1828 / 232 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Handel und Schiffahrt. Ganz Europa richtet mit der groͤß⸗ ten Aufmerksamkeit seine Blicke auf üns. Es kennt die losigkeit, die am Bord eines Englischen Kriegsschiffes die Verweisung unseres erhabenen Fürsten Dom Miguel J. decretirte; es weiß, daß dieselbe Treulosigkeit die beleidigende Verbannung Ihrer Aller getreuesten Majestät, der erhabenen Donna Carlotta Joaquima von Bourbon, aussprach, und Dom Miguel von Portugal nach Wien versetzte. .. Zu den Waffen Portugiesen! Zu den Waffen! Gott wird Schrecken uͤber unsere Feinde verbreiten, unsere Waffen be— schuͤtzen, und uns Kraft verleihen, um die ruchlosen Cohorten des hochmüthigen und ketzerischen Albions nach ihren verru— fenen Inseln zuruͤckzutreiben.

t alien.

Chamb éry, 16. August. Der Prinz und die Prin⸗ zessin von Carignan sind am 19ten hier angekommen, nach- dem sie Tages zuvor über den kleinen St. Vernhard gegan—

en. Dle Einwohner hatten die Wege so sorg faltig gebes—

daß die hohen Herrschaften nicht auszusteigen brauch ten. Der Prin ist in den Thäͤlern der Tarantalse von den Bergbewohnern y worden; eine Ehrengarde, die ihn am Fuße der Alpen erwartet hatte, geleitete ihn bis nach Moutiers. Gestern wohnten JJ. M. M. der Messe in der Metropole bei. Der König hatte den Erjbischof be= nachrichtigen lassen, daß er den Prinzen von Carignan gleich ihm in das Gebet einschließen möge. Diese Ehre ist nur bei den Prinzen Üblich, welche das Prädikat Königl. Hoheit ha— ben. Ein reicher Grundbesitzer, Herr Bastion de Frangy, hat den Jesuiten von Chambery die Benutzung seines herr lichen bei Rumilly gelegenen Schlosses angeboten, das wäh⸗ rend der Ferien den Zoͤglingen der Vater einen angenehmen Aufenthaltsort mm wird.

Türkei und Griechenland.

Das Diario di Roma enthalt folgende Correspondenz⸗ Mittheilungen:

Korfu, 16. Juli. Ibrahim-Pascha hat seine Abreise oͤffentlich bekannt gemacht und die Griechen aufgefordert, in sein Lager zu kommen, um die Pferde und andere fur die Einschiffung schwierigen Gegenstände zu kaufen. Er soll den Admiralen der verbündeten Machte angezeigt haben, daß drückender Mangel an Lebensmittel ihn zwinge, sich von den Feldern Morea's mit Gewalt Vorrath zu holen; man solle diesen Akt der Noth nicht mißdeuten. Die Admirale sollen ihm darauf die Einfuhr einer Quantität Mehl und Zwieback fur das dringendste Bedürfniß, aber unter der Bedingung gestattet haben, daß er Morea räume. ;

vom 23. ß. Wir haben die Nachricht erhalten, daß 25 Schiffe, die aus Alexandrien kommen, und sowohl

Lebensmittel als Verstärkungs⸗Truppen bringen, in den Ha— fen von Navarin eingelaufen sind. ) Auch erfahren wit, daß Ibrahim⸗Pascha nach den Feldern von Morea Truppen ab⸗ geschickt hat mit dem Auftrage, das Getreide abzuschneiden und das Vieh fortzutreiben, wobei einige Griechen getoͤdtet worden seyn sollen. Auf diese Nachricht segelten der Engl. und Franz. Vice Admiral am 19ten d. M. aus unserem

afen ab, und nahmen mit sammtlichen unter ihren Befehlen

Schiffen die Richtung nach Navarin. Mit Ungeduld erwarten wir nähere Nachrichten)

Velll Bey, ein durch seine Tapferkeit berühmter Albane⸗ ser⸗Hauptmann, ist an der Spitze von 89099 Mann gegen Arta marschirt und hat sich nach einem mehrstündigen Gefecht der Festung bemächtigi, in der er den Bey gefangen nahm. Er schickte darauf seinen eben so muthigen Bruder mit

er 600, p00 Ventel (ungefähr 1 Million Tuͤrkischer Piaster

zeugen nieder, ohne jedoch 2 die genaue Richtigkeit man⸗ cher derselben burgen zu wollen. In einzelnen Theilen die= ser Schilderung wird man noch das Gepräge der allgemeinen Unruhe wieder erkennen, die eine natuͤrlich Folge der unter unsern Augen vorgefallenen Unordnungen war. Am 9. Juni des Morgens brachen die ersten Unruhen

im Quartier des Zten Deutschen in St. Christophe kasernir⸗ ten Bataillons aus. Schon seit einiger Zeit hatten die Sol⸗ daten uber die strenge Disciplin, und die entehrende Steck- strafe gemurrt; einige forderten ihre Freiheit, weil sie ihre bestimmten 4 Jahre ausgedient hatten; die meisten verlang⸗ ten eine tägliche Gehalts-Zulage von 40 Rees, welche die

