— .
/
Zeitungs⸗Rachrichten.
Ausland. Frankreich. Deputirten⸗Kamm er. 6. 8246 vom 26. Mal begann mit einem Berichte ſöber die Wahl des im De,
parkement der Iſere zum Deputirten ernannten Grafen von Meffrey. Hr. Sappey bezeichnete zwar mehrere Unregel⸗ maͤßigkeiten, welche bei dieſer Gelegenheit in dem 8 den e ,, B nr ee, . ſtatt gefunden haben; dieſes hinderte indeſſen nicht, daß die Wahl des Herrn v. Meffrey
fuͤr gültig anerkannt und derſelbe ſofort aufgenommen wurde;
er nahm ſeinen Platz im rechten Centrum. Hierauf began— nen die Berathungen über die nnr e r Geſetz⸗ Entwurfes, wegen Auslegung der Geſetze nach zwei Caſſations⸗ Urthellen. Der 1ſte Artikel, hinſichtlich deſen kein Amende⸗ ment vorgeſchlagen worden war und kein Redner das Wort begehrt hatte, lautet, wie folgt: 8
Art. 1. Wenn nach Caſſation eines erſten Erkennt, niſſes oder Urtheils in letzter — * das zweite Erkenntniß oder Urtheil, in derſelben Rechtsſache und zwiſchen denſelben
theien, durch dieſelben Rechtsmittel als das erſte ange⸗ ochten wird, ſo entſcheidet der Caſſationshof daruber in der zerſammiung ſämmtlicher Kammern.“
Der 2te Artikel gab zu einer weitläuft igen Discuſſion 2 — Der Text deſſelben lautete im Entwurfe folgender- maaßen: „Wenn der Caſſatlonshof zwel Erkenntniſſe oder Urtheile in letzter Inſtanz, welche in derſelben Rechtsſache und zwiſchen denſelben Partheien erlaſſen und durch dieſel⸗ ben Rechtsmittel angefochten worden ſind, annullirt hat, ſo wird die . der Sache in allen Fallen aufs neue einem Königlichen Gerichtshofe uͤberwieſen. Der Königl. Gerichtshof, bei dem in Folge jener Annullirung die Sache n. gemacht worden iſt, entſcheidet darüber unter Zuſammentritt ſaͤmmtlicher Kammern. Das Erkenntniß, welches derſelbe erlaßt, kann im Wege der Caſſation nicht ferner angefochten werden; es wird aber daruber an den 83 berichtet, um nach deſſen Befehlen zur Auslegung des Geſetzes fernerweitig vorzuſchreiten“. Herr Voyſin kw hatte i-, . 2 , , . wodurch dieſer ganze Artikel und mit ihm zugleich auch das — —— —— 3 er 1 — ; — daß, nachdem das betreffende in i, n , gefochten worden, daruber ſogleich an den König berichtet, mithin der Rechtshandel nicht erſt zuvor noch einem andern Königlichen Gerichtshofe üͤberwieſen werde. Der Graf von Saint ⸗Aulaire widerſetzte ſich dieſem Antrage, da durch die darin verlangte Interpretation des Ge⸗ ſetzes vor dem Schluß⸗Urtheile, die Entſcheidung des Pro⸗ zeſſes nur verzogert wurde; eben ſo unzuläſſig, meinte er aber, ſei auch der Vorſchlag, die Sache einem dritten Kö⸗ niglichen Gerichtshofe zu uͤberweiſen, da ſich mit ziemlicher
Beſtimmtheit vorausſehen laſſe, daß wenn die beiden erſtern
