ſchallen; und wenn man vollends bedenkt, daß das Uebel täglich zunimmt, und daß, ungeachtet der ſtets wachſenden Forderun⸗ gen, man ſich doch noch zu dem traurigen Geſtaͤndniſſe genoͤthigt ſieht, daß die Staats⸗Verwaltung aberall vernachläßigt wird, daß die Vollendung der Kanäle und der traurige Zuſtand unferer Landſtraßen, — ein Gegenſtand, der Schande fuͤr eine große und reiche Monarchie, — die kuͤnftigen Budgets aufs neue zu belaſten drohen; wenn man bedenkt, daß unſere feſten Platze ſchlecht unterhalten ſind, während unſere Nach⸗ baren ihre Graͤnzen mit einer doppelten Linie von Feſtungen verſehen, welcher wahre Vaterlandsfreund würde da nicht einen tiefen Schmerz empfinden und einen betruͤbten Blick auf jenen Abgrund werfen, welcher alle Erzeugniſſe des Volks⸗Reichthums zu verſchlingen droht?“ Nach dieſer Ein⸗ leitung beleuchtete der Redner die verſchiedenen Ausgaben der Miniſterien und verlangte Erſparniſſe in allen Zweigen der Verwaltung. Der Kriegs⸗Miniſter gab einige Auf⸗ ſchluͤffe uͤber die Ausgaben ſeines Miniſteriums und bemi'hte ſich namentlich die von dem General Gerard in der Sitzung vom 20ſten angeführten Thatſachen zu widerlegen; die Garde bilde nicht den fuͤnften, ſondern hoͤchſtens den achten Theil der ganzen Armee, und der Vergleich, den man zwi⸗ ſchen den Garde⸗ und Schweijer⸗ Regimentern aufgeſtellt habe, ſei ſchon in ſofern ganz irrig, als dieſe fuͤnfhun⸗ dert Mann mehr zählten als jene. Der General la Lafayette warf zuvorderſt einen Blick auf den gegenwar⸗ tigen geſellſchaftlichen Zuſtand in Frankreich, und wies auf die Vortheile hin, die aus der Revolution fuͤr denſelben ent⸗ ſprungen ſind; er war indeſſen der Meinung, daß, während bie Nationen vorwaͤrts ſchritten, die Regierungen beſtandig uruͤckzugehen ſtrebten. Zum Beweiſe fuhrte er den großen ke n der Landes⸗Verwaltung, die zahlloſen Beamten, das Centraliſations⸗ Syſtem, den Ueberfluß an Generalen und Seneralſtäben, den Mangel an Soldaten, und den Um⸗ ſtand an, daß eine Nation, die fruͤher ganz und gar unter den Waffen geſtanden habe, jetzt desorganſirt und entwaffnet wie ein beſiegtes Volk daſtehe; hiezu komme noch die oͤffent⸗ liche Schuld, die ſeit den letzten 13 Jabren bedeutend ange⸗ wachſen ſei, und eine übermäßige Civil⸗Liſte. Die Koſten für das peinliche Gericht gaben dem Redner Anlaß, aber⸗ mals den Wunſch zu äußern, daß die Todesſtrafe und das Brandmarken gänzlich abgeſchafft werden möchten. Nachdem derſelbe dem Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten ei⸗ nige Rathſchläͤge ertheilt hatte, kam er auf die, wie er ſich äußerte, ungluͤckliche und ſtrafbare Expedition in Spanien zu ſpre⸗ chen, und wandte ſich von dort zu den neuen Amerikaniſchen Staa⸗ ten. „Wie kann Frankreich“ fragte er „die Verblendung ſo welt treiben, daß es ſich, ungeachtet des Undanks, den es in Spanien eingeerndtet hat, hartnäckig weigert, die Unabhan⸗ igkeit jener Staaten anzuerkennen?“ Hierauf ging der dr ur zu dem oͤffentlichen Unterrichte über, und lobte es, daß man denſelben von dem Departement des Cultus ge⸗ trennt habe; er fand indeſſen, daß auf dieſen Gegenſtand, namentlich auf den Elementar- Unterricht, nicht genug ver. wendet würde, meinte, daß elne Summe von 5 Millionen dafuͤr nicht zu hoch ſein möchte, und verlangte, daß man in dem nächſten Jahre das öffentliche Unterrichts-⸗Weſen ganz neu organiſire. In Betreff des Kriegs Miniſterlums berie ſich der Redner auf dasjenige, was der erfahrene General Gérard über dieſen Gegenſtand bereits gefagt habe. Dle Ausgaben des See⸗Miniſteriums gaben ihm Anlaß über den Sclavenhaudel ju ſprechen, zu deſſen gänzlicher Unterdrk⸗ kung