1828 / 198 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zur Anstellung einer gerichtlichen Untersuchung angezeigt wor⸗ den sei. Es sey der Post uumöglich ('), die Spur der ihr an= vertrauten Briefe zu verfolgen. Wenn ein solcher Brief am Orte seiner Bestimmung ankomme, werde er nicht im, mer dem Empfänger selbst, sondern oftmals einem Portier oder Bedienten eingehändigt, für dessen Treue die Post nicht einstehen könne. Uebrigens kämen dergleichen Beschwerden hoͤchst selten vor, und er mache sich anheischig, gegen einen Fall, wo die Schuld einen feiner Beamten treffe, deren zehn andere anzuführen, wo der Unterschleif durch Leute, die der Post völlig fremd waren, begangen worden sey. Herr v. Formon vertheidigte das Postwesen, und führte, zum Beweise, daß die gegen dasselbe erhobenen Beschwerden oftmals ungerecht n , ihn selbst betroffenen Fall an, wo er einen ihm durch die Post zugefertigten Brief mit Wechseln, nachdem er lange Zeit danach vergeblich geforscht, endlich in einem Packete nut Druckschriften des Staats Raths, wohin der Portier ibn aus Versehen gesteckt hatte, efunden habe. (Großes Gelächter. Eine Stimme: Dies ö daß Sie sich eben nicht beeilt haben, jene Druck schriften zu lesen. „Was ist,“ fragte der Redner, „die ge—⸗ heime Urfache aller diefer Beschuldigungen gegen die Post, Verwaltung? Ich kann mich nicht des Gedankens erwehren, daß hier nicht einige Persönlichkeiten gegen den Chef dersel= ben im Spiele seyn sollten. Die vorliegende so ist nicht die Post⸗ Verwaltung, sondern der Kaufmann, der die Wechsel einem unbekannten Inhaber ausgezahlt hat, dem Brief Absender verantwortlich.“ Herr Ben Constant fand es sonderbar, daß, nachdem dem Handelsstande aus der schlechten Verwaltung des Postwesens schon so mancher erwachsen sey, man der Kammer auch nicht die mindeste Hoff—⸗ nung zu einer Verbesserung derselben mache, obgleich die Klagen sich täglich erneuerten. Als der Redner bei dieser setzteren Acußerung unterbrochen wurde, fügte er hinzu: „Sie werden etwa doch nicht glauben, daß der Kaufmann in Or⸗ leans einen Brief mit einer bedeutenden Geldsumme absicht, lich hat verlieren lassen, um das Vergnügen zu haben, eine BVittschrift zu Überreichen 7 (Gelächter. Die Post Verwaltung verdient die Klagen, die oon allen Seiten wider sie erhoben werden. muß die Kammer um Verzeihung bitten, wenn ich mi mehr Lebhaftigkeit ausdrücke, als ich gewöhnlich u thun pflege, indessen will ich mich mäßigen, so viel 1 Wenn sch sehe, daß die Beschwerden unserer Kauf⸗ jute mit Verachtung zurückgewiesen werden, so kann ich mich eines Ausbruchs von Unwillen nicht erweh— ren, und muß es hoöͤchst seltsam finden, daß man uns Vertrauen zu einer Verwaltung zumuthet, welche das Brief⸗Geheimniß verletzt und sich zur Verbreitung von Schmaͤhschriften hergegeben hat. (Herr von Laboulane und andere Stimmen zur Rechten: die Ihrigen! Ja, ja die Ihrigen!) . nicht, daß Herr von Laboulaye über die Worte nachgedacht hat, die er so eben an mich richtet. Niemand kann behaupten, daß ich Libelle verschickt habe, und wenn Jemand dieser Meinung ist, so mag er es mir an⸗ derswo, als auf der Tribune sagen.“ Diese Erklärung er⸗ regte eine große Bewegung in der Versammlung, und eine Stimme zur Linken verlangte, daß Herr von Laboulaye zur ISrdnung verwiesen werde. Als Herr B. Constant bald darauf die Rednerbuͤhne verließ, ging Herr von Laboulaye quer durch den Saal auf ihn zu, und schien seine Ueberei= lung durch eine Entschuldigung wieder gut zu machen. Der Finanz ⸗Minister aàußerte , daß die Verwaltung sich die Beaufsichtigung des Postwesens möglichst angelegen seyn lasse; man solle endlich aufhören von einem sogenann⸗ ten schwarjen Cabinette zu reden, da er schon früher erklärt habe, und diese Erklärung jetzt wiederhole, daß es ein s Cabinet nicht gebe. (Mehrere Stimmen: Sagen Sie doch, nicht mehr gebe! „Es existirt nicht“, wieder, holte der Minister, „und mithin kann ein Unterschleif in demselben nicht vorgegangen seyn. Es wird stets schwer bleiben, ermitteln, ob ein solcher Unterschleif von Selten der * hörde, oder aber des Dieners, der einen Brief zur gegeben oder von der Post erhalten 2 begangen worden ist; ein leichtes Mittel, der Unter, chlagung vorzubeugen, ist, wenn man die Briefe chargirt und das doppelte Porto dafür erlegt. Von solchen chargit⸗ ten Briefen sind seit 19 Jahren kaum 19 verloren gegangen. Wenn ne Mißbräuche statt finden, so muß man si „und dadurch das Vertrauen des Publi- kums ju der ltung schwächen. Dies ist die wahre . 2 n Ja c qu not de Pampelune, in seiner Eigenschaft als —— Proeurator, hatte, daß in Detreff des vorliegenden

