; Frankreich.
Deputirten-Kamm er. In der Sitzung vom 6. 2 begannen die Berathungen über das Budget des andels⸗Miniſterinms. Der Graf von St. Crieg beſtieg vorweg zur Vertheidigung deſſelben die Rednerbuͤhne. „Ar⸗ beit und Production“, ſo außerte ſich derſelbe, „dieſe vor—⸗ nehmſten Quellen des Volks⸗Reichthums haben ſich, Dank der Reſtauration, dem Frieden, der Verfaſſung, dem Staats. Credite, ſo wie der Thätigkeit und dem Erfindungsgeiſte der Nation, weſentlich entwickelt, und hieraus muß man minde— ſtens ſchließen, daß unſere Geſetzgebung ihnen nicht hinder⸗ lich geweſen iſt. Nichtsdeſtoweniger ſind von gewiſſen Klaſ⸗ ſen von Producenten lebhafte Klagen über unſere Zoll- Tarifs erhoben worden. Wir wollen daher unterſuchen, in wie fern die Schuld an dieſen Tarifs ſelbſt liegt, denn es kann ſehr wohl geſchehen, ja es geſchieht ſogar in der Regel, daß wäh⸗ rend ein Tarif das Intereſſe des Einen fördert, er dem In= tereſſe des Andern ſchadet; der beſte Tarif wuͤrde ohne Zwei⸗ el der ſeyn, welcher allen gleich guͤnſtig wäre, aber ich rchte ſehr, daß ein ſolches Problem noch lange unauflöͤs— lich bleiben wird. Niemand beklagt ſich, daß er an dem Pro— duciren gehindert werde, und dies will ſchon etwas ſagen; aber Viele klagen, daß ſie gar nicht, oder daß ſie zu wohl— feil verkaufen. Dies iſt allerdings ein Uebel; aber ſteht die Abhelfung deſſelben bei uns? Allerdings, wenn iſtens der niedrige — die Folge einer Concurrenz des fremden Mark, tes mit dem unſrigen iſt; denn es hängt alsdann von uns ab, uns dieſen letzteren zu ſichern, oder wenn 2tens wir fuͤr unſere Erzeugniſſe auf fremden Markten einen vorthellhafte⸗ ren r Inlande finden, und uns dieſen Abfatz durch die Erleichterung der Einfuhr vom Auslande verſchaf⸗ 6 können.“ Nachdem der Redner hier in erſterer Bezie= ung zu beweiſen geſucht, daß es nur ſehr wenige Handels *. gebe, von denen ſich behaupten laſſe, daß deren Ein⸗ ah den Verkauf derſelben inlaͤndiſchen Artikel hemme, be euchtete er die andere Frage, ob naͤmlich durch eine freiere Zulaſſun * Erzeugniſſe Frankreich fur ein ſolches Zu—⸗ ne n m Auslande eine hinlängliche Entſchädigung ſin—⸗ den wurde. „Wie läßt ſich ſolches annehmen,“ fragte er, „wenn der Werth unſerer Erzeugniſſe überall den der an⸗ dern Europäiſchen Staaten überſteigt? Welches Land wird unſer Getr ſtatt des Getreides und der
eide Polens
8. h ꝛ oder ern —ᷣ 33 9 e Rußland a, . nern, . eg. r
panien, Preußen und Mähren; unſer Vieh, ſo lange Deutſchland und die Niederlande; unſere currenten Tuche, ſo lange England, die Niederlande und Deutſchland; unſere Linnen, ſo lange Irland und die Niederlande; unſere baum wollenen 2e, ſo lange England und die Schweiz derglei⸗ chen liefern? Dagegen haben wir aber immer jwei reiche Producte, welche auf keinem Markte der Welt die Concur⸗ renz des Auslandes zu befürchten haben, nämlich unſere Seide und unſere Weine. Was den erſtern Artikel anbe⸗ trifft, deſſen Ausfuhr mit jedem Jahre zunimmt, ſo verſpricht die Vorzuglichkrit unſerer Seidenſtoffe, ſo wie deren geringe, Beſteurung in allen Ländern Europas, mit einziger Aus— nahme Englands, wo dieſelben ſo gut als verboten ſind, ih= nen einen immerwährenden Abſatz. Es bliebe ſonach nur der Wein uͤbrig, fuͤr welchen ſich durch Zugeſtändniſſe allen falls ein vermehrter Abſatz im Auslande erwarten ließe.