1828 / 305 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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z ur Allgemeinen

Preuß ischen Staats-Zeitung Nr. 306.

Sie wurde sehr gnaͤdig aufgenommen und beschenkt. Es hat sich abermals gezeigt, wie nuͤtzlich die Hagelstangen sind. In der Provinz Asti im Bezirk Arozzo wuthete kuͤrzlich ein furchtbares Hagelwetter. Es verwuͤstete die ganze

Weinlese auf den nicht mit Hagelstangen versehenen Wein- garten, waͤhrend die benachbarten gesicherten ganz unverletzt

blieben. . Spanien.

Die Quotidienne meldet aus Madrid, unterm 23. Det. ): Der General-Lieutenant, Vicomte Gudin, ist ge⸗ stern mit seinem Generalstabe, und von 15 Lanziers beglei⸗ tet, hier angekommen. Der Franzoͤsische Gesandte, Graf v. St. Priest, und der Lieutenant von Madrid, waren ihm entgegengekommen. Der General-Capitain Caro und der Gouverneur von Madrid, Lignan, waren durch Krankheit abgehalten. Nachdem der Vicomte bei Herrn v. St. Priest ein Fruͤhstuͤck eingenommen, verfuͤgte er sich in seine Woh— nung, zu dem Herzoge von Medingceli. Der Chef des Ge— neralstabes, und die anderen Ober⸗Offiziere wurden bei Spa— nischen Granden einquartiert. Die Anwesenheit des fremden Militairs hat keine Unruhen veranlaßt. Nur ein Franzoͤsi⸗

scher Offizier, der von einem Steine, den Kinder ohne Ab—

sicht geworfen hatten, am Beine getroffen wurde, und eine Gruppe von mehreren Spaniern, die auf der Straße stan— den, fuͤr die Urheber hielt, veranlaßte einen Streit, der jedoch bald beigelegt wurde. Die erste Franzoͤsische Colonne, aus dem gten Infanterie,, dem 13ten Lanzier-Regimente, und dem Aten Artillerie-⸗Bataillon bestehend, ist am Dienstage, dicht am Thore von Atocha, nach dem Alcala-Thore hin vorbei⸗ marschiert; von dort ging sie nach der Fuente Castellana, um den Weg nach Fuencarral einzuschlagen. Gestern marschirte die 2te Colonne, zu welcher das 15te Infanterie-Regiment, eine Ar— tillerie⸗Lompagnie von 6 Stuͤcken Geschuͤtz und der General nebst seinem Stabe gehorten, in derselben Richtung, und heute die dritte Colonne ebenfalls unter unsern Mauern vor— uber. Als der General Gudin gestern in Madrid einritt, und die zweite Colonne vor den Thoren defilirte, ruͤckte der Kriegs-Minister, Marquis von Zambrano, an der Spitze der Cavallerie und Artillerie der Königl. Garde aus, um sie ma— noenvriren zu lassen. Ueber die neuliche Verhaftung des Grafen Villamar sind nahere Nachrichten eingegangen. Er ist von dem Fort San Sebastian nach Cadix geschickt wor— den, von wo er am Bord der Fregatte „Casilda“ nach Ha— vana, seiner Heimath, absegeln wird. Er hat den General— Capitain von Cuba, Vives, wegen Geld-Verschleuderung an— geklagt. Dieser hatte einen gewissen Castellanos, der gleich⸗ falls aus der Havana gebuͤrtig ist, mit seiner Vertheidigung beauftragt; auch dieser wird auf derselben Fregatte zuruͤck⸗ kehren. Es ist noch immer von einer Anleihe in England die Rede, wofuͤr man dort die Einnahmen einiger Staats— Revenuͤen als Garantie verlangt. Der Ertrag des Tabacks kann nicht dazu bestimmt werden, indem die Regierung durch einen vor 3 bis 4 Monaten abgeschlossenen Vertrag ei— nen Theil dieser Staats- Einnahme dem Pariser Ban— quier des Spanischen Hofes fuͤr seine dortigen Geschaͤfte

Uberwiesen hat. Graf Espana soll in Barcelona eine Verschwoͤrung gegen feine Person, gegen den General

Monet, und einige andere Ehefs der Garnison entdeckt, und die, naͤheren Umstaͤnde der Regierung berichtet haben. Das Ministerium hat von dem Director der Tilgungs⸗Kasse eine genaue Angabe der Obligationen der Koͤnigl. Anleihe und der bestaͤndigen Rente, welche im Auslande circulirt, so wie einen detaillirten Bericht uͤber alle Finanz ⸗Operatio⸗ nen der Anstalt, und uͤber die Huͤlfsquellen verlangt, aus denen er neue Unternehmungen bestreiten will. Herr von St. Priest macht in dem Hotel des Herzogs von Frias, wo er wohnt, große Vorbereitungen für ein glaͤnzendes Fest, das er am 4. November, als dem Namenstage seines Sou— verains, geben will. In Havana befinden sich viele Ne⸗ ger von gekaperten Schiffen, welche, der Landessprache un— kundig, und in keinem Gewerbe erfahren, der Eolonie zur Last fallen. Auf den Bericht des General“ Capitains der Insel hat daher die Regierung beschlossen, daß alle diese Neger auf Kosten der Eigenthümer der gekaperten Schiffe

Im vorgestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung sind bereits Nachrichten vom 27. Det. mitgetheilt worden, worguf wir hier⸗ mit verweisen.