ittschrift anlangend,

Factums die erforderlichen Maaßregeln getroffen worden seyen, um dem Schuldigen auf die Spur zu kommen, wurde endlich die Eingangs erwähnte Bittschrift, dem Antrage der Commission gemäß, dem Finanz⸗Minister zugestellt. Die Beschwerde zweier Wähler des Departements der Ille und Vilaine, daß man sie an den letztern Wahlen nicht habe Theil nehmen lassen, wurde, nach einer Erklärung des an— wesenden Präfekten jenes Departements, 2 v. Curzay, dem Minister des Innern uͤberwiesen. Die Eingabe des Grafen v. Pfaffenhofen und einiger anderen angeblichen Glaubiger der Königlichen Familie, aus dem Jahre 1792, wurde, auf die Erklärung des Finanz⸗Ministers, daß der König bereits die Niedersetzung einer Commission zur Unter suchung der Anspruͤche Derer, die sich noch für seine Glaäͤu— biger ausgeben, angeordnet habe, durch die Tages-Ordnung beseitigt. Die Commission hatte auf die Ueberweisung an den Minister⸗Rath angetragen. Die übrigen Petitionen waren ziemlich unerheblich, und es wurde uber den größten Theil derselben zur Tages-Ordnung geschritten.

Paris 21. Jul. Dem Journal des Debats zufolge wird der Minister der auswärtigen Angelegenheiten seine Bade ⸗Reise schon in diesen Tagen antreten; er begiebt sich nach Karlsbad.

Der neue Englische Botschafter, Lord Stuart, ist gestern in aller Fruͤhe hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant Graf Curial liegt so bedeutend krank danieder, daß man an seinem Aufkommen zweifelt.

Das Journal des Debats bezeigt seine Freude darüber, daß der neue Preßgesetz⸗ Entwurf nunmehr auch von der Pairs⸗Kammer angenommen worden ist. „Am Schlusse jeder Sitzung“ sagt dasselbe, „wird die periodische Presse jetzt nicht mehr die uͤble Laune eines in seinen legislativen Berechnungen getaäuschten Ministers zu befürchten haben; die Censur wird sich nicht mehr uͤber die procentigen Renten und das Erstgeburtsrecht an den armen Zeitungen rächen, und die Eigenliebe eines mächtigen Mannes, der von der blutigen Geissel der Tribune eicht worden ist, wird sich fuͤr sechsmonatliche Verrechnungen und Beleidigungen nicht mehr durch einen sechsmonatlichen Despotismus zu trösten

suchen.“

Aus der im rnal des Dabats enthaltenen Erwiede⸗ rung auf den Brief des von Hippolyte Clausel, in welchem derselbe dem Minister des Unterrichts⸗

wesens anjeigt, daß weder er, noch die ihm untergebene Geistlichkeit fuͤr die Ausfuhrung der den Elementar- Unter richt betreffenden Verfügungen mitwirken können, theilen wir nachstehenden (gestern vorlaufig erwähnten) Auszug mit: Wir sehen hier, sagt das genannte Blatt, einen Bi—⸗ schof, der nicht nur für in erson das Beispiel des Un⸗ gehorsams gegen die Königl. Verordnungen giebt, sondern auch, sowest es bei ihm steht, die Pfarrer und Priester sei⸗ ner Diöbcese in seine Widersetzlichkeit mit hineinzieht. Wenn die Organisation des Unterrichts in das Ressort der politi⸗ schen Macht fallt und die Diener der Religion dabei nur als ein nützlicher Beistand auftreten können, der besonders für die Reinheit der Lehren Gewähr leistet, welchen Namen sollen wir dann diesem Wi eines Bischofs gegen die Befehle des Königs geben? „Die Geistlichen,“ sagt Bergier in feinem theologlschen Wörterbuche, „hängen in Civilsa vom Fursten ab, wie jeder andere Unterthan, und müssen sich jedem dn ee unterwerfen, das nicht dem Gesetze Gottes zuwlder ist. Sie sind verpflichtet, durch Beisplel und Lehre diese Unterwerfung zu verbreiten.! Die unvermeid⸗ liche Folge des Ungehorsams des Herrn Bischofs wird seyn, daß in seiner Dibcese der Elementar Unterricht der geistlichen Aufsicht entbehren wird. Der vom Maire ernannte und vom Rector betätigte Lehrer wird seine Schule eröffnen, wo⸗ hin alle die Eltern ihre Kinder schicken werden, welche die Erziehung derselben nicht der bischoflichen gkeit zum Gpfer bringen wollen. Das unbesoldete Lomit« wird ent⸗ weder unvollstandig bleiben, oder durch Stellvertreter ver= vollständigt werden, die nicht Diener der Neliglon sind. Es wird sein Amt ausüben, die Aufsicht wird gut, wirksam und

eligis e geistlich zu seyn, und wenn daben, 2 2 ein Berlust für die . Statt findet, so ist die Schuld davon nur der unklugen 2. * Vischofs zuzuschrelben.

n Brie

ournal des Debats und im Courier frangals liest, Deit einiger die 14 n

dem das sie in Ehambery finden, wo ein Pallast und Se⸗= —— Dummen ju Ihrer Verfügung gestellt sind, von der