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Preußiſche Staats-FZeitung.
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Berlin, Sonntag den 11ten Mai.
1823.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. Des Koͤnigs Majeſtaͤt haben den, mit der Verwaltung
des Salzweſens, zur Provinzial-Steuer-Verwaltung von Pommern, in der Eigenſchaft als Aſſeſſor uͤbergegangenen bisherigen Salz-Comptoir-Director Noͤldechen, zum Regie—
rungs⸗Rath ernannt.
Angekommen: Der Graf von Alhambra, von Leipzig; . Koͤnigl. Franzoͤſiſche außerordentliche Geſandte und bevollmächtigte Miniſter am hieſigen Hofe, Graf d' Agoult, von Paris.
Abgereiſt: Se. Durchlaucht der General der Infan⸗
terie und Gouverneur von Luxemburg, Prinz Ludwig von Heſſen⸗ Homburg, nach Ludwigsluſt; Se. Durchlaucht der Statthalter des Großherzogthums
PoſPen, Fuͤrſt Radziw ill, nach Poſen;
Der Kaiſerl. Ruſſiſche Feldjaͤger Adamow, als Cou⸗
rier nach St. Petersburg.
Zeitungs-Nachrichten. 2 nh,.
Frankreich. V Pairs-Kammer. Sitzung vom 2. Mai. Fort= ſetzung der Berathungen uͤber den Geſetz- Entwurf in Betreff des Fluß-Fiſchfangs. Mehrere Artikel des Entwurfes wur⸗ den, nach einer weitlaͤuftigen Discuſſion, an welcher 16 Ned⸗ ner, worunter auch der Finanz-Miniſter, Theil nahmen, wie— der an die Commiſſion verwieſen. Deputirten-Kammer. Sitzung vom 2. Mai. Zu Anfang derſelben wurden von den neu ernannten Depu⸗ tirten der General Demarçay, Herr Daunou und der Graf Guehenene, nachdem ihre Wahl fuͤr guͤltig befunden worden war, aufgenommen. Die Verſammlung beſchaͤftigte ſich dem⸗ naͤchſt aufs Neue mit dem Geſetz⸗Entwurfe uͤber die Aufer⸗ tigung der Wahl-Liſten, und namentlich mit dem Tten Arti⸗ kel deſſelben (dem 5ten des Entwurfes), welcher nach einer langen, aber voͤllig unerheblichen Discuſſion, mit drei Amen— dements, die von der Commiſſion, Herrn Dumeylet und dem Baron Lepelletier d Aulnay herruͤhren, in folgender Abfaſſung angenommen wurde: ö ö , ö , 7. Die, ſolchergeſtalt von dem Praͤfekten berich- tigte, Liſte wird am 15, Auguſt an dem Hauptorte einer je= den Gemeinde angeſchlagen und in dem Secretagriate der Mairien, Unter-Praͤfekturen und der Praͤfektur niedergelegt, Um daſelbſt allen denen Perſonen, die ſolches verlangen, mit— getheilt zu werden. Sie (die Liſte) giebt bei dem Namen eines jeden einzelnen, im erſten Theile derſelben eingeſchrie— benen, Individuums, die Erhebungs-Bezirke an, wo es, ſowohl feine eigenen als die ihm uͤbertragenen Steuern ent— richtet, ſo wie den Betrag und die Art dieſer Steuern.“ Bei dem Sten Artikel (dem 7ten des Entwurfes), wel— cher von der Notification der in den Liſten vorgenommenen Ausſtreichungen an die betreffenden Individuen handelt, hatte die Commiſſton einen langen Zuſatz in Antrag gebracht. Der Graf von Saint-Aulaire verlangte bei dieſer Gelegen— heit abermals, daß man in dem Geſetze eine Strafe fuͤr die Uebertreter deſſelben feſtſetze; da indeſſen, aͤußerte er, der Miniſter des Innern von den Nachtheilen, welche die Be⸗ fugniß, einen Praͤfekten gerichtlich zu belangen, fuͤr das ganze Land haben wurde, ein ſo ſchreckliches Bild entworfen und