“ Der Miniſter . ſehr ausführliche Betrachtungen uͤber den Weinbau, die Weinſteuer und die Ausfuhr dieſes Artikels nach den verſchiedenen Europäiſchen Staaten an; er unterſuchte hierauf einige andere Beſtimmungen des Zoll ⸗Ta⸗ rifs, namentlich diejenigen, welche ſich auf fremdes Eiſen, Wolle und Zucker beziehen, und behielt ſich vor, ber die Frage, ob es nicht angemeſſen ſey, auf einige Einfuhr⸗Verbote, namentlich auf das von wollenen Stoffen, ö verzichten, der Kammer im nächſten Jahre ausführlichere Mitthellungen zu machen. — Nach dem Handels- Miniſter, deſſen Rede von der Verſamm⸗ lung mit ungetheiltem Beifalle aufgenommen wurde, berührte der Graf v. Hareourt im Allgemeinen die finanzielle Lage des Landes. Der Finanz⸗Miniſter, deſſen Rechtlichkeit Je⸗ dermann kenne habe die Sitzung mit der Erklärung eröff⸗ net, daß ein Deficit von 299 Millionen vorhanden ſey. Ueber dieſen Ausdruck höchlich aufgebracht, hatten einige Mirglieder der Kammer damals einen Ausfall daraus ge, macht, und darauf geglaubt, daß eine ſolche Namens- Ver, än 4 nunmehr die Steuerpflichtigen v5llig beruhigen müſſe; ſpäter habe man gement, daß die Spaniſche Schuld eben ſo cher ſey, als ob der Betrag derfelben in den Faſſen liege. ermann verlange Sparſamkeit; man habe berechv net, daß ſeit der Eroffnung der Kammer 1209 Reden ber
widerfahren;
den wenn n hätte, nach 83 gewirkt zu haben, die Ausgaben mit der Einnahme in Ein⸗
dieſen Segenſtand in derſelben gehalten worden ſind, und
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nachdem endlich eine Commiſſion von 18 Mitgliedern, wor⸗ unter 8 Gelehrte und 10 Finanziers zur Herbeifuͤhrung die⸗ ſer Sparſamkeit ernannt worden, beſchränke die ganze von derſelben in Antrag gebrachte Erſparniß ſich auf 11 Millio= nen. „Sie werden geſtehen, meine Herren,“ fuͤgte der Red⸗ ner hinzu, „daß dies ungefähr die Fabel von dem Berge iſt, der eine Maus gebar. Daß Diejenigen, welche von dem Budget leben, ein ſolches Reſultat mit trockenen Augen be⸗ trachten, iſt leicht erklaäͤrlich, aber Denen, die es bezahlen müſſen, hat es Thränen gekoſtet. Wozu überhaupt ein Handels-Miniſterium? Wir haben Zeiten gehabt, wo unſer Handel ſich in dem blühendſten Zuſtande befand und keinen Miniſter an ſeiner Spitz- hatte. Der Handel bedarf bloß des Schutzes und der Sicherheit. Fragen Sie die Herren Rothſchild, ob ſie eines Handels— Miniſters bedurft haben, um von ihm zu lernen, wie man ſich bereichere (Gelächter)ẽ Wenn man vor jwei Jahren den vornehmſten Kaufleuten der Hauptſtadt den von ihnen begehrten freien 522 nach Amerika geſtattet hätte, ſo würde man dadurch ihr Intereſſe bei weitem mehr gefördert haben, als durch die koſtſpielige Einführung eines neuen Mi— niſteriums, wodurch der * nicht beſchuͤtzt, ſondern nur viel Papier verſchrleben wird. Dieſes iſt auch der Fall mit den Manufaetur Räthen; als Herr Ternaux, als lied eines ſolchen, wirklich gute Rathſchläge erthellte, aber immer ſehen mußte, daß dieſelben