1828 / 351 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Der Hesterreichische Beobachter theilt aus dem Uns noch nicht zugekommenen) Blatte des Courrier de Smyrne vom 18. Nov. folgende Nachrichten aus Kanea (Kandien) vom 17. Oet. mit: „Herr Fornetti, Franzoͤsischer

Consiil in diesem Hafen, welcher, seit die Flaggen der drei Maͤchte (in Folge der Vorfälle zu Kandia) eingezogen wor den, als Privatmann hier lebte, hat so eben ein Schreiben von Sr. Exc. dem Herrn Grafen Guilleminot folgenden wesentlichen Inhalts erhalten: „Die drei Botschafter hätten

die zu Kandia statt gefundenen Metzeleien nicht gleichgültig

mit ansehen koͤnnen; demzufolge hatten sie die Admirale auf— gefordert, Maaßregeln gegen die Erneuerung solcher Auftritt: ß ergreifen, und der Englische Adiniral sey von seinen Col— egen beauftragt worden, hieher zu gehen, um einen Waffen“ stillstand zwischen den Griechen und Tuͤrken zu Stande zu bringen.“ Das Schreiben des Votschafters schließt mit der Aufforderung an Herrn Fornetti, sich von Ka— nea zu entfernen, um den Tuͤrken einen ostensiblen Be⸗ weis des Abscheus zu geben, den die Massacren von Kandia den drei Maͤchten eingefloͤßt haben. General Guilleminot fuͤgt hinzu: „Aus dieser Maaßregel duͤrfen Sie keineswegs einen 2 über das künftige Schicksal dieser Insel zie⸗ hen.“ Demzufolge treffen Hr. Fornetti und Hr. Gas— para, sein Kanzler, Anstaiten zur Abreise, und erwarten bloß die Ankunst des Franzöͤsischen Fahrzeuges, welches sie abholen soll. Die Abreise dieser Beamten wird vielleicht die moralische Wirkung, die man davon erwartet, nicht her⸗ vorbringen. Außerdem, daß sie in Bezug auf die Epoche, wo jene Vorfaͤlle statt gefunden haben, etwas zu spat kommt, scheint sie ein unmittelbar gegen die Tuͤrkischen Behörden von Kanea gerichteter Vorwurf zu seyn, während doch gerade hier Ruhe und Ordnung vellkemmen aufrecht erhalten wur— den. Hätte man seinen Unwillen über das greuliche Ereig- niß zu. Kandia an den Tag legen wollen, so hätte man dies immerhin thun mögen, aber zu gleicher Zeit

wäre es billig gewesen, dem Mustapha⸗Pascha (der in Ka⸗

nea commandirt) zu erkennen zu geben, wie viel Vertrauen und Achtung sein Benehmen gegen die christlichen Einwoh— ner eingeflößt habe. Diesen ö. wurde man erreicht ha⸗ zen, wenn man Herrn Fornetti in Kanea gclassen und ihm aufgetragen hätte, dem Statthalter der Insel die , gründe dieses Entschlusses mitzutheilen. Die Maaßregel,

welche man jetzt ergriffen hat, wird unfehlbar die Be ee nf.

und das Mißtrauen der Tuͤrken steigern, indem die revoitir—⸗ ten Griechen dadurch ermuthiget und Hoffnungen bei ihnen uͤber das kuͤnftige Schicksal der Insel erregt werden, die vielleicht gar nicht gegründet sind. In die sem Augenblicke schlagt man sich ig. die beiden Partheien beobachten sich, und scheinen Befehl erhalten zu haben, sich auf Behauptung ihrer Stellungen zu beschränken. Zu Kandia und zu Rer— timo fehlt es den Pascha's, welche dort commandiren, an Truppen, und da sie bloß die Einwohner zur Vertheidigung haben, so sind sie in den Festungen blokirt, aus denen sie sich höoͤchstens auf die Strecke von einer halben Stunde weit her⸗ asswagen durfen. Um Kanea herum ist das Land frei, weil Mustapha⸗Pascha die Griechen auf den Gebirgen hält, von denen sie selten herabzukommen 6 um Incurstonen auf die Ebene zu machen, welche sogleich durch die Cavallerie zurückgetrieben werden. In dieser Gegend werden die In⸗ 1 von dem Baron Reineck commandirt, den der ö. von Griechenland geschickt hat. Baron Reineck at unlängst an Mustapha⸗Pascha geschrieben, daß er, wenn der Pascha sich ruhig verhalte, seiner Seits auch keine Feind— seligkeiten veruͤben wolle; daß binnen Kurzem größere Leute kommen wurden, um die Griechen und Türken durch einen gegenseitig annehmbaren Vertrag zu versöhnen. Man be—