gleichſam mit dem Ende der Welt gedroht habe, ſo ſchlage er vor, ſtatt der Praͤfekten, die General⸗Secretaire fuͤr die Ausſtrei⸗ chungen verantwortlich zu machen, damit jene ihren Amtsgeſchaͤf⸗ ten nicht entzogen wuͤrden, wenn es zwiſchen dem geſtrichenen Waͤhler und der Behoͤrde zur Klage komme; er ſelbſt ſei uͤbrigens Praͤfekt geweſen, und da es nicht in ſeinen Abſich— ten liege, jemals wieder einen ſolchen Poſten zu bekleiden, ſo koͤnne er ſich uͤber die damit verknuͤpften Geſchaͤfte frei ausſprechen; die gedachten Modificationen gingen aber in der That ungleich mehr den General-Secretair, als den Praͤfekten an; wollte man nun jede Straf⸗Beſtimmung weg⸗ fallen laſſen, ſo wuͤrde auch jede Verantwortlichkeit ſchwin—⸗ den; ginge der Klaͤger zum Praͤfekten, ſo wurde dieſer ſa— gen: „es thut mir unendlich leid, aber die Sache iſt in den Buͤreaus vor ſich gegangen, wenden ſie ſich an den General— Secretair;“ und wenn er zu dieſem ginge, ſo wuͤrde es wieder heißen: „ich bedaure herzlich, ich habe aber bloß die Befehle des Praͤfekten befolgt.“ Herr von Bastoulh gab ſein Bedauern daruͤber zu erkennen, daß man noch jetzt ein ſo großes Mißtrauen in die Beamten ſetze. „Wehe dem Volke“ ſagte er, „das in der Beobachtung der Geſetze, nicht von der Liebe zu dieſen Geſetzen ſelbſt und von den Grundſaͤtzen der Moral geleitet wird, und welches ſeine Pflichten nur aus Furcht vor der Strafe beobachtet“. Hr. Benj. Conſtant machte bemerklich, wie die Frage von ei⸗ ner Straf-Beſtimmung voreilig ſei, da es ſich in dieſem Augenblicke nur von dem Vorſchlage des Hn. v. Saint—
Aulaire, daß die Notificationen von dem General-Secretaire ausgehen ſollten, handle; auf jenen Gegenſtand werde die
Kammer bei dem 2. Titel des Geſetzes zuruͤckkommen. Herr von Berbis widerſetzte ſich jenem Vorſchlage, als ungebräuchlich und unpaſſend, da bei jeder Verwal— tung immer der oberſte Chef zur Verantwortung gezogen werden muͤſſe. Hr. Dupin der Aeltere war ebenfalls der Meinung, daß die Notificationen im Namen des Praͤ— fekten geſchehen mußten, da man den General-Secretair fuͤr eine Handlung ſeines Vorgeſetzten nicht verantwortlich machen koͤnne. Der Baron Favard de Langlade erklaͤrte: daß, als der Graf von Saint-Aulaire ſeinen Vorſchlag, mit der ihm zu Gebote ſtehenden großen Beredſamkelt, der Commiſ— ſion mitgetheilt hatte, dieſe ihn Anfangs einſtimmig angenom—⸗ men, am folgenden Tage aber, nach reiflicher Ueberlegung fuͤr unzuläͤſſig befunden habe. Der Marquis von Chauvelin meinte, daß man ſich zwar einer ſeits vor dem Geſpenſte des vorigen Miniſteriums nicht allzuſehr fuͤrchten, andererſeits aber auch den Wähler, welcher, der Verwaltung gegenuͤber nur ein ſchwaches Rohr ſei, vor Stuͤrmen ſchuͤtzen muͤſſe. Der Miniſter des Innern trat den Anſichten des Hrn. Dupin bei und aͤußerte, daß er den von demſelben angefuͤhr⸗ ten vortrefflichen Grunden kaum noch etwas hinzuzufuͤgen habe. Hr. von Saint-Aulaire beſtand gleichwohl auf ſeinem Vorſchlage, welcher indeſſen, als es zur Abſtimmung kam, verworfen wurde. Nicht beſſer erging es zwei anderen Amendements des Hrn. Benj. Conſtant und Kératry; der von der Commiſſion in Antrag gebrachte Zuſatz wurde dage— gen fuͤr zweckmaͤßig befunden, und der Ste Artikel zuletzt, mit dieſem Zuſatze, in folgender Abfaſſung angenommen:
„Art. 8. Die in dem vorigen Artikel angeordnete Pu— blication vertritt die Stelle einer Notification der erfolgten Entſcheidungen an diejenigen Individuen, deren Einſchreibung verfügt worden iſt. Jeder Beſchluß, wodurch eine Aus— ſtreichung verfuͤgt wird, muß Demjenigen, den ſie betrifft, innerhalb 10 Tagen notificirt werden und zwar, wenn die—⸗ ſer in dem Departement nicht anſaͤßig iſt, an demjenigen Wohnorte, den er zur Ausuͤbung ſeiner volitiſchen. Rechte gewahlt hat. Dieſe Notification, ſo wie alle diejenigen, die nach dem gegenwartigen Geſetze ſtatt finden ſollen, erfol⸗ gen in der Art, wie ſolches bisher, nach Artikel 398 des pein⸗