nicht lgt wurden, zog er es zuletzt vor, ſich ganz zurückzuzlehen, um nicht in den Car—= tons eines Commis lebendig begraben zu werden. Glauben Sie mir, m. H., der Handel iſt heutiges Tages kein Kind mehr, das noch des Gaängelbandes bedarf. Was heißt üͤber⸗ haupt ein Handels / Miniſterium ohne Ackerbau, ohne Ge⸗ ſtuͤte, ohne Zoͤlle, ohne Conſuln, das weder auf den innern noch auf den aͤußern Handel den mindeſten Einfluß, ſondern höchſtens nur die Befugniß hat, Geſetze zu machen? Ich laſſe dem gegenwartigen Miniſter alle Gerechtigkeit ſeine Talente und ſeine Geſchäfts⸗Er⸗ fahrung werden ihm ſtets einen ausgezeichneten Platz unter den Staatsmäͤnnern einräumen; was nuͤtzen aber die beſten Abſichten von der Welt, wo ſo viele Schwierigkeiten zu bekämpfen ſind? Bei dem gegenwärtigen Zuſtande unſe— rer Finanzen müſſen wir in Betreff der en unerbitt⸗ ich leon. Was mich anbetrifft, ſo würde ich wenigſtens nie haben, M 7 * n 89 nicht das klang zu bringen. Es handelt ſich hier nicht von Jeſuſten oder von Preßvergehen, ſondern bloß darum, u Aus⸗ gaben abzuſchaffen, und ich ſtimme ſonach fuͤr die Abſetzung des ganzen erſten Kapſtels des Budgets des 2 ſteriums.“ Hr. Syrieys de Mayrlinhac ſuchte den Nutzen dieſes Miniſteriums fuͤr den Handel und die Manufacture zu beweiſen, und widerſetzte ſich dem von einigen Mitglie⸗ dern der Commiſſion geäußerten Wunſche: Alles, was den. Ackerbau betrifft, von dem Miniſterium des Innern zu tren⸗ nen und zu dem Handels Miniſterium zu ſchlagen. Hr. Vov er d Argen ſon trat den Anſichten des Hrn. v. Harcourt bei; ſeine Aeußerung, daß die Mehrzahl der Steuerpflichtigen Männern gleiche, die zu Zwangs Arbeiten verurtheilt ſind, veranlaßte einiges Murren zur rechten Seite. Der Redner verlangte zuletzt, daß man die ganze Summe der 2, 400, 09 Fr., die far das Handels ⸗Miniſterium gefordert wird, mit Ausnahme derjenigen 3 Fr. abſee welche für das Conſervato⸗ rium der Künſte und die Kunſt- und Gewerbſchulen beſtimmt ſind. Hr. J. Lefebvre lobte dagegen die Einführung eines Handels, Miniſteriums, und gab den Wunſch zu erkennen, daß die Zoll⸗Tarifs im Allgemeinen ermäßigt werden möch—⸗ ten. Nachdem noch der Handels Min iſt er ſelbſt die von den verſchiedenen Rednern gemachten Einwendungen wider, legt hatte, wurde die affen, ir , ,. man beſchaf⸗ tigte ſich mit den einzelnen Artikeln des Vudgets. Das Ge— halt des Minſſters wurde von 159 auf 120, 9 Je. und das des Bureau, Perſonals von 272, 000 auf 232.100 Fr. herab- geſetzt. Hr. Pelet verlangte, daß man eine Summe von 4,000 Ft. an Veſoldungen und Reiſekeſten der Agenten in den Departements , ſtreiche, und 86 trat die ſem Antrage bei. dandel er gab ſich alle Mähe, die Nüellchkeit jener Beamten z beweſſen; als indeſſen nach zwei 2 Abſtlmmugs⸗ erſuchen bie Kugelwahl über den Vorſchlag entſchelden mußte, wurde derſelbe nichts deſtowenlger mit 182 gegen 126 Stimmen angenommen. Der Graf Gaetan von la
Rochefoucauld hielt blerauf eine weitläuftige Rede über das Conſervatorium der Künſte und die Gewerbeſchulen zu Chalons und Angers, bei welcher Gelegenheſt er ſich in einen
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