greift nicht recht, was Baron Reineck mit dieser geheimniß⸗

vollen Ankündigung sagen wolle; man vermuthet aber, nach andern Daten, daß die Admirale, welche sich für berufen halten, dem Blutvergießen Einhalt zu thun, und keineswegs inen Anlaß dazu zu geben, hieher kommen werden, um den Frieden auf Grundlagen herzustellen, die geeignet sind, ihn dauerhaft zu machen. So viel ist in jedem Falle gewiß, daß, weng man den Tuͤrken die Mittel läßt, sich zu vertheidigen, die Griechen, ohne sich je der festen Plätze bemächtigen zu können, nur das flache Land plündern und brandschatzen, und 8x endlich, nach vielem Blutvergießen, um ihres eigenen Vortheils willen, genzthiget sehen werden, zum Gehorsam urückzukehren. Der Tie, den sie in diesem Augenblick

/ hren, ist fur die ganze Ausel um so beklagenswerther, als die Erndtz fo schön t, wie man sich seit vielen Jahren nicht erinnert, und alle Einwohner durch ihre Erträgnisse bereichern warde, besonders in einem Augenblicke, wo die Oele auf

evölkerung dieser fruchtbaren

ben Märkten des Mittellaͤndischen Meeres im Preise stiegen sind. Es braucht noch einen Monat, ehe die Oli— zur Lese herabfallen, und wir nähren noch immer die Hoffnung, daß noch früh genug eine lieberein kunft geschlos⸗

sen werden koͤnne, um die Einwohner in den Stand zu sez⸗ zen, die Wohlthaten, die ihnen die Erde im Ueberfluß spen⸗ det, zu genießen, anstatt sie zu vernachlassigen, um sich, gleich wilden Thieren, zu zerreißen. Die gegenwaͤrtige Revolte, zu welcher bei der Gerechtigkeit und Milde der Ver⸗ waltung nicht der mindeste Anlaß vorhanden war, ist erst ausgebrochen, seit die Botschafter sich in Poros versammelt befinden. Dieses Zusammentreffen ist ohne Zweifel nur ein Werk des Zufalls; die Tuͤrken haben jedoch micht ermangelt, einiges Gewicht darauf zu legen, und bictere Bemerkungen aus diesem Aulasse über die Unpartheilichkeit der Mediation anzustellen. Sie sehen ubrigens, daß die Griechen ungehin—⸗ dert Waffen, Munition und Rekruten erhalten, während sie selbst durch die Strenge einer Blokade, die nur gegen sie gerichtet ist, ihren Feinden beinahe wehrlos überliefert werden, und unter solchen Umständen will nan, daß dieses Volk sich nicht zu Auf⸗ wallungen von Wuth und Verzweiflung hinreißen lasse! Vor wenigen Tagen ist eine Griechische . von 8 Ka⸗

nonen in den Hafen von Susa eingelaufen, und unter den

Kanvnen der daselbst vor Anker liegenden Franzöͤsischen Fre⸗ gatte Amphitrite vor Anker gegangen. Der Tommandant des Schlosses hat, auf die Kunde, daß dieses Fahrzeug ein Griechisches sey, dem Commandanten der Fregatte sogleich Vorstellungen machen, und ihm sagen lassen, daß er diese Goelette, wenn er sie nicht zuruckschicke, angreifen lassen werde. Der Franzosische Capitain nahm Ruͤcksicht auf die Beschwerde des Tarlischen Befehlshabers, und beeilte sich,

el Kandia) anlangt, so nn 1. 96 * eilt werden: die erste freien Stuͤ um sich der Erndte zu

. Oesterreichische Beobachter giebt in den Blattern vom 22. und 235. Dec. nachstehende Artikel

„Das Journal des Debats vom 13ten d. M. enthält ein angebliches Schreiben aus Wien vom 2. December, in welchem die lüͤgenhaftesten Gerüchte Über den Zustand der Russischenm Armee enthalten sind, unter andern: „daß bei dem Rückzuge von Silistria 12, 009 Mann Russen die Waf= fen weggeworfen, und sich zu Gefangenen ergeben haben.“ Wir sind bereits mehrerenale in dem Fall gewesen, das Europaäͤische Publikum auf das schändliche Spiel, welches sich gewisse Zeitblätter erlauben, Gerüchte von jeglicher Art, unter der Firma von Privat -Schreiben aus Wien oder von anderen Punkten der Oesterreichlschen Monarchie, auszu⸗ streuen, aufmerksam zu machen. Wir ergreifen diese er⸗ neuerte Gelegenheit, um aufs Bestimmteste zu erklaren, daß der fragliche Artikel nicht aus Wien geflossen In kann, da selbst unter den ungereimtesten Gerichten, welche hier, wie in jeder Hauptstadt, häusig im Umlaufe sind, die obgedachte Fabel keinen Platz gefunden hat.“ m.

„Die Quotidien ne vom 11ten d. M. behauptet, ein Schreiben aus Wien vom 4. December vor Augen zu ha—