er den Vorſchlag machte, dieſes ſchimpfliche Ge⸗ werbe der Seeraͤuberei gleich zu ſtellen, wie ſolches bereits in den Vereinigten Staaten und in England der Fall ſei. Ueber die Ausgaben des Finan; / Miniſterlums wollte der Marquis von Lafayette, wie er ſich äußerte, der Meinung nicht vorgreifen, welche an einem gelegeneren Orte von einigen ſeiner Collegen, die mit dem Gegenſtande vertrauter als er waren, abgegeben werden wurde. Der Sere⸗Miniſter trat zur Widerlegung des vorigen Redners um zweiten Male auf. Es ſei, meinte er, auf Frankreichs
ednerbuͤhne wohl eben nicht paſſend, die Behauptung auf⸗ zuſtellen, daß, während die Nationen vorwärts gingen, die Regierungen zuruͤcł ſchritten. Letzteres ließe ſich von der Franzöſiſchen Regierung gewiß nicht ſagen; ebenſo habe Hr. v. Lafayette geäußert, Frankreich ſtehe entwaffnet, wie ein erobertes Land, da; wie faſch dieſe Anſicht ſei, würde ſich bald zeigen, wenn Frankreich angegriffen werden ſollte; kein Franzoſe wurde ſodann zurückbleiben, um zur Vertheidigung des Baterlandes die Waffen zu ergreifen. Von dem Spa— niſchen Kriege habe der vorige Redner behauptet, daß er eine unglückliche Expedition geweſen ſei. Hier wurde der Miniſter von einer Stimme zur Rechten mit der Bemerkung,
unterbrochen: Man habe ſich ſogar des Ansdrucks ſtrafbar bedient; „man hätte ſagen ſollen: ſchändlich“ fügte Hr. von Corcelles hinzu; „Meine Herren äußerte Herr Hyde de Neuville, „man maß uͤber dieſe Expeditlen denken, wir man will; aber man ſollte doch nicht vergeſſen, daß ſie auf Befehl des Königs von Frankreich ſtatt gefunden, daß ſie einen Bourbon mit Ruhm bedeckt, den andern be⸗ freit hat; uns vor allen iſt es vielleicht erlaubt, hieran zu erin⸗ nern, da unſere Meinung ſchon damals war, daß, wenn Soldaten ſich empoͤrten, wäre es auch, um dem Evangelium den Sieg zuzuwenden, man ſie nichts deſtoweniger bekämpfen müßte, weil das Gute niemals aus dem Boͤſen entſpringen könnte. (Stimme zur Rechten; Hierdurch wird die Junta zu Porto verdammt! Wir ſind auch heute dieſer Meinung noch, und glauben, daß es eben ſo wenig erlaubt ſei, ſich gegen einen rechtmäßigen König, der eine Tharte verweigert, aufzulehnen, als gegen einen rechtmäßigen König, der eine ſolche bewilligt hat. Wir haben geglaubt, daß es unſere Pflicht ſei, dieſe Bemerkung zu machen, damit man wohl wiſſe, daß, wenn es hier Perſonen giebt, welche die Spanlſche Expeditlon verdammen, (Mehrere Stim⸗ men zur Linken: Ja, es war ein ſchändlicher Krieg!) es deren auch giebt — und ich gehöre mit darun⸗ ter — die aufs neue dazu rathen würden, wenn der Konig von Spanien in Madrid gefangen ſein ſollte.“ Hr. Jars, ſo wie der Graf du Monecel und der Gene⸗ ral Lafont, ſprachen über die Ausgaben des Kriegs-⸗Mini— ſterlums, und die beiden Letzteren beſtritten namentlich Das⸗ jenige, was der General Gérard früher uber die General⸗ Stäbe, die Garde, und die Schwelzer⸗Regimenter geäußert hatte. Der Baron Lepelletier d Aulnay ließ ſich da— gegen hauptſaächlich uͤber das Miniſterium des Innern aus. Am Schluſſe der Sitzung wurde dem Praͤſidenten berichtet, daß nach der erſten Rede des See-Miniſters von einer der Zuhdrer⸗ Tribunen herab, Beifall erſcholleu ſei; er erklärte, daß er, wenn dies noch einmal geſchehe, die Tribune, in weicher man die Achtung gegen die Kammer verletzt habe, ſofort werde raͤumen laſſen, da ein jeder lauter Tadel oder Beifall den Tribunen ſtreng verboten ſei. Nachdem noch der General Sebaſtigni uber die Waffen⸗ und Pulver- Fabri⸗ cation geſprochen hatte, wurde die Diseuſſion geſchloſſen. Am folgenden Tage erwartete man, daß der Berſchterſtatter ſein Reèſum sé machen wurde.
