1828 / 181 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Waͤhrend traetatenmaäßig der Zoll Tarif fuͤr die an Handels- Artikel alle zwölf Jahre erneuert werden soll und die Minister und Geschaͤftsträger der uͤbrigen befreundeten Mächte auch verabredetermaßen die Tarifs ihrer Regierun⸗ gen erneuert haben, ist der Tarif mit Rußland seit 27 Jah⸗ ren nicht erneuert worden. Obgleich nach Verlauf der obi⸗ gen Frist man dessen Gesandten und Geschäftstraͤger zu ver⸗ schiedenen Malen aufgefordert hat, sich mit der gedachten Erneuerung zu beschäftigen, so hat man doch Nichts von ihnen erlangen können. In Betracht der steten Weigerung Rußlands, seine heiligsten Verpflichtungen zu erfüllen und den gerechtesten Forderungen der Psorte nachzukommen, ist es, wenn man auch nur einzig und allein bei den beiden Punkten der oberwähnten Räumung und des Tarifs stehen bleibt, klar und gewiß, daß die Mäßigung der aufs Aeußerste getriebenen hohen Pforte ihr nicht erlaubt haben würde, zu einem solchen Benehmen se zu schweigen. Was die Server, diese mit den Russen im vorigen Kriege verbuͤndete Nation, betrifft, so ist di ihnen versprochene volle und gänzliche Amnestie ibnen nach wiederhergestelltem Frieden . worden. Außerdem hat die erhaben? Pforte, nach der ihr angebornen Gnade und Barmherzigkeit, dieser Nation noch andere Wohlthaten bewilligt und iht Ruhe und Friede verschafft. Als aber die Servier neuerdings die Grän⸗ zen, die ihnen ihre Unterthanen⸗Pflicht porschreibt, uüberschrei⸗ ten wollten und die Fahne des Aufruhrs aufzustecken wag— ten, da konnte und mußte die hohe Pforte sie, sey es durch Milde oder Strenge, als ihre eigene Unterthanen behandeln, ohne daß Rußland etwas dagegen einzuwenden haben konnte, und ohne daß die Pforte dadurch dem Tractate von Bu— charst zuwider gehandelt hätte. = 83 Rußland zu al⸗ len Jeiten, nicht bloß in Betreff der Servier, sondern auch bel andern àhnlichen . mit der hohen Pforte beständig Streit gesucht hat, so hat diese ihrerselts demselben doch immer Beweise der 26 Freundschaft gegeben. Kurz vor dem Ausbruche der Insurrection der Griechen ver— langte Rußlands Gesandter, Stroganew, eine Unter suchung des Bucharester Tractates unter dem Vorwande, daß einige darin verabredete Punkte nicht in n . ebracht wor⸗ d , an ma m indessen bemerklich, daß, wäh⸗ rend Artikel, die erhabene Pforte ö en

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. zer vollstandig v en worden wären oder griffe ständen es zu seyn, im Gegentheile mehrere 232 n, welche für Rußland bindend seyen, noch im Rückstande und wie annullirt wären, und daß Treue und Glaube in der Ausführung der Verträge wechselseitig seyn müßten. Der Gesandte erwiderte, daß er von seinem Hofe besonders be⸗ auftragt sey, den gedachten Tractat zu untersuchen. Mach⸗ dem man soscherg gekommen war, daß es in den Conferenzen lber ziesen Gegenstand nicht erlaubt seyn sollte, die Gränzen des Inhaltes der Artikel zu überschreiten, noch weniger * den Sinn derselben auszudehnen oder zu entstellen, ,,. Geschäft. Während in den verschiedenen Confe⸗ renzen der gedachte Gesandte eine Menge Fragen aufstellte, welche dem . fremd waren, indeß die sammtlichen einzeln entwickelten Artikel ihre Erledigung noch nicht erhal⸗ ten hatten, brach der Aufstand der Griechen aus; und Je— dermann weiß, daß die damaligen Umstaäͤnde die Beendigung der Angelegenheit nothwendig verhindern mußten. Uedrigens ist es nöthig einige Worte über diesen Aufstand zu sagen.

er Sohn des geflüchteten Ypsilanti begab sich, als er aus Rußland kam, öffentlich und unvermuthet nach der Moldau, und nachdem er daselbst einen .. von Räubern um sich versammelt hatte, stuͤrjte er die Regierung um, indem er be⸗ kannt machte, daß er die Macht der alten Griechen wieder herstellen wolle. Er wagte es aufrührerlsche Schriften zu verbreiten, um die Griechische Nation, welche von Vater auf Sohn der erhabenen Pforte zinsbar und unterthan ist, dem Joche der Osmanen zu entziehen. Diese ergriff sogleich, wie jede andere unabhängige Macht, vorzüglich wenn von einer Empörung die Rede ist, gethan haben würde, dle nö—= chigen Maaßregeln, um das Feuer des Aufruhrs zu dampfen, den friedfertigen Bewohnern durch die Säuberung des Lan- des von ** VBösewicht, Ruhe und Friede zurückzugeben, und durch diese welse, einzig anwendbare und unumgänglich nothwendige Maaßregel nicht so wohl die Rechte und Pri⸗ vileglen der Provinz ju anmnusliren, als sie vielmehr zu bestk—, rigen. Es wurde die bewaffnete Macht hingeschickt; und wenn dieselbe mit aller der Energie verfuhr, welche die Um staände erforderten, so konnte gewiß Niemand etwas dagegen einzuwenden haben. Mittlerweile und während die Pforte mit so nothwendigen und dringenden Angelegenhel⸗ Len deschäfrigt war, nahm indessen der obenerwähnte Gesandte keinen Anstand, Reden zu führen und Handlungen

zu begehen, welche dem Repraͤsentanten einer befreundeten Macht wenlg ziemen, und ohne irgend einen Grund machte er Einwendungen und suchte Strelt PYysilanti wurde überwunden, und kehrte nach Rußland zurück, und als der treulose Michael, Fuͤrst der Moldau, mit seinem ganzen Anhange eben dahin flüchtete, verlangte man den Traetaten gemäß, daß entweder die Fluͤchtlinge der erhabenen Pforte ausgeliefert würden, oder daß man ihnen an Ort und Stelle die verdiente Strafe angedeihen ließe. Obgleich es klar ist, daß die Großmuth eines Monarchen seine Treue in der

