1828 / 220 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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] vilegirten Wenigen eine Art von Unverschaͤmtheit gegen die

Die Nothwendigkeit davon em—

Menge ausuͤben duͤrfen. a Die Erlaubniß, welche

pfindet man in selavischen Ländern.

einer beguͤnstigten Klasse gegeben wird, ihre Nachbarn zu

beschimpfen, erzeugt im Laufẽ der Zeiten Vertrauen auf einer Seite und Niedergeschlagenheit auf der andern, so daß die

Nachtheile der Minderzahl aufgewogen werden. Wir zwei—

feln nicht daran, daß sich die Orangemänner von Irland uͤberzeugt fuuͤhlen (und diese Ueberzeugung ist eine richtige), daß, wenn die Verwaltung gegen sie und die Kathollken

unpartheiisch ist, die Emancspation nicht lange mehr vorent—

halten werden kann. Allein dies ist ein staͤrkerer Grund da— fuͤr, daß man die Gesetze gleich, als daß man die Verwal— tung partheiisch mache. . ;

In einem (von obgenanntem Blatte mitgetheilten) Schrei⸗ ben aus Paris finden sich folgende interessante Notizen: Die Begeisterung, welche hier wegen Griechenlands herrscht, ist sehr groß, und scheint unter allen Partheien auf gleiche Weise

empfunden zu werden; denn, indem die Franzosen Liebe fuͤr

Griechenland an den Tag legen, bezeichnen sie zu gleicher Zeit ihren Widerwillen gegen das Brltische Ministerium und freuen sich, eine so paßliche Gelegenheit zu ergreifen, um dasselbe so darzustellen, als widersetze es sich den Anspruͤchen der Menschlichkeit, sobald sein Interesse die Vernachlaͤssigung derselben erfordere. Da Hr. v. Chateaubriand, welcher als das Haupt der liberalen Royalisten-Parthei betrachtet werden kann, einer der eifrigsten Verfechter der Griechischen Freiheit ist, so finden wir zwei große jetzt vorherrschende Partheien die Liberalen und die liberalen Royalisten, welche über die Nothwendigkeit, Griechenland vollstaͤndige Freiheit zu ver⸗ leihen, ganz einer Meinung sind. Die wenigen noch ubrigen

Abdruͤcke der Flugschrift des Hen. v. Chateaubriand, welche im

Jahre 1825 unter dem Titel notes sur la Grece erschienen ist, sind mit Begierde aufgekauft worden, und obgleich manche Theile der geistigen Erzeugnisse des Verfassers (besonders die Erklaͤrung, daß eine von den großen Maͤchten, oder auch nur von einer derselben an die Türken gerichtete diplomati— sche Note den Sultan vermoͤgen wuͤrde, die Griechen frei zu lassen) durch die Ereignisse widerlegt worden ist, so wer— den dennoch seine allgemeinen Betrachtungen zu Gunsten der Griechen sehr gelobt und eifrig widerholt. Man sagt, und ich glaube mit Necht, daß große Bemuhungen statt gefunden haben, um die Regierung zu bewegen, keine Expedition nach Morga zu senden; und in den letzten wenigen Tagen haben die Minister alle Vorbereitungen zum Abgange derselben be— schleunigt, gleichsam um das Begebniß irgend einer That— sache, welche sie eines so schoͤnen Vorwandes, Truppen nach Griechenland zu senden, berauben wuͤrde, zu vereiteln. Hier wurde das Geruͤcht verbreitet, daß verschiedene Englaͤnder von Rang sich erboten haͤtten, den Zug als Freiwillige mit— zumachen. Dies ist nur zum Theil richtig; die Appllcanten bestehen groͤßten Theils aus jenen armen getaͤuschten Juͤng— lingen, welche vor einiger Zeit in Englaud von einem an— geblichen Griechischen Agenten ihres Geldes beraubt wurden, und jetzt mit Begierde danach streben, ihre urspruͤnglichen Absichten zu erfuͤllen; indessen vernimmt man, daß kein ein— ziger Englaͤnder an der Expedition Theil nehmen darf, we— der als Freiwilliger noch auf andere Weise. Was das Ge— ruͤcht betrifft, daß Lord Eochrane die Expediton begleiten werde, so halte ich es fuͤr ungegruͤndet; jedoch ist nicht zu vergesselt, daß er wahrend der verschiedenen Perioden seines Aufenthaltes zu Paris häufige Conferenzen mit Personen

hatte, die in Bezug auf die Griechische Sache bei der Regierung

. Aufmerksamkeit.