rlander mehr bekamen als 6e. Andere wollten Deutsche

ffielere an ihrer Spitze haben; kurz ein Jeder fand Gr um sich zu beklagen. Ein solcher um Aufruhr geeignet. Zustand bedurfte nur den geringsten Vorwand, um in volle Flammen auszubrechen. Am ten Juni bei der Fruͤh⸗Parade forderte ein Soldat, der zu 59 Stockschlägen verurtheilt worden war, weil er in der Nacht einen Lieutenant des 2ten Bataillons der die Ronde machte, nicht erkannt und ange⸗ rufen hatte, ein Kriegsgericht, ehe man zur Execution der ihm dictirten Strafe schritte. Als ihm seine Forderung förmlich abge⸗ schlagen ward, wider etzte er sich auf das lebhafteste, so daß man ihn nur mit großer Anstrengung seinem Gesängnisse entreißen konnte. Als man ihn bis auf den Executions Platz gebracht hatte, ward er gebunden und der Befehl ertheilt, die ihm früher juerkannten Siockschläge zu verffnffachen. Bei dem A10ten Schlage bat ein Capitain des 2ten Bataillons den Major, einhalten zu lassen, was auch auf der Stelle geschah. Doch dieses Schauspiel hatte schon zur Empörung gereizt. Mehr als 109 Soldaten, die dem Veisplei ihrer Rameraden ge⸗ folgt, und nach der Parade ruhig geblieben waren, geriethen plötzlich in Wuth, und liefen in Masse, unter lautem Hur rah-Geschrei, gerade aufs Schloß zu, um ihre Klagen dem Kaiser selbst vorzubringen. Se. Majestät befahlen ihnen, sich sogleich in ihre Quartiere ju begeben, mit der Versiche⸗ rung, daß ihre Beschwerden, wenn sie gegruͤndet befunden würden, beruͤcksichtigt werden sollten, daß aber eine so zahl. reiche Deputatlon den Charakter einer Empörung an trüge. Zwei Drittheile des Bataillons, die an dem Auf— stande keinen Antheil genommen hatten, erhielten unverzüg⸗ lich den Befehl, sich der Rebellen zu bemächtigen. Der Militair - Oberbefehlshaber begab sich auf der Stelle ins Quartier des 2ten Bataillons, um den Aufstand zu dämpfen. Seine Gegenwart stellte zwar die Ruhe wieder her, aber nur auf kurze Zelt. Nach Tische stieg, mir geistiger Ge⸗ tränke, die Exaltation der Rebellen so h sie deschlos⸗ sen, auf Plunderung auszugehen. Die Haäuser des Majors und des Quartiermelsters wurden zerstört, das Hausgeräth ward zerbrochen und verbrannt, und mit genauer Noth gelang es den beiden Offieseren, der Wuth der Empörer ju entk die äbrlgen Gffictere des Batalllons, deren Stimme nicht mehr gehort ward, wurden dle Schlachtopfer ihrer Treue. Zwei Capl⸗ lane sind schwer verwundet, und der Oberst LHeste blieb wäb⸗ rend des ganzen Aufruhrs auf seinem Pesten, resignirt, unter den Säbelhieben und Bayonetstichen seiner zahlreichen von Rache und Wein trunkenen Soldaten seinen Tod zu finden. Während des Nachmittags batte sich der Schau. platz der Empörung nicht über die Grenzen der Kasernen ausgedehnt, abgesehen von dem was n den Wehnungen des Majors und des Quartlermeilsters geschehen. Abends nach dem Zapfenstreich schien Alles ruhig geworden zu seyn, bis die Autunft einer geringen Anzahl Irlander vom Iten

Stunden in der Nacht den Lurmen wieder erneuerte.

1000 Mann nach dem Lager Reschid⸗Pascha's ab, von dem 37 arasslon, das im Lager zu St. Anna stand, während ei⸗

verlangt; im Falle einer abschlägigen Antwort werde er Arta und Prevesa, gegen 4 2 eben ziehe, He. chen verkaufen. Er hat auch in der That Prevesa ange= griffen und sich der Stadt bemeistert, und erwartet nun den Erfolg seiner Sendung an Reschtd⸗Pascha.

Brasi lien.

Der zu Rio-⸗Janeiro erscheinende Courler du Bresil ent⸗ hält im Blatte vom 14. Juni folgende Darstellung der da— selbst stattgehabten Unruhen: J

Die Hauptstadt Brasiltens ward in dieser Woche in die beängstigendste Unruhe versetzt. Noch haben sich die Ein⸗ wohner von dem Schrecken und der Bestürzung kaum er⸗ belt welche von dem gleichzeitig ausgebrochenen Aufstand 2 Deutschen und Irländischen Bataillone, die endlich am 1 durch kraftvolle Maaßregeln der Regierung unterdrückt wur verkreitet worden war, und noch zitternd vor Furcht schreiben wir die Thatsachen nach den Aussagen von Augen,

Verol. Nü. 222 der Statt Zeiteng.

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Morgens sehr frübe landeten mehr als Quartier von St. Christophe. Nun der ganzen Umgegend; Dieb⸗ stahl, Planderung und Mord folgten sich mut einer fürchter⸗ lichen Schnelligkeit. Alle dem Quartier nahgelegenen Häuw ser wurden verwüstet; um Säcke mit Geld, welche die Sol—⸗ daten des 2ten Vatalllons, die sich fortwäbrend geweigert batten, an den Diebstählen Theil zu nebmen, in der Woßh⸗ nung des Quartiermeisters n e , e, hatten, kämpften die Irländer unter sich mit Säbelbieben, und massakrirten die Soldaten des 2ten Vatalllons, die sich ihrem blutigen Raube widersetzten. = Nachmittags war ganz St. Christophe mit Ausnahme des Schlosses und der Kaserne der leichten Artillerle einer Wüste gleich. Der Anblick sliebender Familien verbreitete Entscen in der Um)hegend; Jeder bewaffnete sich, um vor den Empörern zi schutzen, und von diesem Augenblick

3 109. Juni 2509 Irländer vor dem verbrestete sich der Schrecken in

Beilo 9e