nach Spanien geschickt werden sollen. Dieser Befehl ist al— len Ministern zugesendet worden. Was . . . ungluůcklichen Schwarzen machen will, ist nicht bekannt. In den Gebirgen zwischen Valencia und Murcia hat sich der Haͤuptling einer Räaͤuberbande, Pastor, gezeigt; er fängt mit den Seinigen die Reisenden ein, um von den Angehoͤri⸗ gen derselben Löͤsegelder zu erhalten. Ein Einwohner von Drihulla, Namens Don Pedro Portillo, hat sich mit 10,900 Franken loskaufen muͤssen. Dis Regierung laßt ihn aufsu⸗ chen und verfolgen. ; . K

Ein Schreiben aus Konstantinopel vo tt. (in der Allgemeinen Zeitung) meldet: Sie n ten, die hier unaufhdrlich in Umlauf gesetzt werden, lassen bis jetzt noch die Vortheile vermissen, die gewohnlich mit dem Siege ver⸗ bunden sind, und die Großen des Reichs theilen bisher die sanguinischen Hoffnungen nicht, von denen der Großherr und die niederen Volksklassen durchdrungen sind. Auch in Pera kann man sich nicht überreden, daß die Gefahr so ganz ver— schwunden und die Pforte in eine bessere Stellung versetzt sey, als sie bei Eroͤffnung des Feldzugs war, da die Russi⸗ sche Armee sich auf allen Punkten behauptet, und keinen Schritt von dem bisher gewonnenen Terrain gewichen ist. Vielmehr besorgt man, es könnte ihr gelingen, Varna und Silistria zu erobern, wodurch sie eine Operations-Basis er⸗ halten wurde, die der Position von Schumla gefaͤhrlich wer⸗ den und Hussein-Pascha zwingen koͤnnte, eine offene Feld⸗ schlacht anzunehmen, welche er bis jetzt geflissentlich vermie⸗ den hat. So geeignet der Türkische Soldat zur Verthei⸗ digung von festen Platzen ist, so wenig taugt er im offenen Felde. In allen fruͤheren Kriegen der Pforte mit Rußland und Oesterreich sind die groͤßten und entscheidendsten Feld⸗ schlachten, ungeachtet oft dreifach geringerer Streitkraͤfte, zu Gunsten der Christen ausgefallen. Eigentlich ist daher noch nichts geschehen, was die Aussicht gewaͤhren köoͤnnte, diesen verhaͤngniß vollen Kampf bald beendigt zu sehen. Indessen ver⸗ doppeln die noch hier befindlichen diplomatischen Agenten ihre Anstrengungen, die Pforte zur Nachgiebigkeit zu bewe⸗ gen. Aber der Sultan bleibt unbeweglich, und beharrt dar⸗ auf, daß die Russischen Truppen uͤber die Donau und den Pruth zuruͤckkehren mußten, bevor von Friedensunterhandlun⸗ gen die Rede seyn koͤnne. An die Absendung Bevollmaͤchtig⸗ ter in das Nussische Hauptquartier, um sich in die Erklaͤrung des Russischen Kaisers zu fuͤgen, ist daher eben so wenig zu denken, als an die Theilnahme an den Konferenzen zu Korfu. Die Pforte verlangt, daß die Botschafter nach Konstantino— pel zurückkommen, um uͤber die Griechische Frage zu unter— handeln, und scheint die Besetzung Morea's durch Franzoͤsi⸗ sche Truppen einstweilen ignoriren zu wollen. Wird sie sich aber lange so gefällig zeigen? Die Personen, wesche die Uns terhandlung bei der Pforte leiten, haben den größten An— spruch auf unsere Bewunderung. Nach den Dardanellen sind mehrere Kriegs-Schiffe beordert, die in Kurzem unter Segel gehen werden. Aus Asien hat die Pforte keine er— freulichen Nachrichten; es sind neuerdings frische Truppen gegen den General Paskewitsch aufgebrochen. ; Der Nuͤrnberger Correspondent giebt Folgendes, als Auszug eines Briefs aus Konstantinopel vom 17. Oct.: . „Der Sultan hatte in den letzten Tagen wiederholt er— klaͤrt, daß er sich unverzuͤglich nach Adrianopel begeben wolle, um der Armee des Groößvezirs zu' folgen. Allein der Divan und die Großen des Reichs bieten aus Gründen der hoͤch— sten Staatsinteressen, womit auch der Zustand der Haupt⸗ stadt nach Abgang des Sultans verflochten seyn mag, Alles auf, um eine Abreise des Sultans und seines Hofes nach Adrianbpel zu hintertreiben. Es wurde deshalb ein außer— ordentlicher Divan gehalten und darin der einhellige Be⸗ schluß gefaßt, den Großherrn zu bitten, das Lager von Ra— mis Aschifflik jetzt nicht zu verlassen. Der Mufti überreichte dem Sultan diese Bitte und setzte die Gruͤnde auseinander, die den Divan zu derselben bewogen hätten, worauf Se. Hoh. das Versprechen ertheilt haben soll, seine Abreise bis aufs Fruͤhjahr zu verschieben. Dieser Aufschub hat, wie es

scheint, den Beifall der Masse der Moslims. Vor einigen

Tagen machten eine große Anzahl Ulemas zum ersten Mal ihre Aufwartung in Ramis Tschifflik in ihrer neuen Uniform, die sie sich bis jezt geweigert hatten anzüßziehen. Es machte großes Aufsehen, als sie oͤffentlich mit Feldzeichen erschienen.