von Einfluß sind, und daß man, wie es scheint, seinen Mei— nungen große Achtung beweis't. Se. Gnaden hat nie die Sache verlassen, deren er sich so eifrig angenommen; allein man hat Grund zu fuͤrchten, daß Unvorsichtigkeit ihn der pecuniären Mittel, den Griechen Dienste zu leisten, beraubt hat. In der That ist er, wenn wir den allgemein im Um⸗ lauf stehenden Erzählungen Glauben beimessen wollen, mehr als einmal in Geld-Verlegenheit gewesen, sogar in Betreff seines Haushaltes, welcher doch immer mit der strengsten Ruͤcksicht auf Oeconomie verwaltet wurde. Die jetzige Regierung nimmt sehr an Staͤrke zu, und wenn sie nur fort⸗ faͤhrt, dem offentlichen Gefuͤhle nachzugeben, so wird sie wer⸗ den, was Hrn. Cannings Verwaltung war, als der Tod seine Laufbahn endete, und England von Neuem der Politik eines Sidmouth und Castlereagh unterwarf. Die Franzoͤsi⸗ schen Minister beschraͤnken sich nicht auf die Emporhebung der Armee und Seemacht, auf die Verbesserung der Aufla⸗ gen und auf die Vergrößerung der Einnahme, sondern sie widmen auch der Art, auf welche die Criminal“ und Civil⸗ Gesetze vortheilhaft geaͤndert werden koͤnnen, die gebuͤhrende Die furchtbare Vermehrung der Ver⸗

wie es scheint, schon

Jeder, welcher

brechen eine Vermehrung, welche oft die Zahl der Ver— brechen von einem Jahre zum andern verdoppelt hat sie veranlaßt, den Ursachen nachzuforschen, und sie haben dies, S6 scheint, wirksam gethan. Die Ueberfuͤllung der Gefangnisse, die ruͤcksichts lofe Vermengung der Ver— brechen, der Mangel an Elementar-Schulen dies sollen die Hauptursachen der Vermehrung der Verbrechen seyn. Ueber einen Punkt scheinen Alle“ hier uͤbereinzustimmen, naͤmlich uͤber die Nutzlosigkeit oͤffentlicher Hinrichtungen, selbst da, wo es die Bestrafung einer Mordthat gilt. Ein

. Gelegenheit gehabt hat, einer Execution in Paris beizuwohnen, wird die herzlose Leichtsinnigkeit und Gleichguͤltigkeit bezeugen, welche bei solchen traurigen Gele— genheiten obwalten. Die Zahl der Frauen, und zwar von sehr anstaͤndigen Aeußern, ist gewohnlich viel großer als die der Manner, und man wuͤrde eher meinen, die Ceremonien seyen bestimmt, irgend ein freudiges Ereigniß festsich zu be⸗ gehen, als den letzten truͤbseligen Kampf eines ungluͤcklichen Verbrechers zu bezeichnen. Alle Weinladen in der Nachbar⸗ schaft sind mit Arbeitern gefuͤllt, welche gewoͤhnlich ihre Ar— beit verlassen, um bei solchen Veranlassungen zu zechen. Kuchen, Limonade und Erfrischungen verschledener Gattung, werden unter der Menge herumgereicht, die sich uͤber jede Art von Scherz amuͤsirt, ohne den Leiden ihres Mitmenschen eine einzige Betrachtung zu schenken. Bei einer Hinrichtung, welche vor einem oder zwei Jahren stattfand, brach die ganze Versammlung in demselben Augenblicke, wo das To—

desbeil auf den Hals des Verbrechers fiel, in ein schallendes

Gelaͤchter aus, weil ein Weib, nicht auf das, was vorging, merkend und nur auf den Verkauf ihrer warmen Kuchen bedacht, mit gellender Stimme ihr „Gateaux de Nanterre“ ausrief.