ſich gegen die Anſicht des Caſſationshofes ausgeſprochen ha—⸗ en, e , gleichfalls in 9 Sinne 2 werde; jwar glaube er, daß es ein Mittel gebe, dem Uebel⸗ ſtande abzuhelfen; da er indeſſen kein Juriſt ſei, ſo wage er es nicht, daſſelbe anzugeben, und habe bloß bemerklich ma— chen wollen, daß das vorgelegte Geſetz nicht klar genug ſei, daß aber ein Geſetz vor allen Dingen Jedermann verſtaͤndlich ſein muͤſſe. Hr. v. Ricard trat dagegen zu Gunſten des erwähn⸗ ten Amendements auf. Der Miniſter des Innern äußerte ſich daruber in folgender Art: „Um das Problem, welches uns beſchäͤftigt, zu loͤſen, ſcheint es mir nothwendig den eigentlichen Gegenſtand der Frage näher zu unterſuchen. Wir haben Friedens- Gerichte, Tribunaäle erſter Inſtanz und Ko— nigl. Gerichtshoͤfe, an der Spitze unſerer Gerichts ⸗Verfaſ⸗ ſung aber ſteht der Caſſatlonshof. Wo dieſer glaubt, daß der Text eines Geſetzes verletzt worden iſt, caſſirt er das er⸗ gangene Urtheil und verweiſet die Sach', nach Umſtänden, entweder an einen neuen Königlichen Gerichtshof oder an ein neues Tribunal erſter Inſtanz; im entgegengeſetzten Falle verwirft er das Caſſations⸗Geſuch, ohne ſich übrigens in beiden Fallen auf die weitere Unterſuchung des Prozeſſes ein, zulaſſen. Im erſtern Falle kann aber der zweite Königliche Gerichtshof oder das zweite Tribunal erſter Inſtanz noch⸗ mals in demſelben Sinne wie das Erſtemal, nämlich den An⸗ ichten des Caſſatlonshofes zuwider, entſcheiden. In dieſem Falle eſtimmt das Geſetz, daß der Caſſationshof ſodann bei vereinigten Kammern, die Sache nochmals unterſuche. Wie aber, wenn derſelbe bei ſeiner erſten Anſicht bleibt, und die anderen Ge— richtshöfe dagegen zum Drittenmale daſſelbe, der Meinung
Ende der Sitzungen des Gerichts darbietet, die
des Caſſationshofes widerſtrebende, Urtheil fallen? Sodann
muß man nothwendig zu einer Interpretation des Geſetzes ſeine Zuflucht . 2— ſind wir nun der Meinung ge⸗ weſen, daß in ſoichen Fällen das Interpretations Recht nur demjenigen zuſtehe, von dem zugleich die Geſetzgebung aus⸗ eht, nämlich dem Koͤnige, und es fragt ſich mithin nur noch fen dieſe Interpretation vor dem End- urtheile oder na demſelben ſtatt ſinden? Dieſes . der Gegenſtand des gen Amendements.“ Der Miniſter ſprach ſich hier dem Ent⸗ wurfe gemäß fuͤr die letztere Anſicht aus, indem Zeit dadurch erſpart werde, und es vor Allem die Pflicht des Geſetzgebers ſel, die 16 moͤglichſt — zu verwalten; nach dem ge⸗ dachten Amendement aber muͤßte, wenn der Fall 6. gegen Sache bis nach der Eroͤffnung der nächſten Sitzungen verſchoben b . und der Prozeß wurde dadurch ungebuͤhrlich in die Longe gezogen. Nach dem Miniſter des Innern traten noch Hr. v. Cor⸗ menin für und Hr. Pataille gegen das Amendement auf. Hr. Du pin der Aeltere gab dem Grafen v. Saint⸗ Aulaire inſofern Recht, als das vorliegende Gefetz allerdings noch manche Maͤngel enthalte; indeſſen ſei kein menſchliches Werk ganz frei davon, und wollte man daher erſt alle Faͤlle vorher berechnen, und jeder Möglichkeit eines Zweifels oder einer Ungewlßheit vorbeugen, ſo wurde man zuletzt gar keine Maaßregel der Regierung oder der Geſetzgebung mehr zu Stande bringen koͤnnen. Das oblge Amendement des Hrn. Voyſin de Gartempe wurde hierauf mit ſtarker Stimmen Mehrheit verworfen; nicht beſſer erging es zweien anderen Vorſchlaͤgen der Herren von Cambon und Daunant. Ein. viertes Amendement des Herrn Jacquinot de Pampelune wurde, obgleich der Großſiegelbewahrer