1828 / 158 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Gegenstandes anzupassen; Beleidigungen und grobe Spoͤt⸗ telelen sind nicht unsere Sache.“ . „Es hat sich seit einigen Tagen allgemein das Gerücht verbreitet,“ sagt der Constitutionnel, „daß die in dem Mi⸗ nister⸗Rathe r wegen der kleinen gelst⸗ lichen Schulen seitdem so viele Veraͤnderungen erlitten hat, daß sie dem urspruͤnglichen Texte gar nicht mehr ähnlich sieht. So viel ist gewiß, daß mittlerweile die ultramontani⸗ sche Parthel zu keiner Zeit verwegener gewesen ist, als gerade jetzt, und daß sie Alles zur Erhaltung der Jesuiten aufbietet. Und was thut unterdessen das Ministerium? es ug sich herum zur Veschränkung. der periodischen Presse, w hrend die fremden Mächte unverwandten Vlickes auf den Orient schauen. Den Uebergang über die Donau wird man in Paris vermuthlich an dem Tage vernehmen, wo die Kammer entscheiden wird, ob ein verantwortlicher Redacteur 10,000 r. Renten besitzen muß. Diese Gedanken Verbindung muß * den aufmerksamen Beobachter in der That traurig sein. Wir wissen nicht in wie fern Frankreich durch dergleichen Debatten an Wurde gewinnen wird; aber das Land erwar— tete andere Resultate von dem Sturze des beklagenswerthen Ministerjums. Großbritanien und Irlgud. arlaments, Verhandlungen. In der Sitzung des Gberhauses vom 9. Juni wurden zuerst verschiedene Bittschriften fuͤr und wider die Katholiken eingereicht und um Druck befördert. Der Herzog von Gloucester rachte eine Petition der Gesellschaft zur , , der Abschaffung der Sclaverei bei, welche ebenfalls zum Druck befördert ward. Sir Alexander Grant nebst anderen Mitgliedern des Unterhauses überbrachte die Bill wegen der persenlichen Angriffe, deren Amendments auf den Antrag des Marquis von Landsdowne saͤmmtlich zum Druck be⸗ fordert wurden. Darauf verwandelte sich das Haus in einen Ausschuß wegen der Amendments⸗-Acte der Pensions,; Bill. Es erfolgte über die, der Familie des Hrn. Canning zu bewilligenden Pension, eine Unterredung, an welcher Graf Grosvenor, Graf Resslon und die Lords Rolle, Re— desdalle und Goderich Theil nahmen. Die Bill ging demnaächst im Ausschusse durch, der Bericht daruͤber ward vom Grafen von Shaftesbury dem Hause vorgetragen, angenommen und die dritte Lesung auf den folgenden Tag festgesekt. Auf den Antrag des Marquis von Lan s downe wurde sodann die Resolution wegen der katholischen Frage verlesen: „daß es nöthig fei, die auf die Kömisch chen Unterthanen Sr. estät v lichen Gesetze in etrachtung zu ziehen, mit dem Zwecke, 3 versohnende Maaßregeln zu als zum. Frieden und jur Macht des vereinigten Königreichs, zur Befestigung der protestantischen Religion und zur allgemeinen Zufriedenheit und Eintracht aller Klassen der Unterthanen St. Maj. führen können.“ Darauf erhob sich der Marguis von Lansdowne und sprach folgendermaßen: Ich bekenne Mylords, daß ich bis; jezt öfter Bittschriften mesner kathelischen Mitbürger dem Hause überreicht und somlt mene Pflicht gegen jene sehr zahlreiche und ehrwürdige Gesellschaft erfüllt habe; allein, wenn ich nicht, ihren Bitten gemäß, weitere Maaßregeln in Betreff ihrer vorschlagen wollte, so würde ich eine Pflicht verabsüumen, welche mir nicht nur gegen die Kathollken, sondern gegen alle Unterthanen dieses Königreichs, Prote⸗ stanten 2 ais Katholiken obliegt, (hort!) eine Pfücht, welche mich nöthigt, Sie, Mylords, nicht nur auf einen Theil unsers StaatskLrpers, Jondern auf die Gesammtheit der Einwohner unsers Landes aufmerksam zu machen. Hört!) Ich würde mit mir selbst unzufrieden sein, wenn ich nicht die Maaßregeln, welche meiner Ueberzeugung nach, zur Si⸗ cherstellung der protestantischen Kirche und zur Vefzüderun, des allgemeinen Wohles nothwendig sind, ganz ond rg anempfehlen wollte. (Hört! Diesenigen eölen Lorde, welche ch dem in der vorliegenden Resolution enthaltenen Grund, atze widersetzen, müssen zeigen, ob die Ursachen, derenkwegen man früher di. Katholiken ihter Privilegien und Rechte be⸗ raubte, noch vorhanden sind; sind sie es nicht mehr, so muͤs⸗ sen auch die dadurch veranlaßten Veschrankungen aufhören. Hört Ich faähie mich ju der Heffnung eines glücklichen Erfolges für die in Rede stehende Frage durch den Grund berechtigt, welchen ein hoch zu verehrender Prälat für feine Vertheldigung der Aufhebung der Test, und Corporations⸗ Aete angab. Dieser Grund, welcher auch fuͤr die Verfech, tung des gegenwärtigen Faüles vollkommen anwendbar ist, war allgemeiner Nutzen. Ven den besondern Argumenten, welche ich zur Unterstützung meiner Behauptungen vorzuͤglich anzuführen habe, ist folgendes das erste. Selbst die ö sacher der von mir jetzt vertheidigten Sache geben zu, daß