Der Neubau und die Aenderungen im Apsley House, der Wohnung des Herzogs von Wellington, sind so bedeu⸗ tend, daß sie nicht unter zwei Jahren vollendet werden duͤrften.

Einem Geruͤchte zufolge soll Sir John Gore dem Con, tre-Admiral Gage, welcher wegen Kraͤnklichkeit nach England zuruͤckzukehren wuͤnscht, im Tommando der Ost⸗Indischen Seemacht folgen.

Die Voraussagungen einer im ganzen Lande mangelhaf⸗ ten Erndte scheinen bedeutend, und vielleicht mit Absicht, uͤbertrieben worden zu seyn. Obgleich feuchtes Wetter allge⸗ mein war, so braucht man doch nicht zu fuͤrchten, daß Eng— land, Schottland, Irland sowohl als auch Frankreich und der ganze uͤbrige Continent keine mittelmaͤßige Erndte haben sollten. Die Speculanten, meint der Sun, haben der Sache zu viel gethan.

Ueber die Arbeiten des (kuͤrzlich erwahnten) Polizei⸗ Ausschusses äußert sich die Morning, Chronicle in folgender Art: Die dem Polizei⸗Ausschusse vorgelegten Zeugnisse muͤs⸗— sen zu dem Glauben berechtigen, daß die Schlußfolgerung desselben: die Polizei sey zur Beschuͤtzung des Eigenthums vollig unzureichend, nur zu fehr in Wahrheit beruht. Unter andern hat ein Advocat dem Ausschusse einen Wink uber das gegeben, was er zur Verbesserung der Polizei fuͤr noͤthig erachtete. Er erlaͤutert auf eine sehr freie Weise den Satz, daß die Polizei gegenwartig dabei interessirt sey, das Verbrechen aufzumuntern, und er fuͤhrt die Bemerkung eines sehr faͤhigen Beamten an, welcher seine Aufmerksamkeit auf die beunruhigende Ueberhandnahme der Diebstähle seit einiger Zeit lenkte und äußerte, weder Advocaten noch Beamten duͤrften Etwas beklagen was so sehr zu ihrem Vortheile diente. Vor langer Zeit schon sagte Hobbes, die Menschen haͤtten immer ihre Pflicht gegen das Publikum verkannt, indem sie auf Nichts geson— nen haͤtten, als auf ihre besonderen Interessen. Wir haben eine sonderbare Bestätigung in der vorher angefuͤhrten Aus— sage des scharfsinnigen Zeugen gefunden. Advocaten, meint er, sind gewohnt, bei ihren Gastmaͤhlern auf „die ruhmvolle Ungewißheit der Gesetze“ und auf „mehr Klaͤger und mehr Beklagte“ zu trinken. Die Polizei⸗Beamten haben ebenfalls wichtige Beweggruͤnde, um , die „ruhmvolle Ungewißheit der Ueberfuͤhrungen“ zu trinken.

Die Mr e, . folgenden Artikel: Nach der An— gabe des Hrn. Caͤsar Moreau wurden aus Großbritanien Wollenwaaren ausgefuͤhrt in den Jahren 1817 bis 1622 zum Werth von 40,227,744 Pfd. Sterl. und in den Jahren 1823 bis 1327 zum Werth von 34,360,595 Pfd. Sterl. In der ersten Epoche existirte das Huskissonsche Syhstem nicht. wohl aber in der zweiten. Es ergiebt sich daher eine Bilanz von 5,867, 145 Pfd. Sterl. zu Gunsten des alten Systems. Welche wohlthaͤtigen Folgen hat nun die Erniedrigung des Einfuhrzolls auf fremde Schaafwolle fuͤr das Land gehabt?

In der ersten Periode expoatirten wir Wollenwaaren zum