ſich demſelben nache drücklich widerſetzte, auf den Antrag des Hrn. Dupin der betreffenden Commiſſion zur Prüfung überwieſen. (Wir werden morgen darauf zurückkommen.) Am Schluſſe der Sitzung kuͤndigte der Präſident noch für den folgenden Tag 4 neue Geſetz- Entwuͤrfe von örtlichem Intereſſe an; er bemerkte fas es, wie die Kammer heute erſt um halb 3 Uhr volljähllg genug geweſen ware, um abſtimmen ju kön= nen; ein bean he ſchienen zu fuͤrchten, daß die Sitzun⸗ gen ſich ſehr in die a ziehen möchten, doch hinge es von der Kammer ſelbſt ab, die Dauer derſelben wenigſtens . te m r en J. ſie täglich um Punkt 1 Uhr zuſammen und erſt um 6 Ühr trennt.. . 86, ,. n dem Eourrter 26. lieſt man ein z der den gegenwärtigen Krieg jzwiſchen Rußland und der Türkei, worin es unter Andern heißt: „Die Nach richten aus dem Orient verkuͤnden noch keine großen Ereig⸗ niſſe, aber man kann doch aus ihnen auf den Gang des eben begonnenen Krieges ſchließen. Die Pforte hat ſich in ihrem Manifeſte gluͤcklich geprieſen, dle verſchledenen Cabinette durch 3 Unterhandlungen ſo lange hingehalten zu haben, bis ſie ihre Kriegs⸗Ruͤſtungen beendigt hatte. Dieſe Ruͤſtungen er⸗ kennt man ſchon jetzt als durchaus ungenügend an; 30, 009 Mann in Ruſtſchuk, So, 00 in Adrianopel, 100, 000 zur Ver, theidigung Konſtantinopels, wovon doch eigentlich nur 25, 090 unter den Waffen ſind, ſollen dem Ruſſiſchen Heere die Spitze bieten. Die Türken ſind ihren furchtbaren Feinden nicht einmal an Zahl überlegen und die neun angenommene, noch ſehr unvolllkommene Organiſation des Heeres, kann die ehemalige Janitſcharen Milz, die, obgleich ſie in der letztern Zeit an Anſehen gar ſehr verloren hatte, doch immer no einen Kern der Armee bildete, in keiner Art erſetzen. Au verkündigt ſchon die erſt⸗ 3 des Feldzuges deſſen Schwäche und Muthloſigkeit. Die Laeken, die ſonſt jeden nur irgend feſten Platz init der größten Hartnäckigkeit zu ver= theidigen pflegten, haben Gallaz ohne Schwertſtreich verlaſ⸗ ſen, was werden ſie erſt thun wenn eine Niederlage . Schreck vermehrt haben wird?. Es iſt leicht möglich, 2 die Annäherung der Ruſſen oder ein von here erſochtener Sieg einen Aufſtand herbeiführt, der dem Sultan gefährlich werden kann; würde aber, Venn Mah— mut fiele, der Ruſſiſche Kaiſer bei den mn Manifeſte ge— machten Forderungen ſtehen bleiben? Nichts iſt minder wahrſcheinlich. Im Ruſſiſchen Manifeſte findet ſich folgende Stelle: „Der Krieg, der durch die gebieteriſche Nothwen⸗ digkeit herbeigeführt wird, dem Handel auf dem ſchwarzen Meere und der Schifffahrt durch den Bosporus elne känf— tig unverletzliche Freiheit zu ſichern, wird auf die Erreichung dieſes, fuͤr alle Staaten Europas gleich wichtigen Zweckes gerichtet fein.“ Dleſe Worte ſind klar und bedrutungsvoiſ
So lange die beabſichtigte Handels, Frelhelt nur auf Verrrä= gen berüht, die mit den Tuͤrken als Herren des Bosporus
abgeſchleſſen worden ſind, würde ſie nicht unverleßlich ſein, da die Pferte, je nachdem ſie dieſe Verträge auslegt oder deren Vollziehung verweigert, jener Handels, Freiheit nach