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die Hoffnungen Irlandg auf eine bessere Zukunft, wahrend der 26 6 der Bedrückungen, uͤber welche es sich so bitter beklagt hat, wach erhalten worden sind daß is im- mer mit Vertrauen einer Zeit entgegen geblickt hat, in wel= cher es eine Theilnahme an Rechten erlangen würde, die alle frelen Völker begehren durfen und daß nur durch jene Hoffnungen sein Patriotismus und seine fur die Regie⸗ rung und das Land so einflußreichen Bemuhungen erweckt werden konnten. Ein anderer wichtiger Punkt, auf welchen ich die Aufmerksamkeit des Hauses lenken muß, ist der, daß, da in Irland fruͤher das meiste Eigenthum confiscirt worden war, man damals mit diesem Lande ganz anders um mußte, als mit anderen. Untersuchungs Ausschüsse haben uns jedoch belehrt, daß aus dieser Quelle keine Gefahr mehr zu befuͤrchten ist; und daß nicht nur große Capitalisten un⸗ ter den Katholiken, sondern auch katholische Nechtsgelehrte und Kaufleute häufig durch Kauf dergleichen Guͤter an sich gebracht haben. Lassen wir endlich die Meinung fahren, daß Irland durch keine andere Gesetze, als die gegenwaͤrti⸗ gen, beherrscht werden koͤnne. Glauben wir nicht, daß, weil jene Verordnungen hundert oder zwelhundert Jahre in un⸗ serem Statuten⸗Buche gestanden haben, wir jetzt nenen Ver⸗ häͤltnissen nicht neue Theorien anpassen duͤrften. Diejeni⸗ gen, welche sich meinen Ansichten wldersetzen, mögen sich nicht mit der Hoffnung schmeicheln, daß sie auf einer be= stimmten Stelle in der Gefezgebung unseres Landes festen Fuß gefaßt haben. Der Grund, auf welchem sie stehen, hat sich schon stufenweis gesenkt, sein Umkreis wird immer enger

und bald muß er zusammenstuͤrzen. Es giebt gewisse weise Auskundschafter der katholischen Grundsaͤtze, allwissende Er⸗

forscher katholischer Herzen, welche sehen, was die Katholi⸗ ken bei Verhaͤltnissen thun werden, die nicht existiren, und was sie bei solchen, die wirklich vorhanden sind, nicht vor⸗ nehmen werden. Sokhe kluge Leute muß ich zu ihrer Be—⸗ lehrung auf eine Maxime verweisen, welche der berühmte

Milner bei Gelegenheit 1 von den Streitig⸗ . nie eine Religlons⸗Parthei der Ereignisse wegen ver en, welche sich uvor zuttugen, während sie die Macht in Handen hatte, Wenn man uns sagt, daß Gefahren von den Katholiken zu fuͤrchten seien, so brauchen wir bloß unseren Blick auf ihren Zustand

kelten der Armenler und Calvinisten au welche sie jeboch selbst nicht billigte.“

in anderen Landern zu richten Wenden wir uns * den Verelnigten Stagten Amerikas. Hier bemerken

eine Republik, und Verhältnisse, unter welchen leicht die ire , ions, Zwiste entstehen mußten. Dort giebt es, viel ich mich eutsinne, nicht weniger als sodh verschiedene Kirchen, mit verschiedenen Eongregationen. Wie viel Un.᷑, heil haͤtte hier nicht das Uebergewicht der Katholiken anrich⸗ ten knnen? Und doch wußte man mir auf die Frage, wie viele Katholiken hohe Staatsämter bekleideten, nicht zu ant⸗

worten, als: „wir wissen es nicht.“ Und als ich mich er⸗

lundigte, wie sich bei den verschiedenen Streitigkeiten um die i n sene Glaubensgenossen benommen, ob sie

acksen, ob Adams unterstuͤtzt hätten, so erwiderte man von Neuem: „wir wissen es nicht.“ Auf meine Nachforschung,

wie viel Mitglieder die Katholiken zu dem Congresse des durch Katholiken begründeten Staates Maryland

schickten, erhielt ich keine andere Nachricht, als daß nicht be⸗ kannt sei, ob die Zahl der katholischen Theilnehmer an der

Versammlung größer sei, als die der protestantischen. Brau— chen Sie, Mylords, noch einen bessern Beweis für die Be—

ee , daß katholische 8 in verfassungsmäßi⸗ gen Gesinnungen e ger obald die Katholiken nicht den ĩ

Gesetzen unterworfen sind, welche sie von den Rechten der Verfassung ausschlleßen? Auch in Rußland werden die Ka—

thollken zu jedem Staatsamte zugelassen, und die Griechische

Kirche befürchtete nie Gefahr von ihnen. Aber ein vorzuͤg⸗ liches Beispiel religiöser Duldung bietet Psreußen dar, wo vom . bis nach Berlin ein jeder Katholik freien Zutritt u allen Sicherheit einzig und allein in der Liebe ihrer Unterthanen, während wir sie in Irland einzig und allein 2 die Bayo⸗ nette unserer Soldaten stützen wollen (Beifall. Soll ich Sie erst, noch auf Sachsen aufmerksam machen, wo ein katholischer König über ein protestantisches Volt

herrscht, und auf die Niederlande, wo ein protestantischer

Fuͤrst über kathollsche Unterthanen gebletet? Irlands Zu⸗ stand findet kein Veispiel in der Geschichte der 2 Welt. Wir haben daselbst unter den jetzigen Gesetzen eine wirklich vorhandene Demokratie und zu gleicher Zeit eine

Aristokratte, welche durch jene Demokratie aller Mittel be. raubt wird, durch welche sie ihre Macht aufrecht erhalten kann wir haben ferner dert ein Priesterthum, dessen gan

Aemtern hat; so suchen welfe Regierungen ihre

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