1828 / 237 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ral, Administrator der konsiscirten Guter ernannt. Der

nach Perto. gesandete Prevotal- Gerichtshof ist sehr thätig, bereits soll das Eigenthum von 263 Personen

unter Sequester gestellt seyn. Der Advokat, welcher

die Studenten von Coimbra vertheidigte und verhaftet

wurde, ist bald darauf gestorben. Die Französische Kriegs Brigg „Faucen“ ist gestern in dem hlesigen afen eingelau⸗

fen und bringt dem Herrn Lecoupé seine Ernennung zu An—

fuͤhrer des Geschwaders. Unter den verhafteten ausgezeich- neten Personen, deren Prozeß instruirt wird, bemerkt man

den General Claudino.

Türkei und Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung enthalt im nenesten Blatte nach⸗ stehendes, mit den zuletzt von ihr gegebenen (gestern mitge⸗ theilten Nachrichten aus Konstantinopel in starkem Wider⸗ spruche stehendes Schreiben:

Konstantinopel, 19. Aug. Seit dem beschlossenen Ausmarsche des Großwessiers nach Adrjanopel hat unter den Muselmännern so zu sagen eine neue Aera begonnen, und es scheint in der That eine merkwürdige Sinnesanderung bei allen Gegnern des Sultans und seiner Reformen einge treten zu seyn. Was hiezu am meisten beitrug, war das Venchmen der Ulema's, die vielleicht von den Reformen des Sultans für ihre Kirchenguͤter mehr zu fürchten haben, als von einem entscheidenden Siege der Russen. Allein sie bewähren sich bei der jetzigen Krisis als ächte Rechtgläubige. Einer der Redner entwickelte am 5. dis, beim Schlachten der Opferthiere im Pfortenpallaste, als die Roßschweife des Sroßwessiers aufgesteckt wurden, mit vielem Wortreichthum ihren Wahlspruch, der nichts Geringeres ist, als den Mu. selmännern als Gottes Stimme zu gebieten: Etz t. o der nie den Kampf für ihren Glauben zu beginnnen! Zugleich ermahnte er das Volk, allem innern 3wist zu entsagen und sich dem Dienste des Glaubens und os Reichs zu weihen. Dem Anschein nach wurde dieser Zuruf mit großem Enthu, siasmus aufgenemmen, und die Pforte rechnet nun fest auf die est‚tßzung aller Volksklassen. Auch ist die Zuͤrückbe⸗ rufung des ehemaligen Reis- Effendi's aus der Verbannung ein Zeichen, daß die Reglerung die versßhnen sucht. Bekanntlich ward er als vermeintlicher Freund der Janitscharen verbannt.

Aus Sem lin vom 21. August meldet dleselbe Zeitung Folgendes: Aus Bosnien lauten die Nachrichten fortwah⸗/ rend beunruhlgend. Dle Insurgenten von Sarajevo haben die übrigen Städte der Pslorinz aufgefordert, mit ihnen ge meinschaftlich Sache zu machen, und den Augenblick zu be— nutzen, we die Pferte mit Nußlaud im Kriege ist, um sich von der Tarkischen Oder Herrschaft frei zu machen; sie deu, teten dabel auf ein Einverständniß mit den Serviern hin. Obgleich nun die Servier, durch andere Interessen als die Dosnter geleitet, sich leicht bestimmen könnten, sich gegen die Pforte aufzulchwen, so ist doch auch andererfeits z ver, muthen, daß sie bei den langsamen Operationen der Russi⸗ schen Armes, der Anwesenhelt so starker Turtlscher Besatzun⸗/ gzn in den Servischen Feßungen, und der Vesorgunsß, sich spater allein überlassen und der Rache der Türken blos gestelit zu fehen,

solchen Anstalten zu widmen pfiegen,

Partheien im Innern zu

sich noch vor der offenen Erklärung des Ausstandes scheuen werden, falls 2 Mit wit kung ihrer Gt anz Nachbarn ju Bosnien nicht ganz sicher sind. Die Jnusurgenten in Sarajevo haben statt des abgesetzten Wessies. Abdurahman Pascha (der nach! der aeschlosfenen Uchereinkunft sich nach Travnlt zurückziehen sollte, es jedoch nicht wagte, sich dort u deten, sondern sich nach der Festung Jusla unter den Schutz eines alten Kriegsgefährten begab), einen Stellvertreter erwählt, der Kinem Amte mit zraßer Festigkeit vorsteht. Er soll die NRadele führer des Aufstandes 6 . den größten Thell er Truppen nach Hause zu schicken, das Land aber so zu organssiren, daß mit größter Schnelligkelt ein ansehn⸗ liches Truppen Corps jusammengezogen werden und nöthigen⸗ salls das allgemeine Aufgebet in Wirksamßelt treten kenn Er sucht der Insurtectlon durch alle möglichen Mittel Kraft zu Zeben, vernachlässigt aber auch nichts, den Augenbläck zu Wltsernen, we die Pfert sich Bewegen sehen könnte, ihrein Anseben mit Gewalt Nachdruck zu geben. Zu dlesem Ende al er einen Elldeten nach Konstantinopel Zeschicht um dem Greßherrn Entschuldigungen über das Vorgefallen. luäsmachen, und lhm den von dem abgesetzten Wessit Abdu' rabman. Pascha den Rebellen bei chluß der Ueberelnkunft ausgestellten Rey ers zu übergebe Irin er bekannte, sich dez größten Erpyressuugen gegen Einwohner Vognlens erlaubt zu baden.

Vergleiche R. 223 der Staat 3eltung.