Aufrechthaltung der Tractaten nlemals überbieten dürfe, so

zar die ungehrige und den Pflichten der Mächte zuwider . Antwort doch: daß die Großmuth dem Russischen

ofe niemals erlauben wuͤrde, die Schuldigen auszuliefern.

ittlerweile waren die gedachten Personen in Rußland viel⸗ leicht geachtet und geehrt, während die Verträge in Verach⸗ tung sanken. Noch war, da Rußland die Flüchtlinge be⸗ glnstigte, das Land von den Rebellen nicht ganz gesäͤubert, ja der Aufstand schien sogar auf's Nene an me gewinnen zu wollen, und doch verlangte man die Zurückberufung der Osmanischen Truppen aus den gedachten Provinzen und die Einsetzung von Hospodaren. Man bewies den von der Pforte, den Umständen nach, für nöthig befundenen Maaß⸗ regeln Geringschätzung; man verlangte die Freilassung der Rechnungspflichtign jener Natlon; man murrte Über die wohlverdiente Hinrichtung einiger Anführer der Rebellen, die wirklich stait gefunden hatte. Ueber eine jede der angeblichen Beschwerden wurden, sewohl muͤndlich als schrift⸗ lich, gerechte und vernuͤnstige Vorstellungen gemacht und die be⸗ friedigsten Antworten ertheilt; aber Alles umsonst. Der ge⸗ dachte Gesandte faßte den, seinem Stande wenig angemessenen Beschluß, Konstantinopel zu verlassen. Sogleich bemühte sich die Pforte den Premier- Minister des Russischen es von der wahren Lage der Dinge zu benachrichtigen, ünd von Seiten des Groß -⸗Vezlers wurde ein weltläuftiges Schreiben an ihn erlassen, worin man ihm versicherte, daß der hohen

forte nichts mehr am Herzen liege, als die mit allen be⸗

6 Mächten, vorjuͤglich aber mit der Russischen Re⸗

n , lieben Freundin und . 4 nen : alten, di n das gute 2 . . ö 23 *

ö ' 80 —— und sich solchergestalt Ruhe und ju verschaffen. Aber ganz gegen alle Erwartung und von dem Wege der Gerechtigkelt und Mäßigung abwelchend, folgerte der dachte Minister in seinem Antwortschreiben, daß, um end die beiden Provinzen von den Hefen der Gottlosen zu be⸗ freien, er kein anderes Mittel sehe, als unverzüglich die ospodare zu ernennen und einzusetzen, die alten Privile⸗

1 zu bistätigen und das Land wieder in den vorigen

tand zu verseßßen. Nachdem gleichzeitig der vom Congresse zu Verona zuruͤckgekehrte Englische tschafter Strangford die Versicherung gegeben hatte, daß das loyale Betragen der Pforte, und das von derselben angenommene det Mäßigung mit einander in keinem Widerspruche ständen, gab derselbe zu verstehen, daß, wenn man als eine Gunst die Zahl der Truppen welche sich unter den Befehlen der Agas Bach-Bechtis in beiden Provinzen befänden, noch vermindern wollte, künftig nichts weiter zu fagen sein würde, und daß, nach dem solchergestalt ** Zwist zwischen besden Höfen in die ser Beziehung beseitigt wäre, die Freündschaft und das gute Vernehmen völlig. . hergestellt seyn würden. Dleser von dem gedachten Botschaster in mehreren amtlichen und feierlichen Conferenzen wiederholte Vorschlag wurde mit Vertrauen auf⸗ genommen, und um jedem Streite auf einmal An Ende mu machen, wurde die Zahl der gedachten * bedeutend vermindert, dergestalt, daß Minclakl, damals ussischer Ge⸗ schäftsträger, uns dafür den Dank selnes Hofes zu erkennen ab. Als aber kurz darauf die rde, womit die Agas Ve Oed lis bekleidet worden waren, nicht zur Zufriedenheit seines Hofes e. verlangte er amtlich im Namen des letztern, daß sie 23 und von andern Personen, die gar mͤt einer äußern Wätde angethan wären, ersetzt warden. Einzig und allein um den gedachten Hof zufrieden zu stslen, willigte man auch noch in dlese neue Forderung. Bald darauf überreichte aber derselbe Geschäststräger dme Note, worin er im Namen seines def verlangte, daß bevollmäch⸗ tigte Minister ernannt und au die Granze geschickt warden, um ju einer Untersuchung des Vucharester Traetates ju chreiten. In der Hoffnung, daß diese Bevollmächtigten bie bereits mit Stroganow begonnenen Arbeiten fertseten, und daß man diesesmal wenigstens Zwistig⸗

r 2 Anlaß zu keiten entfernen und zu einem dauerhaften Frieden gelangen