union (mit Irland) angesehen werden sollen, und daß die in Schott⸗ sand bestehende Kirche in gleicher Art unverandert fortdauern soll. Die, nach dem Vorschlage des edlen Lords, von Den⸗ jenigen, welche sich bisher zu gewissen Aemtern durch den Ge⸗ nuß des Abendmahls nach dem Ritus der Englischen Kirche qualifieiren mußten, anstatt dessen, abzugebende rklarung lautet folgendermaßen: „Ich N. N. erkläre felerlichst, in 8 des allmächtigen Gottes und seines Sohnes, un löͤsers Jesu Christi, wie ich fest glaube und bekenne, daß die kanonischen Bucher des Alten und Neuen Testaments, wie sie in diesem Reiche anerkannt werden, wahr sind, und das wahre geoffenbarte Wort des allmächtigen Gottes enthalten, und ich ver spreche 86 daß ich nichts thun will zum Schaden der ge⸗ setzmäßig bestebenden vereinigten Kirche vn Engtand, eland, oder um fie zu schwächen, oder aber deren Lehre, isciplin oder Regierung Geringschätzung zu erzeugen So helfe mir Gott!“ Das Amendment enthält ferner mehrere Bestimmungen, wonach die dem König durch die im Unterhause angenommene Bill gegebene Befugniß, von dieser Declaration nach Belieben zu dispensiren/ e earn, und unter Andern bestimmt werden soll, daß die Richter, bevor sie die Sitzungen der Assisen eröffnen, verpflichtet sein sollen, wenn sis nicht durch Krankheit abgehalten werden, dem Gottesdienste nach dem Ritus der bischöflichen Kirche beijuwohnen. Die von dem Grafen von Wiuchelsea vor⸗ geschlagene Erklärung weicht von der, welche das Unterhaus angenommen hat, wesentlich ab. Letztere lautet nämlich (S Nr. 30 der St. 3 folgendermaßen. . N. N., erkläre 2 ich die mir durch mejne Stelle zu Gebot ste enden Mittel, die durch das Gesetz in den drei Königreichen bestehende Kirche zu stürjen oder ihr zu schaden, oder um besagte Kirche in der Ausübung der ihr durch das Gesetz zustehenden Rechte und Privilegien zu stören.“ . =. Im Unterh au se überreichte Sir Th. Lethbridge eine Bittschrift von Schaaf Zaͤchtern aus der Grafschaft Sommerset, wodurch die Erhöhung der Abgabe von auslan⸗ dĩscher Wolle in Antrag gebracht wird. Er druͤckte hier bei ig Hoff nung aus, daß, da das gegenwartige Ministerlum die Ueberzeu= ung zu hegen scheine, daß das Intereffe der Ackerbantr eibenden in en geschuͤtzt werden muͤsse, dasselbe ch auch entschlie⸗ hen werde, diefem Theile der Landwirthschaft durch Erhs⸗= hung der von auslaͤndischer Wolle zu erhebenden Abgabe Schütz ju gewähren. Herr Hume lagte, er müsse sich in der That daruber wundern, daß die a erbautrelbende Klasse, welche ohnehin schon das Monopol des Getreides genieße nun noch ein ferneres Monopol verlange, welches dem Han⸗ del und den Fabriken Englands höchst nachtheilig ein würde Uebrigens würde den Ackerbautreibenden jede Maaßregel wodurch der Handel und die Fabriken litten, zuletzt nach= theilig fein, weil die Consumenten, d. h. die Abnehmer Erzeugnisfe, dadurch verarmen würden. Sir C. Burrel melnte dagegen, es sei höͤchst noͤthig, der uͤbermäßigen Ein⸗ fuhr ausländischer Wolle Einhalt ju thun, well die inlandi⸗

ilosophie, eine Schwester ;

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und meinen Einfluß nie benutzen werde, um