Paris, 25. Juni. Das Journal des Debats macht darauf aufmerkſam, daß die Parthei des vorigen Miniſte⸗ riums in der obigen Sitzung der Pairs⸗ Kammer unter Ans fuͤhrung der Herren v. Villele und Corbiere nicht glücklicher geweſen iſt, als am verfloſſenen Sonnabende unter Hrn. v. Peyronnet, obgleich diesmal nicht von einem Artikel, ſon⸗ dern von einem bloßen Amendement dazu die Rede Jeweſen ſei; man duͤrfe, meint jenes Blatt, jetzt mit ziemlicher Ge⸗ wißhelt auf die Annahme des Wahlliſten / Geſetz Entwurfes rechnen.
Der Meſſager des Chambres giebt eine Ueberſicht deſſen was das neue Miniſterium in dem Verlauf der funf Monate ſeiner Verwaltung, fur die Befeſtigung des Throns und die Ausführung der Eharte gethan hat: „Nach ſo vielen wich⸗ tigen Berathungen,“ ſagt dieſes Blatt, „welche ſeit mehre⸗ ren‚n Monaten in beiden Kammern ſtatt gefunden und dem Lande die tröͤſtende Gewißheit gegeben haben, daß die re⸗ präſentatlve Regierung nicht ein eitles Spiel, ſondern das getreue Abbild des geſellſchaftlichen Zuſtandes iſt, wird es uns erlaubt ſein, zwei allgemeine Thatſachen ſeſt zu ſtellen, welche fur die Bewahrer der Macht wie füt die Organe der offentlichen Melnung gleich ehrenvoll ſind. Die einen haben ihren einmal angenommenen Charakter behauptet, die andern alle ihre Pflichten erwogen und erfüllt. Das neue Mini⸗ ſterium konnte Anfangs nur Verſprechungen geben, aber, was es verſprach, war zu gleicher Zeit der Wunſch eines durch alle Arten von Despotismus ermüdeten Volkes; was es verſprach, war die geſetzlche Ordnung, und eine groß. herjige Nation vertraute ſeinem Worte. Jeden Tag hat das Miniſterium eine Verpflichtung erfuͤllt, und eine ſeiner freiwillig gemachten Schulden abgetragen. Das reß⸗Geſetz,⸗ ungeachtet des mehr ſebhaften als gegruͤndeten Tadels, den es erfahren, hat eine wahrhafte geſeßliche Ordnung in die Eirculation der Gedanken gebracht, ohne Beſchränkung, ohne Monopol, aber nicht ohne Garantie. Das Wahlgeſet macht end⸗ ſich achtjährigen Klagen ein Ende, und iſt eine Quelle der Si⸗ cherheit fuͤr die Burger und der Wurde für die Beamten der Verwaltung. Die beiden Verordnungen aber die geiſt⸗ lichen Schulen haben die Erfuͤllung der in der Thronrede gemachten Verſprechungen vollendet. Dies iſt die erſte
hatſache, die nicht allen Zelten gemein iſt, daß nämlich die
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