Ein Schreiben aus Corfu vom 4. August (ebenfalls in der Allgemeinen Zeitung) meldet: inn im⸗Pascha, welchem neulich aus Alexandrien, und selbst aus zant?, frische Lehens⸗ mittel zugekommen sind, scheint noch nicht an die ver sprochene Räumung von Morea zu denken. Nach Briefen aus Janina sollen sich die Albanesischen Tuͤrken, welche Ibrahnm ver lie- ßen, bei ihrem Auszuge aus Morea mit den Besatzungen der Kastelle von Lepanto geschlagen haben, und in den Besitz eines derselben gekommen seyn.

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Berlin. Von dem Curatorjum der hiesigen Gewerb⸗ Schulen ist folgende Aufforderung l worden: An Freunde des Schulwesens und der Natur—

*. Wissenschaften.

Ein zweckmäßiger, dem Geiste unserer Zeit angemesse⸗ ner Unterricht der Jugend in den sogenannten Mittel Schu— len, ist ein mit jedem Tage immer mehr anerkanntes Be— dürfniß, dessen Befriedigung sich hauptfächlich eine mangel- hafte Vorbildung derjenigen, welche sich dem Lehrfache an hemmend entgegenstellt. Selten haben die Hulfslehrer solcher Schulen die höheren Klassen eines Gymnasil oder einer guten Buͤrger⸗Schule be⸗ sucht; noch seltener haben sie die Fertigkeit erlangt, durch Selbststudium sich wester zu bilden und für ihr wichtig es Amt geeigneter zu machen. Dazu kommt, daß es ihnen theils an Gelegenheit, theils an Müteln fehlt, sich in denje⸗ nigen Wissenschaften, welche hauptsachlich von höchst wichtigem Einfluß auf das Volks-Schulwesen sind, dergestalt zu he⸗ festigen, daß sie die Jugend zu einer zweckmäßigen Aneig⸗ nung der wesentlichsten ünd unenthehrlichsten, Kenntnisse aus denselben anzulelten vermögen. Wir rechnen hierher beson⸗ ders Mathematik, Naturkunde und Technologie, deren Ein, fuͤhrung in das Leben gewiß für alle Sphären des burgerli⸗ chen Verkehrs von der gröpten Wichtigkeit ist, und die doch nur durch Schulen der Art eigentlich erst en Gemeingut Aller werden können. Welche Gelegenheit zeigt sich aber dem Huͤlfslehrer auf diesen Schulen zur Erweiterung der mangelhalten Kenntnisse, die er in sein Amt mitbringt? Die aeademischen Vorlesungen uͤber diese Gegenstände setzen Vor⸗ kenntuisse voraus, die den meisten Subjecten, von denen hier die Rede ist, abgehen. Andere mehr populaire Vortrage sind zu sehr auf die Ausbildung dieses oder . Standes oder Gewerbes berechnet, als daß sie dem olks⸗Schullehrer zu⸗ n konnten, dem es um eine faßliche allgemeine Uebersicht alles Wissenswürdigen und ins Leben Ein reifenden zu thun ist. Außer dem fallen diese Vortrage ewöhnlich in eine Tageszeit, in welcher der Lehrer einer Buürger⸗ chule seinem Geschafte obliegen muß. Oft sind sie ihm auch zu kostspielig, da sein kargliches Einkommen ihm nur nothduͤrftige 85 * sichert, und er sich die Kosten elnes Collegil durch Nebenarbeiten erst er⸗ schwingen müßte, dle den Thell seiner Mußezelt, welcher der Selbstbildung gewidmet seyn soll, noch mehr beschrän⸗ ken würden. er also für das Hell der Jugend sorgen will, muß bel den Lehrerin derselben beginnen, und bedacht seyn, daß sie nicht nur Gelegenheit finden, sich mer mehr fur hren hochwichtigen Beruf auszubilden, son⸗ dern auch di Mittel erhalten, diefe Gelegenheit zweckmä— ßig benutzen zu können. ;

In Begehung auf den ersten Punkt ist zum Theil schon durch die auf der Gewerb⸗Schuse eingerichteten außerordent⸗ lichen Verlesungen gesorgt, die außer der gewöhnlichen Schul⸗ zeit durch die Herren Klöden und Woͤhler gehalten werden, und sich schon mehrere Jahre als so nätziich bewahrt haben, . es wuͤnschenswerth wird, dieser Einrichtung eine noch . * Ausdehnung zu geben; wozu auch nicht nur die Lehr“ raft der Gewerb-Schule, sondern auch des neu begründeten Cöͤllnischen Neal Gymnasil eine erfreuliche Aussicht eröffnen, lndem belde Lehr,Anstalten durch die liberal? Ausstattun) mit Lehrmitteln jeder Gattung von Seiten der Commune in den Stand gesett sind, durch Vorlefungen der Art ihre Wirk, samtelt auch auf diejenigen auszudehnen, 22 neben ih⸗ ren buͤrgerlichen . auch der ei, stlichen Er, kenntniß in den Stunden der Muße hr Qutereesse schenken und 4 Gegenstaͤnde belehren wellen, deren Erfor, schun

f vebens⸗Verhältuiß nützlich und angenehm sst.

f Welse rästen die gedachten Anstalten nicht

nur durch den gewöhnlichen Unterricht unter ihren Schůu⸗ lern manchen kunftigen Lehrer der Jugend mit denjenigen Kenntnissen aus, welche zu selnem kunstigen Berufe höchst nothwendig sind; sondern sie eröffnen auch durch diese außer⸗ ordentlichen Vorlesungen den schon angestellten Lehrern an

den mittleren Bürger Schulen die- beste Gelegenheit